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Vienna spielt um den Aufstieg und steigt ab!

Albert Kropf

Seit dem Abstieg 2014 in die Regionalliga hat die Vienna nicht mehr so gut gespielt wie diese Saison. Der Aufstieg in die „Erste Liga“ (2. Spielklasse) ist in Griffweite. Und trotzdem wird die Vienna zu Saisonende in die Wiener-Liga oder noch tiefer absteigen. Verantwortlich dafür: der kapitalistische Irrsinn. Die Clubs in den oberen Ligen werden als Unternehmen geführt. Und in den unteren Ligen treten sich ehemalige Traditionsvereine bei der Sponsorensuche gegenseitig auf die Füße und müssen nehmen was da kommt. Kaum zu glauben, aber der 6-fache Meister und älteste Fußballverein Österreichs mit dem einst größten Stadion Europas (für 80.000 Menschen) war von einem einzigen Mäzen abhängig. Der hat Geld durch die Stromliberalisierung gemacht und ist im Jänner überraschend gestorben. Und so ist die Vienna pleite. Am 6. März wurde das Sanierungsverfahren am Handelsgericht eröffnet und die Vienna steigt damit ab.

Die Politik betont dauernd die Wichtigkeit von Sport und sozialem Engagement. Gerade kleine Vereine holen Kids von der Straße. Warum dann diese permanenten Demütigungen und Buckeln vor potentiellen Geldgebern? Wenn Banken gerettet werden, die nichts dergleichen für uns tun, warum dann nicht auch die Vienna?

 

 

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SLP goes Vöcklabruck

Als Antwort auf den ersten Stammtisch der faschistischen Identitären in Vöcklabruck (VB) am 18.2. formiert sich ein antifaschistisches Bündnis. Die SLP beteiligt sich daran und setzte sich nicht nur für Straßenaktivität ein, sondern betont auch, dass der Kampf gegen die Identitären mit Widerstand gegen die Kürzungspolitik und den Rassismus der Regierung verbunden werden muss.

Deshalb haben wir uns auch beim ersten Treffen der SLP in VB damit beschäftigt, wie der Aufstieg der Identitären mit dem allgemeinen Rechtsruck in Österreich zusammenhängt. Die Diskussion unter den 17 TeilnehmerInnen hat gezeigt, dass es auch in VB ein großes Interesse an linken Ideen gibt. Darum wird die SLP natürlich auch weiter in VB gegen die Identitären und für den Aufbau einer sozialistischen Alternative aktiv sein.

 

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Gemeinsam Jugendzentren retten!

Lucia

In Linz wurden in den vergangenen Jahren bereits drei Jugendzentren geschlossen. Jetzt schließt die rot-blaue Stadtregierung auch noch das „Kandlheim“ und das Jugenzentrum „Riff“. 13 BetreuerInnen werden ‚abgebaut’ die Öffnungszeiten in einigen andern JuZ gekürzt. Allein im Jahr 2015 hat der Trägerverein „Jugend und Freizeit“ 8.500 Jugendliche betreut. Die Stadtregierung schließt die Jugendzentren während sie drei Vizebürgermeister beschäftigt, die der Stadt jeweils über 13.092,41 € pro Monat kosten. Würde man sich das sparen, könnten die Jugendzentren nicht nur erhalten, sondern gleich weiter ausgebaut werden. Auch könnten mit nur einem Viertel des Budgets der Linzer Stadtwache die Jugendzentren erhalten bleiben.

Um die Kürzungen zu verhindern hat die SLP Linz gemeinsam mit betroffenen Jugendlichen und deren BetreuerInnen eine Kampagne gestartet. Bei dieser stellen wir bei Kundgebungen auch folgendes immer wieder klar: Die FPÖ ist nicht nur an den Kürzungen beteiligt, sie versucht sich zugleich zu profilieren, in dem sie die Jugendzentren gegeneinander ausspielt und gegenüber den Jugendlichen so tut, als wollen sie die Schließung ihres Jugendzentrums gar nicht. Nicht nur hat die FPÖ den Kürzungen im Stadtrat zweimal zugestimmt, es geht noch heuchlerischer: Die FPÖler spielen sich zugleich als Verteidiger des Riff auf, fordern aber einfach nur, dass halt Jugendzentren anderenorts geschlossen werden sollen.

