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Mainstream überholt Trump&Co

Karin Wottawa

Auch in Mainstream-Filmen wird deutlich, dass das Bewusstsein der breiten Masse das Establishment längst links überholt hat.

Rassismus, Sexismus und der Kampf dagegen, Homosexualität und Frauen, die nicht ausschließlich Aufputz für den männlichen, weißen, muskelbepackten Helden sind, werden im kommerziellen Kino immer präsenter.

Nicht, dass Hollywood so fortschrittlich wäre – aber die Millionen, die in die Filme investiert werden, müssen sich rentieren. Also müssen sie an ein bestimmtes Bewusstsein, dass es in breiten Schichten gibt, anknüpfen. Der Traum einer abgehobenen Schicht des “American way of life”, Filme, die das christlich-konservative Leben propagieren, ziehen im Film nicht mehr: zu viel und zu oft haben wir erlebt, dass Leben für uns so nicht ist. Im Kino will man nicht nur abgelenkt werden, man will auch etwas wiedererkennen. In den Filmen spiegelt sich wieder, dass fortschrittliche Positionen massenhaft Unterstützung finden - auch wenn konservative Politiker, die Kirche und Ewiggestrige darin den Untergang ihrer „Kultur“ sehen.

Im neuen Star Wars-Film “Rogue One”, ist es kein Wunder, dass gewettert wird - und zwar vom rechtsextremen Alt-Right-Movement, das im US-Wahlkampf Trump unterstützt hat. Warum? Weil mutige Frauen und Nicht-Weiße die Hauptrollen spielen. Sogar in Disneys neuem Animationsfilm “Vaiana” ist die Heldin eine Jugendliche, die nicht ins Schönheitsideal passt. Prinzessin werden will sie nicht - und einen Prinzen will sie schon gar nicht. Keck und frech verliebt sie sich ins Meer und braucht keinen männlichen Aufputz. Das LEGO-Movie wurde sogar der kommunistischen Propaganda bezichtigt. Im Film werden die Herrschaftsverhältnisse hinterfragt, bekämpft und auf den Kopf gestellt. Die Figuren - allen voran der Bauarbeiter Emmet, kämpfen erfolgreich gegen den bösen „Lord Business“.

2017 kam „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“ in die Kinos. Der US-Film enthüllt die verschwiegene Rolle schwarzer Frauen bei der NASA und erzählt ihre Kämpfe. Im März erscheint „Der junge Karl Marx“ in Starbesetzung. Linke, sogar revolutionäre Inhalte taugen fürs Kino – und erst recht für die Realität!

 

 

 

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Spitzensport: Werbemaskottchen fürs Militär

Lukas Kastner

Rund 12 Millionen Euro gibt das Bundesheer im Jahr für den Spitzensport aus. Etwa 200 SpitzensportlerInnen stehen als ZeitsoldatInnen im Sold des Bundesheeres. Doch es geht dabei nicht einfach um die Förderung sportlicher Leistungen, sondern vor allem um Werbung für das Heer. Und dient als Lockmittel für neue RekrutInnen. Salzburgs Heeressprecher Gerald Gundl behauptete in einem Interview mit dem ORF: „Die Leistungsfähigkeit, die die Spitzensportler bringen, wird zum Beispiel in der Attraktivierung des Grundwehrdienstes eingesetzt.“ Dies gelingt unter anderem, da es vor allem in Randsportarten auch schwierig ist, außerhalb des Heeres professionell Sport zu betreiben und einem Beruf nachzugehen. Somit versucht der Österreichische Staat, junge Menschen für das Militär zu ködern. Dabei wird natürlich strikt das kapitalistische Leistungsprinzip angewandt. Sportliche Eliten sollen gefördert werden. Bleiben die Erfolge aus, so werden die SportlerInnen ausgemustert. Es braucht jedoch ein kostenfreies Sportangebot für alle. Notwendig wäre also eine Ausweitung der Förderung im Breitensport und Verbesserung des Angebots für die gesamte Bevölkerung.

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Eine Welt zu gewinnen – Revolution 1917-2017

  • Ein Event voller Diskussionen über Widerstand und Solidarität in unsicheren Zeiten.
  • Veranstaltungen in Vöcklabruck, Graz, Linz und Wien (und wenn du bei dir auch "Eine Welt zu gewinnen" organisieren willst, dann melde dich unter slp@slp.at).
  • AktivistInnen aus unterschiedlichen Bewegungen und internationale Gäste.
  • Hinkommen | Mitdiskutieren | Aktiv werden!

