Betrieb und Gewerkschaft

McStrike in Britannien

Simon Salzmann

Im September erlebte die Welt eine Premiere. Zum ersten Mal in der Geschichte Britanniens lassen sich MitarbeiterInnen von McDonald’s die Arbeitsbedingungen nicht mehr gefallen. Am 4.9. legten in zwei Filialen 40 Beschäftigte die Arbeit nieder. Gegen den niedrigen Lohn von weniger als 11 Euro pro Stunde, gegen den „Null-Stunden-Vertrag“, der für ungeregelte Arbeitszeiten und unregelmäßiges Einkommen sorgt, wurde gestreikt.

Die aktuelle Kampagne „Fast Food Rights“ kämpft und organisiert KollegInnen. Die Kampagne ist getragen von einer kämpferischen Gewerkschaft, in der auch AktivistInnen der Socialist Party(CWI in England) eine wichtige Rolle spielen. Es ist ein Kampf, der sehr an „David gegen Goliath“ erinnert und „Mc Strike“ setzt daher zu Recht auf internationale Unterstützung. (www.fastfoodrights.wordpress.com).

Auch in Österreich stehen KollegInnen im Handel vor einer ähnlichen Situation: Kaum bezahlte Überstunden. Vollzeitkräfte arbeiten oft bis zu 60 Stunden in der Woche. Durchschnittlich werden etwa 9 Euro/Stunde ausgezahlt.

Der linke Vorsitzende der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, unterstützt diesen Protest sehr aktiv. Er rief v.a. junge Menschen dazu auf, sich gewerkschaftlich zu organisieren und diesen Protest zu unterstützen. Corbyn, der für eine andere Labour Party steht als die Parlamentsfraktion, macht, was nötig ist: Kämpfe der ArbeiterInnen unterstützen. Von der SPÖ ist das nicht zu erwarten, sie steht auf Unternehmensseite.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

BetriebsrätInnen-Konferenz der Metaller

Genug verarscht!
Thomas Hauer

Es herrscht Krise in der Beziehung der Sozialpartner. Die dritte Verhandlungsrunde im Metallbereich wurde ergebnislos abgebrochen. Die Fronten sind hart. Die ArbeitnehmerInnenseite fordert 4% mehr und diverse Verbesserungen. Die Arbeitgeber bieten 0,0% und verlangen als Bonus für dieses „großzügige“ Angebot diverse Verschlechterung wie z.B. die Halbierung von Diäten bei Auslandsreisen. Deshalb wurden am 25.10.2017 österreichweit Betriebsratsversammlungen einberufen, bei denen auch SLP und Aufbruch-AktivistInnen vorort waren. Dieser Bericht behandelt die Konferenz in Vösendorf. Bei Gesprächen mit BetriebsrätInnen klang sehr die Enttäuschung über die Sturheit der Arbeitgeber und die fehlende Wertschätzung für die Beschäftigten heraus. Auf der Konferenz berichteten die Verhandlungsführer über die starken Wirtschaftszahlen und die guten Aussichten für die Zukunft, die Basis für die aufgestellten Forderungen sind. Danach schilderten sie die Problematik der Verhandlungen jedes Jahr und wie man ständig von den Industriellen verarscht wird. („Verarscht“ wurde neben einigen anderen Kraftausdrücken ziemlich oft verwendet und ist daher Titelgebend für diesen Bericht.) Es wurde z.B. erzählt, dass die Verhandler auf der Gegnerseite versuchten, Inflationszahlen aus dem Ausland als Grundlage zu verwenden, oder wie ein Industrieller meinte, dass er nur Müsli und Mineralwasser zum Frühstück braucht und locker mit €15 durch den Tag kommt und deshalb die ArbeitnehmerInnen sowieso immer zu viel fordern und bekommen. Es gab auch Wortmeldungen aus dem Publikum. Ein Betriebsrat sagte, dass er und seine Belegschaft voll hinter dem Verhandlungsteam stehen und wenn es zu Kampfmaßnahmen kommt, sie in der ersten Reihe stehen werden. Ein anderer erzählte, dass seine KollegInnen ihm mitgegeben haben, dass er bei einem Ergebnis unter 4% gar nicht mehr zurück kommen braucht und sie dann mit Pflastersteinen ihrer Wut Ausdruck verleihen werden. Ein weiterer Betriebsrat gab an, dass es immer Wut und Enttäuschung darüber gibt wenn die Verhandler mit hohen Forderungen in die Verhandlungen gehen, dann das Ergebnis bei weitem nicht erreicht wird und das Ganze dann noch als Erfolg verkauft wird. Als Zahlen nannnte er hier als Beispiel die jetzigen 4% und als mögliches Ergebnis 2,2%. Darauf deutete ein Kollege aus dem Verhandlungsteam an, dass es einen schlechten Abschluss nicht geben wird, weil wenn sie um die 2% abschliessen, sie gar nicht mehr in die Wirtschaftskammer gehen könnten, da sie dann keiner mehr ernst nimmt. Man darf gespannt sein.

