Internationales

Spaniens SchülerInnen streiken am internationalen Frauentag

Stefan Brandl

Die sozialistische Plattform „Libres y Combativas“ (Frei und Kämpferisch), ins Leben gerufen von „Izquierda Revolucionaria“ und der sozialistischen SchülerInnengewerkschaft „Sindicato de Estudiantes“ (SE), setzt sich für Frauenrechte ein. Für 8. März brachte sie Jugendliche von über tausend Schulen und Universitäten auf die Straßen. In landesweiten Demonstrationen gingen Schülerinnen und Schüler gegen sexistische Gewalt und gegen die Angriffe auf die Rechte von Arbeiterinnen auf die Straße. Spanien hat 43% Jugendarbeitslosigkeit und jedes dritte Kind ist armutsgefährdet. SE mobilisierte bereits letzten Herbst zwei Massenstreiks von SchülerInnen gegen die Angriffe im Bildungswesen. Dem Streik am 8. März folgte dann auch einer am 9. März mit über 70 Demonstrationen von SchülerInnen und Studierenden.

 

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Protest gegen französischen Multi TOTAL

TOTAL und G4S sind verantwortlich für den Tod von ehemaligen Beschäftigten und ihren Angehörigen im Jemen!

Am 31.3. fand ein internationaler Aktionstag gegen TOTAL statt. Der Konzern ist seinen ehemaligen Beschäftigten im Jemen Lohnzahlungen schuldig – das haben auch die Gerichte im Jemen festgestellt. Die Lage ist so prekär, dass einige dieser ehemaligen Beschäftigten bereits Angehörige verhungern (!) sehen mussten. Jene KollegInnen, die für ihr Geld kämpfen sehen sich mit so massiver Repression konfrontiert, dass sogar drei davon ermordet wurden! Mehr Informationen hier: https://www.slp.at/artikel/jemen-internationaler-aktionstag-f%C3%BCr-die-arbeiterinnen-von-total-und-g4s-8209

Das Komitee für eine ArbeiterInneninternationale KAI/CWI unterstützt die ehemaligen TOTAL Beschäftigten und rief für 31.3. zu einem internationalen Aktionstag auf. In Wien organisierten wir eine Kundgebung vor dem Firmensitz in der Modecenterstrasse 17/1 im elften Bezirk bei der neben SLPlerInnen auch ein Vertreter der Konsequenten Interessensvertretung KIV http://www.kiv.at/ anwesend war. Mittels Transparent, Reden und Tafeln machten wir vor dem Gebäude darauf aufmerksam, dass Total offensichtlich über Leichen geht, um die Profite hoch zu halten was in den umliegenden Bürogebäuden auf starkes Interesse sties. Als wir eine Resolution übergeben wollten kam rasch Geschäftsführer Valentin Jezioro von TOTAL herunter um offensichtlich zu verhindern, dass wir mit den Beschäftigten ins Gespräch kommen. Wir überreichten unsere Protestnote, die u.a. von GewerkschafterInnen und BetriebsrätInnen unterstützt wird. Der TOTAL Vertreter gab sich unwissend… Applaus erhielten wir dafür aus den Fenstern des Gebäudes wo uns ein Kollege durch das Heraushalten einer roten Jacke signalisierte, dass er solche gewerkschaftlichen Anliegen unterstützt.

 

