Sport in den USA: Alles für die Show

Albert Kropf

Europa – USA: Unterschiedlicher Zugang zu Wettbewerb und Show, gleiches Ziel – Profit. Mit den Worten „Ladies and Gentlemen, start your engines!“ startet am 28. Mai das älteste Autorennen der Welt, die 500 Meilen von Indianapolis. Das Rennen gehört zur IndyCar-Serie, die hauptsächlich in Nordamerika ausgetragen wird. Im Rest der Welt wird nur (mehr) mäßig Notiz davon genommen, hier ist die Formel 1 (noch) die Königsklasse. Trotzdem ist das Indy 500 mit 400.000 Zusehern vor Ort der weltweit größte jährliche Sportevent. Dieses Jahr nimmt mit Fernando Alonso auch zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder ein aktiver Formel 1-Weltmeister am Indy 500 teil. Wohl aber auch eher aus Marketing-Gründen, um das schwächelnde McLaren/Honda Team in die Schlagzeilen zu bringen. Die USA gelten als das Mutterland des freien Wettbewerbs und der freien Marktwirtschaft. Das hat natürlich in Wirklichkeit nichts mit echter Freiheit zu tun, sondern steht für die Einzementierung des Rechts des Stärkeren. Auch im Sport herrscht weder freier noch sportlicher Wettbewerb. Ganz im Gegenteil, in vielen Sportarten wird in den USA massiv über Transferbestimmungen, Regelwerk etc. in den Sport eingegriffen, damit die Dominanz eines Teams, Mannschaft oder auch Rennstalls verhindert wird. In der IndyCar-Serie gibt es laufend radikale Regeländerungen, die sich viele F1-Fans wünschen würden, um das Feld auszugleichen. So gibt es Budget-Obergrenzen, einheitliche Motoren zu Fixpreisen oder einen Chassis-Hersteller mit unterschiedlichen Aero-Kits (=Flügel etc.). Der gravierende Unterschied zur F1 kommt daher, dass in den USA die Serie als Serie vermarktet wird, während in der Formel 1 die Autohersteller durch die Werbung ihren Hauptvorteil ziehen. Sport ist hier wie dort nicht Vorreiter für Chancengleichheit in der Gesellschaft, sondern hat rein kommerzielle Interessen. Mehr „Chancengleichheit“ schafft einfach eine bessere Show, die besser verkauft werden kann. Als weiterer Begleiteffekt lässt sich mit dem Sieg eines „Underdogs“ der amerikanische Traum „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ leichter aufrechterhalten und kann in diesem Sinn medial ausgeschlachtet werden.

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