Antifaschismus und Antirassismus

Wels: wütender Protest gegen den bundesweiten Wahlkampfauftakt der FPÖ.

In eine mehrwöchigen Kampagne mobilisierten AktivistInnen der SLP in Oberösterreich gegen die rassistische, sexistische, homophobe und elitäre Politik der FPÖ
Manuel Schwaiger

Über ca. 30 AktivistInnen demonstrierten am 16.9., auf einer von der Sozialistischen LinksPartei organisierten Kundgebung, gegen den bundesweiten Wahlkampfauftakt der FPÖ in Wels. Schon in den Wochen zuvor organisierten wir mehrere Kundgebungen in Wels und Linz, verteilten hunderte Flyer und diskutierten mit Menschen in Jugendzentren und Lokalen.

Kampagne gegen rechte Gewalt, Homophobie und Sozialabbau

In Linz organisierten wir unter anderem eine Kundgebung gegen rechte Gewalt, nach dem im August Schüsse aus einer scharfen Waffe auf eine Flüchtlingsunterkunft abgegeben wurden. Aber auch eine Kundgebung inklusive Dosenschießen gegen Homophobie, um auf den homophoben Charakter der FPÖ und anderer Parteien und Organisationen aufmerksam zu machen. Außerdem haben wir unseren Protest und die Kampagne genutzt um internationale Solidarität für Ali Ferus zu organisieren, ein russischer LGTBQ und Gewerkschaftsaktivist der von Repression durch das Putin-Regime betroffen ist.

Bei allen Aktionen haben wir immer betont, dass rassistische, sexistische und homophobe Spaltung nur dazu dient uns zu spalten und von einem gemeinsamen Kampf gegen das System der Reichen abzulenken.

Vor allem in Wels haben wir den Schwerpunkt unserer Aktionen darauf gelegt die elitären und unsozialen Politik der FPÖ anzugreifen, die nur den Interessen von Banken, Bonzen und Konzernen dient. Dabei fiel vor allem eins auf: Die massive Polarisierung in der Welser Bevölkerung. Deutlich offener und öfter als in anderen Städten zeigten die KollegInnen, die wir auf der Straße ansprachen, Zuspruch oder Ablehnung gegenüber unserem Protest gegen die FPÖ und unseren politischen Ideen. Kein Wunder, ist Wels doch die Stadt mit der österreichweit niedrigsten Lebensqualität.

Wels als Beispiel für unsoziale FPÖ Politik

Dass dort der Wahlkampfauftakt der FPÖ stattfand, war ebenso wenig ein Zufall. Jahrzehntelang war Wels fest in der Hand der SPÖ. Doch wie überall in Österreich verlor die ehemalige ArbeiterInnenpartei mit ihrem ständigen Rechtsruck und ihrer Anpassung an das System der Reichen mehr und mehr an Unterstützung. Durch den Mangel einer echten Alternative profitierte die FPÖ. Sie stellt nun seit einem Jahr mit Andreas Rabl den Bürgermeister. Doch mit der blauen Eroberung der Stadt hat sich nichts verbessert, im Gegenteil. Förderungen für mobile Altenhilfe und Wohnungskosten für Jugendliche, Familien und Alleinerziehende wurden ebenso eingespart wie Gelder für Kindergärten, Hilfe in belastenden Familiensituationen, Frauenschutzzentren, Umweltschutzmaßnahmen und Vielem mehr. Mit dem Wahlkampfauftakt wollte die FPÖ-Führung, die sich momentan „regierungsfit“ gibt, ihre Politik in Wels als Erfolgsstory darstellen.

Das ließ die SLP schon während der Mobilisierungskampagne nicht so stehen. Großer Zuspruch für unseren Protest kam gerade von Menschen, die stark von der Politik der FPÖ betroffen sind, wie Personen mit Migrationshintergrund, Jugendlichen und Menschen, die in Bereichen wie der Pflege oder Sozialem arbeiten, in denen von der FPÖ gekürzt wird.

Bei der Kundgebung hielten mehrere AktivistInnen der SLP Reden, in denen sie der FPÖ ihre Maske als „soziale Heimatpartei“ von der hässlichen antisozialen Fratze rissen. So wurde das Wirtschaftsprogramm der FPÖ, das Steuergeschenke für Superreiche und Einsparungen im Sozial- und Gesundheitsbereich vorsieht ebenso thematisiert, wie die zahlreichen Kürzungen in Städten wie Wels und Linz, die von der FPÖ mitgetragen wurden. Gleichsam kritisierten die zumeist jungen AktivistInnen die rassistische, homophobe und sexistische Hetze der Blauen. Wir stellten klar, dass eine Partei die die Bevölkerung in In- und AusländerInnen spaltet, Frauenzentren einspart und deren Chef Homosexualität als „Krankheit“ bezeichnet alles andere als eine soziale Alternative für die „kleinen Leute“ darstellt.

