Antifaschismus und Antirassismus

Hofer & Hetze bekämpfen!

Florian Klabacher

Die FPÖ sitzt in Landesregierungen, stellt Bürgermeister und sitzt bald vielleicht in der Hofburg. Im Windschatten ihrer Hetze werden Naziaufmärsche Normalität, kommt es zu Einschüchterungen inklusive Körperverletzung, gibt es Angriffe auf Flüchtlingsheime. Das macht Vielen Angst.
Doch der Aufstieg der Rechten ist kein Naturgesetz. Viele sind zu Recht auf der Suche nach radikalen Lösungen für die sozialen Probleme des kapitalistischen Systems. Am 24.4. war das zentrale Wahlmotiv, gegen „die da oben“ zu stimmen – zu Recht. Der kapitalistische Wahnsinn von zu wenig Jobs, zu teuren Wohnungen und Zukunftsangst macht wütend. Die FPÖ verkauft sich, finanziert durch Großkonzerne und Superreiche, als Protestpartei. Das kann sie, weil in Österreich eine starke linke Kraft fehlt, die den Kampf gegen Armut, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Billiglöhne aufnimmt. Schockiert über den Erfolg der FPÖ? Dann protestiere mit uns bei Kundgebungen und Demonstrationen. Und organisiere dich bei der SLP. Hilf mit, eine Partei von aktiven ArbeiterInnen, Jugendlichen, SchülerInnen, Arbeitslosen und StudentInnen aufzubauen. Kämpfen wir gemeinsam gegen die rechten Hetzer und das System, das diese groß gemacht hat!

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Rechter Rand

Lukas Kastner

Was der FPÖ die Burschenschaften sind, ist für die ÖVP der Cartellverband (CV). Der Dachverband von 48 katholischen Studentenverbindungen ist ein elitäres Netzwerk, um reaktionäre Werte zu verbreiten. Der CV verhilft seinen Mitgliedern zu einflussreichen Positionen in Politik und Wirtschaft. Von Spindelegger über Pühringer bis Mitterlehner kommen Politiker aus dem CV. In der Wirtschaft sind u.a. Ludwig Scharinger (ehem. Raiffeisen Boss) und Leo Windtner (Generaldirektor Energie AG) vertreten. Der ehemalige CV-Vorsitzende Florian Tursky verlässt sich „in beruflichen Belangen gerne auf Cartellbrüder“.Der CV war eine der Stützen des Austrofaschismus, verherrlicht bis heute den ArbeiterInnenmörder und Faschisten Dollfuß und hegt auch Sympathien für Mussolini und Horthy. In der Ideologie des CV sind Religion und Nationalismus besonders wichtig. Von seinen Mitgliedern verlangt er die Verbreitung kirchlicher Werte und die „Liebe zum Vaterland“. Dieses Weltbild richtet sich gegen MigrantInnen, LGBTQ-Personen und Nicht-ChristInnen. Besonders reaktionär ist das Frauenbild des CV. So soll Frauen das Selbstbestimmungsrecht auf ihren Körper aberkannt und Abtreibungen per Verfassung verboten werden. Als reine Männerorganisaton sind Frauen vom karrierefördernden Netzwerk ausgeschlossen – aber sie sollen ja ohnehin in erster Linie Mutter und Hausfrau sein. Als Club reaktionärer Eliten ist der CV konsequenterweise auch ArbeiterInnenfeindlich und für ein Verbot von Generalstreiks.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Kein Platz für rechte Hetze!

Die Rechten wollen Angst verbreiten – den Gefallen werden wir ihnen nicht machen!
Theresa Reimer

Es ist beunruhigend, wenn die FPÖ bei Umfragen auf 30% kommt, wenn nach Aufmärschen der neofaschistischen Identitären Linke und MigrantInnen angegriffen werden, wenn Österreich Zäune baut und sich die Medien in Horrorberichten über Flüchtlinge überschlagen. Doch Regierung und Medien erzeugen gezielt Bilder und Rechte versuchen über Shitstorms und getarnt als „besorgte Bürger“ Angst zu verbreiten.

