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Kann Geld alleine Fußballspielen?

Beim SK Rapid schreitet die Kommerzialisierung voran. Die Fans wehren sich gegen den Ausverkauf.
Alexander Svojtko

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: ausgerechnet im Rahmen der Europa League darf Rapids neues Stadion nach UEFA-Richtlinien nicht „Allianz-Stadion“ heißen. Der „Arbeiterverein“ aus Wien-Hütteldorf ist längst im „Big Business“ angekommen. So sind die obersten vier Ebenen des Stadions finanzstarken VIPs und Unternehmen vorbehalten. Besonders nobel: die 40 Business-Logen, die sich für je € 65.900 / Saison mieten lassen. „In dieser gemütlichen Atmosphäre lassen sich vor, während und nach einem Spiel Geschäftskontakte aufbauen, erweitern und pflegen“, verspricht die Rapid-Website.

Federführend dabei ist Geschäftsführer Christoph Peschek; als ehemaliger Landtagsabgeordneter und ÖGB-Funktionär verfügt er über beste Kontakte zur Rathaus-SPÖ, die er auch weidlich nutzt.

Den Fans freilich stößt all das zunehmend sauer auf. Unter dem Logo „Weststadion“ führen sie eine Kampagne gegen den Namen „Allianz-Stadion“, wie auch gegen Preissteigerungen und Elitenbildung: „Der Stadionbesuch bei Rapid muss für alle Gesellschaftsschichten leistbar sein“, heißt es auf der Homepage www.weststadion.at: „Wir wollen ein deutliches Zeichen gegen die Kommerzialisierung des Fußballs und die Abhängigkeit von großen Geldgebern setzen und damit der zunehmenden Verwirtschaftlichung des Volkssports Fußball entgegen wirken.“

Aktionen der Fans können diese Kommerzialisierung nicht verhindern, aber verlangsamen. Etwa beim 54-fachen schottischen Meister Glasgow Rangers: nach der Pleite der Betreibergesellschaft und der Strafversetzung in die 4. Spielklasse, sicherten sich die Fans über den „Ranger Supporters Trust“ möglichst viele Vereinsanteile und damit ein Mitspracherecht. Aktuell spielen die Rangers wieder in der 1. Liga und stehen auf Platz 5. Oder der englische FC Portsmouth: Nachdem vom Besitzer zweimal Konkurs angemeldet wurde, übernahmen die Fans den Klub zur Gänze. Seit September 2014 schuldenfrei, spielen die „Pompeys“ in der zweiten englischen Liga um den Aufstieg in die Premier League.

Vor diesem Hintergrund kann die Kampagne „Weststadion“ vielleicht der Anpfiff zu einem echten Match sein. Hoppauf!

 

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Gemeinsam kämpfen hilft gegen Einsamkeit

Sarah Krenn

Das zweite Soloalbum „Swimmers in the Arctic Sea (SITAS)“ von Laura Rafetseder, Aktivistin bei der SLP, ist inspiriert von der Angst, die wir angesichts einer unsicherer werdenden Welt mit Kriegsgefahr und steigender Arbeitslosigkeit jeden Tag fühlen.

In Zeiten der kapitalistischen Krise scheinen Entfremdung und Entsolidarisierung um sich zu greifen. Der Kampf ums Überleben wird härter. Es gibt keine Sicherheiten mehr, an die man sich klammern kann. „Es ist unser Auftrag als KünstlerInnen, den Finger drauf zu legen und zu sagen, was da ist“, so Rafetseder. Besonders „Beating Hearts“ ist ein Aufruf zur Solidarität, denn nur durch gemeinsames Kämpfen können wir Isolation und Einsamkeit überwinden. „Hostile Shore“ wiederum ist Lauras Beitrag zur Flüchtlingskrise.

Das es nichts hilft, nur zu Hause zu sitzen und sich das Album anzuhören ist logisch, doch wer es hört, wird von den Texten aus dem Bett geworfen und verspürt den Drang, etwas gegen das uns unterdrückende kapitalistische System zu machen. SITAS ist inspiriert davon, dass wir uns von unseren Knien erheben und den ganzen Kuchen verlangen. Wir sind nämlich nicht allein - wir können uns organisieren.

 

 

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5.11. Das Fest: Gemeinsam Feiern - Gemeinsam Kämpfen!

Vor 35 Jahren fand sich eine Gruppe junger SozialistInnen zusammen und gründete die österreichische Sektion des "Committee for a Workers International" (CWI). Sie nannten sich und ihre kurz darauf regelmäßig erscheinende Zeitung "Vorwärts".

