Betrieb und Gewerkschaft

Schulstreik-Wiki fürs Klima

Am 15.3 werden international hunderttausende Schüler*innen gegen die herrschende Klima-Politik streiken. Dieses Wirtschaftssystem interessiert sich nur für Profite – und dafür zerstört es die Umwelt, das Klima, unsere Zukunft! Die Politiker*innen verteidigen dieses System, auf sie ist kein Verlass. Deswegen bleibt uns nur, selbst die Initiative zu ergreifen! Auch in Österreich wird am 15.3 gestreikt.

Auch wenn manche versuchen, Angst zu schüren: Schulstreiks sind nicht verboten – Streiken ist ein Grundrecht! Auch du kannst mit ganz einfachen Mitteln dazu beitragen, dass der Streik ein Erfolg wird. Bei allen Schritten können dich Aktivist*innen der SLP unterstützen! Kontaktiere uns einfach über slp@slp.at oder FB/slp.cwi und wir mobilisieren gemeinsam mit dir an der Schule!

Folgendes kannst du tun:

Kontakt zu anderen aufnehmen, die bereits für den Streik mobilisieren: Komm zu Fridays for Future, klink dich in die Mobilisierung auf Instagram und Facebook ein oder trag dich in WhatsApp-Gruppen und Verteiler ein, in denen sich Schüler*innen über den Stand der Vorbereitungen und geplante Aktionen austauschen.

Streikkomitee an deiner Schule gründen: Suche dir aus verschiedenen Klassen Leute, die auch helfen wollen. Schon ein paar Freunde oder Freundinnen reichen. Gründe mit ihnen eine Gruppe, ein Komitee, wie auch immer ihr euch nennen wollt. Wenn möglich, dann nutze vorhandene Strukturen: Schulsprecher*innen können Klassensprecher*innen informieren, die dann alles an ihre Klassen weitergeben. Trefft euch, besprecht und organisiert euer Vorgehen. Dürft ihr dies nicht in der Schule, setzt euch gemütlich in einem Lokal zusammen.

Informationen verteilen: Verteilt Flyer vor und in der Schule – vor Unterrichtsbeginn, in Pausen oder bei Unterrichtsschluss. Organisiert Diskussionen mit Schüler*innen. Nützt Instagram, WhatsApp und Co, um die Veranstaltung zu bewerben. Sprecht mit euren Lehrer*innen, vielleicht unterstützen sie euch. Falls nicht, schade – aber lasst euch nicht einschüchtern, ihr dürft streiken!

Streik organisieren: Überlegt euch Sprüche, bastelt Transparente und Schilder. Macht euch am Streiktag einen Treffpunkt bei der Schule aus, fahrt dann gemeinsam zum Streik.

Nicht vergessen: Jeder Schüler und jede Schülerin zählt!

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

FPÖ: Betriebsrat? Freund*in vom Chef!

Flo Klabacher

Groteske Plakate der „Freiheitlichen Arbeitnehmer“ (FA) bei den Arbeiterkammer- (AK-) Wahlen in Oberösterreich: „Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuung vorantreiben“ steht unterm Logo der FPÖ, die im Bund den 12-Stundentag einführt und im Land Gebühren für Kindergärten erhöht. Sie wollen auch in ÖGB und AK Einfluss. Ihre aggressive Politik gegen Beschäftigte verstecken sie hinter leerer Propaganda und dem Gerede von angeblich „österreichischen“ Interessen. Tatsächlich vertreten sie jene der österreichischen Unternehmen. Klare Aussagen gibt es GEGEN Streiks, Demonstrationen, Kolleg*innen mit Migrationshintergrund, „CO2-Panik“,… – von Personalabbau, Betriebsschließungen oder Rekordgewinnen bei Banken und Konzernen kein Wort. Trotzdem gelingt es den FA, Stimmen bzw. Betriebsratsmandate zu gewinnen.

