Betrieb und Gewerkschaft

AK verteidigen – aber richtig!

FPÖ & ÖVP wollen die Arbeiterkammer schwächen. Aber AK verteidigen heißt auch AK verändern!
Helga Schröder

Schwarz-blau 2.0 plant Umverteilung von unten nach oben und Angriffe auf die Organisationen der ArbeiterInnenklasse. Das steckt hinter der von KapitalistInnen geforderten Abschaffung der „Pflichtmitgliedschaft bei Kammern“. Dann wären auch Unternehmen nicht mehr fix in der Wirtschaftskammer und Kollektivverträge (KV) würden für sie nicht mehr gelten. Mini-Jobs, 1-Euro-Jobs wie in Deutschland drohen – dort sind weniger als die Hälfte der Jobs durch KVs abgesichert (Österreich: 98%). Eine Senkung der Kammerbeiträge soll die Arbeiterkammer (AK) finanziell aushungern. Wichtige Beratungsleistungen im KonsumentInnenrecht, Mietrecht, Arbeitsrecht wären nicht mehr möglich. Die AK ist hier oft die einzige zur Verfügung stehende Hilfestellung. Auch wichtige Studien zu Fakten wie Vermögens- oder Einkommensverteilung, die Propaganda von Regierung oder Unternehmen widerlegen, kommen oft von der AK. Schließlich würde die zentrale Aufgabe, die organisierte Vertretung von ArbeitnehmerInneninteressen massiv leiden.

All das wäre im Interesse der Unternehmen und entspricht dem Programm von sowohl ÖVP als auch FPÖ. Hilfreich ist ihnen dabei leider der Zustand der AK. Undemokratische Strukturen, FunktionärInnen mit Spitzenbezügen, Superjobs für untätiges politisches Personal etablierter Parteien lassen diese Organisation vielen ArbeitnehmerInnen zu Recht nicht als ihre Organisation erscheinen. Die AK unterlässt Kämpfe, die nötig und ihre Aufgabe wären. Neben der Gewerkschaft sollte auch die AK eine Kampforganisation sein, und nicht nur Service- und Beratungsorganisation. AK verteidigen heißt auch AK verändern: Wir müssen uns die AK zurückholen. Eine wirkungsvolle Verteidigung der AK beinhaltet auch Kämpfe für demokratische Strukturen, Rechenschaftspflicht, jederzeitige Wähl- und Abwählbarkeit von FunktionärInnen, die Streichung aller Privilegien der Führung sowie einen Durchschnittslohn für diese und FacharbeiterInnenlohn für FunktionärInnen sowie die aktive Einbindung der Beschäftigten und Mitglieder.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Für einen Aktionsplan gegen die neue Regierung!

Die kommende Regierung bedroht alle, die nicht reich sind – wir brauchen entschlossenen Widerstand.

Die Koalitionsverhandlungen bestätigen, dass Schwarz-Blau einen Frontalangriff auf ArbeiterInnen, MigrantInnen, Jugendliche und sozial Schwache vorbereiten. In Oberösterreich zeigen sie bereits ihr hässliches, elitäres Gesicht und damit die Politik, die uns bald bundesweit erwartet. Das angekündigte Sparpaket bedeutet u.a. Studiengebühren, Gebühren für Kindergärten, Kürzungen bei Bildung, Gesundheit und Sozialem sowie Lohnkürzungen bei NiedrigverdienerInnen. Davon betroffen sind eigentlich alle, die nicht reich sind - und zwar egal, woher sie kommen!

Zu Recht haben Gewerkschaften in Oberösterreich Proteste angekündigt. Ein entschlossener Widerstand gegen die Angriffe in Oberösterreich kann der Auftakt für breiteren Widerstand gegen die unsoziale Agenda einer schwarz-blauen Bundesregierung (aber auch jeder anderen, die ähnliche Kürzungen plant) werden.

Damit der Widerstand erfolgreich ist, braucht er mehr als Unterschriftenlisten, Verhandlungen und Kundgebungen. Wir brauchen einen Aktionsplan, um Schritt für Schritt den Widerstand zu organisieren – und zu gewinnen! Dafür müssen wir so viele Menschen wie möglich aus den betroffenen Bereichen einbinden. Eine Möglichkeit dafür sind Aktionskomitees, in denen Beschäftigte, KlientInnen, PatientInnen und Angehörige darüber diskutieren, welche Forderungen nötig sind und was die nächsten Schritte sind.
Sie können uns nicht gegeneinander ausspielen, wenn Aktive aus allen Bereichen zusammen einen Kampf gegen ALLE Kürzungen aufbauen. Das könnte z.B. im Rahmen von AktivistInnenkonferenzen stattfinden, bei denen Menschen aus dem Kulturbereich genauso mit dabei sind, wie GewerkschafterInnen und Betroffeneninitiativen.
Klar ist: Die Reichen führen entschlossen ihren Klassenkampf von oben. Um sie zurückzuschlagen brauchen wir entschlossenen Klassenkampf von unten: Streiks von der Schule bis ins Spital, Massenproteste auf der Straße bis hin zu Besetzungen, um mehr Druck aufzubauen und das alles bundesweit! Die Abwehr der Kürzungen ist der erste Schritt, um endlich wieder Verbesserungen für uns zu erkämpfen!

