Betrieb und Gewerkschaft

ÖGB aufwecken

Wir brauchen kämpferische und demokratische Gewerkschaften für den Widerstand gegen Schwarz-Blau
Christoph Glanninger, aktiv bei „Sozial aber nicht blöd“ und der BerufschülerInnenvereinigung

Von 12.-14. Juni findet der ÖGB-Kongress statt. Vor dem Hintergrund der FPÖVP-Regierung ist dieser Kongress wichtiger als sonst. Er muss genutzt werden, um die Gewerkschaftsbewegung zur Verteidigung unserer Rechte und gegen die Angriffe der Regierung zu mobilisieren. Doch der künftige ÖGB-Vorsitzende Wolfang Katzian meint, dass er „lieber zum Heurigen als auf die Barrikaden“ geht. Das zeigt, dass die Gewerkschaftsspitze sich nicht auf Widerstand vorbereitet, sondern wieder auf verhandeln setzt – obwohl längst klar ist, dass das die Angriffe nicht stoppt.

Aber wir können uns Abwarten nicht länger leisten. Während die Regierung Angriffe auf unsere Rechte vorbereitet, nutzen die Bosse den Rückenwind, um auf betrieblicher Ebene in die Offensive zu gehen. Wir müssen als Gewerkschaftsbasis selber Druck von unten aufbauen.

Gemeinsam mit anderen planen SLP-AktivistInnen eine Kampagne hin zum ÖGB-Kongress. Wir wissen um die Zahnlosigkeit der ÖGB-Strukturen, doch ist das eine Möglichkeit, gemeinsam und laut für gewerkschaftlichen Widerstand aufzutreten. Wir wollen gewerkschaftliche Basisinitiativen, kämpferische BetriebsrätInnen, aktive Beschäftigte, aber auch antirassistische und feministische Initiativen zusammenbringen, um am Kongress ein deutliches Zeichen für einen Kurswechsel des ÖGB zu setzen - und als Ansatzpunkt für die Organisierung einer kämpferischen Gewerkschaftsbasis.

Dazu werden wir im Vorfeld, aber auch während des Kongresses Unterstützung für eine Resolution sammeln, die zu entschlossenem Widerstand gegen die Offensive von Regierung und Unternehmen aufruft.

Dafür schlagen wir folgende erste Schritte vor:

  • Gemeinsame Versammlungen aller betroffenen ArbeitnehmerInnen, um über die drohenden Angriffe zu diskutieren

  • Österreichweite BetriebsrätInnen - und AktivistInnenkonferenz, um gemeinsame Aktionen zu beraten und zu beschließen.

  • Ein Österreichweiter Aktions -und Streiktag bis zum Ende 2018 als ersten Schritt, um die Angriffe auf die ArbeitnehmerInnen abzuwehren

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Schwarz-Blau gegen Lehrlingsrechte

Stefan Gredler, Lehrling

Die neue Regierung zeigt immer offensichtlicher ihre arbeiterfeindliche Maske (12-Stundentag, Angriff auf AK, Schwächung von Kollektivverträgen...). Auch die Rechte von Lehrlingen sollen eingeschränkt werden – der Jugendvertrauensrat (JVR) soll abgeschafft, das Wahlalter für Betriebsräte auf 16 gesenkt werden. Das würde bedeuten, dass 15-jährigen Lehrlingen ihr Wahlrecht geraubt wird und die Jugend im Betrieb ihre eigene Stimme verliert. Wie bei allen kommenden Verschlechterungen gilt es, nicht kritiklos den Ist-Zustand zu verteidigen, sondern dabei auch bestehende Errungenschaften zu verändern und zu verbessern. Der JVR ist grundsätzlich wichtig, damit Lehrlingsrechte eingehalten werden. Oft, vor allem in Großbetrieben mit hoher gewerkschaftlicher Organisierung, ist er aber sehr weit von den Jugendlichen entfernt und oft keine Vertrauensperson. In vielen (meistens kleineren) Betrieben gibt es gar keine JVR – das führt dann oft zu schlechterer Ausbildung, Schikane, unbezahlten Überstunden und ausbildungsfremden Tätigkeiten.

Wenn die Regierung die arbeitende Jugend angreifen will, muss sich diese wehren. Um den JVR zu verteidigen, braucht es mehr als nur die derzeitigen JVR selbst, die auf die Barrikaden gehen, sondern auch die zu vertretenden Lehrlinge. Viele Lehrlinge wissen gar nicht, was dieser Angriff bedeutet – ein Ergebnis der Stellvertretungs- und entpolitiserten Party-Politik von ÖGJ. Es braucht also eine breite und kämpferische Kampagne, die dazu führt, dass JVR und Gewerkschaftsjugend zu aktiven Körperschaften werden, die in engem Kontakt mit Lehrlingen stehen und diese aktiv einbinden. Eine solche Kampagne kann durch Aktionskomittees in Lehrwerkstätten, branchenübergreifende Treffen von Lehrlingen, gemeinsame Demonstrationen bis hin zu Lehrlingsstreiks soviel Kraft entwickeln, um die schwarzblauen Angriffe zu stoppen. Und gleichzeitig könnten dadurch offensive Forderungen nach höheren Lehrlingsentschädigungen, Arbeitszeitverkürzung, mehr Berufsschulzeit (für zB Sportunterricht), bessere Ausbildung, Übernahmegarantie, etc.. aufgestellt und erkämpft werden. Wenn die Regierung Lehrlingsrechte abschaffen will, dann müssen wir die Regierung abschaffen!

