Betrieb und Gewerkschaft

Wahl zur Arbeiterkammer

Thomas Hauer

Die Arbeiterkammer(AK)-Wahl steht ganz im Zeichen einer Regierung, die versucht, die Interessensvertretungen der Arbeiter*innenklasse zu schwächen. Uns wird erklärt, dass sie durch Steuergelder und Mitgliedsbeiträge die Österreicher*innen belasten. Im Fall der AK werden wohl eher die Unternehmen „belastet“, von denen sie allein 2017 507 Millionen € für ihre Mitglieder erstritten hat. Das tut die AK auf Grundlage der bestehenden Gesetze. Nur hat das Kapital jetzt eine Regierung, die voll motiviert diese Rahmenbedingungen an die Wünsche der Wirtschaft anpasst. Da helfen noch so viele Studien über zu hohe Arbeitsbelastung und dergleichen wenig bis nichts. Die harte Realität ist, dass man mit sozialpartnerschaftlicher „Vernunft“, wie sie ÖGB und AK praktizieren, nicht erst seit heute, die Interessen der Beschäftigten nicht mehr durchsetzen kann.

Der starke Einfluss von SPÖ und ÖVP spiegelt sich stark in der Praxis wider und soll vor allem die Massen ruhig halten. Es fehlt eine richtige Arbeiter*innenpartei! Auch deshalb brauchen wir eine starke linke Kraft in AK und ÖGB, die es schafft, mit einem kämpferischen Programm die Arbeiter*innenklasse zu organisieren und auf Widerstand auf der Straße und in den Betrieben vorzubereiten. Dazu gehört auch eine sozialistische Perspektive, die den Massen die kapitalistische Logik der Konkurrenz von alles und jeder/m aus den Köpfen wäscht und die Möglichkeit einer demokratisch geplanten Wirtschaft, die sich an Bedürfnissen orientiert, aufzeigt.

Für eine kämpferischere Politik stehen bei dieser Wahl Kandidat*innen des Gewerkschaftlichen Linksblocks (GLB) und der KOMintern. Sie müssen mit ihrem Programm aber auch aktiv in den Betrieben gemeinsam mit den Beschäftigten an der Umsetzung arbeiten, so wie es zB Selma Schacht von KOMinern in Wien oder Thomas Erlach vom GLB in Oberösterreich, beide Betriebsräte im Sozialbereich, machen. Ein starkes linkes Abschneiden wird der Regierung nicht gefallen! Linke Gewerkschafter*innen können das AK-Parlament als Bühne benutzen – aber das AK-Parlament ist wie auch das „normale“ Parlament nicht das Instrument, um die Gesellschaft zu verändern. Der Wunsch nach Veränderung ist groß. Ein erster Schritt wäre es jetzt, die bremsenden Bürokrat*innen in ÖGB und AK zu überwinden.

Mehr zum Thema: 
Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Werbe-KV: Kampf auf Raten

Rasche Einigung bei Löhnen - Kampf um Arbeitszeit ausgespart - Mobilisierung nötig und möglich!
Laura Rafetseder, Ersatzbetriebsrätin bei OTS (Unternehmen im Werbe-KV)

Die Erhöhung für 2019 sieht auf dem Papier nicht so schlecht aus: 2,2% plus 25,- Euro auf die Mindestgehälter. Allerdings ist es ein Doppelabschluss (Inflation plus 0,5% für 2020). Und: Das Rahmenrecht wurde ausgespart und in den "KV-Neu Reformprozess" integriert. In den nächsten Monaten steht daher der Kampf um die Arbeitszeit an.

Es war ein Fehler, die Arbeitszeit aus der Lohnrunde auszuklammern und sich auf den Doppelabschluss einzulassen – denn der Kampf gegen den 12-Stundentag (der Werbe-KV hat keine 10-Stundenklausel) ist isoliert vom Kampf für höhere Löhne schwieriger zu mobilisieren. Die Unternehmen können einfach die Verhandlungen schleifen lassen, und der 12-Stundentag gilt bereits.

Aktionen und Kampfmaßnahmen können die Unternehmen aber unter Druck setzen. Im Frühjahr wird es betriebsübergreifende Betriebsversammlungen geben - das ist ein wichtiger Schritt, um die Kolleg*innen zu vernetzen und Forderungen (IST-Lohnerhöhung, 10-Stundenklausel, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn, …) sowie Kampfmaßnahmen zu diskutieren. Es braucht Transparenz in den Verhandlungen. Und es darf nicht über die Köpfe der Beschäftigten entschieden werden - ein Verhandlungsergebnis muss durch die Belegschaften demokratisch bestätigt werden. So kann ein "KV Neu" mit Verbesserung erkämpft werden.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

SWÖ: Kolleg*innen zeigten große Streikbereitschaft - Her mit der Urabstimmung über das Ergebnis!

Der heurige Abschluss des SWÖ-KVs erinnert stark an letztes Jahr: Zuerst Warnstreiks, die in manchen Betrieben sehr aktiv geführt wurden, und dann ein viel zu niedriger Abschluss. Allerdings haben diesmal die Kolleg*innen durch ihre Streikbereitschaft, die Streiks an sich und die vielen Aktionen während der Streiks, die Arbeitgeber*innen und die Gewerkschaftsspitze ordentlich unter Druck gesetzt. Das hat gewirkt!