2017. Eine Welt am Abgrund. Eine Handvoll Menschen besitzt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, während Zehntausende täglich an Hunger, Durst oder heilbaren Krankheiten sterben. Millionen Menschen fliehen vor Krieg und Terror, während jedes Jahr 1,5 Billionen Euro für Aufrüstung ausgegeben wird. Diktatoren haben Aufwind und ein durchgeknallter Multimillionär sitzt im Weißen Haus. Die Klimakatastrophe rollt an, ohne dass irgendetwas dagegen unternommen wird. Jederzeit kann ein kleiner Schock die Weltwirtschaft wieder einbrechen lassen.
Die ruhigen Zeiten sind endgültig vorbei. Die Realität widerlegt all die klugen Prognosen der so genannten ExpertInnen, die uns seit Jahren ein Ende der Krise prophezeien. Die Wahrheit ist vielmehr: Der Ausnahmezustand ist zur Normalität geworden. Die Krise hat erst angefangen. Wer kann schon sagen, wie die Welt in 5 Jahren aussieht?
Die herrschenden Eliten haben versagt. Nicht einmal in den reichsten Ländern der Welt können sie uns Stabilität, geschweige denn Verbesserungen unseres Lebens garantieren. Im Gegenteil: Um ihr kaputtes System, den Kapitalismus, zu retten, zerstören sie soziale Standards durch Kürzungspolitik und verdammen Massen zur Arbeitslosigkeit. Sie haben uns nichts zu bieten.
Nicht nur in Österreich kriechen Rechtsextreme aus ihren Löchern. Sie geben jenen die Schuld an den heutigen Zuständen, die am meisten unter ihnen leiden: Flüchtlinge. Arbeitslose. Sie präsentieren sich als Opposition zum Establishment – doch sie treten nur nach unten und halten damit den Herrschenden den Rücken frei.
1917, vor 100 Jahren, sah es ähnlich düster aus. Millionen wurden im 1. Weltkrieg unter dem Donner nationalistischer Parolen für die Profite imperialistischer Mächte getötet. Doch in Russland stürzten die Ausgebeuteten ihre Herrscher. Sie errichteten demokratische Strukturen, Räte, mit denen sie die Gesellschaft neu von unten organisierten. Sie wollten nicht mehr für die Profite einiger Weniger produzieren, sondern für die Bedürfnisse der Menschen. Sie wollten sich nicht mehr wie Schachfiguren abschlachten lassen, sondern internationale Solidarität und Frieden.
Die russische Revolution war ein Leuchtfeuer der Hoffnung. Sie beendete den Krieg und inspirierte revolutionäre Aufstände auf der ganzen Welt. Doch sie scheiterten. Die Revolution wurde isoliert und angegriffen – die stalinistischen Diktaturen waren die Folge. Zahlreiche SozialistInnen kämpften jedoch weiter gegen Kapitalismus und Stalinismus. Ihre Theorien und die Erfahrungen der revolutionären Ereignisse sind heute aktueller denn je.
Denn auch heute gibt es Hoffnung. Überall leisten Menschen Widerstand gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Die Anzahl an Protesten, Streiks und Massenbewegungen steigt weltweit an. 2016 sahen wir den größten Streik der Menschheitsgeschichte in Indien. Trumps Amtsantritt löste die größten Demonstrationen der Geschichte der USA aus.

Mit AktivistInnen aus verschiedenen Bereichen – von kämpferischen GewerkschafterInnen bis zu FlüchtlingsaktivistInnen – und mit internationalen Gästen diskutieren wir bei unserer Veranstaltungsreihe, wie wir heute gegen den Wahnsinn des Kapitalismus kämpfen können, und welche Lehren wir aus der Vergangenheit ziehen können. Denn damals wie heute haben wir nichts zu verlieren als unserer Ketten – aber eine Welt zu gewinnen.

Provisorisches Programm (wird regelmäßig aktualisiert):
Freitag Abend:
Podium: Hurra, die Welt geht unter!

Samstag:
Workshops zu den Fragen:
Stürzen uns Trump, Putin, Erdogan, Xi und Duterte in den Dritten Weltkrieg? Wie kam es vom arabischen Frühling zum Chaos im Nahen und Mittleren Osten? Ist der Klimakollaps noch aufzuhalten? Zerbricht die EU? Ist die 2. Republik am Ende? Steht der Faschismus vor der Tür? Was bedeutete die Russische Revolution für Frauen und LGBTQI-Personen und warum endete sie in der stalinistischen Diktatur?

Samstag Abend:
Revolutionäre Party

Aufbruch und soziale Bewegungen

Aufbruch ist der größte Versuch, eine neue linke Formation in Österreich aufzubauen seit Langem. Seit bald einem Jahr treffen sich die Gruppen und es gibt unter den AktivistInnen viele Diskussionen zur politischen Ausrichtung, zur Frage des Aufbaus und zur Struktur von Aufbruch. Darüber, wo Aufbruch hin will/soll und wie wir dahin kommen, gibt es unterschiedliche Meinungen bzw. auch viel Unklarheit. Aber die Tatsache, dass hunderte Menschen genau darüber diskutieren und bereit sind, sich dafür einzusetzen, ist ein großer Fortschritt.

