Internationales

Zahlen und Fakten zu Frauen in Protesten

Moritz Bauer
  • In Island protestierten tausende Frauen gegen den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. Sie verließen ihren Arbeitsplatz am 24. Oktober 2016 um 14 Uhr 38 - dem Zeitpunkt, ab dem sie gratis arbeiten.

  • Lateinamerikas „Feministischer Herbst“ führte zu Protesten von hunderttausenden Frauen gegen Kürzungspolitik, Korruption und arbeiterInnenfeindlichen „Reformen“.

  • Die von Argentinien ausgehende Bewegung „Nicht eine Frau weniger“ gewann 2016 an Stärke. Zehntausende Frauen, Männer und Kinder protestierten in Argentinien, 150.000 in Peru gegen Übergriffe und Femizide (Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind).

  • Die Pflege im Berliner Großkrankenhaus Charité, wo rund 2/3% der Beschäftigten Frauen sind, konnte durch Kampagne und Streik gemeinsam mit solidarischen PatientInnen und BerlinerInnen spürbare Verbesserungen wie Kollektivvertrag und verbesserten Personalschlüssel erkämpfen.

  • Seit einem Mord am 17.05.16 geht in Südkorea unter v.a. jungen Frauen die Wut hoch über Gewalt und sexuelle Belästigung. Im November waren dann viele dieser Aktivistinnen wohl auch bei den Massenprotesten gegen das Regime dabei.

  • In Mexiko protestierten zehntausende LehrerInnen gegen eine geplante Bildungs“reform“. Trotz massiver Repression und Entlassungen der Streikenden ließen sie sich nicht einschüchtern.

  • Mehrere Millionen SudanesInnen beteiligten sich Ende November 2016 an einem Generalstreik gegen IWF-Forderungen und drohende Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln. An der Organisation und Mobilisierung beteiligten sich führend zahlreiche Frauen.

  • Im Juni 2016 beteiligten sich hunderte weibliche Gesundheitsbeschäftigte in Pakistan an Protesten. Sie forderten die Auszahlung ihrer für mehrere Monate ausstehenden Löhne. Weiters richteten sich die Proteste gegen sexuelle Übergriffe auf Arbeiterinnen.

  • Tausende Studierende, darunter zahlreiche Frauen, protestierten 2016 in Südafrika gegen Outsourcing, hohe Studiengebühren und patriarchale Strukturen an den Unis. An der Organisation und Durchführung dieser Proteste, die massiver Repression ausgesetzt waren, beteiligten sich zahlreiche Frauen maßgeblich.

 

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Internationale Notizen: Jänner 2017

Indien: Widerstand gegen Landraub

Die indische Regierung will in Puna einen neuen Flughafen bauen. Für das Mega-Projekt sollen absurde 3.000 Hektar Land „im öffentlichen Interesse“ enteignet werden. Ähnliche Projekte waren Tarnung für Luxus-Projekte für die kleine Gruppe der Reichen. Das Risiko für die Investitionen trug stets die öffentliche Hand. „New Socialist Alternative - NSA“ (CWI in Indien) hilft, den Widerstand der von Enteignung bedrohten Bevölkerung zu organisieren. In vielen Dörfern haben sich Komitees gebildet, die NSA in Puna vernetzt. Die Regierung versucht, jedes Dorf einzeln mit Einschüchterungen und Lügen-Versprechen zum Einlenken zu bringen, die Vernetzung soll genau das verhindern. Mit einer Verleumdungs-Kampagne auch gegen NSA und Drohungen gegen zentrale AktivistInnen reagiert die Regierung.

www.socialism.in

Nord-Irland: Links tut sich was

In den letzten Jahren heizt sich der alte katholisch-protestantische Konflikt in Nordirland wieder an, was als Ablenkungsmanöver gelegen kommt. Die Labour Party gab es dort bisher nicht und sie wurde auch nicht vermisst. Seit deren neuer Chef Corbyn diese aber mit linken, kämpferischen Inhalten füllt, hat sich das geändert: Nach einer Initiative unserer Schwesterpartei hat sich dort die „Labour Alternative (LA)“ gegründet. Sie steht für Widerstand gegen Kürzungen, und zwar gemeinsam über die Konfessionsgrenzen hinweg. Statt Katholisch und Protestantisch gegeneinander auszuspielen, organisiert LA ArbeiterInnen aus beiden Lagern. Diese Alternative kommt gut an: Seit Mai ist LA von 400 auf 3.000 Mitglieder gewachsen!

www.socialistpartyni.net

Schulung in Brasilien

Vom 27.-29.1. findet die bisher größte Lateinamerika-Schulung des CWI statt. Unter den TeilnehmerInnen aus Chile, Brasilien, Venezuela, Mexiko, den USA und Spanien sind auch VertreterInnen der „Izquierda Revolucionaria“, einer sozialistischen Organisation, mit der das CWI in Diskussion steht. Neben der Lage in Lateinamerika ist daher auch die Reorganisierung der revolutionären Linken international Thema.

 

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Friedenstaube Putin?

Nicolas Prettner

 Putin ist nicht der Teufel in Person, aber auch keinen Deut besser als der US-Imperialismus.

Für den Westen steckt Putin zur Zeit so ziemlich hinter allem: er soll dafür verantwortlich sein, dass Trump US-Präsident wurde und einen Plan haben, Merkel zu stürzen. Putin dagegen inszeniert sich als friedliebender Volkstribun, der die Welt gegen amerikanische Allmachtsfantasien verteidigt. An beidem ist wenig dran. Putin ist ein autoritärer Herrscher, der vor wenig zurückschreckt, aber Trump hat das US-amerikanische Establishment schon selbst zu verantworten. Und von Putins Liebe zum Frieden können die Menschen in Georgien, der Ukraine und in Syrien ein Lied singen.

Die USA und Russland gehören zwei unterschiedlichen imperialistischen Blöcken an, die um Macht und Einfluss ringen. So unterstützen beide in Syrien unterschiedliche Gruppierungen. Während die USA die Rebellen unterstützt, steht Russland auf der Seite Assads. Ähnlich auch im Ukrainekonflikt. Es geht um Vormachtstellung, wirtschaftliche Vorteile und Dominanz der Region. Wie die USA ist auch Russland unter Putin eine imperialistische Macht und kein Ansatzpunkt für Linke und Anti-ImperialistInnen. Die aktuelle Schwäche und politische Krise der USA nützt Putin, um Meter im imperialistischen Wettlauf zu machen. Auch Putin wurde nur von einer Minderheit gewählt: bei den letzten „Wahlen“ konnte seine Partei in manchen Gebieten nur 14% erlangen - von den 50%, die überhaupt zur Wahl gingen. Widerstand gegen Putin und seine Politik ist nur eine Frage der Zeit.

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Donald Obama und Barack Trump?

Brettros

Trumps Präsidentschaft bedeutet Angriffe auf ArbeiterInnen, MigrantInnen und Frauen. Doch werden sich seine politischen Entscheidungen fundamental von jenen Obamas unterscheiden? Obama wurde mit einem Mandat für „Hoffnung“ und „Veränderung“ gewählt. Man erhoffte eine gleichere und gerechtere Gesellschaft. Tatsächlich kam es anders. In den ersten Monaten rettete Obama die Wall Street Banken, die die Wirtschaftskrise ausgelöst hatten und schickte zusätzliche Truppen nach Afghanistan. Statt der versprochenen „transparentesten Regierung der Geschichte“ wurde der Überwachungsstaat ausgebaut, der WhistleblowerInnen wie Chelsea Manning und Edward Snowden verfolgt – daran ändert auch Mannings Begnadigung kurz vor Obamas Abtritt nichts.

Es ist erschreckend, wenn Trump die Ausweisung von zwei bis drei Millionen undokumentierten ArbeiterInnen ankündigt - doch unter der Obama-Regierung wurden 2,4 Millionen MigrantInnen deportiert, mehr als unter jedem anderen US-Präsidenten. Trumps Rassismus und sein Versprechen, Einwanderung aus „terroranfälligen Regionen“ (gemeint sind Moslems) zu verbieten, sind widerlich. Doch sind seine Worte schlimmer als das Handeln der Obama-Regierung, die allein im letzten Jahr 26.000 Bomben auf hauptsächlich muslimische Länder wie Somalia, Libyen oder Pakistan abgeworfen hat? In vielen Gegenden leben die Menschen in dauernder Angst vor Drohnenangriffen, die ihr Leben jederzeit auslöschen könnten. Das ist Obamas Erbe im Nahen und Mittleren Osten. Es ist zynisch, wenn Obama sich sorgt, dass die USA „einen Präsidenten bekommen könnten, der […] Kriege auf der ganzen Welt ohne Rechenschaftspflicht oder demokratische Debatte führen kann.“

Es ist gut, dass hunderttausende insbesondere beim Frauenmarsch auf Washington gegen Trumps Amtseinführung auf die Straße gehen. Aber die Erfahrungen mit Obama zeigen: Wenn wir Trumps Politik wirklich bekämpfen wollen, können wir uns nicht auf die Demokratische Partei verlassen. Aus den sozialen Bewegungen, die überall aus dem Boden sprießen, wie dem Kampf um einen $15 Mindestlohn, Black Lives Matter und der Umweltbewegung, muss eine Partei der 99% entstehen, die den Widerstand gegen Trump und sein System zum Erfolg führen kann.

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Hong Kong: Regierungschef muss gehen

Sally Tang mei-ching, Socialist Action

Wiederkehrende große Proteste in China und Hong Kong machen die Herrschenden in Peking nervös.