Keines der gesetzten Ziele wurde erreicht, obwohl viele Kolleg*innen bereit gewesen wären, weiter zu kämpfen!!

Hohe Gewerkschafter*innen haben schon vor Verhandlungsabschluss von einer Forderung nach 3% oder 3%plus gesprochen, obwohl eigentlich 6% als Forderung beschlossen waren. Das hat viele gestört und wurde auch bei den Streikversammlungen und Kundgebungen kritisiert. Mehr solcher innergewerkschaftliche Widerstand wäre nötig gewesen! Wir verstehen, dass manche Kolleg*innen sich freuen, dass der Abschluss besser ist als in den vergangenen Jahren, unterm Strich ist der Abschluss aber ungenügend und abzulehnen. Viele Kolleg*innen sind wütend, weil sie sich zu Recht mehr erwartet haben. Sie verstehen nicht, warum die Streikbewegung wieder einmal vorzeitig abgebrochen wurde. Die Unzufriedenheit wird auch an den vielen Gegenstimmen im großen Verhandlungsteam sichtbar. „Sozial, aber nicht blöd“ ist ein auch ein Angebot, die gegen diesen schlechten Abschluss und die undemokratische Vorgangsweise der Gewerkschaftsspitzen aktiv werden wollen.

Mehr Widerstand durch die Gewerkschaftsmitglieder hätte den Unterschied machen können!

Leider ist das passiert, wovor kämpferische Kolleg*innen und die Basisinitiative „Sozial, Aber Nicht Blöd“ gewarnt haben. Ein Abweichen von den zentralen Forderungen 6% mehr Lohn/Gehalt und die 35 Stundenwoche hätte mit Druck auf die Gewerkschaftsspitze und die Chefverhandler*innen verhindert werden müssen. Die gemeinsamen, öffentlichen Streikkundgebungen waren eine wichtige Weiterentwicklung der Bewegung! Diese waren von gemeinsamen Streikversammlungen verschiedener Sozialbetriebe begleitet (in Wien zB am 14.2. 2019 im Semper-Depot). Solche Versammlungen sollten in Zukunft für gemeinsame Debatten und Beschlüsse wie Forderungen an die Gewerkschaftsspitze genützt werden.
Die zentralen Forderungen, die mit vielen Betriebsrät*innen in den zuständigen Gremien demokratisch beschlossen wurden, wurden weit verfehlt. Gerade „Sozial, Aber Nicht Blöd“ hat in der Vergangenheit viel Erfahrung mit Kampagnen innerhalb und außerhalb der Gewerkschaften gesammelt (etwa Unterschriftenlisten mit verschiedenen Forderungen auch an die Gewerkschaftsspitze). In Zukunft wird es nötig sein, mit vielen kämpferischen Betriebsrät*innen und kämpferischen Kolleg*innen gemeinsam, ähnliche Kampagnen zu starten um ein vorzeitiges Einknicken der Gewerkschaftsspitzen zu verhindern. Ein positives Signal in diese Richtung war, dass das „große SWÖ-Verhandlungsteam“ (also die Gruppe von Betriebsrät*innen und Funktionär*innen, die nicht direkt mit den Arbeitgeber*innen verhandelt) noch in der Nacht auf den 19.2. auf die Arbeitszeitverkürzung beharrte und dass letztlich mit 13 Kolleg*innen sehr viele gegen den Abschluss stimmten.
Die gesamte Entwicklung zeigt, wie wichtig eine demokratische Urabstimmung aller Betroffenen in den Betrieben wäre!

Der Abschluss ist durchwachsen, manche Kolleg*innen bewerten ihn besser als in der Vergangenheit, in demokratischen Debatten in den Betrieben sollten Kolleg*innen die Möglichkeit haben, den Abschluss zu besprechen und darüber abzustimmen. Erst dann sollten Maßnahmen wie Streiks beendet werden. Die Kolleg*innen tragen das Risiko der Kampfmaßnahmen und die Konsequenzen aus dem Abschluss. Sie sollten auch entscheiden, wann sie mit den Ergebnissen zufrieden sind!
 

Die Streikbewegung wurde vorzeitig abgewürgt. Wären sie weitergegangen, wäre mehr möglich gewesen!

Die 3,2% Erhöhung sind nicht vom Himmel gefallen und besser als die Jahre zu vor. Das zeigt, dass der Streik und vor allem das öffentliche, gemeinsame Streiken ein sehr wichtiges Mittel sind, um die Arbeitsbedingungen im Sozial-und Pflegebereich zu verbessern. Ermutigend war auch die große Zustimmung aus der Bevölkerung für den Kampf im SWÖ.
Bei der Caritas gab es keine Streiks. Mit 2,5% und 12 Euro ist dort der Abschluss etwas geringer. Wären die Streiks weitergegangen, wäre sehr viel mehr möglich gewesen. Wir verstehen, dass manche Kolleg*innen der Höhe des Abschluss positiv gegenüber stehen. Allerdings ist es auch hier eine Frage des Berufes, für die vielen Kolleg*innen in den mittleren Gehaltsgruppen (SWÖ-VG, 3,4,5) und denen darunter, bedeutet der Abschluss real nicht viel mehr Geld im Börsl.
 

