Internationales

Australien: Sieg gegen Mauttunnel

Die Socialist Party (SP - CWI Australien) und die BewohnerInnen eines Stadtteils in Melbourne konnten ein Maut-Tunnelprojekt verhindern. Der Tunnel sollte die westlichen Vororte mit dem östlichen Highway verbinden und 6-8 Milliarden Dollar kosten. Die SP

Die Socialist Party (SP - CWI Australien) und die BewohnerInnen eines Stadtteils in Melbourne konnten ein Maut-Tunnelprojekt verhindern. Der Tunnel sollte die westlichen Vororte mit dem östlichen Highway verbinden und 6-8 Milliarden Dollar kosten. Die SP machte von Anfang an klar, dass der Tunnel nur eine billigere Route für Transportunternehmen wäre, das Verkehrsproblem nicht lösen und zum Nachteil der Bevölkerung sein würde. Unsere Warnungen erwiesen sich als richtig: Es wurden bereits mehrere MieterInnen aus ihren Wohnungen vertrieben und man begann schon vorher, ohne ihre Zustimmung, mit den Bauarbeiten.

Die SP begann 2008 mit Petitionen und Kundgebungen vor Ort. Im Juli 2013 beschloss die Stadtregierung, Vorbereitungsarbeiten in die Wege zu leiten. Die vielen gesammelten Unterschriften zeigten aber die starke Stimmung gegen das Bauvorhaben. Nun begann die SP mit der Mobilisierung und lud Menschen ein, sich für die Teilnahme an friedlichen Blockadeaktionen einzutragen. Parallel wurde ein „Kampagnen-Telefon“ eingerichtet.

Die Unterstützung war groß, und so begann die SP mit Straßenversammlungen, in denen abgestimmt wurde, wie die Besetzungen aussehen sollten. Demokratische Strukturen und Debatten waren Kern der gesamten Kampagne. Dann kam es zu Menschenketten um die Baustellen. Nach und nach wurden diese Aktionen immer populärer und bald nahmen Tausende teil. Das ganze fand nun seinen politischen Ausdruck, als erstmals wichtige Treffen der Labour Party und Liberalen blockiert wurden, da diese Hauptbefürworter des Tunnels waren.

Die zwei SP-Stadträte waren Sprachrohr der Bewegung. Sie forderten die Auflösung der Bauverträge und dafür massive Investitionen in Öffis und Fahrpreissenkungen. Auch nutzten sie ihre Positionen, um die Bewegung auf der Straße zu stärken. Medien und etablierte Parteien hetzten gegen die SP und die Proteste. Doch letztlich mussten sie klein beigeben und das Projekt stoppen. Die sozialdemokratische Labour Party änderte ihre Position, die Grünen waren gegen das Projekt, aber nicht Teil der Proteste. Verhindert haben den Tunnel die SP und die BewohnerInnen in einer kämpferischen Kampagne.

http://www.socialistpartyaustralia.org/

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Ein Aufstand gegen das Kürzungsregime!

Griechenland: Die Troika lässt sich nicht abwählen, sie muss auf der Straße besiegt werden!
Tilman M. Ruster

Zu Redaktionsschluss stand das Wahlergebnis noch nicht fest, aber sicher ist: Syriza wird künftig eine Schlüsselrolle spielen. So radikal wie getan wird ist Syriza aber nicht: Sie will nur einen Teil der Schulden nicht zurückzahlen und die brutalen Kürzungen nur abmildern. Den Menschen wieder Luft zum Atmen zu geben sprengt aber unter den aktuellen Bedingungen bereits den Rahmen des Kapitalismus. Die Banken, die sich an Griechenland bereichert haben, können und wollen auf die Rückzahlung nicht verzichten. EU, EZB und IWF werden alles tun, um die Bedienung der Schulden zu erzwingen.

Schon um nur ihre Wahlversprechen zu halten, müsste Syriza bewusst mit dem Kapitalismus brechen; sie braucht ein sozialistisches Programm. Keine Bezahlung der Schulden, die die normalen Menschen ohnehin nicht zu verantworten haben! Die „Marktwirtschaft“ hat die Menschen ins Elend gestürzt. Eine linke Regierung muss die großen Unternehmen übernehmen und sich an den Aufbau einer demokratischen geplanten Wirtschaft machen, um das Chaos zu beenden. Mit so einem Programm könnten aus WählerInnen UnterstützerInnen auf der Straße und in den Betrieben werden. Statt einer Wahlpartei braucht es eine Kampfpartei, die Proteste bündeln und so erfolgreich machen kann. Das ist nötig, um den Angriffen standzuhalten! Das alles kann Startschuss für eine internationale Bewegung sein: Wenn von Griechenland eine internationale Lawine losgeht, kann die Krisenpolitik besiegt werden!

http://www.xekinima.org/

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Türkei: Regierung verbietet Metallarbeiter-Streik

Für die Verteidigung des Streikrechts!
von Sosyalist Alternatif, CWI in der Türkei

In der türkischen Metallindustrie gab es Tarifverhandlungen zwischen dem Arbeitgeberverband MESS und den drei Metallarbeitergewerkschaften Birleşik Metal-Iş, Turk Metal und Celik-Iş.