Denn FSG und (wo sie von Bedeutung ist) FCG werden oft zu Recht als abgehoben gesehen. Das gilt besonders für Funktionär*innen von ÖGB und AK. Aber auch für viele alteingesessene Betriebsrät*innen, die kaum Kontakt zur Belegschaft pflegen, keine Betriebsversammlungen abhalten, Betriebsvereinbarungen über die Köpfe der Beschäftigten hinweg unterschreiben usw. Sie sind der Geschäftsführung oft näher als der Belegschaft. Das macht es FPÖler*innen leicht, sich als bodenständige Alternative zu geben. Wenn keine echte Alternative zur Wahl steht, kann die Abgrenzung zum verhassten „Betriebsratskaiser“ für viele Grund genug für ein Kreuzerl sein, ohne dass das politische Programm und die Methoden der neuen Liste bekannt sind. Wer entscheidet über das Vorgehen des Betriebsrats, gibt es Urabstimmungen durch die Belegschaft über Forderungen, Kampfmaßnahmen und Verhandlungsergebnisse? Wie zum z.B. reagieren sie auf Jobabbau oder 12-Stunden-Schichten im Betrieb bzw. Lohnnebenkostensenkungen oder Streichung von freien Tagen auf Regierungsebene? Zuvor „unpolitische“ Freiheitliche werden rasch die Kolleg*innen verraten und die Interessen der Firma gegen die Beschäftigten vertreten. In der AK stimmte die FA für den 12-Stunden-Tag, auch weitere Angriffe der Regierung auf Beschäftigte und ihre Familien wie Kürzung der Mindestsicherung und Kassen“reform“ unterstützen sie. Die Trennung von Parteipolitik und Betriebspolitik ist eben eine Illusion.

 

 

Arbeiterkammerwahlen 2019: Wen wählen?

Was tun Linke bei der Stimmabgabe?
Flo Klabacher

Seit Ende Jänner und bis Mitte April finden in allen Bundesländern die Arbeiterkammer (AK)-Wahlen statt. Inzwischen sind über drei Millionen abhängig Beschäftigte in ganz Österreich wahlberechtigt. In Vorarlberg, Tirol und Salzburg wurden die Wahlen bereits abgehalten. In den anderen Bundesländern stellt sich noch die Frage: Wen wählen? Die ist gar nicht so einfach zu beantworten: Es gibt mehrere Listen, die sich als „links“ verstehen und die an sich vertretbare Forderungen auf ihre Plakate bzw. ins Wahlprogramm schreiben. Wie diese Forderungen dann umgesetzt werden, ist eine Frage, die wenig diskutiert wird. Klar ist: Die AK-Vollversammlung ist kein mächtiges Instrument – tatsächlich wird die Politik der AK selbst zu einem großen Teil von anderen Gremien bestimmt, die wir nicht wählen können – nämlich den Direktionen, die zum Großteil in einem Naheverhältnis zur SPÖ stehen und einen sozialpartner*innenschaftlichen Kurs vorgeben. Die SLP unterstützt bei der AK-Wahl Kandidat*innen, mit denen wir zwar auch in manchen Fragen nicht einer Meinung sind, die aber mit diesem Kurs brechen, gute Arbeit machen, klassenkämpferisch agieren und die AK-Vollversammlung als Bühne nutzen, um Bewegungen auf der Straße und in den Betrieben zu unterstützen. Für die FSG trifft das nicht zu: Als dominierende Fraktion in fast allen Bundesländern (ausgenommen Tirol und Vorarlberg, wo sie aber keine grundlegend andere Rolle spielt) steht sie für einen sozialparnter*innenschaftlichen Kurs, der die Arbeiter*innenbewegung im Kampf gegen Unternehmen, Reiche und die schwarz-blaue Regierung entwaffnet. Ein gutes FSG-Ergebnis ist weniger ein Denkzettel für Schwarz-Blau, als eine Bestätigung des laschen, kompromisslerischen Kurses von AK und ÖGB. Einzelne, kämpferische FSG-Kandidat*innen, die es in manchen Bundesländern geben kann, werden kaum eine Möglichkeit haben, ihre Politik in den Vollversammlungen zu behaupten. Dazu ist der Druck der Bürokratie in der FSG-Fraktion zu groß.

Wien und Niederösterreich: KOMintern

Selma Schacht (Wien) und Can Tohumcu (NÖ) von der KOMintern waren schon in den letzten Jahren Teil der AK-Vollversammlung, sind aktiv in betrieblichen Bewegungen. Sie nutzten ihre Position, um gegen Angriffe auf Arbeitnehmer*innenechte und rassistische Hetze Stellung zu beziehen und internationale Solidarität zu organisieren.

