Frauen und LGBT

#Metoo-Proteste

SLP und Nicht mit Mir organisieren in Wien und Linz Proteste gegen sexualisierte Gewalt an Frauen

Am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, organisierten AktivistInnen der SLP gemeinsam mit anderen in Linz und Wien Proteste unter dem Motto "#Metoo gegen Sexismus und Gewalt an Frauen".

 In Wien haben über 200 Menschen mit einer entschlossenen Demonstration über die Mariahilfer Straße die #Metoo Kampagne auch in Österreich vom Internet auf die Straße gebracht. Viele Frauen nutzten Schilder und Plakate, um ihrem Unmut Luft zu machen. Entsprechend laut war auch die Demonstration.

Auch in Linz organisierten AktivistInnen der SLP eine Kundgebung zum Thema. Celina von der SLP stellte klar: „Sexuelle Gewalt ist kein Phänomen, das es nur in Hollywood oder im Showbusiness gibt, es findet sich durchgehend in der ganzen Gesellschaft wieder!
Sexuelle Gewalt ist eine besonders perfide Form von gezielter Unterdrückung, Machtdemonstration und Erniedrigung. Vor allem Frauen und LGTBQ Personen sind betroffen und das sind keine Einzelfälle. Sexualisierte Gewalt in egal welcher Form ist in unser gesellschaftliches und wirtschaftliches System Kapitalismus integriert.“

Bei allen Protesten wurde auch auf die aktuelle Kürzungspolitik hingewiesen. Die Pläne von schwarz-blau bei Kindergärten, im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich werden vor allem Frauen hart treffen. Die Proteste waren daher auch eine Einladung, selbst aktiv zu werden.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Warum hassen die Burschenschaften Frauen?

Und warum die Mädelschaften um nichts besser sind….
Sonja Grusch

Noch nie in der 2. Republik war der politische Einfluss von Burschenschaftern so groß wie heute. 20 der 51 Abgeordneten der FPÖ im Nationalrat gehören Burschen- bzw. Mädelschaften an. Dazu kommen noch zahlreiche Funktionäre und Mandatare auf Landes- und Gemeindeebene sowie die Mitarbeiter der neuen Minister etc. Das politische Gewicht der „Burschis“ ist dabei weit größer als ihr Anteil in der Bevölkerung. Grad mal 0,04% gehören hierzulande zu Burschenschaften – ca. 4.000 Männer sind in schlagenden Verbindungen, dazu kommen noch ca. 13.000 Mitglieder im CV, dem ÖVP-nahen, ebenfalls erzkonservativen und elitären Männerverband.

 

Männerbünde mit konservativem Frauenbild

„Natürlich“ habe man gar nichts gegen Frauen, stellen die Männerbünde klar. „Nur Männer können Mitglied werden. Dies hat jedoch nichts mit Frauenfeindlichkeit zu tun.“ erklärt z.B. die „Langobardia“. Was insofern auch stimmt, dass Mann Frauen auch durchaus eine Rolle zuteilt. Nämlich die als Mutter. Den Männerbünden – egal ob Burschenschaft, Pennäler oder CV – ist ein konservatives Frauenbild gemein. Die Rituale in den diversen Bünden mögen bizarr anmuten – da ist von Treue die Rede und von Lebensbünden. Erwachsene Männer kämpfen mit Säbeln und sind stolz auf ihre Narben („Schmisse“). Die „Ehre“ wird zum Fetisch und Saufgelage zum Ritual. Doch es wäre zu kurz gegriffen, den Sexismus der Burschenschaften auf psychologische Probleme ihrer Mitglieder zu beschränken.