Leung Chun-ying („CY“) ist zurückgetreten – Millionen Menschen in Hong Kong feiern diese Neuigkeiten. Als Regierungschef von Hongkong war er ein Desaster für die Bevölkerung mit Angriffen auf demokratische Rechte und einer sozialen Polarisierung. Es ist ironisch, dass seine Chefs im chinesischen Regime ihn dafür entlassen haben, dass er einen Teil des gewählten Legislative Council (LegCo, gesetzgebende Körperschaft, entspricht einer Art Parlament) entlassen wollte. Seine Agenda bedeutete mehr Kontrolle über Honkong durch Festlandchina in Bezug auf Bildung, aggressives politisches Vorgehen gegen Proteste und einen erneuten Versuch, Artikel 23 (ein „Antisubversionsgesetz“) einzuführen. Seine Amtszeit war gekennzeichnet von Vertiefung der Armut und einer Immobilienkrise.

Wie auch immer die offizielle Version von CY’s Abgang lautet, der wirkliche Grund war, dass seine Herrschaft durch Massenproteste blockiert wurde. Die Wahlergebnisse der Wahl zur LegCo im September waren eine schmerzliche Niederlage für das Establishment. Das wiederum war Ergebnis der Regenschirmbewegung von 2014. CY hat diesen 79 Tage dauernden Kampf überlebt – aber als angeschlagener Herrscher.

Vor seinem Abgang hat CY noch mit undemokratischen Manövern versucht, seine Herrschaft zu sichern. So initiierte er z.B. eine Hexenjagd gegen vier oppositionelle gewählte VertreterInnen der LegCo, darunter „Long Hair“ Leung Kwok-hung von der Sozialdemokratischen Liga. Drei von ihnen waren im September in die LegCo gewählt worden. Durch Attacken auf die demokratischen Oppositionsparteien in der LegCo hoffte CY Rückendeckung von Peking für den auf die Elite beschränkten Wahlprozess zum Regierungschef zu erhalten, um eine Spaltung in der herrschenden Elite zu vermeiden. Sein Plan war, die vier los zu werden und sie dann in den Nachwahlen durch pro-Peking PolitikerInnen zu ersetzen. „Long Hair“ nannte dieses Manöver einen Putsch gegen die Wahlergebnisse des Septembers. Ein schwächerer oppositioneller Block hätte es der Regierung leichter gemacht, die LegCo zu kontrollieren und unpopuläre Maßnahmen durchzuboxen. CY hatte bereits angekündigt, Artikel 23 einzuführen, der ein massiver Angriff auf die ohnehin beschränkten demokratischen Rechte in Hong Kong ist. Es handelt sich dabei um ein „Antisubversionsgesetz“ dessen Einführung bereits 2003 durch Massenproteste verhindert worden war.

Peking hat nun CYs Herrschaft beendet. Das zeigt die Nervosität der Herrschenden in Peking. Es gibt auch starke Indizien, dass der Einbruch in das Büro von Socialist Action, der Sektion des CWI in Hong Kong, aus dieser Richtung kommt. Das Büro ist in einer extrem armen Gegend, in der es aufgrund der Armut kaum Einbrüche gibt. Es wurden alte, schlechte (und schwere) Computer gestohlen, Dokumente gesucht und das ganze Büro unter Wasser gesetzt und somit Archive und Unterlagen vernichtet. Auch wenn der Schaden groß ist, konnten die „Diebe“ kaum Wertvolles mitnehmen, was vermuten lässt, dass sie eher an Informationen über unsere Arbeit in Hong Kong und China interessiert waren.

Ein mögliches Ende der Herrschaft von CY haben SozialistInnen bereits nach den Wahlen im September vorhergesagt. Es war klar, dass das chinesische Regime versuchen würde, weitere Bewegungen und Aufstände in Hong Kong zu vermeiden. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage hat gezeigt, dass nur 19% der Bevölkerung Hong Kongs eine Wiederwahl von CY unterstützt hätten. Peking wird CY mit einer weniger kontroversen Figur ersetzen, um politische Spannungen zu reduzieren. Bei der Wahl im März könnten sie sich für eine Person wie Finanzsekretär John Tsang Chun-wah entscheiden, der unter den traditionellen Tycoon Familien einiges an Unterstützung hat. Die Entscheidung Pekings, CY zu ersetzen ging von Xi Jinpung und der zentralen Führung aus und reflektiert den Machtkampf in Peking. Sie spiegelt dennoch auch die Macht von Massenprotesten wider.

CYs Rückzug ist auch ein verspäteter Sieg der Regenschirmbewegung. Das ist eine wertvolle Schlussfolgerung für die Frage, was als nächster Schritt nötig ist. Schon die Massenbewegung 2003 gegen Artikel 23 hatte einen Regierungschef zum Abdanken gezwungen. Diese Lehren sind wichtig für den Wiederaufbau der Pro-Demokratie Bewegung in Hong Kong und China. Denn die Bewegung war siegreich trotz der zögerlichen Haltung ihrer Führung, der sogenannten Pandemokraten. Sie hätte auf Festlandchina und auf die Ebene von Streiks und sozialen Kampfmaßnahmen ausgeweitet müssen. Auch eine zukünftige Bewegung muss das aufgreifen. Denn auch wenn CY zurückgetreten ist – das undemokratische System von Korruption, für das er steht, ist noch intakt. Das Schicksal der vier Oppositionellen ist immer noch unklar. Wir müssen das gesamte Establishment stürzen – das System von kapitalistischer Diktatur – wenn demokratische Rechte und soziale Gerechtigkeit Realität werden sollen.

Mehr Informationen:

www.socialism.hk und www.chinaworker.info

 

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Der Jobstown-Prozess: Bedrohung demokratischer Rechte

Um den Anti-Austerity-Alliance-Abgeordneten und Socialist-Party-Angehörigen Paul Murphy wird der größte Prozess seit Jahrzehnten aufgerollt. Ihm droht ein längerer Gefängnisaufenthalt.
Eddie McCabe, CWI Irland

Die überzogene Anklage und der Schuldspruch wegen Freiheitsberaubung  eines 17-Jährigen, der an einer friedlichen Sitzblockade teilnahm, markieren einen signifikanten und gefährlichen Schritt in Richtung der Kriminalisierung von Protesten in Irland. Der Prozess und das Gerichtsurteil sind Teil einer politischen Kampagne, ausgehend von höchsten Kreisen des Staates. Sie dienen zur Unterdrückung der Opposition der ArbeiterInnenklasse und ihrer RepräsentantInnen, wie dem Abgeordneten der Anti-Austerity Alliance (AAA http://antiausterityalliance.ie/) und Socialist Party (irische Schwesterorganisation der SLP http://socialistparty.ie/) Paul Murphy.

Dieses offensichtliche Fehlurteil schockte viele ArbeiterInnen, die es überraschte, dass die Anklage erhoben und sogar vor Gericht gebracht wurde. Es wird immer klarer, dass die Gerichtsverhandlungen in Jobstown mit 19 Angeklagten politisch motiviert sind. Der junge Angeklagte hatte nie eine Chance. Er wurde Opfer der breiten repressiven Agenda des kapitalistischen Establishments in Irland. Dieses ist entschlossen, Widerspruch zu unterdrücken, als Vorbereitung auf Kämpfe und direkte Aktionen, die unausweichlich aus der anhaltenden Wirtschaftskrise und den sinkenden Lebensstandard folgen werden.

Weil sie die Kampagne des Massenboykottes gegen die Wasserabgaben geführt haben und die konsequenteste Stimme der ArbeiterInnenklasse geworden sind, wurden die Socialist Party und die AAA zur Zielscheibe des Staates.

Ein bahnbrechendes Ereignis in der Kampagne gegen Wassergebühren

Die Anklage folgte einer Protestaktion, die im November 2014 in der ArbeiterInnengemeinde in Jobstown, Tallaght, südwestlich von Dublin stattfand. Joan Burton (zu der Zeit Vizeministerpräsidentin und Chefin der Labour Party) war direkt verantwortlich für drastische Sozialkürzungen, die Nachbarschaften wie Jobstown hart getroffen haben. Als sie eine örtliche Abschlussfeier besuchte, löste das große Entrüstung aus und die lokale Bevölkerung mobilisierte in den sozialen Medien und mit Mundpropaganda 500 Personen zu einer spontanen Demonstration.

Der Protest fand zum Höhepunkt der Bewegung gegen Wassergebühren statt. Zwei Wochen davor hatten 200,000 Personen an Protesten im ganzen Land teilgenommen. Einen Monat davor, am 11. Oktober, fanden sich 100,000 Demonstranten in der Hauptstadt zusammen, am selben Tag als Paul Murphy, Mitglied der Anti-Austerity Alliance (AAA), die Nachwahl gewann und zum Vertreter des Wahlkreises Dublin South West im irischen Parlament (Dail) wurde. Sein Sieg war Resultat eines radikalen Wahlkampfes, der die Massenmobilisierung gegen die Zahlung der Gebühren forciert hatte.

In den Wochen vor dem Protest hatte das politische und mediale Establishment schon mit einer Kampagne begonnen, um die Bewegung mit Schmutz zu bewerfen. Die Popularität der Bewegung nahm trotzdem zu. Dies versuchte man aufzuhalten durch eine Spaltung der Bewegung, indem die militanteren Teile dämonisiert wurden und eine Versöhnung mit den eher passiven Teilen angestrebt wurde.

Das Ziel dieser Strategie war es, den führenden Persönlichkeiten der Bewegung zu schaden, vor allem die AAA Parlamentsabgeordneten der Boykottkampagne wurden anvisiert. Sie haben versucht die Proteste in Jobstown dafür zu benutzen.

Die rechtsorientierten Medien attackieren den „Mob“

AAA Mitglieder, davon drei lokale Stadträte: Kieran Mahon, Mick Murphy, Brian Leech und Paul Murphy TD (Parlamentarier, kürzlich gewählt) waren in den Protest involviert. Sie beteiligten sich am Sitzstreik und dem langgezogenen zweistündigen Marsch vor Burtons Regierungsauto. Der Protest war spontan, daher nicht koordiniert und wurde wie eine gewöhnliche Gewerkschaftsdemonstration behandelt, an die das Establishment gewöhnt war. Anwohner gingen zum Protest, Kinder und Jugendliche versammelten sich rundherum und ein paar Wasserbomben und Eier wurden geworfen. Die Garda (Polizei) und Spezialeinsatzkräfte wurden gerufen, der Protest verlief jedoch friedlich und Burton hätte jederzeit das Regierungsauto verlassen können, was sie schlussendlich auch tat.