 

Obwohl MESS nur ein sehr schwaches Angebot vorlegte, einigten sich die „gelben“ (arbeitgeberfreundlichen) Gewerkschaften Turk Metal und Celik-Iş mit MESS auf einen Tarifvertrag. MESS will die Laufzeit von Tarifverträgen von zwei auf drei Jahre verlängern und Lohnerhöhungen nur unterhalb des Inflationsausgleichs durchführen. Birleşik Metal-Iş (Teil von DISK, der „Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften der Türkei“) konnte keine Einigung mit MESS erreichen und entschied sich dazu, in den Streik zu treten. Es wurde geplant, die erste Streikwelle am 29. Januar in 22 Fabriken zu beginnen.

Die Arbeitgeber hatten verlangt, dass in allen bestreikten Fabriken Urabstimmungen stattfinden. In den 22 Fabriken stimmten durchschnittlich 85 Prozent für den Streik, und das obwohl auch unorganisierte ArbeiterInnen und Büroangestellte an den Abstimmungen teilnahmen. Aus Angst vor einem gut organisierten Streik trat das Management von drei Fabriken aus dem Arbeitgeberverband MESS aus und vereinbarte mit Birleşik Metal-Iş Sonderregelungen.

Streik verboten

Am 30. Januar verfügte die türkische Regierung per Dekret eine „Aussetzung“ des Streiks, den Birleşik Metal-Iş am Vortag in 19 Fabriken begonnen hatte. (Insgesamt wollten in zwei Streikwellen 15.000 MetallarbeiterInnen in den Streik treten; am 29. Januar legte die erste Hälfte von ihnen die Arbeit nieder. Das Regierungsdekret betrifft auch die 18 Fabriken, in denen der Streik am 19. Februar beginnen sollte.)

Das türkische Gesetz über Gewerkschaften und Tarifverträge enthält eine Regelung, die besagt, dass „rechtmäßige Streiks und Aussperrungen vom Ministerrat per Dekret für 60 Tage ausgesetzt werden können, wenn sie der öffentlichen Gesundheitsversorgung oder der nationalen Sicherheit schaden. Das Verbot tritt am Tag der Veröffentlichung des Dekrets in Kraft.“

Das Regierungsdekret, das von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, Premierminister Ahmet Davutoğlu und dem gesamten Kabinett unterzeichnet wurde, bezeichnet den Streik der MetallarbeiterInnen als „schädlich für die nationale Sicherheit“. Das ist offenkundig ein haltloser Vorwand der Regierung, um im Auftrag der Bosse durchzugreifen, die Angst davor haben, dass dieser Streik die ganze Industrie zum Stillstand bringt.

Das Gesetz besagt außerdem, dass „wenn vor Ablauf der Verbotszeit keine Einigung erzielt werden kann, das oberste Schiedsgericht auf Antrag einer Konfliktpartei binnen sechs Werktagen eine Schlichtung herbeiführt. Andernfalls erlischt die Zuständigkeit der Gewerkschaft.“

Das zeigt deutlich, dass das sogenannte „Aussetzen“ in Wirklichkeit ein Verbot darstellt, da es keine Möglichkeit gibt, den Streik nach Ablauf der 60 Tage fortzusetzen. Birleşik Metal-Iş wird sicherlich den Staatsrat ersuchen, das Verbotsdekret zu annullieren oder sein Inkrafttreten aufzuschieben, um den Streik fortsetzen zu können. Allerdings wurden damit 2014 in der Glasindustrie schlechte Erfahrungen gemacht, als der Staatsrat im Sinne der Regierung entschied.

Diese Lektion haben die ArbeiterInnen nicht vergessen. In der Tat haben sich die ArbeiterInnen in 16 der 19 Fabriken geweigert, das Verbotsdekret der Regierung anzuerkennen, indem sie erklärt haben, es zu ignorieren und den Streik fortzuführen. Drei dieser Fabriken wurden von den ArbeiterInnen besetzt. Birleşik Metal-Iş erklärte, dass die streikenden MetallarbeiterInnen nicht vor Montag die Arbeit wieder aufnehmen würden.

Am Montag, 2. Februar, wurde die Besetzung der drei Fabriken beendet und in den 16 Fabriken gingen die ArbeiterInnen wieder an ihre Arbeitsplätze. Der Schichtbetrieb wurde zwar wieder regulär aufgenommen, aber die ArbeiterInnen haben ihren Kampf in den Fabriken fortgesetzt: Sie leisten passiven Widerstand und haben nicht eine Maschine wieder eingeschaltet. Die Gewerkschaftsverbände DISK und KESK (öffentlicher Dienst) haben Montag und Dienstag letzter Woche in den meisten türkischen Städten Protestmärsche zu den Parteibüros der regierenden AKP veranstaltet.

