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Regierende verschenken unseren Raum

Helga Schröder

Wir bezahlen, sie kassieren. Kostenlos zugänglicher Raum ohne Konsumzwang muss zurückgeholt werden.

Öffentlicher Raum wird an Private verschenkt, die dann Profite damit machen. Menschen mit wenig Geld verlieren Erholungsraum, Unternehmer machen tolle Profite. Im „rot-grünen“ Wien häufen sich Beispiele dafür. Am Donaukanal sind gleich zwei Beispiele nebeneinander. Badeschiff und Herrmanns Strandbar befinden sich auf ehemals öffentlichem Grund, der fast geschenkt Unternehmern gegeben wurde, die mit teurer Gastronomie auf diesem Grund reich werden. Mit Naherholung ist es vorbei, AnrainerInnen werden zwangsbeschallt. Die Grünen finden das toll, es sei eine Belebung. Unter „Belebung“ verstehen die Grünen das Selbe wie alle bürgerlichen Parteien: Unternehmensprofite. Der Unternehmer des Badeschiffs hat grünen Hintergrund und konnte seine Profite maximieren, indem die Infrastruktur des Badeschiffs (Kanal etc.) mit öffentlichem Geld eingerichtet wurde. Eine Zeit lang konnte auch ein Mitarbeiter des zuständigen Verkehrsministeriums als Zwischen(ver-)mieter Gewinn damit machen. Beide Projekte wurden massiv vom Rechnungshof beanstandet. Auch ein Teil der Donauinsel steht durch Rock in Vienna, das einem deutschen Konzern gehört, ausschließlich privaten Profiten zur Verfügung. Die offenen, kostenlosen Beachvolleyballplätze wurden geschliffen für Rock in Vienna, Donauinselfest – und ausgerechnet eine Beachvolleyball-WM. Die Stadt begründet dies mit fehlender Betreuung. Absurde, aber typische Neos-Antwort: Betreuung der Plätze durch noch mehr Privatisierung. Öffentliches Geld sitzt also sehr locker, wenn es darum geht, es an Unternehmer zu verschenken. Wenn es aber darum geht, es für die Öffentlichkeit zu verwenden, taucht plötzlich „Sachzwang“ und Sparpolitik auf. Mit Kritik an Kommerzialisierung ist es nicht getan, denn tatsächlich handelt es sich um Privatisierung öffentlichen Raums. Die etablierten Parteien sind kein Bündnispartner im Kampf dagegen, da sie ausschließlich Unternehmerinteressen vertreten. Diesen Kampf müssen wir schon selbst organisieren. Die Enteignung der beschenkten Unternehmer wäre nur ein Zurückgeben dessen, was uns gehört.

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Warum ich bei der SLP bin

Nadine Zalto

Kurz zu meiner Person: Mein Name ist Nadine Zalto, ich bin seit einigen Wochen Mitglied der Sozialistischen Links Partei (SLP) und bin als Pflegekraft tätig. Wie kam es dazu, dass ich politisch aktiv wurde? Nun: am 1.Mai 2015 kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit der SLP. Das war bei der Kundgebung am Urfahranermarkt in Linz gegen die FPÖ und ihre rechte Hetze. Danach nahm ich an Ortsgruppentreffen und Aktionen teil. Ich war sehr interessiert, denn meine Grundeinstellung wehte mich schon immer mehr ans linke Ufer. Wie oben erwähnt, bin ich selbst eine Pflegekraft. Genau in jetzigen Zeiten ist es wichtig, dass man sich am Geschehen aktiv beteiligt. Gerade im Gesundheitsbereich wird extrem eingespart. Man sollte sich gegen Einsparungen und Kürzungen wehren. Nicht nur im Gesundheitsbereich! Auch bei Jobs, bei Wohnungen, der Mindestsicherungsverkürzung und  Rassismus und vielem mehr! Man sollte sich organisieren, ob jung oder alt: setz auch du ein Zeichen! Politik geht uns alle etwas an.

 

 

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Kürzungspaket „Schulautonomie“

Moritz Bauer

Bessere Bildung gibt’s nicht durch Kürzungen - sondern durch echte Demokratie und ausreichend Geld.

 

Die „Schulautonomie“: eine Reform, die Schulen selbstständig macht, Budgetprobleme löst und auch sonst nur Verbesserungen bringt- zumindest, wenn man der Hochglanzbroschüre des Ministeriums glaubt. Bei genauerer Betrachtung merkt man jedoch, was dahintersteckt: ein Sparpaket.

Die „Autonomie“ beschränkt sich im Wesentlichen darauf, den Sparzwang an Schulen abzugeben. Was die Schulleitung entscheiden darf, ist, wo Kürzungen des Ministeriums umgesetzt werden. Aber ihr wird auch die Verantwortung angehängt.

Hinter dem Schlagwort „Kostenneutralität“ verstecken sich Kürzungen. Das Geld für wirkliche Bildung in der Klasse schrumpft. Für die Finanzierung wird die KlassenschülerInnenhöchstzahl aufgehoben- was zu Überfüllung führt.