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Bestätigung für kämpferische und demokratische Betriebsratsliste

Irene Mötzl,

Betriebsrätin beim Wohnservice Wien

über die Wiederwahl der Betriebsratsliste:

Das Geheimnis eures Erfolges?

Nach gut sieben Jahren be-wsw Betriebsarbeit ist es für unsere KollegInnen selbstverständlich, dass sie über alles informiert werden und in Form von Mehrheitsentscheidungen selbst bestimmen, was in ihrem Namen passiert, z.B. bei Betriebsvereinbarungen oder bei KV-Verhandlungen.

Ihr seid eine Liste von v.a Frauen und greift viele Themen auf.

Unsere Liste besteht aktuell aus über 80% Frauen bei ungefähr 2/3 Frauenanteil im Unternehmen. Es gibt auch viele individuelle Beratungen und wir arbeiten dabei immer absolut vertraulich und sagen auch ehrlich, wo und wie wir unterstützen können.

Allgemeine politische und innerbetriebliche Themen sind oft nicht voneinander zu trennen, denn sie wirken sich direkt auf Arbeits- und Lebensbedingungen aus. Wenn die Regierung den 12h Tag beschließt, wird das den Druck erhöhen. Wenn die KollegInnen im Sozialbereich streiken, sammeln sie wichtige Erfahrungen, auf die auch wir zurückgreifen können. Hier sehe ich auch die Stärke unserer Liste. Wir stellen nicht nur Forderungen auf. Wir sagen auch, was es unserer Meinung nach dazu braucht und setzen Schritte in diese Richtung. 

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Frisch gekämpft: Kampf der PostarbeiterInnen in Serbien

Moritz Bauer

In Serbien begannen im November 2017 Proteste und Streiks bei der staatlichen Post. Diese wandten sich gegen Verstöße gegen die ohnehin geringen ArbeiterInnenrechte, Lohnverluste und die von Regierungsparteien installierten ManagerInnen, die Firmen wie ihr Privateigentum behandelten, sowie gegen Repression gegen GewerkschafterInnen, sowie Versuche des „Union-Bustings“. Mehrere dutzend KollegInnen wurden suspendiert, weil sie sich für die Rechte der Beschäftigten eingesetzt hatten, ein heftiger Angriff auf ihre Rechte und sowie die Gewerkschaften. Bei Demonstrationen in Belgrad protestierten über 2.000 Menschen. Hauptorganisator war die „Unabhängige Gewerkschaft der Postangestellten“ (Samostalni Sindikat Poštanski Radnika). Neben weiteren Gewerkschaften unterstützten und beteiligten sich Studierendenorganisationen, die linke Plattform „BORBA“ und andere politische Gruppen. Im Zuge der Proteste waren die ArbeiterInnen enormem Druck und Drohungen ausgesetzt. Für die internationale Solidaritätskampagne durch das CWI (dem auch die SLP angehört) bedankt sich der Vorsitzende der Gewerkschaft ausdrücklich, da sie den Druck auch auf die Regierung erhöht hat. Letztlich wurden fast alle KollegInnen wieder angestellt. Weiters konnten unter den KollegInnen ca. 12.000 Euro gesammelt, damit den suspendierten PostlerInnen der Lohnausfall nahezu ausgeglichen und kostenloser Rechtsbeistand sowie Klagen gegen die serbische Post ermöglicht werden.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Warnstreiks im Sozialbereich

Christoph Glanninger

Zum ersten Mal seit 2012 fanden am 15. und 16. Februar bundesweite Streikaktionen statt – und zwar im privaten Sozialbereich wo zehntausende KollegInnen (von 110.000) und über 100 Betriebe teilnahmen Sie lassen sich nicht mehr vom Argument „ihr könnt nicht streiken, das schadet PatientInnen und KlientInnen“ einschüchtern und stehen für ihre Forderungen auf. Gefordert wird neben einer ordentlichen Lohn- und Gehaltserhöhung und einer Aufwertung der Pflege auch eine 35-Stundenwoche bei vollem Lohn und Personalausgleich.

Obwohl in verschiedenen Einrichtungen Probleme durch mangelnde Streikerfahrung und schlechte Vorbereitung der Gewerkschaft auftraten, fiel der Streik vor allem durch Kreativität und die Initiativen der KollegInnen an der Basis auf. Z.B. schmückten Beschäftigte des Sameriterbundes ihre Zentrale mit Transparenten mit der Aufschrift „Wir streiken - für bessere Löhne - im Sozialbereich - gegen Abschiebungen“. Sie organisierten auch einen Protest vor der Firmenzentrale, um die Öffentlichkeit mit dem Streik zu erreichen. Michael Gehmacher, SLPler und Beschäftigter beim Samariterbund, organisierte die Kundgebung mit und erklärte, dass bei kommenden Kampfschritten gemeinsame Aktionen aller Beschäftigten nötig sind.