Aber die Gruppen wachsen längst nicht so schnell, wie es sich viele erhofft haben und es eigentlich nötig wäre, um die ständigen Angriffe von den diversen Regierungen von der Kommune bis zum Bund und von Seiten der Unternehmen abzuwehren. Dabei analysiert auch die SLP, dass es ein großes Vakuum auf der Linken gibt, das Aufbruch füllen könnte. Warum wächst Aufbruch also nicht so schnell, wie es nötig wäre?

Soziale Bewegungen waren und sind der Schlüssel für den Aufbau von linken Formationen wie „Podemos“ in Spanien oder „Die Linke“ in Deutschland. Auch Parteien wie „Syriza“ waren dann am stärksten, wenn sie sich auf eine soziale Bewegung stützen konnten. Das Aufkommen von sozialen Bewegungen ist natürlich nicht beliebig zu steuern, sondern das Ergebnis einer Stimmung und konkreter Ereignisse, die zum Auslöser werden:

Die Bewegung gegen die Agenda 2010 (Hartz IV) in Deutschland zum Beispiel entwickelte eine Dynamik, die nicht einfach vorhersehbar war. Bundesweit waren Zehntausende Teil der Bewegung, die vorher vielleicht noch nie politisch aktiv waren. Lokal brachten sich bestehende linke Gruppen, erfahrende GewerkschafterInnen und Andere natürlich auch organisatorisch und politisch ein (und das hat der Bewegung sicher auch geholfen), aber niemand kann behaupten, die Bewegung gestartet oder angeführt zu haben.

Am Anfang einer sozialen Bewegung steht immer auch ein spontanes Element. Natürlich gibt es Bedingungen, die das Aufbrechen sozialer Bewegungen wahrscheinlicher machen, wie eine politische Stimmung („die da oben sind doch alle korrupt“ oder auch „wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“) bzw. eine konkrete Bedrohung (Trump, 12-Stunden-Tag, Versuch, die Kollektivverträge abzuschaffen, Abschiebungen). Für Strukturen wie Aufbruch ist es daher besonders wichtig, sich laufend mit der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation zu beschäftigen und v.a. über die AktivistInnen eine Einschätzung der Stimmung in verschiedenen Bereichen (Jugend, PensionistInnen, MigrantInnen, Arbeitslose, Sozialbereich etc.) zu bekommen. Die SLP macht sich dazu regelmäßig Gedanken und veröffentlicht das Ergebnis unserer Debatten auch, zum Beispiel im Schwerpunkt der Dezember/Jänner Ausgabe des Vorwärts: https://www.slp.at/sites/default/files/zeitung/Vorwaerts%20254%20klein.pdf

Niemand kann den genauen Startpunkt einer Bewegung wie „UniBrennt“ oder die „Plattform25“ in der Steiermark exakt vorhersagen. Doch wir können uns so gut wie möglich darauf vorbereiten. Je mehr AktivistInnen in einem Bereich ihr (Lebens- oder Arbeits-)Umfeld haben, umso besser kann man die Stimmung einschätzen und so abschätzen, ob es zum Ausbrechen von Bewegungen kommen kann. Entsprechend kann man schon im Vorhinein programmatische Eckpunkte entwickeln und Strukturen anbieten sowie Initiativen setzen, die zu so einem Auslöser werden können.

Auch in Österreich gibt es Bedingungen, die das Aufkommen sozialer Bewegungen begünstigen oder auch erschweren. Tatsächlich gibt es auch hier immer wieder solche Bewegungen. Als 2015 Zehn- wenn nicht Hunderttausende in der Flüchtlings-Solidarität aktiv wurden oder wenn bis heute Dörfer oder Schulen gemeinsam für das Bleiberecht von NachbarInnen und KollegInnen kämpfen oder in der Steiermark über 1.000 Leute gegen den Bau des Muhrkraftwerks demonstrieren, sind das soziale Bewegungen. Und wenn wir von der SLP sagen, dass soziale Bewegungen die Heimat von Aufbruch werden müssen, meinen wir, dass AufbrecherInnen und Aufbruch als Ganzes Teil solcher Bewegungen sein sollte. Aufbruch selber ist dabei keine solche soziale Bewegung, sondern eine politische Organisation.

Von der Bewegung zur Organisation

Was aber ist die Aufgabe von Aufbruch in sozialen Bewegungen? Innerhalb einer Bewegung gibt es immer, ob ausgesprochen oder nicht, die Frage „wie machen wir weiter/wie können wir gewinnen?“. Eine politische Organisation wie Aufbruch sollte darauf immer Antwort-Vorschläge haben. Denn als Organisierte haben wir einen großen Vorteil: wir diskutieren regelmäßig gemeinsam über Politik, Methoden und Programme, was die Meisten normalerweise nicht tun. So bauen wir uns einen kollektiven Erfahrungsschatz auf, den wir sozialen Bewegungen zur Verfügung stellen können und sollten. Denn eines ist klar: Auch wenn am Anfang einer Bewegung immer ein spontanes Element steht, braucht sie, um längerfristig zu bestehen und erfolgreich zu sein, Organisation und Struktur. Es geht nicht darum, einer Bewegung Inhalte oder Konzepte überzustülpen, sondern sie anzubieten. Man muss das Rad nicht jedes Mal neu erfinden, nicht jeder Fehler muss wiederholt werden, dafür können positive Erfahrungen aus früheren Bewegungen gleich eingebracht werden. Denn nicht die Bewegung an sich ist das Ziel, sondern es stellt sich natürlich auch ganz konkret die Aufgabe, die Ziele einer Bewegung auch zu erreichen. Die Organisation, deren Vorschläge sich hier als erfolgreich zeigen, wird ernst genommen und wird stärker werden. Auch hier: nicht um der Organisation selbst willen, sondern als Werkzeug, um Angriffe zurück zu schlagen bzw. Verbesserungen zu erreichen.