Das Komitee für eine Arbeiterinternationale (CWI, internationale Organisation, der auch die SLP angehört) und seine UnterstützerInnen in der Türkei, Sosyalist Alternatif, erklären ihre volle Unterstützung und Solidarität mit dem Kampf der MetallarbeiterInnen für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen und gegen den schändlichen und undemokratischen Angriff auf das grundlegende Recht, zu streiken. Wir rufen international alle GewerkschafterInnen und SozialistInnen dazu auf, Solidaritätsbotschaften an die Gewerkschaft Birleşik Metal-Iş (kivanceliacik@disk.org.tr, Kopien an sosyalist.alternatif@gmail.com) zu senden

Generalstreik gegen Generalangriff

Am 15. Dezember legte ein Generalstreik gegen das massive Kürzungsprogramm der Regierung das Land lahm.
Geert Cool, LSP/PSL

Die neue belgische Regierung war kaum gebildet, schon formierte sich Widerstand gegen ihre Kürzungspolitik. Sie will umsetzen, was frühere rechte Regierungen bereits in den 1980ern versucht hatten. Es war klar, dass es zu einer Konfrontation mit den Gewerkschaften kommen würde. Aber sie wollten sehen, wie weit sie gehen können. Wenn diese Regierung fällt, ist es möglich, dass eine neue große Koalition zu einem langsameren Tempo der Angriffe zurückkehrt – wie in den Jahren davor. Die Pläne der Regierung von Charles Michel sind so umfangreich, dass man sie kaum aufzählen kann: Es sind große Angriffe auf Bildung, Löhne, Pensionen und eine weitere Reform des Arbeitsmarkts, Kürzungen bei Gesundheit, Öffentlichem Dienst, Kinderbetreuung und Arbeitslosengeld. Nach einer Periode mit relativ wenig Klassenkämpfen wurde so die ArbeiterInnenklasse brutal aufgeweckt. Das ist ein Vorgeschmack, was auch „ruhigeren“ Ländern wie Österreich mit fortschreitender Krise bevorstehen kann.

Der Generalstreik am 15. Dezember war der Schluss- und Höhepunkt eines Aktionsplans, der im September, kurz bevor die Regierung gebildet wurde, gestartet wurde. Ein bundesweites Gewerkschaftstreffen hatte am 23. September 7.000 Menschen mobilisiert. Das war ein wichtiger Schritt um BetriebsrätInnen und AktivistInnen zusammenzubringen und sie auf den Kampf vorzubereiten. Die Regierung hatte sich noch nicht formiert, aber es war klar, was kommen würde. LSP/PSL (CWI in Belgien) hat mit dem Slogan „Keine Thatcher in Belgien!“ interveniert und die Notwendigkeit eines Aktionsplans betont. Die neue rechte Regierung hatte vor, wie Thatcher oder Reagan in eine offene Konfrontation mit der ArbeiterInnenklasse zu gehen. Im Unterschied zu Thatcher hat diese Regierung die Attacken aber auf allen Fronten eröffnet. Thatcher dagegen hatte die Angriffe vorbereitet und dann die Bergarbeiter konfrontiert, um ein Exempel zu statuieren. Nach der Regierungsbildung sahen wir die größte Gewerkschaftsdemonstration seit dem 31. Mai 1986, als die damalige rechte Regierung fiel. Auf der Demonstration vom 6. November waren ca. 150.000 Menschen. Es folgten regionale Streiks am 24. November in Hainaut, der Region Luxemburg, Antwerpen und Limburg und weitere Streiks am 1. Dezember in Liege, Namur, Ost- und Westflandern. Am 8. Dezember fanden schließlich Streiks in Brüssel, Flämisch-Brabant und Wallonisch-Brabant statt. Diese regionalen Streiks halfen den Druck für den Generalstreik aufzubauen. LSP/PSL Mitglieder spielten eine aktive Rolle in der Mobilisierung und organisierten  in Form eines Schulstreiks die aktive Unterstützung der Bewegung durch Jugendliche.

Trotz einer massiven Propagandakampagne in den Medien gab es breite Solidarität für die Proteste und Forderungen. Umfragen zeigten, dass nur 20 % der Bevölkerung eine positive Meinung von der Regierung haben, während 43 % sie negativ sehen. Die Kampagne gegen den Streik hat nicht funktioniert. Die Behauptung, dass der Streik ein Angriff auf eine demokratisch gewählte Regierung sei, hat nur klargemacht, dass wir zwei Demokratien haben – ihre im Parlament und unsere auf der Straße. Zwischen mehreren hunderttausenden bis hin zu einer Million Menschen waren im Streik – bei einer berufstätigen Bevölkerung von 4,5 Millionen. Der öffentliche Verkehr, Luft- und Schifffahrt kamen komplett zum Erliegen. Alle Häfen waren geschlossen. Viele große Unternehmen waren zu oder nur im Mindestbetrieb um die Sicherheit aufrechtzuerhalten. Viele Schulen waren leer. Zahlreiche Streikposten waren der Meinung, dass die Bewegung Potential hat, noch stärker zu werden. Versuche, entlang der Sprachgrenze (Flämisch bzw. Französisch) oder zwischen den verschiedenen Gewerkschaften zu spalten, funktionierten nicht. Der Druck von unten für einen zweiten Aktionsplan ist groß. Die Streikenden sind geeint, die Regierung ist gespalten. Die Parteien in der Regierung beschuldigen ihre jeweiligen Koalitionspartner, für die Instabilität der Regierung verantwortlich zu sein.