Öffentliche Aktionen waren auch einer der zentralen Vorschläge der SLP sowie der Basisinitiative „Sozial aber nicht blöd“. SLP-AktivistInnen halfen bei den Vorbereitungen und besuchten zwei Tage lang streikende Einrichtungen, um dort mit KollegInnen die nächsten Schritte zu diskutieren. An einer von uns organisierten Solidaritätskundgebung am zweiten Streiktag in Ottakring nahmen mehr als 30 KollegInnen, BetriebsrätInnen und solidarische Menschen teil.

RednerInnen betonten die Notwendigkeit einer demokratischen Organisation von Streiks sowie einer Ausweitung der Proteste. Z.B. organisierten Beschäftigte bei der Caritas Aktionen und Statements in Solidarität mit den Streiks und forderten ihre BetriebsrätInnen dazu auf, die KollegInnen im SWÖ-KV zu unterstützen.

Auch die Tage nach den Warnstreiks nutzen AktivistInnen der SLP und „Sozial aber nicht blöd“ dazu, KollegInnen zu vernetzen, öffentliche Aktionen zu organisieren und Druck auf die Gewerkschaftsführung aufzubauen.

 

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Marx aktuell: Trennung von Kopf- und Handarbeit überwinden

Nicolas Prettner, Sebastian Kugler

In früheren Gesellschaften gab es eine strikte Trennung von Kopf- und Handarbeit, beziehungsweise geistiger und körperlicher Arbeit: Fähigkeiten wie Lesen waren der Elite vorenthalten. Heute ist das durchschnittliche Bildungsniveau höher als in der vorkapitalistischen Zeit oder auch noch vor 100 Jahren. Das hat die ArbeiterInnenklasse erkämpft und auch der moderne Kapitalismus verlangt in weiten Teilen der Wirtschaft ein höheres Bildungsniveau, um diese Produktionsweise aufrecht erhalten zu können: Es muss mehr verwaltet als produziert werden. Grundkenntnisse wie Schreiben, Lesen und Rechnen sind heute auch in vielen der „einfachsten“ Berufe notwendig. Aber v.a. bedeutet eine allgemeinere Bildung eine breitere Einsetzbarkeit. ArbeiterInnen können einfacher zwischen verschiedenen Sektoren wechseln, je nach Bedarf.

Doch die Trennung zwischen Kopf- und Handarbeit besteht fort. Auf globaler Ebene wird auch heute noch ein Großteil der produzierenden ArbeiterInnen, vor allem in der neokolonialen Welt, von grundlegender Bildung ausgeschlossen. Aber auch in reicheren, entwickelten kapitalistischen Ländern ist die Trennung nicht aufgehoben. Innerhalb der zunehmenden allgemeinen Teilung der Arbeit in immer kleinteiligere Bereiche wird sie abstrakter. Zwar müssen im modernen Produktionsprozess Maschinen zunehmend mehr per Computer als direkt per Hand bedient werden - die Funktion der Trennung bleibt aber erhalten: Der „Kopf“ befiehlt, die „Hand“ führt aus. Die untere Ebene macht, was die obere Ebene sagt.

Der moderne Kapitalismus muss also Individuen allseitig bilden, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Darüber hinaus behält die Trennung von geistiger und körperlicher Arbeit ihre Funktion. Das spiegelt sich auch im Bildungssystem wider. Es wird zwischen jenen unterschieden, die eine höhere akademischere Ausbildung erhalten und jenen, die „das Radl am Laufen“ halten sollen.

Marx beschrieb das bereits 1863 wie folgt: „Es ist ja eben das Eigentümliche der kapitalistischen Produktionsweise, die verschiedenen Arbeiten, also auch die Kopf- und Handarbeiten oder die Arbeiten, in denen die eine oder die andere Seite vorwiegt, zu trennen und an verschiedene Personen zu verteilen, was jedoch nicht hindert, dass das materielle Produkt das gemeinsame Produkt dieser Personen ist oder ihr gemeinsames Produkt in materiellem Reichtum vergegenständlicht;“ (Theorien über den Mehrwert)

Dieses gemeinsame Produkt der Arbeit, der „materielle Reichtum“, gehört jedoch denen, die am Arbeitsprozess weder mit dem Kopf noch der Hand beteiligt sind – den KapitalistInnen, die die Betriebe besitzen. Ihnen nutzt eine in zahllose Unterabteilungen und Befehlsketten gegliederte ArbeiterInnenklasse. Das alles kann unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen nicht überwunden werden. Notwendig wäre stattdessen, dass Kopf- und Handarbeit im Produktionsprozess zusammenfallen. Das wäre nicht nur persönlich befriedigender, sondern auch ein Fortschritt weil diejenigen, die eine Arbeit ausführen, auch demokratisch bestimmen können, was, wie und wofür gearbeitet wird. Dies ist erst in einer sozialistischen Gesellschaft möglich, in der Bildung nicht mehr dazu dient, am Arbeitsmarkt möglichst verwertbar zu sein.