Die Verhandlungen sind mit einem sehr umfangreichen Paket gestartet: 

Eine 6te Urlaubswoche war eine wichtige Forderung. Davon ist jetzt ein zusätzlicher Urlaubstag ab zwei Jahren Betriebszugehörigkeit (die viele bei den leider üblichen, häufigen Wechseln in der Branche kaum erreichen) übrig geblieben.

Bei der Arbeitszeit und dem Gehalt wurden große Chancen vertan.

Der Abschluss liegt unter dem Metaller*innenabschluss und im Durchschnitt der besseren KV- Abschlüsse (Brauerei 3,2% Metallgewerbe 3,3 %, Metallindustrie 3,46%). Um den großen Spalt (ca. 17% ) zwischen dem Einkommen im Sozialbereich und dem Durchschnittseinkommen zu schließen, waren die 6% und mind. 150 Euro ein sehr gutes Ziel gewesen. Dafür hätte man aber weiterkämpfen müssen. Überlastung und Burnout sind eine reale Gefahr für viele Beschäftigte. Die Arbeit wurde in den letzten Jahren immer dichter, die Dokumentationspflichten und das teilweise auch schwierigere Klientel macht die Arbeit schmutziger und härter. Viele Kolleg*innen arbeiten trotz schlechter Bezahlung „freiwillig“ Teilzeit, weil die Belastung für einen Vollzeitjob zu hoch ist. Daher ist die Forderung nach 35-Stundenwoche bei vollem Lohn oder Gehalt auch im Sozialbereich populärer als in anderen Branchen. Zuschläge fürs Einspringen, einen Anspruch auf Altersteilzeit, Umkleidezeit als Arbeitszeit und Verbesserung bei den geteilten Diensten wiegen das Ausbleiben der Arbeitszeitverkürzung nicht auf! Daher wird der Kampf für Arbeitszeitverkürzung weitergehen!

Im Sozial-und Pflegebereich ist vieles im Aufbruch!

Viele Kolleg*innen wollen nicht nur jammern, sondern was tun. Dafür gibt es viele Anzeichen: Betriebsrät*innen, die sich radikalisieren, neue kämpferische Betriebsratskandidaturen, viele Basisinitiativen wie Resilienz in Innsbruck, Raum für Alle* , KNAST oder Bündnis Flüchtlingsarbeit haben Aufwind. Vor allem „Sozial, Aber Nicht Blöd“ ist in den letzten Monaten stark gewachsen. Das wichtigste Zeichen, dass die Stimmung umschlägt, sind aber die Streiks heuer und letztes Jahr. Viele Mitglieder der SLP arbeiten im Sozial-und Pflegebereich. Für uns ist der Aufbau einer kämpferischen Bewegung im Sozial-und Pflegebereich ein wichtiger Teil des allgemeinen Widerstandes. Wir werden versuchen, zum Aufbau von kämpferischen Strukturen im Sozial-und Pflegebereich und zur Unterstützung von Aktionen einen aktiven Beitrag zu leisten, und uns mit politischen Vorschlägen zur Weiterentwicklung einbringen.

Mehr dazu:
Zur Bedeutung des Kampfes im SWÖ: https://www.slp.at/artikel/warum-wir-alle-den-streik-im-sozialbereich-unterst%C3%BCtzen-sollten%E2%80%A6%E2%80%A8-9391

 

Unser Flugblatt zum Streik: https://www.slp.at/artikel/6-und-35h-stundenwoche-ist-das-zu-viel-verlangt-9379

 

 

Steht der private Sozial, und Pflegebereich vor einem Arbeitskampf? – Gut wärs, ein Streik könnte viel bringen!

Die Auseinandersetzungen rund um die Bezahlung und die Arbeitszeit im privaten Sozial- und Pflegebereich, haben sich in den letzten Tagen zugespitzt:

  • Am 29.1. gab es in Wien, Graz und Linz einen teilweise recht kämpferischen Aktionstag
  • am 31. 1. wurden um 03:00 in der Früh die Verhandlungen zum Sozialwirtschaft-Österreich KV unterbrochen. Die Arbeitgeber boten 2,5%
  • Am 3.2. gab der ÖGB seine „Streikfreigabe“ für den Sozial-und Pflegebereich der dem Sozialwirtschafts-Kollektivvertrag (SWÖ-KV) unterliegt. Damit sagt der ÖGB möglichen streikenden SWÖ-Arbeitnehmer*innen seine politische und finanzielle Unterstützung zu. Wird im Rahmen eines SWÖ-Streiks bei Kolleg*innen das Entgelt gekürzt, gibt´s für ÖGB-Mitglieder teilweisen Ersatz durch Streikgeld.
  • Am 4.2. gingen in Innsbruck die kämpferische Basisinitiative „Resilienz“ gemeinsam mit vielen kämpferischen Betriebsrät*innen auf die Straße. Das die GPA-djp Tirol als Mitveranstalterin gewonnen wurde ist ein wichtiges Zeichen und ein politischer Erfolg. Offenbar meinen auch einige Kolleg*innen im Gewerkschaftsapparat, dass mit einer reinen sozialpartner*innenschaftlichen Politik keine Verbesserungen für den Sozial- und Pflegebereich erkämpft werden können. Es zeigt auch, dass es möglich ist, die richtige Politik innerhalb der Gewerkschaften umzusetzen.