 

Wir fordern:

  • Bundesweiter, gewerkschaftlicher Aktionsplan, um ALLE Angriffe abzuwehren!
  • Aktionskomitees, um die Bewegung breit und demokratisch zu organisieren!
  • Neue ArbeiterInnenpartei, als sozialistische Alternative zur etablierten Politik!
Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Siemens im Kahlschlagswahn

Nur der Kampf der Beschäftigten kann den Irrsinn der Konzernchefs stoppen
Von Steve Hollasky, Dresden

Was den ArbeiterInnen bei Siemens und ihren Familien kurz vor Weihnachten durch den Kopf gehen muss, kann man nur erahnen. Die Konzernspitze in München kündigte kürzlich die Streichung von 6.900 Stellen weltweit an, 3.300 davon in Deutschland.

Es sind nicht allein die erschreckenden Sparpläne der Unternehmensführung, die gerade die Stimmung zum Kochen bringen. Was die Unternehmensleitung um Joe Kaeser vor hat, ist mehr als ein einfacher Angriff, es ist eine Offensive.

Siemens erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2017 laut der Tageszeitung „Junge Welt“ vom 21.11. eine Gewinnsteigerung um elf Prozent! Jenen, die diesen Zugewinn tagtäglich erarbeiteten, zeigen die feinen Herren und Damen in Nadelstreifen und Kostüm nun, was sie von ihnen halten. Neben Stellenvernichtung in Berlin und Offenbach sollen die Siemenswerke in Leipzig und Görlitz bis 2020 bzw. 2023 komplett verschwinden. Was das für die strukturschwache Region rund um Görlitz bedeuten wird, kann man sich ungefähr ausmalen. Erst kürzlich prophezeite die „Sächsische Zeitung“ (SZ) im Falle einer Werksschließung eine weitere Abwanderungswelle.

Besonders perfide erscheinen die Standortschließungen, wenn man sich die Rahmenbedingungen ansieht: Siemens fährt Rekordprofite ein und Leipzig und Görlitz sind alles andere als Sorgenkinder. Im Görlitzer Turbinenwerk sind die Auftragsbücher voll. Gerade kleine und leistungsfähige Turbinen werden aus dem Betrieb angefordert. Nicht anders sieht es in Leipzig aus, wo die Aufträge noch bis Ende des nächsten Jahres abgearbeitet werden müssen. Dennoch will Joe Kaeser die 250 Beschäftigten in Leipzig und die 700 in Görlitz in die Arbeitslosigkeit schicken.

Was steckt dahinter?

Kaeser beabsichtigt mit den Maßnahmen die Steigerung der Börsenkurse und nicht zuletzt eine Schwächung der Gewerkschaften. Sollte die Siemens-Chefetage mit ihren Plänen durchkommen, würde sie vollkommen ungescholten alle Übereinkünfte mit der Gewerkschaft gegen betriebsbedingte Kündigungen über den Haufen werfen. Das Ergebnis wäre ein Präzedenzfall von kaum vorhersehbarer Wirkung.

Dass die Hintergründe der Siemens-Entscheidung eher in diesen Erwägungen zu suchen sind, als in dem immer wieder bemühten bevorstehenden Strukturwandel hin zu erneuerbaren Energien, ist allen voran den Beschäftigten klar. Der Leipziger Siemens-Betriebsrat Stefan Schulz sprach von „einer politischen Entscheidung“.

Falsche Freunde

Der scheidende Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) nannte das Vorgehen eine „Bankrotterklärung“ des Traditionskonzerns und kündigte an, man werde von Siemens Alternativen zu Standortschließungen verlangen. Dass Siemens ungern in Alternativen denkt, hat Joe Kaeser mit seinen Plänen bereits beweisen. Solche Reaktionen aus den Reihen der „großen Politik“ werden den Siemens-ArbeiterInnen weder in Sachsen, noch in Offenbach oder Berlin helfen.

Genauso wenig wie die Stellungnahme des Görlitzer Bundestagsabgeordneten der rassistischen AfD, Tino Chrupalla, der in einer Erklärung die Energiewende und die sinkenden Siemens-Gewinne verantwortlich machte, um dann die Frage zu stellen: „Was bleibt dem Konzernchef Joe Kaeser also anderes übrig, als das traditionsreiche Geschäft zu verkleinern, indem z.B. Produktionsstandorte zusammen gelegt werden?“

Was muss geschehen?

Die Siemens-ArbeiterInnen wollen sich dem Diktat Kaesers nicht unterwerfen, das zeigt ihre bewundernswerte Kampfbereitschaft: Unterschriften, Mahnwachen, Demonstrationen: Aufgeben ist keine Alternative! Doch was die IG-Metall-Führung als letztes Mittel darstellt, die kollektive Verweigerung der Arbeit, ist sofort notwendig. Kaeser und Co. hören nicht auf Appelle, sie müssen zum Einlenken gezwungen werden. Sie wissen genau, was sie den Beschäftigten, ihren Familien und den betroffenen Regionen antun. Das interessiert sie nicht. Aber ihre Profite interessieren sie, deshalb verfolgen sie die Kahlschlagspläne. Also muss man sie dort treffen, wo es ihnen wehtut.