Viel eher muss das konservative Frauenbild der Rechtsextremen – und solche sind die Burschenschaften durch die Bank - im "bevölkerungspolitischen und biologistischen Zusammenhang“ verstanden werden, wie Brigitte Bailer-Galanda anmerkt. Die Entstehung der Burschenschaften hängt mit der Entstehung der modernen Nationalstaaten im 19. Jahrhundert zusammen. Doch repräsentieren sie nicht, auch wenn sie das gern behaupten, die fortschrittlich radikaldemokratischen Strömungen, sondern dominierten schon bald nach ihrer Entstehung die völkisch, reaktionären Deutschnationalen. Was blieb, waren also nicht primär die Verteidigung demokratischer Rechte, sondern vielmehr die Verteidigung einer „deutschen Nation“. Auch heute sind die meisten Burschenschaften deutschnational.  Und die Aufgabe von Frauen ist es in ihrer Weltanschauung, diese deutsche Nation auf- und auszubauen. Wer in ihrer Logik „dazu“gehört (also weiß, christlich bzw. zumindest nicht jüdisch ist), soll also möglichst viele Kinder bekommen. Dieser Logik folgend sind sie dann auch gegen Aufklärung, Verhütung, Abtreibung und gleichgeschlechtliche Beziehungen. Für Frauen, die in ihrer Logik nicht „dazu“gehören – also eine andere Hautfarbe oder Religion haben – gilt das nicht. Sie sollen am hier Leben ebenso gehindert werden, wie daran, Kinder zu bekommen. Wenn sie vom „Lebensschutz“ und „Familie“ reden, dann gilt das nicht universell, sondern nur, um die „deutsche Nation“ zu stärken.

Insbesondere Frauen, die diesem Bild widersprechen, dies vielleicht auch noch laut und deutlich machen, werden bekämpft. Da greifen die rechten Nationalisten, die sich in der Flüchtlingsfrage gern als „Verteidiger“ „unserer Frauen“ präsentiert haben, dann zu Drohungen, Einschüchterungen und Sexismus. Frauen, die sich gegen Sexismus aussprechen wird Prüderie, Frigidität etc. vorgeworfen, häufig auch in Kombination mit Vergewaltigungsdrohungen. Frauen, die aggressiv auftreten, werden im besten Fall als hässlich, unweiblich, häufig auch als „hysterisch“ etc. ins Lächerliche gezogen. Zahlreiche Journalistinnen und linke Aktivistinnen wurden bereits zur Zielscheibe solcher rechter Hetzer und auch ihrer Gewaltandrohungen.

Mädelschaften sind um nichts besser

Im 21. Jahrhundert ist so ein reaktionäres Frauenbild schwer zu verkaufen. Kaum eine Frau lässt sich sagen, dass ihre Rolle bei Herd und Kindern ist. Dem müssen auch konservative und reaktionäre Organisationen Rechnung tragen und bieten daher „Mädelschaften“ oder „Damenverbindungen“ an. Wie ernst genommen diese Studentinnnverbindungen von den männlichen Gegenstücken genommen werden, ist ohnehin fraglich, werden sie doch von ihnen auch mal „Tittenbuxen“ genannt, die Mitglieder „Coleur-Matratze“. Die Aufgabe der Organisationen dürfte in der Praxis v.a. sein, als Eheanbahnungsinstitute zu dienen, um den Burschis standes-adäquate Frauen mit einem entsprechenden Rollendenken zuzuführen. Den Frauenorganisationen selbst geht es auch nicht um die Verbesserung der Situation von Frauen in unserer Gesellschaft im allgemeinen, sondern höchstens um individuelles elitäres Networking. Sie stellen also nur den weiblichen Teil einer reaktionären Elite dar und keinesfalls eine fortschrittliche Ergänzung.

Die Burschis sind nicht alleine

Das Problem rechter sexistischer Männerbünde auf die Burschenschaften zu beschränken, unterschätzt es gewaltig. So erklärt z.B. auch die Katholische Österreichische Studentenverbindung Purkersdorf: „Der Grund für getrennte Verbindungen findet sich nicht nur im Historischen, sondern auch heute spricht sich ein Großteil der Mitglieder … gegen gemischte Verbindungen, um Eifersuchtsszenen zwischen Mitgliedern zu vermeiden.“ Der CV, bei weitem größer als die Burschenschaften, ähnlich reaktionär und sexistisch, fordert z.B. das Verbot von Abtreibungen. Derselbe CV stellte immerhin elf von 17 ÖVP-Chefs der 2. Republik. Und auch wenn der CV im Kabinett von  Kurz wenig direkten Einfluss hat, so haben doch religiöse Hardliner wie Gertrud Kugler wichtige Positionen inne. Doch auch international gibt es zahlreiche Beispiele für reaktionär-sexistische Männerbünde – und alle sind auch aggressive Verfechter des Kapitalismus und seiner jeweiligen Nationalstaaten.