Im Moment haben die Gewerkschaften noch keinen neuen Aktionsplan angekündigt. Aber es ist klar, dass sie gezwungen sind, das zu tun. Jetzt müssen konkrete Schritte gesetzt werden, um die Bewegung auszuweiten bzw. um sie davor zu bewahren, nur eine Serie von Protesten zu werden. Es gilt einen ernsthaften Kampf vorzubereiten, mit einer Eskalationsstrategie. Ein weiteres Wachstum der Bewegung ist möglich. LSP/PSL stellt die Idee eines neuen Aktionsplans auf der Basis des ersten nach vorne. Er sollte nicht nur die Regierung stürzen, sondern auch die Sparpolitik stoppen. Das stellt die Frage nach einer politischen Alternative, denn die Sozialdemokratie lehnt die Kürzungen nicht grundsätzlich ab. CWI-Mitglieder intervenierten energisch in die Bewegung. Unsere BetriebsrätInnen konnten ihre Verankerung ausbauen, besonders wo Versammlungen in den Betrieben organisiert worden waren. Gleichzeitig haben wir Initiativen gesetzt, um den Widerstand unter Jugendlichen aufzubauen. Während der Bewegung haben wir nächste Schritte vorgeschlagen, und betont, dass eine sozialistische Alternative zur kapitalistischen Sparrealität nötig ist.

 

http://www.socialisme.be

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Irland: Der Staat schlägt zu

Massiver Polizeieinsatz gegen AktivistInenn, die die Kürzungen nicht länger hinnehmen

9.2., Montag Morgen, wurden in Irland vier AktivistInnen der Anti-Water-Tax-Kampagne festgenommen, am Dienstag folgten weitere Verhaftungen darunter ein 16jähriger, der von zehn PolizistInnen von zuhause abgeführt wurde.

Diese Festnahmen sind politisch motiviert, sie sollen die wachsende Bewegung gegen die Water Tax schwächen. Seit Monaten wehren sich immer mehr ArbeiterInnen, Arbeitslose und Jugendliche gegen eine weitere Steuer auf Wasser. Diese Steuer wird zu einem Zeitpunkt eingeführt, in der die irische Wirtschaft einen Aufschwung erlebt und die einfachen Menschen nichts davon haben. Doch nach den drastischen Kürzungen der letzten Jahre ist die irische Regierung mit dieser Steuer endgültig einen Schritt zuweit gegangen und es gibt enormen Widerstand der Bevölkerung. In ganz Irland organisieren sich Menschen in ihren Nachbarschaften und an Arbeitsplätzen, mehrere großen Demonstrationen mit über 100.000 TeilnehmerInnen zeigen die Bereitschaft zum Widerstand.

Angesichts der Gegenwehr wurde die Regierung zu starken Zugeständnisse gezwungen. Doch die haben die Bewegung nicht wie von der Regierung erhofft, gestoppt. Um Gegenteil haben sie dazu geführt, dass die irischen ArbeiterInnen und Jugendlichen ihre Stärke und Kraft erkannt haben. Immer mehr Menschen wird klar, was sie erreichen können, wenn sie sich organisieren und kämpfen. Es geht schon längst nicht mehr nur um die Water Tax, sondern um eine Alternative zu einer Politik, die nur den Banken und Konzernen dient.

Die irische Schwesterpartei der SLP, die Socialist Party, steht an der Spitze dieser Kampagne. Die Socialist Party ist die einzige relevante Kraft in Irland, die als Kampfmittlel vorschlägt, dass die irische Bevölkerung die Steuer nicht bezahlt und das durch eine Non-payment-Kampagne die Regierung zu Fall zu gebracht wird. Auch führende VertreterInnen der SP, wie der Abgeordnete Paul Murphy, weigern sich, diese Steuer zu zahlen und sind aktiver Teil von verschiedenen Mobilisierungen.

Der Erfolg dieser Kampagne macht der Regierung Angst: ein großer Teil der irischen Bevölkerung gibt in Umfragen an, die Steuer nicht zu bezahlen und über eine Million Haushalte haben sich nicht für die Steuer registriert. Nach einer Lügen- und Hetzkampagne v.a. gegen Paul Murphy, aber auch andere versucht es die Regierung nun mit Repression und Einschüchterung. Der "Grund" für die Festnahmen ist der Protest von AnwohnerInnen gegen den Besuch eine Ministerin der Labour Regierung, Joan Burton, in ihrem Wahlbezirk. Die von ihr unterstützte Kürzungspolitik hat tausende IrInnen in die Armut gestürzt. Tausende haben ihre Wohnungen und Jobs verloren. Aus Wut wurde ihr Auto über mehrere Stunden blockiert, an dieser Blockade beteiligten sich Aktivistinnen der AAA und Socialist Party. Das wird nun als Vorwand genommen, um AktivistInnen der Socialist Party und der Anti Austerity Alliance AAA (einem von der Socialist Party initiierten Bündnis zur Bekämpfung von Kürzungsmaßnahmen) zu verhaften. Das Establishment versucht, die Proteste und vor allem die Non-Payment Kampagne zu kriminalisieren, um so den Widerstand zu brechen. Das wird ihnen nicht gelingen, die Verhaftungen werden dazu führen das noch offensichtlicher wird, auf welcher Seite die Regierung steht - dass der Staat nur die Interessen der Reichen schützt und nur in ärmere Nachbarschaften kommt um Proteste anzugreifen.