Doch gleichzeitig sind viele Menschen täglich in Solidarität mit Flüchtlingen oder gegen rechts aktiv. Die „Lichter für Österreich“ der rechten Hetzer sind weitgehend eingeschlafen, die Demos der Identitären in Spielfeld oder Salzburg kommen nicht vom Fleck. In Wien-Liesing hielt die FPÖ eine Kundgebung gegen ein geplantes Flüchtlingsheim ab. Rund 3.000 AntirasisstInnen standen einem kleinen Haufen von maximal 1.000 Strache-AnhängerInnen gegenüber.

Die rechte Gefahr ist da, aber nicht so bedrohlich, wie sie präsentiert wird. Aber wir müssen jetzt beginnen, uns gegen die rechte Hetze in Schulen, Betrieben, Nachbarschaften und an den Unis zu organisieren. Dann werden wir feststellen, dass wir nicht machtlos sind, sondern viele etwas gegen die rechte Hetze und deren Grundlage, die sozialen Probleme, tun wollen.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

FPÖ Wien Brigittenau mach unfreiwillig Werbung für die SLP

Die SLP ist schon seit langem gegen die FPÖ in Wien Brigittenau aktiv. „Klartext“, die Bezirks“zeitung“ der FPÖ widmet uns in ihrer aktuellen Ausgabe nun eine dreiviertel Seite. Darin klagen sie über die regelmäßigen antirassistischen Aktivitäten, die die SLP im Bezirk gegen die FPÖ setzt – aber auch über unsere Demo zum Frauentag, die sie primär als Verkehrsstörung bezeichnen. Offenbar ist der FPÖ eine kurz gesperrte Fahrspur wichtiger als Frauenrechte! 

Der Hintergrund der unfreiwilligen Werbung (Klartext wird breit im Bezirk verteilt bzw. in Postkästen gesteckt): die von der FPÖ seit einigen Jahren organisierten "Blauen Feste" werden angesichts der starken Gegenmobilisierung immer mehr zum Flopp. Die Brigittenauer FPÖ ist immer wieder für ihre Ausfälle gegen Jugendliche, MigrantInnen und Linke aufgefallen und steht hinter der rassistischen "Bürgerinitiative" Dammstrasse die auch schon mit über hundert Nazis gemeinsam demonstriert ist. Und der FPÖ-Bezirkschef erkennt in Hakenkreuzschmierereien keinen politischen Hintergrund.....

Das zeigt: Konsequenter Widerstand in den Bezirken lohnt sich! Wir werden die FPÖ weiterhin bei jeder Gelegenheit konfrontieren und zeigen, dass in der Brigittenau kein Platz ist für rassistische Hetze, korrupte Machenschaften und Politik für Reiche - und überall anders auch nicht!

Auch nächste Woche werden wir wieder Aktivitäten gegen die FPÖ setzen. Sei dabei! Melde dich bei uns und werde aktiv!

 

Wir müssen die FPÖ stoppen! - Aber wie?

Nur durch Klassenkämpfe und ein soziales Programm lässt sich der Vormarsch der Rechten aufhalten!
Nicolas Prettner

Der Kampf gegen die FPÖ bzw. gegen rechts hat eine lange Geschichte. Schon zahlreiche Methoden wurden getestet, um die Rechten aufzuhalten. Viele setzen auf moralische Appelle an die Menschlichkeit oder auch Nächstenliebe. Andere versuchen, die Freiheitlichen zu skandalisieren oder probieren es mit Satire. Manche hoffen auch, das Problem mittels Verbot zu lösen. Keiner dieser Wege war von Erfolg gekrönt, denn sie knüpfen nicht an den Ursachen für den Aufstieg der Rechten an. Menschen wählen die FPÖ nicht, weil sie böse oder dumm sind. Abgesehen von eingefleischten und überzeugten Rechtsextremen sind v.a. die Angst vor der Zukunft und die Wut über die Regierungsparteien die Gründe fürs FPÖ-Wählen.

Um herauszufinden, wie die Rechten erfolgreich zurückzudrängen sind, hilft ein Blick in die jüngere Vergangenheit. 2003, während der schwarz-blauen Regierung, kam es zu mehreren Arbeitskämpfen gegen Kürzungen. LehrerInnen, das Pflegepersonal, die Post und das AUA-Bordpersonal – sie alle legten in diesem Jahr die Arbeit nieder. Am de facto Generalstreik gegen die Pensionsreform beteiligten sich sogar über 1 Million Menschen. Dies setzte die Regierung gewaltig unter Druck. Sie drohte streikenden BeamtInnen mit disziplinären Maßnahmen und Vertragsbediensteten mit der Auflösung des Dienstverhältnisses. Es blieb bei leeren Drohungen.

