Antifaschismus und Antirassismus

Das schlaue Buch für AntifaschistInnen – Komplett überarbeitete Neuauflage

Das schlaue Buch bietet einen Überblick über Organisationen und Personen der rechten Szene und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Rechtsextremismus und Faschismus. Burschenschaften, FPÖ und verschiedene Nazi- und Schlägerstrukturen der rechten Szene werden behandelt. In der Neuauflage gibt es einige Aktualisierungen zur FPÖ sowie Neues zu u.a. Identitären, Fußball, Flüchtlingsfrage und und rechter Gewalt. Standardargumente der Rechten zum Verbotsgesetz, Autobahnen und freien Frauen werden ebenso unter die Lupe genommen, wie das Verhältnis von Rechten und Kapitalismus. V.a. geht’s auch um die Frage „Was tun?" gegen das Erstarken der Rechten?

A6, XY Seiten

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Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Antifa-Demo in Freilassing

Circa 600 AntifaschistInnen konfrontierten eine Demonstration der rechtsextremen AfD.
Moritz Bauer

Am 17.10. hielt die rechtsextreme deutsche Partei „Alternative für Deutschland“ in Freilassing an der Grenze eine Kundgebung ab. Ca. 1.000 kamen - darunter auch bekannte und bekennende Neo-Nazis wie Uwe Brunke und Peter Meindl und ein großer Block der Identitären. Die AfD richtete sich gegen das „Asylchaos“. AfD-Bezirksvorsitzender Stephan Protschka machte klar: "Wir wollen es nicht schaffen". Die Kundgebung bestand aus künstlich in die Länge gezogenen Redebeiträgen und Einpeitschern gegen Linke und „die Lügenpresse“. Zahlreiche Organisationen aus Salzburg und Bayern, darunter die auch die SLP, mobilisierten dagegen. Trotz der kurzen Mobilisierungsphase gab es kämpferische Stimmung. Die AfD-Kundgebung wurde lautstark konfrontiert, ihr kurzer, ca. 30 minütiger Demozug durch Freilassing konnte aber nicht verhindert werden. Am Ende der ca. dreistündigen Veranstaltung attackierten ca. 25 Rechte sogar 30 verbliebene Linke. Insgesamt fehlte es an einer politischen Strategie, die darüber hinausging, die Rechten mit einem Pfeifkonzert und „Nazis raus“ -Rufen zu empfangen und verabschieden. Die antifaschistische Kundgebung hätte die Hetze der Rechten mit sozialen Forderungen kontern müssen, um dem Rassismus den Boden zu entziehen. Dafür wird die SLP auch weiterhin in Salzburg eintreten.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Der Rechte Rand - Welches Gedenken unterstützt das offizielle Österreich

Alexander Svojtko

Wäre es nach Hitler gegangen, hätte die heimische Rechte heute eindrucksvolle Denkmäler. Nach dem „Endsieg“ – so der Plan – hätten die sechs Wiener Flaktürme als marmorverkleidete Ruhmeshallen den Heldenmythos des teutschen Soldaten in alle Ewigkeit weitererzählen sollen. Daraus wurde nichts.

Trotzdem müssen die Ewig- und Junggestrigen auch 70 Jahre nach Kriegsende nicht auf ihre „Gedenkstätten“ verzichten – von der öffentlichen Hand finanziert. Z.B. das Grab des „Fliegerhelden“ und Parade-Nazi Walter Nowotny am Wiener Zentralfriedhof. Zwar legen die FPÖ-nahen Rechtsausleger vom Kameradschaftsbund über Burschis bis hin zu Blood&Honour-Skins ihre Kränze seit 2003 an keinem von der Stadt Wien bezahlten „Ehrengrab“ mehr nieder; dafür aber an einem „Soldatengrab“ – und deren Pflege zahlt das Innenministerium (BMI). Rund 900 derartige Anlagen werden von Bund, Ländern und Gemeinden finanziert. Dazu kommen fragwürdige Förderungen: So wurde bis heuer das berüchtigte „Ulrichsbergtreffen“ vom Land Kärnten mit 11.000 € gesponsert.