Streik ist die einzige Sprache, die sie verstehen. Dazu muss die IG Metall aufrufen und sicher stellen, dass in allen Standorten und für den Gesamtkonzern eine Streikleitung aus den Reihen der Belegschaft demokratisch gewählt wird. Wenn die IG Metall-Führung dazu nicht bereit ist, müssen sofort Belegschaftsversammlungen durchgeführt werden, die diese Frage diskutieren und entscheiden können. Außerdem dürfte ein Streik nicht an den Toren der betroffenen Werke Halt machen. Auch die anderen Siemens-Standorte sollten die Arbeit niederlegen.

In Görlitz sollte der Aufruf noch an Bombardier ergehen. Auch der Waggonbauer will 800 Stellen streichen.

Die Solidarität für die Beschäftigten ist enorm, das haben die  bisherigen Aktionen bewiesen. Warum geht die IG Metall nicht den Weg der sächsischen ver.di, die gerade die Rekommunalisierung der Rettungsstellen fordert, um das Lohndumping der Betreiber zu beenden? Wenn Kaeser die Standorte nicht mehr haben will oder wie im Fall von Berlin und Offenbach, einfach Tausende auf die Straße setzen wird, dann muss gelten: Siemens in Arbeiterhand! Um diese Forderung durchzusetzen, bräuchte es den Druck derjenigen, die solidarisch mit den Beschäftigten sind, auf die Landesregierungen, die Standorte notfalls unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung zu verstaatlichen, um den Jobverlust zu verhindern und eine ggf. nötige Umstellung der Produktion sinnvoll durchzuführen.

Gewerkschaftsdemo: „Die Jugend protestiert!“

Am 6. Oktober hielt die GPA-djp-Jugend eine Demonstration in Linz für bessere Ausbildung, mehr Freizeit und mehr Kohle für Lehrlinge und junge Beschäftigte ab. Die SLP mobilisierte dafür und war zahlreich auf der Demo mit Transparenten, wie „Geld für Jugend und Soziales statt für Überwachung und Konzerne“ oder „SchwarzBlau schlägt zu. Schlagen wir zurück!“ vertreten. Diese Initiative war gut. Doch wo waren die anderen Gewerkschaften? Und die „Alten“? Themen gäbe es genug, für die man endlich mal auf die Straße gehen müsste. Alec Jakolic, Metaller-Lehrling und SLP-Aktivist, appellierte in seiner Rede: "Es liegt jetzt an uns, gemeinsam eine gewerkschaftliche Bewegung aufzubauen, um die Angriffe der Wirtschaftsbosse und rechten Parteien zurückzuschlagen und tatsächliche Verbesserungen zu erreichen.“

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Digitale Revolution- Soziale Reaktion?

Neue Technologie wird im Privaten gern angenommen, weil sie das Leben erleichtert, in der Arbeitswelt herrschen Ängste.
Thomas Hauer

Spätestens seit dem Amtsantritt von Bundeskanzler Kern wird uns mitgeteilt, dass die Arbeitswelt kurz vor einer digitalen Revolution steht bzw. schon mittendrin ist. Technischer Fortschritt lässt sich eben nicht aufhalten. In der Diskussion um Industrie 4.0 hört man von Chancen und Möglichkeiten. Was ist damit gemeint? Die ErfinderInnen der ersten Schaufel wollten mit ihrer Arbeit schneller fertig zu werden und sich das Leben erleichtern. Das ist auch der Grund, warum der Mensch begonnen hat, seine Umwelt bewusst mit seinen Händen zu verändern und mit seinem Gehirn Hilfsmittel entwickelt (Schaufel, Roboter...), um diese Veränderungen immer einfacher zu machen. Mit der Digitalisierung gibt es nun bisher ungeahnte Möglichkeiten, die Arbeit zu erleichtern. Putzroboter, ganze Häuser, die von 3-D-Druckern gebaut werden, schmutzige, gefährliche Arbeit, die keine menschliche Arbeit mehr benötigt – eine großartige Zukunft.

Aber: Der Effekt der Arbeitserleichterung ist zwar theoretisch vorhanden, wird im Kapitalismus aber nicht zur Hebung des Lebensstandards der ganzen Gesellschaft verwendet. Finanziell profitiert nur eine Minderheit vom Fortschritt, für viele bedeutet er im Gegenteil sogar Arbeitsplatzverlust, für andere Intensivierung des Arbeitspensums. Es gibt mehr Arbeitslose, weil „zu wenig“ Arbeit vorhanden ist und gleichzeitig immer mehr, die ausgebrannt sind. Klingt komisch, muss aber nicht so sein.