Jemen: Internationaler Aktionstag für die ArbeiterInnen von TOTAL und G4S

Sicherheitspersonal verlangt Löhne und die Verhaftung der Mörder ihrer Kollegen

Die Menschen im Jemen leiden nicht nur unter Krieg und Armut, sondern auch noch unter der Willkür (internationaler) Unternehmen. Am 6. Februar demonstrierten rund einhundert ArbeiterInnen vor dem Parlamentsgebäude in Sana‘a, der Hauptstadt Jemens. Sie verlangten ihre nicht gezahlten Löhne und Gerechtigkeit für ihre ermordeten KollegInnen. Ihr eigentlicher Arbeitgeber TOTAL und das Sicherheits-Subunternehmen G4S haben über zweihundert ArbeiterInnen ihrer Lohnzahlungen von über einem Jahr beraubt. Der französische Multi TOTAL war über 25 Jahre im Jemen aktiv. Der Schutz der TOTAL-Einrichtungen wurde per Subkontraktt von der britischen Firma G4S übernommen. G4S ist die größte Sicherheitsfirma der Welt mit einem denkbar schlechtem Ruf - die britische Gewerkschaft UNITE beschuldigt G4S auch des "ständigen Bruches von Menschenrechten". In den TOTAL Einrichten im Jemen waren ausbeuterische Arbeitsbedingungen die Norm. Die Wächter hatten häufig 12, manchmal sogar 24 Stunden Schichten, obwohl auch das jemenitische Arbeitsgesetz vorsieht, das Arbeitstage nicht länger als acht Stunden dauern dürfen. Dann hatten die Unternehmen 2015 die meisten ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten im Land eingestellt. Die Firmen, die massive Profite im Jemen gemacht hatten nutzten die unsichere Situation um sich illegal und auf Kosten der Beschäftigten aus dem Staub zu machen.

Die Sprechchöre der DemonstrantInnen gegen TOTAL und G4S verlangten daher nach den Lohnzahlungen und der Verhaftung der Mörder von drei ihrer KollegInnen. Diese waren im letzten Dezember von einer bewaffneten Gang niedergeschossen worden, welche undurchsichtige Verbindungen zur lokalen Unternehmensführung von TOTAL hat. Die Lage der ArbeiterInnen ist dramatisch und eine Hungerkatastrophe droht. Die Proteste wurden auch von der WFTU (World Trade Union Federation) aufgegriffen, die eine Stellungnahme in Solidarität mit den ArbeiterInnen veröffentlichte. Auch zahlreiche internationale Medien interessieren sich bereits für den Skandal.

Genauere Hintergrundinfos: http://www.socialistworld.net/doc/7910

Am 31. März findet ein weiterer Protesttag statt bei dem auch in Österreich eine Aktion vor der Firmenzentrale von TOTAL stattfindet.

Bitte schickt Protestbriefe mit einem Inhalt wie diesem:

“This letter is to protest at the actions of TOTAL and G4S towards their employees in Yemen, who have been denied payment of their wages for an entire year, despite several court injunctions, and have been left in dire poverty as a result. Further, a serious allegation has been brought to our attention that hired gangs linked to the local management of these two companies have been used to intimidate – and kill – workers protesting against these practices of wage robbery. By this protest today, we should make clear that, unless you use your authority to take action to immediately pay these workers their due wages and entitlements, and help bring the killers of Mohammad Alzubide, Ali Al Sanhani and Abdurhaman Kieran to justice, then the reputation of TOTAL and G4S will be further damaged internationally”.

Protestbriefe an:

Total Österreich: Fax: +43 (0)1 616 46 11-24 bzw. sm.speenco-office-at@total.com sowie eine Kopie bitte an slp@slp.at

Auf Facebook findet ihr die Kampagne unter: https://www.facebook.com/Justice-for-TotalG4s-workers-G4s%D8%A7%D9%84%D8%B9%D8%AF%D8%A7%D9%84%D8%A9-%D9%84%D8%B9%D9%85%D8%A7%D9%84-%D8%AA%D9%88%D8%AA%D8%A7%D9%84-391865047848600/.

Hier könnt ihr die Online-Petition unterstützten:https://www.change.org/p/total-s-a-oil-company-total-must-pay-starving-yemeni-workers-1-year-of-unpaid-wages-help-them-now?recruiter=92181&utm_source=share_petition&utm_medium=facebook&utm_campaign=autopublish&utm_term=des-md-share_petition-reason_msg

Kommt zur Protestaktion: https://www.slp.at/termine/jemen-internationaler-aktionstag-f%C3%BCr-die-arbeiterinnen-von-total-und-g4s

Internationaler Aktionstag Jobstown Not Guilty in Wien

Christoph Glanninger

Am 23.3. haben wir anlässlich des internationalen Aktionstages eine Kundgebung vor der irischen Botschaft organisiert und im Anschluss dem stellvertretenden irischen Botschafter eine Protestresolution und gesammelte Protestbriefe übergeben.