Andererseits setzt das offizielle Österreich gerne den Rotstift an, wenn es um das Gedenken an Opfer und Widerstand geht. So kürzte das BMI 2012 die Pauschale für jene Zivis, die als Holocaust-Gedenkdiener im Ausland arbeiten um 10%.

„Private“ Gedenkinitiativen sind weitgehend auf private Geldmittel angewiesen. Wer sich die Unterstützerliste etwa des Vereins „Steine des Gedenkens“ ansieht, muss zu dem Schluss kommen: Das offizielle Österreich denkt offenbar, „die Opfer sollen sich ihre Gedenkstätten gefälligst selber zahlen.“

 

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Nach Spielfeld – Rückblick, Perspektiven und Aufgaben der Linken

Stefan Gredler

Am Sonntag dem 15. November marschierte die extreme Rechte zum zweiten Mal in Spielfeld auf. Sie schafft es vermehrt ihr Gift unter breitere Schichten der Bevölkerung zu versprühen und dabei an Stärke zu gewinnen. Aus Wien, Graz, Linz und Slowenien kamen AntifaschistInnen angereist um dem rechten Aufmarsch die Stirn zu bieten. Trotzdem war die Linke diesmal in der Unterzahl

Die Rechte marschiert

Unter der Führung der neo-faschistischen Identitären wurden unter dem Motto „Grenzen dicht“ zahlreiche Rechtsextreme, Schläger-Nazis und „besorgte BürgerInnen“ nach Spielfeld mobilisiert. Schon zum zweiten Mal schafften sie es, mehrere hundert TeilnehmerInnen auf ihre Demonstration an die österreichisch-slowenische Grenze zu bringen. Zwar waren es wohl nicht die von ihnen propagierten tausend TeilnehmerInnen, doch auch mehrere hundert stellen eine der größten rechten Mobilisierungen der letzten Jahrzehnte dar. Das ist alarmierend, denn es zeigt, dass das Mobilisierungs-Potenzial der Rechtsextremen wächst. Sie schaffen es vermehrt auch bei Menschen außerhalb der rechten Szene Ängste aufzugreifen, zu schüren und durch ihre Hetze zu instrumentalisieren. In diesem Fahrwasser können nun auch organisierte Rechtsextreme und Neonazis marschieren, die früher nur isoliert und klar als das erkennbar was sie sind – nämlich Ultrarechte am Rande der Gesellschaft – auf die Straße gehen konnten. Während die Versuche Pegida in Österreich zu etablieren und so bekannten Neo-Nazi Gesichtern eine Bühne zu bieten daran scheiterten, dass es zu großen linken Gegenmobilisierungen kam (und die FPÖ dieses Klientel ebenfalls bedient), so sahen die Kräfteverhältnisse in Spielfeld anders aus. Die gesellschaftliche Stimmung ist eine andere. Die Hetze gegen Flüchtlinge seitens der FPÖ und zahlreicher Medien, eine Reihe von polarisierenden Wahlen mit starken Zuwächse für das rechte Lager, die rassistische Politik der Regierung, die geplanten Grenzzäune,... all diese Faktoren haben es möglich gemacht, dass rechte Aufmärsche vom Establishment toleriert, wenn nicht von Teilen willkommen geheißen werden, um die eigene fremdenfeindliche Politik bestätigen zu lassen. Die Politik der etablierten Parteien schafft die Stimmung einer angeblichen „Überflutung“. Somit haben viele Menschen das Gefühl, mit der Anzahl an Flüchtlingen nicht mehr zurecht zu kommen. Das verstärkt berechtigte Ängste um Jobs, Wohnungen, um die Zukunft – und richtet sie gegen jene, die am wenigsten dafür können. Durch das Fehlen einer breiten ArbeiterInnenpartei gibt es keine politische Kraft, die verhindert, dass diese berechtigten sozialen Ängste auf Flüchtlinge projiziert und von Rechtsextremen ausgenützt werden. Die Rechten selbst reden von einer „einmaligen Chance“ und „einem Fenster“ das ihnen ermöglicht „patriotischen Protest endlich auf die Straße zu tragen.“ An uns liegt es, dieses Fenster mit aller Kraft zu schließen. Denn nicht Flüchtlinge sind schuld an Arbeitslosigkeit, Armut und Wohnungsnot, sondern die etablierten PolitikerInnen. Solange keine starke linke Kraft den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und sozialen Problemen sowie zwischen Kapitalismus und Flucht aufzeigt, solange können rechte Hetzer von diesen Ängsten profitieren.