Zum Schluss wurde eine Resolution über Betriebsversammlungen in den nächsten Tagen mit großer Mehrheit angenommen. Die Wut ist groß, Kampfbereitschaft ist vorhanden. Das gilt es jetzt aufzugreifen bei den Betriebsversammlungen. Wenn es in manchen Betrieben eine depressive Stimmung gibt, so dann v.a., weil man sich an große Ankündigungen, denen wenig folgte, gewöhnt hat. Das kann man überwinden, wenn eine wirkliche Perspektiven geboten wird wie gekämpft und wie gewonnen werden kann. Sie wollen nicht verhandeln? Wir müssen schon lange nicht! Die Gewerkschaftsbewegung, historisch, international, aber auch in heute in Österreich, kennt andere Methoden um zu erreichen, was nötig ist und um zu ihrem Recht zu kommen. Das geht aber nur mit den Beschäftigten, indem sie in alle weiteren Schritte aktiv und demokratisch eingebunden werden. Es wurde auch viel darüber geredet, dass in den Beschäftigten wieder ein „Wir-Gefühl“ beim Wort Gewerkschaft erzeugt werden muss. Das wurde im letzten Jahr mit Onlineumfragen versucht - ein kleiner Anfang, dem aber weit mehr folgen muss. Jetzt muss dieses „Gemeinsam“ in der Praxis angewendet werden um das Vertrauen vieler Enttäuschter zurück zu gewinnen. Die Gewerkschaftsbewegung muss wieder zu Kräften kommen, da es in Zukunft öfter und härtere Angriffe seitens der Bosse geben wird, vor allem jetzt da sie in freudiger Erwartung einer schwarz-blauen Regierung sind. Vor dieser wurde auf der Konferenz richtigerweise auch gewarnt und es wurden Maßnahmen versprochen, bei Anfgriffen auf ArbeitnehmerInnenrechte. Bleibt zu hoffen, dass den Worten auch Taten folgen und dass die Gewerkschaftsführung  nicht versucht, die Kollegnnen auf die SPÖ (die in der Praxis vieles nicht anders macht) zu vertrösten. In diesen kommenden Kämpfen sind die Beschäftigten die Partner an die sich die Gewerkschftsbürokraten wenden müssen. Denn eines ist an diesem Vormittag wieder deutlich hervorgestochen: „Sozialpartnerschaft“ ist nur eine leere Worthülse. Bei so einer „Partnerschaft“ kann man jedem nur dringendst eine Trennung empfehlen.

Hier der Text des Flugblattes, das SLP-AktivistInnen bei den Betriebsratskonferenzen verteilt haben:

+4% für uns alle! Es geht um die Metaller, die Gewerkschaft und noch mehr!

0% sind kein Angebot, das ist eine Provokation, gerade angesichts der Wachstumszahlen! Es ist kein Zufall, dass sie so eine Dreistigkeit kurz vor einer wahrscheinlichen schwarz-blauen Koalition wagen: Die MetallerInnen sind im Zentrum der Gewerkschaftsbewegung und die steht als Ganzes unter Beschuss. Angriffe auf die Arbeiterkammer, Betriebsräte, Kollektivverträge etc. steigern sich seit Jahren, auch im Metall-Bereich. Mit der neuen aggressiveren Regierung der Reichen als Rückendeckung wollen die Arbeitgeber das Tempo erhöhen. Es geht nicht „nur“ um den KV, wenn sie gleichzeitig über Einschränkung gewerkschaftlicher Rechte und die Abschaffung der AK diskutieren.

Gut, dass wir heute über Kampfmaßnahmen diskutieren! Es wird nötig sein, sie auch umsetzen!