In Irland werden AktivistInnen (darunter auch ein Parlamentarier bzw. Stadträte) wegen der Teilnahme an einer Sitzblockade gegen die damalige Vizeministerin wegen Freiheitsberaubung angeklagt (das könnte eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren bedeuten). Diese Prozesse sollen AktivistInnen einschüchtern und die aktivsten Teile von sozialen Bewegungen bestrafen.

Mit unserer Kundgebung wollen wir gegen die Kriminalisierung von sozialem Protest in Irland demonstrieren und zeigen, dass wir uns international gegen Angriffe auf unsere demokratischen Rechte wehren.

Das ist gerade vor dem Hintergrund des Versammlungsrechts auch in Österreich dringend notwendig. International und auch in Österreich haben sich eine ganze Reihe von bekannten AktivistInnen solidarisch mit der Kampagne Jobstown not Guilty gezeigt. Darunter z.B. Erich Fenninger (Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe), Michael Genner (Obmann von Asyl in Not) und GewerkschafterInnen der Auge/UG (Alternative und Grüne GewerkschafterInnen) und die Arbeiterkammerfraktion der Komintern. International unter anderem Angela Davis (amerikanische Sozialistin und Menschenrechtsaktivistin), Jean-Luc Mélenchon (französischer Präsidentschaftskandidat) oder die Partei „Die Linke“.

Der Prozess gegen die Beschuldigten wird am 24. April starten bis dahin wird weitere Solidarität dringend benötigt. Wenn ihr euch fragt was ihr tun könnt schaut auf der Kampagnenseite vorbei und schickt Protestbriefe an den irischen Justizminister (minister@justice.ie) bzw. besucht eine der SLP Ortsgruppen um gemeinsam mit uns nächste Schritte zu planen.

Deutschsprachige Kampagnenseite

http://jobstownsoli.blogsport.eu/

 

 

Trump, China und das Elend des Kapitalismus

Franz Neuhold

Trumps angekündigter Protektionismus kann Wirtschaftswachstum verlangsamen und zu Rezession führen.

So plump Trumps strategische Neuausrichtung (Putin gut, China böse) scheinen mag; sie folgt bereits seit längerem laufenden Entwicklungen. Zwar befindet man sich mit Putin in mehreren Konflikten. Doch Russland droht nicht, die USA als wirtschaftlich UND militärisch führende Weltmacht abzulösen. China schon. In Teilbereichen ist dies bereits geschehen. Das US-Handelsdefizit gegenüber China beträgt 2016 satte 347 Milliarden US-$. Trump hat die chinesische Produktion von Konsumgütern und Industriewaren als Grund für den Verfall der US-Industrie genannt. Wesentlich ist jedoch, dass im kapitalistischen Konkurrenzkampf, welcher immer auf Kosten der ArbeiterInnen auf beiden Seiten geht, Chinas Diktatur mit (noch) niedrigeren Löhnen und schlechterem Lebensstandard die Nase vorn hat. Der US-Kapitalismus eifert dem nach und verstärkt die sozialen Widersprüche in den USA. Der vorhandene Unmut wird von oben mittels Nationalismus und anti-chinesischem Rassismus fehlgeleitet.

Die chinesische Währung Renminbi ist über einen automatisierten An- und Verkaufs-Mechanismus teilweise an den US-$ gebunden. Trumps Andeutungen bezüglich „Manipulationen“ mögen ein Versuch sein, sich für künftige Verhandlungen über eine Aufwertung des Renminbi in eine bessere Position zu bringen. Die chinesische Führung hat in letzter Zeit bereits verhindert, dass er zu stark fällt, was seine bislang gewonnene internationale Bedeutung untergraben hätte. Peking hat damit auf einen zusätzlichen Schub für Exporte verzichtet. Doch die von Trump gewollte deutliche Aufwertung der chinesischen Währung wird Peking nicht zulassen.