Zunächst kommt Aufbruch da als Plattform ins Spiel, in deren Rahmen genau das auch stattfinden kann. Im besten Falle entwickeln sich die lokalen Gruppen angesichts einer Bewegung zu AktivistInnen-Treffen der Bewegung. Das passiert natürlich nur, wenn wir mit Flugblättern, Facebook usw. dazu einladen und auch zeigen, dass wir konkrete Vorschläge für das „wie weiter“ haben. So eine Plattform, die natürlich auch entsprechend stark sein muss, um überhaupt auf sich aufmerksam zu machen, hat zum Beispiel in der Flüchtling-Solidaritätsbewegung 2015 gefehlt, um aus der politischen Stimmung eine politische Bewegung zu formen, die Fortschritte gegen FPÖ & Regierung hätte erkämpfen können. So blieb es bei der Riesen-Demo am 3.10.15 in Wien, die aber leider letztlich nichts erreicht hat.

Noch einmal deutlicher, weil es so wichtig ist: Aufbruch kann und soll soziale Bewegungen nicht „kontrollieren“ oder „übernehmen“, sondern Teil der Debatte über das „wie weiter?“ werden. Und als politische AktivistInnen dürfen wir das Selbstbewusstsein haben, der Bewegung nicht nur hinterher zu rennen, sondern ihr mit konkreten Vorschlägen auch zu helfen, eine Richtung zu finden. Das gilt auch uns besonders für gewerkschaftliche Proteste oder Proteste von Beschäftigten auch ohne oder sogar gegen die Führung der Gewerkschaften. Wir haben hier auch eine Verantwortung, diese Vorschläge zu bringen, denn eine gescheiterte Bewegung hat auch längerfristig negative Folgen.

Als politische Organisation ist es auch unsere Aufgabe, das „Große Ganze“ im Blick zu behalten. Wenn es einer Bewegung gelingt, das Muhr-Kraftwerk zu verhindern oder eine Abschiebung zu stoppen, ist das ein großer Erfolg und sollte gefeiert werden (was viel zu selten passiert). Aber wir wissen, dass jeder Erfolg schon morgen wieder rückgängig gemacht werden kann, wenn wir das nicht verhindern und als AntikapitalistInnen wissen wir, dass grundsätzlich etwas nicht mit diesem System stimmt. Egal ob eine Bewegung siegreich ist oder in einer Niederlage endet: Sie muss analysiert werden, die Lehren müssen gezogen werden – doch der Kampf muss weitergehen.

Als in Deutschland damals Zehntausende gegen Hartz IV auf die Straße gingen, haben sich nach einer Initiative von kämpferischen GewerkschafterInnen vor Allem aus der Gewerkschaft IG Metall diejenigen, die genau zu diesem Schluss gekommen waren, in der „Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG)“ zusammengeschlossen, aus der später „Die Linke“ hervor ging. Diese Rolle könnte und sollte Aufbruch einmal in Österreich übernehmen.

Was tun bis dahin?

Die große Chance, die die WASG damals genutzt hat, bietet sich uns in Österreich noch nicht. Gerade weil wir nicht exakt vorhersagen können, woraus sich schließlich Bewegungen entwickeln werden, sollte Aufbruch also gerade auch bei den kleinen Protesten, die es gibt, von Anfang an dabei sein.

Die jahrelange Stillhalte-Politik der Gewerkschaften zum Beispiel hat inzwischen zu einem Brodeln unter der Oberfläche in vielen Branchen geführt. Von Zeit zu Zeit versuchen die Gewerkschafts-Bürokratien dann „den Dampf raus zu lassen“, also durch aufgesetzte, top-down organisierte Aktionen die wachsende Wut in den Griff zu bekommen. So zum Beispiel wieder bei den letzten Kollektiv-Vertrags-Verhandlungen für den Sozialbereich (SWÖ). Trotz allem war die Demo am 16.01. dazu in Wien ein Ort, um Angebote an die wütenden KollegInnen zu machen. Tatsächlich waren auch viele Aufbrechende dort, weil das wohl der Bereich ist, wo die größte Zahl an Aufbrechenden arbeiten. Wenn wir hier als Aufbruch aufgetreten wären und die Aufbruch-Beschäftigten in diesem Bereich schon vorher in ihren Einrichtungen mit konkreten Vorschlägen für diese KV-Runde aktiv geworden wären, dann hätten wir bei dieser Demonstration ein echtes Angebot an die KollegInnen stellen können: Vorschläge für das Wie-weiter und Einladungen zu Treffen, wo genau das diskutiert wird. Sicher nicht alle, aber zumindest ein paar hätten eine Einladung zu einem Aufbruch-Treffen wohl angenommen. Mit vielen AktivistInnen in dem Bereich können wir auch nicht nur darauf warten, dass es zu einer Bewegung kommt, sondern auch konkret in diese Richtung arbeiten.