Wir können der neuen Regierung keine Schonfrist geben um zu schauen, was sie macht. Wir wissen schon jetzt, dass sie 12-Stunden-Tag, 60 Stundenwoche und das Ende der Kollektivverträge wollen. Aus den Streiks 2011 wissen wir, dass sich für uns lohnt zu kämpfen. Wir wissen aber auch, dass wir nicht auf halbem Weg aufhören dürfen. Als erste KV Runde der „Saison“ kommt dem Metaller-Abschluss auch eine Verantwortung für die anderen Branchen zu. Was hier erreicht wird, wie hier gekämpft wird hat große Bedeutung. Holen wir uns die 4% - dann bedeutet das auch Erhöhungen in anderen Bereichen, dann können wir auch für +4% für Soziales, Gesundheit, Bildung und Pensionen kämpfen. Kämpfen wir nicht nur hinter verschlossenen Betriebstoren sondern gehen wir hinaus in die Nachbarschaften, vor Spitäler und andere Betriebe – weil es nicht nur um die Metaller geht! Machen wir laute und sichtbare Aktionen wie Demos und Kundgebungen - das vervielfacht den Druck auf die Arbeitgeber und ermöglicht unseren Familien, FreundInnen und KollegInnen in anderen Bereichen den Kampf zu unterstützen. Kämpfen wir öffentlich, erklären wir unsere Forderungen und schützen uns so auch vor der erwartbaren Medienhetze gegen die „gierigen Metaller“! Organisieren unseren Arbeitskampf demokratisch, mit gewählten Streikkomitees, täglichen Versammlungen in den Betrieben und Nachbarschaften in denen die Forderungen und die nächsten Schritte gemeinsam besprochen und beschlossen werden. Entscheiden wir gemeinsam über ein mögliches Verhandlungsergebnis in einer Urabstimmung.

Die kommende Regierung will Österreich “fit” machen und meint damit, dass wir alle länger für weniger Geld arbeiten sollen. Machen wir der Regierung durch einen entschlossenen Kampf Beine und kämpfen wir dafür, dass der gesellschaftliche Reichtum nicht nur einer kleinen Elite, sondern uns allen zugute kommt.

"Richtiges Geld für Richtige Arbeit!" - Lautstarke Demonstration von ArbeiterInnen in "Behindertenwerkstätten"

Jan Millonig

AktivistInnen der SLP unterstützten die Demonstration des Netzwerk Selbstvertretung am 21.10. in Wien. Menschen mit Lernschwierigkeiten gingen für ein selbstbestimmtes Leben und gleiche Rechte auf die Straße. Parallel dazu fand am Wochenende auch eine Konferenz statt.

Ein zentraler Slogan war: "Richtiges Geld für richtige Arbeit!". ArbeitnehmerInnen in so genannten "Behindertenwerkstätten" haben nicht die gleichen Rechte wie alle anderen. Sie bekommen meistens nur ein Taschengeld. Heute zeigten sie: Wir können nicht nur richtig arbeiten, sondern auch richtig protestieren! Die Mobilisierung und Gestaltung war beeindruckend. Viele Betroffene drückten auf Schildern ihre Forderungen aus.

Die SLP unterstützt jeden Kampf von Betroffenen für ihre Rechte. Überall zeigen Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen, dass sie sich selbst organisieren können. Wir meinen schon lange, es braucht einen gemeinsamen Kampf aller Beschäftigten, KlientInnen von Betreuungseinrichtungen, PädagogInnen und Angehörigen für gleiche Rechte und Möglichkeiten der Selbstbestimmung und mehr Geld und Ressourcen im Sozialbereich.

Patrick, SLP-Aktivist und selbst Beschäftigter in einer Werkstätte, erklärt die zentrale Forderung des heutigen Protests: „Uns geht es hier darum, dass in den Werkstätten nicht mehr Taschengeld, sondern ein Gehalt bezahlt werden soll, und auch darum, dass man pensionsversichert ist und in Pension gehen kann!“

Zum Videostatement von Patrick: https://www.facebook.com/slp.cwi/videos/10155741160992207/ 

 

Viele wollen "endlich was tun"...

Bericht von der SLP-Wahlkampfaktion vor der Fachhochschule für Soziales in Wien

Die SLP hat sich im Wahlkampf vorgenommen, Themen einzubringen die andere Parteien nicht bringen. Gesagt getan: Mit der Forderung nach "mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen im Sozialbereich", konkret 10 Milliarden "Soforthilfe", gingen wir am 9.10. vor die Fachhochschule für "Soziales" in Wien 10. An der Kundgebung beteiligten sich viele SLPlerInnen, vorallem aus dem Sozial- und Pflegebereich. Im Zuge der kapitalistischen Krise holen sich die herrschenden Eliten das Geld für Bankenrettungen und die Geldspritzen für Konzerne auch aus dem Sozialbereich. Daher gibt es Kürzungen, Quartierschließungen und schlechte Bezahlung.

