Internationales

Bekommt Deutschland eine FPÖ?

Die AfD wirbelt die deutsche Politik auf, nicht aber das herrschende System. Hier können wir sie schlagen!
Tilman M. Ruster

Bei allen Wahlen, zu denen die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland (AfD)“ derzeit antritt, räumt sie ab. Während die Partei immer weiter nach rechts geht, gelingt es ihr trotzdem, breitere Schichten anzusprechen. Praktisch alle Parteien verlieren an die AfD, besonders stark wird sie aber von bisherigen NichtwählerInnen gewählt. Viele nutzen die Rechtspopulisten, um gegen die etablierten Parteien zu protestieren. Längst nicht alle AfD-WählerInnen sind rassistisch, sondern wollen zeigen, wie wütend sie sind und finden so eine Möglichkeit, die Etablierten zu schocken. Der Schock kommt aber nur bei den Parteien der Reichen an, nicht bei den Reichen selber: Die AfD, eine Partei gegen Reichensteuer und für Atomkraft, lenkt die an sich berechtigte Wut über die abgehobenen Parteien und ihre Politik auf „die Ausländer“.

Wo aber die Linkspartei sich klar von den anderen Parteien abhebt und Angebote für Widerstand auch abseits der Parlamente macht, kann sie die Wut viel besser aufgreifen. In Berlin trat im ArbeiterInnen-Bezirk Neukölln mit Sarah Moayeri eine kämpferische Kandidatin für Die Linke an. Schon mit dem Slogan „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“ hob sich ihr Wahlkampf deutlich von dem der in Berlin eher lahmen Linkspartei ab. Ihre Kampagne war deutlich klassenkämpferisch und so gelang es ihr, das Ergebnis der Linken im Bezirk zu verdoppeln und die AfD weit in den Schatten stellen. So lässt sich die AfD stoppen!

 

 

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Südafrika: Die Krise des ANC

Lukas Kastner

Bei den Kommunalwahlen am 3. August erlitt der regierende African National Congress (ANC) eine historische Niederlage. Mit 54,5% und dem Verlust der BürgermeisterInnen in den drei wichtigen städtischen Zentren Johannesburg, Tshwane und Nelson Mandela Bay an die ehemalige Apartheidpartei Democratic Alliance (DA) fuhr er das schlechteste Ergebnis seit dem Ende der Apartheid 1994 ein.

Dies ist das Ergebnis seiner neoliberalen und korrupten Politik. 16 Millionen Menschen müssen von weniger als 1,2 Euro/Tag leben. Der ANC hat das Vertrauen unter ArbeiterInnen in großem Maße verspielt. Doch die DA ist ebenso neoliberal wie der ANC. In allen drei Städten wurden ihre Kandidaten mit den Stimmen der linkspopulistisch agierenden Economic Freedom Fighters (EFF) zu Bürgermeistern gewählt. Auch die EFF wollen lediglich ein Stück des Kuchens der Herrschenden und werden daher auch von der ArbeiterInnenklasse nicht wirklich als Vertretung angesehen.

Jedoch würden 53 % die Gründung einer ArbeiterInnenpartei unterstützen. Die ArbeiterInnenklasse ist enorm kampfbereit. Im September führten z.B. die Reinigungskräfte in Nelson Mandela Bay ihren zweiten Streik v.a. gegen ausbleibende Löhne und Zulagenkürzungen durch. An den Unis finden landesweit Versammlungen der outgesourcten ArbeiterInnen statt, um weitere Kampfmaßnahmen für eine direkte Anstellung und einen Mindestlohn von ca. 620 Euro (10.000 Rand) zu beschließen. Die Chance, eine neue ArbeiterInnenpartei aufzubauen wurde bis jetzt aber vor allem von der Führung der MetallarbeiterInnengewerkschaft NUMSA verpasst. Zwar sprach sich NUMSA 2013 für den Aufbau einer ArbeiterInnenpartei aus. Doch danach verzögerte die Führung immer wieder ernsthafte Schritte in diese Richtung. Die Schwesterpartei der SLP, die Workers and Socialist Party WASP kämpft nach wie vor für eine ArbeiterInnenpartei mit sozialistischem Programm. Eine solche kann die vielen Kämpfe in den verschiedenen Bereichen, wie bei den Bergleuten, im Bildungsbereich etc. verbinden und mit den Bewegungen für eine bessere Versorgung mit der lebensnotwendigen Infrastruktur in den Nachbarschaften zusammenbringen. Dies wäre ein entscheidender Schritt gegen die Politik der Herrschenden und die kapitalistische Ausbeutung.

 

 

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Internationale Notizen: Irland - Hongkong - Kanada

Irland: Jobstown-Prozess

Irland versucht, die Proteste gegen die Wassergebühren zu kriminalisieren. Weil dabei Vizepremier Burton für zwei Stunden in ihrem Auto festgehalten wurde, müssen mehrere AktivistInnen, darunter ein 17-jähriger sowie Socialist Party (CWI in Irland) Abgeordneter Murphy, vor Gericht. Auch gegen die drohende Strafe von „lebenslänglich“ organisierten mehrere CWI Sektionen im September Solidaritätsproteste.