Von gestern und dennoch mächtig

Die Burschenschaften – oder besser: nationalistische, reaktionär-sexistische Männerbünde – sind machtvolle Stützen des kapitalistischen Systems und sie sind mächtig, weil sie Stützen dieses Systems sind. Um sie, ihren Einfluss und ihre reaktionären Ideen zu bekämpfen, reicht es daher nicht, auf ihre offensichtliche gesellschaftspolitische Überholtheit hinzuweisen. Die reaktionären Frauenverbindungen zeigen auch, dass es sich nicht um ein biologisches Geschlechterproblem handelt. Es sind eben nicht nur ewiggestrige Männer. Sondern es ist ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, dass gerade jetzt mit dem Rückbau der Sozialstaaten und einer zunehmenden Militarisierung wieder verstärkt auf konservative Rollenbilder setzt. Das eine kann also folglich nicht konsequent bekämpft werden, ohne auch das andere zu bekämpfen. 

#metoo gegen Sexismus!

#metoo nur die Spitze des Eisberges: Benachteiligung und Abhängigkeit bereiten Übergriffen den Boden
Irene Mötzl

Auch wenn sich VertreterInnen der etablierten Parteien für die Gleichberechtigung von Frauen aussprechen – ihre Politik zeichnet ein anderes Bild. Jüngste Angriffe in Oberösterreich zeigen, in welche Richtung es geht. Neben der Kürzung der Mindestsicherung, die Mehrkindfamilien in existenzbedrohende Armut zwingt, werden nun für die ohnehin dünn gesäte ganztägige Kinderbetreuung Gebühren eingeführt. Diese „zurück an den Herd“-Politik wird die Selbstbestimmung von Frauen weiter untergraben. Ähnliches Drohpotential haben die Pläne von FPÖVP zu Arbeitszeitflexibilisierung sowie Abbau von ArbeitnehmerInnenrechten: beides erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie massiv – für Frauen und Männer.

Damit Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen können, braucht es eine faire Verteilung von Erwerbsarbeit und Einkommen, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn statt 12h-Tag oder Herdprämie à la FPÖ. Öffentliche Leistungen bei Bildung, Gesundheit und Pflege müssen massiv ausgebaut und die mehrheitlich weiblichen Beschäftigten angemessen bezahlt werden. Es braucht gratis Verhütungsmittel, flächendeckenden Aufklärungsunterricht und Zugang zu Schwangerschaftsabbruch. Für all das gemeinsam zu kämpfen, bedeutet Belästigung und Übergriffen den Boden zu entziehen!

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Sexisten eine kleben – Schwarz-blau greift Frauen an: Nicht mit mir!

Streichen bei der Kinderbetreuung in Oberösterreich und Entmündigung von Frauen: die Politik von FPÖ und ÖVP richtet sich besonders gegen Frauen. Durch die Streichungen im Sozialbereich. Durch die Pläne, das Pensionsalter anzuheben. Durch geplante Angriffe auf Aufklärung, Verhütung und Abtreibung. „Nicht mit mir“ ist eine Kampagne der SLP, die in den letzten Jahren schon eine Reihe von Aktionen für Frauenrechte gesetzt hat. Um unsere Sichtbarkeit zu erhöhen, wollen wir nun Aufkleber von Nicht mit mir produzieren. 5000 Stück kosten 90 Euro.

Hilf mit deiner Spende, dass der Widerstand von Frauen gegen Gewalt, Bevormundung und Kürzungspolitik sichtbarer wird.