Schon jetzt Widerstand aufbauen!

Die SLP wird ihren Wahlkampf mit dem Slogan „Gegen das System der Reichen – Jobs, Wohnungen und Soziales für alle statt Profite für Wenige“ in Oberösterreich weiterhin dazu nutzen, Proteste gegen die FPÖ zu unterstützen oder zu initiieren. Wir greifen Strache und seine Freunderl dabei nicht nur dafür an, dass sie eine menschenfeindliche und rassistische Politik vertreten, sondern machen auch klar, dass dieser Rassismus mit ihrer Sozial- und Wirtschaftspolitik in Zusammenhang steht, mit der alle lohnabhängigen Menschen egal welcher Herkunft angegriffen werden. Für uns steht fest, dass der Aufstieg der FPÖ nur langfristig besiegt werden kann durch die Bildung einer breiten, linken und antifaschistischen ArbeiterInnenpartei, die diese sozialen Fragen in den Mittelpunkt stellt. Die SLP wird ihren Anteil am Aufbau dieser Partei weiterhin leisten – von nun an auch verstärkt in Wels, denn gerade die polarisierte Situation in dieser Stadt bietet Möglichkeiten für den Aufbau einer echten Alternative.

 

 

Salzburg: Flüchtlinge demonstrieren für ihre Rechte

Trotz strömenden Regens gingen am 14.9. in Salzburg rund 250 Flüchtlinge aus Afghanistan gemeinsam mit solidarischen Menschen auf die Straße. Obwohl die Zahl der zivilen Opfer höher ist als je zuvor ,schiebt die österreichische Regierung nach wie vor Menschen nach Afghanistan ab. Und auch die deutsche Regierung hat nun, eineinhalb Wochen vor der Wahl, erneut 8 Flüchtlinge nach Afghanistan abgeschoben und damit den Abschiebestopp aufgehoben. Gegen diese unmenschliche Abschiebepolitik richtete sich die Protestkundgebung. In mehreren Reden wurde betont, dass Afghanistan nicht sicher ist. Die Taliban und der IS haben fast alle Teile des Landes unter ihrer Kontrolle. In einem Dokument stellten die Geflüchteten die Forderungen nach einem sofortigen Abschiebestopp nach Afghanistan, nach einer Neubewertung der Sicherheitslage in Afghanistan, nach fairen Asylverfahren sowie nach einem gleichberechtigten Zugang zu Integration, z.B. Bildung, auf. SLP-Aktivist Moritz Bauer betonte in seiner Rede: „Wir müssen uns gemeinsam und solidarisch gegen Rassismus und Sozialabbau stellen, wir müssen uns gemeinsam gegen die andauernden Angriffe auf Arbeiterinnen und Arbeiter, egal woher, wehren!“

 

Erfolgreiche Demo gegen die Identitären in Wien

Moritz Bauer, Christoph Glanninger

Die SLP hat sich am 09.09 in Wien gemeinsam mit rund 150 AntifaschistInnen an den Aktionen gegen die neofaschistischen Identitären beteiligt. Diese wollten mit dem „Gedenkzug Befreiung Wiens - Verteidigung Europas“ die Schlacht vom Kahlenberg 1683 für ihre rassistische Propaganda nutzen. Schon in den Wochen davor war die SLP in Heiligenstadt aktiv um Menschen über den drohenden Aufmarsch zu informieren und zu den Gegenprotesten einzuladen.

Mit einer Kundgebung direkt bei der U-Bahn-Station Heiligenstadt haben AktivistInnen der SLP die PassantInnen über die Identitären und die massive Gefahr, die von ihnen ausgeht informiert. Gleichzeitig haben wir aber auch klargemacht, wer die Verantwortung für das Wachsen von faschistischen Gruppen und den Anstieg an rechter Gewalt trägt: nämlich die Kürzungspolitik der etablierten Parteien und ihre rassistische Sündenbockpolitik. SPÖ, ÖVP und FPÖ versuchen, MigrantInnen für soziale Probleme verantwortlich zu machen um davon abzulenken, dass sie alle nur eine Politik im Interesse der Banken, Bosse und Konzerne machen. Auf Flugblättern, Plakaten und in Reden haben wir argumentiert, dass wir uns nicht spalten lassen dürfen - sondern gemeinsam für Jobs, Wohnungen und Soziales für alle kämpfen müssen. Unser Slogan war der unseres Wahlkampfs: „Gegen das System der Reichen – Jobs, Wohnungen und Soziales für alle statt Profite für wenige“