So brachte Selma Schacht 2012 auf Initiative der SLP einen Antrag zur Wiener AK-Vollversammlung ein, der die extreme Repression der Gewerkschaftsbewegung in Kasachstan durch die Nasarbjev-Diktatur verurteilt und ÖGB und AK auffordert, die unabhängige kasaschische Gewerkschaftsbewegung zu unterstützen. Anlass war der Besuch des Diktators in Wien zu Wirtschaftsgesprächen, wenige Monate nachdem eine Streikdemonstration von kasachischen Erdöl-Arbeitern niedergeschossen wurde. Leider scheiterte Antrag an der Ablehnung durch die FSG.

Im Oktober 2015, als die enorme Solidaritätswelle für Flüchtende, die nach oder durch Österreich reisen mussten, abebbte, FPÖ und Rechtsextreme wieder in die Offensive gingen und die SPÖVP-Regierung daran ging, das Flüchtlingsprogramm der FPÖ umzusetzen, brachte Selma einen antirassistischen Antrag, an dem die SLP mitarbeitete und der auch beschlossen wurde. Darin wurde deutlich gemacht: Nicht Flüchtlinge sind für soziale Probleme verantwortlich und sie dürfen nicht zu Sündenböcken gemacht werden. Die AK erklärt sich mit diesem Antrag zur Interessensvertretung für alle Arbeitnehmer*innen, egal welcher Herkuft und stellt klar: Es ist genug Reichtum da, um Jobs, Wohnungen, Bildung und Gesundheitsversorgung für alle bereitzustellen – das Problem ist die ungleiche Verteilung dieses Reichtums. Der Antrag fordert den vollen Zugang zum Arbeitsmarkt für Geflüchtete und stellt sich gegen jede Verschärfung im Asylrecht und dass der enorme Reichtum einer kleinen Minderheit verwendet wird, um die entstehenden Kosten zu decken, statt Arbeitnehmer*innen und sozial schwache gegeneinander auszuspielen.

Aber darüber hinaus sind Selma und Can auch in vielen Bewegungen außerhalb der AK aktiv – wie beim von der SLP mitinitiierten Aktionsbündnis gegen den 12-Stunden-Tag, das schon beim ersten Vorstoß zur Verlängerung der Arbeitszeit auf 12 Stunden durch Rot-Schwarz Widerstand organisierte, während die FSG den Gesetzesentwurf verteidigte.

Selma Schacht spielt vor allem als Betriebsrätin im Sozialbereich und Aktivistin der Plattform „Wir sind sozial, aber nicht blöd“, in der auch viele Mitglieder der SLP aktiv sind, eine wichtige Rolle dabei, Widerstand gegen die miesen Löhne und Arbeitsbedingungen im Sozialbereich zu organisieren und Druck auf die träge Gewerkschaftsbürokratie auszuüben. Vor den Streiks im Sozialwirtschaftskollektivvertrag (SWÖ-KV) teilte sie ihre Streikerfahrungen bei Streikschulungen in verschiedenen österreichischen Städten, beim Streik selbst spielte sie eine zentrale Rolle dabei, eine öffentliche Streikversammlung mehrerer Wiener Betriebe zu organisieren. Im großen Verhandlungsteam der Gewerkschaften zum SWÖ-KV ist sie eine von denen, die sich gegen die faulen Kompromisse, die bisher beschlossen wurden wehrt.

All das sind gute Gründe, warum Beschäftigte in Wien und Niederösterreich die Sitze der KOMintern in den AK-Vollversammlungen verteidigen sollten.