Wir sagen, die Jugendzentren sollten sich miteinander solidarisieren, gemeinsam gegen den Kürzungswahnsinn ankämpfen und klarstellen, dass kein Jugendzentrum geschlossen werden darf. Wir unterstützen die betroffenen Jugendlichen dabei, die Kampagne für den Erhalt der Jugendzentren zu organisieren. Es gab bereits jeweils eine Kundgebung beim JuZ “Kandlheim“ und eine beim “Riff am Spallerhof“. Bei beiden Kundgebungen gab es viel positive Rückmeldungen von PassantInnen. Wir sammelten gemeinsam mit den Jugendlichen viele Unterschriften, hielten Redebeiträge und machten somit viele Anrainer auf das Thema aufmerksam. Jetzt gilt es weiter Druck auf die Stadtregierung aufzubauen. Denn es ist möglich Kürzungen wie diese zu verhindern!

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Kapitalismus tötet Umwelt

Stefan R.

Umweltzerstörung liegt im Wesen des Kapitalismus

Ein Hitzerekord jagt in den weltweiten Klimastatistiken den nächsten. Schon jetzt sind die Folgen des Klimawandels unumkehrbar. Wie verheerend die Auswirkungen werden, hängt davon ab, wie stark der CO2-Ausstoß in den nächsten 30 Jahren reduziert wird. Längst geht es nicht mehr um die Verhinderung des Klimawandels. Allein seine schlimmsten Folgen könnten – und nur auf Basis eines recht raschen „system change“ - abgewendet werden.

Warum folgen nach all den Klimakonferenzen keine wirksamen Schritte? Warum nehmen die Smogwerte in den globalen Großstädten zu? Warum müssen die Menschen, die in die evakuierten Gebiete um Fukushima vom Staat zurückgedrängt werden, ein erhöhtes Krebsrisiko in Kauf nehmen? Die Ursache dafür liegt im herrschenden Wirtschaftssystem – dem Kapitalismus. Da gibt es starke Lobbies z.B. von Energiekonzernen, die weiter auf fossile und nukleare Energie setzen. Ihr politischer Einfluss ist enorm. Doch die Erklärung in unvernünftigen oder gierigen KapitalistInnen zu suchen greift zu kurz. Es sind die Wirkungsweisen, Zwänge und Notwendigkeiten der kapitalistischen Produktionsweise, die die Ausbeutung von Mensch und Natur bis hin zur Zerstörung notwendig macht. Alles wird im Kapitalismus zur Ware, unabhängig davon was z.B. die Verbrennung der Ware Braunkohle für die Umwelt bedeutet. Das Problem ist also nicht, dass einzelne UnternehmerInnen ihrem Gewissen nicht nachkommen oder KonsumentInnen nicht bewusst genug einkaufen. Im Kapitalismus herrscht Konkurrenz um beschränkte Märkte und Ressourcen. Wer billiger produziert, kann im Wettbewerb überleben. Zwischen diesem Überlebenskampf der Unternehmen und dem Interesse der ArbeiterInnen an einer intakten Umwelt liegen keine Schnittpunkte. Zwar wurde rund um das Umweltthema ein zusätzlicher Markt geschaffen, doch stellt dieser nur eine Schiene dar, neben der die umweltzerstörerische Produktion ungehindert weiter geht. China ist Weltmarktführer bei erneuerbaren Energien, verursacht aber gleichzeitig als Folge der gigantischen Industrie derzeit etwas mehr als ein Viertel des globalen jährlichen fossilen CO2-Ausstoßes.

Für Unternehmen, die sich nicht daran beteiligen, ist schon in Aufschwungzeiten kaum Platz. In Krisenzeiten und in den meisten Regionen der Welt aber ist der Kapitalismus auf seine nackte Brutalität reduziert. Die Regierungen der einzelnen Länder bauen im Interesse der jeweiligen nationalen Konzerne Umweltauflagen ab: das gilt für Trump ebenso wie die FPÖ oder Kern. Institutionen wie der Weltklimarat (IPCC) liefern durch die koordinierte Arbeit tausender KlimaforscherInnen unumstößliche Belege dafür, dass nur ein radikaler Bruch mit dem bisherigen Wirtschaftssystem eine nachhaltige Wirkung haben kann. Allerdings bleiben alle Appelle und Bekenntnisse der diversen internationalen Gipfel zahnlos.