Dafür ernteten wir Zustimmung unter den PassantInnen und AnwohnerInnen. Viele waren schockiert darüber, dass in Wien FaschistInnen einen Fackelzug abhalten und der Meinung, dass wir endlich eine linke Alternative zum Einheitsbrei der etablierten Parteien brauchen.

Gleichzeitig hat am Kahlenberg eine Demonstration stattgefunden, die das Ziel hatte, die Identitären zu blockieren. Nach mehreren Stunden ausharren auf der Demo-Route der FaschistInnen wurde der Endpunkt dieser schließlich auf den Leopoldsberg verlegt. Die etwa 100 Identitären zogen daraufhin mit ihrer Demonstration komplett isoliert durch einen Wald, während die antifaschistische Demonstration weiter die Route der Identitären nahm. Mehrere Familien mit Kindern, viele davon mit Migrationshintergrund, haben ihr Wochenend-Picknick unterbrochen, um die Demonstration winkend zu begrüßen. Diese Menschen wären möglichen Angriffen und rassistischer Gewalt ausgesetzt gewesen, wenn die Demo der Identitären wie geplant stattgefunden hätte. Denn auch wenn die „Identitären“ sich harmlos geben: Im Umfeld ihrer Aufmärsche kommt es immer wieder zu Gewalt gegen MigrantInnen und Linke. Auch diesmal kamen Schlägernazis mit NS-Tattoos zu ihrem Aufmarsch. Einer dieser Nazis schrie am Weg zum Kahlenberg SLP-AktivistInnen entgegen, er hätte genug gesoffen, dass er seine Fäuste später nicht mehr spüren würde. Das zeigt einmal mehr wie wichtig antifaschistische Proteste sind, um unsere FreundInnen und KollegInnen vor rechter Gewalt zu schützen.

Widerstand gegen FaschistInnen und ihre Aufmärsche und Aktionen wird in Zukunft immer wichtiger werden. Vor dem Hintergrund des Rechtsrucks aller etablierten Parteien werden Rechtsextreme immer selbstbewusster, greifen Menschen auf offener Straße an oder attackieren Flüchtlingsunterkünfte. Erst im August wurde in Oberösterreich aus einer scharfen Waffe auf eine Unterkunft geschossen und vor allem eine drohende FPÖ-Regierungsbeteiligung wird diese Entwicklung noch weiter beschleunigen.

Wir müssen und schon jetzt organisieren um den um Widerstand gegen FaschistInnen und den Rassismus der etablierten Parteien aufzubauen. Werde auch du mit uns aktiv und hilf uns dabei!

 

 

 

Wels: Sozialistische Ideen herzlich Willkommen!

Im Rahmen unserer Kampagne gegen den Wahlkampfauftakt der FPÖ in Wels am 16. September organisierte die Sozialistische LinksPartei SLP am Donnerstag den 7.9.2017 eine Kundgebung gegen rechte Hetze und Sozialabbau in Wels, der Hochburg der FPÖ. Seit zwei Jahren ist FPÖ-Bürgermeister Rabl im Amt – und hat bewiesen, dass die FPÖ keine Alternative zur Kürzungspolitik von SPÖ & ÖVP ist und keine Lösungen für soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Armut und Perspektivenlosigkeit hat. Im Gegenteil: Sie ist nicht anders, sondern nur noch schlimmer als die „traditionellen“ Parteien. Kürzungen bei Kindergärten, im Alten- und Behindertenbereich, Kultur und Wissenschaft und einer Reihe anderer Bereichen stoßen vielen WelserInnen sauer auf. Die drohende Regierungsbeteiligung der FPÖ auch auf Bundesebene schickt viele auf die Suche nach einer Alternative zu rassistischer Hetze und Politik im Interessen der Banken und Konzerne.