http://www.socialistparty.ie

Hongkong: Klage gegen Aktivistin

Die australische Transportfirma MTR hat Sally Mei Ching Tang, Socialist Action Aktivistin (CWI in Hongkong), verklagt. Die Vorwürfe sind so absurd, dass klar ist, dass aus politischen Gründen gegen die bekannte Aktivistin vorgegangen wird. Ihr wird vorgeworfen, dass sie sperriges Gepäck in der U-Bahn in Hongkong transportiert hat. Tatsächlich waren es die bei Protesten üblichen Transparent-Stangen von ca. 150 cm Länge. Das Verbot von sperrigem Gepäck ist in Hongkong kontrovers, weil es ArbeiterInnenfamilien, die kein Auto besitzen und Sperrgut transportieren müssen, trifft. In anderen U-Bahnsystemen wird das großzügiger gehandhabt. MTR hält u.a. auch 60% an Metro Trains in Australien. Die Socialist Party (CWI in Australien) hielt daher eine Protestaktion beim Metro Hauptquartier ab.

http://www.chinaworker.info

Kanada: Hafenarbeiter-Streik in Montreal

280 Beschäftigte des staatlichen alten Hafens von Montreal sind seit 27. Mai im Streik. Sie fordern einen 15-Dollar Mindestlohn und Krankengeld für alle HafenarbeiterInnen. Es ist einer der ersten Streiks in Kanada für den 15-Dollar Mindestlohn. 40% der dortigen Beschäftigten verdienen weniger als 15 Dollar, der Einstiegslohn beträgt 10,67 Dollar. Socialist Alternative (CWI in Kanada) unterstützt den Streik und hat Solidaritätsaktionen organisiert. U.a. fanden solche auch im englischsprachigen Teil von Kanada statt (Toronto und Vancouver). In der jährlichen Labour Day Parade in Toronto, bei der 25.000 Menschen demonstrierten, verteilten AktivistInnen Flugblätter, um den Streik bekannter zu machen und sammelten Unterschriften und Protestnoten an Premier Trudeau in Unterstützung des Streiks.

http://www.socialistalternative.ca

 

 

 

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Italien: Krise von Banken & Politik

Die Bankenkrise verstärkt die politische Krise noch weiter – um so dringender ist linke Alternative!
Giuliano Brunetti, CWI Italien
 

 

 

Die Wirtschaft der EU wird von einem weiteren Krisenherd ins Wanken gebracht: dem italienischen Bankensektor. Die Mailänder Börse verlor innerhalb eines Tages 12,5% ihres Wertes. Die Schuld dafür liegt weder bei der britischen noch bei der italienischen ArbeiterInnenklasse, sondern im kapitalistischen System selbst.

Die Weltwirtschaft war schon davor in labilem Zustand und hatte die Krise 2008 nie wirklich überwunden. Die italienische Bankenkrise ist Ausdruck davon. Die Kursverluste des Bankensektors spiegeln die Einschätzung der Bourgeoisie über den Zustand der Realwirtschaft wider. Und die ist angesichts des Stagnierens von Produktion und Konsum sowie der Krise des internationalen Handels eine negative. Seit 2008 hat Italien mehr als 9,1% seines BIP verloren und ein Viertel seines industriellen Output. In dieser Situation bedeuten die reduzierten Wachstumsaussichten für 2016 (von 1% auf 0,8%) zu wenig Sicherheiten für das Großkapital.

Der italienische Bankensektor selbst ist krank und verfault. In ihm stecken mind. 330 Millionen faule Kredite. Das entspricht mehr als 20% des italienischen BIP. Das ist ein ernstes Problem für den gesamten europäischen Kapitalismus. Denn die italienischen Banken sind international verflochten: Die Unicredit Gruppe z.B. kontrolliert seit 2005 mehrheitlich die Bank Austria. Weder Unicredit noch Monte dei Paschi di Siena (MPS), zwei der fünf größten Banken in Italien, haben den Bankenstresstest bestanden. Die Regierung überlegt, einzugreifen und MPS zu rekapitalisieren. Doch eine derartige Intervention wäre Staatshilfe, die nach EU Recht verboten ist. Immer schneller dreht sich das Karussell von Bankenkrise, EU-Krise und genereller Instabilität. Zusammen mit steigender Arbeitslosigkeit produziert das einen potentiell explosiven Mix, der für den italienischen Kapitalismus nicht zu managen ist.

Die wirtschaftliche Krise drückt sich auch in einer politischen Krise aus: Im November/Dezember lässt Premier Renzi über eine Verfassungsreform abstimmen. Die aktuelle Verfassung ist unattraktiv für das Großkapital, da sie Überbleibsel der Verfassung von 1948 beinhaltet, die stark von der Kommunistischen Partei und dem Widerstand gegen den Faschismus geprägt war. Das Referendum wird polarisieren und eine Möglichkeit für die Bevölkerung sein, ihre Ablehnung der neoliberalen Politik der Regierung auszudrücken. Eine mögliche Niederlage Renzis in dieser Befragung könnte die Regierung weiter schwächen und das gesamte politische Establishment diskreditieren. Die Wahrscheinlichkeit von Neuwahlen in einer Zeit von Unsicherheit und Instabilität wächst damit.

Die Gewerkschaften sind zwischen der Verbindung ihrer Führung zur Renzi-Regierung und der Verpflichtung ihren Mitgliedern gegenüber zerrissen. Die CGIL, die mehr als fünf Millionen Mitglieder hat (die Mehrheit davon PensionistInnen), ruft zu einem Nein beim Referendum auf. Allerdings mobilisiert sie kaum. Es herrscht die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Die italienische ArbeiterInnenbewegung durchlebt eine schwierige Phase der Reorganisierung. Sie steht nach dem Niedergang der Refundazione Communista (PRC) ohne Partei da. Die Linke ist von der politischen Landschaft de facto verschwunden. Das wird sich mit zunehmendem Klassenkampf ändern – weil die Menschen nach Antworten auf die politische und wirtschaftliche Krise suchen werden.