Durch Einsparung sinkt die Unterrichtsqualität. Dadurch kommt es zu Zwei-Klassen-Bildung. Während Familien mit mehr Geld ihren Kindern Privatschulen und teure Nachhilfe bezahlen können, schauen Kinder aus ärmeren Familien durch die Finger. Immer mehr Jugendliche haben schlecht bezahlte Jobs.

Und auch wenn sich die etablierten Parteien angesichts der Neuwahlen noch nicht bewegen- man könnte ja Stimmen verlieren- ist das Paket noch nicht vom Tisch. Spätestens nach den Wahlen wird diese Reform zurückkommen, erfahrungsgemäß weiter verschärft. Um dies zu verhindern, müssen wir uns organisieren. Eine breite Bewegung kann diese & kommende Kürzungen zurückschlagen und echte Verbesserungen in der Bildung erkämpfen.

Erste Proteste gegen das Autonomiepaket in Salzburg

In Salzburg organisierten SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern gemeinsam Proteste gegen die Schulautonomie. Rund 1000 Menschen gingen auf die Straße. Auch die SLP beteiligte sich solidarisch an der Organisation und der Demonstration. In einem Sternmarsch ging es von den verschiedensten Schulen der Stadt zur Staatsbrücke, diese wurde für rund 20 Minuten blockiert. Anschließend ging es weiter zum Residenzplatz, um dessen Brunnen sich die Demo sinnbildlich für die Bildungspolitik in Österreich im Kreis drehte. In kämpferischen Reden wurde betont, wie wichtig die weitere Organisation ist, auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus. In anschließenden Aktionstreffen wurde beschlossen, sich in Form von Komitees an den Schulen zu organisieren, um weitere Aktionen gegen diese Kürzung zu planen.

Was bedeutet echte Demokratie in der Bildung?

Die Demokratisierung der Bildung wird immer wieder gefordert, doch wie kann ein demokratischer Aufbau aussehen? Wichtig ist es, die wahren Bildungsexperten einzubinden: SchülerInnen, LehrerInnen sowie Unterstützungspersonal (sprich SozialarbeiterInnen, SchulpsychologInnen, usw.). Diese kennen sich mit den Problemen in der Bildung aus und wissen am besten, wie diese gelöst werden können, im Gegensatz zu irgendwelchen selbsternannten „ExpertInnen“. Weiters muss genügend Geld zur Verfügung gestellt werden, um echte Verbesserungen zu finanzieren. Dieses Geld ist zur Genüge da, es müsste nur für wichtige Bereiche ausgegeben werden, anstatt für Bankenrettung, Aufrüstung von Polizei & Militär und Überwachung. Mit diesen Maßnahmen könnte eine leistbare und gute Bildung für alle umgesetzt werden.

 

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Der Kampf James Baldwins gegen Rassismus und Kapitalismus

Filmbesprechung zu „I am not your Negro“
von Ryan Watson, „Socialist Alternative“ (Schwesterorganisation der SAV in den USA), Chicago

„Ich kann kein Pessimist sein, weil ich lebe. Pessimist zu sein bedeutet, dass man zugestimmt hat, das menschliche Leben als rein akademische Angelegenheit zu betrachten. Deshalb sehe ich mich gezwungen, ein Optimist zu sein. Ich bin gezwungen davon auszugehen, dass wir überleben können, was immer es zu überleben gilt.“ (James Baldwin, Schriftsteller, der die Grundlage für das Filmdrehbuch lieferte)

Wie so viele Persönlichkeiten, die um die letzte Jahrtausende herum gelebt und gewirkt haben, ist mir auch James Baldwin zunächst vollkommen unbekannt gewesen. Damals ging ich noch zur High School oder war gerade aufs College gewechselt. Als ich Baldwin entdeckte, wurde mir mit seinem ersten Roman, den ich las, klar, dass er ein ganz herausragender Schriftsteller ist. Es ging um die Werke „Go Tell It On The Mountain“ und „The Fire Next Time“, dauerte jedoch, bis ich auf „YouTube“ Filme sah wie die Debatte zwischen Baldwin und William F. Buckley, in der es um die Frage geht, „ob der American Dream auf Kosten des American Negro“ gelebt wird. Ab diesem Zeitpunkt, da ich James Baldwin auch auf „facebook“ und „twitter“ erleben konnte, übte er einen intensiven Einfluss auf mich aus. In der heutigen Zeit, in der etwa die neue Bürgerrechtsbewegung „Black Lives Matter“ entstanden ist, sind seine Aussagen von vor 50 Jahren offenbar genauso relevant wie damals.