Gerade in Krisenzeiten darf Umweltschutz nichts kosten. Man versucht uns daher diverse marktorientierte und damit zahnlose Methoden als Lösungen zu verkaufen. Z.B. hat 2003 die EU im Zuge der Kyoto-Auflagen den Handel mit Emissionsrechten beschlossen. Rasch sind 95% dieser Rechte von den größten industriellen Verschmutzern gekauft worden, zu einem viel zu niedrigen Preis. Die CO2-Emissionen steigen noch immer, aber die Wirtschaft hat ein neues Spekulationsobjekt.

Die angebliche Besorgnis über den Klimawandel durch politische Eliten hat v.a. die Unabhängigkeit der nationalen Wirtschaft von der Instabilität der erdölfördernden Regionen zum Ziel (wie beim Fracking-Boom in den USA).

Die zuweilen vorgeschlagene Privatisierung von Umweltressourcen würde mehr zur weiteren Profitmaximierung, als zum Klimaschutz beitragen. Angenommen man würde die Stratosphäre privatisieren - wie sollen Milliarden Betroffene vom Eigentümer Wiedergutmachung fordern, wenn diese verschmutzt wird?

Auch das rauf- und runtergebetete Mantra, individuelle Kaufentscheidungen würden Firmen zum Umdenken zwingen, bietet keine Lösung. Menschen, die sich nachhaltigere Produkte leisten können, sind im globalen Maßstab in der Minderheit.

Wirksame Lösungen brauchen starke staatliche Eingriffe, und zwar durch Regierungen, die nicht die VertreterInnen von Unternehmensinteressen sind. Die Maßnahmen einer solchen umwelt- und damit menschenfreundlichen Regierung müssten der kapitalistischen Profitlogik widersprechen und nicht versuchen, diese zu benützen. Dass die „grünen“ Parteien dazu nicht bereit sind, ist offensichtlich. Widerstand verbunden mit einem sozialistischen Programm wird aber der einzige Weg sein, die durch den Kapitalismus geschaffenen Umweltprobleme zu lösen.

 

„Es ist ein Betrug, …, nur Versprechen“ – James Hansen, US-Klimaforscher zum Gipfel in Paris.

Erneuerbare Energieträger und ihre technische Umsetzung existieren in ausreichendem Maße (Wind, Photovoltaik, thermische Solarzellen, Wasserkraft, Biomasse, Erdwärme). Unterliegen Entscheidungen der Profitlogik, wird kein von einer Regierung getätigter Anreiz den Wechsel mit der notwendigen Geschwindigkeit bewirken. Das ist nur durch demokratische Planung der Wirtschaft möglich. Indem das Eigentum an den Produktionsmitteln, also den Unternehmen, Fabriken etc. nicht mehr bei wenigen, sondern bei allen liegt, können bisher verschwendete Ressourcen, etwa im Rüstungssektor nutzbar gemacht werden, um diese z.B. für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs einzusetzen. Durch das standardisierte Installieren von Solarzellen auf allen neu gebauten Wohnungen können Kohle-, Gas-, und Kernkraftwerke schrittweise in ein bis zwei Jahrzenten abgebaut werden. Nebeneffekte des Kapitalismus, wie geplante Obsoleszenz (geringere Lebensdauer von Waren) und der Zyklus aus Auf- und Abbau von Industrie, durch den kapitalistischen Krisenzyklus, verschwinden. Durch genaue Planung von Produktion innerhalb von Konzernen und fortgeschrittene Marktforschungsmethoden hat der Kapitalismus bereits Werkzeuge geschaffen, mit denen in einer sozialistischen Wirtschaft effizient für Bedürfnisse produziert werden kann. Wenn der Reichtum der Welt für alle da ist und alle Menschen Zugang zu Bildung haben, wird das enorme Potential von Milliarden Hirnen endlich genützt werden können. Wissenschaftliche Neuerungen, die wir uns heute gar nicht vorstellen können, sind möglich und können einen wichtigen Beitrag auch für eine saubere und gesunde Umwelt schaffen. Durch den Einsatz von bisher nicht investierten Mitteln im Besitz der großen internationalen Konzerne und der Rüstungsindustrie sind Forschung und Einsatz neuer Technologien auf wesentlich breiterer Ebene als heute möglich.