IBAN: AT25600000000 8812733

 

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Der Weinstein-Skandal hat System

Elitäre Kreise und Abhängigkeitsverhältnisse fördern Abwertung und Gewalt gegen Frauen.
Theresa Reimer

Anfang Oktober veröffentlichten die Medien Vorwürfe gegen den amerikanischen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein. Dieser soll dutzende Schauspielerinnen über Jahre hinweg sexuell belästigt und sogar vergewaltigt haben. Weinstein wurde mittlerweile aus seiner Produktionsfirma entlassen. Intern wurde er angeblich seit Jahren nur noch „das Schwein“ genannt. Trotzdem beteuern Schauspieler wie George Clooney, trotz enger Zusammenarbeit nichts von solchem Verhalten gewusst zu haben. Weinstein war angeblich in ganz Hollywood für seine Übergriffe bekannt und dennoch schwiegen sie. Dies zeigt die Dimension des Problems.

Bei „großen“ Männern, die ihre Machtposition am Arbeitsplatz ausnutzen, um Frauen zu belästigen, zu bedrohen und zu vergewaltigen, wird gerne einmal weggesehen. Weinstein selbst meinte: „And when you’re a star, they let you do it.“ („Wenn du ein Star bist, kommst du damit durch.“) Wenn Vorwürfe publik werden, werden diese als „Rufmordkampagne“ abgetan. So beispielsweise sprach auch Peter Pilz vor seinem Rücktritt. So kann somit abwertendes Verhalten gegenüber Frauen ungestraft fortgeführt werden. Die Betroffenen schweigen, aus Angst um den Arbeitsplatz, die Mitwissenden, um keine Konsequenzen tragen zu müssen.

Fakt ist: Abhängigkeitsverhältnisse in einem kapitalistischen, patriarchalen System produzieren sexualisierte Gewalt. Es gibt wenig individuelle Handlungsmöglichkeiten, besonders wenn es sich bei den Betroffenen nicht um bekannte Schauspielerinnen handelt, sondern um Frauen, die finanziell auf einen Job angewiesen sind und bei Widerstand gegen den erfahrenen Sexismus mit einer Kündigung zu rechnen hätten.

#MeToo zeigt, dass Sexismus und Gewalt gegen Frauen ein strukturelles Problem ist, das Viele beschäftigt. Dennoch reicht ein Hashtag allein leider nicht aus. Wir müssen uns organisieren und aktiv werden gegen sexualisierte Gewalt und Übergriffe. Und auch gegen andere Versuche, uns Rechte wieder wegzunehmen - was uns mit einer schwarz-blauen Regierung noch verstärkt drohen wird!
 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Rechter Rand: Die "neue Volkspartei" und christliche FundamentalistInnen

Aktivistin der SLP

 Die Nationalratswahlen sind geschlagen, die ÖVP zieht mit großem Erfolg in den Nationalrat und mit ihr dank Vorzugsstimmen aus dem christlich-fundamentalistischen Lager auch Gudrun Kugler. Bei der langjährigen ÖVP-Politikerin handelt es sich um eine fundamentalistische, homophobe Abtreibungsgegnerin und Verfechterin „der Ehe“ und des Christentums. In ihrer Publikation „There is no right for abortion” verunglimpft sie dieses Recht als demokratiegefährdend und unmoralisch. Darüber hinaus rechtfertigt sie ihre frauenfeindliche Haltung mit Rassismus, da durch eine höhere inländische Geburtenrate kein „Argument“ mehr für Zuzug aus dem Ausland gegeben sei. Im Sommer 2017 stellte Kugler im Wiener Gemeinderat den Antrag, Frauen vor einer Abtreibung zusätzlich zum Beratungsgespräch eine verpflichtende dreitägige Wartefrist aufzuerlegen, damit Frauen nicht „überstürzt handeln“ würden. Ein Versuch der ehemaligen Vorsitzenden der radikalen Organisation „Jugend für das Leben“, es Frauen noch weiter zu erschweren. Sie stellt damit auch die Fähigkeit von Frauen in Frage, selbst am besten über ihren Körper entscheiden zu können. Zu ihrem Umfeld zählen radikale Anti-Abtreibungsgruppen, die Frauen und ÄrztInnen terrorisieren, das rechtschristliche, fundamentalistische Nachrichtenportal kath.net., zahlreiche Vertreter der katholischen Kirche, wie der homophobe, rassistische Salzburger Weihbischof Laun, u.a. aus dem rechten Eck. Sie alle teilen mit Kugler und der FPÖ die gleiche frauenfeindliche und -entmündigende Ideologie.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Russland: LGBTIQ zum Sündenbock gemacht