Der Kinostart des für den Oscar nominierten Dokumentarfilms „I Am Not Your Negro“ (dt.: „Ich bin nicht dein Sklave“) des in Haiti geborenen Regisseurs Raoul Peck mit Samuel L. Jackson als Erzähler ist bahnbrechend und sehr beeindruckend. Zu Pecks filmischen Werken zählen Streifen wie „Lumumba“, eine biografische Darstellung des Staatsstreichs, den die USA und Belgien im Kongo durchgeführt und am Ende den ersten demokratisch gewählten Premierminister des Landes, Patrice Lumumba, haben ermorden lassen. Diesen Sommer wird Pecks nächster Film mit dem Titel „Der junge Karl Marx“ in die US-amerikanischen Kinos kommen.

„I Am Not Your Negro“ basiert auf einem unvollendeten Manuskript von James Baldwin aus dem Jahr 1979, das den Titel „Remember This House“ trägt und von Baldwins Freundschaft zu so berühmten Persönlichkeiten wie Medgar Evers, Malcolm X und Dr. Martin Luther King sowie dem politischen Einfluss erzählt, den sie auf die schwarze Bürgerrechtsbewegung ausgeübt haben. Alle drei dieser Schlüsselfiguren der damaligen Zeit sind ermordet worden. Raoul Peck besitzt die umfassenden Lizenzrechte und hatte freien Zugang zu Baldwins Nachlass. Dass der Filmemacher auf das gesamte Material zurückgreifen konnte, belegt der Dokumentarfilm in seiner vollen Länge.

Ein Sohn Harlems

Baldwin wurde am 2. August 1924 in Harlem, New York, geboren und ist dort auch aufgewachsen. Er entstammte einer harten Realität aus Armut, Rassismus und elterlicher Strenge vor allem von Seiten seines Stiefvaters.

„I Am Not Your Negro“ stellt in atemberaubender Weise die Beziehung Baldwins, die er zu einem/r seiner LehrerInnen hatte, in den Vordergrund. James Baldwin, ein Kind des öffentlichen Schulsystems von New York City, zeigte schon früh, wie viel Neugier in ihm steckt und dass er die Dinge verstehen wollte. Er weckte damit das Interesse seiner Lehrerin, einer jungen „weißen“ Frau namens Orilla Miller. Miller, die vom jungen Baldwin den Spitznamen „Bill“ erhielt, sollte grundlegenden Einfluss auf sein weiteres Leben haben. Sie führte Regie bei seinem ersten Theaterstück und förderte sein Talent. Die beiden diskutierten über Literatur und sahen sich gemeinsam Ausstellungen in Museen an. Miller ging sogar so weit, David Baldwin um Erlaubnis zu bitten, seinen damals minderjährigen Sohn James mit ins Theater nehmen zu dürfen, was zuvor verboten war. Später sollte Baldwin es ihr hoch anrechnen, dass sie ihm stets ohne rassistische Vorurteile begegnet ist. Er erklärte, dass es „vor allem auch auf sie, die sie vergleichsweise früh in mein ansonsten schreckliches Leben trat, zurückzuführen ist, dass ich es nie wirklich vermocht habe, Hass gegenüber hellhäutigen Menschen zu empfinden“.

Als Kinobesucher habe ich sowohl bei Baldwin als auch bei „Bill“ eine tiefgehende Geschichte wahrgenommen. So beschreibt er sie an einer Stelle wie folgt: „Bill Miller war weiß“, aber sie war „für mich nicht auf dieselbe Weise weiß wie zum Beispiel eine Joan Crawford“ (berühmte Schauspielerin der damaligen Zeit; Anm. d. Übers.). Auch, so führt er weiter aus, war sie nicht in dem Sinne „weiß“ für mich „wie die Vermieter und die Ladenbesitzer und die Polizisten und die meisten meiner Lehrer, die weiß waren. Auch sie […] ist wie ein Nigger behandelt worden; vor allem von den Cops. Und für die Hausbesitzer hatte sie rein gar nichts übrig“. Baldwin lernte von ihr, dass „weiße Menschen nicht so handeln, weil sie weiß sind“.

Obwohl es den Anschein machte, dass all die Menschen, die einem Probleme machten, „weiß“ waren, ging Baldwin nicht davon aus, dass umgekehrt alle „Weißen“ in der amerikanischen Gesellschaft Probleme machen. Seine herausragende sprachliche Begabung hat sich in den drei bis vier Jahren ausgebildet, die er als Prediger in der Kirchenkanzel verbracht hat. Baldwin hat der Kirche schließlich den Rücken gekehrt, weil er dies als Form der Befreiung aus der gewalttätigen Beziehung zu seinem Stiefvater betrachtete und weil er begann, die christliche Lehre in Frage zu stellen. Dieses Problem durchzieht seine Schriften ebenso wie seine Gesellschaftskritik gegenüber amerikanischem Kapitalismus und Rassismus.

Baldwin als Zeitzeuge

Der Dokumentarfilm arbeitet mit Bildern, zitiert die Arbeiten von Medgar Evers, Malcolm X sowie Dr. Martin Luther King und bedient sich dabei der poetischen Ausdrucksweise von Baldwin, der den Dreien positiv gegenüber stand. Der Effekt, den dieser Ansatz hat, ist abschreckend. Darüber hinaus zeichnet der Film auch die Rückkehr Baldwins aus Frankreich in die USA nach, zu der es kommt, da die Bürgerrechtsbewegung gerade im Entstehen begriffen ist.