Rechte Gewalt

Diese Situation führt dazu, dass die Rechte selbstsicher auftritt. Als in Spielfeld eine Gruppe von AntifaschistInnen eine Straße in den steirischen Weinbergen blockierte, um Rechte daran zu hindern, zu ihrer Auftaktkundgebung zu kommen, kam es zu einer gezielten und brutalen Attacke auf die friedlich Blockierenden. Eine Gruppe von 40 Identitären und Prügel-Nazis rannten auf die antifaschistische Menschenkette zu und durchbrachen sie. Danach schlug der rechte Mob wahllos auf alles ein was sich um sie herum bewegte, selbst auf die eigenen Leute, die gleichzeitig von der anderen Seite heran gestürmt kamen. Über zehn AntifaschistInnen wurden verletzt.Großem Glück und mutigem Selbstschutz ist es zu verdanken, dass es nur zu leichten Verletzungen kam und nicht mehr passierte.

Es ist ein Skandal, dass die Behörden den rechten Marsch überhaupt zuließen, ein noch größerer, dass die Polizei bei dem brutalen Angriff tatenlos blieb. Nach zehn Minuten griff sie ein, aber nicht etwa, um AntifaschistInnen vor den rechen Schlägern zu schützen, sondern um die linken DemonstrantInnen auf die Seite zu drängen und den Rechten eine reibungslose Passage zu ermöglichen. Ein ähnliches Verhalten zeigte die Polizei später am Bahnhof, als rechte Gruppen ungehindert an den AntifaschistInnen vorbei ziehen konnten. Auch hier kam es zu rechten Provokationen und Auseinandersetzungen. Als Folge wurden AntifaschistInnen eingekesselt, mehrere Stunden festgehalten und einer Identitäts-Feststellung unterzogen, die Rechten konnten ungehindert abfahren. Grund dafür waren jedoch nicht die Ereignisse am Bahnhof, sondern, wie sich später herausstellte, der Vorwurf von Sachbeschädigung. Dafür wurden jedoch willkürlich AntifaschistInnen kontrolliert, die nicht einmal alleine auf die Toiletten durften.

Fehler der Linken – Was tun?

Vieles ist an jenem Sonntag in Spielfeld falsch gelaufen. Die linke Gegendemonstration war zahlenmäßig unterlegen, ging nicht geschlossen genug vor und war somit in zahlreiche kleine Gruppen auf gesplittert. Das war eine Strategie, die den rechten Aufmarsch nicht erfolgreich blockieren konnte und darüber hinaus die AntifaschistInnen selbst großer Gefahr aussetzte.