Die SLP solidarisiert sich mit den den irischen Aktivistinnen, wir fordern die sofortige Freilassung und das Fallenlassen aller Anklagen. Wir verurteilen die politisch motivierten Verhaftungen. Hier zeigt sich, dass auch der EU bzw. westlichen Staaten die Menschenrechte, die sie so gerne vorgeben zu verteidigen, egal sind, wenn die Interessen der Mächtigen bedroht werden. Auch in Österreich werden jedes Jahr vor allem antifaschistische Proteste kriminalisiert und die Justiz geht mit voller Härte dagegen vor. Irland zeigt uns klar, dass Repression heute AntifaschistInnen trifft - morgen aber schon gegen soziale Bewegungen eingesetzt werden kann.

Protestaktion: https://www.slp.at/termine/schluss-mit-der-repression-in-irland

 

Mehr zum Thema: 

Das CWI ist mitten drin in einer neuen Phase von Klassenkämpfen

Sozialistisch und revolutionär ist die Arbeit des CWI auf allen Kontinenten
Stefan Gredler

Weltweit stellen der Kapitalismus und seine Krise die Menschheit vor eine Vielzahl von Problemen. Ohne eine radikale Veränderung unseres Gesellschafts- und Wirtschaftssystems können sie nicht gelöst werden. Solange der Kapitalismus und seine Profitinteressen herrschen, gehören Hunger, Ausbeutung, Elend, Krieg und Verfolgung dazu. Gemessen am Ausmaß der weltweiten Widersprüche ist Rosa Luxemburgs These „Sozialismus oder Barbarei“ aktueller denn je.

Immer mehr Menschen wehren sich und leisten Widerstand gegen das System, das Profite über Menschen stellt. Besonders in den vergangen Jahren konnte ein Anstieg von Massenbewegungen, Revolten und sogar Revolutionen beobachtet werden. Nur die wenigsten aber haben ihre Ziele in vollem Umfang erreicht, geschweige denn den Kapitalismus überwunden. Um nachhaltige Veränderungen zu erreichen, braucht es den „subjektiven Faktor“, die revolutionäre Partei. Nur mit ihrer Hilfe können Erfahrungen aus früheren Kämpfen genutzt, Kräfte gebündelt und der Bewegung Programm und Perspektive gegeben werden. Eine revolutionäre Partei ist ein Instrument, um aus einer Revolte eine erfolgreiche Revolution zu machen, die in der Lage ist, den Rahmen des Kapitalismus zu sprengen. Nur so kann Barbarei verhindert bzw. beendet werden.

Die SLP ist Teil des Komitees für eine ArbeiterInneninternationale (KAI/CWI/CIT), wie auch Organisationen in über 45 Ländern auf allen bewohnten Kontinenten der Erde. Mitglieder des CWI sind überall Teil, häufig führender Teil, von Bewegungen gegen Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung!
Das CWI ist weltweit die einzige linke Kraft, die mit einer internationalistischen Perspektive die Notwendigkeit, eine revolutionäre Organisation aufzubauen, mit der Notwendigkeit verbindet, neue sozialistische Massenparteien der ArbeiterInnenklasse aufzubauen. Auch werden politische Funktionen nicht für persönliche Bereicherung belegt, weil kein CWI-Mandatar mehr als ein Durchschnittsgehalt verdient. Das gilt auch für Paul Murphy, einen der drei ParlamentarierInnen der Socialist Party in Irland. Als führender Teil der Bewegung gegen die Wassersteuer demonstriert er, beteiligt sich an Blockaden und zerriss Ende Oktober 2014 seinen Bescheid zur Zahlung der Wassersteuer vor laufender Kamera. In den USA, der Hochburg des Kapitalismus selbst, hat es Kshama Sawant geschafft, als bekennende Sozialistin einen Demokraten im Kampf um den Einzug in den Stadtrat von Seattle auszustechen. Dort konnte die Socialist Alternative gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung den höchsten Mindestlohn der Welt (15 Dollar/Stunde) erkämpfen. Gemeinsam mit VertreterInnen der Streikbewegungen in den südafrikanischen Minen von 2012 setzte die DSM die ersten Schritte in Richtung Aufbau einer neuen ArbeiterInnenpartei. Durch die Entwicklungen in der größten Gewerkschaft des Landes, NUMSA, die eine Alternative zum ANC aufbauen will, gewinnt diese Entwicklung an Fahrt. In Deutschland kämpft die SAV für einen sozialistischen Kurs in der Linkspartei. Mit Mitarbeit an der Streikzeitung, die immerhin in einer Auflage von 65.000 erschien, war sie ein zentraler Part der Solidaritätsbewegung für den GDL-Streik der Lokführer. In Britannien hat die Socialist Party schon vor Jahren das NSSN, ein bundesweites Netzwerk aus BetriebsrätInnen, gegründet, das in den Gewerkschaften für Kampfmaßnahmen mobilisiert. Die Massendemonstrationen für dringend nötige Lohnerhöhungen mit über 100.000 TeilnehmerInnen im Oktober sind auch ein Ergebnis dieser Arbeit. Als Teil der „Trade Unionist and Socialist Coalition“ (TUSC), die auch bei den kommenden Kommunalwahlen antritt, gibt es auch eine Alternative auf der politischen Ebene und damit ein Angebot für die vielen GewerkschafterInnen, die nichts mehr mit der neoliberalen Labour Party zu tun haben wollen. Die israelisch/palästinensische Sektion Mavaak Socialisti war ein wichtiger Teil der Kampagne für einen höheren Mindestlohn sowie für die gewerkschaftliche Organisierung von Betrieben, in denen sowohl jüdische als auch palästinensische Beschäftigte arbeiten. Aber besonders auch in den Antikriegsbewegungen geht das CWI mit sozialistischen Forderungen und dem Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker in die Offensive.