Es ist natürlich einfach anzunehmen, dass die drei ermordeten Medgar Evers, Malcolm X und Dr. Martin Luther King auf andere Weise am Kampf beteiligt waren als James Baldwin selbst. Meiner Meinung nach dient der Film dazu, Baldwins Beitrag bewusst von dem der drei Ermordeten abzugrenzen. Das würde Baldwin sicher ähnlich sehen, der sich selbst als Zeuge und nicht als Mitwirkender beschreibt. Natürlich musste Baldwin als Homosexueller und „Schwarzer“ in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts einen dramatischen Kampf für Akzeptanz und Anerkennung führen. Schließlich bewegte er sich auch noch in einer stark hierarchischen, vor „Männlichkeit“ nur so strotzenden und an der Kirche angelehnten dunkelhäutigen Emanzipationsbewegung.

Am Anfang, als der Film im „tiefen Süden“ der USA beginnt, bedient sich Samuel L. Jackson, der als Sprecher dieser Dokumentation fungiert, mit ergreifender Melancholie der Worte Baldwins. Zu Beginn wird der tapfere Kampf gegen Lynchmorde und die Rassentrennung im Bundesstaat Mississippi dargestellt. Medgar Evers, führender Aktivist der NAACP („Bundesweite Organisation zur Förderung dunkelhäutiger Menschen“), war eine Schlüsselfigur der Bewegung, die in den Südstaaten den Kampf gegen die Rassentrennung führte [auf juristischer Ebene war die Rassentrennung in Form der sogenannten „Jim Crow-Gesetze“ bis in die 1960er Jahre in Kraft; Erg. d. Übers.]. Evers war einer der ersten von Baldwins Freunden, die durch Rassisten umgebracht worden sind. Als er gerade nach Hause gekommen war, schoss man ihm auf seiner Auffahrt vor den Augen seiner Frau und Kinder in den Rücken.

Die bekannteren „black freedom“-Kämpfer, Malcolm X und Dr. King, die aus ganz unterschiedlichen Denkrichtungen kamen und verschiedene Aktionsformen propagierten, stehen ebenfalls im Fokus der Betrachtung. Der Film zeichnet die Unterschiede zwischen Malcolm X und Dr. King wie auch die Entwicklung hin zu einer sehr ähnlichen Herangehensweise der beiden nach. Am Ende entschieden sie sich kaum noch voneinander. Obwohl Baldwins Leben nicht – wie das seiner drei Freunde und Protagonisten des Films – gewaltsam beendet worden ist, bestand sein Ziel in den Folgejahren immer darin, die Perspektiven und Ideen von Martin Luther King und Malcolm X nach deren Ermordung für eine neue Generation von AktivistInnen zugänglich zu machen. Er erklärte zwar, wie sehr er King schätzte, sagte aber, dass die Menschen ihm irgendwann nicht mehr zuhören wollten. Er verstand, dass Malcolm X für junge dunkelhäutige Leute interessanter war, weil er die Realität beschrieb, in der sie lebten, und weil er sie in ihrer Realität ernst nahm. Baldwin sprach in höchsten Tönen über Malcolm X, weil dieser die verarmten Schichten ebenso wenig vergaß wie die Menschen, die als Reinigungskräfte arbeiteten oder gar im Knast saßen. Baldwin schloss sich der „Nation of Islam“ (NOI) deshalb nicht an, weil er keinen Hass auf „weiße“ Menschen verspürte und weil er weder mit Elijah Muhammad, dem Leiter der NOI, noch mit dessen „schwarzer“ amerikanischer Version des Islam übereinstimmte. Baldwin wurde auch nicht Mitglied der „Black Panthers“ oder der „Gay Liberation movement“, weil er sich in keine Schublade stecken lassen und sich keinem organisatorischen oder ideologischen Konzept unterordnen wollte. Baldwin war ein unabhängiger Kopf und Ideengeber.

Der Kampf geht weiter

„Ich bin nicht nur geboren worden, um kein Sklave zu sein: Ich wurde genauso wenig geboren, um zu hoffen, so zu werden wie der Sklavenhalter.“ (James Baldwin)

Die Doku leistet einen ganz hervorragenden Beitrag, wenn es darum geht, den Kampf der 1960er Jahre mit den Bedingungen in Zusammenhang zu bringen, denen dunkelhäutige ArbeiterInnen und junge Leute im heutigen Kapitalismus und Rassismus ausgesetzt sind. Der Dokumentarfilm glänzt durch Baldwins einfühlsame Gedanken über Themen wie Rasse, das Weiß-Sein und die Macht. Seine Ideen dazu werden im Film aufgegriffen. Es wird aber auch gezeigt, welchen Wert diese Debatten für heute haben. Heute, in einer Zeit, da die meisten Nachrichtenredaktionen von fünf großen Konzernen kontrolliert werden, hat das Establishment gelernt, dass es niemals wieder solchen Persönlichkeiten wie Malcolm X oder Martin Luther King oder auch nur einem James Baldwin eine derartige Plattform bieten darf, von der aus sie die Menschen erreichen können. Allerdings haben die von Konzernen kontrollierten Medien auch an Macht eingebüßt, da es zur Entstehung neuer und alternativer Nachrichtenkanälen gekommen ist.