Im Moment drückt sich die Wut über die Regierung und ihre Politik hauptsächlich auf der Wahlebene aus - in der 5-Sterne-Bewegung (M5S) und der Zunahme von NichtwählerInnen. Aber M5S ist gefangen in seinen Widersprüchen und seinem unklaren Klassencharakter – sie stützt sich auf eine allgemeine Ablehnung des Establishments, aber ohne klare politische Perspektive. In Rom steht sie vor Schwierigkeiten: – nach ihrem Wahltriumph war sie nicht fähig, eine Stadtregierung zu bilden. Noch gibt es große Hoffnungen in M5S, doch sie können diese nicht erfüllen und die herrschende Klasse versucht außerdem, sie auf jede erdenkliche Art zu diskreditieren. Umfragen deuten an, dass im Falle von Neuwahlen M5S stärkste Partei werden könnte. Die herrschende Klasse möchte eine Regierung mit M5S vermeiden, könnte aber gezwungen sein, sie in eine Regierung zu holen und dann darauf zu setzen, einzuschreiten, um das “von ihnen verursachte Chaos zu reparieren”. Die unvermeidliche Enttäuschung der Hoffnungen in M5S wird neuen Raum eröffnen für Kräfte, die mit einem Programm der Mobilisierung gegen die Regierung, das Bankensystem und die große Industrie das Bewusstsein aufgreifen können.  

 ControCorrente (CWI in Italien) schlägt vor, die ArbeiterInnenklasse, PensionistInnen und die Mittelschichten, die von den Banken stranguliert werden, um ein Programm zu versammeln, das die Verstaatlichung der Banken ohne Kompensation sowie unter Kontrolle der Beschäftigten und kleinen SparerInnen nach vorne stellt. Nur so können wir die kolossalen Ressourcen befreien, die in den Safes der privaten Banken liegen und sie nutzen, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.

Contro Corrente (CWI-Italien): http://www.associazionecontrocorrente.org

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Unterstützt den Generalstreik der spanischen SchülerInnen und Studierenden!

Solidaritäts mit dem Kampf um den Erhalt der öffentlichen Bildung

Aufruf zur Solidarität von Sindicato de Estudiantes (Spanische SchülerInnen- und Studierendengewerkschaft)

Wir veröffentlichen hier einen Aufruf zur Solidarität von der spanischen SchülerInnen- und Studierendengewerkschaft (Sindicato de Estudiantes – SE), welche einen Generalstreik im Bildungswesen für den 26. Oktober ausgerufen hat. Dieser hat bereits jetzt die Unterstützung von Elternverbänden und Lehrergewerkschaften. Das CWI (Komitee für eine Arbeiterinternationale, welchem die SAV angeschlossen ist – A.d.Ü.) unterstützt diesen Aufruf voll und ganz und verbreitet ihn an all unsere Sektionen, GenossInnen und UnterstützerInnen. Wir werden international Solidarität organisieren und rufen SozialistInnen, GewerkschafterInnen und Jugendliche auf der ganzen Welt auf, das ebenfalls zu tun.

Soli-Botschaften, -Videos und -Fotos, welche die Unterstützung von Jugend-, Schüler- und Studentenorganisationen, GewerkschafterInnen (besonders im Bildungsbereich) und anderen Verbänden zum Ausdruck bringen, können an Ana ( tirititera@gmail.com ) und Monica ( monicameg5@gmail.com ) von der SE mit einer Kopie an die SAV ( th@sav-online.de ) verschickt werden.

Ein Aufruf an die Jugend der Welt zur Unterstützung des Spanischen Bildungsstreiks

26. Oktober: Generalstreik der Schülerinnen, Schüler und Studierenden! Für den Erhalt des öffentlichen Bildungssystems!

Am 26. Oktober werden SchülerInnen und Studierende im gesamten spanischen Staat ihre Klassenräume und Hörsäle verlassen, um gegen die zerstörerische Bildungspolitik zu kämpfen. Wie in vielen anderen Ländern kürzt unsere rechte Regierung massiv im Bildungsbereich und hat Reformen durchgesetzt, welche Bildung nur denen zugänglich machen sollen, die es sich leisten können.

Wir, Schülerinnen und Schüler aus Arbeiterfamilien – die erdrückende Mehrheit aller SchülerInnen, litten unter der Zersetzung unserer Schulen und Universitäten, unter Kürzungen an Lehrpersonal und Ressourcen, unter der Beseitigung der staatlichen Unterstützung für SchülerInnen aus ärmeren Familien und unter dem Ansteigen der Studiengebühren um bis zu 66 Prozent. Diese Reformen bedeuteten den Ausschluss zehntausender SchülerInnen vom Studienzugang, überfüllte Klassenräume und das Pflichtfach „Katholische Religion“… Währenddessen haben die Regierungen der PSOE (einst sozialdemokratische, „Sozialistische“ Partei) und der PP (traditionelle Rechte) Unsummen an öffentlichen Geldern aufgebracht, um die Banken zu retten und Schulden zu bezahlen, die wir nicht zu verantworten haben (über 250 Milliarden Euro in den letzten sechs Monaten).