Auch wenn die Bewegung gegen die Pensionsreform auf Grund des Einknickens der Gewerkschaftsspitze nicht erfolgreich war, zeigt sie doch im Ansatz, was möglich gewesen wäre. Im Herbst des gleichen Jahres streikten die ÖBBlerInnen gegen die Pläne der schwarz-blauen Koalition, die Österreichischen Bundesbahnen zu zerschlagen und ins Dienstrecht der EisenbahnerInnen einzugreifen. Durch einen 66-stündigen Streik wurde die Regierung gezwungen, zumindest in Teilen zurück zu rudern. Auch in diesem Fall wäre noch viel mehr möglich gewesen, hätte die Gewerkschaftsführung nicht wieder gebremst und einem faulem Kompromiss zugestimmt.

Trotz des mäßigen Erfolgs können wir zwei Lehren daraus ziehen:

1. Die inneren Widersprüche der FPÖ treten offen zu Tage, sobald sie an der Macht ist. Einerseits inszeniert sie sich selber als Partei der einfachen Leute. Andererseits setzt sie Politik im Interesse von Banken und Konzernen um. Kein Wunder also, dass es um die FPÖ z.B. während des MetallerInnenstreiks 2011 still wurde – wie immer, wenn sich Beschäftigte wehren.

2. Nur durch entschlossene Klassenkämpfe von unten kann der Aufstieg der FPÖ aufgehalten werden. Denn rassistische Hetze hat keine Chance mehr, wenn ArbeiterInnen unabhängig von ihrer Herkunft gemeinsam für höhere Löhne und bessere Lebensbedingungen auf die Straße gehen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die FPÖ nach den nächsten Parlamentswahlen in der Regierung sitzt, ist groß. Eine FPÖ-Regierung ist gefährlich – und instabil. Denn in ihrer Praxis wird deutlich, dass sie eben keine „soziale Heimatpartei“, sondern eine neoliberale Kapitalistenpartei ist. Auch dann ist wieder mit Lohnsenkungen und Kürzungen im Sozial- und Gesundheitsbereich zu rechnen. Dies wird aber nicht ohne Widerstand hingenommen werden und die FPÖ wird sich mit Klassenkämpfen konfrontiert sehen. So wie aktuell in Oberösterreich, wo die Freiheitlichen zusammen mit der ÖVP einen Angriff auf die bedarfsorientierte Mindestsicherung startete. Die Demonstration am 2. März mit über 700 Menschen gegen die Pläne von schwarz-blau sind erst der Anfang.

Doch natürlich reicht es im Kampf gegen rechts auch nicht, nur aufzuzeigen, dass die FPÖ nichts für die ArbeiterInnen übrig hat außer Kürzungen. Es ist wichtig, jeden Sozialabbau, jeden Angriff auf Löhne und Jobs zu bekämpfen, egal ob er von der FPÖ direkt kommt oder von SPÖVP, die damit der FPÖ den Boden bereiten.

Darum braucht es auch eine neue ArbeiterInnenpartei, die in der Praxis eine Alternative aufzeigt zur FPÖ und allen anderen etablierten Parteien. Eine Partei mit einem sozialistischen Programm, die offen gegen Rassismus und Sexismus auftritt. Eine Partei, die für die Verstaatlichung der Banken und der Schlüsselindustrie eintritt. Eine Partei, die sich für höhere Löhne und eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 h/Woche einsetzt. Eine Partei, die nicht nur vor Wahlen präsent ist, sondern auch eine Plattform für AktivistInnen der verschiedenen Protestbewegungen in Betrieb und Gesellschaft darstellt und sich an die Spitze von Klassenkämpfen stellt. Eine solche neue Partei für ArbeiterInnen, Arbeitslose und Jugendliche ist heute notwendiger denn je. So eine Partei fällt aber nicht einfach vom Himmel, sie muss von unten aufgebaut werden. Der Aufbau einer solchen Partei und die Gewerkschaften zu Kampforganisationen zu machen: das sind keine leichten Aufgaben. Aber sie stellen den einzigen Weg dar, um die FPÖ, Rassismus und den Kapitalismus an sich erfolgreich zu bekämpfen.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Rechtsextremismus und Faschismus - alles dasselbe?