Welche Folgen technischer Fortschritt für die Mehrheit der Menschen hat, hängt vom gesellschaftlichen Rahmen ab, in dem er stattfindet. Daher die berechtigte Angst und der Widerstand aus der ArbeiterInnenklasse. Zu Beginn der industriellen Revolution war eine der ersten Antworten von ArbeiterInnen die Zerstörung von Maschinen, da sie ihre Arbeitsplätze bedroht sahen. Doch das war nur ein Versuch, das Rad der Zeit anzuhalten. Die Sozialdemokratie formulierte bereits am Beginn der Weltwirtschaftskrise 1931 durch Otto Bauer ihr bis heute in den Grundlagen bestehendes „Programm“. Rationalisierung wird positiv bewertet, wenn die Sozialpartner eingebunden sind und sich ein unmittelbarer Vorteil für den Standort Österreich ergibt. Nur wenn das nicht der Fall ist, wird sie zur „Fehlrationalisierung“ und soll bekämpft werden. Diese Sichtweise für einen starken Wirtschaftsstandort Österreich hat sich in der SPÖ bis heute nicht verändert und wird auch von Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaft (ÖGB) mitgetragen. Das ist nichts anderes als „geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“. Doch dieselbe Logik wenden KapitalistInnen und Regierungen in anderen Ländern an. Darum wollen sie u.a. 12-Stundentag und generelle Flexibilisierung der Arbeitszeit. Auch stehen die Kollektivverträge verstärkt unter Beschuss, jedeR soll allein und damit schwach dem Unternehmen gegenüberstehen in Verhandlungen. Es ist eine Spirale nach unten.

In dieser Logik wird neben dem internationalen auch ein nationaler Konkurrenzkampf erzeugt. ÖGB und AK verlangen bessere Aus- und Weiterbildung, damit die Beschäftigten im Zuge der Digitalisierung karrieretechnisch nicht auf der Strecke bleiben. Arbeitsplätze werden damit aber nicht geschaffen, sondern es gibt dann nur besser qualifizierte Arbeitslose. Offensive Forderungen müssen sich gegen das immer höhere Arbeitstempo richten. Die Gewerkschaft darf den unmenschlichen Unterordnungszwang von Beschäftigten unter Maschinen nicht noch exekutieren, sondern muss im Gegensatz dafür kämpfen, dass die Beschäftigten über den Einsatz neuer Technologien entscheiden. Und vor allem muss die Gewerkschaft dafür kämpfen, dass das „Mehr“ an Produktivität durch höhere Löhne und Arbeitszeitverkürzung in Richtung Beschäftigte umgeleitet wird. Doch der ÖGB hat zwar 1987 das Ziel der Arbeitszeitverkürzung auf 35-Stunden beschlossen, seither aber keinen Finger dafür gerührt. Die Löhne stecken seit 20 Jahren fest, die geringen Lohnerhöhungen werden durch Inflation und explodierende Wohnkosten aufgefressen. Die Produktivitätssteigerungen haben so zu einer massiven Umverteilung von unten nach oben geführt. Wer auf ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) als Lösung angesichts der Jobvernichtung hofft, vergisst, dass auch dieses in einem kapitalistischen Umfeld eingeführt würde – und damit bestenfalls „zuwenig zum Leben, zuviel zum Sterben“ wäre.

Wir brauchen heute eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn. Die Gewerkschaftsspitzen setzen immer noch auf Lösungen am grünen Tisch. Den billigen Kompromiss fressen dann die Beschäftigten. Es ist Zeit, um mit den „maßvollen“ Lohnrunden endlich Schluss zu machen und uns tatsächlich zu holen, was uns zusteht: mehr Geld für wesentlich weniger Arbeitszeit!

Wir müssen die Gewerkschaften zurück gewinnen, damit sie zur Basis für Widerstand und Organisierung der werktätigen Masse werden und nicht zu deren Hemmschuh. Und wir müssen die Macht und Kontrolle aus der Hand der reichen Elite nehmen. Das ist nämlich die einzige Option, wenn wir wollen, dass die Vorteile der Digitalisierung bei uns ankommen.

 

Der gesamte Schwerpunkt zu „Industrie 4.0“ der 262. Ausgabe:

Die Industrie stirbt. Oder wird als Industrie 4.0 erneuert. Die Beschäftigten kommen dabei unter die Räder. Und kann mit neuer Technologie eine Krise verhindert werden?

  • Titelseite: Die Zukunft der Industrie? Von Albert Kropf

https://www.slp.at/artikel/die-zukunft-der-industrie-8588#

  • Hauptartikel: Sind Roboter krisenfest? Von Sonja Grusch

https://www.slp.at/artikel/sind-roboter-krisenfest-8589

  • Zahlen und Fakten von Georg Kummer:

https://www.slp.at/artikel/zahlen-und-fakten-zu-industrie-8590

  • Marx aktuell: Von Maschinen und Profiten von Nicolas Prettner

https://www.slp.at/artikel/marx-aktuell-von-maschinen-und-profiten-8591

  • Digitale Revolution – Soziale Reaktion? Von Thomas Hauer

https://www.slp.at/artikel/digitale-revolution-soziale-reaktion-8592

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Marx aktuell: Von Maschinen und Profiten

Nicolas Prettner

Im Kapitalismus wird nicht produziert, um zu konsumieren, sondern um Waren zu verkaufen. Waren werden gegeneinander, bzw. gegen Geld, ausgetauscht. Wert setzt also bereits eine (Tausch-)Beziehung zu anderen Dingen voraus: X ist immer so und so viel von Y wert. Marx erklärt, dass sich der Wert einer Ware aus der Summe der zu ihrer Herstellung gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit ergibt. Auch Arbeitskraft ist eine Ware: wir verkaufen sie jeden Tag für Lohn, den die KapitalistInnen zahlen. Unsere Arbeitskraft ist so viel wert, wie die Summe der Dinge, die wir brauchen, um täglich arbeiten zu können. So viel bekommen wir bezahlt. Wir arbeiten aber so lange, wie die KapitalistInnen die Arbeitskraft gekauft haben. In der Zeit produzieren wir mehr als den Wert unserer Arbeitskraft bzw. unseres Lohns: Wir produzieren Mehrwert, aus dem der Profit entsteht.