Als ob das nicht genug wäre, verabschiedete die Regierung in diesem Sommer die bisher krassesten Angriffe auf den öffentlichen Bildungsbereich: die franquistischen „Zweitprüfungen“. Diese sind eine Serie von Examen, welche jeweils am Ende der Primarstufe, der Sekundarstufe und der Post-Sekundarstufe („bachillerato“) stattfinden. Das Bestehen dieser Prüfungen wird notwendig sein, um später einen Studienzugang und die jeweilige Qualifikation zu erhalten. Diese „Zweitprüfungen“ sind uns bekannt. Unsere Eltern mussten sie unter der Franco-Diktatur ertragen, als sie die Funktion eines Filters erfüllten. Dieser sollte Jugendliche aus der Arbeiterklasse daran hindern, die Universitäten zu erreichen.

Diesen Filter wollen sie jetzt wieder einrichten. Das könnte hunderttausende Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren vom Studieren abhalten und sie ohne akademische Qualifikation zurücklassen. Die Absicht der Regierung ist simpel: Wenn junge Menschen aus Arbeiterfamilien so oder so eine Zukunft voll prekärer Zustände und Ausbeutung erwarten, warum sollten sie dann Geld für ihre Bildung ausgeben? Für Familien mit mehr Ressourcen ist die Situation jedoch anders. Sie leiden nicht in der Art und Weise unter den Kürzungen, denn sie haben Zugang zu privater Nachhilfe, zu privaten Akademien und alles andere, was sie brauchen. Für sie wird das Bestehen der neuen Prüfungen kein Problem sein.

Wenn dieser Angriff durchkommt, sprechen wir von der Rückkehr in eine Zeit, in der Bildung nur etwas für eine privilegierte Minderheit war. Das Ziel ist die Zerstörung des öffentlichen Bildungssystems und seine Umwandlung in eine Marktdienstleistung, mit welcher die Bosse privater Bildungsunternehmen große Profite einfahren können. Allerdings: Das Recht auf Bildung für alle wurde nur durch großen Einsatz und große Kämpfe erstritten. Unsere Eltern und Großeltern haben hart dafür gekämpft und wir dürfen es uns nicht von denen wegnehmen lassen!

Aus diesem Grund ruft die SchülerInnen- und Studierendengewerkschaft alle jungen Menschen im spanischen Staat auf, sich am Generalstreik im Bildungssektor am 26. Oktober zu beteiligen. Leert die Klassenräume – füllt die Straßen! Es sind bereits mehr als siebzig Demonstrationen im ganzen spanischen Staat geplant. Der Streik hat jetzt schon die Untersützung der Konföderation der Elternverbände (CEAPA) und von zahlreichen Lehrergewerkschaften, mit welchen wir gemeinsame Demonstrationen am Nachmittag des 26. Oktober organisieren werden.

Wir rufen die Jugend der Welt auf, welche wie wir unter den Angriffen und Kürzungen im Bildungsbereich durch pro-kapitalistischen Regierungen leiden, uns an diesem Tag zu unterstützen – durch Proteste vor spanischen Botschaften, Nachrichten und Videos der Solidarität, Unterstützung in den sozialen Netzwerken und alles, was euch noch weiter einfällt.

Der Kampf der Jugend für ihre Rechte ist ein und derselbe in der ganzen Welt!

Nein zu den franquistischen „Zweitprüfungen“!

Arbeitersöhne und -töchter an die Universitäten!

 

Türkei nach dem Putsch

von Ismail Okay, Ankara

Erdoğans Macht ist weniger gefestigt, als es scheint

Seit dem gescheiterten Putschversuch wird die Türkei per Dekret regiert, das heißt das Regierungskabinett kann Gesetze am Parlament vorbei beschließen. Die Repressionen gegen Oppositionelle gehen verschärft weiter und die kriegsähnlichen, militärischen Auseinandersetzungen in den kurdischen Gebieten haben sich intensiviert. Hinzu kommt, dass Erdoğan mit dem Einmarsch in Syrien/Rojava zum einen zu verhindern versucht, dass dort ein so genanntes „Nordsyrien“ – ein zusammenhängendes kurdisches Autonomiegebiet – entsteht. Zum anderen will er von den Zuständen im eigenen Land ablenken. Auf den ersten Blick ist Erdogans Machtposition nach dem Putsch gestärkt worden. Tatsächlich bewegt er sich aber auf dünnem Eis. Die Linke in der Türkei erlebt gerade eine schwierige Zeit. Sie muss aber einen Weg finden, eine starke Kraft aufzubauen, die eine Richtung geben kann, wenn dieses Eis zu brechen beginnt.

Die politische Lage in der Türkei hat sich in den letzten Monaten verkompliziert. Der Putschversuch war für Erdoğan wie ein „Geschenk Gottes“. Denn der Präsident wusste bis zum 15. Juli nicht, wie er seine Machtpläne umsetzen konnte. Seine AKP-Partei hatte zwar die letzten Parlamentswahlen gewonnen, aber nicht genügend Mandate für eine Verfassungsänderung zur Einführung eines Präsidialsystems, was Erdoğan anstrebt. Der gescheiterte Putschversuch hat ihm nun neue Möglichkeiten zum Ausbau seiner Macht gegeben.

Gleich nach dem Putschversuch wurde im Land der Notstand ausgerufen. Gleichzeitig wurden die Massen unter dem Motto „Mahnwachen für die Demokratie“ einen Monat lang auf die Straße mobilisiert. Begleitet von nationalistischen und religiösen Parolen sollte das die AKP stärken, welche zuvor an Unterstützung verloren hatte. Heute herrscht eine solche Angst in der Bevölkerung, als Putschist bzw. Unterstützer der Gülen-Bewegung angeklagt zu werden, dass beinahe ein Wettkampf entstanden ist, in dem jeder zeigen will, wie sehr er gegen die Putschisten ist.