 

Der gesamte Schwerpunkt zum Thema Lehre:

 

 

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Lehrlinge in die Offensive!

„Es braucht eine Revolution von Lehrlingen in Betrieb und Berufsschule!“
Ein Schwerpunkt zum Thema Lehre von Albert Kropf (Berufsschullehrer), Christoph Glanninger (Lehrling) und ein ÖBB-Lehrling

Lehrlinge sind Teil der österreichischen ArbeiterInnenklasse und genauso von Angriffen und Verschlechterungen betroffen wie alle Beschäftigen. Als Jugendliche sind sie noch besonders betroffen, als weibliche Jugendliche noch mehr. Schon unter der letzten schwarz-blauen Regierung gab es Verschlechterungen für Lehrlinge wie die Verlängerung der Probezeit, die Verkürzung der Behaltefrist und die Ausdehnung der Lehrlingsarbeitszeit im Gastgewerbe. Die jetzige Regierung macht hier weiter und plant u.a. die Auflösung des Jugendvertrauensrates (JVR).

Stellt sich also die Frage: wie können Lehrlinge diese Angriffe zurückschlagen und eine bessere Ausbildung und Bezahlung erreichen?

Als erster Schritt ist es wichtig, sich zusammenzutun. Bei Treffen kann gemeinsam über Probleme geredet werden. Die beschränken sich aber nicht auf das Unternehmen, Lehrlinge aus verschiedensten Berufen haben oft gleiche Probleme und Interessen. Eine überbetriebliche Vernetzung unter Lehrlingen ist also notwendig. Vor einigen Monaten wurde die BerufsschülerInnenvereinigung (BSV) von Lehrlingen selbst gegründet, um Lehrlinge in den Berufsschulen zu vertreten und zu organisieren. Hier werden Programm und Forderung, aber auch Aktionen und Kampagnen zum Mitmachen notwendig sein, damit diese Initiative viele Lehrlinge organisiert und auch tatsächlich Verbesserungen erreicht.

Auch in den Betrieben muss man nicht alles akzeptieren - ob ein respektloser oder rassistischer Vorgesetzter, sexistische Belästigung im Job durch Vorgesetzte oder Kunden, ob Arbeiten, die man gar nicht machen darf oder zu wenig Geld - man kann sich wehren und v.a. auch gewinnen, wenn man es gemeinsam tut.

Es braucht eine Organisation, in der Lehrlinge aktiv werden können. Aber die gibt es ja mit der ÖGJ, der Österreichischen Gewerkschaftjugend. Soweit die Theorie. Aber viele wissen nicht einmal, dass es die gibt, in Berufsschulen oder Betrieben (vor allem in kleineren) sieht man sie kaum. Nur in wenigen Fachgewerkschaften bestehen lebende Strukturen mit Kontakt zu den Lehrlingen. Ein wesentlicher Grund ist die völlige Identifikation des ÖGB mit der Sozialpartnerschaft. Eine starre, nur am Verhandlungstisch agierende Gewerkschaft ist gerade für junge Beschäftigte wenig interessant. Das ausgelutschte Argument „ohne uns wäre es noch viel schlechter“ greift hier noch weniger.

Dass die neue Regierung auch die Gewerkschaft angreifen will, zeigt der Plan, die Jugendvertrauensräte abzuschaffen. Ähnlich wie bei der Arbeiterkammer ist es wichtig, Organisationen der ArbeiterInnenbewegung zu verteidigen und gleichzeitig dafür einzutreten, dass diese endlich Kampforganisationen werden. Alle Schwächen und Fehler, die ÖGB und AK haben - z.B. Mega-Gehälter für PräsidentInnen, abgehobene Führung, fehlende Demokratie, faule Deals mit den Unternehmen etc. – gibt es bei der ÖGJ genauso und teilweise noch schlimmer. Oft sind Jugendvertrauensräte keine Vertrauenspersonen, sondern werden als Teil einer Betriebsclique wahrgenommen, dem man eher misstraut. Wir brauchen aber JugendvertreterInnen in den Betrieben mit vollem Kündigungsschutz, die sowohl die spezifischen Interessen von Jugendlichen vertreten als auch vollwertiger Teil eines ausgebauten Betriebsrates sind und kämpferisch agieren. Die ÖGJ entpolitisiert oft die eigene Arbeit: Es werden Clubbings und Partys veranstaltet, Geschenke verteilt, Gewinnspiele organisiert. Wird ein neuer (schwacher) Kollektivvertrag ausgehandelt, dann heißt es „gönn dir“. Laut Gesetz ist „in Betrieben mit einem/r JugendvertrauensrätIn […] die Jugendversammlung alle 6 Monate vorgesehen.“ – in nur wenigen Betrieben ist das aber der Fall. Die Nähe von ÖGB und ÖGJ zur Sozialdemokratie ist hinderlich, denn die SPÖ vertritt schon lange nicht mehr die ArbeiterInnen in der Tat, auch wenn sie manchmal noch im Wort so tut. Sozialabbau und Privatisierungen wurden auch von der SPÖ vorangetrieben (die auch die Maßnahmen von schwarz-blau niemals zurückgenommen hat), Verschlechterungen sind ein Resultat zahnloser Gewerkschaftspolitik.