Alle diese Schritte sind notwendig, aber nur ohne den Kapitalismus mach- und planbar. Viele Schäden, wie die hohen Luftverschmutzungswerte in Städten können vergleichbar schnell beseitigt werden. Andere, z.B. die Auslöschung vieler Ökosysteme, werden auch auf lange nicht absehbare Zeit bestehen.

Selbst unter sozialistischen Bedingungen können wir den Klimawandel nicht mehr stoppen. Dramatische Änderungen, die sich in kommenden Jahrzehnten erst sicht- und spürbar auswirken werden (v.a. bezüglich Wind- und Wettermuster, Änderungen von Ozeanströmungen mit weitreichenden und teils unabsehbaren Konsequenzen, Meeresspiegelanstieg …), können, wenn überhaupt, nur im Rahmen einer geplanten und vollauf demokratischen Gesellschaftsordnung halbwegs bewältigt werden. Unter den Bedingungen des chaotischen Kapitalismus wird jede Folgewirkung des Klimawandels unausweichlich und direkt mehr Krieg, Massenflucht und Kampf ums nackte Überleben bringen.

 

 

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Vöcklabruck: Eine Welt zu gewinnen!

Termin des Monats

Bei unserer Veranstaltungsreihe diskutieren wir, wie wir gegen den Wahnsinn des Kapitalismus kämpfen können, und was wir aus der Vergangenheit lernen können. Den Auftakt macht Vöcklabruck: Hier behandeln wir u.a. den Widerstand gegen Rechts vom Weißen Haus bis ins Salzkammergut und die neue globale Welle an Frauenprotesten. Und die Frage, was eine Revolution eigentlich ist.

22.4. in Vöcklabruck (Kinderfreunde - Franz Schubert Straße 23/2)

Genaue Infos unter www.slp.at bzw. FB Eine Welt zu gewinnen

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20.-27. August: Sommer, Sonne, Sozialismus! Das Sommercamp von SLP & SAV

Auch wenn gerade erst der Frühling kommt, sollte man sich diesen Sommertermin rot im Kalender markieren. Eine Woche Sommercamp (Unterbringung in Bungalows) mit TeilnehmerInnen aus mindestens einem halben Dutzend Ländern. Täglich gibt es mehrere Arbeitskreise zu historischen, aktuellen und theoretischen Themen. Die Russische Revolution in ihren verschiedenen Facetten wird ebenso Thema sein wie aktuelle Arbeitskämpfe und Bewegungen. Marxistische Grundlagen und internationale Entwicklungen gehören auch zum Programm. Ausreichend Zeit bleibt für Baden, Sport und Ausflüge, u.a. auf den Spuren der Kärtner PartisanInnen. Teilnahme inkl. Unterbringung und Verpflegung kostet maximal 170.- Euro. Anmelden und Fragen an: till@slp.at

 

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Konkurrenzkämpfe bei der FIFA

Christian Bunke

Ab 2026 soll die Fußballweltmeisterschaft der Männer von bisher 32 teilnehmenden Teams auf 48 aufgestockt werden. Ein Kommentar auf der Homepage sportschau.de benennt die Motivation dahinter: „Um 600 Millionen Euro werden die Einnahmen der FIFA steigen, es geht ums Marketing, und die Sponsoren reiben sich die Hände. Wer das Profitgier nennt, der vergisst, dass die FIFA ein Wirtschaftsunternehmen ist, das auch so handelt und denkt.

Tatsächlich gab es gegen diese Entscheidung des Fußballweltverbandes FIFA viel Protest. Er kam vor allem von den europäischen Fußballverbänden. Die reichsten Fußballclubs Europas, darunter Bayern München, geißeln plötzlich die Profitgier der FIFA. Sind deren Manager jetzt AntikapitalistInnen geworden?