Oberösterreich: Wahlempfehlung für den Gewerkschaftlichen Linksblock/Thomas Erlach

In Oberösterreich erreichte der GLB bei der letzten Wahl einen Sitz für seinen Spitzenkandidaten Thomas Erlach. Der Betriebsratsvorsitzende von EXIT-sozial spielte 2009 eine wichtige Rolle bei den Streiks gegen die Kürzungen im psychosozialen Bereich durch das Land Oberösterreich. Er initiierte gemeinsam mit anderen eine Vernetzung von oberösterreichischen Sozialbereichs-Betriebsrät*innen, die sich über einige Zeit trafen und öffentliche Aktionen organisierten. Bei den Warnstreiks im Sozialbereich 2018 organisierte der Betriebsrat von EXIT-sozial die einzige öffentliche Streikaktion in Oberösterreich (abgesehen von einer Solidaritätskundgebung für den Streik, die in Vöcklabruck von der SLP organisiert und einigen Beschäftigten besucht wurde) am Linzer Martin-Luther-Platz. Auch er stimmte im großen Verhandlungsteam des SWÖ-KV immer und teilweise als einziger gegen die faulen Kompromisse, die beschlossen wurde. Darüber hinaus besuchte er auf Einladung von SLP-Aktivist und „Bilfinger Shared Services“-Betriebsratsvorsitzenden Gerhard Ziegler die Streikversammlung der Beschäftigten dieser Firma und der MCE, um sich mit den Metaller*innenstreiks zu solidarisieren. Beim SWÖ-Streik 2019 lud er dann Gerhard Ziegler und Aktivist*innen der Plattform „Sozial, aber nicht blöd“ zur EXIT-sozial-Streikversammlung ein, die ihre eigenen Erfahrungen und Solidaritätsbotschaften in die Versammlung einbrachten. Das ist Solidarität in der Praxis und ein Beispiel dafür, wie Betriebsratsarbeit aussehen soll. Den Sitz von Thomas Erlach als ehrlichen, linken Aktivisten sollten wir verteidigen.

Steiermark: GLB-KPÖ

Schade, dass die Liste bzw. die Gewerkschafter*innen von GLB-KPÖ ihr relativ starke Verankerung in Betrieben, Betriebsratsposten und Mandate in der AK nicht nutzen, um Bewegungen in den Betrieben anzustoßen oder existierenden Bewegungen eine Bühne zu bieten. In den letzten Jahren gab es einige wichtige Bewegungen, in denen GLB-KPÖ diese Rolle spielen hätten können: Bei den Protesten der Plattform 25 (2011) wäre eine entschlossene Führung, die die Frage von Streiks gegen die Landeskürzungen im Sozialbereich auf die Tagesordnung stellt, nötig gewesen. Sie hätte die Stimmung unter den tausenden Beschäftigten, die mehrmals auf die Straße gingen, aufgreifen können. Mit einer Streikbewegung hätte damals ein Weg vorwärts auch für andere Bundesländer und Branchen aufgezeigt werden können, die seither mit ähnlichen Sparpaketen konfrontiert waren. In der Bewegung gegen das Murkraftwerk wäre es besonders wichtig gewesen, eine gewerkschaftliche Kampagne zu organisieren, die nicht in die Falle tappt, Arbeitsplätze und Umweltschutz gegeneinander auszuspielen, sondern erklärt, wie durch öffentliche Investitionsprogramme nachhaltige Jobs geschaffen werden können. Bei den SWÖ-Streiks hätten viele Beschäftigte in den Betrieben Unterstützung beim Organisieren von Streiks und Protesten gebraucht, damit der Streik schlagkräftig und der Druck aufs Verahndlungsteam, einen faulen Kompromiss abzulehnen, möglichst groß ist. Auf all das verzichteten GLB-KPÖ. In all diesen Bewegungen nahmen zwar GLP-KPÖ-Aktivist*innen teil, aber nicht sichtbar als Vertreter*innen ihrer Organisation, und ohne Vorschläge zu machen, wie die Bewegungen weiter entwickelt werden können. Statt aktiv zu versuchen, die Kolleg*innen zu organisieren und Strukturen von unten aufzubauen, bleiben GLB-KPÖ bei einer Stellvertreter*innenpolitik stehen, ganz nach dem Motto „wählt uns, dann ändern wir was für euch“ – sie verlassen dabei nie die Logik des Kapitalismus und halten sich an die Spielregeln der Institutionen, die der bürgerliche Staat zur Verfügung stellt. Und dazu gehört eben in Österreich auch die AK (noch). Trotz aller dieser Schwächen: Dass GLB-KPÖ in der steirischen AK-Versammlung 2014 vier Mandate erreicht haben, ist grundsätzlich positiv. Es zeigt das Potential für eine Alternative links von FSG und AUGE-UG.