Der Protest verursachte große Empörung und Aufruhr des Establishments über die nächsten Tagen und Wochen. Hysterische Ankündigungen wollten die Bewegung in Verruf bringen und warfen ihr vor, eine ‚Mob-Mentalität’ zu haben und die Regeln des Gesetzes und das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht zu beachten. Der Parlamentsabgeordnete der Fine Gael, Noel Coonan, verglich die DemonstrantInnen mit ISIS. Sie waren empört darüber, dass RegierungspolitkerInnen für ihre Taten und das Leid das sie dadurch produzieren zur Verantwortung gezogen werden und nicht einfach ungestört durch die Gegend stolzieren können.

Die Parlamentsabgeordneten der AAA Ruth Coppinger, Paul Murphy und Joe Higgins gingen nicht auf die falschen Anschuldigungen ein, verteidigten die Proteste, kämpften gegen die Dämonisierung der Jobstown Gemeinschaft an und konnten die Berichterstattung der Medien wesentlich beeinflussen. Sie zeigten die Probleme auf, die die Gemeinschaft motivierte, Widerstand gegen Joan Burton zu leisten. Die Labour Party hatte ihre WählerInnen verraten, denn sie unternahm nichts gegen die anwachsende Ungleichheit der irischen Gesellschaft.

Unsere GenossInnen entlarvten die heuchlerische Art und Weise, auf die Mitglieder der Labour Party die ‚Gewalt’ des Protestes in Form von Wasserbomben verurteilten: Gleichzeitig ignorieren sie die Gewalt, die von der Schließung von Frauenhäusern und anderen Kürzungsmaßnahmen, an denen die Labour Party beteiligt war, ausgeht.

Staatliches Durchgreifen gegen die Opposition

Das entschiedene Auftreten der AAA bekräftigte die Entschlossenheit des Establishments, zurückzuschlagen. Drei Monate nach dem Protest wurde eine zweiwöchige staatliche Kampagne in Jobstown gestartet. Dabei verhafteten PolizistInnen bei Razzien in der Morgendämmerung zahlreiche Männer, Frauen und Jugendliche. Zur selben Zeit wurden fünf Demonstranten im Norden Dublins zu einer einmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie den Zugang zu Wasserzählern blockiert hatten. Die Intention war klar; es sollte die Nachricht an die aktive Kampagne und die Bevölkerung gerichtet werden, dass ziviler Ungehorsam nicht toleriert wird.

Die Taktik des Establishments scheiterte jedoch daran, das Anwachsen der Bewegung gegen die Wassergebühren zu verhindern. Viele weitere große und effektive Demonstrationen wurden über das letzte Jahr veranstaltet und der entscheidende Massenboykott der Wassersteuer wurde aufrechterhalten. Nach den Parlamentswahlen im Februar 2016 erreichte der Boykott seinen Höhepunkt: 70% der Bevölkerung zahlten die Gebühren nicht. Nach den Wahlen wurden die Wassergebühren aufgeschoben und es ist unwahrscheinlich, dass sie nochmal eingeführt werden, ein riesiger Erfolg der Kampagne!

Jedoch, während die Proteste abgeflaut sind, sich die aktive Bewegung aufgelöst hat und die Ergebnisse der Regierungskommission zur Wassersteuer abgewartet werden, geht der staatliche Vergeltungsfeldzug gegen die Gemeinschaft in Jobstown und die AAA weiter. Gegen die meisten bei den Protesten Verhafteten wurde Anklage erhoben. Ihnen werden Straftaten von „Verstößen gegen die öffentliche Ordnung“ bis hin zur „Freiheitsberaubung“ (Höchststrafe dafür wäre lebenslange Haft) vorgeworfen. Neunzehn Angeklagte starteten die ‘Jobstown not guilty justice campaign group’. Politische Überlegungen führten dazu, dass das Gericht den Prozess unnötig lange hinausschob. Sie wollten die Parlamentswahlen abwarten und hofften, dass die öffentliche Aufmerksamkeit und der Impuls der Justizkampagne abflauen würden.

Die Gerichtsverhandlungen gegen die erwachsenen Angeklagten werden im April 2017 beginnen und im Jahr 2018 abgeschlossen sein. Der erste jugendliche Angeklagte wurde jedoch bereits wegen Freiheitsberaubung verurteilt. Weil er minderjährig ist wurde milder über ihn geurteilt. Er nahm im Alter von 15 Jahren an den Protesten teil und wurde nun mit 17 Jahren als erster Angeklagter im September 2016 vors Gericht geführt. Dies war genau kalkuliert, weil ein Richter und nicht eine Jury über Minderjährige urteilt. Dies gibt dem Staat mehr Kontrolle über die Urteilsfällung und die Möglichkeit Fakten zu schaffen bevor der Prozess gegen die erwachsenen Angeklagten eröffnet wird. Durch die Verurteilung des Minderjährigen gibt es nun den Präzedenzfall, der besagt, dass einem/einer normalen DemonstrantIn Freiheitsberaubung vorgeworfen werden kann.

Der erste Streich

Der Prozess war eine Farce. Die Hauptzeugen waren Joan Burton und ein Garda-Kommissar, die eine fadenscheinige Aussage ablegten, basierend auf ihrer gemeinsamen politischen Einstellung. Der Kommissar beschrieb den Protest als Rugby-Haufen und erzählte davon wie er DemonstrantInnen aufforderte, ihre Aktionen zu unterlassen, dass „aber niemand auf seine Anweisung hören wollte“. Dies ist eigentlich kein wirklicher Gesetzesverstoß, wenn Versammlungsfreiheit und das Recht zu demonstrieren noch irgendwas bedeuten. Burton sagte, sie hätte sich ‘bedroht’ und ‘unsicher’ gefühlt, weil die Demonstranten ‘sehr wild’ gewesen wären. Sie identifizierte den Angeklagten als ‘jungen Mann in einem sauberen blauen Trainingsanzug’, was ihre Haltung gegenüber den gegen sie gerichteten, ungewaschenen Massen offenbart.

Das steht hier zur Anklage: ein Akt des Protest und kein Akt der Freiheitsberaubung. The Socialist veröffentlichte einen Artikel vom Parlamentsabgeordneten Paul Murphy, der die Beweise zusammenfasst, die im Gericht vorgeführt wurden:

  1. Zu einem Zeitpunkt hätte der verurteilte Jugendliche ins Megaphon gerufen: “Joanie in your ivory tower – this is called people power.” (Joanie in deinem Elfenbeinturm – das hier nennt sich die Macht des Volkes)
  2. Er ist herumgegangen.
  3. Er nahm an einer Sitzblockade teil und ermutigte andere dazu, dasselbe zu tun.
  4. Er fuchtelte mit den Armen.
  5. Er filmte Joan Burton mit seinem Mobiltelefon und sagte ‘Rede mit uns Joan’.

… Zur selben Zeit fingen die Schlüsselargumente der Staatsanwaltschaft an zu zerbröckeln:

  • Obwohl Joan Burton versuchte sich als Opfer zu präsentieren, widerspricht ein Video auf ihrem iPhone ihren Aussagen. Dieses hält fest wie sie im Auto darüber spricht, wie sie die Proteste in den Sozialen Medien zu ihrem Vorteil nutzen könnte!

  • Ein Polizist versuchte die Existenz einer Vereinbarung zwischen der Gardaí und den Demonstranten abzustreiten. Es wurde nämlich von beiden Seiten vereinbart, dass Joan Burtons Regierungsauto langsam hinter dem Demonstrationszug herfahren und so aus dem Viertel begleitet werden würde. Dies ist ein Problem für die Gardaí, weil sie somit Komplizen bei der sogenannten Freiheitsberaubung wären!

Obwohl es ganz offensichtlich keine wirklichen Beweise gab, wurde der Angeklagte für schuldig befunden. In der Realität war der ganze Prozess ein politischer Schauprozess. Die Verteidigung stellte zu Recht fest, dass es sich bei der Strafverfolgung um ein „Rezept für Totalitarismus“ handelte. Wenn dieser Jugendliche der Freiheitsberaubung von Joan Burton für schuldig befunden wird, weil sich ihre Autofahrt durch die Demonstration verzögerte, sind auch hunderttausende anderer DemonstrantInnen, die im Oktober und November 2014 gegen die Wassergebühren demonstriert haben schuldig. Schließlich ist es üblich, dass es bei Demonstrationen zu Behinderungen im Verkehr kommt. Verfolgt man die Logik dieses Urteilsspruchs bedeutet das, dass sämtliche Proteste als illegal deklariert werden können.

Der 17-Jährige lief mit einer Kamera langsam vor Burton her, wodurch sie ihr Schritttempo dem der Demonstration anpassen musste. Der Richter ging so weit zu behaupten, dass es sich bei dieser Verzögerung um Freiheitsberaubung handele. Wenn dies der Fall ist, so könnte dies ernsthafte Konsequenzen für die Arbeitsweise von JournalistInnen und ReporterInnn bedeuten. Demnach würden streikende ArbeiterInnen, die eine Streikpostenkette bilden und dabei StreikbrecherInnen blockieren und andere BürgerInnen auffordern, ihre errichteten Barrieren nicht zu durchbrechen, eine Straftat begehen. Deshalb ist der Urteilsspruch eine Bedrohung für die ganze Gewerkschaftsbewegung.