Die Antwort heißt nein. Ihnen geht es um Marktanteile, die sie durch die verstärkte WM-Teilnahme aus lateinamerikanischen oder afrikanischen Ländern gefährdet sehen. Ihr Protest ist Heuchelei. Doch der Kommerz nimmt nun ein neues Ausmaß an. Auch die afrikanischen und lateinamerikanischen Fans haben davon nichts. Die überteuerten Eintrittspreise sind für die meisten unleistbar. Damit es in der Weltmeisterschaft gerecht zugeht, muss das Profitinteresse entfernt werden.

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Der junge Marx: Geburt der Idee

Shona Thompson

Am 24. März kommt der Film Le jeune Karl Marx/Der junge Karl Marx auch in Österreich in die Kinos.

Der Film erscheint quasi zum hundertsten Jahrestag der Russischen Revolution – dem bis heute überragenden Zeugnis von Marx' These, dass Ideen zu einer materiellen Kraft werden, wenn sie die Massen ergreifen.

Der Regisseur Raoul Peck legt den Fokus auf 1843-48 – als Deutschland, England, Frankreich und weitere Länder Europas von Industrialisierung, Verstädterung und dem Wachstum der ArbeiterInnenklasse gekennzeichnet waren. Die Anfangsszenen handeln vom Verbot der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Marx' Auseinandersetzung mit den Junghegelianern, seiner Kritik an den GrundbesitzerInnen, der anschließenden Flucht nach Paris und dem dortigen Zusammentreffen mit Friedrich Engels. Der Film zeichnet nach, wie sie die Grundpfeiler des wissenschaftlichen Sozialismus (dialektischer und historischer Materialismus sowie die politische Ökonomie) entwickeln.

Es wird aufgezeigt, dass Marx und Engels sich nicht auf einen theoretischen Beitrag zum Aufbau der ArbeiterInnenbewegung beschränkten, sondern sich aktiv im „Bund der Gerechten“ einbrachten. Sie engagierten sich maßgeblich bei der Gründung der I. Internationale 1864 sowie Engels, nach Marx' Tod 1883, bei der Gründung der II. Internationale 1889.

Im Unterschied zu anderen oppositionellen Kräften traten Marx und Engels für eine grundlegende Umwälzung der Produktions- und Eigentumsverhältnisse und für eine sozialistische Gesellschaft ein. In mehreren Szenen argumentieren sie, wie wichtig auch für die einzelnen Kämpfe die Vision einer anderen Welt ist. Zeitlos wirkt die Szene, in der Marx einen Kapitalisten mit den Satz konfrontiert: „Was sie Profite nennen, nenne ich Ausbeutung.“

Es mussten Jahre um die Filmförderung gekämpft werden. Zehn Jahre wurde recherchiert und so viele Originalzitate aus Schriften und Briefen wie möglich verwendet. Der Film liefert eine gute Grundlage zur gemeinsamen Diskussion, macht Lust, das Kommunistische Manifest zu lesen und sollte Ansporn sein, die gleiche Einstellung wie Mary Burns zu haben, die am Schluss zu Jenny Marx sagt: „Nein, ich will frei sein. Ich will kämpfen!“

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Umweltschutz oder Arbeitsplätze?

Umweltschutz wird gegen die Interessen von ArbeiterInnen ausgespielt, dabei gehören sie zusammen!
Tilman M. Ruster

Als 1984 die Hainburger Au besetzt wurde um sie vor der Zerstörung durch ein Großkraftwerk zu schützen war es ausgerechnet die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), die am aggressivsten gegen die „Ökos“ auftrat. Mit dem Argument Jobs zu sichern wollte Landeschef Hesoun (SPÖ) sogar GBH-Mitglieder auf die BesetzerInnen hetzen. Die AktivistInnen verhinderten den Bau, aber sind sie schuld an steigender Arbeitslosigkeit? Auch bei den Protesten gegen Murkraftwerk und gegen 3. Piste am Flughafen Wien wird versucht die Interessen von ArbeiterInnen gegen Umweltschutz auszuspielen.