Viel hat sich seitdem getan. Der kontinuierliche Rechtsdrift der SPÖ, Privatisierungswellen, Sparpakete, der Aufstieg der FPÖ - aber auch die Massenbewegung gegen Blau-Schwarz, das Streikjahr 2003, UniBrennt, die Flüchtlingsproteste der letzten Jahre und vieles, vieles mehr. Egal welcher soziale Kampf, "Vorwärts" war mittendrin, berichtete und machte Vorschläge für nächste Schritte. Unser Ziel ist noch immer, mit unserer Aktivität und unseren Publikationen den Kampf gegen Diskriminierung, gegen Kürzungspolitik und gegen den kapitalistischen Wahnsinn zu stärken und zum Erfolg zu verhelfen.

Wir wollen gemeinsam mit LeserInnen, AktivistInnen und allen, die mit uns tagtäglich in Kämpfen stehen, feiern.
Mit allem, was dazugehört: Guter Verpflegung, abwechslungsreichem Programm und natürlich peinlichen Fotos von früher.

*** PROGRAMM *** (Änderungen möglich!)

17:00: Einlass | Eintritt: Spende

18:30: Romanautor Andreas Pittler liest aus seinem neuen Roman "Das Totenschiff"
http://www.andreaspittler.at/

20:00: Singer/Songgwriterin Laura Rafetseder präsentiert ihr neues Album "Swimmers In The Arctic Sea"
http://www.laurarafetseder.com/

21:30 Rapper und Modezar Kid Pex bringt "Tschuschenrap" vom Feinsten
http://www.wienoida.at/

23:30: The one and only DJ Discokugler an den Youtube-Tabs

Zum Termin: https://www.slp.at/termine/slp-das-fest-gemeinsam-feiern-gemeinsam-k%C3%A4mpfen

Auf Facebook: https://www.facebook.com/events/1011124485682272/

SLP: Lösungen statt Frust

Petra Oirer, 26, Erzieherin

Ich arbeitete im Einzelhandel, bei der Post und mittlerweile im Sozialbereich. In jedem Betrieb gibt es Druck und Anspannung aufgrund des kapitalistischen Systems. Oft erlebte ich, dass KollegInnen sich mit schlechten Arbeitsbedingungen abfanden und nichts sagten, aus Angst den Job zu verlieren und ihre Familie nicht mehr versorgen zu können. Das führt zu Frust und wirkte sich aufs Privatleben aus. Ich selbst habe deshalb, wie so viele, zum Alkohol gegriffen. Nach kurzer Zeit verlor ich meine Wohnung und stand auf der Straße. Leider geht es vielen so wie mir damals. Sie stecken im Teufelskreis fest und haben das Gefühl, nichts ändern zu können. Oder sie wollen etwas ändern, wissen aber nicht wie. Die SLP bietet Lösungen aufbauend auf den Erfahrungen der Vergangenheit und packt das Problem an der Wurzel an - beim Kapitalismus. Mit dem Programm habe ich mich schnell identifiziert und mir gefällt, wie damit lohnabhängige Menschen angesprochen und einbezogen werden. Ich freue mich, wenn ich mich in der Ortsgruppe einbringen und mitarbeiten kann und möchte auch anderen die Möglichkeit zeigen, selbst politisch aktiv zu werden.

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SLP-Camp: Sommer, Sonne, Sozialismus

Moritz Bauer

Vom 21.- 28. August fand das SLP-Sommercamp gemeinsam mit unserer deutschen Schwesterorganisation SAV in Kärnten/Koroška am Turnersee statt. Neben zahlreichen Mitgliedern aus Österreich und Deutschland nahmen auch GenossInnen aus Israel-Palästina, Irland und Polen teil. Bei der Auftaktveranstaltung wurde die Notwendigkeit einer revolutionären Partei betont die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage einer Bewegung ausmachen kann. Neben zahlreichen Diskussionen am Lagerfeuer, am See oder bei den Bungalows gab es spannende Workshops über Revolutionen wie die Russische, jene in Haiti oder in Frankreich 1968. Diskutiert wurde u.a. über die 2. und 3. Welle der Frauenbewegung und die irische Rosa-Kampagne. Es gab historische und theoretische Themen wie die Revolution in Ungarn 1956 oder Marxismus und Psychoanalyse. Die Herausforderungen und Grenzen von Sozialarbeit im Kapitalismus standen am letzten Tag im Vordergrund. Auch die aktuelle Lager in der Türkei sowie der Kampf von PKK/YPG und wie dieser erfolgreich geführt werden könnte, wurde diskutiert.