Milde Urteilssprüche entlarven die wahre Geschichte

Dass der junge Mann nur eine Art „Bewährungsstrafe“ bekommen hat (d.h. wenn er nicht erneut straffällig wird, bekommt er nicht einmal einen Eintrag in seine Strafakte), offenbart die Absurdität des Gerichtsurteils. Hätte er die Vizeministerpräsidentin wirklich entführt, hätte er dafür sicherlich die Höchststrafe erhalten. Dies ist nicht der Fall und die Bewährungsstrafe muss als Zeichen dafür gesehen werden, dass der Urteilsspruch dazu dient einen Präzedenzfall für die Kriminalisierung der Proteste zu setzen, noch bevor die Gerichtsverhandlungen mit den erwachsenen Angeklagten beginnen.

Der Richter sagte, dass „Joan Burton ihm versicherte nicht den Wunsch zu haben eine junge Person einzukerkern.“ In Wahrheit wollte man damit weiteren Protesten entgegenwirken, die ausgebrochen wären, hätte man diesen Schüler mit einem solchen unangemessenen Urteilsspruch belastet. Bei den anderen 17 Angeklagten handelt es sich selbstverständlich nicht um ‚junge Personen’.

Der Richter begründete sein Urteil damit, dass ‚die Versammlung von Leuten nicht friedlich war und das Verhalten der DemonstrantInnen „nicht der öffentlichen Moral und Ordnung entsprach“.

Hierbei handelt es sich um ihre Moral, nicht unsere. Ginge es nach der Gemeinschaft in Jobstown und dem Großteil der ArbeiterInnen wäre es „entgegen der Moral“ Wahlversprechen zu brechen, wie es die Labour Party getan hat. Es ist hingegen sehr moralisch solchen Betrug und dessen Konsequenzen – Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit und Armut – anzuprangern und dagegen zu demonstrieren, wie es die Menschen in Jobstown an diesem Tag gemacht hatten.

Was verbirgt sich hinter der staatlichen Kampagne?

Um dies zu verstehen muss der politische Kontext beleuchtet und aufgezeigt werden, wer ins Visier genommen wird. Die kapitalistische Wirtschaftskrise in Europa hindert die traditionellen Parteien des Establishments, ihre alte Politik weiter zu verfolgen. Proteste, Streiks und „Aufstände an der Wahlurne“ haben ein brisantes politisches Terrain in vielen Staaten geschaffen, vor allem in den von der Krise am härtesten Getroffenen. Sowie im Fall von Joan Burton werden PolitikerInnen immer öfter von der ArbeiterInnenklasse bloßgestellt. Dies ist eine beunruhigende Entwicklung für die Regierungsparteien und aufsteigende Parteien in Irland.

Zur wachsenden Unruhe trägt auch die breite Unterstützung und der Einfluss der radikalen Linken bei, die durch die Anti-Austerity Allience – People Before Profit (AAA-PBP) Gruppierung repräsentiert wird. Die Socialist Party spielte eine führende Rolle in der Bildung der AAA und war schon in der Boykottkampagne gegen Haushalts- und Eigentumssteuern in den Jahren 2012-2013 involviert. Den Durchbruch gelang der AAA in den Kommunalwahlen und zwei Nachwahlen im Jahr 2014.

Viele PolitikexpertInnen haben den Sieg der AAA in der Dublin Süd-West-Nachwahl als besonders wichtigen Wendepunkt gewertet. Die Bedeutung liegt in der Etablierung einer militanten, radikalen Linken, die sich trotz ihrer relativ kleinen Größe auf der politischen Bühne Irlands etablieren konnte. Probleme können somit auf die Tagesordnung gesetzt werden und damit Druck auf die weiter rechts stehenden Fraktionen, wie Sinn Fein, ausgeübt werden. Sinn Fein beeinflusst wiederum Fianna Fail, die die schwache Minderheit in der Regierung drängen kann. Dies wird im Fall der Wassergebühren und in der Debatte um die Aufhebung des 8. Verfassungszusatzes ersichtlich. Ein Analyst schrieb:

„Die Nachwahl in Dublin Süd-West hat wesentlich hat wesentlich zum Ergebnis der Regierungsbildungsverhandlungen zwischen Fine Gael und Fianna Fáil beigetragen. Eine damals kleine Partei mit einem Parlamentsabgeordneten, Joe Higgins, bewegte den gesamten politischen Dialog rund um die Wassergebühren nach links. Es ist ein nicht zur Genüge gewürdigter Triumph, der Sinn Féin derart durcheinanderbrachte, dass sie sich bis jetzt nicht völlig davon erholt hat.“ – Irish Examiner, 27. April 2016

Eine kürzlich erstellte Umfrage in der Sunday Business Post schätzte die AAA-PBP auf 9% landesweit. Labour erhielt nur 5% und Sinn Fein 13%. Die gewachsene Vertretung der AAA-PBP im Parlament seit der letzten Wahl und die damit gestiegene Redezeit sind ein lästiger Dorn für die etablierten Parteien. Die schon schwache Regierung wird zusätzlich zu den wirtschaftlichen Herausforderungen und dem wachsenden Unmut in den Betrieben von einer wachsenden sozialistischen, lauten und selbstbewussten Opposition unter Druck gesetzt. Daher wurde eine weitere propagandistische Offensive gegen die Linke gestartet und die Anklage gegen die DemonstrantInnen von Jobstown nicht fallen gelassen.

Der größte politische Prozess seit Jahrzehnten

Der Prozess von Paul Murphy TD und anderen AAA Mitgliedern, Councillor Kieran Mahon, Councillor Mick Murphy und Frank Donaghy im April 2017 wird der größte politische Prozess in Irland seit Jahrzehnten sein. Das Ziel des kapitalistischen Establishments ist es offensichtlich, die Aktivisten und die dreizehn weiteren Mitangeklagten für schuldig zu befinden und idealerweise für sechs Monate zu inhaftieren. Dadurch würde Paul Murphy seinen Parlamentssitz verlieren.

Es handelt sich hier also um einen Angriff auf die Demokratie, das Recht zu demonstrieren, das Recht auf Streikposten und das Recht der ArbeiterInnenklasse ihre eigenen RepräsentantInnen zu wählen.

All Jene, die für Gerechtigkeit einstehen und jene, die Gründe haben sich an Protesten zu beteiligen, haben die Verantwortung, den Kampf gegen dieses Fehlurteil auf die Straßen zu tragen, bis die Anklagen fallen gelassen werden. Vor allem Gewerkschaften müssen hier aktiv werden.

Die Socialist Pafty und die AAA werden an vorderster Front gegen diese Angriffe vorgehen: Im Gerichtssaal, aber vor allem in der „Not Guilty solidarity campaign“ in Jobstown. Die Kampagne hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen ersten Schuldspruch in der Berufung zu kippen.

Das CWI unterstützt die Kampagne mit internationalen Aktionen und Solidaritätserklärungen.

Bitte unterstützt die Jobstown Not Guilty Facebook Seite (https://www.facebook.com/Jobstown-Not-Guilty-1056889327677242/?fref=ts)

und schickt Protestnachrichten, gegen das Urteil mit der Forderung, die Anklagen fallen zu lassen, an: info@justice.ie

Briefe (Musterbrief unten zum downloaden) an: 

Departement of Justice and Equality - 51 St. Stephen’s Green - Dublin 2 - DO2 HK52

minister@justice.ie (Justizminister Fitzgerald)

jngcampaign@gmail.com (Jobstown Not Guilty)

jobstown.solidaritaet@gmail.com (als CC) 

Irische Botschaft in Österreich: Fax +43 /1-713 60 04 - Email vienna@dfa.ie

Schickt Solifotos mit den Kampagnenplakaten (unten zum downloaden) an info@justice.ie und slp@slp.at

Irland: Kriminalisierung von Protest

Minderjähriger Teilnehmer an den Protesten im irischen Jobstown schuldig gesprochen
von Matt Waine, Stadtrat der „Anti Austerity Alliance“ und Mitglied der „Socialist Party“ (Schwesterorganisation der SLP und Sektion des CWI in Irland)

Es ist ein skandalträchtiges Urteil: Ein 17 Jahre alter Schüler, der im November 2014 an den Protesten gegen die Einführung einer Sonderabgabe auf Trinkwasser im Dubliner Vorort Jobstown teilgenommen hat, ist der Freiheitsberaubung an der damaligen stellvertretenden Premierministerin und früheren Vorsitzenden der sozialdemokratischen „Labour Party“, Joan Burton, schuldig gesprochen worden.

Rund 100 Personen waren seit dem frühen Morgen und in der Hoffnung vor dem Jugendgericht in Dublin zusammengekommen, dass die äußerst schwache Beweislage, den Richter dazu bringen müsse, die Anklage fallenzulassen. Diese „Beweise“ lauteten: 1. Der Beschuldigte könnte an einer Stelle in ein Megaphon gerufen haben: „Joanie, du in deinem Elfenbeinturm – das hier ist die Macht der Straße“, 2. Er ist umhergelaufen, 3. Er hat sich hingesetzt und andere dazu aufgefordert, dasselbe zu tun, 4. Er hat seine Arme geschwungen, 5. Er hat Joan Burton gefilmt und gesagt: „Spirch mit uns, Joan!“.

Der Richter hat den Angeklagten schuldig gesprochen aber nur eine „Bewährungsstrafe“ verhängt. Das heißt, dass es zu keiner Strafe kommen wird, so lange der Schüler zeigt, dass er sich in den nächsten neuen Monaten tadellos verhalten wird. die Entscheidung ist skandalös und muss gekippt werden.