Unsere Aktion in Wels fand viel Zuspruch von PassantInnen. Einige spendeten Geld für unsere Kampagne, viele kauften Zeitungen, Broschüren und Buttons und schrieben sich in unseren Newsletter ein. Ein Mann der extra darauf hinwies homosexuell zu sein erklärte, dass er es super finde, dass wir nicht nur über rechte Hetze reden, sondern auch auf die Straße gehen und etwas machen. Auch eine Flüchtlingsbetreuerin fand, es sei höchste Zeit, dass sich Widerstand gegen die Politik der FPÖ organisiert. Natürlich kam es auch zu Provokationen durch FPÖ-Anhänger, die uns mit „Hoits de Goschn“ und „Schleichts eich“-Rufen anstänkerten. Ein Mann der erklärte Gemeinderatsabgeordneter der FPÖ zu sein versuchte uns einzuschüchtern, indem er Videos und Bilder von unserer Kundgebung bzw. den AktivistInnen machte. Das alles änderte nichts am Erfolg der Aktion. Es wird nicht die letzte gewesen sein! Komm zur Kundgebung gegen den FPÖ-Wahlkampfauftakt am 16. September: https://www.facebook.com/events/260846707768579/?acontext=%7B%22ref%22%3A%223%22%2C%22ref_newsfeed_story_type%22%3A%22regular%22%2C%22feed_story_type%22%3A%2222%22%2C%22action_history%22%3A%22null%22%7D

Werde mit uns aktiv gegen rechte Hetze, Sozialabbau und die Parteien der Reichen!

AktivistInnentreffen: Dienstag, 18.00 Uhr, Gasthaus „Alte Welt“, Hauptplatz 4, Linz

weitere Termine hier: http://ttps://www.slp.at/kalender#kalender-today-date-box

Nazi-Gewalt in Charlottesville löst starken Widerstand aus

von Ty Moore, Socialist Alternative (Schwesterorganisation der SLP in den USA), 14.8.2017

Zum Kampf gegen die Rechte sind Massendemonstrationen und eine linke Alternative nötig

Die feindselige nationalistische Gewalt „weißer“ Rassisten, zu der es am Wochenende in Charlottesville und weiteren Orten der USA gekommen ist, hat wie ein kollektiver Weckruf gewirkt. Gegen rassistische Gewalt, einschüchterndes Vorgehen von Bürgerwehren und eine bigotte Politik der Regierung muss eine mächtige linke Gegenmacht aufgebaut werden.

Neben den Gewerkschaften, Bürgerrechtsbewegungen, migrantischen, sozialistischen und anderen progressiven Organisationen müssen Führungspersönlichkeiten wie Bernie Sanders einen Zahn zulegen, um in allen Städten Massenproteste zu koordinieren, mit denen rechtsextreme Kräfte isoliert und zurückgedrängt werden können. Um die große Mehrheit der arbeitenden Menschen gegen Rassismus und Fanatismus zu vereinen, sollten diese Proteste mit einem klaren Programm gegen Trump und konzerngeleitete Politik verbunden werden.

Rechtsextreme Gefahr

Seit der Wahl von Trump haben Gruppierungen der „white nationalists“ und Neonazi-Gruppen sowie die „alt-right“ (loser Zusammenschluss von Rechtsextremisten in den USA; Erg. d. Übers.) Demonstrationen organisiert, die in zunehmendem Maße rassistischer und aggressiver werden. Auch wenn sie gemessen an der Zahl ihrer Anhängerschaft weiterhin klein sind, so gewinnen diese „white nationalists“ und Neonazi-Gruppen an Mitgliedern. Sie treten mit immer größerer Entschlossenheit auf. Die mehrere hundert „weißen“ Nationalisten, die vergangenes Wochenende in Charlottesville eingefallen sind, um am „Unite the Right“-Treffen (dt.: „Vereint die Rechte“) teilzunehmen, verfolgten die Absicht, ihre Bewegung auf eine neue Ebene zu heben.

Nach dem brutalen Mord des Neonazis James Fields an Heather Heyer, die am Samstag von ihm mit einem Auto überfahren wurde, verkündete Trump in den bundesweit ausgestrahlten Fernsehnachrichten, dass er die Gewalt und den Hass „von vielen Seiten“ verurteile. Dass er es unterlassen hat, namentlich die „white nationalists“ und die Neonazi-Gruppen zu verurteilen, löste bei Millionen von Menschen umgehend Empörung aus. Wenigstens eine Internetseite der „alt-right“ begrüßte Trumps Äußerungen als „really, really good“.