Klar ist aber auch, die Wahlen allein werden nicht reichen, um die Ak kämpferischer zu machen oder sie gegen die Angriffe der Regierung zu verteidigen: https://www.slp.at/artikel/ak-verteidigen-%E2%80%93-aber-richtig-8642

Kurznachrichten aus Betrieb & Gewerkschaft: Caritas * AK-Wahlen * Gewerkschaftslinke in Deutschland

Ausgabe März 2019
VORWÄRTS

Bildquelle: Wir sind sozial aber nicht blöd.

Caritas

Im Sozialbereich finden sich Beschäftigte bei praktisch gleicher Arbeit in fünf Kollektivverträgen wieder. Die von der Gewerkschaft betonte Koordination ist gut, obwohl eigentlich ein Kampf für den Zusammenschluss der KVs nötig wäre. Aber als der SWÖ noch streikte, schloss die Caritas dann doch verfrüht ab. Das Ergebnis: Ein besonders schlechter Caritas-Abschluss, ein geschwächter SWÖ und eine tiefere Spaltung der KV.

AK-Wahlen

Die Ergebnisse aus Salzburg, Tirol und Vorarlberg (teilweise sogar Gewinne für ÖVP und FPÖ Listen) und auch die niedrige Wahlbeteiligung zeigen, dass die AK-Wahlen nicht für einen Denkzettel an die Regierung genutzt wurden. Die Gründe: Die SPÖ und damit auch die FSG werden zu Recht nicht als Alternative wahrgenommen. Und die lahme Politik der AK selbst. Sie wird nicht als Kampforganisation gesehen. Wer jahrzehntelang die Mitglieder zu passiven Konsument*innen degradiert, darf sich nicht wundern, wenn diese dann nicht aus dem Nichts heraus aktiv werden. Es reicht eben nicht, auf die „tollen Serviceleistungen“ hinzuweisen. Es braucht eine Trennung von der SPÖ und ihrer Kürzungspolitik, eine echte Demokratisierung, Privilegienabbau und einen kämpferischen Kurs der AK, der Sozialabbau und Lohnraub ALLER Parteien bekämpft.

Gewerkschaftslinke

Alle zwei Jahre organisiert die Rosa-Luxemburg-Stiftung eine „Streikkonferenz“. Es geht um den Austausch über die Erneuerung der Gewerkschaften. Bei der 4. Konferenz von 15.-17.2. nahmen über 700 Gewerkschafter*innen teil. Ein wichtiger Fortschritt ist ein Randtreffen von Kolleg*innen, die die Konferenz nutzten, um einen Schritt weiter zu gehen. Unter dem Motto „Strategiekonferenz 2020 – Für eine kämpferische Gewerkschaftspolitik“ wollen sich kämpferische, aktive und linke Gewerkschafter*innen organisieren, um für einen Kurswechsel der Gewerkschaften zu sorgen, weg von Sozialpartnerschaft und Co-Management der Gewerkschaftsführung. Wie groß das Bedürfnis danach ist, zeigen die 70 Kolleg*innen beim ersten Randtreffen sowie die 17 aufrufenden gewerkschaftlichen Initiativen. Das wär doch auch was für Österreich…

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Trotz Profit kaum Investition

„Geht‘s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“ ist längst auch Teil der Gewerkschaftsideologie
Manuel Schwaiger

Der ÖGB berechnet Lohnforderungen nicht danach, was die Beschäftigten brauchen, sondern mit der „Benya-Formel“. Die berücksichtigt Inflation und Produktivitätswachstum. Die Produktivität steigt mit dem Arbeitsdruck bzw. wenn modernere Technologie eingesetzt wird.

Seit 2013 wuchsen die Gewinne der Groß- und Mittelbetriebe pro Beschäftigtem um 10%. Doch obwohl es „der Wirtschaft“ gut geht, geht der Anteil der Beschäftigten zurück und Investitionen brechen ein. Der Personalaufwand (Löhne, Gehälter, Sozialversicherung) wuchs um nur 5%. Die Beschäftigten dieser Betriebe erhalten im Durchschnitt 38.000€ weniger Lohn, als sie durch ihre Arbeit neue Werten schaffen. Von diesem Geld werden nur 25-50% wieder investiert, der Rest gehortet oder für den Luxus der Chefs und Aktionär*innen verschwendet. Weil auch die Kapitalist*innen wissen, dass eine nächste Wirtschaftskrise nur eine Frage der Zeit ist sind sie trotz Gewinnen nicht bereit zu investieren. Dabei sind in vielen Bereichen wie erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft, Gesundheit und Bildung dringend Investitionen nötig.