Während Trump den Scharfmacher gibt, versteht das chinesische Regime die vielfältigen Verstrickungen und gegenseitigen Abhängigkeiten der kapitalistischen Weltordnung besser. So hängt der Dollar maßgeblich von der Stabilität der chinesischen Wirtschaft ab. Nach der US-Notenbank matchen sich China und Japan als größte Gläubiger der USA. Der gigantische Berg an US-Staatsanleihen zwingt China andererseits, ein Absinken des Wertes dieser Schuldscheine verhindern zu müssen. Während der US-Präsident wirr twittert, ist Xi Jinping der besonnene Staatsmann und führend in der Verteidigung der kapitalistischen Globalisierung. Doch so abgeklärt China derzeit noch agiert; im Falle einer Eskalation eines Handelskrieges würden sich nach dem Motto „Auge um Auge“ Maßnahmen wie z.B. Strafzölle oder Importquoten auch gegen die US-Wirtschaft richten. Trump könnte mit seiner konfrontativen Politik einen Dominoeffekt bis tief in die globalen Finanzmärkte auslösen. Der vor einem großen Knall stehende Immobilien-Markt in den USA wird vermittels der Zinspolitik auch vom Volumen und Wert der chinesischen US-Anleihen beeinflusst. Ein Einbruch des ohnehin schon schwachen Wachstums der Weltwirtschaft (3,1% in 2016) könnte die Folge sein. Damit befände sich die uneingeschränkte Macht des US-Imperialismus endgültig in der Abwärtsspirale.

Europa steckt hier mittendrin. Laut Mercator-Stiftung bzw. ihrem auf China spezialisierten think-tank Merics, steigen die ausländischen Direktinvestitionen Chinas in Europa derzeit exponentiell an. Die aktuelle Studie prognostiziert die Zeitenwende: „Die neue Ära chinesischen Kapitals hat begonnen. Und die erste Welle trifft Europa bereits mit voller Wucht.“ Angesichts der Unwägbarkeiten mit Trump verwundert es auch nicht, dass das Institut im Interesse des EU-Kapitals den „Abschluss eines robusten bilateralen Investitionsabkommens“ fordert. Da wird Trump wohl wütend werden.

Größere militärische Konflikte zwischen USA und China bis hin zum offenen Krieg sind gegenwärtig (noch) unwahrscheinlich. Durchaus denkbar sind jedenfalls Stellvertretungs-Kriege in anderen Teilen der Welt, wo sich US-gestützte sowie chinesische Truppen gegenüberstehen. Auch darf die Dynamik der Aufrüstung in der Region nicht übersehen werden. Sechs der zehn wichtigsten Waffen-Importländer befinden sich im Umfeld Chinas. Die USA bereiten einen Ausbau der Kriegsschiff-Kapazitäten vor, welche besondere Bedeutung haben werden. Geographisch würden sich Kämpfe um einige von China beanspruchte winzige Inseln im Südchinesischen Meer oder Taiwan abspielen. Taiwan wird von China als abtrünniger Teil betrachtet. Trump hat hingegen mit mehreren Äußerungen die Akzeptanz dessen in Frage gestellt (und kurz danach alles wieder zurückgenommen). In jedem Fall würde jedoch eine kriegerische Auseinandersetzung bzw. die Mobilmachung im Südchinesischen Meer selbst die Kräfte der stärksten Militärmacht ausreizen.

Zum wiederholten Male beweisen die sich anbahnenden Krisen, dass im Rahmen des Kapitalismus keine dauerhaft friedliche und nachhaltige Entwicklung möglich ist. Selbst wenn eine Seite die andere besiegen würde, wäre dies für die ArbeiterInnen-Klassen auf allen Seiten fatal. Dementsprechend sollte man seine Anstrengungen nicht darauf richten, ob und wie die sogenannte Staatengemeinschaft eine weltweite kapitalistische Kernschmelze überhaupt managen könnte, sondern wie die arbeitenden Massen diesen Teufelskreis von kapitalistischer Ausbeutung und nationalistischer Aufwiegelung durchbrechen können.