Ausgearbeitete Kampagnen, wie wir sie in Aufbruch gerade für das Thema Wohnen planen, sind richtig, denn sie helfen Aufbruch bekannter zu machen und aufzubauen. Doch sie sind kein Ersatz für die Teilnahme an und die Vorbereitung auf soziale Bewegungen. Gutes Design, gutes Programm etc. sind wichtig, aber nicht ausreichend, um eine Organisation aufzubauen. Wenn wir mit einer tollen, durchgeplanten Kampagne neben real stattfindenden Bewegungen stehen, dann stehen wir eben daneben und werden Aufbruch nicht aufbauen.

Unendlich viel Zeit bleibt uns auch nicht, denn die Rechten werden immer stärker, die Armut in Österreich wächst. Wir können es uns nicht erlauben, die Chance einer sozialen Bewegung zu verpassen. Aufbruch-AktivistInnen sollten daher mit Flugblättern, Fahnen und Angeboten überall dort präsent sein, wo sich Widerstand regt. Das ist manchmal etwas mühsam, wobei praktisch auf allen Demos und Aktionen in Österreich im letzten Jahr auch AufbrecherInnen waren, nur eben oft ohne Material und damit unsichtbar. Wir können helfen, eine Bewegung stärker zu machen auch durch die Organisierung von Solidarität, durch die Vernetzung mit anderen Betroffenen mit anderen Bundesländern, BetriebsrätInnen etc. und der Organisierung von aktiver Unterstützung.

Auch sollten wir uns gemeinsam auf soziale Bewegungen vorbereiten, indem wir zum Beispiel historische oder internationale Bewegungen diskutieren und uns damit schulen. Solche Veranstaltungen sind auch eine Möglichkeit, die Diskussion über das „wie weiter mit der Bewegung“ in unsere Gruppentreffen zu holen.

Aufbruch hat durchaus das Potential, um die Chancen, die sich immer wieder auftun, zu nutzen: Aufbruch kann den Unterschied zwischen einer kurzlebigen Bewegung und einer Bewegung machen, die den unerträglichen Normalzustand beendet!

Rote Seitenblicke: Die Geschäfte des Herrn Haselsteiner

Franz Neuhold

Hans-Peter Haselsteiner verkörpert das, was MarxistInnen gerne den „weitsichtigeren Teil der Herrschenden“ nennen. Durchaus positiv wirkende Taten wie eine Großspende an Ute Bock, Forderung nach höherem Spitzensteuersatz oder Überlegungen zum „bedingungslosen Grundeinkommen“ bilden den Mythos von „Österreichs Antwort auf George Soros (reiferer Milliardär mit salonlinken Ambitionen)“ (Presse 2013). Und dennoch; Haselsteiner repräsentiert einen Flügel der kapitalistischen Elite. Er ist u.a. Großaktionär des Bauriesen STRABAG. Bau von Kernkraftwerken, illegale Preisabsprachen? Egal, die Salzburger Nachrichten feiern ihn als „Baulöwe mit Herz für Kunst“, da er „mit dem Kauf der Sammlung Essl als großer Retter in Erscheinung trat“. Aber das ist doch genau keine Kunst bei DEM Vermögen, dem privat angeeigneten Mehrwert der Arbeit von über 73.000 Beschäftigten!

Haselsteiner kann auch Politik. Unter „Nein zum Öxit“ vereint er mit Brigitte Ederer (ex-SPÖ-EU-Staatssekretärin, Siemens-Managerin) und ex-Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad quasi die Mittelmächte des bürgerlichen Niedergangs. Deren „Warnung vor dem Rechtspopulismus“ hat mit ernsthaftem Antifaschismus nichts zu tun. Ederer ärgert an Hofer und Trump, „dass man sich nicht auf sie verlassen könne“. Die Industriellenvereinigung (IV) sieht das anders und nimmt „Unzuverlässigkeiten“ in Kauf. Die STRABAG trat kürzlich aus der IV aus. Haselsteiner keck: „Kosten-Nutzen-Überlegung“. So läuft die Strategie-Debatte der Reichen & Mächtigen. Wir brauchen unsere eigene.