Doch der größte Fehler war das Fehlen einer breiten Mobilisierungskampagne sowie das Fehlen wichtiger Organisationen und Parteien der Linken. Die Rechten haben es nicht nur auf Flüchtlinge und Linke abgesehen, sondern auch auf Frauenrechte, auf MigrantInnen, auf LGBTQ-Personen, auf GewerkschafterInnen - auf all jene, die sich für ihre Rechte einsetzen, für eine andere Gesellschaft kämpfen und somit den Hetzern nicht in ihr Weltbild passen. An all jene hätte sich der Aufruf richten müssen, nach Spielfeld zu kommen. Bei all diesen liegt auch die Verantwortung, ganz im Sinne von „Wehret den Anfängen“, die selbstbewusster werdende extreme Rechte in die Schranken zu weisen. Es wäre nötig gewesen den ÖGB und seine Fachgewerkschaften dazu zu drängen, sich an den Protesten gegen den rechten Aufmarsch zu beteiligen und dafür aufzurufen. Die Arbeiterkammer Wien und die größte Fachgewerkschaft GPA-djp hatten kurz vor den Protesten auf ihrer Vollversammlung bzw. Bundesforum beschlossen, ihre Solidarität mit Flüchtlingen mit dem Kampf für Vermögensumverteilung zu verbinden und sich in dieser Thematik klar zu positionieren (siehe http://www.slp.at/artikel/gpa-djp-sagt-fluchtverursacher-und-superreiche...). Auch in der Woche nach Spielfeld unterschrieben dutzende GewerkschafterInnen des ÖGJ und der GDG-KMSfB dieselbe Resolution. Sich durch Worte zu positionieren ist ein erster Schritt, doch auf solch klare Worte müssen Taten folgen. Am Spielfelder Sonntag sind diese ausgeblieben. Auf Initiative der SLP wurde versucht die Gewerkschaft Vida dazu bewegen, Sonderzüge von Graz nach Spielfeld zur Verfügung zu stellen, damit so Hunderte von AntifaschistInnen gratis nach Spielfeld gelangen könnten. Tatsächlich wurde kaum mobilisiert, weder in Spielfeld, noch bundesweit. Aber gerade in der Steiermark gäbe es eine starke linke Kraft: die KPÖ. Sie sitzt mit zwei Abgeordneten im Landtag, hat durch 19,86% bei den vergangenen Wahlen in Graz zehn GemeinderätInnen, vier RätInnen in der Arbeiterkammer und zahlreiche GLB-BetriebsrätInnen, unter anderem auch in großen Betrieben wie MAGNA, der Voest oder Judenburg Stahl. Viele klassenbewusste Menschen, ArbeiterInnen, Jugendliche, Arbeitslose und PensionistInnen blicken mit Hoffnung und Vertrauen auf die KPÖ-Steiermark. Diese Menschen sind das Fundament für ein Erstarken der Linken in der Steiermark und in ganz Österreich. Deshalb darf auch die KPÖ in der Steiermark nicht davor zurückschrecken, sich klar in der Flüchtlingsfrage mit einem internationalistischen Klassenstandpunkt zu positionieren. Sie hätte durch eine breite Kampagne Hunderte von Menschen mobilisieren können und mit ihren gewählten VertreterInnen der verschiedensten Bereiche in der ersten Reihe stehen müssen, um Rechtsextreme, Schläger-Nazis und Neo-Faschisten daran zu hindern ihre widerliche Hetze zu verbreiten. Doch sie waren nicht da. So auch ihre Jugendorganisationen, zumindest waren sie als solche nicht sichtbar. Die KP-Steiermark schreckt vor einer klaren Positionierung zurück aus Angst, so WählerInnen zu verschrecken. Abgesehen davon, dass diese Taktik linke WählerInnen abschreckt, wird damit auch verabsäumt, wirkliche Antworten auf brennende Fragen zu geben. Die KP-Steiermark beschränkt sich darauf, zu helfen, statt darauf Missstände abzuschaffen. Die KP-Steiermark könnte eine breite Kampagne organisieren, wo das Flüchtlingsthema mit den sozialen Problemen der „Hiesigen“ und v.a. der Finanzierung verknüpft wird. Sie könnte klar machen, dass Geld nicht für das eine oder das andere da ist, sondern bei Superreichen und Unternehmen zu holen ist. Mit so einer Kampagne könnte die KP Steiermark auch und gerade in einer Gemeinde wie Spielfeld (wo sie bei den vergangenen Wahlen lediglich 39 Personen wählten) die Unterstützung auch ausbauen. Eine starke Präsenz, welche den Menschen vermittelt, man wolle sowohl Flüchtlinge als auch die Ortschaft davor schützen, dass Rechtsextreme einen Konflikt hineintragen, könnte SpielfelderInnen dazu bewegen gemeinsam mit steirischen Linken aktiv zu werden.