Weitere Themen waren 100 Jahre Widerstand der Kärntner SlowenInnen, die nationale Frage in Israel-Palästina oder die Arbeit der irischen Socialist Party auf der Straße und im Parlament. Um die Theorie mit der Praxis zu verbinden gab es am Mittwoch eine Kundgebungen in Klagenfurt, bei der zahlreiche Zeitungen verkauft wurden. Eines der Highlights war der Bericht von zwei Gewerkschaftsaktivisten aus Slowenien, die von der Blockade des Hafens in Koper gegen die geplante Privatisierung berichteten. Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch des Persman Hofes, der während des Nazi-Terrors Treffpunkt und Versorgungspunkt der vorwiegend slowenischen PartisanInnen in Kärnten war.

Neben diesem hochkarätigem Programm blieb natürlich auch noch Zeit für Entspannung, Baden im See oder auch Wanderungen. Es wurden auch spontan Aktivitäten wie ein Malworkshop, ein Selbstverteidigungskurs oder ein Strassengesprächstraining organisiert. Nach sechs spannenden Tagen und erschöpfenden Badeaktionen ließen wir das Camp am letzten Tag am See bzw. am Volleyballplatz und am Abend bei einer Party ausklingen. Alle TeilnehmerInnen waren sich einig: „Nächstes Jahr wieder!“

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Elvis, Rock’n Roll und Lemmy von Motörhead

Ali Kropf

Am 28. Dezember 2015 starb Ian Fraser Kilmister. Besser bekannt unter dem Namen „Lemmy“ und Frontmann der Gitarren-Combo „Motörhead“. Natürlich ranken sich viele Gerüchte um die Herleitung seines (Spitz)Namens. Am wahrscheinlichsten klingt, dass der schon früh Spielautomaten süchtige „Lemmy“ jeden und jede mit „Lemme a fiver“ um Geld angepumpt haben soll.

Nur wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag (der „Antichrist“ war tatsächlich ein Weihnachtskind!) und weiteren zwei Tagen nach seiner tödlichen Krebs-Diagnose „schlief“ Lemmy auf der Couch seiner Wohnung in Los Angeles beim Zocken seines Lieblingsautomaten für immer ein. Nicht wirklich ein Rocker-Tod. Eigentlich hätten sich viele erwartet, dass Lemmy irgendwann blunzenfett und voll gepumpt mit Amphetaminen (Speed) einfach von der Bühne fällt – aus Maus.

Wie die meisten Rock’n Roller seiner Generation griff Lemmy zuerst zur Gitarre, zum Bass kam er eher zufällig bei den „Spacerockern“ von Hawkwind. Also spielte er den Bass mehr aus einer Notlage als wirkliches Kalkül eher wie eine Gitarre als einen „klassischen“ Bass. Ein wesentliches Element des typischen „Motörhead“ Sounds. Trotzdem ist der Tod Lemmys auch der Endpunkt einer langen Entwicklung. Mit Lemmy stirbt einer der letzten authentischen Vertreter des gesellschaftspolitischen Rock’n Roll. Das ist auf den ersten Blick ein schwerer Widerspruch: Lemmy, Metal, Rock, Politik und dazu vielleicht auch noch fortschrittlich?! Dagegen spricht doch schon der Name „Motörhead“. So wurden in den späten 1960er und 1970er Jahren mit „Speed“ aufgeputschte, völlig durchgedrehte Freaks bezeichnet. Und abgesehen davon war Lemmy nicht ein Chauvinist, Sexist und der fleischgewordene „Sex, Drugs and Rock’n Roll“ Macho? Ja, war er und das zeigt auch die widersprüchliche Entwicklung seit den 1960er Jahren.