In vielen Reden gingen wir z.B. auf die massive Überlastung in der sozialen Arbeit ein. Der Druck immer mehr zu Dokumentieren, der schlechte Betreuungsschlüssel und die steigenden Probleme die unsere KlientInnen haben, machen die Arbeit immer schwieriger. Die SLP kämpft daher für 10% mehr Personal und die sofortige Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden als ersten Schritt für eine weitere Verkürzung. Die Arbeitszeitverkürzung muss bei vollem Lohn und Personalausgleich passieren. Die meisten FH-Studierenden zeigten sich nicht "wahlkampfmüde" und sprachen mit uns über unsere politische Arbeit. Die Stimmung war gut. Obwohl es teilweise regnete gab es viel Zuspruch. Viele sprachen uns auf unsere KandidatInnen (Wo ist den die/der XY der/die sonst auch immer redet ?) oder auf vergangene Aktionen an. Durch eine Berufsinformationsveranstaltung der Bezirksvertretung, kamen zusätzlich viele FavoritnerInnen vorallem viele geflüchtete Menschen auf die FH. Dies gab uns die Gelegenheit, vorallem auch auf die schwierige Situation im Wiener Flüchtlingsbereich hinzuweisen: "Wir müssen gemeinsam gegen die massiven Kürzungen im Flüchtlingsbereich kämpfen, die Quartierschließungen sind ein großes Problem, viele BetreuerInnen werden arbeitslos, viele geflüchtete Menschen sind von Obdachlosigkeit bedroht" meinte etwa Michael Gehmacher, Flüchtlingsbetreuer und SLP-Kandidat in Wien. Die SLP verlangt eine bessere Austattung und für die kommenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen mindestens 150 Euro mehr auf alle Löhne und Gehälter. Das Geld dafür muss von den Superreichen kommen. Das reichste Prozent der ÖstrerreicherInnen hat über 600 Milliarden Euro. Um die Verschlechterungen abzuwehren und echte Verbesserungen zu erkämpfen brauchen wir endlich kämpferische Gewerkschaften.

"Viele KollegInnen im Sozialbereich wollen ja aktiv werden. Das zeigen zB. die Streiks im oberösterreichischen Sozialbereich in den letzten Jahren und der aktuelle Arbeitskampf bei 'promente', wo am 27.9. in Linz hunderte KollegInnen auf die Strasse gingen. ÖGB, GPA-DjP und Vida sind aufgerufen diese Stimmung aufzugreifen und bei den kommenden Gehaltsverhandlungen Aktionen in den Betrieben zu organisieren" betonte Flo Klabacher, Pflegehelfer aus Linz und Spitzenkandidat der SLP bei den Wahlen am 15, Oktober.

Viele Menschen vor Ort betonten endlich "etwas tun" zu wollen. Bei der anschliesenden SLP-Ortsgruppe, an der sich auch Leute die direkt von der Kundgebung kamen beteiligten, entschlossen wir uns weiter Aktionen zu starten. FH-Campus wir sehen uns wieder!     

https://www.facebook.com/sozialabernichtbloed/?fref=ts

 

René Arnsburg: Industrie 4.0 - Von Schein-Revolutionen und der Krise des Kapitalismus

Aus der täglichen Diskussion und tausenden von Berichten, Artikeln und Studien sind sie nicht mehr wegzudenken: Begriffe wie Industrie 4.0, Digitalisierung, Internet der Dinge, Smart Home. Vor allem in Deutschland gelang es der Regierung und Unternehmensverbänden, sie zu prägen und gezielt in jedem Lebensbereich zu platzieren. Hochglanzprospekte vieler Firmen versprechen uns nun die digitale Revolution, mit der sich unser Leben von Grund auf verbessert: Alles ist vernetzt und auf jeden noch so individuellen Kundenwunsch kann angeblich mit der automatisierten Produktion eingegangen werden. Gerade in Ländern wie Deutschland und Österreich wird unter diesem Vorwand ein Angriff auf ArbeiterInnenrechte gestartet. Deutlichster Ausdruck davon ist die geplante weitgehende Abschaffung des 8-Stunden-Normalarbeitstags, die als Ruf nach „Flexibilisierung“ getarnt wird.

Alexandra Arnsburg ist Mitglied des Landesbezirksvorstandes bei ver.di Berlin-Brandenburg und des Vorstandes im Fachbereich 9 (IT und Telekommunikation) und erlebt die digitale Veränderung der Arbeitswelt als langjährige Mitarbeiterin der Telekom aus eigener Erfahrung. Ihre Sichtweise steuerte sie in einem ausführlichen Vorwort zum Buch bei.

Dieses Buch ist ein Diskussionsbeitrag aus marxistischer Sicht und ein Aufruf an alle, sich nicht blenden zu lassen und auf „Sozialpartner“-Lösungen zu hoffen, sondern mutig zur Veränderung der Gesellschaft zu schreiten, damit der technische Fortschritt der Mehrheit der Menschen zu Gute kommt.

11,90 Euro, 203 Seiten, ISBN 978-3-96156-025-7, erschienen im Verlag manifest.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Metaller-KV: Auftakt für kommende Kämpfe?