Der Aufmarsch der Rechten war besonders eine Bedrohung für Flüchtlinge, die in Spielfeld in eisiger Kälte und unter widrigsten Umständen darauf warten, weiterreisen zu können. Doch wenn wir sie wirklich schützen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass auch die lokale Bevölkerung miteinbezogen wird, denn wer sonst außer den SpielfelderInnen selbst kann auf lokaler Ebene dauerhaft Solidarität mit Flüchtlingen zeigen und Rechte daran hindern Übergriffe zu begehen? Viele Menschen helfen ehrenamtlich in Spielfeld und an jenem Sonntag kauften AnrainerInnen SLP-AktivistInnen unsere Zeitung „Vorwärts“ ab und bedankten sich für die kurzen Diskussionen die mit ihnen geführt wurden. Sie müssen für unsere Sache gewonnen werden!

Wie weiter?

Die extreme Rechte marschierte eine Woche nach Spielfeld in Wien auf und die Identitären haben für zwei Wochen nach ihrer letzten Demonstration an der Grenze, die nächste Demonstration angekündigt. In Wien waren am 21.11. weniger Rechtsextreme als von den Veranstaltern erwartet gekommen. Sie trampelten auf dem Deserteurs-Denkmal für NS-Verfolgte herum, riefen dazu auf, die Grenzen zu schließen und sich zu bewaffnen. Entwarnung kann also keine gegeben werden. Offen ist noch, wie viele am 28.11. auf den neuerlichen Aufruf der neofaschistischen Identitären kommen werden. Ein neuerlicher erfolgreicher Aufmarsch der extremen Rechten wird ihr Selbstbewusstsein anwachsen lassen. Die rechtsextremen Hetzer sind aus ihren Löchern gekrochen und sie sind gefährlich. Nur eine breite Bewegung kann und wird sie dorthin befördern, wo sie hingehören: auf den Misthaufen der Geschichte.

Mehr und größere Aktionen von Rechten sind zu befürchten. Es gibt kein geradliniges Wachstum der Rechten und kein automatisches, aber die Situation muss dennoch ernst genommen werden. Das ist die Rechnung dafür, dass große Teile der Linken die Verbindung von Rassismus zu immer brennenderen sozialen Problemen wie Armut und Arbeitslosigkeit weitgehend ignoriert haben. Egal ob staatstragend oder autonom – man hat den Antifaschismus zu einer moralischen Angelegenheit reduziert. Das müssen wir ändern. Der Kampf gegen Rechts gehört in die Bezirke, Wohngebiete und Betriebe hinein getragen. Und die Menschen, die die rechte Gefahr bekämpfen, müssen aus genau diesen Bereichen kommen. All die HelferInnen, die auf den Bahnhöfen und den Unterkünften ehrenamtlich, oft neben der eigenen Arbeit, geholfen haben, brauchen ein Angebot auch politisch aktiv zu werden - sowohl für Flüchtlingsrechte, als auch gegen Rassismus. Die Linke muss klarmachen, dass es keine Frage von Moral, sondern eine Frage der Notwendigkeit ist, dem erstarkten Rechtsextremismus die Stirn zu bieten. Denn Rassismus löst keine sozialen Probleme und Ängste, er verschlimmert sie nur und sorgt dafür, dass die ArbeiterInnenklasse gespalten wird, statt vereint gegen die wirklichen Verursacher von Krieg, Armut und Elend Widerstand zu leisten.

Wenn die Linke es schafft, die Solidaritätsarbeit mit Fliehenden sowie den Kampf für Flüchtlingsrechte mit dem Kampf gegen Rassismus und für soziale Verbesserungen zu verbinden, wenn sie es so schafft eine breite und starke Bewegung aufzubauen und verschiedenste Teile der ArbeiterInnenklasse zu vereinen, dann kann die extreme Rechte einpacken, denn dann bekommt ihr Hass kein Fußbreit mehr an Boden.

Rechte Gewalt stoppen!