Mehr Infos unter: http://chinaworker.info/en/

 

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Internationale Notizen: Spanien - Irland - Jemen

Vereinigung auf der revolutionären Linken

„Warum tut ihr euch nicht zusammen“ werden Linke oft gefragt. Wo es Gemeinsamkeiten in Theorie und Praxis gibt, sollte das auch gemacht werden. Daher diskutieren das CWI (Commitee for a workers International) und die marxistische Organisation Izquierda Revolucionaria (IR – in Spanien, Venezuela, Mexiko) auch seit Monaten über eine gemeinsame Zukunft. Insbesondere die CWI-Herangehensweise an Sanders, Corbyn und die schottische Unabhängigkeitsfrage hat die GenossInnen der IR, die früher bei der IMT waren (in Österreich: Der Funke) überzeugt. Ein solches Zusammengehen auf einer prinzipienfesten Basis von zwei der wichtigsten marxistischen Gruppen international kann eine wirkliche qualitative Veränderung bedeuten und wird ein Referenzpunkt für Revolutionäre international sein.

http://izquierda-revolucionaria.org/

Irland: Jobstown not guilty!

In Irland droht Paul Murphy, Parlamentarier der Socialist Party (SP, CWI Irland) eine mehrjährige Haftstrafe sowie der Verlust seines Mandates. Der Grund: Beteiligung an einer Sitzblockade gegen das Auto der Vizekanzlerin. Der irische Staat rächt sich für die Niederlage durch eine Massenbewegung gegen unsoziale Wassergebühren mit dem Angriff aufs Demonstrationsrecht. Die SP organisiert eine internationale Solidaritätskampagne. Bis jetzt bekundeten schon der linke Intellektuelle Chomsky, der französische Präsidentschaftskandidat Mélenchon, die englische Trade Union and Socialist Coalition und viele andere ihre Solidarität. Auch in Österreich werden wir Solidarität organisieren, z.B. eine Kundgebung zum Start der Verhandlungen am 24. April. Mehr Infos zu Aktionen auf slp.at.

http://socialistparty.ie/

Arbeitsproteste im Jemen

Auch im Jemen gibt es Klassenkämpfe: und zwar Beschäftigte des französischen Ölkonzerns Total und der Sicherheitsfirma G4S. Sie kämpfen für die Ausbezahlung von seit einem Jahr ausstehenden Löhnen und für Gerechtigkeit für drei unter dubiosen Umständen ermordete KollegInnen. Mehrere Sektionen des CWI organisierten am 17.2. internationale Protestaktionen.

http://www.socialistworld.net/

 

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Deutscher Zwerg mit langem Schatten

Wolfram Klein

Es ist umstritten, von wem das Zitat „Wenn die Sonne tief steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten“ stammt. Aber es passt auf die deutsche Wirtschaft.

In den letzten Jahren gab es paradiesische Bedingungen für Wirtschaftswachstum: die Zinsen sind auf einem historischen Tiefstand, was zu Investitionen (und zu größeren Anschaffungen von Privathaushalten) animiert; der Wechselkurs des Euro bleibt niedrig (was Exporte erleichtert). Die staatlichen Ausgaben zur Integration von Flüchtlingen wirken als Konjunkturprogramm; auch die verfügbaren Einkommen stiegen im Schnitt (wovon jedoch z.B. prekär Beschäftigte oder Menschen mit steigenden Mieten wenig merken). Tatsächlich haben sich alle diese Faktoren positiv auf die Konjunkturentwicklung ausgewirkt: private Konsumausgaben wuchsen 2016 preisbereinigt um 2%, Konsumausgaben des Staats um 4,2%. Bauinvestitionen um 3,1% und Exporte um 2,5%. Angesichts dessen ist eine Wachstumsrate von 1,9% eher mickrig (zum Vergleich: nach der Wirtschaftskrise 2009 war das BIP 2010 um 4,1% und 2011 um 3,7% gewachsen).

Wenn das Wachstum der deutschen Wirtschaft trotzdem im In- und Ausland bejubelt wird, ist das (neben Schönfärberei in einem Wahljahr) vor allem damit zu erklären, dass Deutschland andere Länder erfolgreich niederkonkurriert hat und jetzt im Vergleich zu ihnen besser dasteht. Exportüberschüsse (2016 252,9 Milliarden Euro) bedeuten Export von Arbeitslosigkeit und sind nicht unbegrenzt möglich. Wie schwach die Wirtschaft tatsächlich ist, zeigt die extrem niedrige Zunahme der privaten Ausrüstungsinvestitionen (um 0,9%).