Fabian Lehr

Angesichts des Siegeszuges von Parteien wie FPÖ, Front National und AfD wird oft vor dem neuen Faschismus gewarnt. Das kann man nicht nur als Alarmismus abtun: Der Kapitalismus befindet sich in einer seiner schwersten Krisen, und in solchen greift das Kapital zu verzweifelten Maßnahmen zur Verteidigung seiner Macht. Das extremste dieser Mittel ist die faschistische Diktatur. Aber sind die von Österreich bis Frankreich triumphierenden rechten Parteien bereits der Faschismus?

Das ist kaum haltbar. AfD, FPÖ, FN usw. sind rechtsextreme Parteien. Daran ändern faschistische Teile bzw. Personen in diesen Parteien nichts. Sie vertreten die Interessen der Reichen, indem sie aggressiv versuchen, die Unterdrückten gegeneinander durch geschickten Einsatz von rassistischer, sexistischer und homophober Hetze aufzuhetzen. Unter dem Vorwand, "ehrlich arbeitende Menschen" gegen "Schmarotzer" zu schützen, greifen sie ALLE ArbeiterInnen und Armen an. Verteidigung des Kapitals gegen die ArbeiterInnenbewegung, Rassismus, Sexismus, Homophobe, reaktionäres Gesellschaftsbild - das sind typische Elemente der Rechten, die FPÖ & Co mit FaschistInnen gemeinsam haben.

Aber Faschismus bedeutet mehr: Ausschaltung der anderen Parteien, Zerschlagung der Gewerkschaften, Abschaffung des Parlaments und Stärkung der Exekutive, der die Justiz untergeordnet wird. Der Faschismus kann nicht abgewählt, sondern nur durch Revolution oder Krieg gestürzt werden. Wenn in Europa eine faschistische Diktatur akut drohte, müsste die Linke darauf mit einem völligen Kurswechsel reagieren. Sie müsste Geheimorganisationen bilden, sich auf die Arbeit im Untergrund vorbereiten usw. Das ist momentan nicht der Fall: Weder FPÖ noch Front National und AfD streben die Vernichtung des Parlamentarismus an, sondern wollen in diesem selbst mitregieren und ihn nach rechts verschieben.

Das ist keine Unterschätzung der von ihnen ausgehenden Gefahr. Diese Parteien können und werden auch im parlamentarischen Rahmen Verschlimmerungen für das Leben von ArbeiterInnen und Armen, von MigrantInnen, Homosexuellen und Frauen bewirken. Auch können solche Parteien sich in Zukunft zu faschistischen entwickeln. Dafür müssen die inneren Widersprüche des Kapitalismus eine solche Intensität erreichen, dass bedeutende Teile des Kapitals keinen anderen Ausweg als den der rohen Gewalt mehr sehen. Für einen faschistischen Sieg muss die ArbeiterInnenbewegung durch schwere Niederlagen in politischen und Arbeitskämpfen so demoralisiert sein, dass sie keinen Widerstand leisten kann. Trotzki schrieb dazu kurz vor Machtergreifung der Nazis: „Wesen und Bestimmung des Faschismus bestehen in der vollständigen Beseitigung der Arbeiterorganisationen und in der Verhinderung ihres Wiederentstehens. In der entwickelten kapitalistischen Gesellschaft ist dieses Ziel durch bloße Polizeimaßnahmen nicht zu erreichen. Der einzige Weg dazu ist, dem Druck des Proletariats – im Augenblick seiner Schwächung – den Druck der verzweifelten kleinbürgerlichen Massen gegenüberzustellen.“ ("Was nun?", 1932)
So weit ist es noch nicht – und wenn Linke und die ArbeiterInnenbewegung verhindern wollen, dass es wieder soweit kommt, ist eine korrekte Analyse nötig.
 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Das blaue Kartenhaus

Der widersprüchliche Charakter der FPÖ ist sowohl Grund ihrer momentanen Stärke als auch ihre Achillesferse.
Sebastian Kugler