Gewerkschaftlicher Angriff ist die beste Verteidigung gegen Regierung und Unternehmen!
Thomas Hauer

Am 20. September beginnen die Kollektivvertragsverhandlungen in der Metallindustrie. Das Besondere daran ist, dass sie mitten im Wahlkampf stattfinden. Interessant sind heuer nicht nur höhere Löhne, sondern auch die Bedrohung einer neuen Regierung. Eine Konstellation, die sich viele UnternehmerInnen wünschen, ist Türkis (also Schwarz)-Blau, die aktuell gute Chancen hat, die Regierung zu stellen. Eine zentrale Forderung der Bosse ist seit längerem eine Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes. Das würde für uns nicht nur mehr Belastung bedeuten, sondern auch Lohnverlust durch das Wegfallen von Überstundenzuschlägen. Die KapitalistInnen reden von „Sicherung des Standortes“ und Flexibilisierung. Das bedeutet Arbeitsplatzabbau für uns, da weniger Leute, aber dafür flexibler (und billiger) eingesetzt werden können.

Der ÖGB fordert korrekt eine 35 Stundenwoche. Das darf aber nicht die Vorbereitung auf einen billigen Kompromiss sein, sondern muss konsequent zu einer längst fälligen Arbeitszeitverkürzung führen. Diese ist auch durch den ständig steigenden Arbeitsdruck längst überfällig. Bei den Verhandlungen mit der Wirtschaftskammer zum Mindestlohn ist das Potential zumindest aufgeblitzt. Die Herrschenden (Politik und Kapital) gehen immer aggressiver auf unsere erkämpften Rechte los. Wenn das die Gewerkschaftsführung nicht sehen will, müssen wir ihr das durch Druck von unten verständlich machen. Auch dass sie die anstehenden Verhandlungen als Vorbereitung zur Gegenwehr nutzen muss. Sie muss aufhören, nur von unserer Stärke zu reden und diese auch in Form von Streiks zeigen. Es müssen Betriebsversammlungen und Kundgebungen abgehalten werden, um die Beschäftigten auf die Lohnverhandlungen vorzubereiten. Wir müssen Mobilisierungsfähigkeit schaffen, um auf Angriffe der KapitalistInnen mit Streiks und Demonstrationen zu reagieren. Der ÖGB muss zur ersten Organisation werden, die die Angriffe abwehrt. Je mehr wir jetzt durch offensive Kämpfe erreichen, desto besser sind wir für die Verteidigung der Errungenschaften aufgestellt!

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Frisch gekämpft ist halb gewonnen: Reinigungspersonal streikt in Londoner Spitälern

Christian Bunke

Im August wurden in London vier Krankenhäuser bestreikt. Die dort arbeitenden Reinigungskräfte forderten eine Erhöhung des Stundenlohnes um 30 Cent. Die haben sie noch nicht erreicht. Es kann gut sein, dass weitere Streiks nötig sind. Und doch kann man von diesem Arbeitskampf viel lernen. Die Streikenden sind beim Serco-Konzern angestellt. Das ist ein multinationales Unternehmen, welches von der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen profitiert. Serco hat den Vertrag für die Reinigung der bestreikten Krankenhäuser. Serco versuchte zu sparen, wo es nur geht. Es wurden Stellen abgebaut und dem Personal gleichzeitig mehr Arbeit aufgedrückt. Teilweise konnten ganze Flure nur mit Wasser gewaschen werden – Putzmittel wurden eingespart. Die Beschäftigten gingen dagegen auf die Straße. Sie organisierten jeden Tag lebendige Streikkundgebungen. Auf diesen redeten andere GewerkschafterInnen und sogar prominente PolitikerInnen aus der Labour-Partei. Zum Höhepunkt des Streiks wurde ein gemeinsamer Aktionstag mit Beschäftigten anderer Berufsgruppen organisiert, die ebenfalls in London Arbeitskämpfe führten. Tausende beteiligten sich an Demos. Der Aktionstag wurde von demokratisch gewählten Streikkomitees organisiert. „London United“ war der Titel des Aktionstages. Damit ist gemeint, dass es Sinn macht, Arbeitskämpfe verschiedener Berufe zusammenzuführen. So stärkt man sich gegenseitig und erhöht den Druck auf die ArbeitgeberInnen. Davon kann sich der ÖGB eine Scheibe abschneiden!