 

Am 7. Februar wird der SWÖ-Kollektivvertrag und am 6.2. der Caritas-Kollektivvertrag weiter verhandelt. „Sozial, aber nicht blöd“, eine kämpferische Basisinitiative im Sozial- und Pflegebereich, will im SWÖ-Bereich und bei der Caritas mit möglichst vielen Kolleg*innen für Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen aktiv werden. Die SLP bzw. SLP-Mitglieder die im Sozial-und Pflegebereich arbeiten, bauen die Initiative mit vielen anderen kämpferischen Kolleg*innen mit auf. In den letzten Jahren organisierte „Sozial, aber nicht blöd“ Kampagnen (vor Allem mit Unterschriftenlisten) für sehr weitgehende Lohn- und Gehaltserhöhungen. Angesichts des sehr geringen Verdienstes, insbesondere von Frauen, in der Pflege und im Sozialbereich eine dringende Notwendigkeit. Mit der zunehmenden Arbeitsverdichtung und der steigenden Burnoutgefahr ist auch die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn immer wichtiger geworden.

Heuer ist die Situation anders: Diesmal hat das Verhandlungskomitee aus Vertreter*innen der Gewerkschaften vida und GPA-djp sehr weitreichende Forderungen aufgestellt: 6% mehr Gehalt bzw. mindestens 150 Euro, 35-Stundenwoche bei vollem Lohn und Gehalt, 6 Urlaubswoche für alle, 900 Euro für PflichtpraktikantInnen und vieles mehr. Das würde für viele von uns einen massiven Sprung im Lebenstandard bedeuten.

Die Forderungen sind absolut unterstützenswert! Allerdings: nur mit Verhandlungen ist es komplett unrealistisch dieses Ziel zu erreichen! Es wäre falsch noch einen Tag länger mit  Mobilisierungen auf der Straße und im Betrieb zu warten.

 

Am 29.01.2019 haben die Gewerkschaften einen Aktionstag in vielen Landeshauptstädten organisiert. Der Aktionstag zeigte die Stärken und Schwächen der Branche. In Wien gab es am 29.1. einen Sternmarsch mit 3 Treffpunkten, in Graz und Linz eher Medienaktionen.

In Wien beteiligte sich „Sozial, aber nicht blöd“ und viele SLP-Mitglieder am Zumarsch des Wiener Behindertenbereichs. Eine Gruppe SLPler*innen beteiligte sich am Zumarsch des Pflegebereichs. Im Zumarsch des Wiener Behindertenbereichs wurde „Sozial, aber nicht blöd“ sehr herzlich aufgenommen. „Sozial, aber nicht blöd“ hatte insgesamt einen großen, bunten und lautstarken Block, wahrscheinlich den größten Block seit Gründung der Initiative. Außerdem gab es noch wesentlich mehr Demoschilder mit unseren Anliegen als in den Jahren davor, was die vielen Fotos auf Facebook und dem „Sozial, aber nicht blöd“-Blog deutlich machen. Es zeigt sich, dass sehr viele Kolleg*innen bereit sind aktiv zu werden und lieber streiken wollen, als einen schlechten Abschluss zu akzeptieren. Die kämpferische Stimmung wurde auch bei den Blöcken einzelner Betriebe deutlich. Einige Betriebsrät*innen haben sich schon vor ein paar Jahren entschlossen, dem passiven Kurs der Gewerkschaftsspitzen zumindest im eigenen Betrieb etwas entgegen zu setzten. Aus diesen Betrieben beteiligten sich ungleich mehr Kolleg*innen als aus anderen. Ein Beispiel dafür sind die Kolleg*innen von „Bildung im Mittelpunkt“ mit einem sehr gut organisierten, kämpferischen Betriebsratsteam, mit „Sozial, aber nicht blöd“-Aktivistin und KOMinternArbeiterkammer-Rätin Selma Schacht an der Spitze. An vielen Standorten des Betriebs wurde ab 13:00 die Kinder- bzw. Hortbetreuung nach der Schule eingestellt oder stark reduziert, um auf die als Betriebsversammlung organisierte Demonstration zu gehen. Sogar der ORF griff die Stimmung auf und berichtete über die Mobilisierung der BIM-KollegInnen.

Bedauerlich war die schwache Mobilisierung der Gewerkschaftsspitzen – zum Beispiel durch die späte Ankündigung des Termins, obwohl er seit Wochen feststeht. Offensichtlich wollte die Gewerkschaftsspitze die Arbeitgeber*innen nicht durch eine frühe Mobilisierung verschrecken. Einige Spiztengewerkschafter*innen hofften, schon bei der Verhandlung am 23.1. ein Ergebnis zu erreichen. Offensive Gewerkschaftspolitik schaut anders aus! Mit einer entsprechenden Mobilisierung im Vorfeld , wären die Chancen auf einen guten Abschluss am 23.1. eher gestiegen. Auch an Informationen für die betroffenen Mitglieder, zum Beispiel durch Briefe oder Mails an die betroffenen KollegInnen, hat es stark gehapert.