Interview mit dem russischen Aktivisten Igor Iasine

Könntest du bitte einen kurzen historischen Hintergrund über das Thema LGBTIQ in der Sowjetunion bzw. Russland geben?

Die Oktoberrevolution hob alle Gesetze auf, die Homosexualität kriminalisierten. Unter Stalin wurde 1934 die Strafbarkeit aber  wieder eingeführt. In den folgenden Jahrzehnten wurden zehntausende Homosexuelle mit einer Gefängnisstrafe belegt. Nach dem Zerfall des Stalinismus und der Dekriminalisierung der Homosexualität im Jahre 1993, haben sich die Protestformen schnell kommerzialisiert und mündeten in ein kommerziell orientiertes Netz, bestehend aus Clubs und Magazinen. Die LGBTIQ Community hatte die Illusion, dass die positiven Veränderungen automatisch und ohne Kampf stattfinden werden.

Wie ist die Situation heute?

Lange ließ sich die Stimmung in der von der endlosen Wirtschaftskrise zermürbten Gesellschaft als neutral beschreiben. Die Diskriminierung der LGBTIQ-Menschen ist jedoch nie verschwunden. Im Gegenteil, die Stärkung der neuen kapitalistischen Klasse führte zu einer nationalistischen, konservativen Agenda. Dies stellte die AktivistInnen vor die Aufgabe, neue Protestformen zu entwickeln. Unsere Organisation war die erste linke Gruppierung, welche versucht hat, die neue Bewegung zu initiieren. Dafür haben wir zum Beispiel einen Diskussionsklub zum Thema LGBTIQ im Rahmen des Russischen Sozialforums in Sankt Petersburg (während des G8 Treffens im Jahr 2006) durchgeführt. Später haben wir zusammen mit anderen AktivistInnen die „Regenbogen Assoziation“ gegründet. Gleichzeitig versuchten die liberalen bürgerlichen Kräfte Gay Prides anzuleiern, welche allerdings im Sande verliefen. Eine rasche Verschlechterung der Lage fand im Jahr 2012 statt. Die herrschende Klasse um Präsident Putin war von der unerwarteten Protestwelle gegen die Wahlmanipulationen erschrocken.

Wie erklärst du den Angriff auf die LGBTIQ Community?

Die LGBTIQ-Community wurde zum Sündenbock gemacht. Die herrschende Klasse konnte den klassischen Rassismus als Spaltungsmethode nicht so einfach nutzen, da dies die ohnehin schon angespannte Situation in den nationalen, oft auch muslimisch geprägten Republiken hätte verschlechtern können. Die Hoffnung der LGBTIQ-Community auf eine Verbesserung der Lage nach den Wahlen hat sich als nichtig erwiesen. Eine Allianz aus Rechtspopulisten, orthodoxer Kirche und Bürokraten beschloss im Jahr 2013 ein sogenanntes Gesetz gegen „Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen gegenüber Minderjährigen“. Tatsächlich wurde das Gesetz dazu benutzt, um alle Veranstaltungen der LGBTIQ-AktivistInnen zu torpedieren.

Was macht ihr dagegen?