KapitalistInnen wollen eine möglichst hohe Profitrate erzielen. Das gewonnene Kapital soll möglichst groß sein im Verhältnis zum investierten Kapital. Marx erklärt, dass sich das eingesetzte Kapital aus dem konstanten Kapital (Produktionsmittel, wie Maschinen) und dem variablen Kapital (Löhne, für die sie menschliche Arbeitskraft kaufen) zusammensetzt. Das Verhältnis zwischen konstantem und variablem Kapital nennt Marx die organische Zusammensetzung des Kapitals.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Unternehmen schnell, billig und viel produzieren. Das geht, indem sie das konstante Kapital auf Kosten des variablen Kapitals erhöhen – also indem Arbeitskräfte durch Maschinen ersetzt werden. Konstantes Kapital ist aber letztlich nur vergegenständlichte menschliche Arbeit: Maschinen übertragen den Wert, der in ihnen steckt, aufgeteilt auf die Produkte, die mit ihnen hergestellt werden – bis sie kaputtgehen. Sie schaffen Werte, aber nicht Mehrwert! Der wird nur vom variablen Kapital geschaffen, das zusätzlich eingesetzt wird. Da dieser Anteil sinkt, schrumpft auch der im Wert der Ware enthaltene Mehrwert. Auf längere Sicht sinkt somit auch die Profitrate. Marx beschreibt diesen „Tendenziellen Fall der Profitrate“ im 3. Band des „Kapital“:

„Jedes individuelle Produkt, für sich betrachtet, enthält eine geringre Summe von Arbeit als auf niedrigern Stufen der Produktion, wo das in Arbeit ausgelegte Kapital in ungleich größrem Verhältnis steht zu dem in Produktionsmitteln ausgelegten. [...] Diese erzeugt mit der fortschreitenden relativen Abnahme des variablen Kapitals gegen das konstante eine steigend höhere organische Zusammensetzung des Gesamtkapitals, deren unmittelbare Folge ist, dass die Rate des Mehrwerts bei gleich bleibendem und selbst bei steigendem Exploitationsgrad der Arbeit sich einer beständig sinkenden allgemeinen Profitrate ausdrückt.“

Dies lässt sich auch statistisch nachweisen. Das Verhältnis von investiertem zu gewonnenem Kapital war nach dem Ende des 2. Weltkriegs größer als heute. KapitalistInnen versuchen, dem entgegenzuwirken. Da wird dann der Arbeitsdruck erhöht, Pausen gestrichen, die Arbeitszeit verlängert, Reallöhne sinken, betriebliche Sozialleistungen werden gestrichen. Diese Maßnahmen können den Fall der Profitrate vorübergehend, aber nicht auf Dauer aufhalten.

 

 

Der gesamte Schwerpunkt zu „Industrie 4.0“ der 262. Ausgabe:

Die Industrie stirbt. Oder wird als Industrie 4.0 erneuert. Die Beschäftigten kommen dabei unter die Räder. Und kann mit neuer Technologie eine Krise verhindert werden?

  • Titelseite: Die Zukunft der Industrie? Von Albert Kropf

https://www.slp.at/artikel/die-zukunft-der-industrie-8588#

  • Hauptartikel: Sind Roboter krisenfest? Von Sonja Grusch

https://www.slp.at/artikel/sind-roboter-krisenfest-8589

  • Zahlen und Fakten von Georg Kummer:

https://www.slp.at/artikel/zahlen-und-fakten-zu-industrie-8590

  • Marx aktuell: Von Maschinen und Profiten von Nicolas Prettner

https://www.slp.at/artikel/marx-aktuell-von-maschinen-und-profiten-8591

  • Digitale Revolution – Soziale Reaktion? Von Thomas Hauer

https://www.slp.at/artikel/digitale-revolution-soziale-reaktion-8592

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Zahlen und Fakten zu Industrie

Georg Kummer

Industrie 4.0 bezeichnet den Einsatz von Robotern und über das Internet vernetzte Maschinen. Dadurch können Geräte und Anwendungen für alle Bereiche der Produktion miteinander kommunizieren, auch als „Internet der Dinge“ oder „Smart Production“ bezeichnet. Industrie 4.0 ist der Versuch, die Produktivität zu steigern. Bei den aktuellen Entwicklungen in der Industrie geht es vor allem um Flexibilisierung und Rationalisierung bestehender Arbeit und nur zum Teil um die Ersetzung menschlicher Arbeitskraft.

 

In Österreich sinkt die Zahl der Beschäftigten im produzierenden Sektor (Industrie) zwischen 1976 und 2005 um 10%, die Bruttowertschöpfung pro Beschäftigtem steigt um 443% und die Produktivität dieses Sektors wächst um 343,5%. D.h., dass eine geringere Zahl an Beschäftigten deutlich mehr Waren in der selben Zeit produzieren kann.