Aber gerade in der kommenden Zeit wird es eine kämpferische Gewerkschaft brauchen. Es wird Proteste, Demonstrationen, (Betriebs-)-Versammlungen und letztendlich Streiks und Besetzungen geben müssen, um sich dagegen zu wehren. Natürlich ist es schwer, wenn Lehrlinge alleine streiken wollen. Genau hier müsste man aber gemeinsam und gemeinsam mit der ganzen Belegschaft und auch auf der Berufsschule an einem Strang ziehen – dafür sind Gewerkschaften eigentlich da, dafür müssen wir sie zurückgewinnen.

Es geht aber nicht nur darum, Angriffe abzuwehren, sondern auch Verbesserungen zu erreichen. Die Lehre sollte nicht nur dafür da sein, um aus jungen Menschen brave ArbeiterInnen zu machen, die alles so nehmen wie es ist. Wir haben das Recht auf eine vielfältige Ausbildung, ein gutes Gehalt und eine sichere Zukunft. Das steht aber klar im Widerspruch zum kapitalistischen System, indem der Profit für Wenige und nicht die Interessen der Vielen zählt. Gehen wir in die Offensive!

 

 

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Zahlen und Fakten zur Lehre

Ein Schwerpunkt zum Thema Lehre von Albert Kropf (Berufsschullehrer), Christoph Glanninger (Lehrling) und ein ÖBB-Lehrling

Sinkende Lehrlingszahlen: 2005 gab es noch 122.378 Lehrlinge, 2017 nur noch 106.613. Außerdem arbeiten und lernen immer mehr Lehrlinge nicht mehr in Betrieben, sondern in der überbetrieblichen Ausbildung: Von 2007 bis 2017 hat sich die Anzahl von Jugendlichen in dieser überbetrieblichen Ausbildung auf 9.101 verdreifacht – jedeR 11. Lehrling lernt nicht mehr im Betrieb. Innerhalb eines Jahrzehntes (2007-17) ist die Anzahl der Lehrbetriebe um ein Viertel oder mehr als 10.000 Lehrbetriebe gesunken.

Unzufriedene Lehrlinge: nur 16% mussten noch nie ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten. 23% haben ernsthaft daran gedacht, ihre Ausbildung abzubrechen und 31% ihren Lehrberuf zu wechseln (v.a. in Einzelhandel, Gastronomie, Hotel- und Gastgewerbe, Karosseriebautechnik, Tischlerei, Malerei- und BeschichtungstechnikerIn). 36% davon, weil sie zu wenig verdienen.

Wenig Geld: einE FriseurIn im ersten Lehrjahr verdient magere 470€. Die Lehrlingsentschädigung wird kollektivvertraglich festlegelegt (eine schriftliche Vereinbarung zwischen Gewerkschaft und Unternehmen) und unterscheidet sich stark in den verschiedenen Bereichen. EinE Bürokaufmann/frau verdient in verschiedenen Branchen unterschiedlich, je nachdem, welcher KV angewandt wird.

Illegale Tätigkeiten: Obwohl nicht volljährige Lehrlinge keine Überstunden machen dürfen, geben 36% aller unter 18-jährigen Lehrlinge an, Überstunden zu machen. Auch an Sonn- und Feiertagen dürfen Minderjährige (außer in Ausnahmefällen) nicht eingesetzt werden – theoretisch.

Ausbildung egal: 43% haben wenig oder nicht mit ihrem/r AusbilderIn darüber gesprochen, was bei der LAP (Lehrabschlussprüfung) gekonnt werden muss. 39% fragt im Betrieb niemand, was sie in der Schule lernen. 38% geben an, dass die Arbeiten, die sie im Betrieb lernen, in der Schule nicht behandelt werden

Jugendvertrauensrat (JVR): Gibt es in einem Betrieb mindestens fünf Beschäftigte unter 18 bzw. Lehrlinge unter 21, so ist ein JVR zu wählen. Trotzdem gibt es in den meisten Betrieben keinen. JVR haben z.B. das Recht, die JVR-Tätigkeit in der Arbeitszeit zu erledigen und alle sechs Monate ist eine Jugendversammlung (eine Versammlung aller Beschäftigten unter 18 bzw. Lehrlinge unter 21) vorgesehen. Wann war eure letzte?