Die Regierung hatte, schon vor 2012 versucht, einen Sündenbock zu finden, um die Aufmerksamkeit der Gesellschaft von der sozialen Problematik abzulenken. Wir starteten eine Gegenoffensive. 2010 organisierten wir gemeinsam mit dem aktiven Teil der LGBTIQ-Community sowie FeministInnen die neue Kampagne „Marsch für gleiche Rechte“. Wir versuchten die LGBTIQ-Bewegung aus der Ecke des politischen Ghettos zu holen und in breitere Protestbewegungen zu integrieren. Wir nahmen sowohl an Demos anlässlich des Ersten Mai teil, als auch an Protesten gegen Wahlmanipulationen. Da unsere AktivistInnen von Nazis (und manchmal sogar von Anhängern des Stalinismus) angegriffen wurden, mussten wir Selbstverteidigungsgruppen organisieren.

Wie geht es weiter?

Unsere derzeitige Situation ist nicht einfach. Das Gesetz begrenzt unser Recht auf Protest. Desweiteren ist der politische Druck enorm. Unsere Leute werden regelmäßig während Demos verhaftet und schikaniert. Vor einigen Monaten wurden mehrere LGBTIQ-Menschen in der Krisenregion Kaukasus bestialisch gequält und umgebracht. Wir sind jedoch politisch gereift und gestärkt. Mit unser Petition gegen Morde an Homosexuellen im Kaukasus haben wir vor kurzem 500.000 Unterschriften gesammelt. Unsere Organisation spielt eine zentrale Rolle im Rahmen der Strukturierung der Bewegung und deren Orientierung auf eine breitere soziale Problematik. Wir sind bereit und gewappnet für einen langen Kampf.

Das Interview führte Dima Yanski. 

Meine Pille danach – Mein Recht!

Rechtskonservative Regierung bedroht Errungenschaft der rezeptfreien „Pille danach“.
Martina Gergits
  • Den Fragebogen und den Infoflyer findet ihr im Anhang am Ende des Artikels

Jede Frau kann in die Situation kommen, in der sie eine Notfallverhütung, die „Pille danach“, benötigt. Entgegen manchen Behauptungen ist diese KEINE Abtreibung, sondern verhindert das Entstehen einer Schwangerschaft.

 

Die „Pille danach“ ist in Österreich rezeptfrei und sollte flächendeckend erhältlich sein, allerdings haben nicht alle Apotheken die Notfallmedikation lagernd. Eine weitere Hürde: Unangenehmes Ausfragen von manchen ApothekerInnen, obwohl es kein gesetzlich vorgeschriebenes Beratungsgespräch gibt. Die Kosten müssen selbst übernommen werden. Diese einschränkenden Faktoren müssen beseitigt werden.

Der Trend geht allerdings in die andere Richtung: In Österreich steht eine rechts-konservative Regierung bevor. Bei der Abschaffung der Rezeptpflicht für die „Pille danach“ stimmten FPÖVP dagegen. Polen zeigt, was passiert, wenn eine rechte Regierung an die Macht kommt. Das polnische Abtreibungsrecht ist extrem restriktiv, und seit kurzem ist die „Pille danach“ nur auf Rezept erhältlich.

Wir müssen also mit Angriffen rechnen: Von der „Pille danach“, über das Recht auf Schwangerschaftsabbruch zu Sozialkürzungen. Die Antwort darauf kann nur ein gemeinsamer, starker Kampf sein, der unsere Rechte nicht nur verteidigt, sondern darüber hinaus auch weitere Forderungen auf Selbstbestimmung stellt und erkämpft.

Mach mit beim großen Apothekentest: Infos unter: https://www.facebook.com/meineentscheidung.meinepilledanach/

 

 

 

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

25.11 #Metoo - Proteste in Wien und Linz

Sexuelle Belästigung ist die widerliche Normalität in einer hierarchischen Gesellschaft
Sonja Grusch

Seit einigen Wochen machen mit dem Hashtag #metoo Frauen (und auch einige Männer sowie Trans- und LGBTQ+Personen) auf die sexuellen Übergriffe aufmerksam, die sie erleben mussten. Nun ist mit Peter Pilz auch der erste Österreicher über seine übergriffigen Handlungen gestolpert. Einige Punkte zum Thema:

 

  1. Sexuelle Belästigung ist kein neues Thema, mindestens ¾ aller Frauen und ¼ der Männer und viele Trans- und LGBTQ+ Personen waren im Erwachsenenalter betroffen. Doch steigt das Bewusstsein dafür und sind v.a. Frauen immer weniger bereit, dazu zu schweigen. Daher wird mehr darüber berichtet und scheint es, als ob mehr belästigt würde. Wer sich darüber aufregt, dass „schon wieder“ oder „dauernd“ was dazu in Facebook oder den Medien ist, regt sich über jene auf, die die Übergriffe sichtbar machen anstatt über jene, die sie begehen.

  2. Sexuelle Belästigung hat wenig mit Sex, aber viel mit Macht zu tun. Die Täter sind meistens Männer - nicht weil sie „sexueller“ oder „triebgesteuerter“ sind, sondern weil sie in der Regel in der mächtigeren Position sind. Sie sind Vorgesetzte, Chefs etc. die ihre Macht gegenüber Untergebenen ausspielen und diese demütigen, auf „ihren Platz“ verweisen. Wo Frauen in solchen mächtigen Positionen sind, sind auch sie immer wieder Täterinnen.

  3. Weil Frauen aber nicht nur in der konkreten Situation, sondern auch gesamtgesellschaftlich in der unterdrückteren Rolle sind, herrscht ein Machtgefälle das erklärt, warum es auch unter scheinbar gleich (ohn)Mächtigen zu Übergriffe meist von Männern gegenüber Frauen kommt. Medien und Politik leben und zeigen täglich ein Frauenbild, das von echter Gleichberechtigung weit entfernt ist.

  4. Die Panik mancher, dann könne man ja gar nicht mehr Flirten, ist lächerlich. Die Täter wissen sehr genau, dass sie Grenzen überschreiten wenn sie einer Frau in einer Bar auf den Hintern greifen, ihr auf der Straße anzügliche Bemerkungen nachrufen oder beim Vorstellungsgespräch in den Ausschnitt starren, es geht auch nicht ums „Flirten“, das „passiert“ nicht und ist auch kein „Missverständnis“ sondern ein bewusstes Ausspielen von brutaler Macht. Der Unterschied zwischen Belästigung und ungeschicktem Flirten besteht im Machtgefälle, dem Weitermachen und der Ignoranz gegenüber der anderen Person. JedeR von uns ist das Produkt dieser Gesellschaft – wir alle wachsen mit Rollenbildern, rassistischen und sexistischen Vorurteilen auf, die uns prägen. Ein Scherz oder eine Bemerkung, die beim Gegenüber Unbehagen auslöst – das ist so gut wie jedem/r schon passiert. Die Frage ist: wie geht man selbst damit um? Ignoriert man die Reaktion? Macht man einfach weiter? Versucht man das Gegenüber als humorlos, bigott etc. zu diffamieren. Oder ist man in der Lage, zu reflektieren und die Betroffenheit beim Gegenüber wahrzunehmen und darauf auch entsprechend zu reagieren – nämlich sich zu entschuldigen und das Verhalten zu ändern.

  5. Viele Betroffene leiden still. Sie wollen sich ersparen, in der Öffentlichkeit oder vor Gericht ein weiteres Mal gedemütigt zu werden. Es ist gut, die Häufigkeit von Übergriffen mit Kampagnen wie #metoo sichtbar zu machen. Aber eine Web 2.0. Kampagne bleibt individuell. Es fehlt die Stärke des gemeinsamen Wehrens. Denn viele Betroffene können es sich nicht leisten, sich zu wehren, weil sie in einem (meist finanziellen) Abhängigkeitsverhältnis vom Täter stehen. Ausgelöst haben #metoo v.a. Frauen die in einer finanziell abgesicherten Situation sind, die auf die Übergriffe hinweisen. Die unzähligen Lehrmädchen, Kellnerinnen und sonstigen Angestellten, die diese Absicherung nicht haben aber dennoch Ziel von sexuellen Übergriffen sind, kommen nicht zu Wort. Wo ist hier die Gewerkschaft? Es reicht nicht, die Betroffenen darauf hinzuweisen, dass sie rechtliche Möglichkeiten haben, wenn diese auf den Job angewiesen sind! Wir brauchen also mehr: laute Proteste auf der Straße, solidarische Proteste v.a. aus den Gewerkschaften um Betroffene an ihren Arbeitsplätzen zu schützen.