Der weithin hörbare öffentliche Aufschrei gegen diesen Auswuchs an Gewalt und Fanatismus in Charlottesville zeigt, wie die politischen Kräfte in der US-Gesellschaft tatsächlich verteilt sind und sich gegen die extreme Rechte im Land richten. In den Städten des ganzen Landes kommt es zu spontanen Massenprotesten. Neben einem Plan für bundesweit koordinierte Massenproteste muss die Linke – wo immer dies möglich erscheint – demokratische örtliche Bündnisse zur Verteidigung der arbeitenden Menschen schmieden, um unsere Bewegung und unsere Wohnviertel physisch gegen Übergriffe zu verteidigen.

Immer klarer wird hingegen, dass antirassistischer Protest allein nicht reichen wird, um das Erstarken von Nationalismus und Rassismus in der Gesellschaft zu beenden. Wollen wir den Aufstieg des „weißen“ Nationalismus aufhalten oder effektiven Widerstand gegen Trump leisten, dann braucht es dafür eine bewusste politische Strategie, mit der die extreme Rechte isoliert werden kann.

An den Wurzeln des „Trumpismus“ ansetzen

Zwar versuchen sich die meisten VertreterInnen der „Republikaner“ von den Gruppen zu distanzieren, die der „alt-right“ zuzurechnen sind. In Wirklichkeit hat die Politik der Regierung, die sich durch codierte Intoleranz und Rassismus auszeichnet, das Erstarken rassistischer und reaktionärer Ansichten jedoch befördert. Eine seit Jahrzehnten von beiden Parteien betriebene und von den Konzernen unterstützte Politik, die unter dem Motto „hartes Durchgreifen“ stand, unter dem Deckmantel des „Anti-Terrorismus“ die Islamfeindlichkeit anheizte und eingewanderte Arbeitskräfte in immer größerer Zahl abgeschoben hat, hat ein rassistisches Klima geschaffen, das den Kräften der „weißen“ Nationalisten in die Hände spielt.

Grundsätzlich kann das Erstarken extrem rechter, reaktionärer und neofaschistischer Kräfte nur als ein internationales Phänomen verstanden werden; als Resultat der tiefgreifenden Krise des globalen Kapitalismus. Überall auf der Welt haben die kapitalistisch ausgerichteten Regierungen eine dramatische Zunahme der Ungleichheit zu verantworten. Es existieren Inseln des extremen Wohlstands, die umgeben sind von einem rasch größer werdenden Meer an Armut, ökonomischer Unsicherheit und sozialer Ausgrenzung. Da ihr eigenes System in der Krise steckt und angesichts des Widerstands der Arbeiterklasse greift ein Teil der herrschenden Klasse auf Rassismus, Nationalismus und Fanatismus zurück, um das Teile-und-Herrsche-Prinzip zur Anwendung kommen zu lassen.

Gleichzeitig hat das Versagen der Linken und der Arbeiterbewegung, die bislang keine entschlossene politische Alternative der Arbeiterklasse anzubieten hatten, dafür gesorgt, dass Rechtspopulisten wie Trump zum Zuge kommen konnten. Bei den letzten Wahlen erschien Trump als einzige Alternative „gegen das Establishment“, gegen die Herrschaft der „Wall Street“ und der korrupten politischen Elite. Zuvor war dem linkspopulistischen Wahlkampf von Bernie Sanders durch das Partei-Establishment der Demokraten ein Riegel vorgeschoben worden. Trump war es somit möglich, mit demagogischen Appellen an Millionen von „weißen“ WählerInnen aus Arbeiterklasse und Mittelschicht heranzutreten. Diese haben mit sinkenden Lebensstandards zu kämpfen und sind wütend aufgrund eines Polit-Establishments, das korrupt ist und unantastbar scheint. Das war der politische und gesellschaftliche Kontext, der es Trump ermöglicht hat, Zustimmung für seine zynischen Appelle an Nationalstolz zu bekommen. Er hat MigrantInnen zu Sündenböcken gemacht, ist offen frauenfeindlich aufgetreten und hat versprochen, „den Sumpf in Washington trockenzulegen“.

Nötig ist eine linke Alternative

Wenn die eigentliche Ursache des „Trumpismus“ die Krise des Kapitalismus ist, dann muss jede Bewegung, die im Kampf gegen Rechts effektiv sein will, den starken Widerstand gegen Rassismus und Bigotterie mit einem ebenso entschlossenen Programm gegen Armut, Erwerbslosigkeit, Wohnungsnot und die chronische Unterfinanzierung von Bildung, Infrastruktur und öffentlichen Dienstleistungen verbinden. Finanziert werden muss all dies durch höhere Steuern für Reiche. Will man die Unterstützung für Trump und die „alt-right“-Gruppen beschneiden, so muss man – kurz gesagt – eine Massenbewegung aufbauen, die eine klare, links ausgerichtete, politische Alternative anbieten kann.