 

 

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Mindestlohn als Nepp des Jahres

Helga Schröder

 

Im Regierungsprogramm 2017/18 findet sich neben grauslichen Angriffen auch „Mindestlohn“ - delegiert an die „Sozialpartner“. Am 30.6.2017 haben diese eine „Generalvereinbarung“ geschlossen. Die ist nicht auffindbar und wie üblich hinter verschlossenen Türen entstanden. Verkündet wurde: 1.500 Mindestlohn nur für Vollzeit soll irgendwann bis 2020 kollektivvertraglich umgesetzt, danach „evaluiert“ werden. Bis dahin wollen die Unternehmen weitere Arbeitszeit“flexibilisierung“, also –erhöhung. Zwangsteilzeitarbeitende werden weiter nicht genug zum Leben haben, Hungerlöhne für prekär und ohne Kollektivvertrag Beschäftigte bleiben. Ergebnis: Mindestlohn kommt. Wenn wir mehr hackeln. In drei Jahren. Vielleicht. Für manche. Bis auf Widerruf.

Einmal mehr ist klar: Das Kapital ist längst zum Klassenkampf übergegangen und sagt das auch (Schelling: „Die Sozialpartnerschaft ist tot“). Die „Sozialpartnerschaft“ besteht auf Unternehmerseite aus gut organisierten kämpferischen Klassenorganisationen, auf unserer Seite aus zugeständnisbereiten BürokratInnen. Wenn wir uns auf sie verlassen, sind wir verraten und verkauft. Ein Mindestlohn muss zusammen mit radikaler Arbeitszeitverkürzung von uns selber erkämpft werden, mit Betriebsversammlungen, Demos, Streiks.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Linz: Protestkundgebung gegen Angriffe auf Kollektivverträge bei ProMente

Flo Klabacher

Am 27.9.2017 fand in Linz eine Gewerkschaftskundgebung gegen den Angriff der Geschäftsführung von „promente Reha“ auf die Kollektivverträge (KV, hier unsere Stellungnahme http://bit.ly/2yH6sm4). Natürlich waren auch SLP AktivistInnen dabei um haben sich solidarisch zu zeigen und den Kampf der KollegInnen zu unterstützen. Für uns heißt Wahlkampf, genauso wie politische Arbeit, vor allem dort aktiv zu sein wo ArbeiterInnen und Jugendliche für ihre Rechte kämpfen.

 

Hier ein Bericht und ein paar Fotos von den heutigen Protesten:

Viele KollegInnen aus ganz Österreich kamen nach Linz um teilzunehmen und lautstark gegen das geplante Lohndumping zu protestieren. Geplant ist, dass neue KollegInnen mit dem viel schlechteren KV „für private Heil- und Kuranstalten“ eingestuft werden sollen. Das würde niedrigere Löhne UND höhere Arbeitszeit bedeuten! Die Geschäftsführung redet davon, dass andere Anbieter günstiger anbieten können, weil sie den KV anwenden. Der Betriebsrat erklärte richtig: „Wir haben der Geschäftsführung erklärt, dass man darüber reden sollte, diese Betriebe in den SWÖ-KV (Sozialwirtschaft Österreich, früher BAGS) zu holen, aber nicht bei uns einzusparen“. Über 4.000 Protestunterschriften wurden heute der promente-Geschäftsführung übergeben. Die wurden nicht nur bei promente gesammelt, auch in anderen Betrieben sammelten solidarische BetriebsrätInnen und KollegInnen. Die KollegInnen sind kämpferisch und wollen wich wehren. Eine Kollegin sagt e zu ihrer Betriebsrätin: „Wir kommen wieder. Wenn wir weiterkämpfen müssen, sind wir bereit dazu“. Obwohl sie selber im alten Kollektivvertrag bleiben würden, wollen sie das Vorgehen nicht akzeptieren: „Der ganze Sozialbereich ist jetzt schon unterfinanziert. Der SWÖ braucht auch Verbesserungen. Wenn die Belegschaft nicht im selben KV ist, wird es noch schwieriger, gegen kommende Kürzungen zu kämpfen“. Ein Betribesrat aus dem grafischen Gewerbe redete auch auf der Kundgebung. Auch in dieser Branche gibt es Proteste, weil der Kollektivvertrag von den ArbeitgeberInnen einseitig aufgekündigt wurde. Er erklärte, dass es viel einfacher wird, Erfolge zu erreichen, wenn die verschiedenen Branchen sich gegenseitig unterstützen in ihren Kämpfen.

Auf der Kundgebung wurde auch die Frage von Streiks thematisiert. Jetzt müssen den Worten von BetriebsräTaten folgen! Betriebsversammlungen, auf denen nächste Schritte wie weitere Kundgebungen und die Vorbereitung von Streiks diskutiert werden, können nächste Schritte sein, um Druck auf die Geschäftsführung zu machen. Die @Soz nahm an der Kundgebung teil, erklärt sich solidarisch und verteilte Flugblätter mit Vorschlägen, wie der Kampf weitergeführt werden kann. Unsere Intervention wurde von den KollegInnen, solidarischen BetriebsrätInnen aus anderen Betrieben und anderen Menschen warm aufgenommen. Viele nahmen auch unsere Zeitung Vorwärts mit.