Der Ursprung des Rock’n Roll ist untrennbar mit Elvis verbunden. Aaron Elvis Presley, der Lastwagenfahrer, das Landei aus dem rückständigen Süden der USA nimmt im Jänner 1956 „Heartbreak Hotel“ auf. Danach steht bald kein Stein mehr auf den anderen. Die Jugendlichen der Welt haben jetzt eine gemeinsame Sprache, die ihre Gefühle ausdrückt und vereinheitlicht. Wenn nicht in der gleichen Generation, dann unmittelbar danach ist auch schon der 1945 im englischen Stoke-on-Trent geborene Ian Fraser Kilmister. Lemmys Vater ist Militärgeistlicher, predigt Wasser, trinkt Wein und lässt Kind und Frau sitzen. Lemmy wird sein ganzes Leben überzeugter Atheist bleiben. Aber nicht nur des Vaters wegen. Schwerer wiegt für ihn, wie ein Gott, der angeblich die Menschen liebt, ihnen so etwas Schönes wie Sex verbieten kann? Der Rock’n Roll bildet den Transmissionsriemen für Millionen Jugendlichen und jungen Menschen im Kampf, ihrer Loslösung gegenüber des verklemmten, konservativen und von den Religionen verbrämten Umgangs mit Sexualität. Sexualität ist sowieso mal verdeckter, mal offener eines der Hauptthemen des Rock’n Roll. Natürlich auch bei Lemmy. Aber auch seine Ablehnung gegenüber Religionen zieht sich als Thema (wie das hervorragende „God was never on your side“ zeigt) durch seine Musik.

Stoke, die Region bis zur Merseymündung in Liverpool im Norden, das „Black Country“ im Süden und Lemmys soziales Umfeld sind vom Arbeiten und Leben in und um die Fabriken geprägt. Auch etwas was Lemmy trotz allen Ruhmes und Reichtums nie loslassen wird; er behält sich immer einen Respekt vor ArbeiterInnen. Die Beatles zieht er den Stones vor. Trotz Anzüge und „Beatles-Boots“ findet er sie noch immer authentischer: "Die Beatles waren hart, denn sie waren aus Liverpool, was wie Hamburg oder Norfolk, Virginia ist - eine raue Hafenstadt (...) Die Rolling Stones waren dagegen die reinsten Muttersöhnchen - sie waren alle College-Studenten aus den Randgebieten von London." Die Musik ist für ihn wie viele andere eine Flucht vor dem Leben und der Zukunft seiner Umgebung. Oder wie es Ozzy Osbourne es ausdrückte: "Angst war einer der Hauptgründe, warum ich in eine Band wollte. Angst davor, fünfundvierzig Jahre lang in einer Fabrik zu arbeiten und dann gebrochen und ohne einen Penny zu sterben."

Mehr noch als das Telefon und das Transatlantik-Kabel nimmt der Rock’n Roll die Globalisierung vorweg. Am Beginn der „Beatlemania“ sagt Lennon, dass die Beatles jetzt weltweit bekannter seien als Jesus Christus. Die religiöse Rechte zwingt ihn damals noch zu einer Entschuldigung. Lennons späterer Mörder wird bei den von der Rechten organisierten Verbrennungen von Beatles Schallplatten teilnehmen. Für Lemmy und mit Motörhead wird das aber kein Thema mehr sein. Dieser Kampf war schon zu Ungunsten der religiösen Fanatiker ausgefochten.

In nur einem Jahr wird Elvis unvorstellbar reich und zieht nach Graceland, einem Riesenhaus. Der amerikanische Traum? Nicht wirklich, aber für die jugendlichen Rebellen präsentiert es sich so. Elvis war eigentlich kein Rocker und sein Aufstieg auch nicht zufällig. In Wirklichkeit war er schon ein Produkt seines Managers und der Musikindustrie. Am liebsten sang er Schlager und verglichen mit seinen Nachfolgern wie etwa Lemmy oder auch den frühen Beatles, war er kreuzbrav. Er ließ sich sogar die Haare schneiden und ging zur US-Army. Später bot er sich freiwillig Präsident Nixon im Kampf gegen Drogen und die Hippies als „Spezial-Agent“ an. Anders als Elvis, war sich Lemmy über seinen Alkohol- und Drogenkonsum sehr wohl im Klaren. Die letzten Jahre stieg er von seinem geliebten Cola-Jack auf Wodka-Orange um. Der Vitamine wegen und weniger wegen seiner Zuckerkrankheit, wie er in einem Interview behauptete. Selbst das Rauchen schränkte er auf wenige Zigaretten ein. Elvis dagegen verschloss konsequent die Augen vor seinen gesundheitlichen Problemen und negierte seinen Drogenmissbrauch durch Medikamente. Die Hippies lehnte Elvis hauptsächlich wegen ihres Drogenkonsums ab. Mit Elvis teilte Lemmy zwar die Ablehnung der Hippies, mit den Hippies aber teilte er die „Leidenschaft“ und den offenen Umgang mit Drogen und Sexualität. Seine Ablehnung der Hippiebewegung hatte banale soziale Gründe. In den Blumenkindern sah Lemmy hauptsächlich die Kinder des amerikanischen und britischen Vorstadt-Kleinbürgertums. Das war einfach nicht seine Welt und deswegen fing er mit ihnen und ihrem „Friede-Freude-Eierkuchen“ nichts an.