Vergleichbar mit der Videosequenz auf „youtube“, in der es um die Frage geht, „ob der American dream auf Kosten des American Negro“ gelebt wird, fragt auch der Film von Raoul Peck danach, weshalb Amerika die „negroes“ braucht. Baldwin geht auf diese Frage ein:

„Festzustellen, dass die Fahne, der man mit all den anderen zusammen Treue geschworen hat, einem selbst keine Treue schwört, mag einem wie ein schwerer Schock vorkommen. Es mag einem wie ein schwerer Schock vorkommen, wenn man mit fünf oder sechs Jahren noch Gary Cooper zujubelt, wie er die Indianer abschlachtet, und feststellt, dass man selbst zu den Indianern gehört. Es ist wie ein schwerer Schock festzustellen, dass das Land, in dem du geboren bist und dem du dein Leben und deine Identität verdankst, in seiner gesamten realen Systematik gar keinen Platz für dich vorgesehen hat.“

Die jungen Leute aus Ferguson sind in einem Städtchen auf die Barrikaden gegangen, dessen mehrheitlich dunkelhäutigen EinwohnerInnen aus der Arbeiterschaft von einem Polizeistaat und einer Politik behandelt und kriminalisiert worden sind, dass man sich an die „Jim Crow-Gesetze“ von damals erinnert fühlt. Baldwin hat diesen Punkt schon im Jahre 1963 aufgegriffen: „Ich bin sicher, dass sie ausnahmslos nichts gegen Negroes haben. Aber dass ist tatsächlich nicht der Punkt, verstehen Sie?“. In einem anderen Fernsehinterview geht er abermals darauf ein: „Die Frage ist wirklich eine Form von Apathie und Ignoranz, was der Preis ist, den wir für die Rassentrennung bezahlt haben. Genau das ist Rassentrennung: Man weiß nicht, was auf der anderen Seite der Mauer geschieht, weil man es nicht wissen will“. Ferguson, Baltimore, Tulsa und das Entstehen der Bewegung „Black Lives Matter“ haben gezeigt, dass sich das unterdrückende System und somit die Realität der dunkelhäutigen ArbeiterInnen und jungen Leute auch nach 50 Jahren immer noch nicht zum Besseren geändert haben.

Weshalb „I Am Not Your Negro“ wichtig ist

Am 1. Dezember dieses Jahres jährt sich der Todestag von James Baldwin zum 30. Mal. Die Dokumentation „I Am Not Your Negro“ kann mit Fug und Recht als angemessene Würdigung und Anerkennung des Beitrags bezeichnet werden, den Baldwin für den Kampf zur Beendigung von Ausbeutung, institutionalisiertem Rassismus und der Konzernherrschaft über unser Leben geleistet hat. Der Film ermöglicht einer neuen Generation den Einstieg in Baldwins reichhaltige Wortwelt, Erkenntnisse und Sprache. Beim Aufbau einer multi-ethnischen Bewegung der Arbeiterklasse, die den Krieg von Trump und der „Wall Street“ stoppen will, der gegen die arbeitenden Menschen, die verarmten Schichten und „people of color“ geführt wird, kann das nur hilfreich sein.

 

Sport in den USA: Alles für die Show

Albert Kropf

Europa – USA: Unterschiedlicher Zugang zu Wettbewerb und Show, gleiches Ziel – Profit. Mit den Worten „Ladies and Gentlemen, start your engines!“ startet am 28. Mai das älteste Autorennen der Welt, die 500 Meilen von Indianapolis. Das Rennen gehört zur IndyCar-Serie, die hauptsächlich in Nordamerika ausgetragen wird. Im Rest der Welt wird nur (mehr) mäßig Notiz davon genommen, hier ist die Formel 1 (noch) die Königsklasse. Trotzdem ist das Indy 500 mit 400.000 Zusehern vor Ort der weltweit größte jährliche Sportevent. Dieses Jahr nimmt mit Fernando Alonso auch zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder ein aktiver Formel 1-Weltmeister am Indy 500 teil. Wohl aber auch eher aus Marketing-Gründen, um das schwächelnde McLaren/Honda Team in die Schlagzeilen zu bringen. Die USA gelten als das Mutterland des freien Wettbewerbs und der freien Marktwirtschaft. Das hat natürlich in Wirklichkeit nichts mit echter Freiheit zu tun, sondern steht für die Einzementierung des Rechts des Stärkeren. Auch im Sport herrscht weder freier noch sportlicher Wettbewerb. Ganz im Gegenteil, in vielen Sportarten wird in den USA massiv über Transferbestimmungen, Regelwerk etc. in den Sport eingegriffen, damit die Dominanz eines Teams, Mannschaft oder auch Rennstalls verhindert wird. In der IndyCar-Serie gibt es laufend radikale Regeländerungen, die sich viele F1-Fans wünschen würden, um das Feld auszugleichen. So gibt es Budget-Obergrenzen, einheitliche Motoren zu Fixpreisen oder einen Chassis-Hersteller mit unterschiedlichen Aero-Kits (=Flügel etc.). Der gravierende Unterschied zur F1 kommt daher, dass in den USA die Serie als Serie vermarktet wird, während in der Formel 1 die Autohersteller durch die Werbung ihren Hauptvorteil ziehen. Sport ist hier wie dort nicht Vorreiter für Chancengleichheit in der Gesellschaft, sondern hat rein kommerzielle Interessen. Mehr „Chancengleichheit“ schafft einfach eine bessere Show, die besser verkauft werden kann. Als weiterer Begleiteffekt lässt sich mit dem Sieg eines „Underdogs“ der amerikanische Traum „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ leichter aufrechterhalten und kann in diesem Sinn medial ausgeschlachtet werden.