 

Eine ausführliche Stellungsnahme der SLP findet ihr hier: https://www.slp.at/artikel/gemeinsam-gegen-lohndumping-im-sozial-und-pflegebereich-gegen-die-kv-flucht-bei-%E2%80%9Epromente%E2%80%9C

 

Gemeinsam gegen Lohndumping im Sozial- und Pflegebereich! Gegen die KV-Flucht bei „promente“!

Worum gehts?
Michael Gehmacher,

Wieder einmal gibt es einen Versuch, die Löhne und Gehälter im Sozialbereich zu kürzen. Diesmal bei „promente“. Diese Sozialorganisation bietet Betreuung und Unterstützung bei psychischer Erkrankung, Behinderungen uvm. Die Firma ist in einen Dachverband und 26 Tochterfirmen in verschiedenen Bundesländern gegliedert. Insgeamt werden von „pro mente“ ca 80.000 Menschen von mehr als 3200 KollegInnen betreut. In Oberösterreich ist „promente“ einer der wichtigtsen Arbeitgeber im Sozialbereich. Immer wieder versucht der Vorstand von „promente“ den Sozialabbau und die Geldkürzungen in den Bundesländern auf die „promente“- KollegInnen abzuwälzen. Egal ob die Landesregierung schwarzgrün oder blauschwarz ist: Wenn eine oberösterreichische Landesregierung dem Sozialbereich Geld wegnahm, gabs Verschlechterungen bei den „promente“ KollegInnen. Dagegen gabs immer wieder aktiven Widerstand von Belegschaft und Betriebsrat. 2010 sogar einen Streik.

Nun reitet der „pro mente“ Vorstand eine neue Attacke

Die Tochterfirma „promente Reha“ betreibt verschiedene stationäre Therapieeinrichtungen. Das nutzt der Vorstand als faule Ausrede, um ab 1.11.2017 neuen KollegInnen weniger zu bezahlen. Alle neu eintretenden KollegInnen sollen dann nicht mehr nach dem Kollektivvertrag für die Sozialwirtschaft (SWÖ), sondern nach dem weit schlechteren Kollektivvertrag „für private Heil -und Kuranstalten“ bezahlt werden. Schon der SWÖ-KV ist für eine niedrige Bezahlung verantwortlich. Den Kollektivvetrag für „private Heil-und Kuranstalten“ gibts sowieso so gut wie nur fürs Lohndumping.Geht dieser Angriff durch, ist das eine Einladung an viele Firmen im Sozial -und Pflegebbereich, schlechtere Kollektivverträge anzuwenden. Damit drohen Verschlechterungen für alle, die im Sozial-und Pflegebereich arbeiten.

Sozialistische LinksPartei – SLP und die Initiative “Sozial, aber nicht blöd“ sind solidarisch mit den KollegInnen!

Der Zentralbetriebsrat von „pro mente“ hat gegen die KV-Flucht eine Petition in Umlauf gebracht, die von der zuständigen Gewerkschaft „GPA-DjP“ unterstützt wird. Bis jetzt haben diese Petition über 2500 Leute unterstützt. Auch die SLP und die Intiative „Sozial, aber nicht blöd“ rufen auf, die Petition zu unterschreiben. Am 27.9.wollen die  „pro-mente“ KollegInnen in Linz auf die Straße gehen. Die SLP versucht, einen aktiven Beitrag zu leisten, die Aktion möglichst groß zu machen.

So wie viele KollegInnen im Sozialbereich sind wir uns aber dessen bewusst, dass wir mit Unterschriften alleine diesen Angriff nicht abwehren können. Klar ist auch: Macht das Beispiel Schule, können in vielen Teilen des Sozial-und Pflegebereichs die Löhne und Gehälter gedrückt werden.

Nach der Wahl wird es mit Angriffen weiter gehen!

Ob bei den Wiener Rettungsorganisationen, im Flüchtlingsbereich oder in der mobilen Pflege - überall gibt es derzeit Angriffe. Die Regierung und die Unternehmer versuchen, die Kosten der kapitalistischen Krise auf die ArbeitnehmerInnen und den Sozialbereich abzuwälzen. Eine beliebte Methode ist dabei, verschiedenen Landesregierungen zuwenig Geld für den Sozial-und Gesundheitsbereich zu geben. Diese kürzen dann in unterschiedlichen Bereichen, die kurzfristigen unterschiedlichen Betroffenheiten führen zu einer Spaltung des Widerstandes. Daher wäre es die Aufgabe der zuständigen Gewerkschaft, den Widerstand zu vernetzen und gemeinsame Aktionen zu organisieren.