 

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Lehrling sein ist kein Honigschlecken

Lehrlinge haben alle Probleme, die im Kapitalismus für ArbeiterInnen gelten, plus einige dazu.
Ein Schwerpunkt zum Thema Lehre von Albert Kropf (Berufsschullehrer), Christoph Glanninger (Lehrling) und ein ÖBB-Lehrling

Geht es nach Politik, Wirtschaft und Gewerkschaft, steht es um die Lehrausbildung in Österreich gut. Die im EU-Vergleich mit 9,3%(!) niedrige Jugendarbeitslosigkeit und die hohe Qualität der FacharbeiterInnenausbildung werden landauf und landab gelobt. Trotzdem sinken die Zahlen der Lehrlinge und der Ausbildungsbetriebe seit gut 20 Jahren kontinuierlich. Und das bei gleichbleibendem Gejammer der Wirtschaft über Fachkräfte-Mangel. Wie geht das alles zusammen?

Dazu kommen dann noch unzufriedene Jugendliche. Viele müssen etwas lernen, was sie nicht interessiert und die Ausbildung ist oft alles andere als gut. Seit einiger Zeit gibt die Gewerkschaftsjugend ÖGJ den „Lehrlingsmonitor“ heraus. Darin spiegeln sich die Erfahrungen der Jugendlichen in der Lehrausbildung wider: ausbildungsfremde Tätigkeiten, wenig Interesse der Lehrbetriebe an Berufsschule und Feedback der Lehrlinge, Überstunden, fehlender Kontakt zu den AusbildnerInnen, mangelnde Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung (LAP), die ja den betrieblichen Teil der Ausbildung abdeckt. 54% denken über den Abbruch oder Wechsel der Lehre nach.

An Ideen für eine Verbesserung der Lehre mangelt es nicht. Doch schnell kommt das Totschlagargument: „da spielen die Betriebe nicht mit“. Und tatsächlich gibt es hier ein Problem. Gerade kleine und handwerkliche Betriebe setzen auf die billige Arbeitskraft „Lehrling“. Dieses „Problem“ steckte aber von Beginn an in der „dualen Ausbildung“ und leitet sich aus der Geschichte des Handwerks ab. Dort musste früher sogar Lehrgeld für die Ausbildung bezahlt werden. Etwas, was heute noch immer viele Lehrlinge von Vorgesetzten und Lehrern unter die Nase gehalten bekommen.

Die Erklärung der Betriebe ist - wenn auch mit anderen Worten -, dass die Jugendlichen einfach „zu faul“ oder „zu dumm“ sind. Tatsächlich fielen 2011 rund 20 % bei der LAP durch. Jeder 5. Lehrling scheitert also bei Dingen, die im Betrieb gelernt hätten werden sollen. Anstatt die Jugendlichen auszubilden, werden sie viel zu oft als günstige Arbeitskraft gesehen.

Veränderungen bei der Lehre spiegeln Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur, der Gesellschaft und der Bildung wider. Gibt es zuwenig Geld für den Pflichtschulbereich, wirkt sich das auch auf die Jugendlichen aus, die später Lehrlinge werden. Und die Lehrausbildung im Industriebereich ist ebenfalls Ausdruck der rasanten Veränderungen. Die Tätigkeiten von FacharbeiterInnen werden immer komplexer. Eine Lehrausbildung wie noch vor 20 oder 30 Jahren kommt da nicht mehr mit. HTL AbsolventInnen als FacharbeiterInnen sind heute kein Seltenheit mehr. Mit dem großen Vorteil, dass die Betriebe sich nicht selbst um die Ausbildung kümmern müssen. Nicht umsonst hakt hier auch die neue Türkis-Blaue Koalition ein. Dass die Anzahl der Lehrlinge sinkt, liegt nicht am schlechten „Menschenmaterial“. Betriebe stellen Lehrlinge dann an, wenn sie wo anders die nötigen Fachkräfte nicht herbekommen bzw. wenn sie mehr am Lehrling verdienen, als er sie kostet. So simpel ist das, so ausbeuterisch ist das im Kapitalismus.

Angelehnt an das deutsche Modell „Meister statt Master“ heißt es im Regierungsprogramm „Land der Meister“. Um die Lücke beim Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu schließen, soll die Berufsbildung aufgewertet werden sowie MaturantInnen und Uni-AbsolventInnen in die Betriebe geholt werden. Indirekt wird damit zwar auch die Lehre aufgewertet, an Lehre und Berufsschule wird sich nicht viel ändern und für „normale“ Lehrlinge wird es schwerer. Wenn es darum ginge, könnten die Betriebe auch heute schon mehr Lehrlinge ausbilden. Tun sie aber nicht, weil sie lieber „fertige“ FacharbeiterInnen von Schulen, Unis, Lehrgängen oder Fachhochschulen bekommen. Ganz im Gegenteil, durch die Maßnahmen der neuen Regierung wird der Druck auf den Lehrlingsmarkt noch weiter steigen, noch weniger Jugendliche aus den Städten mit Mittelschulbildung werden Lehrstellen bekommen. Aber das interessiert FPÖ/ÖVP auch nicht, ihnen geht es nur darum, der Wirtschaft ihre „Fachkräfte“ zukommen zu lassen.