 

 

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Wir, Daniel Blake

Stefan Brandl

Tausende Menschen sind seit der Einführung von „Arbeitsfähigkeitsfeststellungen“ in Großbritannien obdachlos geworden oder in die Armut abgerutscht. Duncan Smith aus der Labour Party, der dieses Gesetz in 2007 eingeführt hat aber lebt in einer zwei Millionen Pfund Luxus-Villa. Regisseur Ken Loach und Produzentin Rebecca O‘Brian zeigen mit dem Film „I, Daniel Blake“ das wahre und grausame Gesicht des Kapitalismus. Die Geschichte handelt vom 59-jährigen Tischler Daniel Blake, der seit einem Herzinfarkt keine körperliche Arbeit mehr verrichten darf, da seine Herz-Arrythmie ihn sonst töten könnte. Gleichzeitig erhält er aber keinerlei Geld aus Pension oder Krankenpflege, weil er am Arbeitsmarkt als arbeitstauglich eingestuft wird. Das Kappen der sozialen Sicherheitsnetze ist eine brutale Realität, die viele Menschen in Britannien, aber auch in Österreich, am eigenen Leib erleben müssen. Viele ZuseherInnen weinten bei der Premiere des Filmes und ihnen stand die Empörung über diese Kürzungen ins Gesicht geschrieben. Betroffenheit ist gut, aber zuwenig. JedeR Einzelne fühlt sich ohnmächtig gegen die Institutionen und ihre Brutalität. Aber es gibt auch gemeinsamen Widerstand, auch in Britannien, und der gehört organisiert und ausgebaut.

 

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Wer profitiert vom Ski Rummel?

Albert Kropf

Die Kosten der globalen Erwärmung tragen auch hier alle.

18 Grad im November sprechen gegen Wintersport. Schon in den letzten Jahren hatten Wintertourismus und Ski-Industrie mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen: Ski-Rennen werden abgesagt, Pisten werden künstlich beschneit oder man weicht auf immer höhere Regionen aus. Den größeren Aufwand müssen dann Gemeinde oder Länder mitfinanzieren, damit der Wintertourismus am Laufen bleibt.

Daneben jammert die Wintersport-Industrie seit einiger Zeit auf hohem Niveau und verlangt staatliche Unterstützung, um entfallene Gewinne zu ersetzen. Schon vor Jahren beklagte die zuständige Gewerkschaft VIDA, dass die Unternehmen trotz ohnehin niedriger Tourismuslöhne noch AMS-Lohnzuschüsse wie selbstverständlich einfordern. Das „unternehmerische Risiko“ wird wieder einmal auf dem Rücken der Gesellschaft abgeladen. Dass eine große Lobby im Hintergrund steht, zeigt sich auch daran, dass sich die Semesterferien mehr an der Bettenauslastung als an pädagogischen Argumenten orientieren.

Aber auch als "Volkssport Nr. 1" knickt der Wintertourismus zunehmend ein. Der Grund sind neben mangelnder Schneesicherheit v.a. steigende Kosten: Ski, Ausrüstung, Hotels und Liftkarten übersteigen die Budgets vieler Menschen um ein Vielfaches. Die großen Skigebiete verkommen zu Treffpunkten der weltweiten Haute-Volée, wo die High-Society ihre angeblich so spärliche Freizeit mit Prunk und Glamour abfeiert. Die meisten von uns kennen diese Orte nur mehr von den TV-Übertragungen der Ski-Rennen. Die Branche reagiert mit Forderungen nach höheren Budgets für Tourismuswerbung.

Selbst bei den Skiorten gibt es aufgrund des Schnee-Mangels zunehmend Probleme. Waren früher die Rennen Anfang Dezember noch Zuschauer- und Einschaltmagneten, sinkt durch die Verschiebungen und Absagen das Interesse. Um den „Ski-Zirkus“ brauchen wir uns aber nicht zu sorgen. Notfalls bauen die Öl-Scheichs neben den Formel 1 Rennstrecken schnell ein paar Mega-Indoor-Skihallen und die Rennen finden dann in Dubai, Doha oder Katar statt. Hauptsache der Rubel rollt, fragt sich nur für wen.

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Linz: Solidarität mit KurdInnen & HDP

Jan Millonig

In der Nacht des 3. November startete Erdoğans AKP-Regime eine neue Repressionswelle gegen die türkisch-kurdische Linkspartei HDP. Zahlreiche Abgeordnete (und davor auch Bürgermeister) wurden verhaftet. Einrichtungen der HDP, der kurdischen Bewegung und der Linken werden vom Regime attackiert. Diese neue Eskalation ist ein weiterer Versuch Erdoğans, seine Macht zu festigen und die Linke und die ArbeiterInnenbewegung zu zerschlagen. Die SLP und unsere türkische Schwesterorganisation Sosyalist Alternatif sind solidarisch mit den Betroffenen der Repression. Wir meinen: Jetzt braucht es internationalen Widerstand und auch Druck gegen die, die Erdoğan stützen, wie EU und österreichische Regierung.