Der ÖGB und seine Logik überlassen die Entscheidungen über Investitionen ein paar hundert Superreichen und ihren Profitinteressen. Für die Löhne bedeutet das niedrige Abschlüsse und/oder erhöhten Arbeitsdruck. Wäre es nicht logischer, den Reichtum, den wir alle schaffen auch für alle zu verwenden?

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Verräter des Monats: Josef Hübner

Als FSG-Gewerkschafter klagte er seinen Kollegen Köstinger, weil dieser zurecht meinte, dass die Regierung gestürzt gehört. Nun lobte er die Regierung für Rassismus, Sozialabbau und Angriffe auf Arbeiter*innenrechte. Die FSG-Reaktion reicht nicht. Hübner hat keinen Platz in der ganzen Gewerkschaftsbewegung!

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Zivis: Strafe fürs Kranksein

Zivildiener müssen künftig lange Krankenstände nacharbeiten – wer kommt als nächstes?
Moritz Bauer, Zivildiener

Ende 2018 wurde eine Neuerung im Zivildienstgesetz (ZDG) vom Ministerrat beschlossen. Damit werden die ohnehin wenigen Rechte und schlechten Arbeitsbedingungen von Zivildienern weiter angegriffen.

Vorgesehen ist nun die „Vorzeitige Entlassung von Zivildienstleistenden nach 21 Tagen Krankenstand“. Weiterhin gilt die bisherige Regelung, dass Zivis maximal 18 Tage am Stück im Krankenstand sein dürfen. Die verbleibende Zeit muss später, womöglich in einer anderen Stelle, nachgeholt werden. Die Bezahlung dafür ist mit 339€/Monat Grundvergütung plus 16€/Tag für Verpflegung (letztere kann zusätzlich gekürzt werden) extrem schlecht.

Dazu kommt das Ausbildungsmodul „Staat und Recht“, das Zivildiener während der Dienstzeiten – 15 Stunden pro Tag/ 60 Stunden pro Woche sind inkl. Überstunden möglich – absolvieren müssen. Weiters gibt es Verschärfungen bei der Anerkennung der Einrichtungen, die Zivis anfordern können.

Damit soll auf geburtenschwache Jahrgänge reagiert werden. Die vielen tausend jungen Männer, die zwangsweise zu Billigst-Arbeitskräften und Lohndrückern gemacht werden, sind notwendig, um den Betrieb z.B. im Sozialbereich trotz Personalmangels aufrecht zu erhalten. Kranksein wird als „Arbeitsverweigerung“ interpretiert – wir können sicher sein: Die Zivis sind hier nur die ersten!

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

SLP: Aktiv im Sozial- und Pflegebereich

Michael Gehmacher, Flüchtlingsbetreuer

Viele Beschäftigte im Sozialbereich wollen gegen schlechte Bezahlung, wachsenden Arbeitsdruck und den Sozialabbau aktiv werden. Das zeigte sich u.a. beim Warnstreik im Februar 2018. Ein Problem damals: Das Fehlen der Kolleg*innen von Caritas und Diakonie, die eigentlich die gleiche Arbeit machen. „Sozial, aber nicht blöd“- kurz „SANB“ - setzte hier an: Mit eigenen Buttons und der SANB-Zeitung traten wir für gemeinsame Forderungen und einen gemeinsamen Kampf in allen Kollektivverträgen des Sozialbereichs ein.

Leider schließen sich z.B. die Verhandler*innen der Caritas für ihren KV nicht der SWÖ-Forderung nach einer Gehaltserhöhung von 6% an. Die SANB-Caritasgruppe wandte sich deshalb in einem offenen Brief an die Betriebsräte der Wiener Caritas. Dieser Brief wurde von vielen Beschäftigten der Caritas und einigen Teams unterstützt. Bei so mancher Weihnachtsfeier traten Kolleg*innen mit 6%-Buttons auf.