Ist die Lehre damit in einer Sackgasse angekommen? Solange in manchen Bereichen Lehrlinge billige Arbeitskräfte bleiben: nein. Abseits davon wird die Konkurrenz höher weil qualifizierte Fachkräfte der Lehre weiter das Wasser abgraben. Die Aufrechterhaltung der Konkurrenz wie auch der Existenz als billige Arbeitskräfte kann nicht in unserem Interesse liegen. Die Kombination von theoretischer und praktischer Ausbildung ist aktuell wie nie. Insofern braucht es eine radikale Veränderung der dualen Ausbildung hin zu einer Gesamtschule mit eingebetteter Berufsausbildung.

 

 

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Ausbildung statt Ausbeutung! Unsere Forderungen für die Lehre!

Unsere Forderungen orientieren sich an den Bedürfnissen von Lehrlingen … und legen sich daher mit den Interessen der Unternehmen an.
Ein Schwerpunkt zum Thema Lehre von Albert Kropf (Berufsschullehrer), Christoph Glanninger (Lehrling) und ein ÖBB-Lehrling

Im Regierungsprogramm steht die „Aufwertung der Lehrberufe durch eine Imagekampagne für Lehrlinge“. Das Geld kann man sparen, es geht nicht ums „Image“, sondern um Verbesserungen bei Bezahlung, Ausbildung und Berufsschule.

Unternehmen und Lehrlinge haben unterschiedliche Interessen. Für Unternehmen sind Lehrlinge ein Kostenfaktor, der sich rechnen muss: sie sollen möglichst viel Zeit im Betrieb verbringen, möglichst lange arbeiten und möglichst leicht wieder entlassen werden können. Während Jugendliche, die eine Lehre beginnen, genug Geld, gute Arbeitsbedingungen und eine möglichst gute und umfangreiche Bildung brauchen

 

Ausbildungsplätze schaffen: Seit Jahrzehnten gehen die verfügbaren Lehrstellen zurück. Unternehmen weigern sich auszubilden. Sie lagern die Kosten für Ausbildung lieber aus und holen FacharbeiterInnen direkt von Fachhochschule oder HTL. Sie profitieren also von staatlich finanzierter Ausbildung. Eine Möglichkeit, um hier „Kostenwahrheit“ herzustellen, ist eine Ausbildungsabgabe für alle Unternehmen, deren Höhe von der Betriebsgröße und den Profiten abhängt. Betriebe, die nicht ausreichend Ausbildungsplätze besetzen, zahlen eine Abgabe. Mit dieser Abgabe können hochwertige staatliche Ausbildungsplätze geschaffen werden.

 

Hochwertige überbetriebliche Ausbildung: Früher galt eine überbetriebliche Lehre z.B. bei der Verstaatlichten, als qualitätsvoll und anstrebenswert. Den kapitalistischen Notwendigkeiten folgend wurde die Ausbildung aber zunehmend an den Staat ausgelagert. Doch dieser hat nicht erstklassige Ausbildungsstätten geschaffen, sondern Selbstbedienungsstrukturen, bei denen Jugendliche Zeit absitzen müssen und Private sich eine goldene Nase verdienen. Heute ist es für viele ein „Aufstieg“, aus so einer „Überbetrieblichen“ in eine normale Lehrstelle zu wechseln, selbst wenn das dort Ausbeutung als billige Arbeitskraft heißt.

Unsere Alternative sind durch die Ausbildungsabgabe finanzierte qualitativ hochwertige staatliche Ausbildungsplätze für dringend benötigte Berufe mit ordentlicher Bezahlung. So schaffen wir nicht nur genügend Ausbildungsplätze, sondern verhindern auch, dass Unternehmen permanent das Schaffen von Ausbildungsplätzen als Druckmittel zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für Lehrlinge nutzen.

 

Bezahlung, die zum Leben reicht: In vielen Bereichen ist die Höhe der Lehrlingsentschädigung katastrophal – unabhängig von der Leistung der Lehrlinge. Auch sind viele Lehrlinge erwachsen. Reicht die Lehrlingsentschädigung für manche 15jährige, die nichts zuhause abliefern müssen, noch als üppiges Taschengeld, ist für Ältere, die eine eigene Wohnung oder sogar Kinder haben, an ein Auskommen nicht zu denken. Selbst die Aufstockung durch die Mindestsicherung bleibt vielen verschlossen, sofern sie schon eine Ausbildung (Fachschule, Matura etc.) abgeschlossen haben. Viele müssen die Ausbildung abbrechen und stattdessen irgendeinen Gelegenheitsjob machen.