Auch in Österreich kämpft die Sozialistische LinksPartei mit gesamter Energie gegen Rassismus, Sexismus, Sozialabbau und gesellschaftlichen Missständen. Auch wenn aus kapitalistischer Sicht die Zukunft keine rosige wird, für uns wird sie es. Aber nur wenn wir es schaffen die Zukunft für uns gewinnen!

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Klassenkampf reloaded – in Europa und weltweit

Der Kapitalismus ist weltweit in einer seiner schwersten Existenzkrisen. Das ist auch eine große Chance.
Fabian Lehr

Die weltweiten Kämpfe brauchen ein sozialistisches Programm.

 

Die globale Krise des Kapitalismus ist 2014 in ein neues Stadium eingetreten. Die Eurokrise, die in Wirklichkeit niemals verschwunden war, ist für alle sichtbar zurückgekehrt. Der Ölpreis bewegt sich im Zickzackkurs. Zwischen Russland und dem Westen entbrennt ein Wirtschaftskrieg mit globalen Rückwirkungen. In den Schwellenländern, insbesondere in China, dem Motor der kapitalistischen Weltwirtschaft, gerät das Wachstum ins Stocken. All jene Probleme, die der Kapitalismus schon bisher produzierte, wie Umweltzerstörung, Hunger, Seuchen und Krieg, die Millionen Menschen töten bzw. zur Flucht zwingen – all das wird weiter zunehmen. Begleitet ist der ökonomische Verfall des Kapitalismus immer öfter von einer Hinwendung zu autoritären, polizeistaatlichen Methoden der Regierungen, um mit Repression auf die schwindende Zustimmung der Regierten zu antworten. Doch immer häufiger sehen sich die Regierungen auch mit Widerstand konfrontiert.

Klar ist: Wir stehen am Beginn einer Zeit schwerer Kämpfe und radikaler politischer Veränderungen. Das kapitalistische System steckt global in einer tiefen Krise, der tiefsten seit der großen Depression in den 1930er Jahren. Überall zeigt sich, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem nicht das Wohlergehen der Menschheit zum Ziel hat, sondern das Erzielen maximalen Profits, auch wenn dafür Millionen leiden müssen. Niemals zeigt sich das deutlicher als in schweren Krisenzeiten, in denen der ruhige Gang der Bereicherung der Bosse stockt. Wenn wir die aktuelle Weltkrise mit früheren globalen Großkrisen des Kapitalismus wie 1917-21 oder nach 1929/30 vergleichen, sehen wir, dass solche schweren Krisenzeiten einerseits zu barbarischen Versuchen des Kapitals führen, seine wankende Herrschaft zu befestigen, andererseits aber auch zu wachsender Politisierung und Organisierung der von ihnen nun verschärft Unterdrückten und Ausgebeuteten. Phasen der Reaktion sind somit gleichzeitig auch Phasen der Revolution. Die ArbeiterInnenklasse kann es sich nicht leisten, stillzuhalten – wir leben in einer Periode von Revolution und Konterrevolution.

In Europa wird das Scheitern des Euro immer offensichtlicher. Das wirtschaftliche Schönwetterprogramm gerät in Zeiten der Krise zwingend an seine Grenzen. Während das deutsche Kapital (und im Schlepptau das Österreichische) davon profitieren, sind die sozialen Kosten in Südeuropa enorm. Griechenland ist schon schwer ramponiert, andere vom Spardiktat betroffene Länder wie Italien, Spanien, Portugal und Irland folgen nach. Frankreich erreicht eine neue Rekordarbeitslosigkeit und die höchste Zahl von Unternehmensbankrotten seiner Geschichte.

Auch Österreich muss die höchste Arbeitslosigkeit seit 60 Jahren eingestehen, und sogar in Deutschland, dem Kernstaat der europäischen Wirtschaftsordnung, gerät das "Exportwunder" ins Schlingern. Der Euro erreicht den tiefsten Kurs seit knapp einem Jahrzehnt. Für die Eurozone droht Deflation. Diese ist ein Merkmal chronischer Krisen wie der von 1873-96 oder der ab 1929/30. Erste mündete in die Gründung der modernen Kolonialimperien, um die Verluste durch globale Räuberei wettzumachen, zweitere wurde erst durch einen Weltkrieg gelöst. Überall leiden ArbeiterInnen, Arme und Jugendliche unter den aggressiven Angriffen des Kapitals. Errungenschaften, die in 150 Jahren ArbeiterInnenbewegung aufgebaut werden konnten, wie ArbeiterInnenrechte oder Sozialleistungen, werden über Nacht vernichtet. Dieser ökonomische Niedergang geht unweigerlich mit politischer Instabilität einher. Auf immer schwächeren Füßen stehende Regierungen finden berechtigterweise immer weniger Vertrauen in der Bevölkerung.