 

Die Zahl der Industrieroboter steigt weltweit stark an. 2010 waren eine Million Roboter im Einsatz, 2019 sollen es 2,6 Millionen sein. In Deutschland kommen 301 Roboter pro 10.000 IndustriearbeiterInnen zum Einsatz, in Österreich sind es 128. Laut einer Studie von McKinsey können bei 49% aller Berufe mit heutiger Technologie ein Teil der Tätigkeiten automatisiert werden. Jedoch lassen sich weniger als 5% aller Jobs derzeit vollständig automatisieren. Bei 60% aller Arbeitsplätze gibt es aber wenigstens einen Anteil von 30% automatisierbarer Schritte. In den USA hat jeder neue Roboter den Verlust von 3,0 bis 5,6 Jobs im lokalen Einzugsgebiet zur Folge, bei den Löhnen hat jeder Roboter pro 1.000 Beschäftigten die Löhne in dem Gebiet um 0,25 bis 0,5% gedrückt.

 

Als digitale Revolution wird die Einführung von digitaler Elektronik und Computern sowie der modernen Telekommunikation bezeichnet. Während traditionell die Schwerindustrie die größten Profite erzielte, sind heute die Konzerne, die Forschung betreiben, Software und Algorithmen entwickeln, die profitabelsten. Dazu zählen Pharma- und Telekommunikationsunternehmen, Medienkonzerne und Unternehmen im Bereich Informationstechnologie. Der Anteil dieser Firmen am Profit aller US Unternehmen stieg von 25% 1999 auf 35% 2013.

 

 

Der gesamte Schwerpunkt zu „Industrie 4.0“ der 262. Ausgabe:

Die Industrie stirbt. Oder wird als Industrie 4.0 erneuert. Die Beschäftigten kommen dabei unter die Räder. Und kann mit neuer Technologie eine Krise verhindert werden?

  • Titelseite: Die Zukunft der Industrie? Von Albert Kropf

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  • Hauptartikel: Sind Roboter krisenfest? Von Sonja Grusch

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  • Zahlen und Fakten von Georg Kummer:

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  • Marx aktuell: Von Maschinen und Profiten von Nicolas Prettner

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  • Digitale Revolution – Soziale Reaktion? Von Thomas Hauer

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Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Sind Roboter krisenfest?

Der Kapitalismus hofft, seinen inneren Widersprüchen mit Industrie 4.0 zu entgehen – was nicht funktioniert.
Sonja Grusch

Die Voestalpine eröffnet ein neues Drahtwalzwerk, das „vollautomatisch“ mit „zwei Mitarbeitern und 2.000 Sensoren“ (Presse, 27.9.) arbeitet. Glaubt man den Schlagzeilen, stecken wir mitten drin in einer neuen Industriellen Revolution. Auf Dampfmaschine folgte Fließband, dann kamen die Computer hinzu. Nun sollen Roboter und Internet die nächste Revolution prägen. Tatsächlich ging DIE Industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert mit grundlegender gesellschaftlicher Veränderung einher. Proletariat und Bourgeoise wurden zu den zentralen Klassen und die Herrschaftsverhältnisse mit den bürgerlichen Revolutionen umgeworfen. Solche Veränderungen haben seither weder die Fließbandproduktion („Fordismus“) noch das Internet begleitet. Die Produktivität wurde erhöht, an den gesellschaftlichen Strukturen aber hat sich nichts geändert. Der deutsche Gewerkschafter Welf Schröter bezeichnet Industrie 4.0. als „reinen Marketingbegriff“.

Trotz Erholung von ein paar Prozentpunkten ist die Wirtschaft von einem soliden Aufschwung mit wachsendem Lebensstandard auch für die breite Masse der Bevölkerung weit entfernt. Der Vermögensverwalter Pimco schätzt die „Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten fünf Jahren auf rund 70%“. Auf die Krise von 2007/8 folgte kein Boom, sondern ein Dahintümpeln, in dem die Grundlagen für den nächsten Einbruch vertieft wurden. Die KapitalistInnen in Europa und den USA haben Angst, von China abgehängt zu werden. Längst wird dort nicht mehr nur kopiert, sondern auch selbst entwickelt: China ist z.B. zum Weltmarktführer bei erneuerbaren Energien aufgestiegen. SAP-Finanzvorstand Mucic beschreibt den Wirtschaftskrieg, wenn er sagt, dass „Unternehmen in den USA, in Europa und Asien (sich) rüsten“. Diese Aufrüstung erfolgt (neben politischen und auch militärischen Konflikten) aktuell durch den Einsatz neuer Technologie.

Die zentralen Aspekte von Industrie 4.0. sind: 1) durch den Einsatz neuer Technologie einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen herausholen, indem Arbeitskosten gespart werden und 2) Druck auf die Beschäftigten ausüben, sich der „neuen Arbeitswelt“ anzupassen, also billiger zu arbeiten. Auch wenn Visionen von der Herrschaft der Roboter völlig überzeichnet sind, so sind implantierte Chips, um die Beschäftigten zu kontrollieren ein Indiz dafür, worum es geht: die immer weitere Unterordnung der Menschen unter die Maschine. Allerdings im Interesse von Menschen – nämlich der kleinen Elite, der herrschenden Klassen, den KapitalistInnen, die von dieser Ausbeutung profitieren.