Gleichzeitig hat die Regierung eine große Hexenjagd gestartet. Anfangs wurden Maßnahmen gegen Staatsbedienstete ergriffen, die angeblich zur Gülen-Bewegung gehören sollen, der der Putsch angelastet wird. Der Ministerpräsident meinte, dass das Notstand nicht gegen Bürger, sondern gegen den Staat selbst gerichtet wäre. Damit wollte die Regierung den Eindruck erwecken, es gehe nur darum, die Gülen-Leute, die in den Staatsapparat eingedrungen waren, aus diesem zu entfernen. Infolge dessen wurden bis jetzt über einhunderttausend Menschen aus dem Staatsdienst suspendiert, zehntausende wurden entlassen oder in Untersuchungshaft gesteckt. Doch die Maßnahmen blieben nicht auf den Staatsapparat beschränkt. Wer irgendwie mit den Gülen-Einrichtungen (Schulen, Geschäften und so weiter) zu tun hatte, wurde verdächtigt und hatte Konsequenzen zu befürchten.

De facto Präsident der „nationalen Einheit“

Gleich nach dem Putsch hat Erdoğan die Vorsitzenden der bürgerlichen Oppositionsparteien, Kilicdaroglu von der kemalistischen CHP und Bahceli von der nationalistischen MHP zum Präsidentenpalast eingeladen. Dann sind sie in Istanbul bei einer großen Kundgebung zusammen aufgetreten und haben eine „nationale Einheit“ ausgerufen. Es sieht danach aus, dass sie übereingekommen sind, Erdoğans Pläne für ein Präsidialsystem bei Seite zu stellen.

Das scheint sich Erdoğan gerade leisten zu können. Er hat zwar schon lange anstatt der Regierung die Fäden in der Hand, bis zum 15. Juli geschah dies aber mehr oder weniger indirekt und führte zu Kritik der Oppositionsparteien. Aus diesem Grund war sein Hauptziel durch eine neue Verfassung ein Präsidialsystem einzuführen, in dem er als Präsident weitaus mehr verfassungsmäßige Befugnisse hätte. In der neuen Situation nach dem Putschversuch kann er seinen Einfluss auf das Kabinett zur Beschlussfassung der Regierungsdekrete geltend machen und die bürgerlichen Oppositionsparteien erheben keinen Protest, dass dies am Parlament vorbei geschieht.

Repressionen gegen die Linke

Mitte September, kurz vor Ende der Schulferien, wurden durch ein Dekret über elftausend LehrerInnen suspendiert, die Mitglieder der linken Lehrergewerkschaft Egitim-Sen sind. Sie werden nicht mit der Gülen-Bewegung in Verbindung gebracht, sondern mit der PKK. Es gibt keine Bereiche, die nicht von diesen Repressionen betroffen wären und ein Ende ist nicht abzusehen. Dass der zuerst für drei Monate ausgerufene Notstand verlängert wird, ist auch sicher.

Es herrscht grade eine Situation, in der die Gewerkschaften und linken Organisationen gelähmt sind und eine sehr schwierige Zeit durch machen. Repressionen gegen Linke sind seit einem Jahr besonders verschärft worden und selbst kleine Aktionen, wie die Durchführung eines Info-Tisches, sind nicht möglich. Die Angst der Menschen vor Bombenattacken durch den IS ist ein zusätzliches Hindernis für die Organisierung von Massendemonstrationen geworden. So wurde zum Beispiel eine durch Gewerkschaften und linke Organisationen geplante Demonstration für den 6. September wegen einer angeblichen Terrordrohung abgesagt.

Die Situation für die HDP ist weiterhin kompliziert. Seit ihrem Erfolg bei den Parlamentswahlen ist sie ein besonderer Dorn im Auge von Erdogan und der AKP. Sie versuchen sie in die kurdischen Gebiete zu drängen und im Westen des Landes zu diskreditieren, indem sie sie als „verlängerten Arm der PKK“ im Parlament bezeichnen. Schon im Mai wurde die Immunität vieler von ihren Abgeordneten aufgehoben und es ist sehr wahrscheinlich, dass manche von ihnen ins Gefängnis gesteckt werden. Gleichzeitig wurden gewählte Bürgermeister von vielen kurdischen Städten abgesetzt und durch sogenannte „Treuhänder“ ersetzt.

In den kurdischen Gebieten herrschen seit 2015 Juli wegen der Beendigung der Waffenruhe zwischen Militär und PKK Kriegszustände. Bis Mai hatte die PKK über die Milizen in den Städten eine Art von Stellungskrieg probiert. Auch wenn sie es öffentlich nicht zugegeben hat, ist das aber zunächst gescheitert.

Einmarsch in Syrien

Die türkische Syrien-Politik und die kurdische Frage sind miteinander verwoben. Die türkische Regierung hatte zwei Hauptmotive in ihrer Syrien-Politik. Zum einen wollte sie mittels des Sturzes von Assad durch die sunnitisch-islamische Opposition in Syrien eine Regionalmacht werden. Das ist längst gescheitert. Übrig bleibt nun das zweite Motiv: zu verhindern, dass auch in Syrien eine kurdische Autonomieregion – „Nord-Syrien“ – entsteht, wie es im Zuge der US-Invasion im Irak geschah. Seit die Kurden im Jahr 2012 im Norden von Syrien die Kontrolle übernommen haben und ein Autonomiegebiet (Rojava) aufbauen, hat die türkische Regierung dieses trotz aller Mühe nicht verhindern können. Dieses Gebiet besteht aus drei voneinander getrennten Kantonen und hat mit der Türkei circa fünfhundert Kilometer gemeinsame Grenze. Die Stadt Tall Abyad zwischen zwei Kantonen, die im Osten des Euphrat liegt, wurde im Juni 2015 aus der IS-Besetzung befreit. Gleich danach hat Erdoğan ein Überschreiten des Euphrat nach Westen durch die YPG (Kurdische Volksbefreiungseinheiten) als rote Linie erklärt.