Weitere gemeinsame Widerstandsaktionen sind nötig!

Uns bleiben noch 5 Wochen, um den Angriff auf uns alle abzuwenden. In vielen Teilen des Sozialbereichs gärt es wegen der anstehenden Kürzungen und der kommenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen. Außerdem: Egal wie die kommende Regierung ausschaut, es wird Angriffe im Sozialbereich gegen.

Die „promente“ BetriebsrätInnen und die KollegInnen vor Ort haben in der Vergangenheit oft bewiesen, dass sie nicht alle Kürzungen hinehmen wollen und bereit sind, zu kämpfen! An diese gute kämpferische Tradition gilt es jetzt anzuknüpfen. „promente“ Einrichtungen gibt es in vielen Teilen Österreichs. Beim Streik 2010 wurden auch in vielen kleinen Ortschaften die Menschen über die Einsparungen informiert.

Auch diesmal geht es wieder darum, die KlientInnen, PatientInnen, ihre Angehörigen, die SachwalterInnen und andere Betroffene einzubinden. Information und Aktionen, bei denen auch Menschen, die nicht bei „pro mente“ arbeiten, mitmachen können, sind dafür wichtig. Betriebsrat und KollegInnen könnten gemeinsam Aktionskomitees und Betriebsgruppen aufbauen, die zB mit einer Kundgebung oder offenen Teilbetriebsversammlung vorm nächsten lokalen Supermarkt die Menschen vor Ort infomieren. Gerade Heilanstalten sind wichtige regionale Firmen, auf die viel Menschen vor Ort jobmäßig angewiesen sind. Oft ist es hier möglich, die lokale Bevölkerung in Widerstandsaktionen einzubeziehen. Viele der Menschen, die die Resolution unterschrieben haben, sind sicher bereit, mehr zu machen als zu unterschreiben.

Ein nächster Schritt könnte ein gemeinsamer bundesweiter Aktionstag gegen Lohndumping und Verschlechterungen sein.

Die KollegInnen und BetriebsrätInnen von „promente“, andere kämpferische BetriebsrätInnen und KollegInnen im Sozialbereich, Gruppen wie „sozial aber nicht blöd“, Carerevolution usw. müssen sich gemeinsam überlegen, wie in der GPA-DjP und im ÖGB Druck für mehr Widerstand gemacht werden kann. Auch in anderen Firmen des Sozialbereichs sind die BetriebsrätInnen gefordert, Widerstand im Betrieb (etwa durch Betriebsversammlungen) zu organisieren und den „pro mente“-KollegInnen den Rücken zu stärken. Sind die zuständigen Fachgewerkschaften nicht bereit, weiteren Widerstand zu organisieren, sollten die vielen linken und kämpferischen BetriebsrätInnen im Sozial-und Pflegebereich gemeinsam einen Aktionstag auf die Beine stellen. Bei den Ordensspitälern in Ostösterreich hat der Druck zu einem sehr hohen Lohn und Gehaltsabschluss geführt. In Kärnten haben sich die KrankenpflegerInnen des Landeskrankenhauses zusammengetan und mit einer längeren Kampagne und Streikdrohungen eine sehr hohe Gehaltserhöhung und Verbesserungen erkämpft. Diese Beispiele zeigen, dass sich kämpfen absolut auszahlt. Um diese Auseinandersetzung zu gewinnen, braucht es die aktive Beteiligung vieler „pro-mente“ KollegInnen – alle, die sich am Widerstand beteiligen riskieren viel. Außerdem geht es um die Löhne und Gehälter der KollegInnen. Aus beiden Gründen sollte jedes Verhandlungsergebnis einer Urabstimmung unterzogen werden. 

Streiks könnten notwendig werden- sie würden von vielen unterstützt werden..

Nimmt der „pro mente“-Vorstand den Angriff nicht zurück, ist ein gemeinsamer Streik im Sozial-und Pflegebereich notwendig. Im Gegensatz zur bürgerlichen Propaganda würden viele Menschen diese Streiks unterstützen. Viele Menschen schätzen und brauchen die Arbeit des Sozialbereichs und der Pflege - viele wissen auch, wie schlecht die Bezahlung in dieser Branche ist. Ein Streik hätte daher die Sympathie von vielen Menschen. Im November beginnen die Lohn- und Gehaltsverhandlungen für über 200.000 Menschen im Sozial- und Pflegebereich. Ein Streik gegen die aktuellen Angriffe könnte viel Rückenwind bringen, um endlich eine hohe Lohn-und Gehaltserhöhung zu erkämpfen.

 

 

Seiten