Regierung baut Festung Österreich, FPÖ hetzt, Nazis werden gewalttätig – wo ist die Gewerkschaft?
Lukas Kastner

Aus Deutschland erreichen uns immer wieder ekelerregende Bilder von rechtsextremen Angriffen auf Flüchtlingsheime. Doch auch in Österreich scheuen die Rechten nicht vor Gewalt zurück. Hasspostings sind nur der Anfang. Diesen Juli wurden sieben Flüchtlinge in Wiener Neustadt durch Schüsse mit einer Softgun verletzt. Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, Flüchtlinge und HelferInnen nehmen zu. Im August wurde ein Brandanschlag auf ein Heim des ÖGB verübt, in dem Flüchtlinge untergebracht werden sollten.

Gestärkt werden die Rechten durch die FPÖ mit ihrem „man wird es ja noch sagen dürfen“. Auch vom Staat wird die rechte Gewalt verharmlost, wenn z.B. Brandanschläge (Traiskirchen, Dornbirn) oder Angriffe (Alberschwende) als „nicht politisch motiviert“ bezeichnet werden. FPÖ und Regierung bereiten den Boden für die Gewalt: sie versuchen Flüchtlinge als Ursache für soziale Probleme darzustellen und heizen damit die Stimmung an.

Darum steht gerade der ÖGB in der Pflicht, gemeinsam mit lokalen Verteidigungskomittees gegen Rassismus und rechte Gewalt aufzutreten. Denn rechte Gewalt ist eine Bedrohung für alle ArbeiterInnen und muss daher umso härter bekämpft werden. Und soziale Verbesserungen können nur von ArbeiterInnen gemeinsam erkämpft werden.

 

 

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Spielfeld: Rechte Hetzer und Gewalttäter werden von der Polizei geschützt - AntifaschistInnen werden kriminalisiert und bedroht

Seit Wochen hetzen selbsternannte „Grenzschützer“ gegen Flüchtlinge. Für heute hatten sie wieder zu einer Demonstration ins steirische Spielfeld aufgerufen. Gekommen waren neben den elitären und neofaschistischen „Identitären“ auch zahlreiche Schlägernazis. Gemeinsam attackierten sie AntifaschistInnen brutal, es gab mehrere verletzte AntifaschistInnen. Die Polizei wusste nichts besseres zu tun, als den rechten Aufmarsch durchzusetzen.

Doch damit nicht genug, wurden dutzende friedliche AntifaschistInnen in Spielfeld am Bahnhof von der Polizei eingekesselt. Ihnen wurde die Abreise verweigert. An den Haaren herbei gezogene Anschuldigen werden konstruiert, um Menschen zu kriminalisieren die das tun, wozu Polizei und Staat nicht in der Lage sind oder nicht sein wollen: nämlich Menschen, die hier bei uns nach Frieden und Hilfe suchen vor den Angriffen und Anfeindungen der rechten Hetzer zu schützen. Zur Zeit ist noch nicht bekannt, ob es neben den zahlreichen Angriffen der Rechten auf AntifaschistInnen auch welche auf Flüchtlinge gegeben hat.

Wir fordern:

  • Sofortiges Ende der Kesselung bzw. Anhaltung der AntifaschistInnen
  • Schluss mit der Kriminalisierung – Keine Aufnahme von Personalien
  • Gewerkschaften, Arbeiterkammern und Organisationen mit einem antifaschistischen Anspruch in der Steiermark und Österreichweit müssen sich gegen die Aufmärsche der Rechten und die Kriminalisierung von AntifaschistInnen stellen
  • Eine unabhängige Untersuchungskommission von GewerkschafterInnen und demokratischen NGOs um das Verhalten der Behörden vor Ort zu Untersuchen

 

Von Promis, PolitikerInnen und Hilfe

Nikita Tarasov

Auch an Promis geht die Flüchtlingskrise nicht vorbei. Die prominenten Stimmen für eine menschlichere Asylpolitik und gegen rassistische Hetze häufen sich. Und das ist gut und richtig! Es ist menschlich, dass sie den Menschen, die fliehen helfen wollen. Bei einigen folgen auf Worte auch Taten. Es werden Unterkünfte für Flüchtlinge geboten und Stiftungen, die das Leid lindern sollen, gegründet. Dagegen ist nichts einzuwenden. Doch auch wenn wir außer Acht lassen, dass es für manche auch ums Imageaufpolieren geht, bleibt da ein weiteres Problem - unmittelbares Helfen alleine wird keine langfristige Lösung bringen. Es braucht eine politische Lösung.