Doch immer stärker wächst auch der Widerstand. Seit den 1970er Jahren, aber v.a. in den letzten Jahren, nehmen weltweit die Proteste und Massenbewegungen zu. Die Stärke von Syriza in Griechenland und Podemos in Spanien zeigen eine neue Qualität. In eben jenen Ländern wurden noch vor wenigen Jahren Organisationen in den Protesten abgelehnt, nun haben sie die stärksten linken Parteien in Europa. In Italien wächst der Widerstand gegen den Sparkurs des technokratischen Brüsseler Befehlsempfängers Renzi zu massiven Klassenkämpfen.

Die europäischen Arbeiterinnen stehen dabei nicht allein. In den USA mit ihren ungeheuer scharfen, immer weiter wachsenden Klassengegensätzen breitet sich mit unserer Schwesterorganisation Socialist Alternative gerade in rasanter Geschwindigkeit die größte marxistische Organisation aus, die es in Nordamerika seit dem frühen 20. Jahrhundert gegeben hat. Und deren vornehmlich proletarische Basis lässt es nicht bei der Theorie bleiben. Sie geht gleich zum Kampf über, wie gerade im kraftvollen Arbeitskampf der amerikanischen Fast Food-Arbeiterinnen oder bei den Massenprotesten gegen die rassistische Praxis der amerikanischen Polizei und Justiz nach dem Mord in Ferguson.

Der Vormarsch des IS und des islamischen Fundamentalismus ist nur eine Seite – die andere sind die Massenbewegungen in Nordafrika und auch der Türkei. Die arabischen Revolutionen sind nicht vorbei, eine neue Welle ist wahrscheinlich. In Osteuropa und auf dem Balkan spitzt sich die soziale Lage zu und es kommt immer wieder zu sozialen Protesten. In Ländern wie Pakistan, Indien, Malaysia, aber auch Russland sitzen die Herrschenden auf einem Pulverfass.

In China spitzen sich die sozialen Konflikte im Zuge des fiebrigen, dem Kollaps entgegen treibenden kapitalistischen Booms immer weiter zu. Die Massenproteste in Hongkong gegen den bürokratischen, sich zum Hohn "sozialistisch" nennenden Pekinger Polizeistaat zeigen, wie gespannt die politische Lage ist. Auch im chinesischen Kernland ist es alles andere als ruhig.

Auch in Südamerika rumort es - an die heftigen Proteste anlässlich der im Land abgehaltenen Fußball-WM, für die tausende Arme enteignet und vertrieben worden waren, wird sich noch jeder erinnern. Dabei zeigte sich auch, dass geringfügige Anlässe – in diesem Fall eine Erhöhung der Buspreise – sich zu großen Protestbewegungen entwickeln können, wenn die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich ausreichend zugespitzt haben. Im seit 2001 von Krise und Kürzungen erschütterten Argentinien konnte ein trotzkistisches Bündnis weit über eine Million Stimmen erzielen und mit mehreren Abgeordneten ins Parlament einziehen, um auch dort den Kampf gegen die Sparmaßnahmen zu führen.

Sicher - die nächsten Jahre werden schwer werden und immer zugespitztere Kämpfe sehen. Doch gleichzeitig wird die Unfähigkeit des Kapitalismus immer sichtbarer. Die Suche nach Alternativen ist allgegenwärtig und auch die Bereitschaft „etwas zu tun“ ist gegeben. Notwendig ist der endgültigen Sturz des Kapitalismus und der Sieg der einzigen menschenwürdigen Alternative: Des Sozialismus, einer demokratischen Gesellschaft, wo die Bedürfnisse der Menschen im Zentrum stehen. Werde Teil dieses Kampfes in den Reihen des CWI.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Zahlen und Fakten

Zahlen und Fakten

Soziale und Politische Konflikte nehmen zu

Seit mehreren Jahrzehnten gibt es weltweit einen Anstieg von Protesten gegen „die da oben“ und die Auswirkungen der herrschenden Politik. In den letzten Jahren haben diese Proteste in Folge der weltweiten Kürzungspolitik massiv zugenommen:

  • Von 2006 auf 2013 hat sich die Anzahl der Proteste verdoppelt
  • Bei der Mehrheit der Proteste geht es um die soziale Lage und die Rechte von ArbeiterInnen, gefolgt von Demokratiefragen bzw. den Einfluss der Wirtschaft über die Politik, Proteste gegen den globalen Kapitalismus und seine Auswirkungen sowie solche für die Rechte einzelner Bevölkerungsgruppen. Häufig kommen mehrere Themen zusammen.
  • 17 % aller Proteste richten sich gegen die Zerschlagung des Sozialstaats und Privatisierung, bei 16 % geht es um Löhne und Jobs.
  • 13 % haben die Ungerechtigkeiten des Kapitalismus als Ziel
  • Aufgrund der steigenden Lebensmittelpreise richten sich 6 % aller Proteste weltweit und mehr als 14 % in den ärmeren Ländern gegen die hohen Nahrungsmittelpreise. Diese waren auch einer der Auslöser des „Arabischen Frühlings“.
  • 18 % aller Proteste wollen nicht akzeptieren, dass die Interessen von Banken und Konzernen über jenen der Bevölkerung stehen, 37 % treten für globale Gerechtigkeit ein – es protestieren sowohl Menschen aus neokolonialen Staaten wie auch aus imperialistischen Staaten. Das Verständnis, dass die ArbeiterInnen in armen und reichen Ländern gemeinsame, antikapitalistische Interessen haben, ist auf dem Vormarsch!
  • Bei 26 % geht es um demokratische Fragen, in manchen Regionen Afrikas und Asiens sind diese Themen bei über 40 % der Proteste zentral. 12 % aller Proteste in Nordafrika und dem Nahen Osten sind für Frauenrechte – soviel zum Vorurteil der „rückständigen“ Moslems!
  • Einige der historisch größten Proteste fanden in den letzten Jahren statt, darunter knapp 40 verschiedene, an denen jeweils eine Million Menschen oder mehr teilnahmen – darunter 17 Millionen in Ägypten oder 100 Millionen beim Generalstreik in Indien 2013, aber auch Streiks in Italien, Portugal oder Frankreich.
  • Bemerkenswert ist, dass fast 40 % der Proteste ihre Ziele zumindest teilweise erreichten!