Das Murkraftwerk ist überdurchschnittlich teuer und der ökologische Schaden steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Das Geld könnte sinnvoller investiert und dabei mehr Jobs geschaffen werden. Konkret müssten z.B. die Öffis in Graz ausgebaut oder mehr Parkanlagen gegen die hohe Feinstaub-Belastung gebaut und unterhalten werden. Statt nur Kurzfrist-Jobs auf der Baustelle könnten so stabile Arbeitsplätze geschaffen werden.

Umweltschutz ist kein „Luxusthema“ für Wohlhabende, weil gerade ArbeiterInnen unter der Zerstörung der Umwelt besonders leiden – das Kleingeld zum Umziehen fehlt. Jobs werden durch den Kapitalismus und seine Krise vernichtet, nicht durch Umweltschutz. Solche Megaprojekte werden gebaut um Wenige reicher zu machen, nicht um Einigen Arbeitsplätze zu verschaffen oder Allen grüne Energie. Daran wird sich nichts ändern, solange Umweltschutz und die Bedürfnisse der Bevölkerung den Profitinteresse untergeordnet werden.

 „Bio-Kapitalismus“ kann sich die Umwelt nicht leisten

Wenn die ÖVP, wie in Graz, plötzlich ihre Ader für Umweltschutz entdeckt, sollten wir stutzig werden. Tatsächlich hat aber ein wesentlicher Teile der Herrschenden das Thema Umweltschutz längst als profitabel erkannt. Für sie sind Solaranlagen oder Bio-Produkte letztlich nur ein weiterer Markt, der sogar mit öffentlichen Förderungen versorgt wird und sich bestens zur Image Pflege eignet. Der Verbund zum Beispiel wirbt mit Bildern von Windenergie&Co, bezieht die Energie aber trotzdem aus Kohle- und Atomkraftwerken. Die Anbauflächen für „Biodiesel“ zerstören die Regenwälder... Wenn Bio ein Geschäft bleibt, hat die Umwelt wenig davon. Es braucht einen gesellschaftlichen Plan für die Wirtschaft wo es nicht um Profit-Interessen geht, wenn wir die massiven Umweltprobleme der Erde in den Griff bekommen wollen.

Gewerkschaften: Heute schon die Kämpfe von morgen führen!

Die Gewerkschaft Vida hält die 3. Piste am Flughafen Wien für einen „Jobmotor“. Gewerkschaft und Arbeiterkammer haben 2016 gemeinsam mit Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer die Erklärung "Ja zum Mur Strom Graz" unterschrieben, denn es würde "Arbeitsplätze schaffen". Dabei kann das Kraftwerk auch für ihre Mitglieder zum Problem werden: Bis 2050 soll es weitere 47 Millionen € Kosten verursachen, die nur zu gerne über Arbeitsplatz-Abbau und Verschlechterungen für Beschäftigte rein geholt werden. Das ist Konzern-Alltag im Kapitalismus. Mit der Gewerkschaft ließe sich das Kraftwerk verhindern und sinnvolleres erkämpfen. Auch wäre es viel schwerer, den Protest als weltfremde Spinnerei von Studis abzutun. Und wenn Bagger nicht blockiert sondern bestreikt werden ist die Gewalt der Polizei machtlos.

 

 

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„Der junge Karl Marx“: Über die Geburt einer Idee

von Aron Amm, Berlin

Ein Film über Karl Marx und die Idee des Sozialismus

Am 2. März kommt die französisch-deutsch-belgische Koproduktion „Le jeune Karl Marx/Der junge Karl Marx“ in die deutschen Kinos. Auf der Berlinale feierte das Werk seine Weltpremiere. Damit fällt der Filmstart quasi mit dem hundertsten Jahrestag der Russischen Revolution zusammen – bis heute überragendes Zeugnis von Marx‘ These, dass Ideen zu einer materiellen Kraft werden, wenn sie die Massen ergreifen.