Tatort Hollabrunn, Niederösterreich, in einer lauen Augustnacht 2015: Die ländliche Stille wird von wütendem Hundegebell zerstört. FPÖ-Gemeinderätin Lichtenecker wird aus dem Schlaf gerissen. Zusammen mit drei FPÖ-MitstreiterInnen wird beraten, und schließlich erstattet sie Anzeige – gegen den geschäftsführenden FPÖ-Bezirksparteiobmann Lausch. Denn: „Er sagt immer, es sind die Hunde seiner Lebensgefährtin. Aber er hat sie erst nachträglich auf sie angemeldet.“, so Lichteneckers Verbündeter, FPÖ-Stadtrat Scharinger. Nur wenig später ist die Spaltung der FPÖ Hollabrunn perfekt: Die Landespartei stellt sich im „Chihuahua-Gate“ hinter Obmann und Nationalrat Lausch, Scharinger und seine drei Verbündeten spalten sich ab und gründen die Liste Scharinger.

Diese kleine Episode zeigt vor allem eines: Auch wenn sie sich gerne so darstellt - die FPÖ ist alles andere als ein einheitlicher, strammer Block. In ihr wimmelt es nur so von Widersprüchen, verschiedenen Prioritäten und Ausrichtungen. Keine andere Partei hat wohl so viele Spaltungen durchgemacht: 1967 die Formierung der faschistischen NDP, 1993 die Gründung des Liberalen Forums, der Knittelfelder Putsch 2002, 2005 die Spaltung FPÖ-BZÖ und auf Bundesländerebene 2010 die Spaltung FPÖ-FPK in Kärnten, im selben Jahr die Abspaltung des Jugendverbands RFJ von der FPÖ Tirol und 2015 die Spaltung der FPÖ Salzburg, um nur einige Beispiele zu nennen. Oft hatten diese Konflikte handfesten ideologischen Charakter, aber oft ging es auch nur um Machtspiele und Posten.

Der Grund für die konstante Instabilität der FPÖ liegt in dem widersprüchlichen Charakter, der dem „3. Lager“ allgemein und der FPÖ im Besonderen zugrunde liegt. Am Anfang sammelten sich hier in erster Linie wirtschaftsliberale Kräfte – daher auch der Begriff „freiheitlich“. Sie sahen im aufstrebenden Nationalismus des 19. Jahrhunderts vor allem ein Mittel zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen am Weltmarkt. Das brachte sie in Frontstellung gegen die zwei anderen Lager, die bäuerlich ausgerichteten (und am Weltmarkt uninteressierten) Konservativen und die ArbeiterInnenbewegung. Doch in der Zeit der Formierung der Lager, v.a. in der Zwischenkriegszeit, zeigte sich, dass das österreichische Bürgertum zu schwach war, um im imperialistischen Wettkampf um die Welt mitzumischen. Ebenjener Wettkampf gipfelte in der Barbarei des 2. Weltkrieges, in der das „3. Lager“ den Faschismus hervorbrachte. Trotz seiner antiliberalen Ideologie war dies kein Bruch mit dem Wirtschaftsliberalismus, sondern im Gegenteil seine logische Fortführung in Zeiten der fundamentalen Systemkrise und des Imperialismus.

Das Ende des Krieges eröffnete eine neue Periode, in der Liberalismus und Nationalismus nicht so wie zuvor einhergingen. In Ländern mit starker Bourgeoisie nahm das „3. Lager“ einen primär liberalen Charakter an (wie die deutsche FDP). In Österreich hingegen setzten sich in der entsprechenden Nachkriegs-Sammelbewegung VDU 1956 die antiliberalen Nationalisten, oftmals hochrangige Nazis wie Anton Reinthaller, durch und gründeten die FPÖ. Von einer Partei, die sich als machtlose Kopie der NSDAP gab, wollte jedoch im Nachkriegsösterreich niemand etwas wissen. Zwar gab es nie eine wirkliche Entnazifizierung und alle Lager buhlten um die früheren Nazis, doch wirtschaftliche Erholung und eine starke ArbeiterInnenbewegung hielten den rechten Rand verschwindend klein.