Quelle: World Protests 2006-2013, Ebert-Stiftung

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Eine turbulente Periode steht bevor

Die ruhigen Zeiten sind vorbei, der Widerstand nimmt weltweit zu!
Christoph Glanninger

Auf den ersten Blick erscheint die weltweite Situation katastrophal: Unterdrückung, Ausbeutung, Hass und Zerstörung scheinen sich auszubreiten. Mit der Ukraine ist Krieg auch Europa wieder sehr nahe gekommen. Die imperialistischen Widersprüche zwischen EU, USA und Russland schüren die internationale Kriegsgefahr. Das Friedensprojekt „EU“ hat kein Problem mit der Unterstützung faschistischer Kräfte und nationalistischer Unterdrückung durch die neue Regierung.

In Syrien und dem Irak ist der IS im Vormarsch. Barbarisch werden alle ermordet, die nicht in sein fundamentalistisches Weltbild passen. Der Terror vergrößert die ohnehin tiefe Spaltung zwischen SunnitInnen, SchiitInnen, ChristInnen und JüdInnen.

In Europa trägt Armut und Perspektivlosigkeit zum Erstarken von rassistischen und reaktionären Kräften bei. Tausende demonstrieren in Deutschland mit der rassistischen Pegida, am Rande der Demonstrationen kommt es zu gewalttätigen Angriffen auf Muslime/a. In Schweden werden Moscheen mit Brandsätzen angegriffen. Nach dem brutalen Anschlag islamischer Fundamentalisten auf ein französisches Satiremagazin kommt es in Frankreich zu Anschlägen auf muslimische Einrichtungen.

Aber das Bild, das durch Medien und Politik erzeugt wird, ist immer auch Propaganda. Diese soll von all den Kämpfen und Protesten, die sich gegen Kapitalismus und Ungerechtigkeit richten, ablenken. Z.B. schreiben die deutschen Medien Pegida als Bürgerbewegung mit berechtigten Ängsten schön. Die Proteste von Zehntausenden gegen die Spar- und Kürzungspolitik der EU in Frankfurt oder die Streiks der Lokführer hingegen werden als gewalttätig und ungerechtfertigt schlecht gemacht.

Die andere Seite: es gibt in immer mehr Ländern ArbeiterInnen, Arbeitslose und Jugendliche, die gegen Rassismus, Ausbeutung und immer schlechtere Zukunftsaussichten kämpfen. Darüber wird wenig oder verzerrt berichtet, um Vorbild und Nachahmung zu verhindern. In den letzten Monaten kam es in Belgien und Italien zu Generalstreiks gegen die Kürzungspolitik. Auch der Norden Europas ist längst nicht mehr ruhig. Die schwedische Regierung kollabierte, und in Norwegen findet am 28. Januar ein Generalstreik gegen die weitere Verschlechterung der Arbeitsbedingungen statt. In Mexiko führte die Ermordung linker Studierender zu Massenprotesten gegen die Drogenkartelle und den korrupten Staatsapparat.

Auch in Österreich kam es in letzter Zeit zu einer Zunahme an sozialen Kämpfen und Protesten: In Salzburg und Oberösterreich gab es Streiks im öffentlichen Dienst bzw. Gesundheitswesen. Bei KBA Mödling wehrten sich KollegInnen mit einem unbefristeten Streik gegen Stellenabbau. Fast 900.000 unterschrieben für eine Senkung der Lohnsteuer. Jeder Aufruf der Gewerkschaft zur Aktivität wird aufgegriffen.

Wir leben in bewegten Zeiten. Wir stehen am Anfang dieser Periode von Revolution und Konterrevolution.

Dieser Schwerpunkt gibt einige der Analysen wider, die VertreterInnen des Komitees für eine Arbeiterinneninternationale (der internationalen Organisation der SLP) bei einem internationalen Treffen, mit SozialistInnen aus allen Kontinenten, im Dezember 2014 diskutiert haben.

Er soll dabei helfen, einen klareren Blick auf die weltweite Situation zu liefern. Die Propaganda von bürgerlichen Politikern und Medien zeichnet ein düsteres Bild – sie haben keine Antworten und wollen keinen Widerstand. Wir aber wollen für u,nsere Zukunft kämpfen und an die zahlreichen internationalen Proteste anknüpfen, sie entwickeln und vereinigen um eine sozialistische Zukunft zu erreichen.

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