Der Film des auf Haiti geborenen und in Zaire und in den USA aufgewachsenen Regisseurs Raoul Peck fokussiert sich auf die Jahre 1843-48 – in denen Deutschland, England, Frankreich und weitere Länder Europas von Industrialisierung, Verstädterung und dem Wachstum der Arbeiterklasse gekennzeichnet waren. Eine Zeit, die – konfrontiert mit 82-Stunden-Woche (in Deutschland), Kinderarbeit und Repression (der Film setzt mit dem Verbot der „Rheinischen Zeitung“, an der Marx mitwirkte, ein) – mit Widerstand und der Suche nach gesellschaftlichen Alternativen einher ging. Der Streifen wirft unter anderem ein Schlaglicht auf die Auseinandersetzung von Marx und Engels mit den Anarchisten Proudhon und Bakunin. Alles Ereignisse, die in die Gründung des „Bundes der Gerechten“ (einer internationalen Organisation), dem auch Marx und Engels beitraten und der später in den „Bund der Kommunisten“ umbenannt wurde, mündeten. Was schließlich auch zusammenfiel mit der bürgerlichen Revolution 1848.

Revolutionär in Theorie …

„Le jeune Karl Marx“ gibt eine Ahnung davon, dass es bei den damaligen politischen Streitigkeiten keineswegs um persönliche Animositäten (auch wenn individuelle charakterliche Eigenheiten natürlich nicht zu leugnen sind), sondern um unterschiedliche Ideen und Programme ging. Während, in einer Schlüsselszene, beim Kongress des „Bundes der Gerechten“ in London einige Gründerväter auf die Verwirklichung der Ideale der Französischen Revolution von 1789 „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ pochen, und das im Rahmen des Kapitalismus, und in allen Menschen Brüder sehen wollen, antworten Marx und Engels darauf, dass die Kapitalbesitzer alles andere als Brüder seien und sich nicht alle Menschen vereinigen, sondern – die neue Losung der in „Bund der Kommunisten“ umbenannten Organisation – die „Arbeiter aller Länder“ sich vereinigen müssten; Geschichte der Menschheit eben, wie es dann im „Kommunistischen Manifest“ heißt, Geschichte von Kämpfen zwischen den Klassen bedeutet.

Überhaupt zeichnet der Film nach, wie Marx und Engels die Grundpfeiler des wissenschaftlichen Sozialismus (dialektischer und historischer Materialismus sowie die politische Ökonomie – auch die Mehrwerttheorie wird in groben Zügen erklärt) entwickeln und die Notwendigkeit sehen, den „Bund“ politisch, programmatisch zu bewaffnen.

… und Praxis

Ein Verdienst des Films besteht darin, aufzuzeigen, dass Marx und Engels (eigentlich hätte der Film auch „Der junge Karl Marx und der junge Friedrich Engels“ heißen können) sich nicht auf einen theoretischen Beitrag zum Aufbau der Arbeiterbewegung beschränkten (gleichwohl dieser von unschätzbarem Wert war), sondern sich aktiv im „Bund“ einbrachten. In den Folgejahren engagierten sie sich maßgeblich bei der Gründung der I. Internationale 1864 sowie Engels, nach Marx‘ Tod 1883, bei der Gründung der II. Internationale 1889.

„Eingerahmt“ wird der Film von gesellschaftlichem Kampf. So wird Engels in einer der ersten Szenen Zeuge einer Rebellion von Lohnabhängigen in Manchester im Werk seines Vaters – bei dem seine spätere Freundin Mary Burns als Rädelsführerin entlassen wird. Vor dem Abspann werden zu Bob Dylans „Like a Rolling Stone“ Bilder von Unruhen und Protesten in verschiedenen Teilen der Welt seit dem Tod von Marx und Engels gezeigt.

Eine neue Idee

In gewisser Weise ist die „Hauptfigur“ dieses Films das „Kommunistische Manifest“. Denn er behandelt eben jene Zeitspanne, in der Marx und Engels zu den Kerngedanken des „Manifests“ gelangten. Und der Film endet mit der Ausarbeitung dieser Schrift – die das Programm des „Bundes der Kommunisten“ bilden sollte. Dass ein Film die Erarbeitung einer solchen Schrift zu seinem Höhepunkt macht, ist beachtlich. Zumal meist nicht Systemalternativen und positive Visionen, sondern eher Dystopien Thema sind – so auch bei der diesjährigen Berlinale-Retrospektive „Future Imperfect“, in der Klassiker des Science Fiction aufgeführt werden.