Einen Ausbruchsversuch aus dieser Zwickmühle stellte das „liberale Intermezzo“ unter Norbert Steger dar, der nochmal versuchte, den (Neo-)Liberalismus zum Steckenpferd der FPÖ zu machen. Die neoliberale Politik der SPÖ-FPÖ Koalition drohte jedoch, die FPÖ aus dem Parlament zu werfen, und Haider zog 1986 die Notbremse. Unter Haider wurde der ultrarechte Flügel der FPÖ, der vor allem durch die Burschenschaften gut organisiert ist, endgültig tonangebend. Wirtschaftsflaute, Kürzungs- und Privatisierungspolitik sowie die Verbürgerlichung der SPÖ wurden geschickt genutzt, um Wahlstimmen aus der ArbeiterInnenklasse zu gewinnen. Die wirtschaftspolitische Ausrichtung blieb dabei jedoch im Wesentlichen liberal. Der Erfolg zog naturgemäß KarrieristInnen, OpportunistInnen und Glücksritter aller Art zur FPÖ, vor allem, als es in der schwarz-blauen Koalition Platz an den Futtertrögen gab. Gemeinsam mit den neoliberalen IdeologInnen bildeten sie ab dann das Gegengewicht zum ultrarechten Flügel, wenn auch weitaus schlechter organisiert und nur geeint durch Machtinteresse. Dieser Widerspruch besteht auch in der Strache-FPÖ fort. In diesem Sinne ist Strache der personifizierte Kompromiss – zwar kommt er von den Ultrarechten, ist jedoch auch biegsam genug, um in der großen Politik mitzuspielen und allzu stramm Rechte (wie Mölzer oder Winter) zu tilgen.

Dennoch steckt Strache in einer Zwickmühle. Einerseits wird die FPÖ durch die aktuellen Entwicklungen quasi zur Macht getragen. Die Regierung rollt ihm durch ihren ungebremsten Rechtsruck den roten Teppich aus. Im Zuge des Zerfallsprozesses der EU und des Euro bauen wichtige Kapitalfraktionen Vorbehalte gegen den euro-skeptischen Kurs ab. Außerdem wünschen sie eine Regierung, die bereit und fähig ist, rücksichtslos zu kürzen. Andererseits kommt er durch die selbst herbeigeführte aufgeheizte Stimmung rund um die Flüchtlinge unter Druck von „unten“. Die FPÖ-Basis, die vor allem kleinbürgerlich geprägt ist, sieht die Mobilisierungen der neofaschistischen Identitären und erwartet sich dasselbe von ihrer Partei. Sie beginnen, sich in „Bürgerwehren“ zu organisieren und gegen Flüchtlingsheime zu demonstrieren. Immer öfter übernimmt nun die FPÖ offiziell diese Mobilisierungen, oft auch Hand in Hand mit den Identitären wie in Wiener Neustadt oder Graz. Gleichzeitig kann der Mob zu einem Problem werden: Die direkte Verantwortung für brennende Asylheime wäre (noch) ein Hindernis auf dem Weg zur Macht. Die FPÖ betrachtet diese Mobilisierungen deswegen skeptisch und stellt sich an ihre Spitze, um sie zu kontrollieren und ihre Forderung nach Neuwahlen zu stärken. Diese Taktik ist bis jetzt nur mittelmäßig erfolgreich. Die angekündigte Großmobilisierung in Wien Liesing gegen ein Flüchtlingsheim wurde zum Flop. Die Leute lassen sich noch immer nicht in Massen zu FPÖ-Wahlkampfveranstaltungen mobilisieren.

Zusätzlich werden die Wirtschaftskrise und die Ungleichzeitigkeit der Ereignisse für die FPÖ zum Problem. Bereits vor den nächsten Nationalratswahlen wird sie in verschiedenen Landesregierungen, vor allem in Oberösterreich, mit brutaler Kürzungspolitik ihr wahres Gesicht gezeigt haben. In der Regierung greift die FPÖ auch eben jene Schichten an, deren Stimmen sie braucht, um hinein zu kommen, nämlich österreichische ArbeiterInnen. Bereits auf dem Weg zur Macht bröckelt also das Image der „Opposition“ – 2018 wird es schwieriger werden, sich oberösterreichischen oder burgenländischen ArbeiterInnen als Alternative zu SPÖ und ÖVP zu verkaufen. Die Zukunft der FPÖ wird also noch instabiler werden als ihre Vergangenheit. Ihr widersprüchlicher Charakter macht sie angreifbar. Vor allem durch den konsequenten Kampf gegen jede Kürzungspolitik kann ihr arbeiterInnenfeindlicher Charakter entlarvt werden und die Basis für eine echte, neue, linke ArbeiterInnenpartei gelegt werden.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Zahlen und Fakten über die Praxis der FPÖ:

Im EU-Parlament stimmte die FPÖ gegen: Gleichstellung von Frauen und Männern, sichere Grundversorgung in der EU, Eindämmung des Handels mit Konfliktmaterialien, schärfere Regeln für Waffenexporte.