  6. Natürlich wird Sexualität in unserer Gesellschaft auch als Waffe eingesetzt. Und ja, es gibt Fälle von falschen Anschuldigungen. Doch erstens sind sie die Ausnahme (gerne begibt sich kaum wer in die Opferrolle) und zweitens bleibt nur dann der Verdacht aufrecht, wenn der Vorwurf zum Gesamteindruck passt. Konkret kann es sein, dass es gegen Pilz, oder auch andere Abgeordnete z.B. in Britannien AUCH ein politisches Interesse gibt, diese los zu werden. Das ändert aber nichts an dem vorgeworfenen übergriffigem Verhalten. Funktionieren könnten „falsche“ Vorwürfe aber nur dann, wenn das vorgeworfene Verhalten ins Gesamtbild passt und auch die Reaktion auf die Vorwürfe von Verharmlosung und Ablenkung getragen ist. Wer sich auch sonst sexistisch verhält kann über einen Vorwurf stolpern unabhängig davon, was im auslösenden Fall geschehen ist.

  7. Sexuelle Belästigung ist Ergebnis und Bestandteil einer Gesellschaft, die auf Hierarchien und Ausbeutung aufgebaut ist. Sie muss im hier und jetzt bekämpft werden, kann aber nur mit der Überwindung dieser Gesellschaft beendet werden. Es ist gut, dass das Thema so breit diskutiert wird. Das macht vielen Mut. Bieten wir nun auch die Proteste, die Kampagnen und die Strukturen an, dass aus einem Aufschrei ein Umsturz der herrschenden Verhältnisse wird.

Protest in Wien: https://www.slp.at/termine/metoo-wien-protest-gegen-sexismus-und-gewalt-an-frauen

Protest in Linz: https://www.slp.at/termine/protest-metoo-linz-gegen-sexismus-und-gewalt-an-frauen

25.11. #Metoo Wien: Protest gegen Sexismus und Gewalt an Frauen

> 25.11. Internationaler Aktionstag gegen Gewalt an Frauen: Protest in Wien gegen Sexismus und Gewalt am Frauen. (Auch in anderen Bundesländern sind Aktionen geplant)
12:00 | Mariahilferstraße/Neubaugasse

Hier der Link zum Facebook-Event: https://goo.gl/4tNP9P

#metoo: Am 25.11. auf die Straße gegen Sexismus und Gewalt an Frauen! Am 25.11. ist der internationale Aktionstag gegen Gewalt an Frauen. Diese Gewalt findet ständig und auf sehr unterschiedlichen Ebenen statt. Sexuelle Belästigung ist eine Form davon. #metoo macht deutlich, wie viele Menschen davon betroffen sind. Wir wollen diesen online Protest auch auf der Straße sichtbar machen.
International und auch in Österreich protestieren am 25.11. unzählige gegen Gewalt gegen Frauen. Uns geht es bei auch um die Gefahren, die von der kommenden Regierung v.a. auch gegen Frauen drohen: wenn sie Gewalt gegen Frauen verharmlosen, wenn sie das Geld für Frauenhäuser kürzen, wenn sie uns das Selbstbestimmungsrecht über unseren Körper nehmen wollen. 

Komm zur Aktion! Mach deine Erfahrungen mit Belästigung und Gewalt auf einer Tafel sichtbar und bring sie mit. Belästigung und Gewalt gegen Frauen sind keine Einzelfälle sondern die tägliche Realität. 

Werde aktiv. Sag „Nicht mit mir

 

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