So haben wir auch am Linzer Taubenmarkt am 8. und 15. November gemeinsam mit zwei türkisch-kurdischen Vereinen zwei aufeinanderfolgende Solidaritätskundgebungen abgehalten. Mehrere kämpferische Reden stellten klar, auf welcher Seite wir stehen. Auch Beiträge und Stellungnahmen in türkischer Sprache wurden vorgelesen. Es wurde sogar mitten am Taubenmarkt gemeinsam zu kurdischer Musik getanzt. Ein SLP-Aktivist und Moderator der Kundgebung kommentierte das über die Lautsprecheranlage so: "Diese Musik, dieser Tanz ist das beste Symbol für die Perspektive einer positiven Zukunft, für die die linke Bewegung in der Türkei und Kurdistan steht. Sie sind es nämlich, die für eine Zukunft kämpfen, in der alle Kulturen und ethnischen Gruppen frei sind, alle Menschen in Wohlstand und sozialer Sicherheit leben können und niemand Angst vor Polizeigewalt haben muss."

Die Solidarität war auch hier von Nutzen. Die Zusammenarbeit mit der linken türkisch-kurdischen Community wurde verstärkt. "So muss Solidarität in der Praxis aussehen", meinten viele AktivistInnen.

Bei einer Diskussionsveranstaltung danach beschäftigten wir uns dann näher mit der Situation in der Türkei und Kurdistan und der Position der HDP. Darin meinte Manuel Schwaiger (SLP Gmunden) treffend: „Der einzige Weg, die Kurdistan-Frage zu lösen, ist das Bündnis mit der türkischen ArbeiterInnenklasse!“

Wir werden weiterhin die Entwicklungen im Auge behalten, uns in Solidarität üben und den gemeinsamen Kampf mit unseren türkischen und kurdischen KollegInnen organisieren.

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Vorwärts & SLP : Das Fest

Alec Jakolic

35 Jahre sind vergangen, seit die Gruppe „Vorwärts“ enstanden ist, aus der die SOV und dann die SLP wurde.

...Und es hat sich viel getan seitdem das CWI vor 35 Jahren nach Österreich kam. Nachdem die SLP seit Jahren eine führende antifaschistische Kraft in Österreich ist, sich gegen AbtreibungsgegnerInnen, Homophobe, und Fundamentalisten aller Religionen stellt, und zwar jede Woche und regelmäßig, haben wir uns auch mal einen Samstag genommen, um 250 Ausgaben des Parteiorgans „Vorwärts“ und 35 Jahre unserer Geschichte zu zelebrieren. Das Fest am 5.11 im 10. Bezirk in Wien war ein voller Erfolg! Autor und Ex-Vorwärtsler Andeas Pittler las aus seinem Buch "Tatort Gemeindebau", gefolgt von Singer und Songwriterin Laura Rafetseder, Rot Wild und Knov bis dann Kid Pex die Bühne rockten. Neben Getränken und Essen wurden auch gemütlich diverse Diskussionen geführt. Neben Exemplaren von allen 250 Zeitungen gab es auch alte Fotos zu bestaunen und einen Infotisch mit aktuellem Material. Auf 35 Wandtafeln (für jedes Jahr eine) wurde ein Überblick über unsere Aktivitäten gegeben - nicht alle, da wäre die Schrift zu klein geworden. Sehr beeindruckend! Es kamen auch AktivistInnen vom Aufbruch Planungstreffen, dem linken Projekt, an dem sich die SLP aktiv beteiligt. Wir haben am Fest Spaß mit Inhalt verbunden und uns vernetzt und werden das auch weiterhin tun!

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Kein Vertrauen in profitorientierte Gentechnik

Franz Neuhold

Das Problem ist nicht Gentechnik, sondern die Ausbeutung dieser Technologien für Kapital-Interessen.