Im österreichischen Parlament stimmte die FPÖ gegen: Gratis-Kindergartenjahr, Erhöhung der Mittel zur Unterstützung für den Wiedereinstieg älterer arbeitsuchender Menschen, Gesetz gegen Lohn- und Sozialdumping, Beschränkung von Luxuspensionen, Streichung von Steuerprivilegien von Konzernen und bei Managergehältern, temporäre „Reichensteuer“ (Solidarabgabe), Bankenabgabe, Steuerabkommen mit der Schweiz. Außerdem startete sie eine Petition gegen die Beschränkung der Maklergebühren auf zwei Monate.

In Oberösterreich will die FPÖ an der Regierung die Förderungen für soziale Einrichtungen in Bereichen wie Arbeitsqualifizierung, Bildung, Fürsorge, Jugend- und Behindertenbetreuung sowie Resozialisierung streichen. Die Mindestsicherung wird für Familien und AlleinerzieherInnen gedeckelt.

Die FPÖ ist Teil der Wiener Neustädter Stadtregierung, die brutale Kürzungsmaßnahmen vornimmt: 3,5 Millionen Euro sollen bei städtischem Personal eingespart werden, die städtische Gärtnerei und die städtische Gastro werden zugesperrt. Jugendclubs werden geschlossen, ein PensionistInnenheim privatisiert, Essen auf Rädern wird um ein Drittel teurer.

Auch im Haider-Kärnten nach Haider griff die FPÖ unsozial durch: Subventionskürzungen und Personaleinsparungen im Sozialbereich, Demontage des diplomierten Betreuungspersonals auf Kosten der überforderten PflegehelferInnen, Förderungsstopp für die Caritas-Obdachlosenstätte sowie die radikalen Subventionskürzungen für viele weitere soziale Einrichtungen – während Millionen für Image-Events wie die „Wörtherseenacht“ oder das Beachvolleyballturnier verprasst wurden.

In jedem größeren Korruptionsfall der letzten Jahre, von Eurofightern über Telekom-Affäre bis zur Hypo, machten sich FPÖ-PolitikerInnen die Finger schmutzig. 70% der ÖsterreicherInnen halten die FPÖ zurecht für korrupt, nur 3% glauben an ihre Unschuld.

 

http://www.profil.at/home/umfrage-umfrage-korruption-326317 - derstandard.at/1314652611151/Inhumane-Sozialpolitik-der-FPK

http://www.dahamist.at/index.php/2016/03/07/fpoe-wozu-foerderungen/

http://oegfe.at/wordpress/

http://www.vice.com/alps/read/die-fpoe-die-unsozialen-uebertreiber-483

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Was droht mit Kanzler Strache?

Wer die FPÖ besiegen will muss wissen, um welche Gefahr es geht.
Tilman M. Ruster

Der Vergleich der derzeitigen Lage zu den frühen dreißiger Jahren drängt sich vielen auf: Die Wirtschaftskrise wird einfach nicht überwunden, die Arbeitslosigkeit ist auf Rekordniveau und es besteht die Angst, dass aus der Ukraine oder Syrien der Krieg zu uns kommt. Innenpolitisch wird der Ton schärfer. Hasskommentare, aber auch handfeste Anschläge (zuletzt zweimal auf Zelte von Roma bei Linz) prägen die Auseinandersetzung. FaschistInnen und Rechtsextreme, auch rechts von der FPÖ, versuchen mit Aktionen Gewinn aus der Stimmung zu schlagen. Schon bilden sich „Bürgerwehren“ und rechte Demos enden regelmäßig mit Übergriffen auf AntifaschistInnen.

Die FPÖ ist seit Monaten die stärkste Partei in Umfragen, was das ständige Kriseln der Regierung weiter anheizt. Dass sie bis 2018 hält, ist alles andere als sicher, und würde jetzt gewählt, wäre ein Kanzler Strache gut möglich.

Aber was kommt dann? Wird die FPÖ die Gewerkschaften verbieten, MigrantInnen und Linke in Lager sperren und in Polen einmarschieren, nach dem Vorbild der „Christlich-Sozialen“ oder der NSDAP in den 1930ern?