Im Gegensatz zu Elvis waren Lemmy und Motörhead von Beginn an kein Management-, PR- oder Marketing Produkt. Losgelöst waren sie aber davon nicht, was in einer kapitalistisch dominierten Welt auch gar nicht geht. Schon Anfang der 1980er Jahre mit dem einsetzenden Erfolg werden sie Teil der Musikindustrie. Auch wenn sich Lemmy authentisch bis zu seinem Tod bemühte als Antithese zu den Marketing-Aktivitäten der Musikindustrie zu leben, wird er damit schließlich genau als dieses „Produkt“ bis über seinen Tod hinaus vermarktet und über den Metal-Bereich hinaus berühmt.

Zweifelsohne haben viele nach Elvis den Rock n‘ Roll mehr gelebt. Elvis selbst war und wurde schließlich wieder Schnulzensänger. Nach oben gebracht und unsterblich gemacht hat ihn aber der Rock. Seine Bezugsperson in den 60iger Jahren war sein jüdischer Frisör. Mit ihm diskutierte er über Bücher, Philosophie und Religion. Elvis näherte sich dem jüdischen Glauben an. Colonel Parker sein Manager und seine von der Nachwelt völlig verklärte Frau Priscilla verbrennen daraufhin seine Lieblingsbücher im Garten von Graceland. So einsam kann ein Superstar sein. Elvis stirbt 1977 auf seiner Badezimmer-Matte zusammen gekauert wie ein Embryo. Auch kein Rocker-Tod. Lemmys Bezugsperson wird der Barbesitzer gleich um die Ecke bei seiner Wohnung in LA. Die Liebe seines Lebens stirbt im Drogenrausch, Lemmy wird sich nicht mehr binden (können). Die Offenheit und emotionale Verbundenheit mit der er darüber in seiner (sehr guten) Autobiographie schreibt, ergreifen und lassen einen anderen Lemmy erkennen. Seine Wohnung ist voll gestopft mit Relikten und „Reliquien“ aus dem 2. Weltkrieg – eigentlich unwohnlich. Oft wird Lemmy deswegen in ein rechtes Eck gestellt, wo er aber nicht hingehört. Ganz im Gegenteil, offen spricht er über seine für ihn selbst nicht erklärbare Sammlersucht für „Nazi-Scheiß“. Immer wieder äußert er sich über drei Jahrzehnte zu Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Dabei lässt er eigentlich keinen Spielraum für Interpretationen: „Rassismus ist das Übel unserer Welt. Nazi sein bedeutet, dass du verloren hast, bevor du anfängst. Du kannst nicht gewinnen. Du bist nur dumm!“. Auch seine neue Heimat, die USA sieht er kritisch vor dem Hintergrund von sozialem Elend, Diskriminierung und Rassismus: „Und er war Nichtraucher, Nichttrinker, Vegetarier, fesch, mit kurzem Haar und gut gekleidet. Hitler wäre in jedem Restaurant in Amerika bedient worden, im Gegensatz zu Jesse Owens, dem Helden der Olympischen Spiele von 1936.“ Wenn Lemmy nicht durch die Welt tourt, sitzt er „daheim“ die meiste Zeit in seiner Bar vor dem Spielautomaten. Auch er bleibt eigentlich weitgehend einsam, was ihm zunehmend im Alter bewusst wird.

Im gleichen Jahr wie Elvis stirbt löst sich Motörhead nach zwei Jahren Existenz erst einmal auf, bevor sie doch weitermachen und ihre erste Platte aufnehmen und raus bringen. Trotzdem dümpeln sie mehr recht als schlecht dahin, nichts weist auf die noch kommenden Erfolge hin. Lemmys später berühmt gewordene viel zu hohe Mikrofonstellung kommt aus dieser Zeit. Die Konzerte sind schlecht besucht, damit er nicht sieht wie schlecht, zieht er den Mikro-Ständer ganz heraus und schaut lieber in die Scheinwerfer als auf die leeren Reihen bei den Konzerten.