Dennoch ist damit der Präzedenzfall geschaffen. Jetzt ist für alle klar ersichtlich, dass das politische und das juristische Establishment für die große Verhandlung im nächsten Jahr bereit ist. Dann nämlich steht der Abgeordnete Paul Murphy vor Gericht, der für das Anti-Austeritäts-Bündnis „Anti Austerity Alliance“ (AAA) im Parlament sitzt und Mitglied der „Socialist Party“ (Schwesterorganisation der SAV und Sektion des CWI) ist. Neben ihm sind weitere 17 Personen vor dem Berufungsgericht angeklagt, die sich ebenfalls an den Protesten gegen die Wasser-Abgabe beteiligt haben. Mit dem Urteil gegen den minderjährigen Schüler wird der Boden bereitet, um die anderen 18 Angeklagten schuldig sprechen zu können. Sollte es tatsächlich zum Schuldspruch kommen, so werden einige, vielleicht sogar alle Angeklagten zu Gefängnisstrafen verurteilt. Wenn Paul Murphy eine Haftstrafe von mehr als sechs Monaten erhält, dann muss er seinen Sitz im Parlament abgeben, den er für die AAA auf einer Welle des Protestes gegen besagte Wasser-Gebühr errungen hat.

Aber es geht auch darum, die Bewegung gegen die Austerität und gegen die Wasser-Abgabe zu kriminalisieren. Das Polit-Establishment fühlt sich in seiner Ehre verletzt, weil man gezwungen war, in einer ganz wesentlichen Frage (bei der Einführung der Wasser-Abgabe) einen Rückzieher machen zu müssen. Dabei war diese Wasser-Abgabe doch ein entscheidender Bestandteil des eigenen Austeritätsprogramms. Man will das Signal aussenden, dass eine gerichtliche Verurteilung droht, wenn man gegen die Austerität zu Felde zieht. Hinzu kommt, dass die Etablierten zunehmend Angst haben, die politische Linke könne zum Anziehungspunkt für Hunderttausende aus der Arbeiterklasse und unter den jungen Leuten werden, die aufgrund der brutalen Austerität empört und wütend sind. Nun wird versucht, all jene, die wie die AAA und die „Socialist Party“ aufbegehren und eine Massenbewegung organisieren, als gewalttätige Kriminelle zu brandmarken. Oder, wie es der Rechtsanwalt vor Gericht ausdrückte: „Das ist das Rezept für Totalitarianismus“.

Proteste aus Überzeugung

Die Bedeutung, die dieser Richterspruch gegen den 17-Jährigen hat, darf nicht unterschätzt werden. Darüber hinaus birgt diese Entscheidung auch eine wichtige Lehre für ArbeiterInnen und Gewerkschaftsaktive in sich. In den vergangenen Monaten ist die Kampfbereitschaft der Belegschaften in den Betrieben wieder aufgeflammt. So kam es zu Streikaktionen der StraßenbahnfahrerInnen, bei den Busbetrieben, unter den Einzelhandelskauffrauen und -männern und sogar bei der Polizei. Diese Arbeitskämpfe haben die Regierung in die Defensive gebracht und sind Produkt der Behauptung der Regierenden, dass es zu einer Wiederbelebung der Wirtschaft komme: Jetzt fordern die abhängig Beschäftigten ihren Anteil an dieser Wiederbelebung. Doch werden die Gerichte und der Staat ähnliche Maßnahmen auch gegen die radikaler vorgehenden Beschäftigten ergreifen, wenn diese nun zum Mittel des Streiks greifen? Werden die ArbeiterInnen, die ihren Chefs mit Streikposten den Weg versperren, nun ebenfalls wegen Freiheitsberaubung angeklagt? Diese Attacke auf die Grundrechte muss abgewehrt werden.

Die Kampagne „Jobstown ist unschuldig“ hat für Samstag, den 29. Oktober, zu einem Irland- und weltweiten Protesttag aufgerufen, um Solidarität mit dem jungen Schüler und den 18 anderen ProtestteilnehmerInnen auszudrücken, auf die nächstes Jahr ein Gerichtsverfahren wartet. Man will damit ein Ende der Angriffe auf die demokratischen Rechte fordern. Denn Protest ist ein Grundrecht!

 

Rumänien: Die größten Proteste seit 1989

Von Mâna de Lucru (CWI-UnterstützerInnen in Rumänien)

Welche Position sollte die Linke einnehmen?

Ende Januar brachen in vielen rumänischen Städten zahlreiche Massenproteste gegen die Pläne der neuen sozialdemokratischen Regierung zur Schwächung der Antikorruptionsgesetzgebung durch zwei Eildekrete aus. Am vergangenen Mittwoch erreichten diese Proteste ihren vorläufigen Höhepunkt. Im ganzen Land beteiligten sich rund 400.000 Menschen an den größten Massendemonstrationen seit der Revolution. Trotz einiger rechter Aspekte muss die Linke in die Demonstrationen intervenieren und eine Alternative, sowohl gegen die Regierung als auch die Rechtskräfte, die von der Wut der Bevölkerung zu profitieren versuchen, aufbauen.

Die sozialdemokratische PSD hatte die Parlamentswahl im vergangenen Dezember mit komfortablen 45 Prozent der Stimmen gewonnen. Doch dieser Wahlerfolg hatte weniger mit ihrer Agenda (einer Mischung aus neoliberalen und protektionistischen Maßnahmen) als mit dem Mangel an echten Alternativen zur Lösung der sozio-ökonomischen Probleme der in Rumänien lebenden Menschen zu tun. Deshalb nahmen nur vierzig Prozent der Wahlberechtigten an den Wahlen teil, nur 18 Prozent davon wählten die PSD.

Die erste Regierungsmaßnahme war die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes, immer noch der niedrigste in der EU nach Bulgarien. Durch diese Erhöhung sollten vor allem einheimische Kapitalisten unterstützt werden. Sie fürchteten keinen Zugang zu billigen Arbeitskräften mehr zu haben, da diese lieber für den Mindestlohn in den westlichen Ländern arbeiten. Somit wollte die PSD den ärmeren Schichten der ArbeiterInnenklasse (ihrer traditionellen sozialen Basis) etwas mehr Komfort verschaffen und gleichzeitig die Interessen des nationalen Kapitals – welche von der PSD vertreten werden – unterstützen.

Doch die PSD vertritt auch die Interessen der zentralen und lokalen Bürokratien, darunter auch Parteimitglieder deren Machenschaften derzeit untersucht werden oder die bereits wegen Korruption verurteilt wurden. Auch der Parteichef Liviu Dragnea wurde zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren für Wahlbetrug während des Amtsenthebungsreferendums des Präsidenten im Jahr 2012 verurteilt. Deshalb konnte er dieses Mal nicht Premierminister werden, doch er gab seinen Posten an einen loyalen Parteikollegen, Sorin Grindeanu, ab. Außerdem wird derzeit gegen ihn wegen angeblicher Veruntreuung von 108.000 Lei (rund 24.000 Euro) ermittelt. Eine Verurteilung würde ihn ins Gefängnis zurückschicken.

Deshalb kündigte die Regierung im Januar den Beschluss zweier Eildekrete an, die vorher nicht im PSD-Wahlprogramm zu finden wahren. Die eine würde eine Amnestie für jene aussprechen, die derzeit Gefängnis- oder Bewährungsstrafen wegen Korruption abzusitzen haben. Die andere würde Vergehen entkriminalisieren, die zu Verlusten von unter 200,000 Lei führen. Davon würde Dragnea offensichtlich profitieren, sollte er schuldig gesprochen werden. Trotz der Versuche diese Exektutiv-Verordnungen als erforderliche Reformen des Strafrechts und als Versuch zur Beherrschung der Überbelegung rumänischer Gefängnisse zu präsentieren kam es in ihrer Folge zu Straßenprotesten in vielen großen Städten und dem Aufbau großen Drucks auf die Regierung mit Forderungen sowohl von DemonstrantInnen als auch der rechten Opposition zur Rücknahme oder zumindest der öffentlichen Debatte der Regierungspläne.

Nach hastigen Konsultationen zu Beginn der Woche beschloss die Regierung, den Amnestievorschlag im Parlament debattieren zu lassen, den anderen Exekutivbefehl aber zur Mitternacht am 1. Februar zu beschließen. Das löste riesige Proteste am Mittwoch Abend aus, die größten in Rumänien seit 1989, mit 150.000 Beteiligten in Bukarest und 400.000 im gesamten Land. Die DemonstrantInnen forderten die Rücknahme der Verordnung und sogar den Regierungsrücktritt und sofortige Neuwahlen.

Die öffentliche Wut ist absolut gerechtfertigt. Unter dem Vorwand legitimer Themen wie dem Strafrecht oder der Überbelegung der Gefängnisse dient die Exekutivanordnung des PSD klarerweise dazu, ihren Parteichef vor dem Gefängnis zu bewahren. Tatsächlich würden durch die Gesetzesänderung all jene geschützt werden, die bereits für Amtsvergehen verurteilt wurden, durch die ein Schaden von unter 200.000 Lei entstanden ist. Doch der beängstigendste Aspekt der Gesetzesänderung könnte sein, dass all jene dekriminalisiert werden, die gegen die Menschenrechte verstoßende oder diskriminierende Gesetze aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Einkommen oder politischer Mitgliedschaft einführen! Das bedeutet, wir könnten möglicherweise bald rassistische Gesetze in Rumänien haben, ohne dass jemand für deren Erschaffung oder Umsetzung ins Gefängnis gehen muss.

Mit ihrer Exekutivanweisung hat die PSD einmal mehr bewiesen, dass sie keine linke Partei im Interesse der ArbeiterInnenklasse und unterdrückter sozialer Gruppen ist, sondern eine Partei der korrupten OligarchInnen und BürokratInnen darstellt, eine Partei, deren kleine soziale Maßnahmen im Interesse des einheimischen Kapitals durchgeführt werden. Anstatt die Arbeitsgesetze zu reformieren, die zu den arbeiterfeindlichsten Europas gehören, reformiert die PSD das Strafrecht im Interesse ihres eigenen Führers. Anstatt die Interessen von Millionen ausgebeuteter und in ihren Arbeitsplätzen ausgenutzten RumänInnen zu vertreten (wie zum Beispiel die ArbeiterInnen der De’Longhi Fabrik in der Nähe von Cluj. Sie werden gezwungen Kündigungen zu unterzeichnen, weil sie im Dezember für den Erhalt nicht bezahlter Bonuszahlungen gestreikt hatten), verteidigt die PSD korrupte BürokratInnen – das ist ihre erste Priorität in einem von Armut und Ungleichheit gezeichneten Land.