Die bringt das gemeinsame Posieren von Til Schweiger, der sich für Flüchtlinge engagiert, mit der SPD-Spitze, die ihrerseits für Abschiebungen, Waffenexporte und die Festung Europa mitverantwortlich ist, sicher nicht. Auch österreichische PolitikerInnen, wie Pilz&Co wirken ehrlich betroffen, packen auch an. Und tragen doch auch für die aktuelle Situation eine Teilverantwortung. Für alle, die wirklich helfen wollen, gilt es nicht nur akute Probleme zu lösen, sondern auch für eine langfristige Lösung im Rahmen einer radikalen Massenbewegung zu kämpfen.

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Der rechte Rand: Orban Fans in Österreich

Thomas Hauer

Orbán baut einen Grenzzaun, lässt Flüchtlinge niederknüppeln, setzt Tränengas ein und erteilt dem Militär eine Schießerlaubnis. Die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge in Ungarn ist katastrophal. Den meisten ist klar: Gegen Orbán, das Monster, muss etwas gemacht werden! Oder doch nicht? Zumindest in der europäischen Politik hat er auch Fans. So hat z.B. Manfred Weber (CSU) Orbán einen Freibrief zum Grenzschutz erteilt und findet, dass die Zustände im fürchterlichen Lager Bicske den europäischen Mindeststandards entsprechen. CSU-Chef Seehofer hat Orbán zum Treffen der bayrischen Unionsspitze eingeladen und den Grenzzaun gutgeheißen. Der italienische Politclown Beppe Grillo, der in Umfragen um Platz 1 kämpft, unterstützt Orbáns Linie enthusiastisch. „Unser“ Strache findet Orbáns Vorgehen natürlich vorbildhaft. Er würde am liebsten auch um Österreich einen Zaun ziehen, der vom Bundesheer überwacht wird. Und die neofaschistischen Identitären, die auch eine Kandidatin auf der FPÖ-Liste haben, setzen den Vorschlag gleich in die Tat um – inklusive Ungarn-Fahne. Die ÖVP bringt ein „Asyl auf Zeit“ ins Gespräch und wedelt im FPÖ-Stil im Parlament mit Taferln („Kein Asyl à la carte!“). ÖVP-Chef Mitterlehner meint, dass Orbán „nicht unrecht“ hat und spricht von einer „Invasion“. Die SPÖ ist den ÖVP-Vorschlägen nicht abgeneigt. Und der deutsche Sozialdemokrat Thilo Sarrazin lobt auf einer FPÖ-Veranstaltung Orbáns „logisches Denken“. Auf Orbáns Spuren wandelt auch Mikl-Leitner, die schon den Einsatz von Gewalt an den Grenzen angedroht hat. 

 

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Keine Rede von Ausgrenzung der FPÖ

Karin Wottawa

Seit Jahrzehnten kommt es immer wieder zu Koalitionen mit der FPÖ: Rot-Blau 1983-86 und Schwarz-Blau (bzw. Orange) 2000-2006 im Bund. Und auch auf Landesebene wurde munter koaliert: 2004-06 in Kärnten (SPÖ-FPÖ bzw. BZÖ), wo man sich nach Verhandlungen in einer Nacht auf die “Chianti-Koalition” einigte. Das hatte Vorteile für die FPÖ: Die SPÖ unterstützte keine Untersuchungsausschüsse gegen Jörg Haider mehr. Dörfler (zuerst FPÖ, dann BZÖ) wurde 2009 mit den Stimmen der ÖVP zum Kärntner Landeshauptmann gewählt. 1974 und 2009 gab es in Vorarlberg eine schwarz-blaue Zusammenarbeit und 1999-2004 eine Koalition. Auch in der Steiermark wurde koaliert (2000-05) und aktuell gibt es Rot-Blau im Burgenland. Darüberhinaus saß die FPÖ aufgrund des Proporz-Systems in zahlreichen Landesregierungen.