Dem Staat kommt dabei eine wichtige Rolle zu: die Politik soll den Rahmen schaffen, um die nationale Wirtschaft technologisch im Wettbewerb hoch zu rüsten. Und die Parteien liefern hier auch. In den Wirtschaftsprogrammen der Parlamentsparteien steht sowohl die Arbeitszeitflexibilisierung als auch die Technologieoffensive. Im Klartext: aus den Beschäftigten soll mehr herausgeholt werden. Die Lohn(neben)kosten sollen gesenkt und somit billiger als die Konkurrenz produziert werden. Und der Staat fördert Unternehmen bei der Modernisierung. Besonders wird hier auf „Start Ups“ gesetzt. V.a. in der Frühphase von Start-ups ist „reichlich öffentliches und privates Kapital verfügbar“ schreibt das GeldMagazin. Wobei es tatsächlich v.a. um Steuergeld geht: Öffentliche Förderungen v.a. von der Förderbank des Bundes (aws) und der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) sind hier die größte externe Kapitalquelle.

Der Nutzen dieser Strategie ist aus Sicht der Herrschenden vielfältig: Arbeitslose werden zu Versagern abgestempelt, weil ja angeblich jedeR mit einer guten Idee selbstständig werden kann. Also runter mit Arbeitslosengeld und Mindestsicherung. Die neugegründeten Kleinfirmen leben v.a. von der massiven Selbstausbeutung der „UnternehmerInnen“. Sind sie erfolgreich, werden sie häufig von großen Unternehmen aufgekauft. Die sparen sich teures Forschen im eigenen Unternehmen und kaufen erst das staatlich geförderte erfolgreiche Produkt der Forschung ein. Entgegen der Propaganda führt der ganze Prozess zu einer Konzentration. Große Unternehmen kaufen kleine auf bzw. fusionieren. Monopolisierung aber bremst die Forschung – wozu auch, wenn es keine Konkurrenz mehr gibt.

An den Grundwidersprüchen des Kapitalismus, die für dessen Krisenhaftigkeit verantwortlich sind, ändert sich auch mit neuer Technologie nichts. Einzelne Unternehmen oder auch Staaten verschaffen sich einen Vorsprung, andere ziehen nach. Weil aber menschliche Arbeit durch Maschinen ersetzt wird, sinkt damit die Profitabilität des eingesetzten Kapitals (siehe Kasten „Marx aktuell“). Die Firmen konkurrieren, das Chaos von Überproduktion und Fehlplanung bleibt also erhalten. Sinkt die Anzahl der Beschäftigten bzw. deren Einkommen, können die ArbeiterInnen die von ihnen an den Maschinen geschaffenen Werte immer weniger bezahlen. Die Firmen bleiben auf dem Produzierten sitzen. Im internationalen Maßstab verschärfen sich die Gegensätze ebenfalls, weil der Großteil der Robotisierung in wenigen Ländern stattfindet – man muss sich die Investition ja auch leisten können. Nicht nur national, sondern auch international beschneidet man mit der Modernisierung also gleichzeitig auch den eigenen Absatzmarkt. V.a. in den 1980er Jahren galt Japan als Vorreiter bei neuen Technologien. Vor der Krise hat das die japanische Wirtschaft nicht bewahrt, die im Gegensatz seit rund 25 Jahren nicht aus der Krise herauskommt. Die nächste Krise ist daher auch heute nur eine Frage der Zeit.

Die KapitalistInnen hoffen, dieser Krise zu entgehen und sitzen dabei ihrer eigenen Propaganda auf. Kapital fließt aus den Bereichen, wo die Renditen niedrig sind, in jene, wo höhere erwartet werden. Aber gerade weil die Basis alles andere als solide ist, entstehen „Blasen“. Aktuell ist das bei Technologieaktien der Fall, es wird schon von „irrationaler Euphorie“ gesprochen. Der US Nasdaq 100 Index, wo viele Technologieaktien gelistet sind, ist in den letzten fünf Jahren um 115% gestiegen, im Vergleich dazu der Dow Jones Industrieindex nur um 66%. Der TecDAX in Deutschland erlebte einen Höhenflug. Die Propaganda über Industrie 4.0 als Rettung des krisengeschüttelten Kapitalismus heizt die Börsen an. Doch der Höhenflug könnte schon wieder vorbei sein. Goldman-Sachs warnt bereits vor der Sorglosigkeit von Anlegern in Bezug auf die „Big 5“ (Apple, Amazon, Facebook, Alphabet, Microsoft). Eine Markt“erschütterung“ kann da schon mal in wenigen Stunden Börsenwerte von über 100 Milliarden Dollar vernichten (geschehen am 9. Juni 2017). Das Platzen von Blasen auf den Märkten hat schon in der Vergangenheit Krisen ausgelöst, wann die nächste folgt ist nur eine Frage der Zeit. Die Probleme, die zur Krise 2007/8 geführt haben, haben sich also nur auf höherer Ebene reproduziert. Gelöst wurde nichts.

Der Kapitalismus stellt sich also letztlich sogar als Hindernis für den Einsatz von moderner Technologie heraus. Verwendet wird, was sich „rechnet“. Und was ein Segen sein könnte, erzeugt unter kapitalistischen Vorzeichen Krise, Armut und Arbeitslosigkeit. Eine absurde Logik, die nur durch den Bruch mit der Profitlogik und damit dem Kapitalismus als Ganzes durchbrochen werden kann.