Einige Medien verteidigen die Exekutivverordnung mit einem ähnlichen Argument wie es derzeit auch Trump verwendet. Demokratie fordert von uns, die Regierung machen zu lassen wie sie möchte, weil sie die Wahlen demokratisch gewonnen hat. Doch Demokratie beschränkt sich nicht auf die Wahl einer kapitalistischen Partei alle vier Jahre. Demokratie beinhaltet auch das Recht, gegen die Regierung zu protestieren, vor allem, wenn sie missbräuchliche Gesetzesänderungen durchführen möchte, die nicht in dem Programm enthalten waren für das sie gewählt wurde.

Doch die Lage ist komplexer als sie scheint und die Proteste enthalten viele Beschränkungen die die derzeitigen subjektiven Bedingungen in Rumänien widerspiegeln. Diese Schwächen treffen jedoch nicht auf alle DemonstrantInnen zu und das Ausmaß in dem sie die zukünftige Entwicklung der Proteste bestimmen hängt auch davon ab, wie sich die Linke zu ihnen verhält.

Zum einen gibt es die Tendenz zur Verteufelung der gesamten PSD-Wählerschaft. Oft werden PSD-WählerInnen als „SozialschmarotzerInnen“ bezeichnet, die ihre Stimme an die PSD „verkaufen“, obwohl wir die niedrigste Quote von SozialhilfeempfängerInnen in der EU haben und viele DemonstrantInnen selber PSD-WählerInnen sind, die im Dezember allerdings nicht für eine Amnestie für korrupte PolitikerInnen gestimmt haben. Diese Verteufelung fällt mit einer lahmen Erzählung über die „zwei Rumäniens“ zusammen: Einerseits sei da die urbane, gut gebildete Mittelschicht die ein demokratisches und modernes Land möchte und deshalb jetzt auf der Straße demonstriert. Auf der anderen Seite sei die dörfliche, arme und ungebildete Hälfte des Landes, die uns zurückhält indem sie für korrupte Parteien wie die PSD stimmt. Eine der Aufgaben der Linken ist es, diese Sichtweise zurückzuweisen und aufzuzeigen, dass die meisten RumänInnen, egal ob sie jetzt demonstrieren oder zu Hause sitzen, gemeinsame Klasseninteressen wie bessere Löhne, sichere Jobs, bezahlbare Wohnungen, gute öffentliche Dienstleistungen und, natürlich, weniger institutionalisierte Korruption haben.

Zweitens übersehen viele DemonstrantInnen die Vergehen, die im Laufe des Kampfes gegen die Korruption insbesondere durch das Nationale Antikurruptionsdirektorat (DNA) begangen wurden. Dieses hat quasi legale Ermittlungsmethoden angewendet. Aussagen wurden unter Zwang abgepresst, Familienmitglieder von Beschuldigten und ZeugInnen bedroht, Beugehaft als Zwangsmittel verwendet usw. (Vgl. Den Bericht der Henry Jackson Society). Diese Dinge geschahen oft unter Mithilfe des Rumänischen Geheimdienstes SRI, dem Erben der stalinistischen Securitate. Parlamentarische Kontrolle fand nur sehr bedingt statt. Währenddessen infiltrierte der Geheimdienst alle Ebenen der rumänischen Gesellschaft, von PolitikerInnen und JournalistInnen bis zur Geschäftswelt. Außerdem hat sich der rumänische Antikorruptionskampf auf politische und bürokratische Korruption beschränkt. Dadurch wurde der Eindruck erweckt, dass er teilweise zu einem Instrument im Machtkampf zwischen verschiedenen Teilen der herrschenden Klasse geworden ist. Dabei muss ernsthafte Korruptionsbekämpfung insbesondere in einem armen und ungleichen Land wie Rumänien die Korruption des Kapitals ins Visier nehmen. Dazu gehören auch die Privatisierungen durch welche die Industrie des Landes ruiniert wurde, oder die missbräuchlichen Bankpraktiken, die vom Leiter der Zentralbank ohne jede Scham verteidigt werden. Während man sich also gegen die Korruption der PSD stellen muss, muss die Linke außerdem ein Augenmerk auf andere Formen der Korruption richten, die von DNA, SRI und Konsorten ignoriert worden sind.

Drittens muss die Linke die rechten Elemente entlarven welche die Proteste bislang teilweise charakterisiert haben. Dazu gehören Slogans, mit denen sexueller Missbrauch in Gefängnissen glorifiziert wird oder die Verwendung des Begriffes „rote Pest“ für die PSD (dieser Begriff wurde in den 1930er Jahren von rumänischen FaschistInnen verwendet um KommunistInnen zu beschreiben). Einige rechte politische Kräfte, einschließlich Präsident Klaus Iohannis, haben an den Protesten teilgenommen und versuchen von ihnen zu profitieren. Dabei sind diese Kräfte genauso Teil des Problems wie die PSD. Deshalb ist es wichtig, genau wie während der Massenbewegungen der Jahre 2012 und 2013, die Opposition gegen das gesamte politische Establishment auszudrücken, weil dieses verantwortlich dafür ist, dass in Rumänien vierzig Prozent der Bevölkerung am Rande der Armut lebt.

Trotz dieser Einschränkungen – sie sind Teilweise Ausdruck des Bewusstseinsgrades in der rumänischen Gesellschaft aber auch der schlechten Organisation der hiesigen Linken – sind die Proteste ein absolut legitimer Ausdruck der Wut. Die Linke kann nicht wegen der rechten Slogans oder der rechten Kräfte die von ihnen profitieren wollen am Rande stehen. Stattdessen muss die Linke intervenieren. Nicht trotz der rechten Untertöne sondern präzise wegen ihnen muss eine alternative Klassenposition der Wut über die PSD und das Establishment hinzugefügt werden. Nur indem sich die Linke in die Kämpfe des Volkes einbringt kann sie sich politisch entwickeln und die PSD noch besser als die rechte Partei entlarven die sie ist. Ansonsten wird die Rechte die Proteste und zukünftige Wutausbrüche für sich monopolisieren.

Deshalb, so argumentieren die rumänischen UnterstützerInnen des CWI in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme, muss die Linke die PSD Regierung mit all ihren undemokratischen Verbrechen und ihrer rechten Agenda kategorisch verurteilen. Gleichzeitig muss Aufmerksamkeit auf die Beschränkungen des Antikorruptionskampfes und die rechten Merkmale der Proteste, insbesondere die Verteufelung von PSD-WählerInnen und die falsche Zuschreibung der „zwei Rumäniens“ gelenkt werden. Solch eine spalterische Erzählung hilft nur den Parteien, gerade weil sie die gemeinsamen Interessen der ArbeiterInnen und die Abwesenheit einer politischen Repräsentation dieser Interessen verschleiert. Die Hauptaufgabe der Linken heute ist die Betonung dieser gemeinsamen Interessen unserer Klasse und die Notwendigkeit des Aufbaus einer sozialistischen politischen Alternative die ernsthaft dafür kämpfen würde.

JÜNGSTES UPDATE: Trotz der Rücknahme des Eildekrets zur Entkriminalisierung von Amtsmissbrauch und Korruption, gehen die Proteste weiter.

 

CWI und Izquierda Revolucionaria – auf dem Weg zur Vereinigung

Gemeinsame Erklärung des Internationalen Exekutivkomitees des CWI und der Izquierda Revolucionaria
Socialistworld.net

Im September 2016 haben wir eine kurze Erklärung veröffentlicht, nachdem wir ein erstes Treffen unserer beiden Organisationen abgehalten haben – ein sehr fruchtbares Treffen, dass eine breite Übereinstimmung zum Vorschein brachte – sowohl politisch und als auch im Bezug auf unsere Methoden, eine revolutionäre Partei aufzubauen. Bei diesem Treffen haben wir uns darauf geeinigt, einen Prozess von politischem Dialog und Debatten aber auch praktischer Zusammenarbeit und Austausch von Dokumenten und Besuchen zu beginnen.

Seitdem gibt es eine regelmäßige, enge und intensive Zusammenarbeit zwischen unseren Organisationen. GenossInen des Internationalen Sekretariats des CWI und zahlreicher CWI-Sektionen haben Spanien in den letzten Monaten besucht, um an verschiedenen Treffen der IR und dem Kongress der Schülergewerkschaft im November teilzunehmen.

VertreterInnen der IR haben ebenfalls an verschiedenen wichtigen Treffen sowohl des CWI als auch der Socialist Party (CWI in England & Wales) teilgenommen, darunter die volle Teilnahme am erfolgreichen „Socialism 2016“-Event in London und dem Bundesvorstandstreffen der Socialist Party im Januar 2017. IR-VertreterInnen haben auch am Internationalen Exekutivkomitee des CWI im November 2016 teilgenommen.

Dieser Austausch und die Debatten werden im Laufe verschiedener wichtiger Veranstaltungen und Treffen in den nächsten Monaten fortgesetzt werden – unter anderem einschließlich der Lateinamerika-Schulung des CWI, dem Treffen des Bundesvorstandes und der Konferenz der IR in Spanien und der Konferenz der mexikanischen Sektion der IR.

Sowohl in Venezuela als auch in Spanien, wo sowohl das CWI als auch IR organisierte Kräfte haben, entwickelt sich ein sehr ermutigender Prozess von praktischer Zusammenarbeit und politischer Übereinkunft.