Letzten September machte die Schieflage der Deutschen Bank Schlagzeilen, die durch Strafzahlungsforderungen der USA ausgelöst wurde. Das mag vom Tisch sein, auch Dank 130.000 $ Wahlspenden an die Republikaner. Aber die strukturellen Probleme des Bankensektors, u.a. durch die extrem niedrigen Zinsen der EZB, bleiben. Nach einer Studie des IWF vom Oktober ist ein Drittel des europäischen Bankensektors „schwach“.

Wenn die Sonne des Kapitalismus tief steht, sollten wir nicht die langen Schatten von Zwergen abfeiern, sondern für den Sozialismus kämpfen.

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Sri Lanka: Droht ein neuer Bürgerkrieg?

Siritunga Jayasuriya

Regierung setzt auf neoliberale Kürzungen und befeuert damit kommunalistische Hetze.

2015 wurde Maithripala Sirisena Präsident von Sri Lanka. Er löste das korrupte chauvinistische Regime von Mahinda Rajapaksa ab. Sofort war die Regierung mit der wirtschaftlichen Krise konfrontiert und griff auf einen IWF-Kredit von 1,6 Mrd. Dollar zurück. Das Wachstum war 2016 mit 4% niedriger als erwartet und die Exporte stagnierten. Zusätzlich verlor die Währung an Wert gegen den Dollar. 2015 lagen die Staatsschulden bei 8.500 Mrd. Dollar, Ende 2016 bei 9.400 Mrd..

Gleichzeitig wachsen Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit rasant. Die Lebenserhaltungskosten sind so stark gestiegen, dass die ArbeiterInnenklasse, die armen Bauern/Bäuerinnen sowie die unteren Mittelschichten nur schwer ein Auskommen finden. Der Plan des Premiers Ranil beinhaltet Neoliberalismus, beseitigt staatliche Schutzmaßnahmen und öffnet die Tür für imperialistische Investitionen. Als ersten Schritt plant die Regierung, die Gewerkschaftsrechte einzuschränken. So soll ein Gesetz abgeschafft werden, das Kündigungen nur mit Billigung des Arbeitsministeriums ermöglicht (außer aus disziplinären Gründen). Diese Errungenschaft der ArbeiterInnenbewegung konnte in einer Periode gewonnen werden, als die linken Kräfte in Sri Lanka stark waren.

Die menschliche Tragödie auch nach Beendigung des Bürgerkriegs war unbeschreiblich (bei dem TamilInnen um nationale Rechte kämpften, die Regierung brutal gegen sie vorging, Anm.). Elternlose Kinder, Menschen ohne Arme oder Beine, Menschen, die alles verloren hatten. Eine große Mehrheit in den tamilischen Gebieten im Norden und Osten des Landes stimmten gegen Rajapaksa in der Hoffnung, dass die neue Regierung diese Probleme lösen würde. Aber in zwei Jahren Regierung hat Maithripala nicht geliefert. Wiederholt kündigte er Schritte in Richtung einer neuen Verfassung an, um das Präsidialsystem abzuschaffen und die Macht aufzuteilen, um die nationale Frage zu lösen. Die aktuelle Verfassung wurde 1972 von einer Regierung aus SLFP (quasi sozialdemokratisch, aber auch buddhistisch-chauvinistisch), LSSP (damals Teil der 4. Internationale) und der KP verabschiedet. Diese Verfassung gab dem Buddhismus (und damit der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit, Anm.) die Vormachtstellung. Daher verlangten die TamilInnen Föderalismus und die Trennung von Religion und Staat. Der Artikel 13 der Verfassung, der dem Norden theoretisch Autonomierechte zugesteht, stammt aus 1987. Bis jetzt hat keine kapitalistische Regierung ihn umgesetzt. Die Abgabe von Macht an autonome Regionen müsste durch ein Referendum beschlossen werden. Die Geschichte zeigt, dass die kapitalistischen PolitikerInnen nicht fähig sind, die nationale Frage zu lösen.