Das dafür vorhandene Potential ist bereits sichtbar, wenn man an die breite Unterstützung denkt, die Bernie Sanders erhalten hat und immer noch bekommt. Das gilt vor allem für die „red states“, in denen Trump viele Stimmen erhalten hat. Der Mann, der sich selbst als demokratischen Sozialisten bezeichnet, ist zum beliebtesten Politiker Amerikas geworden. Er ist die bekannteste Stimme gegen Trump. Die Popularität von Sanders geht auf seinen Aufruf zu „einer politischen Revolution gegen die gesellschaftliche Klasse der Milliardäre“ zurück und auf seine Forderungen nach „Medicare for All“, kostenloser Hochschulbildung, einem breit angelegten Programm zur Schaffung von Arbeitsplätzen, das durch eine Reichensteuer finanziert wird, und auf seine Attacken nicht nur auf Republikaner, sondern auch auf das von den Konzernen finanzierte Establishment der Demokraten.

Leider hat Sanders es nicht vermocht, sein radikales Programm in Verbindung zu setzen mit dem Bedarf an einer neuen politischen Massenpartei der Arbeiterklasse. Das wäre ein entscheidender Schritt zur Vereinigung des wachsenden Widerstands gegen Trump mit einer zusammenhängenden Massenbewegung.

Massenproteste und lokale Verteidigungs-Bündnisse

Die Märsche von „Unite the Right“ in Charlottesville haben bei Millionen von arbeitenden Menschen Empörung ausgelöst. Sie suchen nach einer effektiven Möglichkeit der Gegenwehr. Verständlicherweise hat die heftige Gewalt der Neonazis dazu geführt, dass ein Teil der Aktiven sich verstärkt dafür ausspricht, auch mit physischen Mitteln darauf zu reagieren. Auf den Demonstrationen, die überall im Land stattfanden, war der Slogan zu hören: „Any time, any place, punch a nazi in the face“ (dt.: „Immer und überall – Nazis auf die Fresse!“).

Damit mag man an nachvollziehbaren Gefühlen ansetzen, riskiert aber, dass sich antirassistische AktivistInnen selbst isolieren. Das Potential, das wir haben, um die Massen in den Kampf gegen Rechts mit einzubeziehen, wir dadurch beschnitten. Wir brauchen aber die Unterstützung der Massen, um erfolgreich sein zu können. Unsere Macht, um Trump und die „alt-right“-Kräfte zu bezwingen, liegt in dem real existierenden Potential begründet, die Mehrheit der Gesellschaft gegen sie mobilisieren zu können. Wenn progressive Führungspersönlichkeiten wie Sanders sich mit aller Energie – zusammen mit Bürgerrechtsgruppen, SozialistInnen und Arbeiterorganisationen – für koordinierte, friedliche und massenhafte Demonstrationen einsetzen, dann können hunderttausende (möglicherweise sogar Millionen) von Menschen auf die Straße gebracht werden. Das wäre eine entschiedene Machtdemonstration gegen Fanatismus und Rassismus.

Gleichzeitig hat die bittere Erfahrung gezeigt, dass wir uns – wenn es um die Verteidigung unserer Bewegung geht – nicht auf die Polizei verlassen können. Noch viel weniger gilt dies für die schwarzen und migrantischen Bevölkerungsgruppen, die Opfer von rassistischer Einschüchterung und Gewalt werden. Um uns gegenseitig zu schützen, müssen wir damit beginnen, uns auf unsere eigene kollektive Stärke und Fähigkeit zur Selbstorganisation zu besinnen. Wo immer dies nötig ist, sollte die Anti-Trump-Bewegung demokratisch aufgebaute Bündnisse in den Wohnvierteln und Betrieben organisieren, um unsere Demonstrationen zu begleiten und zu verteidigen und um gefährdeten Wohnvierteln zur Hilfe zu kommen.

Seit Trumps ersten Stunden im Amt hat Socialist Alternative ganz vorne gestanden, um den Widerstand gegen seine rassistische, sexistische und konzernfreundliche Agenda mit aufzubauen. Dabei haben wir zu jedem Zeitpunkt versucht, die Bewegung gegen Trump und seine rechtsextremen Gefolgsleute mit einer Strategie und eine Programm zu verbinden, um die arbeitenden Menschen in einer multiethnischen Massenbewegung miteinander zu vereinen. Unsere zentrale Botschaft lautet: Wenn wir die Rechte effektiv bekämpfen wollen, dann darf es nicht dabei bleiben, einfach nur „Nein“ zu sagen.