Die SLP beteiligte sich mit einem eigenen Flugblatt in dem wir auf die Notwendigkeit von Streiks hinwiesen und Vorschläge für eine Verbesserung des Sozialbereichs zum Beispiel durch eine demokratische Vergesellschaftung machten.

In Oberösterreich gab es eine Gewerkschaftliche Medienaktion, bei der ein Aktivist von „sozial, aber nicht blöd“ und SLP-Mitglied bedrängt und zum Verlassen der Kundgebung aufgefordert wurde, wie der untenstehende Artikel berichtet. Offensichtlich fürchten sich manche Spitzenvertreter*innen der Gewerkschaften GPA-djp und vida vor einer Ausweitung einer kämpferischen Bewegung im Sozialbereich.

 

In den nächsten Tagen geht es darum, den Druck auf die Arbeitgeber*innen zu erhöhen:

  • Im Sozialbereich machen nur die wenigsten Betriebe Profite, wir können also mit einem Streik weniger wirtschaftlichen Druck erzeugen. Umso mehr brauchen wir die Solidarität der Klient*innen und der Angehörigen! Diese müssen jetzt informiert und eingebunden werden.
  • Jetzt ist auch ein guter Zeitpunkt um öffentliche Aktionen rund um die Dienststellen zu starten, um die Öffentlichkeit auf unsere Forderungen aufmerksam zu machen.
  • Gut organisierte, gut besuchte Betriebsversammlungen, mit demokratischen Debatten, in denen die Kolleg*innen die Möglichkeit haben, ihre Vorschläge – aber auch ihre Bedenken – einzubringen, müssen ein nächster Schritt sein. Diese Betriebsversammlungen sollten auch Streikbeschlüsse fassen.
  • Letztlich wird es darum gehen, mit einem möglichst gemeinsamen und geschlossen Streik Mitte Februar unsere Ziele zu erkämpfen. Die Kolleg*innen von Caritas und Diakonie sollten diesmal auch Teil der Streikbewegung sein.
  • „Beim Streik bin ich dabei, auf eine Alibidemo geh ich nicht mehr“ konnte man letztes Jahr oft hören. Doch viele Kolleg*innen, die beim Warnstreik im Februar 2018 sehr aktiv waren, sind immer noch vom vorzeitigen Streikabbruch und von der Mini-Erhöhung von 2,5% enttäuscht. Auf der anderen Seite ziehen viele andere Kolleg*innen die richtige Schlüsse aus dem wenig effizienten Streik letztes Jahr, beginnen, sich mit anderen zu vernetzen und versuchen Basisinitiativen aufzubauen.

Jetzt kommt es darauf an möglichst viele KollegInnen zusammen zu bringen und auch innerhalb der Gewerkschaften so einen Druck aufzubauen, dass so ein vorzeitiger Streikabbruch nicht noch einmal passieren kann. Ein erster Schritt dazu könnte eine gemeinsame öffentliche Kundgebung im Falle eines Streiks sein.

  • Die Betriebsversammlungen müssen auch eine klare Botschaft an die Verhandler*innen erhalten: Es ist besser weiter zu streiken, als wieder einen niedrigen Abschluss zu schlucken. 6% sind keine Phantasiezahl, sondern eine reale Notwendigkeit für viele Kolleg*innen. In jedem Fall muss jedes Verhandlungsergebnis einer Urabstimmung unterzogen werden.

Komm zu den Treffen und Aktionen von „Sozial, aber nicht blöd“:

 

Oberösterreich:

Streik-Workshop – Samstag, 09.02, um 17:00 Uhr im Luft*raum in der Langgasse 9, 4020 Linz

https://www.facebook.com/events/602719386845570/

 

Sozialbereichs-Block auf der Donnerstagsdemo:

14. Februar, 18.00 Uhr, Volksgarten Linz

 

Graz:

Wie weiter im Sozialbereich – Sozial aber nicht blöd-Treffen

Dienstag, 12.02., um 20:00 im Cafe Erde

Andreas Hofer Platz 3, 8020 Graz

 

 

 

 

Sozialbereich: Verbesserungen sind nötig - Streiks dafür nötig!