Aber nicht nur zwischen den Lehrberufen (über 200!), sondern auch in der gleichen Berufsgruppe gibt es riesige Unterschiede bei der Lehrlingsentschädigung je nach dem, zu welchem KV sie gehören. Es braucht also nicht nur eine Zusammenfassung zu Flächenlehrberufen, sondern auch eine Vereinheitlichung der Lehrlingsentschädigung und Anpassung an die tatsächlichen Bedürfnisse der Lehrlinge. Die Gewerkschaftsjugend fordert eine Mindestlehrlingsentschädigung von 700€ ab dem 1. Lehrjahr. Das wäre ein wichtiger erster Schritt. Doch wir fordern eine Bezahlung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, und von der Lehrlinge auch unabhängig von Eltern & Co. leben können.

 

Ausbildung statt Ausbeutung: Diejenigen, die eine Lehre beginnen, sind zwar oft motiviert, aber dann rasch mit miesen Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen konfrontiert. Sie werden häufig als billige Arbeitskräfte missbraucht, bekommen kaum eine oder nur auf den Betrieb zugeschnittene Ausbildung („Systemgastronom“ bei Mc Donalds) und das Unternehmen interessiert sich nicht dafür (siehe Zahlen&Fakten). Die Ursache liegt nicht darin, dass die UnternehmerInnen „böse“ wären, sondern dass UnternehmerInnen in einer kapitalistischen Wirtschaft auf die Gewinne und nicht aufs Nett-sein schauen müssen. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass auch in den Betrieben die Kontrolle über die Ausbildung in den Händen jener liegt, die ein Interesse an einer guten Ausbildung haben und nicht nur an kurzfristigen Profiten. Gerade in größeren Betrieben wäre es leicht, Komitees bestehend aus Lehrlingen, GewerkschafterInnen und JugendvertreterInnen zu schaffen. Aber auch bei kleineren Unternehmen könnten betriebsübergreifende Komitees für eine ordentliche und umfassende Ausbildung sorgen.

 

Berufsschule erweitern: Beim Dauerbrenner Bildung wird nie über die Berufsschule diskutiert. Denn gerade die Berufsschule ist (finanziert aus Steuergeldern) nach den Interessen der Wirtschaft ausgerichtet. Dabei gibt es österreichweit 120.000 BerufsschülerInnen. Sie starten oft schon um 7:10 in der Früh, haben einen Schultag von bis zu zehn Stunden, bei dem die An- und Abfahrtswege noch gar nicht eingerechnet sind. Die Gegenstände sind weitgehend berufsbezogen, Allgemeinbildung und Sport sind im Pflichtprogramm nicht vorgesehen. Hirn- und Lernforschung sind sich einig, dass so lange, dichte und intensive Schultage sinnlos sind.

Trotzdem ist es eine wichtige Errungenschaft, dass es eine Berufsschule gibt. Für viele Lehrlinge ist sie der einzige Ort, wo sie zumindest etwas lernen. Es braucht eine Berufsschule, in der SchülerInnen eine umfassendere Bildung erhalten, die ihren Bedürfnissen entspricht. Dafür muss die Berufsschulzeit z.B. auf Kosten der Zeit im Betrieb auf mehrere Tage aufgeteilt und die Lehrpläne in Richtung von Flächenberufen und Allgemeinbildung mit Sport, Zeichnen etc. umgestaltet werden. Die echten ExpertInnen, SchülerInnen und LehrerInnen sollen gemeinsam diese Lehrpläne entwickeln.

 

Für eine Ausbildungsrevolution: Wir setzen uns aktiv für Verbesserungen für Lehrlinge in Betrieb und Berufsschule ein. Aber all diese Verbesserungen stoßen schnell an die Grenzen des Systems. Das gesamte Ausbildungs- und Gesellschaftssystem ist ein Hindernis für die Entwicklung von jungen Menschen. Durch Trennung in AHS, Neue Mittelschule und Berufsschule und wegen der fehlenden finanziellen Mittel (außer in Privatschulen) wird eine Zweiklassenbildung gefördert.

Was es braucht, ist eine grundlegende Neuausrichtung des gesamten Ausbildungs- und Schulsystems, bei dem nicht Profitinteressen, sondern die Bedürfnisse von jungen Menschen im Zentrum stehen. So könnten wir z.B. auch die strikte und bremsende Trennung zwischen schulischer, universitärer und beruflicher Ausbildung überwinden. Denn auch als Lehrlinge wollen wir uns mit allgemeinen Themen beschäftigen und auch SchülerInnen und Studierende wollen sich mit Praktischem beschäftigen.

Unser Ziel ist eine Gesamtschule aller 6-18 Jährigen, in der neben allgemeinen Bildungsaufgaben Jugendliche auch eine Berufsausbildung erlernen und ein Einkommen haben, das Unabhängigkeit ermöglicht. Das geht nur, wenn wir nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Betriebe und die Wirtschaft selbst kontrollieren. Nur indem wir eine Gesellschaft erkämpfen, in der unsere Wirtschaft demokratisch durch alle Beschäftigten kontrolliert und auch nach deren Interessen organisiert wird, können wir auch ein Ausbildungssystem schaffen, in dem alle jungen Menschen die Möglichkeit haben, sich selbst zu verwirklichen.

 

Der gesamte Schwerpunkt zum Thema Lehre:

 

 

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