Was eine FPÖ-Regierung bedeutet, können wir uns da anschauen, wo sie bereits an der Regierung war und ist. Immer hat sie im Wesentlichen das Gleiche gemacht wie „normale“ bürgerliche Regierungen, nur aggressiver. Die Regierung Schüssel privatisierte, stahl und kürzte. Kärnten kommt nicht aus dem Chaos heraus, das die FPÖ dort hinterlassen hat. In Oberösterreich geht es gerade gegen die Mindestsicherung, wobei das nur der Anfang einer Kürzung des Budgets um 24 Millionen € ist. Im Burgenland will die SPÖ-FPÖ-Regierung das Gleiche, allerdings hat sie hier jugendliche Erwerbslose im Ziel.

Besonders widerlich ist die FPÖ-Propaganda gegen Flüchtlinge und Muslime/Muslima. Der tatsächliche Unterschied zwischen Regierungspolitik und FPÖ in der Frage muss inzwischen aber auch mit der Lupe gesucht werden (Grenzzäune, Obergrenzen, Islamgesetz...). Der Höhenflug der FPÖ verschiebt die gesamte politische Landschaft nach rechts. Es scheint, als würden SPÖ und ÖVP versuchen, sich gegenseitig rechts zu überholen, um in der nächsten Regierung mit der FPÖ zu sitzen.

Die FPÖ ist gefährlich genug, aber es ist wichtig, beim Kampf gegen sie zu verstehen, was droht, wenn wir ihn verlieren. Die Herrschenden setzen (noch) nicht auf Diktatur, das wäre viel zu gewagt und wackelig. Sie wollen eine Regierung, die „endlich“ liefert, wovon Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung & Co ständig reden: Grundlegenden, sozialen Kahlschlag. SPÖVP „liefern“ das viel zu langsam, auch deshalb setzen immer mehr Teile der herrschenden Klasse auf einen Kanzler Strache. Wir müssen beim Mobilisieren gegen die FPÖ klar machen, was uns allen droht, wenn sie an die Macht kommt. Wer die FPÖ mit der NSDAP vergleicht, macht sich unglaubwürdig, denn diese Gefahr geht (derzeit) nicht von ihr aus. Im Gegenteil macht das vorschnelle Gleichsetzen der beiden es unmöglich, den spezifischen Charakter der FPÖ, ihre Stärken, Schwächen und ihren Entwicklungsprozess zu erkennen.

Durch die starke FPÖ fühlen sich viele gestandene RassistInnen ermutigt. Wer sich bislang still verhielt, findet seine rechtsextreme Meinung nun in Regierungskreisen und großen Medien wieder. Das motiviert dazu, lauter und manche auch, gewalttätig zu werden. Aber es wäre falsch, aus den Zeitungen und Hasskommentaren alleine die Stimmung abzulesen. Täglich stoßen wir auf Leute, die jetzt erst recht gegen Rassismus, Flüchtlingshetze und Sozialabbau aktiv werden wollen. Was die FPÖ ist, was sie will und wie wir sie bekämpfen können, erarbeitet dieser Vorwärts-Schwerpunkt.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

FPÖ will unabhängige & kritische Jugendkultur zerschlagen

Franz Neuhold

Die FPÖ spielt in diversen Stadt- und Gemeinderäten eine Rolle. Sie ist vorne dabei, wenn es um Sozialabbau und Kürzungen der (Jugend-)Kultur geht. Die Katastrophe in Wiener Neustadt (Schließung zumindest eines Jugendzentrums) muss Ansporn zu Widerstand sowie eine Warnung für andere sein. Ungemach droht auch in Wels (OÖ), das seit kurzem mit einem FPÖ-Bürgermeister gestraft ist. Es ist kein Geheimnis, dass der FPÖ die kritische Kulturszene um den "Alten Schlachthof" samt Verein "waschaecht" ein Dorn im Auge ist.
Die dort Verantwortlichen sollten gemeinsam mit den (vorwiegend) jugendlichen NutzerInnen / BesucherInnen und KünstlerInnen in die Offensive gehen. Ein erster Schritt wäre z.B. eine Protestkundgebung zur Verteidigung der Kulturförderung - am besten vor einer Gemeinderat-Sitzung.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Seiten