In der SPÖ nehmen die BefürworterInnen einer Zusammenarbeit mit der FPÖ zu – von abgehobenen Funktionären, denen es primär um Machterhalt geht. Vida-Steiermark Chef Horst Schachner: “Die Ausgrenzung der FPÖ ist Blödsinn”, Salzburgs Arbeiterkammer-Präsident Siegfried Pichler: “„Gespräche mit der FPÖ wären sinnvoll”, der Vorarlberger Norbert Loacker: “„Die FPÖ hat gute Leute”.

Um das Wahlrecht in Wien zu kippen, gingen die Grünen einen Pakt mit ÖVP und FPÖ ein, auch in Wiener Neustadt wurde gepackelt. In Linz hat die SPÖ sogar der Einrichtung des OLS - Ordnungsdienst der Stadt Linz zugestimmt, ein Vorhaben der FPÖ. Nicht nur das: der rechte Detlef Wimmer (schlagender Burschenschafter) wurde mit Hilfe der SPÖ Stadtrat für Sicherheit und Ordnung, in dessen Bereich der OLS fällt.

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Gemeinsam gegen rechte Hetze und Fluchtursachen – Geld für Soziales und Bildung

AktivistInnen der SozialistischenLinksPartei - SLP aus Graz, Linz und Wien werden am Sonntag nach Spielfeld fahren! Wenn du Interesse hast mitzukommen und uns bei der Mobilisierung helfen willst melde dich bei uns über slp@slp.at oder http://www.facebook.com/slp.cwi

 

Bereits zum 3. Mal mobilisieren Rechtsextreme wie die elitären Identitäre nach Spielfeld. Sie hetzen gegen all jene Menschen, die nach bzw. durch Österreich fliehen. Sie verbreiten die Lüge, Flüchtlinge wären schuld an Armut, Arbeitslosigkeit und steigenden Mieten. Die Regierungsparteien folgen der Logik der Rechtsextremen, wenn sie erklären, die Flüchtlingskrise wäre nicht meisterbar, obwohl die Ressourcen für menschengerechte Unterbringung da sind. Sie rechtfer-tigen Kürzungen bei ÖsterreicherInnen mit den Kosten der Flüchtlingskrise, obwohl die Kürzungspläne schon lange stehen. Millionen werden für den Bau eines Grenzzauns kalkuliert, aber für Soziales und Wohnen soll kein Geld da sein?

Das reichste 1% der österreichischen Bevölkerung besitzt ca. 500 Milliarden Euro. Fluchtverdiener wie die steirischen Andritzwerke scheffeln Milliarden aus Not und Elend. Es gibt genug Reichtum in Österreich, um allen Menschen, die hier leben und leben wollen, Job, Wohnung und Perspektive zu garantieren. Doch dieser Reichtum ist in den Händen der Reichen, welche an unserer Armut und der Not der Flüchtlinge verdienen. Aus diesem Grund stellen wir uns am 15. November gegen die rechten Hetzer. Rassismus löst keine sozialen Probleme. Eine Spaltung in In- und AusländerInnen lenkt von den wahren Schuldigen an Fluchtursachen und Armut ab: Den Reichen und Mächtigen, die als einzige von diesem kapitalistischen Profitsystem profitieren.

 

 


Darum:

Am 15. November, 11:00, Spielfeld Bahnhof

Anreise aus Graz: Treffpunkt um 9:30 am Hbf Graz

Wöchentliche AktivistInnentreffen in Graz: Dienstags, 18:30, Bar 28, Gartengasse 28

 Infos zur Anreise aus Wien unter busauswien[at]riseup.net

 

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