Es gab auch einen wichtigen Austausch von Artikeln, Dokumenten und Publikationen. Essentielles Material wurde übersetzt und in unseren jeweiligen Zeitungen publiziert, Webseiten, Theoriemagazine und interne Dokumente wurden diskutiert und debattiert.

Auf dem Weg zur Vereinigung

In Folge dieses Prozesses können wir schlussfolgern, dass diese Erfahrung die politische, programmatische und methodische Übereinstimmung zwischen unseren Organisationen nur bestätigt, verbreitert und bestärkt hat. Das wird nicht nur durch generelle politische Positionen, sondern auch durch unsere konkrete und praktische Herangehensweise an die Entwicklung des Klassenkampfes und den Aufbau einer revolutionären Partei und Internationale im 21. Jahrhundert bestätigt.

Es ist klar, dass die Bedingungen dafür, in unserer Zusammenarbeit noch viel weiter zu gehen, existieren. Wir glauben, dass ein prinzipielles Übereinkommen zwischen unseren Organisationen bedeutet, dass es eine Basis dafür gibt, konkrete Schritte in Richtung einer Vereinigung unserer Kräfte zu setzen.

Deshalb kommen die Internationalen Exekutivkomitees des CWI und der IR überein:

  1. Die Annahme dieser Deklaration in den demokratischen Strukturen und Führungsgremien des CWI und der IR zu diskutieren
  2. Ein programmatisches Dokument zu unserer Vereinigung zu entwickeln, dass um April/Mai 2017 veröffentlicht wird. Dieses Dokument und die Zustimmung dazu wird in allen demokratischen Strukturen und führenden Gremien des CWI und der IR diskutiert werden.
  3. 2017 eine Vereinigungskonferenz abzuhalten.

Vor 25 Jahren gab es, vor dem Hintergrund einer Periode großer Herausforderungen und Rückschläge für die marxistische Linke rund um die Welt, eine schmerzhafte Spaltung unserer Organisationen. Trotzdem sind wir standhaft geblieben und haben es geschafft, unsere Kräfte aufrecht zu erhalten und unseren Beitrag zum Klassenkampf zu leisten, wenn auch auf geteilten Wegen. Die Eröffnung einer neuen Periode der strukturellen Krise des Kapitalismus und enormer Möglichkeiten für revolutionäre MarxistInnen hat unsere Wege wieder zusammengeführt.

2017 – das Jahr, in dem sich die unsterbliche russische Revolution zum hundertsten Mal jährt – kann auch ein entscheidendes Jahr für unsere Organisationen sein. Unsere Vereinigung auf einer prinzipienfesten Basis wird uns politisch stärken – und auch in unserer Fähigkeit, eine marxistische Internationale aufzubauen, um die ArbeiterInnenklasse mit der revolutionären Führung zu bewaffnen, die sie verdient. Sie kann auch ein inspirierendes Beispiel für die gesamte Linke, die ArbeiterInnenbewegung und alle RevolutionärInnen sein.

Wir rufen gemeinsam die ArbeiterInnen, Jugendlichen und RevolutionärInnen der Welt zum Dialog und zur Debatte auf, um auf einer prinzipienfesten Grundlage des revolutionären Marxismus die größte mögliche Zusammenarbeit und Einheit zu suchen.

 

100 Tage Widerstand gegen Trumps Agenda

Widerstand der Massen – Establishment tief gespalten
Bryan Koulouris, „Socialist Alternative“ (Schwesterorganisation der SAV in den USA)

Jetzt ist es tatsächlich passiert: Eine der reaktionärsten, fanatischsten und räuberischsten Administrationen in der jüngeren Geschichte der USA hat die Amtsgeschäfte übernommen. Von seinen giftigen Tweets über die absonderlichen Pressekonferenzen, die er abliefert, bis hin zu seinen reaktionären Amtsverfügungen und der Auswahl seiner MinisterInnen hat der neu gewählte Präsident bei Millionen von Menschen verständlicherweise das Gefühl erzeugt, dass sie Teil eines wahren Alptraums geworden sind. Die Menschen machen sich Sorgen wegen eines Mannes, der sexuelle Nötigung verherrlicht, zu rassistischer Gewalt aufhetzt und auf Kosten der arbeitenden Menschen Milliarden von Dollar macht.

Durch seine Ankündigung, verstärkt vom Mittel der Massenabschiebungen Gebrauch machen zu wollen und aufgrund seiner Attacken auf das Abtreibungsrecht von Frauen sowie auf die Gewerkschaften hat er viele Menschen abgeschreckt. Gleichzeitig ist der von den „Republikanern“ beherrschte Kongress vor allem damit beschäftigt, „Obamacare“ abzuwickeln. Gerade erst hat er den Baustopp, den Obama verfügt hat, außer Kraft gesetzt und die Baugenehmigung für die Ölpipelines Keystone XL und Dakota Access erteilt. Er hat klargemacht, dass Umweltauflagen generell gelockert werden sollen, damit Konzerne animiert werden, Fabriken in den USA zu bauen.

Trump hat Erlasse unterzeichnet, die den Weg frei machen, um an der Grenze zu Mexiko mit dem Bau einer „Mauer“ zu beginnen. Er schafft die Bedingungen für die Abschiebung von Beschäftigten ohne Papiere in einem bisher ungeahnten Ausmaß. So sollen 5.000 zusätzliche GrenzschützerInnen eingestellt und die Anzahl der Sonderbeamten der Einwanderungs- und Zollbehörde (sog. „ICE-officers“) soll verdreifacht werden. Parallel dazu wird die Definition für „kriminelles Verhalten“ radikal ausgeweitet, was zur Folge hat, dass eine Person leichter ins Visier der Behörden geraten und abgeschoben werden kann. Den als „sanctuary cities“ bezeichneten Städten, die sich einer rigiden und ausländerfeindlichen Politik widersetzen, droht er mit der Streichung von Bundesmitteln. Darüber hinaus bereitet er einen de facto-Einreisestopp für Muslimas und Muslime vor, indem er die Visa-Vereinbarungen mit sieben vornehmlich islamisch geprägten Staaten aussetzt.

Massenproteste

Und dennoch: Der neue „Predator in Chief“ („Oberste Feind im Amt“) löst nicht nur Ängste und Sorgen aus. So war die Zeremonie zu Trumps Amtseinführung Anlass für den größten Protesttag, den es in der Geschichte der USA je gegeben hat. Die „women’s marches“ am 21. Januar brachten über drei Millionen Menschen auf die Straße. Diese Bewegung muss fortgeführt, vertieft und ausgeweitet werden, um die rechtsgerichtete Agenda zu stoppen. Ja, Trumps Politik kann in der Tat aufgehalten werden. Aber es bedarf des entschlossenen Widerstands, Aktionen des massenhaften zivilen Ungehorsams und der Störung des „business as usual“ (den üblichen Gang der Dinge), will man damit wirklich erfolgreich sein.

„Business as usual“ ist die Maxime eines Systems, das dazu geführt hat, dass lediglich acht Personen so viel besitzen wie 3,6 Milliarden Menschen zusammen – die Hälfte der Weltbevölkerung. Sowohl unter den „Demokraten“ wie auch unter den „Republikanern“ besteht das „Business as usual“ aus fortwährender Klimazerstörung, Krieg, Einkommensungleichheit, Rassismus und Sexismus. Letztlich hat dieser „übliche Gang der Dinge“ auch dazu beigetragen, dass der populistischen Demagogie eines Donald Trumps Tür und Tor geöffnet worden ist. Die Mehrheit der US-amerikanischen herrschenden Klasse betrachtet Trump nicht als einen vertrauenswürdigen Anwalt ihrer Interessen. Aus der Perspektive der Interessenlage der arbeitenden Menschen gilt, dass Trump und sein Kabinett der Milliardäre durch und durch ihre Feinde sind. Was wir nun auf keinen Fall tun dürfen, ist, uns auf dieselben Eliten zu verlassen, die schon der Wahl von Trump und seinem Programm nichts entgegen zu setzen hatten.

Tief gespaltenes Establishment

Was die Frage angeht, wie mit Trumps Machtposition im immer noch mächtigsten Land der Welt umzugehen ist, ist die herrschende Klasse der Milliardäre in den USA und weltweit tief gespalten. Obama und Clinton sagen, dass wir „Trump eine Chance geben“ sollen. Wir können aber nicht einfach tatenlos mit ansehen, wie staatlich geförderten Programmen zur Familienplanung die finanziellen Mittel entzogen werden oder wie Millionen von Menschen aus dem Gesundheitssystem namens „Medicaid“ geschmissen werden. Einige „Demokraten“ wie diejenigen, die es abgelehnt haben, der Amtseinführung von Trump beizuwohnen, sagen, sie wollen Trumps Agenda bekämpfen. Wenn sie es ernst meinen würden, dann könnten sie sich daran machen, vor allem im Senat, wo die „Republikaner“ nur über eine hauchdünne Mehrheit verfügen, die entsprechenden Hürden aufzubauen. So könnte beispielsweise eine Verschleppungstaktik dafür sorgen, dass die Berufung eines rechten Vertreters an den Obersten Gerichtshof verhindert wird. Schließlich will Trump einen Richter nominieren, der das Recht auf Abtreibung nicht mehr dem Bereich der persönlichen Entscheidung der Frau unterstellt. Bedauerlicherweise waren die „Demokraten“ schon in der Vergangenheit nicht gewillt, derart entschlossene Maßnahmen zu ergreifen. So haben sie kaum etwas unternommen, um die Attacken der Bush-Administration zu stoppen.

Was die internationale Ebene angeht, so sorgt die nationalistische und protektionistische Rhetorik von Trump unter den „Verbündeten“ der herrschenden Klasse der Milliardäre in den USA für starke Besorgnis. Mit seinen Erklärungen, wonach die EU auseinander brechen wird und die NATO „obsolet“ geworden ist, hat Trump die meisten VertreterInnen des europäischen Establishments gegen sich aufgebracht. Während die Eliten in den USA aufgrund ihrer Uneinigkeit wie paralysiert wirken, sind die Regierenden in Russland, Israel und der Türkei längst in die Offensive gegangen, um ihre regionale Macht und ihren Einflussnahme auszuweiten.