Wichtig ist die Vorbereitung von Streiks. Denn Streiks werden sicher nötig sein, um die relativ hohen Forderungen zu erkämpfen. Im Dezember organisierte SANB einen sehr gut besuchten Streikworkshop, Einladungen in die Bundesländer folgten, weitere sind geplant. Es gibt viel Interesse an den SANB-Zeitungen, vor und in Dienststellen, verbunden mit Gesprächen mit Kolleg*innen. In Vöcklabruck (OÖ) organisierte die SLP-Ortsgruppe erfolgreiche Betriebsverteilaktionen.

Die SLP hat SANB mit gegründet und arbeitet nach Möglichkeit auch beim neuen „BündnisFlüchtlingsarbeit“ mit. SANB ist ein Angebot an wütende Kolleg*innen, sich nicht zu „vernetzen“, sondern sich zu organisieren. Es geht darum, im Betrieb, auf der Straße, am Arbeitsamt und innerhalb der zuständigen Gewerkschaften für echte Verbesserungen gemeinsam aktiv zu werden. Heute sind die große Mehrheit jener, die bei SANB aktiv sind, neue Kolleg*innen, die etwas tun wollen. Typisch dafür war die Kundgebung gegen die Kürzung der Mindestsicherung am 11.1. in Wien–Favoriten (gemeinsam mit dem BündnisFlüchtlingsarbeit): Von über zehn Redebeiträgen war die große Mehrheit von neuen Aktivist*innen. Dieses gefestigte Engagement kämpferischer Kolleg*innen und deren Zusammenarbeit im Betrieb wird bei kommenden Kämpfen eine wichtige Rolle spielen.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Crunch ist kein Spiel!

In der schönen neuen Welt der Videospielindustrie wächst der Widerstand gegen die Arbeitsbedingungen.
Moritz Erkl

Ein Rekord jagt den nächsten: Videospiele, ganz gleich ob auf der Konsole oder am PC, sind längst den Lan-Parties jugendlicher Kinderzimmer entwachsen. Ganz gleich ob im „Core-Gaming“ (GTA5 hat sechs Milliarden Dollar eingespielt) oder auf den Smartphones dieser Welt. Parallel dazu wächst logischerweise auch die Gameindustrie. So hatte die Spieleschmiede „Sony Group“ zu ihren höchsten Zeiten 180.500 Beschäftigte, große Publisher wie Electronic Arts, Ubisoft, Activision-Blizzard oder Rockstar unterhalten global dutzende Studios.

Wenig verwunderlich kommt es so in regelmäßigen Abständen zu Berichten über die Horrorzeit des „Crunch“ wie z.B. aktuell bei Rockstar kurz vor der Fertigstellung des Mega-Hits Red Dead Redemption 2. Als Crunch bezeichnet man jenen Zeitraum vor der Veröffentlichung oder dem Erreichen eines wichtigen internen Meilensteins, in welchem noch besonders effektiv an dem Produkt gearbeitet wird. Um die letzten Stellschrauben zu optimieren, die letzten „Bugs“ zu „fixen“ und das Spiel zu „polishen“, werden die Beschäftigten zu 60-100 Wochenstunden gebeten, gedrängt und im schlimmsten Fall genötigt. Dies kritisierte beispielsweise ein Brief von Lebensgefährt*innen von Rockstarentwickler*innen, die ihre Angehörigen wochenlang nicht zu Gesicht bekamen. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Rockstar-Vienna erinnert sich: "Crunchen heißt, das eigene Leben unter das notwendige Mimimum zu drücken: Nebenbei essen & trinken, wenig schlafen. Mehr nicht. Am Ende sitzt du da und schaust eine Wand an."

Basis dieser Ausbeutung ist der sogenannte „horizontale“ Arbeitsplatz. Die dem Kapitalismus innewohnenden Grenzen zwischen den Eigentümer*innen und den Angestellten einer Firma werden durch modern klingende Schlagworte (Teamleiter*in, Partner*in, etc…) verschleiert. Die Leidenschaft der Beschäftigten für ihr Produkt wird ausgenutzt, um sie noch effektiver auszubeuten.