Flugblatt der SLP am Aktionstag des Sozialbereichs am 29.1.2019

Bei den aktuellen KV-Verhandlungen stellt die Gewerkschaft erstaunlich hohe Forderungen. Um sie zu erkämpfen müssen nach heute weitere Aktionen folgen und konkrete Streikvorbereitungen beginnen! Hunderttausende arbeiten im Sozial-, Pflege- und Gesundheitsbereich, in zahlreichen privaten bzw. religiösen Vereinen, beim Land oder Bund. Weil wir so zersplittert sind haben viele Kolleg*innen das Gefühl „alleine“ zu sein. Aber unsere Probleme sind ähnlich: Wir sind unterbezahlt, die Arbeit wird immer dichter, viele schaffen nur mehr Teilzeit und wir sehen auch an unseren Klient*innen die Folgen der Kürzungspolitik. Doch immer mehr Kolleg*innen wollen etwas tun! Doch anstatt die Kräfte zu bündeln hofft die Gewerkschaftsführung auf Verhandlungen und traut den Beschäftigten nicht zu, den Kampf entschlossen zu führen. Der vorzeitige Streikabbruch und der niedrige Abschluss im Februar 2018, sowie die lahme Politik des ÖGB gegen den 12-Stunden-Tag wirkten demotivierend. Diesmal müssen wir uns stärker an der Basis organisieren und demokratische Strukturen für unseren Kampf aufbauen! Gewählte Streikkomittees sind ebenso wichtig wie eine Urabstimmung über ein Verhandlungsergebnis. Es sind unsere Jobs – es muss auch unsere Entscheidung sein! JedeR braucht den Sozial- und Pflegebereichs – es gibt viel Solidarität aus der Bevölkerung. Laden wir Klient*innen, Angehörige und alle die uns brauchen zu öffentlichen Aktionen ein damit sie uns aktiv unterstützen können.

Gemeinsam gegen die Sparlogik

Egal ob Bund oder Länder: Überall wird gekürzt! Blau-Schwarz streicht bei der Mindestsicherung, im „rot“-grünen Wien gab es 2018 für weite Teile des Sozialwesens nur 1% Erhöhung der Tagsätze - im Flüchtlingsbereich 0%. Sie alle hängen in einer Logik, wo die Profite von Firmen wichtiger sind als Menschen und ihr Recht auf Würde und ordentliche Jobs. Dass es nicht an Reichtum mangelt, zeigt eine Studie der Uni Linz: 36 Milliardär*innen und 148.000 Millionär*innen besitzen insgesamt 1.317 Milliarden Euro Privatvermögen in Österreich. Das ist der Reichtum, den wir alle schaffen, und der auch für alle Menschen verwendet werden muss: Wir brauchen mehr Personal, mehr Ausbildungsplätze und größere Teams! Die Parteienförderung und die Miete steigt automatisch mit der Inflation – das fordern wir auch für die Tagsätze, unsere Einkommen sowie Pflegegeld und Mindestsicherung! Viele Mitglieder der SLP arbeiten im Sozial- und Pflegebereich. Wir sind im Job, in Gewerkschaften und Sozialbewegungen in mehreren Bundesländern aktiv. Wir haben „Sozial, aber nicht blöd“ mit gegründet und arbeiten mit anderen Initiativen wie „KNAST“, „Resilienz“, „Bündnis Flüchtlingsarbeit“ etc. zusammen.

Wofür wir kämpfen

Wir sind für einen starken, demokratisch organisierten Sozial- und Gesundheitsbereich in öffentlicher Hand! Die starke Zersplitterung im Sozialbereich ist die Folge von Ausgliederungen und Privatisierungen. Viele fortschrittliche Initiativen wurden nicht von der öffentlichen Hand übernommen, sondern konnten nur in privaten Vereinen umgesetzt werden. Die undemokratischen Strukturen in Stadt und Staat wirken auf viele zu Recht abschreckend. Hinzu kommt, dass auch bei Pflege und Betreuung ein Markt sind der Profite verspricht. Aber die Zerplitterung schwächt uns: Die Standards für die Klient*innen, die Bezahlung und Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten werden nach unten gedrückt. Bei Budgetverhandlungen werden die Vereine gegeneinander ausgespielt. Um gute Bezahlung, soziale und gesundheitliche Standards zu gewährleisten, ist es nötig, die Konkurrenz zwischen den Vereinen und das Profitstreben zu beenden. Wir fordern, dass der Sozial- und Gesundheitsbereich von der öffentlichen Hand vollständig finanziert und gemeinsam mit Verteter*nnen der KlientInnen und der Beschäftigten demokratisch verwaltet wird. Wir fordern das, weil es nötig ist – und weil die Mittel dafür vorhanden sind. Wenn sich das kapitalistische System das nicht leisten will, dann müssen wir uns fragen: wollen wir uns dieses System noch leisten?

 

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Erstes Sozial aber nicht blöd treffen in Graz

Moritz Erkl

Am vergangenen Donnerstag fand in Graz, gemeinsam mit der dortigen Aufbruch-Gruppe das erste „Sozial aber nicht blöd“ treffen statt. Die Basisinitiative rund um kämpferische Betriebsrät*innen, Sozialarbeiter*innen, Flüchtlingsbetreuer*innen oder Freizeitpädagog*innen setzt sich bereits seit vielen Jahren für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne im Sozialbereich ein. So waren Aktivist*innen Teil der Streikkomitees im vergangenen Februar, sind gemeinsam mit ihren Kolleg*innen aktiver Part des Widerstands gegen den 12 Stunden Tag und haben auch bei den diesjährigen KV Verhandlungen ein kämpferisches Programm vorgelegt. So diskutierten wir vergangenen Donnerstag mit 5 Kolleg*innen und den Aktivist*innen von Aufbruch das Potential für einen guten Abschluss der KV Verhandlungen – im Sinne der Mitarbeiter*innen – und das weitere Potential für Widerstand.