Der Rock’n Roll hat die Welt umgekrempelt. Dabei ist der Begriff musikalisch gar nicht so leicht zu fassen. Heute ist es Sammelbegriff auf den sich de facto sämtliche Gitarrenmusik bis hin die dunkelsten Untergenres des Metals beziehen. Lemmy selbst hat mit „Klassifizierungen“ in diverse Subgenres des Metals nichts anfangen können. "Wann immer Leute sagen, dass Heavy Metal keine ernsthafte Musik sei, muss ich ernsthaft widersprechen. Metal ist eine der bestverkauftesten Spielarten des Rock, denn er ist richtiger Rock'n'Roll." Für ihn war und blieb es eben letztlich Rock-Musik. Daher rührt auch seine Vorstellung am Beginn der Konzerte „We are Motörhead and we play Rock and Roll“. Auf vielen Motörhead Alben bis zum Schluss finden sich Coverversionen oder fast schon klassische Rock’n Roll Nummern.

Am Beginn war Rock’n Roll mehr ein Schlagwort der Musikindustrie als eigenständiges Genre. Die ersten Elvis Hits wurden daher auch noch in den Western & Country Hitparaden geführt. Aber eines war der Rock’n Roll für die Jugendlichen von Beginn an und darin liegt auch seine soziale und politische Sprengkraft: Rebellion! Rock’n Roll ist einfach gestrickt, kann mit etwas Talent sich selbst beigebracht und muss nicht jahrelang studiert werden. Damit stand die Tür auch für Jugendlichen aus der Unterschicht wie Lemmy offen. Die Musikbranche war anrüchig, keine wirkliche verdienstvolle, ehrenhafte „Arbeit“. Viele jugendliche MusikerInnen aus besserem Haus wandten sich daher dann doch einem bürgerlichen Leben zu. Für die ArbeiterInnen-Kids aber war es aber auch eine großartige Chance und so wurden sie immer mehr TrägerInnen der Musik und Bewegung. Im Gegensatz zu den gut begüteten Jugendlichen, haben sie meistens ohnehin keine rosigen Zukunftsaussichten: Fabrik oder Musik waren ihre Wahlmöglichkeiten. Die Beatles brachen ihre Ausbildungen ab, Erfolg oder Gosse – ein Vabanque-Spiel, dem sich auch Lemmy anschließt. Natürlich landeten die meisten nicht an der Spitze der Hitparade, sondern dann doch halt über Umwege in der Fabrik. Fast auch Lemmy mit Motörhead. Dann schwimmen sie aber mit der „New Wave of British Heavy Metal“, dem sie eigentlich gar nicht angehören und auch nicht spielen, mit nach oben.

Die neuen Musikhauptstädte wurden durch den Rock die Ballungs- und Industriezentren z. B. Amerikas, Britanniens und Deutschlands. Liverpool und die „Merseyside“, in den 60er Jahren kein Ort zum Hinfahren, war die Heimat der Beatles. Über Birmingham schwebte in den 1960er und 70er Jahren eine Dunstglocke wegen der ansässigen Schwerindustrie und wurde zu einem Zentrum des britischen Metal. Atmen war dort nachgewiesenermaßen gesundheitsschädlich. Die Hauptstraße des angrenzenden West Bromwich wurde noch von Robert Plant, dem späteren Leadsänger von Led Zeppelin asphaltiert. Reste seines Werkes konnten bis zur Renovierung 2012 noch begangen und bestaunt werden. Auch der Ruhrpott war eine nebelige Suppe. Thomas Such, Frontmann der Band mit dem wenig prosaischen Namen „Sodom“, fuhr in Gelsenkirchen zuerst ins Steinkohlebergwerk ein und anschließend in den Proberaum. Später erinnert er sich, dass um 1984 beim Sonntags-Nachmittags Kaffee seine Tante meinte, dass der Thomas jetzt eine Kassette gemacht hätte und er sie doch mal der Familie vorspielen solle. Beim anschließenden Ruhr-Pott-Trash hat es bildlich gesprochen laut Such der schockierten Familie den Eierlikör wieder bei der Nase heraus gedrückt. Und Lemmy war jetzt mit seinen Motörhead selbst schon Vorbild für die Generation der Sodoms, Kreators, Grave Diggers, Helloweens und 1980er deutschen Metal Welle, die sich allesamt auch noch als Rock’n Roller sahen und sehen.

Wie wir schon gesehen haben wurde auch das „Rock-Monster“ Lemmy zu einem Produkt der Musikindustrie. Verglichen mit den heutigen Aalglatten, durch designten MusikerInnen sticht Lemmy doch wieder heraus. Schon alleine wegen seiner hässlichen Warzen im Gesicht, die eigentlich genau genommen gar keine sind. Hässlich bleiben sie trotzdem. Natürlich hätte er sie leicht wegmachen lassen können, genauso wie er mal jemanden wegen seines ziemlich uncoolen Bartes hätte fragen können. Hätte, hat er aber nicht, weil er eben Lemmy war und ihm das einfach scheiß egal war.