Im September ist die FSA (Freier Syrische Armee), die aus zig verschiedenen dschihadistischen und anderen Gruppen besteht, begleitet von türkischen Militärpanzern und -flugzeugen in die Stadt Dscharabulus, die im Westen des Euphrat an der Grenze der Türkei liegt, einmarschiert. Denn die SDK (Demokratische Kräfte Syriens), deren Rückgrat die YPG ist, hat eine strategisch wichtige Stadt, Menbic, südlich von Dscharabulus im Westen des Euphrat vom IS befreit. Damit bleibt nur eine Stadt, Al-Bab, unter der Kontrolle des IS, die eine Verbindung der drei Kantone Rojavas noch verhindert. Eine solche wäre ein Meilenstein für den Aufbau Rojavas. Eben das will die türkische Regierung mit aller Kraft verhindern.

Der größte Teil der kurdischen Gebiete in Syrien befindet sich an der Grenze zur Türkei und die Herrschenden in Ankara sind gar nicht fähig diese Frage zu lösen. Die Türkische Republik, die ein kapitalistischer Nationalstaat ist, wurde auf einer Grundideologie gegründet, die man kurz „Türkisch-Islamisch-Sunnitisch“ zusammenfassen kann. Egal wer in der Regierung sitzt, muss sich an diesen Grundprinzipien orientieren, solange man im Rahmen des Systems agieren will. Die Angst vor einer zweiten kurdischen Autonomieregion nach dem Nord-Irak führt dazu, dass die türkischen Herrschenden vor nichts zurück schrecken werden, um das zu verhindern.

Auf dünnem Eis

Trotz alledem ist die Macht Erdoğans alles andre als gefestigt. In Syrien ist Erdoğans Verbündeter FSA keine homogene Kraft, sondern beseht aus dschihadistischen Gruppen wie Al-Nusra und Ahrar al Sham und vielen kleineren Gruppen, die niemals die Fähigkeit besitzen werden, weder den IS noch die SDK zu besiegen. Es ist gar nicht ausgeschlossen, dass die Türkei mit eigenen Bodentruppen ein Syrien einmarschieren wird. Das wiederum wird große Folgen im eigenen Land haben. Denn die türkische Bevölkerung wird schnell die Frage stellen, warum ihre Söhne in einem fremden Land sterben müssen.

Die wirtschaftliche Stabilität und der Populismus waren von Anfang an Hauptfaktoren für die Unterstützung, die Erdoğan in Teilen der Bevölkerung genießt. An den „Mahnwachen für Demokratie“ haben sich vor allem Menschen aus den ärmsten Schichten beteiligt. In der Anfangsphase der AKP-Regierung hatte das Wirtschaftswachstum die Möglichkeit geschaffen, dass diese Schichten gewisse soziale Verbesserungen erhielten. Nicht viel, aber immerhin wurde es besser als zu früheren Zeiten. Die Arbeitslosigkeit sank, wenn auch vor allem Jobs im Niedriglohnbereich geschaffen wurden. Aufgrund großzügiger Kreditvergabe konnten sich viele Menschen eine Wohnung kaufen.

Das Wachstum, das bei fünf Prozent liegen muss, damit alles halbwegs gut geht, liegt jetzt bei drei Prozent. Nach der Ratingagentur Standard & Poor’s hat nun auch Moody’s die Türkei herabgestuft. Die Regierung greift zu Maßnahmen wie der Verlängerung von Kredit- und Ratenrückzahlungen um den Konsum im Land anzukurbeln. Millionen sind verschuldet, die meisten davon haben sich auf Kreditbasis eine Wohnung gekauft. Das heißt, ein wirtschaftlicher Zusammenbruch wird zuerst jene treffen, die nach dem Putschversuch monatelang auf den Straßen waren.

Auch die Repressionen erreichen ihre Grenzen und die Angstschwelle bei den Menschen wird überwunden. Denn irgendwann ist man nicht mehr allein, sondern einer von vielen.

Eine sozialistische Alternative ist notwendig

Erdoğan sitzt jetzt auf dem Schoß der türkischen Bourgeoisie. Von außen sieht es so aus, dass Erdoğan ein Bonaparte wäre. Das war bis zum Putschversuch eine richtige Beobachtung. Auch wenn es den Anschein erweckt, dass Erdoğan durch den Putschversuch gestärkt wurde, ist er tatsächlich gegenüber anderen Teilen der herrschenden Klasse geschwächt. Das bedeutet aber auch, dass er in kommenden Klassenkämpfe gegen die Arbeiterklasse den Job der Kapitalisten erledigen wird.

Vor diesem Hintergrund ist gegen die „nationale Einheit“ der Bosse eine Einheit der Arbeiterklasse und Unterdrückten nötig. Das im August von Gewerkschaften und vielen linken Parteien und Organisationen ausgerufene Bündnis „Vereinigung der Kräfte für Arbeit und Demokratie“ war eine richtige Initiative, die aber bisher leider nicht funktioniert hat, weil das ganz von oben ohne irgendeine Mobilisierung und Beteiligung der Arbeiterklasse und Jugend zustande kam.