Gerade der Sozial- und Gesundheitsbereich ist seit Jahren von immer stärkeren Kürzungsmaßnahmen betroffen. Ganz gleich ob in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen, bei Asylsuchenden oder Patient*innen die an psychischen Erkrankungen leiden: die jeweilige Regierung kürzt bei den schwächsten der Gesellschaft. Diese Sparmaßnahmen haben unter Schwarz/Blau noch einmal deutlich zugelegt. Aus diesem Grund fordert die Gewerkschaft auch vollkommen zurecht eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 35h pro Woche und eine Lohnerhöhung von 6%. Neben der Vermeidung von geteilten Diensten oder der Entlohnung von Praktikant*innen sind das gute Forderungen.

Doch dem gegenüber steht der Unwille der Gewerkschaftsspitze rund um GPA-djp und Vida, die sich hüten den betroffenen Kolleg*innen eine Strategie vorzulegen wie diese Forderungen auch erreicht werden können. Dies kann nur mit einer Strategie gelingen, die sich nicht scheut in offenen Betriebsversammlungen, bei Kundgebungen und Demonstrationen bis hin zu Streiks für die Rechte der Mitarbeiter*innen und jener Menschen, die sie betreuen, zu kämpfen. „Sozial“ kann nämlich nicht jeder und verdient auch adäquate Arbeitsbedingungen.

Unter den Teilnehmer*innen des ersten „Sozial aber nicht blöd“ – Treffens war schnell klar, dass wir gemeinsam mit weiteren Kolleg*innen aktiv sein möchten. Wir einigten uns darauf, bis zum kommenden Treffen gemeinsam zu mobilisieren (bei den Donnerstagsdemonstrationen, bei Veranstaltungen, direkt bei Sozialeinrichtungen, etc…) und mit weiteren Angestellten im Sozialbereich und solidarischen Unterstützer*innen weitere Aktionen zu besprechen. Gemeinsam wollen wir uns in weiterer Folge auch mit der Frage des Streiks im Sozialbereich auseinandersetzen. Wenn du/Sie auch im Sozialbereich arbeiten und genau wie wir nach einer Möglichkeit suchst um aktiv zu werden, komm zu unserem nächsten Treffen am Dienstag, den 29.01.2019 um 20:00 im Cafe Erde.

Vöcklabruck: SLP baut Widerstand im Sozialbereich auf

Flo Klabacher

Der bitteren Kälte trotzend riefen viele Sozialvereine zur „Lichterkette für Menschlichkeit“ in Vöcklabruck auf. Diese richtete sich auch gegen die Sparpolitik der schwarz-blauen Landesregierung. Mit dabei: Aktivist*innen der SLP. Seit über zwei Monaten engagieren wir uns in Vöcklabruck mit der Initiative „Sozial aber nicht blöd“ im Sozialbereich. Schon Anfang des Jahres unterstützten wir in Vöcklabruck den Streik im Sozialbereich praktisch. Anknüpfend an diese Arbeit besuchten wir auch im Vorfeld dieser Herbstlohnrunde wieder mehrere Sozialbetriebe, verteilten die neue Zeitung von „Sozial aber nicht blöd“ und diskutierten mit den Beschäftigten. Auch beim Treffen des „Sozialforums“ stellten wir „Sozial aber nicht blöd“ vor. Nächste Treffen und vielleicht ein weiterer Streik im Sozialbereich folgen.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

SWÖ-KV: Streiken geht!

Branchenübergreifend, demokratisch, öffentlich und konsequent – so sollte der Streik aussehen.
Nikita Tarasov

Die KV- Verhandlungen im privaten Gesundheits- und Sozialbereich stehen wieder an. Die Forderungen der Gewerkschaften GPA-djp und Vida für den SWÖ-KV enthalten u.a.: 6% bzw. mind. €150 mehr Gehalt, eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 h/Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich, 6. Urlaubswoche für alle. „Sozial, aber nicht blöd“, eine von SLP-Aktivist*innen mit-initiierte Basisinitiative aus diesem Bereich, unterstützt diese kämpferischen Forderungen – immerhin erheben wir sie schon seit Jahren. Unsere Kampagnen, Aktionstage und Initiativanträge haben dazu beigetragen, dass sie nun von der Gewerkschaftsführung übernommen wurden. Was nun? Nun soll über unsere Interessen nicht stellvertretend hinter verschlossenen Türen verhandelt werden. Betriebsversammlungen und öffentliche Treffen müssen von der Gewerkschaft ausgerufen werden, um eine transparente Debatte führen zu können, wie wir effektiv streiken können. Wie der SWÖ-Streik Anfang 2018 zeigte, ist ein Streik in der Branche nicht unmöglich. Vor allem muss aus den dort gemachten Fehlern gelernt werden. Wichtig wären die Ausweitung des Streiks auf andere KVs der Branche (z.B. Caritas, Diakonie, etc.), große öffentliche Aktionen und demokratische Streikkomittes in den Betrieben. Es muss auch konsequent gestreikt werden: Bis wir gewinnen und eine Urabstimmung den Abschluss absegnet.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

+ So geht Warnstreik

Einer von hunderten Betrieben der metalltechnischen Industrie, die Warnstreiks durchführten, war Bilfinger Shared Services in Linz. Betriebsratsvorsitzender und SLP-Aktivist Gerhard Ziegler organisierte gemeinsam mit den Betriebsratskolleg*innen seiner und einer weiteren Firma, der MCE, eine gemeinsame Betriebsversammlung. Nach einem Bericht von den Verhandlungen gab es eine offene Debatte. Diskutiert wurde, ob eine Arbeitsniederlegung sinnvoll und notwendig ist; und ob sie als verlängerte Betriebsversammlung oder deklarierter Streik stattfinden sollte. Im Anschluss wurde mit riesengroßer Mehrheit ein Warnstreik beschlossen.