 

 

Der gesamte Schwerpunkt zu „Industrie 4.0“ der 262. Ausgabe:

Die Industrie stirbt. Oder wird als Industrie 4.0 erneuert. Die Beschäftigten kommen dabei unter die Räder. Und kann mit neuer Technologie eine Krise verhindert werden?

  • Titelseite: Die Zukunft der Industrie? Von Albert Kropf

https://www.slp.at/artikel/die-zukunft-der-industrie-8588#

  • Hauptartikel: Sind Roboter krisenfest? Von Sonja Grusch

https://www.slp.at/artikel/sind-roboter-krisenfest-8589

  • Zahlen und Fakten von Georg Kummer:

https://www.slp.at/artikel/zahlen-und-fakten-zu-industrie-8590

  • Marx aktuell: Von Maschinen und Profiten von Nicolas Prettner

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  • Digitale Revolution – Soziale Reaktion? Von Thomas Hauer

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Klassenkampf im Sozialbereich

Eine breite, offensive Kampagne ist nötig – auch als Warnschuss für die kommenden Kürzungsregierungen
Flo Klabacher, ausgebildeter Behindertenbegleiter

Mickrige 1,3% Lohnerhöhungen und ergebnislose Arbeitsgruppen zu Arbeitszeitverkürzung – das war 2017 der miese Verhandlungs“erfolg“ im Sozialwirtschafts-Kollektivvertrag (SWÖ-KV, früher „BAGS“). Die Probleme wie hoher Arbeitsdruck, spontanes Einspringen, Personalmangel, kaum Vollzeitjobs... sind geblieben. Mit guten Argumenten alleine erreichen wir nichts. Im Gegenteil, die Vereine versuchen, den KV zu unterwandern, wie bei „promente Reha“: Sie geben die Kürzungen an die Beschäftigten weiter. Viele KollegInnen zeigen aber immer wieder, dass sie für ihre Rechte und für Verbesserungen kämpfen würden. Dieses Potential will die ÖGB-Führung offensichtlich weder sehen, noch ausbauen, geschweige denn einsetzen.

Es ist Zeit für eine gewerkschaftliche Offensive für echte Verbesserungen. Lohnabschlüsse über dem Ergebnis der MetallerInnen (die 4% fordern), Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden/Woche und eine Abgeltung der neuen Kompetenzen in den Pflegeberufen nach der GuKG-Novelle – wenigstens auf dem Papier erkennt die GPA-djp, welche ersten Schritte nötig sind.

Doch wir brauchen eine klare Absage an faule Kompromisse: Keine neuen Flexibilisierungen, Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohn und Personalausgleich und mindestens €150 mehr für alle Verwendungsgruppen, damit die unteren nicht durch die Finger schauen.

Um das zu erreichen, müssen wir uns in den Betrieben organisieren. Wir wollen in die Verhandlungen demokratisch eingebunden werden. Zuerst sollten Betriebsversammlungen organisiert werden, um die Forderungen zu diskutieren und erste Aktionen wie eine Demo zur Übergabe des Forderungskatalogs zu planen. Kampfmaßnahmen wie Streiks, die schon oft angedroht wurden, müssen vorbereitet werden, damit sie, wenn nötig, umgesetzt werden können. Verhandlungsergebnisse sollten Urabstimmungen in den Belegschaften unterzogen werden. Eine solche Kampagne würde das Selbstvertrauen der Belegschaften heben. Das wird auch nötig sein, um kommende Kürzungen im Sozialbereich zurückzuschlagen.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Herbstlohnrunde: Mit Streiks ist viel drinnen!

Michael Gehmacher

Mit der Forderung nach 4% Erhöhung im Metallbereich legen die zuständigen Gewerkschaften die Latte hoch. Doch die Wirtschaft wächst, die KollegInnen sehen die Produktivitätssteigerungen und die Aufträge und dass die Gewinne steigen. Zu Redaktionsschluss war offen, wie es bei den MetallerInnen ausgeht. 2011 war die 4%- Forderung mit einem Streik verbunden, der mit einem mageren Ergebnis die KollegInnen zu Recht enttäuscht zurückließ.

Nun wurden im Zuge der Verhandlungen flächendeckend Betriebsversammlungen abgehalten. Es wurde informiert und unzählige Fotos mit 4%-Tafeln geschossen. Die Einbindung der KollegInnen darf aber nicht nur symbolisch sein. Echte Verbesserungen werden nur mit härteren Mitteln wie Streiks erreicht. Die Bereitschaft bei den KollegInnen ist da. Betriebsversammlungen müssen dazu genützt werden, diese Arbeitskämpfe vorzubereiten, statt nur in sozialpartnerschaftlicher Manier über den Verhandlungsverlauf zu berichten. Jetzt müssen in den Betrieben auf Versammlungen Aktions- und Streikkomitees gewählt werden. Jede Belegschaft muss gemeinsam planen, wie ein Streik in ihrem Betrieb ausschauen soll. Ein Verhandlungsergebnis muss vor Ort besprochen und einer Urabstimmung unterzogen werden.

 

 

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