Um eine linke Kraft aufzubauen, die einen Ausweg aufzeigen kann, muss eine landesweite Konferenz organisiert werden. Diese könnte über eine landesweite Kampagne diskutieren und entscheiden. Eine solche Konferenz sollte versuchen, durch breite öffentliche Mobilisierung möglichst viele Menschen aus der Arbeiterklasse, der Jugend, den Gewerkschaften, linken Organisationen und sozialen Bewegungen zusammen zu bringen. Einige der folgenden Punkte und Forderungen, könnte man dort diskutieren:

  • Sofortige Aufhebung des Notstandes
  • Sofortiger Stopp des Krieges
    in Kurdistan und Rückzug der Truppen aus Syrien
  •  Stoppt die Repressionen – Wiedereinstellung der entlassenen Beschäftigten
  • Weg mit Leiharbeit und für eine drastische Erhöhung des Mindestlohnes
  • Für die Gründung eine Massenpartei mit einem klaren sozialistischen Programm

 

TTIP & Ceta? Sicher nicht!

20.000 Menschen gingen allein in Österreich gegen TTIP und Ceta auf die Straße - die SLP war dabei
Moritz Bauer

Am 17.9. gingen auch in Österreich zahlreiche Menschen gegen TTIP und CETA auf die Straßen. Die SLP beteiligte sich an den Protesten in Graz, Salzburg, Linz und Wien und verkaufte insgesamt 169 Zeitungen! In Graz gab es gleich drei große Kundgebungen, in Linz waren über 3.000 Menschen auf der Straße, mehr als 2.000 demonstrierten in Salzburg. Laut OrganistorInnen waren in Wien sogar 15.000 Menschen dabei. Bei allen Aktionen waren die SLPlerInnen mit der Initiative Aufbruch unterwegs. Aufbruch zeigte sich bei einer ihrer ersten Demo-Auftritte gleich mit passenden Transparenten und eigenen Flyern, die die SLP natürlich verteilen half.

Im SLP-Material riefen wir zu einer sozialistischen Alternative zu TTIP, CETA und dem Kapitalismus auf. Widerstand gegen solche Offensiven der Reichen müssen wir in der ArbeiterInnenbewegung verankern, damit er voll erfolgreich sein kann. Denn solange wir sie lassen, werden die Reichen unsere Rechte und unseren Lebensstandard immer weiter angreifen. Unsere Ideen wurden meist sehr positiv aufgenommen: „Endlich wieder Junge, die sich engagieren!“.

Mit Sprüchen wie „Was macht gegen TTIP- Dampf? Klassenkampf, Klassenkampf! “ oder „Widerstand, Widerstand - das heißt Streik im ganzen Land!“ machten wir kämpferische Stimmung. Die starke Gewerkschaftsteilnahme war großartig – nun müssen die nächsten Schritte folgen!

 

 

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Frisch gekämpft ist halb gewonnen: 150 Millionen streiken in Indien

Jan Millonig

Am 2. September beteiligten sich in Indien 150 Millionen Menschen beim vielleicht größten Streik der Geschichte. In manchen Regionen stand alles still, Millionen demonstrierten, um gegen die neuen Arbeitsgesetze der Regierung Modi zu kämpfen. Aus Angst vor Protesten hatte die Regierung schon angekündigt, den Mindestlohn zu erhöhen, doch dieser reicht immer noch nicht zum Leben. So ging es um einen anständigen Mindestlohn (für Männer wie auch Frauen), soziale Sicherung und den Stopp der Privatisierung staatlicher Infrastruktur (Eisenbahnen, Sozial- und Pensionsversicherungen). Vor allem der gemeinsame Kampf regulär Beschäftigter (z.B. öffentlicher Dienst) und informell Beschäftigter (Tagelöhner u.a.) erzeugte den Umfang des Streiks. Zentral waren deshalb die Forderungen nach dem Recht auf gewerkschaftliche Organisierung und die Durchsetzung des Arbeitsrechtes auch in diesen Bereichen. So waren nicht nur Industrien und der öffentliche Verkehr lahmgelegt, sondern auch viele kleine Geschäfte und Massen an Servicedienstleistern blieben geschlossen. Es war nicht der erste, aber der entschlossenste Generalstreik der letzten Jahre in Indien und auch die Gewerkschaftsführung war überrascht. Versuche von der Spitze der regierungsnahen Gewerkschaft, den Streik auszusetzen, wurden von der Basis einfach ignoriert. Einschüchterungs- und Verzögerungsversuche durch Regierung und Unternehmen blieben wirkungslos. Und es ist noch nicht vorbei... 

 

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Marxistische Organisationen beschließen Zusammenarbeit

Gemeinsame Erklärung der Izquierda Revolucionaria und dem Komitee für eine Arbeiterinternationale (CWI )

Wir veröffentlichen hier eine gemeinsam verabschiedete Erklärung des CWI (der internationalen sozialistischen Organisation, der die SLP angeschlossen ist) und der Izquierda Revolucionaria (Revolutionäre Linke – eine marxistische Organisation mit Gruppen im Spanischen Staat, Mexiko und Venezuela, auch bekannt unter dem Namen ihrer Zeitung, El Militante):

Zwischen dem 20. und 22. September trafen sich GenossInnen, die beide Organisationen vertreten, in London zu ausführlichen Diskussionen über die internationale Lage und Entwicklungen in Spanien und Großbritannien. Zusätzlich zu diesen extrem produktiven Diskussionen wurde ein ausführliches Treffen mit führenden Mitgliedern der Socialist Party (CWI in England und Wales) abgehalten. Außer den Diskussionen über Perspektiven und Analysen, wurden auch die Aufgaben debattiert, die sich der Arbeiterklasse stellen und die notwendigen Taktiken, um eine kämpferische sozialistische Organisation landesweit und international aufzubauen. Ebenfalls gab es eine Diskussion über die Geschichte jeder Organisation, national und international..