66 Milliarden Dollar legte Bayer jüngst für einen anderen Konzern auf den Tisch, dessen Name für Dominanz im landwirtschaftlich-chemischen Sektor sowie Gentechnik steht: Monsanto. Eine einzige Zahl belegt seine Macht: er kontrolliert 70% aller genetisch modifizierten Saatgüter. Entscheidungen seiner Vorstandsetage haben dramatischen Einfluss auf Ernährung und (Über-)Leben unzähliger Menschen.
Das Thema Gentechnik ist verständlicherweise emotional stark aufgeladen. Leider stößt man allzu oft auf Unsinn, Halbwahrheiten oder glatte Lügen - und das keineswegs nur von glühenden BefürworterInnen und PR-Abteilungen. Wir lehnen die Beurteilung der Gentechnik auf der Grundlage Fortschrittsfeindlichkeit und religiöser Dogmen („Nur Gott darf das“) ab. Alles, was der Menschheit für eine nachhaltige und friedliche Entwicklung nutzt, ohne schwerwiegende Nebenwirkungen zu haben, kann und soll erforscht, erprobt und umgesetzt werden! Eine Verbesserung der Ernährungslage infolge höherer und stabiler Erträge (unter anderem aufgrund gezielter Resistenzen gegen Schädlinge und Schadpflanzen) ist grundsätzlich zu begrüßen. Aber damit ist noch nicht geklärt, welche Wirkungen Gentechnik in einer zutiefst ungerechten und krisenbehafteten Gesellschaftsordnung hat und haben kann.
Das beginnt bei der Forschung, die keineswegs neutral oder objektiv ist, wenn Profitinteressen im Spiel sind. So werden Forschungsergebnisse, die den Konzernbossen nicht in den Kram passen, oftmals beiseite geschoben oder gleich gefälscht.
Wohin Geld und Energie gesteckt werden, zeigt dieses Beispiel: Monsanto „kämpft auch zunehmend mit Unkräutern, die sich seinem Pestizid widersetzen. … Monsanto begann (...) eilig damit, seine Hightechpflanzen gegen Pestizide anderer Hersteller zu immunisieren, um sie vor Überwucherung zu schützen.“ (Zeit.de) Im Kapitalismus zerstört der Konkurrenzkampf jegliche Ansätze fruchtbringender internationaler Kooperationen zum Nutzen aller.
Ein weiteres Thema ist die Verantwortung bei Unfällen und langfristigen Schäden. Dieser entziehen sich Unternehmen, wo immer es geht. Notfalls zögert ein Heer von AnwältInnen und LobbyistInnen die Zahlung von Schadenersatz und Strafen um Jahre bis Jahrzehnte hinaus. Schlagende Beispiele aus den letzten Jahrzehnten sind die katastrophalen Erfahrungen aus Kernenergie sowie der chemischen, Tabak- und Asbestindustrie. Bezüglich Gentechnik ist ähnliches zu erwarten.
Die wirtschaftlichen und politischen Eliten sind schnell dabei, Teilen der Bevölkerung das Recht abzusprechen, bei schwerwiegenden Fragen mitzuentscheiden. Teils wird dies damit begründet, dass diese Menschen schlicht unwissend seien. Mangelndes Wissen bezüglich Gentechnik und Medizin darf jedoch kein Vorwand für undemokratische Entscheidungen sein. Viele Menschen lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel jedoch ab, weil sie (zu Recht) kein Vertrauen in Konzerne wie Monsanto haben. Man will nicht das Versuchstier für Profite sein. Diese Skepsis hat nicht Fortschrittsfeindlichkeit oder „Dummheit“ zur Grundlage. Sie folgt aus den Missständen, die dieses Profitsystem unweigerlich erzeugt; mitunter ergänzt um oft unausgegorene Kapitalismus-Kritik.
Es bräuchte einen Prozess transparenter gesellschaftlicher Diskussion, in der die Rolle der Wissenschaft wäre, vollkommen unabhängig von Profit- und Konzerninteressen Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Prognosen abzugeben und diese laienverständlich zu vermitteln. Bedeutsame Entscheidungen müssen mit einem Maximum an demokratischen Strukturen getroffen werden, die weit über den bürgerlichen Parlamentarismus hinausgehen. Die Forschung bezüglich Möglichkeiten und Risiken der Gentechnik muss den Profitinteressen entrissen werden.
Die Lösung der Gentechnik-Frage steckt auch nicht im Entwurf „besserer“ Gesetze, die letztlich von Bayer-Monsanto & Co. ignoriert oder umgangen werden können. Jeder Konzern, dem Vergehen nachgewiesen wurden, und welcher der Gesellschaft Ressourcen und Wissen vorenthält, muss vergesellschaftet werden. Die Führung dieser Betriebe hat unter voller Kontrolle der Beschäftigten, zuständigen WissenschafterInnen, betroffenen KonsumentInnen sowie der interessierten Öffentlichkeit zu erfolgen. Es braucht die Aufhebung der geltenden Patentrechte und den Aufbau internationaler Technologie- und Forschungspools, zu denen alle Zugang haben. Nur so kann sichergestellt werden, dass eine ausgewogene Beurteilung der Möglichkeiten und Gefahren stattfinden kann. Diese Maßnahmen sind, konsequent durchgezogen, mit dem Kapitalismus unvereinbar.
Ein entsprechender gesellschaftlicher Diskussions- und Entscheidungsprozess benötigt gegenwärtig nicht vorhandene Instrumente der Demokratie. Der bürgerliche Parlamentarismus, der von Lobbyismus und Korruption durchsetzt ist, muss ersetzt werden. Ein räte-demokratisches System mit Prinzipien wie jederzeitige Wähl- und Abwählbarkeit, Rechenschaftspflicht und Durchschnittslöhnen für FunktionsträgerInnen böte die nötigen Voraussetzungen. Welchen Platz gentechnisch veränderte Lebensmittel in einer solchen nicht-kapitalistischen bzw. sozialistischen Zukunft einnehmen, wird dann von Fall zu Fall entschieden werden.

 

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