 Keine Frage, Lemmy hat in seinem Leben bei Interviews viel Scheiß verzapft. Er war aber auch Antirassist, Antiantisemit und hatte sich bis zum Schluss so etwas wie ein aufrechtes Klassenbewusstsein bewahrt. Das relativiert den Scheiß nicht, rundet aber das Bild von Lemmy (und auch anderen MusikerInnen) ab und zeigt die Widersprüchlichkeit des Rock auf.

(In Erinnerung an Wolfgang Purtscheller, der als Motörhead-Fan Lemmys Tod noch bedauerte und ihn doch nur wenige Tage überleben sollte)

 

Wie ich Mitglied der SLP wurde

Luis Ertl, 54, Tischler als Leiharbeiter tätig

Mein Vater war Eisenbahner, ich habe vier Brüder und Politik war in unserer Familie immer ein Thema. In meiner Jugend engagierte ich mich bei der Sozialistischen Jugend (SJ). Ich war aber bald enttäuscht, da meine Vorstellungen von Sozialismus abgelehnt wurden. In den 80er Jahren habe ich an vielen Friedens- und Abrüstungs-Demonstrationen teilgenommen. Vor allem bei Demos gegen rechte Hetze war ich sehr aktiv. Seit meine Partnerin mich bei einer Kundgebung der SLP eingetragen hat, und ich daraufhin zu einem Ortsgruppentreffen gegangen bin, fand ich endlich meine politische Heimat. Kampf für Sozialismus, Gleichberechtigung, Einsetzen für Minderheiten und Flüchtlinge, sowie der Kampf gegen Kapitalismus und Ausbeutung haben mich überzeugt. Gemeinsam arbeiten wir an dem Aufbau einer kämpferischen, linken Kraft, die die Menschen ernst nimmt. Seit einem Jahr bin ich nun aktives Mitglied der SLP. Es lohnt sich, für Sozialismus und eine bessere Welt zu kämpfen. Komm vorbei, jeder Einzelne wird gebraucht.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

250 Ausgaben von Vorwärts - und kein bisschen müde mit dem Jubiläumsabo

1983 erschien die erste Ausgabe von Vorwärts. Seither sind wir in jeder politischen Wetterlage und trotz Gegenwind erschienen. Vorwärts ist heute die am längsten durchgehend erscheinende sozialistische Zeitung im Lande. Wir berichten über Widerstand und Ungerechtigkeit in Österreich und international. Bei uns schreiben SozialistInnen von allen fünf Kontinenten. Wir sind 100% finanziell unabhängig von Unternehmen und KapitalistInnen – darum können wir schreiben, was nötig ist. Hilf mit einem Abo, dass es Vorwärts noch lange und noch besser gibt!

Jetzt unser „Jubiläums-Angebot“: 25 Ausgaben Vorwärts (2,5 Jahre) für 50.-

Einfach einzahlen und Namen/Adresse angeben: IBAN: AT25600000000 8812733
BIC: OPSKATWW

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

21-28. August: SLP/SAV Sommercamp 2016

Link zum FB-Event:https://www.facebook.com/events/1024733294256872/?active_tab=posts  

 

English Version below:

Unser Sommercamp vom 21.-28.8. im Kinderland Feriendorf Turnersee/Zablaško Jezero in Kärnten/Koroška versucht auch dieses Jahr wieder den Ausgleich zwischen Spannung und Entspannung:
Es geht uns um die perfekte Mischung aus Sommerurlaub und politischer Schulung. Neben spannenden Themen aus der internationalen ArbeiterInnenbewegung, marxistischer Theorie und praktischen Workshops wird es viel Zeit zum Baden, Grillen, Fußballspielen, Sonnen...(...) geben. Das Kinderland Feriendorf bietet dabei ordentliche Bungalows (optional auch Einzelzimmer), eine 1A Küche und viel Platz. 
Neben GenossInnen aus Österreich, Deutschland, Polen, Ungarn und Tschechien erwarten wir auch Gäste aus weiteren Ländern auch von außerhalb Europas. Derzeit versuchen wir z.B. ReferentInnen aus den USA, Israel/Palästina oder Tunesien zu bekommen. Alle Diskussionen werden übersetzt, also keine Angst vor Sprachproblemen!
-80 Jahre nach Beginn des spanischen BürgerInnenkriegs werden wir uns natürlich mit der Geschichte dieser Revolution aber auch mit der Gegenwart in Spanien beschäftigen: Viele Fragen wie die der diversen Unabhängigkeitsbewegungen der Regionen oder die der BündnispartnerInnen im Klassenkampf waren in den 30ern aktuell und sind es heute wieder. 
-Vor ca. 25 Jahren wurde in Osteuropa der Kapitalismus wieder eingeführt. Während der überwiegende Teil der Bevölkerung dort verarmt hat der Kapitalismus in der Region häufig besonders mafiöse Ausprägung. Das Ergebnis sind oft autoritäre&korrupte Regierungen.Wieso ist Osteuropa die „freie Marktwirtschaft“ so schlecht bekommen? Was tut sich bereits an Widerstand und wie geht es weiter für die ArbeiterInnenbewegungen in den ex-stalinistischen Ländern? Das diskutieren wir auch mit GenossInnen aus Tschechien, Polen und Ungarn.
-Endlich läuft derzeit eine Diskussion über Gewalt gegen Frauen, die Einiges aus dem von Sexismus geprägten Alltag von Frauen ans Licht der Öffentlichkeit bringt. Allerdings versuchen Rechte das Thema für ihre rassistischen Zwecke zu missbrauchen. Nicht erst seit der Silvesternacht in Köln und anderen Städten nimmt auch die Gewalt gegen MigrantInnen und Linke massiv zu. Wer derzeit politisch links aktiv ist braucht mehr noch als sonst klare Positionen zu Rassismus und Seximus. Wir werden beide Themen auf dem Camp diskutieren und Strategien im Kampf gegen beides vergleichen.
-Außerdem dabei: Eine Wanderung auf den Spuren der slowenischen PartisanInnen, Training fürs Reden halten und Diskussionen führen, Selbstverteidigung, ArbeiterInnenlieder, Kinderprogramm, kurze Einführungen in die Basis des Marxismus...
-Das Camp richtet sich auch besonders an Personen mit Kindern. Wir wechseln uns mit der Betreuung ab um allen eine Teilnahme am Programm zu ermöglichen!

Kosten: 170€
Für Menschen ohne eigenes Einkommen: 150€
Kinder: Nach Absprache, aber weniger!
Dafür gibt es Essen, Bett und Programm für 7 Tage

Details folgen, sobald wir sie haben!
anmelden und Fragen: till@slp.at
Bilder vom letzen Camp: https://www.facebook.com/media/set/?set=pcb.10152999992986555&type=3&hc_location=ufi

 

--> 7 days at an international socialist summer camp! 
Our camp in the Corinthian mountains is the perfect mix of relaxation and political education. We will spend the week having discussions on questions from the international workers movement, Marxist theory and practical workshops. There will be a lot of time for swimming, barbecues, football, sunbathing.....The place is between beautiful mountains in the Alps. You will stay in bungalows (optional single-rooms), get awesome food and have a huge space to do whatever you like. There will be guests from many countries that will contribute to the program. Additionally, we've asked speakers from the US, Israel/Palestine and Tunisia to give us reports on the class-struggles in their regions. Most likely we will have socialists from Germany, Poland, Hungary, the Czech Republic and Austria present. 
We will translate all the discussions into English, so you should understand at least a little English if you want to take part: 
-80 years after the start of the Spanish Civil War, we will both discuss the historical event and today's situation in Spain. Some questions on the different regional independence movements, how to fight the far-right and the question on the right allies in class-struggle remain important today. 
-25 years after the restoration of capitalism in Eastern Europe, in many of these countries the people are getting poorer by the day and the structure of capitalism reminds one of the mafia. Many countries have authoritarian and corrupt governments. How is resistance forming in the ex-Stalinist countries and what perspectives are there for the workers movement? -In Central Europe, there is finally a debate on violence against women that brings the effects of everyday sexism to light. But the far-right is mixing this debate with racism, using the situation of women to support their cause. Left-wing political activists are in need of clear positions on both racism & sexism. We will discuss the origins, function and counterstrategies for both. 
-Also at the camp: a hike on the trail of the Slovenian partisans fighting fascism in WWII in the area, training for giving speeches and street discussions, self-defense, working-class songs, a children's program, optional introductions on basic Marxism... 
-The camp is open to people with children! We will alternate with looking after the kids so everybody has the chance to take part in the program. 
Prices: €170 For people without income: €150 
We can talk about the money if need be... 
This includes a bed, food and the entire program. Details will follow as soon as we have them! Registration and questions: till@slp.at 
Pictures of last years camp: https://www.facebook.com/media/set/?set=pcb.10152999992986555&type=3&hc_location=ufi 

 

 

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