Zu Recht regt sich hier Widerstand. So haben sich bereits in den USA, Australien und Europa lokale Ortsgruppen der Basisgewerkschaft „Game Workers Unite“ (GWU) gegründet. Die international vernetzten Gruppen greifen lokale Kämpfe auf, unterstützen Streiks in der Computerspielindustrie und bekämpfen die tagtägliche Ausbeutung der Beschäftigten. Dabei stellen sich ihre Aktivist*innen auch klar gegen reaktionäres Gedankengut und sind aktiv gegen Sexismus, Rassismus und Homophobie in der stark männerdominierten Branche. Widerstand zahlt sich aus: Die Synchronsprecher*innen der „Screen Actors Guild“ haben über ein Jahr gegen elf Unternehmen gestreikt. 2017 erkämpften sie transparentere Gehaltsverhandlungen und das Recht auf Bonuszahlungen. Anders als der CEO von CD Projekt RED (The Witcher), Marcin Iwiński kundtut, ist Crunch kein „notwendiges Übel“, es ist ein kapitalistisches. Die Organisierung der Beschäftigten in GWU kann ein erster Schritt dagegen sein. Abschaffen lässt sich Crunch jedoch nur, wenn wir es mit dem Endboss aufnehmen – dem Kapitalismus.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Kurznachrichten aus Betrieb & Gewerkschaft: Sklavengesetze * rot-weiß-roter ÖGB * Streik gegen Frauenmorde in Israel

Ausgabe Februar 2019

Bildquelle: Arbeiterkammer

Sklaverei 2019

Im Zuge der Französischen Revolution wurde 1794 in Frankreich als einem der ersten Länder die Sklaverei abgeschafft. 225 Jahre später gibt es mehr Sklav*innen als je zuvor: Geschätzte 40 Millionen. Auch ist der Übergang zwischen Sklaverei, Zwangsarbeit und dem Zwang, sich sein Leben mit unangenehmer Arbeit zu finanzieren im Kapitalismus oft fließend. Kein Wunder, wenn in Ungarn gegen die „Sklavengesetze“ protestiert wird.

ÖGB und Standortlogik

Die Regierung „missbraucht die Rot-Weiß-Rot-Card“ erklärt der ÖGB in seiner Zeitschrift „Solidarität“. Beklagt wird, dass Fachkräfte aus dem Ausland geholt statt hier ausgebildet werden. Die Kritik an schlechter und fehlender Ausbildung ist korrekt. Die Frontstellung gegen ausländische Beschäftigte ist es aber nicht. Die Gewerkschaftsführung befürchtet, dass so ein „Billiglohnsektor“ entsteht. Doch ein Billiglohnsektor ist die Folge einer schwachen Gewerkschaft, die sich nur auf einen Teil der Beschäftigten beschränkt. Wenn die Gewerkschaft diese ausländischen Kolleg*innen organisiert und wenn sie offensiv und kämpferisch für höhere Löhne für alle eintritt, dann steigt das Lohnniveau ebenfalls für alle. Statt Standortlogik und Liebäugeln mit rassistischer Ausgrenzung braucht es kämpferische Gewerkschaften!

Streik gegen Frauenmorde

2018 verzeichnete einen traurigen Rekord bei Morden an Frauen in Österreich. 2019 geht es weiter. Die Täter sind meist (Ex-)Partner. Nun „reagiert“ Frauenministerin Bogner-Strauß (ÖVP) und verspricht „100 neue Plätze bis 2022 in Frauenhäusern“. Das ist zu spät und zu wenig. Frauen brauchen leistbare Wohnungen und Einkommen, von denen man unabhängig leben kann. Es ist Aufgabe der Gewerkschaften, genau das zu erkämpfen. In Israel kam es am 4. Dezember 2018 zu Protesten und Streiks im ganzen Land gegen die Morde an Frauen. Der israelische Gewerkschaftsbund hat zwar nicht selbst Streiks organisiert, aber zumindest Druck auf Unternehmen aufgebaut, Frauen bei voller Bezahlung frei zu geben, um teilzunehmen. Die Regierung beschloss als Reaktion 12 Millionen Euro für den Kampf gegen häusliche Gewalt.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

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