Die aktuelle Regierung steht unter Druck - national und international -, die nationale Frage zumindest zu entschärfen. Das Ziel der Rajapaksa Clique ist es, bei einem solchen Referendum den singhalesisch-buddhistischen Kommunalismus neu zu entfachen. Das Land könnte in rassistischen Terror abgleiten, der jenen von 1987-89 übertrifft. MarxistInnen sind, wenn die Regierung ein solches Referendum durchführt, mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert: die rassistische Hetze Rajapaksas zu bekämpfen und den Kampf der ArbeiterInnenklasse sowie der unterdrückten Minderheiten gegen die neoliberale kapitalistische Regierung zu stärken und ihm Richtung zu geben.

Maithripala hat die demokratischen Schritte, die er vor den Wahlen versprochen hatte, nicht umgesetzt. Stattdessen haben Militärpräsenz und Polizeirepression wieder die Oberhand gewonnen. Die Unterdrückung des Kampfes der HafenarbeiterInnen in Hambantota sowie der Kampf um den Hafenausbau sind eine Generalprobe für das, was auf uns zukommt. Die armen Bauern/Bäuerinnen der Region wehren sich gegen die Übergabe von 15.000 Hektar Land an China. Die Regierung hat ausländisches Kapital eingeladen als Allheilmittel gegen wirtschaftliche Probleme. Um ihre neoliberale Sparpolitik abzusichern, setzt sie auf neue Repression gegen die ArbeiterInnenklasse und Armen.

Die einzige Kraft, die dem etwas entgegensetzen kann, ist die organisierte ArbeiterInnenklasse und eine Linke, die für das Recht auf Selbstbestimmung der TamilInnen steht. Der Kampf der TamilInnen im Norden, Osten und dem zentralen Hochland für ihr Selbstbestimmungsrecht muss mit dem Kampf der ArbeiterInnen und Unterdrückten im Süden für höhere Lebensstandards und demokratische Rechte verbunden werden.

Die Regierung plant eine Verlängerung der Arbeitszeit und versucht Arbeitskämpfe per Gericht zu unterdrücken. Gegen diese Angriffe auf fundamentale Rechte der ArbeiterInnen braucht es einen gemeinsamen Kampf der verschiedenen Gewerkschaften. Seit der Niederlage des Generalstreiks von 1980 sind die Gewerkschaften in der Defensive. Es gibt Ansätze einer Vernetzung unter den Gewerkschaften. Aber das wird nicht reichen, um die Angriffe der herrschenden Klasse zurückzuschmettern. Es braucht eine organisierte Zusammenarbeit von Gewerkschaftsverbänden, eine Struktur wo man regelmäßig zusammenkommt, um demokratisch über Anliegen der ArbeiterInnenklasse entscheiden. Den Herausforderungen kann nur begegnet werden, wenn eine solche Dachorganisation die Kämpfe von ArbeiterInnen, BäuerInnen und SchülerInnen/Studierenden zusammenführt.

Mehr Infos: www.lankasocialist.com 

 

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Solidaritätsaktion gegen häusliche Gewalt in Russland

Nikita Tarasov

Am 28.1. organisierte die SLP eine Aktion vor der Russischen Botschaft in Wien. Anlass war der internationale Solidaritätstag gegen ein Gesetz, das Strafen für einmalige häusliche Gewalt quasi aufhebt und häusliche Gewalt weiter verharmlost. Aus Russland, u.a. von der SLP-Schwesterorganisation „Sozialistische Alternative“ war zum Aktionstag aufgerufen worden. Fast schon nach russischen Standards, versuchte uns die Polizei zu behindern, indem sie uns einen Platz fast außerhalb der Sichtweite der Botschaft zuwies. Trotzdem wurden bald unsere Transparente ausgerollt und schon kurz darauf ertönten Reden auf deutsch und russisch. In meiner wies ich auf die Notwendigkeit der Schaffung von sicheren Räumen für Frauen und LGBTQI-Jugendliche auf Kosten der Reichen, Oligarchen und der russisch-orthodoxen Kirche hin.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

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