Spannungen zwischen China und USA

Zwischen den USA und China nehmen die Spannungen in rasantem Tempo zu. Die chinesische Führung droht bereits damit, beim Umgang mit Trump „die Samthandschuhe auszuziehen“. Am 23. Januar hat Trump das asiatisch-amerikanische Freihandelsabkommen TPP („Trans Pacific Partnership“) formell einkassiert. Es handelt sich hierbei um das Handelsabkommen, mit dem die Obama-Administration die zunehmende wirtschaftliche Einflussnahme Chinas beschränken wollte. Ganz gewiss weinen wir diesem arbeitnehmerfeindlichen und umweltschädlichen Pakt keine Träne nach. Doch Trumps Alternative dazu scheint darin zu bestehen, einen Handelskrieg mit China heraufzubeschwören. Im Gegensatz zu den Behauptungen seiner Kabinettsmitglieder werden höhere Zollbarrieren nicht dazu führen, dass eine bedeutende Anzahl an Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe geschaffen werden. Ein Handelskrieg wird viel eher dazu beitragen, die Weltwirtschaft in eine neue Rezession zu treiben. Unter kapitalistischen Bedingungen werden wir vor die vermeintliche Wahl gestellt, uns zwischen zerstörerischer Globalisierung im Sinne der Konzerne oder protektionistischen Handelskriegen entscheiden zu „dürfen“.

Auf den Nationalismus von Trump sollte unsere Bewegung auf keinen Fall mit anti-russischen Reflexen reagieren, wie wir sie aus der Zeit des Kalten Krieges kennen. Unser Kampf wird weit effektiver sein, wenn wir uns auf den Widerstand gegen die rassistische, sexistische und arbeitnehmerfeindliche Politik konzentrieren, die von der politischen Rechten vorangetrieben wird. Falsch wäre es demgegenüber, die Versuche der CIA zu unterstützen, nationalistische Skandale zu schüren. Abgesehen davon, zeigen die gegen Trump gerichteten Attacken der Geheimdienste ganz allgemein, dass die herrschende Klasse hinsichtlich seiner offenkundigen Bewunderung für Putin reichlich besorgt ist.

Auch außerhalb der USA haben am 21. Januar Hunderttausende Menschen gegen Trump protestiert. Was wir brauchen, ist die Solidarität der arbeitenden Menschen weltweit. Auf diese Weise können wir den Widerstand gegen zwei Dinge gleichzeitig aufbauen: gegen den „business as usual“ und gegen die reaktionäre Rechte. Nationalistische Slogans und Paranoia gegenüber einer Regierung, die durch ausländische Mächte wie Putin kontrolliert sei, werden nicht dabei helfen, die arbeitenden Menschen, die jungen Leute und die verarmten Schichten zu mobilisieren, damit sie sich am entschiedenen Widerstand beteiligen. Denn nur dieser Widerstand kann die reaktionäre Agenda von Trump aufhalten. Anstatt der CIA, die auch das Mittel des Mordes nicht scheut, oder PolitikerInnen, die von den Konzernen kontrolliert werden, Vertrauen zu schenken, dass sie das Wüten der politischen Rechten stoppen könnten, müssen wir den Schwerpunkt auf die Mobilisierung von unten legen. Es braucht 100 Tage des Widerstands, um sich Trumps Agenda zu widersetzen.

Die „Demokraten“ und die Bewegung gegen Trump

Wir müssen unsere Bewegung an den Bedürfnissen der arbeitenden Menschen ausrichten und dürfen unsere Forderungen nicht auf das beschränken, was die Führung der „Democratic Party“ zu akzeptieren bereit wäre. Den größtmöglichen Protest können wir aufbauen, indem wir Maßnahmen fordern, die auf breite Zustimmung unter der Bevölkerung stoßen: Verteidigung und Ausweitung des Abtreibungsrechts, ein Ende der Abschiebungen und Ausbau von „Medicare“ zu einer Gesundheitsvorsorge für Alle. Wir müssen weiter für einen Mindestlohn von 15 Dollar kämpfen, für kostenlose Hochschulbildung und das Ende der Massenverhaftungen.

Was wir brauchen, ist die Einheit und Solidarität aller Menschen, die sich aktiv am Widerstand gegen Trump beteiligen, um seine Angriffe zu stoppen. Frauen, die von Kürzungen im Bereich der Familienplanung betroffen sind, sollten von allen unterstützt werden, die gegen Trump sind. Dasselbe gilt für MigrantInnen und alle anderen, die sich im Fadenkreuz des Feindes befinden. Gewerkschaften, Bürgerinitiativen, Frauenrechtsorganisationen, AktivistInnen der Bewegung „Black Lives Matter“ und SozialistInnen sollten alle gemeinsam mit klaren Forderungen und entschiedenen Aktionen mobilisieren.

Gleichzeitig müssen neue Massenbewegungen all jene Menschen willkommen heißen, die sich zum ersten Mal in ihrem Leben an Protesten beteiligen und Veranstaltungen organisieren. Das bedeutet, dass neue Bündnisse gegen Trump auch Personen mit einschließen müssen, die sich häufig an PolitikerInnen der „Democratic Party“ orientieren und von ihnen eine führende Rolle erwarten. Bündnisse des Widerstands müssen auch Organisationen mit einschließen, die Verbindungen zur „Democratic Party“ unterhalten wie zum Beispiel Gewerkschaften und Fraueninitiativen. Innerhalb dieser Bündnisse müssen wir Debatten darüber führen, welche Strategie die beste ist, um für unsere Forderungen einzutreten und welche Forderungen die besten sind, um die Lebensbedingungen der arbeitenden Menschen zu verbessern.

„Socialist Alternative“ ist der Ansicht, dass wir eine neue Partei der 99 Prozent brauchen, die im Kampf gegen Trumps Agenda als kompromisslose Kraft auftritt. Die Führung der „Democratic Party“ hat dabei mitgeholfen, den Weg zu Trumps Wahlsieg zu ebnen. Die PolitikerInnen dieser Partei stehen in überwältigendem Maß unter der Kontrolle der Konzerneliten. Die durchschnittlichen VertreterInnen der „Demokraten“ haben sich der Agenda von Bush nicht in den Weg gestellt, und sie haben ihre Versprechen nicht eingehalten, gegen Rassismus und Sexismus zu kämpfen oder die Lebensbedingungen der arbeitenden Menschen zu verbessern. Das ist der Grund dafür, weshalb sich einige arbeitende Menschen von Trumps arbeitnehmerfreundlicher Demagogie haben verführen lassen. Dies wird keine stabile Unterstützung bleiben, wenn sie ihre eigenen Erfahrungen mit Trump machen. „Socialist Alternative“ wird neben progressiven „Demokraten“ und auf Grundlage klarer Forderungen an der Mobilisierung der Menschen arbeiten und diese zum aktiven Widerstand motivieren. Dabei werden wir aber keine Abstriche an unserem Programm, unserer Strategie oder unserer Taktik vornehmen, um es für die konzernfreundlichen „Demokraten“ akzeptabel zu machen. Stattdessen werden wir uns an den Interessen der arbeitenden Menschen orientieren, um uns einem System und einer Präsidentschaft zu widersetzen, welche/s sich der Zerstörung verschrieben hat.

Die nächsten Schritte gegen Trump

Was wir brauchen, sind 100 Tage des sich ausweitenden Widerstands. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung steht unter Beschuss. In Polen sind Frauen in den Streik getreten, um sexistische Gesetze zu stoppen. Und sie waren erfolgreich. Frauenrechtsorganisationen und Gewerkschaften sollten diesem positiven Beispiel folgen und für den 8. März, den Weltfrauentag, die größtmöglichen und entschlossensten Aktionen vorbereiten.

Mit Massendemonstrationen, Aktionen des zivilen Ungehorsams und Streiks sollten unsere 100 Tage des Widerstands ihren Höhepunkt am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, haben. Am 1. Mai 2006 sind migrantische ArbeiterInnen in den Streik getreten und haben in den ganzen USA protestiert, um eine rassistische und ausländerfeindliche Gesetzesvorlage zu stoppen. Diese Jahr dürfen wir diese KollegInnen nicht noch einmal alleine kämpfen lassen. Die Gewerkschaften sollten all ihre Mitglieder – MigrantInnen sowie in den USA Geborene gleichermaßen – mobilisieren, um den von Trump geplanten Abschiebungen mit entschlossenen Aktionen zu begegnen. Dazu muss auch das Mittel der Arbeitsniederlegung gehören. Wir sollten nicht vergessen, dass sich die Arbeiterbewegung selbst im Visier von Trumps wilden Anwandlungen befindet.

Am 20. und 21. Januar fand die feierliche „Amtseinführung“ des Widerstands statt, der geradezu historische Ausmaße angenommen hat. Die Position von „Socialist Alternative“ ist, dass wir aus diesen ersten Tagen des Widerstands eine Bewegung machen müssen, die zur Herausforderung für das System und den „business as usual“ wird, der acht Personen mehr Reichtum verschafft als 3,6 Milliarden Menschen auf der Erde. Trump wirkt wie der Fleisch gewordene Raubritter-Kapitalist. Doch wenn wir seine Programmatik erfolgreich bekämpfen, dann können die arbeitenden Menschen die Grundlage für eine Welt schaffen, in der es keine Ausbeutung, keine Armut und keine Diskriminierung mehr gibt. Werdet mit uns zusammen aktiv im Kampf für Sozialismus! Wir können eine Welt gewinnen!

Dieser Artikel erschien zuerst auf https://www.socialistalternative.org/ am 26.01.2017

 

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