Stattdessen müssen wir die Verteidigungskämpfe von heute mit einem Programm und einer Strategie verbinden, um die Kontrolle der Konzerne über die Gesellschaft herauszufordern und die ökonomische und soziale Unsicherheit zu beenden. Denn das ist die Grundlage, auf der Rassismus, Nationalismus und Fanatismus wachsen können.

 

Rechter Rand

Offiziell will sie nichts mit ihr zu tun haben und während des Wahlkampfes wurde jede Verbindung abgestritten. Die Rede ist von der FPÖ und der rechtsextremen identitären Bewegung (IB). Die Realität sieht aber anders aus. Schon 2010 kandidierte Alex Markovic, Mitbegründer der IB, für die FPÖ. Strache teilt auf Facebook Aktionen der IB und ließ sich 2015 gemeinsam mit führenden Mitgliedern der IB in einem Lokal ablichten. 2016 gab es einen Übergriff auf den Rektor der Uni Klagenfurt. Daran beteiligt war Luca Kerbl, bis vor der Aktion FPÖ-Bezirksobmann und ehemaliger FPÖ-Gemeinderat. Kerbl ist nun Leiter der IB Steiermark. Der Ex-Chef der IB Salzburg, Edwin Hintsteiner, engagierte sich früher beim FPÖ-Jugendverband RFJ, der gute Kontakte zu der IB pflegt. So arbeiteten etwa der RFJ und die IB offiziell an einer Kampagne namens „der große Austausch“. Der RFJ Burgenland lädt die IB regelmäßig zu sich ein. Am Kongress „Verteidiger Europas“, der offiziell nicht von der IB organisiert wurde, die aber durch mehrere Aufsteller sehr gut vertreten war, trat der FP–Stratege Kickl auf. Auch in Wiener Neustadt hieß der FPÖ-Vizebürgermeister bei einer Anti-Asyl Veranstaltung die IB offiziell „herzlich willkommen“. In Wien tritt mit Bernadette Conrads eine IB-Aktivistin für die FPÖ bei den Gemeinderatswahlen an. FPÖ Gemeinderatskandidat Sickl tritt als Vermittler zwischen FPÖ und IB auf, indem er Konferenzen organisiert. Außerdem vermietet er der IB in Graz ein Büro.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Blaues Fest: ein lautes Nein zur FPÖ!

Philipp Chmel

Wir dürfen den Rechten nicht die Straße überlassen! Aus diesem Grund mobilisierte die Sozialistische LinksPartei wieder stark gegen das “Blaue Fest” der FPÖ am Wallensteinplatz. Wir machten in den Wochen vor dem 13. Mai mehrere Kundgebungen an der Friedensbrücke und vor Schulen, und betonten verstärkt die Verbindung zwischen antirassistischen, antisexistischen und sozialen Standpunkten, denn soziale Ungleichheit spaltet. Mit den Worten von Malcolm X: “Es gibt keinen Kapitalismus ohne Rassismus!”

Die FPÖ versucht ihre rechtsextreme Politik zu tarnen und sich als harmlose, soziale Familienpartei zu präsentieren. Dass dem nicht so ist, ist den meisten LeserInnen dieser Zeilen klar. Dass wir aber auch etwas dagegen unternehmen können vielleicht nicht allen. Aber direkte Konfrontation bringt’s! Nur zehn Minuten laute, linke Präsenz unsererseits reichten am 11. Mai, um die FPÖ komplett aus dem Konzept zu bringen - sie gaben die Hetze auf und verließen die Friedensbrücke.

Auf der Gegendemo selbst kamen AktivistInnen verschiedenster Organisationen (SJ Brigittenau, Junge Grüne, Aufbruch), die OrganisatorInnen der Wiener Anti-Vučić-Proteste, ungarische und iranische AntifaschistInnen, GewerkschaftsaktivistInnen und AnwohnerInnen zusammen. Gemeinsam setzten wir ein lautstarkes Zeichen gegen das stark geschrumpfte „Blaue Fest“. Weiter geht es in Wien mit der LGBTQ-Kampagne! Get active!

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Der rechte Rand: offene Armee für Rechtsextreme?