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Warum ich bei der SLP bin: Satirische Videos sind zu wenig!

Philipp Chmel

Klima und Umwelt, Kapitalismus und Krieg? Wir laufen gerade offenen Auges in unser Verderben, zukünftige Generationen werden fragen: „Hey mal Hand auf Herz, ihr wusstet doch was passiert, wieso habt ihr denn nichts unternommen?“. Die passende Reaktion wäre, alle Leute zu schütteln die man trifft und Reden über den Weltuntergang an Straßenecken und in der U-Bahn zu halten. Warum tut das niemand, warum tue ich das nicht? Statt dessen habe ich Ökostrom und buche den nächsten Snowboard-Urlaub – „sich auch mal was gönnen“. Das ist einer der vielen Momente in denen ich eine große Zerrissenheit zwischen moralischem Anspruch und eigenem Handeln spüre, zwischen idealer Welt und gelebter Wirklichkeit. Die beiden in Deckung zu bringen ist nahezu unmöglich, aber das sollte auch nicht der Anspruch sein. Mich in der SLP zu engagieren, motiviert und nimmt mir das Gefühl von Passivität; ich will meinen, wenn auch kleinen, Beitrag zu einer gerechteren Welt leisten. Revoluzzer oder passive, bequeme Kartoffel? Welche Geschichte würdet ihr euren Kindern lieber erzählen? Auf geht’s, werdet aktiv!

Philipp Chmel, 26, Student an der Boku

 

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1. Mai: Protest gegen die Schließung von Jugendzentren in Linz

Am 1. Mai haben AktivistInnen der SLP sowie der Kampagne "Gemeinsam Jugendzentren retten" durch verschiedene Aktionen gegen die Schließung von Jugendzentren in Linz demonstriert. Vor dem FPÖ-Fest am 1. Mai bei Urfahranermarkt haben wir uns an einer Kundgebung gegen die unsoziale und rassistische Politik der FPÖ beteiligt. Und beim traditionellen Maiaufmarsch der SPÖ protestierten wir während der Rede von SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger mit Transparente, Plakaten, Flyern und Unterschriftenlisten. Auf beiden Aktionen haben wir Menschen darüber informiert, dass die Stadtregierung Jugendzentren schließt während sie Geld für Konzerne, Überwachung, Werbung und PolitikerInnengehälter verschwendet. Über den ganzen Tag verteilt haben wir wieder weit mehr als 100 Unterschriften gesammelt. Jetzt werden wir weiter machen und auf jeden Fall auch am 18.5. vor der nächsten Gemeinderatssitzung gegen die politisch Verantwortlichen protestieren.

Mehr Infos zur Kampagne: https://www.slp.at/artikel/gemeinsam-jugendzentren-retten-8241

Offener Brief an die Geschäftsführung des Verreins Jugend und Freizeit: https://www.slp.at/artikel/offener-brief-an-die-gesch%C3%A4ftsf%C3%BChrung-des-vereins-jugend-und-freizeit-linz-8220

Und hier gehts zur Kampagne: https://www.facebook.com/jugendzentren.retten/?hc_ref=NEWSFEED

Inklusion: Gute Sache, aber nicht im Kapitalismus!

Flo Klabacher, Behindertenbegleiter

Kapitalismus bedeutet Gleichmacherei mit dem Ziel der Profitmaximierung.