Bei der folgenden Streikversammlung berichtete Thomas Erlach, Betriebsratsvorsitzender bei EXIT-sozial, von den Problemen und Protesten im Sozialbereich. Im Namen seiner Kolleg*innen betonte er die Solidarität mit dem Streik im Metallbereich. Auch Aktivist*innen der SLP wurden eingeladen, um von ihrer Solidaritätskampagne für die Streiks und ihre Aktivitäten rund um andere Metall-Betriebe zu berichten. Zum Schluss wurde eine Solidaritätserklärung für den Streik von Irene Mötzl, Betriebsrätin bei Wohnservice-Wien, verlesen. Die Streikenden erlebten reale Solidarität und es wurde auch deutlich, dass der Arbeitskampf alle angeht.

 

± Kampf im Kindergarten

Während die Bundesregierung mit dem Kopftuchverbot ihre rassistische Politik in die Kindergärten bringt, winkt die Salzburger Landesregierung (ÖVP, Neos, Grüne) einen Gesetzesentwurf Kindergärten betreffend durch. Am 6.11. gingen daher rund 1.200 Pädagog*innen gegen die Streichung von freien Tagen und damit die unbezahlte Verlängerung der Arbeitszeit auf die Straße. Unter dem Argument „Gleichstellung“ wurde eine Verbesserung für eine Minderheit der Beschäftigten mit einer Verschlechterung für die Mehrheit und alle künftigen Kolleg*innen „abgegolten“. Anstatt eine Verbesserung für ALLE zu erkämpfen, hat die Gewerkschaft der Maßnahme zugestimmt, die den Betroffenen einen Gehaltsverlust von 34.000 Euro brutto, berechnet auf 40 Jahre, beschert. Eine Pädagogin erklärt, was stattdessen nötig ist: Mehr Personal! Mehr Gehalt! Größere Gruppenräume!

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Wie heiß war der Herbst?

Martina Gergits und Sebastian Kugler

Zum ersten Mal seit 2011 kam es im Metallbereich zu Warnstreiks. Aber schon am 18.11. kam es zu einem Abschluss der Kollektivvertragsverhandlungen. Das Ergebnis ist ein fauler Kompromiss. Während die Unternehmer den 12h Tag bekommen, liegen die Abschlüsse nur knapp über der Inflation. Trotzdem gab der Streik den Eisenbahner*innen Mut, die am 26.11. zum ersten Mal seit 2003 streikten.

Während die Basis in den Warnstreiks und Betriebsversammlungen ihre Streikbereitschaft gezeigt hat, wollte die Gewerkschaftsführung immer so schnell wie möglich wieder verhandeln. Zwei Stunden vor angekündigtem Streikbeginn bei der Eisenbahn setzte sich die Gewerkschaftsführung noch einmal an den Verhandlungstisch. Die Folge: Verwirrung darüber, ob, wie und wofür überhaupt gestreikt wird. Bei den nächsten Verhandlungen stimmte die Gewerkschaftsführung schon wieder einem faulen Kompromiss zu. Sie griff trotz der harten Angriffe nur als allerletztes Mittel zum Streik. Beim Abschluss der Bierbrauer*innen (nur 3,2%) rühmte sie sich sogar selbst dafür, nach wochenlangem Säbelrasseln Streiks „abgewendet“ zu haben.

Warum handeln sie so? Ein Streik stellt immer die bestehenden Kräfteverhältnisse in Frage: Im Betrieb, im Staat und in der Gesellschaft. Ein Streik zeigt, dass, wenn sich die Arbeiter*innenklasse geschlossen zur Wehr setzt, sie die Bosse nicht braucht. Das ist eine gefährliche Einsicht für das Kapital, aber auch für die Gewerkschaftsbürokratie. Denn diese hat Kapitalismus und Staat als Naturgesetze akzeptiert. Sie sieht sich vor allem als Vermittlerin zwischen Arbeit und Kapital. Das oft gebrachte Argument „Man muss doch den sozialen Frieden erhalten, um den Standort zu sichern!“ nützt nur den Unternehmer*innen, denn die Gewerkschaft bindet sich damit beide Hände auf den Rücken. Das Kapital hat kein Interesse an einem „sozialen Frieden“, sondern an Profit.

Die Angst der Gewerkschaftsführung vor Kontrollverlust führt oft dazu, dass Streiks ineffektiv und bürokratisch ablaufen, wie etwa bei der Eisenbahn. Die Beschäftigten sind häufig die Letzten, die informiert werden, dabei sollte es anders herum sein. Streiks müssen demokratisch organisiert werden und kämpferisch sein. Das müssen wir aus dem Herbst mitnehmen.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

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