Alois Hofer

Der Fall Franco A., deutscher Bundeswehr-Offizier und Rechtsextremist, machte europaweit Schlagzeilen. A. führte ein Doppelleben als „syrischer Flüchtling“, wobei er offenbar Terroranschläge plante und die Verantwortung dafür Flüchtlingen unterschieben wollte. Dass rechtsextreme Tendenzen und Netzwerke beim Militär keine Seltenheit darstellen, zeigt sich auch im österreichischen Bundesheer. Bis 2008 nahm das Bundesheer offiziell an den Gedenkfeiern von HeimkehrerInnen teil. Weitere TeilnehmerInnen waren hierbei auch Rechtsextreme, Neonazis und ehemalige Angehörige der Waffen-SS. Es überrascht daher auch nicht, dass im Bundesheer unter den BerufssoldatInnen die FPÖ deutlich überrepräsentiert ist, dies zeigen auch die Personalvertretungswahlen. Ebenso betrifft dies das Heeresabwehramt: Ein Beamter beteiligte sich an zwei rechtsextremistischen Aktionen der Identitären Bewegung in Graz. Hierbei wurde die Parteizentrale der Grünen besetzt und eine Moschee mit Schweineköpfen geschändet. Rechte Tendenzen weist auch das Militärgymnasium in Wiener Neustadt auf. Unter den wehrpolitischen Vereinen, deren Mitglieder die Infrastruktur des Militärs (bspw. für Schießübungen) verwenden dürfen, gibt es auch Verbindungen zu den Identitären. Der Obmann eines solchen Vereins verglich „Muslime mit Nationalsozialisten“ und befand die Jahre „1933 bis 1939“ als die „erfolgreichsten und für die deutsche Seele schönsten Jahre ihrer Geschichte“. Im österreichischen Bundesheer wird undemokratische Hierarchie und eine bestimmte Form der Männlichkeit kultiviert – und eine Nähe zum Rechtsextremismus.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Salzburg gegen Abschiebungen

Moritz Bauer

Am 09.06 fand in Salzburg eine Kundgebung gegen Abschiebungen nach Afghanistan statt. Rund 50 AntirassistInnen machten gemeinsam mit Flüchtlingen und MigrantInnen klar, was die Abschiebepolitik der Regierung wirklich ist: rassistisch und menschenverachtend. Angesichts der Terroranschläge in den letzten Wochen, bei denen hunderte Menschen starben, ist offensichtlich, dass Afghanistan kein sicheres Herkunftsland ist. Lukas Kastner, Aktivist der SLP betonte in seiner Rede: „Wir müssen uns gegen diese [Spar-] Politik massiv wehren und sie an allen Fronten bekämpfen. Sei es der Rassismus, sei es der ekelhafte Sozialabbau. Und das können wir nur gemeinsam schaffen, wenn wir darauf scheißen, ob jemand einen Migrationshintergrund hat oder nicht. Und das werden wir auch tun!“

 

FPÖ: Partei der Reichen & Eliten

Christoph Glanninger

Die FPÖ vertritt die Interessen von Banken, Bossen und Konzernen.

Rechtzeitig vor der nächsten Nationalratswahl will die FPÖ ihr neues Wirtschaftsprogramm präsentieren. Ziel ist, sich den Wirtschaftseliten als verlässlicher Regierungspartner anzudienen. In der Praxis wissen wir schon lange, für wen die FPÖ (Wirtschafts)Politik macht: für die Reichen und Mächtigen.

Das zeigt sich überall dort, wo sie bereits an der Macht ist oder war. Bekannt sind Hypo oder die kriminellen Privatisierungen unter Schwarz-Blau. Auch die FPÖ unter Strache zeigt ihr unsoziales Gesicht: In Linz ist sie gemeinsam mit SPÖ und ÖVP verantwortlich für die Schließung von Jugendzentren, während gleichzeitig das Werbebudget erhöht wird und Unsummen für Stadtwache, PolitikerInnengehälter und Konzernförderungen ausgegeben werden. Auch tritt die FPÖ gegen eine Millionärssteuer auf und ihr Wirtschaftsflügel will von Kollektivverträgen „abrücken“.

Genau diese Politik wird die FPÖ auch in der Bundesregierung umsetzen, egal was sie im Wahlkampf sagt. Sie ist keine Alternative, sondern noch unsozialer und elitärer – eine Partei der Reichen. Um sie zu bekämpfen, müssen wir auch die unsoziale Politik der Regierung bekämpfen und eine echte sozialistische Alternative aufbauen, die tatsächlich die Interessen der 99% vertritt.

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