Inklusion steht als pädagogisches Konzept hoch im Kurs. Definiert wird sie als „allgemeinpädagogische[r] Ansatz, der […] allen Menschen das gleiche volle Recht auf individuelle Entwicklung und soziale Teilhabe ungeachtet ihrer persönlichen Unterstützungsbedürfnisse zugesichert sehen will. Für den Bildungsbereich bedeutet dies einen uneingeschränkten Zugang und die unbedingte Zugehörigkeit zu allgemeinen Kindergärten und Schulen […], die vor der Aufgabe stehen, den individuellen Bedürfnissen aller zu entsprechen.“ (Hinz, 2006)

Jeder Mensch hat körperliche, geistige, psychische und soziale Stärken und Schwächen. Folglich benötigen wir alle gezielte Förderungen und Hilfestellungen in manchen Bereichen. Bei einer Sehschwäche kann eine Brille reichen. Bei einer ausgeprägten Lernschwäche kann intensivere Betreuung durch zusätzliche (Sonder-)PädagogInnen, bei körperlichen Beeinträchtigungen bauliche Hilfsmittel nötig sein. Das Inklusions-Modell schlägt vor, dass alle, unabhängig davon, wie hoch ihr Förderbedarf ist, gemeinsame Bildungseinrichtungen besuchen, „Behinderte“ nicht als Integrations- oder SonderschülerInnen gebrandmarkt werden.

Inklusion ist nicht das erste fortschrittliche Bildungskonzept, das die Bedürfnisse von SchülerInnen ins Zentrum stellt und die Aussonderung „Leistungsschwacher“ überwinden will. Die Umsetzung scheitert an der kapitalistischen Realität. Nicht das Wohlbefinden und die freie Entfaltung von Menschen, sondern Profite stehen im Zentrum. Menschen müssen sich an die Bedürfnisse der Wirtschaft anpassen statt umgekehrt. Während wirtschaftlicher Aufschwungzeiten konnten – dank finanzieller Spielräume und der Stärke der organisierten ArbeiterInnenbewegung – begrenzte Verbesserungen wie (formale) SchülerInnen- oder Behindertenrechte, KlassenschülerInnenhöchstzahlen oder Integrationsklassen durchgesetzt werden. All das steht jetzt, in Krisenzeiten, unter Beschuss.

„Inklusion“ wird so zum zynischen Schwindel. Die „Umsetzung“ wird zur Sparmaßnahme auf dem Rücken der Schwächsten. Das konkreteste Ziel des Bildungsministeriums ist die Abschaffung von Sonderschulen. Wie die Eingliederung beeinträchtigter Kinder in andere Schulen funktionieren soll, bleibt den Schulen überlassen. Zusätzliche Mittel für die Förderung sind nicht angedacht. Unterrichtsstunden für sonderpädagogischen Förderbedarf dürfen nicht mehr als 2,7% der Gesamtstunden ausmachen. Dieser Deckel bleibt trotz steigendem Bedarf. GewerkschafterInnen beklagen den Mangel von bis zu 3.000 SonderpädagogInnen. Oft ist einE SonderpädagigIn für mehrere Klassen zuständig und muss selbst den Mangel verwalten. Unterm Strich bleiben für jedes „I-Kind“ wenige Förderstunden pro Woche. AbsolventInnen der pädagogischen Hochschulen können diesen Mangel mangels entsprechender Ausbildung nicht ausgleichen. Noch dazu soll die KlassenschülerInnenhöchstzahl fallen.

Berufsschulen, die schon seit Jahren „Inklusion leben“ zeigen, wohin die Reise geht: Weil es ja keine „Behinderten“ gäbe und wir alle Stärken und Schwächen haben, sei eine Sonderbehandlung nicht zulässig. Die nötige Förderung passiert nicht – weder bei „beeinträchtigten“ noch bei „gewöhnlichen“ SchülerInnen. Meist werden keine StützlehrerInnen bereitgestellt. SonderpädagogInnen existieren nicht. Oft werden nicht einmal bauliche Hindernisse beseitigt.

LehrerInnen, aber auch Eltern, PädagogInnen oder Vereine von Beeinträchtigten, geraten schnell in ein moralisches Dilemma: Das Konzept Inklusion ist fortschrittlich, die Umsetzung im Kapitalismus eine Verschlechterung. Negative Aspekte des Schulsystems, die im Widerspruch zur Inklusion stehen (Frontalunterricht, Benotung, Sitzenbleiben,…) bleiben erhalten. Investitionen, die Inklusion ermöglichen, werden nicht getätigt (z.B. Personal, Sprachcomputer, Lehrbücher in Blindenschrift,…). Die Umsetzungsverantwortung wird auf unterfinanzierte Schulen und überforderte LehrerInnen abgeschoben. Die sind einmal mehr Sündenböcke für Politik und Medien, an denen sich Eltern abreagieren dürfen. Wer sich gegen diese Farce wehren will, wird moralisch unter Druck gesetzt und als „behindertenfeindlich, weil gegen Inklusion“, abgestempelt.