Der Film stellt heraus, dass Marx und Engels im Unterschied zu anderen oppositionellen Kräften für eine grundlegende Umwälzung der Produktions- und Eigentumsverhältnisse und für das Ziel einer sozialistischen Gesellschaft eintraten. In mehreren Szenen argumentieren sie, wie wichtig auch für die einzelnen Kämpfe die Vision einer anderen Welt ist. Wofür die SLP und das CWI auch heute eintritt. Zum Beispiel, wenn die sozialistische Stadträtin Kshama Sawant in Seattle erklärt: Man muss kein Sozialist sein, wenn man für einen 15-Dollar-Mindestlohn aktiv ist – aber es hilft! Generell haben Sektionen des CWI sehr bewusst den Begriff „Sozialismus“ in ihren Organisations- oder Parteinamen aufgenommen.

Filmische Umsetzung

Raoul Peck ist einer der aktuell interessantesten Filmemacher. Sein Durchbruch gelang ihm mit „Lumumba“. Bei „Mord in Pacot“ legt er Pasolinis „Teorema“ als Folie über eine Handvoll Erdbebenopfer in Port-au-Prince. Neben Marx hat sich Peck zuletzt dem Schriftsteller James Baldwin, 1924-87 (einem „8.000er“ der Literatur), der als Afroamerikaner und Homosexueller über die ihm erfahrene Diskriminierung in „Eine andere Welt“ und weiteren Romanen grandios schreibt, gewidmet: das Ergebnis, ein Dokumentarfilm unter dem Titel „I Am Not Your Negro“, der ebenfalls auf der diesjährigen Berlinale zu sehen ist.

Auch „Le jeune Karl Marx“ ist ein redlicher Versuch, sich Marx und Engels zu nähern. Allerdings erweist es sich doch als schwieriges Unterfangen, auf Kinolänge ein solch ereignisreiches Jahrfünft und die ganze Wucht und Tragweite der Marx’schen Ideen zu beleuchten. Ersteres gerät zwar nicht zur Karikatur, letzteres selten zu Plattheiten. Dennoch bleibt manches blass. Was auch daran liegt, dass August Diehl als Marx und Stefan Konarske als Engels nicht die gleiche Präsenz besitzen wie zum Beispiel Barbara Sukowa als Margarethe von Trottas „Rosa Luxemburg“. Eindrücklicher sind Vicky Krieps als Jenny von Westphalen und Hannah Steele als Mary Burns – im Übrigen schildert der Film auch die damalige Lage der Frau und geht auf die bedeutsamen Rollen, die gerade diese beiden Personen, echte Persönlichkeiten, spielten, ein; auch etwas, was man dem Film zugute halten muss.

Maßgeblicher als die letztlich respektablen Schauspielerleistungen dürfte indes das Format für die Schwächen sein. Es wäre wohl ratsamer gewesen, sich mehr Zeit zu nehmen (so gibt es durchaus Beispiele für gelungene Mehrteiler beziehungsweise Fernsehserien, wie unter anderem Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“). Oder aber, wenn es denn ein dramaturgisch verdichteter Kinofilm sein soll, nach dafür speziellen filmischen Ausdrucksmitteln zu suchen. Die (immerhin in den Film aufgenommene) so zentrale Aussage „Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern“ bleibt doch recht dünn, wenn sie wie hier von Marx nach einer durchzechten Nacht einfach so dahingesagt wird. (Da prägen sich Schlüsselaussagen der Spanischen Revolution beispielsweise in Ken Loachs „Land and Freedom“ stärker ein; nicht zuletzt weil er unter anderem Schlussfolgerungen zur Kollektivierung der Landwirtschaft nicht jemandem thesenartig in den Mund legt, sondern den Zuschauer an Hand einer Debatte unter Bauern selbst „erleben“ lässt.)

Unterm Strich bleibt allerdings eine sehenswerte Unternehmung, dem Wirken von Marx und Engels näher zu kommen. Eine Unternehmung, die anregt, sich tiefer gehend mit ihnen zu beschäftigen beziehungsweise ehemals Erfahrenes aufzufrischen.

 

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