Zu Ende gedacht bedeutet Inklusion, dass Regelungen zur verpflichtenden Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigung fallen oder Tagesheimstätten und Beeinträchtigten-WGs abgeschafft werden können. In einer inklusiven Gesellschaft wird akzeptiert, dass manche von uns bei gleich großer Anstrengung und gleicher Arbeitszeit weniger produzieren als andere. Der Kapitalismus ist diese Gesellschaft nicht. Solange er existiert, kann die Umsetzung solcher Vorschläge zur Bedrohung für Beeinträchtigte und alle, die mit ihnen zu tun haben, werden. Die Vorbedingung für wirkliche Inklusion ist eine Gesellschaft, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, und nicht an den Profiten der Konzerne.

„In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit […] verschwunden ist; […] erst dann kann […] die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ (Marx, 1875)

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Bessere Studienbedingungen und Weltrevolution

Sebastian Kugler

Die Plakatständer stehen und vor der Uni wird man mit Goodies überschwemmt – Von 16.-18.5. sind ÖH-Wahlen. Der Uni-Alltag: Überfüllte Hörsäle, administratives Chaos und überforderte Lehrende. Stress und brutaler Leistungsdruck an vielen Lehrgängen inspirierte zuletzt sogar eine österreichische „Tatort“-Folge. Regierung und Administrationen führen schleichend überall Verschlechterungen ein.

Dagegen haben die großen, sich links positionierenden Fraktionen, VSSTÖ und GRAS, viel zu wenig unternommen. Von der AG, dem RFS und den Junos kommt der Vorwurf, die linken ÖH-Fraktionen würde nur „Randgruppen“ fördern und sich im linken Elfenbeinturm verschanzen. Die AG plakatiert sogar: „Wir kämpfen für bessere Studienbedingungen, nicht für die Weltrevolution“.

Nun droht die Regierung mit der verallgemeinerten Einführung von Zugangsbeschränkungen. Mangels einer zugänglichen und ernsthaften linken Perspektive hoffen viele Studierende, dass Maßnahmen wie Zugangsbeschränkungen das Uni-Leben etwas erträglicher machen.

Nicht, dass die linken Fraktionen sich „zu viel“ für unterdrückte Gruppen oder gar die Weltrevolution einsetzen würden, ist das Problem - sondern dass sie eben keinen konsequenten Kampf für bessere Studienbedingungen für alle führen.

Bei den letzten ÖH-Wahlen wählten nur knapp 26%. Die Wahlen sind nicht das zentrale Feld des politischen Kampfes an der Uni. Trotzdem macht es Sinn, an der eigenen Uni die jeweils kämpferischste Liste zu wählen. Meist wird das der KSV sein. Die GRAS-Spaltung Grüne Studierende wird man an ihren Taten messen. Entscheidend ist aber eine Bewegung gegen den Abwärtsstrudel aus schlechten Bedingungen und Kürzungspolitik aufzubauen. Die Milliarden, die für Banken, Konzerne und Aufrüstung verschwendet werden, braucht es u.a. in der Bildung. An den Unis könnten neue Standorte geschaffen und die unzähligen prekären Lehrstellen in Vollzeitjobs verwandelt werden. Das würde die Studienbedingungen schlagartig verbessern. Doch diese Maßnahmen können nicht in den Unis allein gewonnen werden. Dazu braucht es außeruniversitäre Kämpfe für radikale Umverteilung von oben nach unten und einen gemeinsamen Kampf mit anderen, die sich bewegen – etwa den Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitsbereich.

 

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Kein Jugendhäfen für Wien

Sarah Krenn

Die Regierung behandelt jugendliche StraftäterInnen wie Erwachsene und treibt sie so in die Kriminalität.

In der Justizanstalt Wien Josefstadt sitzen 38 Jugendliche hinter Gittern. Ein Großteil davon in Untersuchungshaft. Denn seit 2003 gibt es in Wien keinen eigenen Jugendhäfen mehr, schwarz-blau haben ihn eingespart. Zur Vergewaltigung an einem 14-jährigen im Erwachsenengefängnis 2013 meinte die damalige Ministerin Beatrix Karl (ÖVP): “Der Strafvollzug ist kein Paradies”.

Kurz wurde wieder über einen eigenen Jugendhäfen nachgedacht. Inzwischen heißt es, dass in der Justizanstalt Josefstadt sämtliche gesetzten Maßnahmen ausreichend sein und deshalb ist der Plan eines eigenen Jugendhäfen in Wien vom Tisch. Auch weil das Justizministerium das dafür geplante Gebäude nicht bekommen hat. Als ob es keine anderen Gebäude in ganz Wien gäbe! Gleichzeitig wird die Schubhaft ausgebaut, von der viele jugendliche AsylwerberInnen betroffen sind.

Die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft stellt klar, dass eine wirkliche Resozialisierung unter diesen Umständen nicht möglich ist. Für Wien stehen nur drei Wohngruppen für straffällige Jugendliche zur Verfügung, doch genutzt werden diese selten. Eigentlich soll damit ein Gefängnisaufenthalt vermieden werden und somit die Zahl der rückfällig werdenden Jugendlichen gesenkt werden. Statt Jugendliche wegzusperren brauchen wir mehr Jobs, leistbare Wohnungen und mehr Geld für Jugend- und Sozialeinrichtungen.

 

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