Während dieser Diskussionen ergaben sich sehr große Schnittmengen zwischen beiden Organisationen und viel Einigkeit in all diesen Fragen. Wir denken, dass es genug Übereinstimmung gibt, um den Prozess weiterer Diskussionen und Zusammenarbeit zwischen beiden Organisationen enthusiastisch weiterzuführen. Es ist auch wichtig für die Führungen und die Mitgliedschaft der Organisationen, sich gegenseitig kennenzulernen.

Der Grad von Übereinstimmung zwischen unseren beiden Organisationen bedeutet, dass es eine ausreichende Grundlage dafür gibt, auf eine breitere und intensivere Zusammenarbeit auf einer prinzipienfesten politischen Basis hinzuarbeiten. Dies heißt nicht Übereinstimmung in jedem kleinen Detail oder Thema, sondern in den wichtigsten Fragen der politischen Analyse, Methoden und Aufgaben, die für die Arbeiterklasse und kämpferische SozialistInnen landesweit und international nötig sind.

Diese Diskussionen waren extrem positiv und stellen für beide Organisationen einen wichtigen Schritt nach vorn dar. Um diesen Prozess zu befördern, wurde sich über eine Reihe von Besuchen und Austausch, auch von Material, geeinigt, die in den kommenden Monaten organisiert werden sollen.

 

Mehr zum Thema: 

Unterstützt den Generalstreik der spanischen SchülerInnen und Studierenden!

Aufruf zur Solidarität von Sindicato de Estudiantes (Spanische SchülerInnen- und Studierendengewerkschaft)

Wir veröffentlichen hier einen Aufruf zur Solidarität von der spanischen SchülerInnen- und Studierendengewerkschaft (Sindicato de Estudiantes – SE), welche einen Generalstreik im Bildungswesen für den 26. Oktober ausgerufen hat. Dieser hat bereits jetzt die Unterstützung von Elternverbänden und Lehrergewerkschaften. Das CWI (Komitee für eine Arbeiterinternationale, welchem die SLP angeschlossen ist – A.d.Ü.) unterstützt diesen Aufruf voll und ganz und verbreitet ihn an all unsere Sektionen, GenossInnen und UnterstützerInnen. Wir werden international Solidarität organisieren und rufen SozialistInnen, GewerkschafterInnen und Jugendliche auf der ganzen Welt auf, das ebenfalls zu tun.

Soli-Botschaften, -Videos und -Fotos, welche die Unterstützung von Jugend-, Schüler- und Studentenorganisationen, GewerkschafterInnen (besonders im Bildungsbereich) und anderen Verbänden zum Ausdruck bringen, können an Ana ( tirititera@gmail.com ) und Monica (monicameg5@gmail.com ) von der SE mit einer Kopie an die SLP (slp@slp.at ) verschickt werden.

Ein Aufruf an die Jugend der Welt zur Unterstützung des Spanischen Bildungsstreiks

26. Oktober: Generalstreik der Schülerinnen, Schüler und Studierenden! Für den Erhalt des öffentlichen Bildungssystems!

Am 26. Oktober werden SchülerInnen und Studierende im gesamten spanischen Staat ihre Klassenräume und Hörsäle verlassen, um gegen die zerstörerische Bildungspolitik zu kämpfen. Wie in vielen anderen Ländern kürzt unsere rechte Regierung massiv im Bildungsbereich und hat Reformen durchgesetzt, welche Bildung nur denen zugänglich machen sollen, die es sich leisten können.

Wir, Schülerinnen und Schüler aus Arbeiterfamilien – die erdrückende Mehrheit aller SchülerInnen, litten unter der Zersetzung unserer Schulen und Universitäten, unter Kürzungen an Lehrpersonal und Ressourcen, unter der Beseitigung der staatlichen Unterstützung für SchülerInnen aus ärmeren Familien und unter dem Ansteigen der Studiengebühren um bis zu 66 Prozent. Diese Reformen bedeuteten den Ausschluss zehntausender SchülerInnen vom Studienzugang, überfüllte Klassenräume und das Pflichtfach „Katholische Religion“… Währenddessen haben die Regierungen der PSOE (einst sozialdemokratische, „Sozialistische“ Partei) und der PP (traditionelle Rechte) Unsummen an öffentlichen Geldern aufgebracht, um die Banken zu retten und Schulden zu bezahlen, die wir nicht zu verantworten haben (über 250 Milliarden Euro in den letzten sechs Monaten).

Als ob das nicht genug wäre, verabschiedete die Regierung in diesem Sommer die bisher krassesten Angriffe auf den öffentlichen Bildungsbereich: die franquistischen „Zweitprüfungen“. Diese sind eine Serie von Examen, welche jeweils am Ende der Primarstufe, der Sekundarstufe und der Post-Sekundarstufe („bachillerato“) stattfinden. Das Bestehen dieser Prüfungen wird notwendig sein, um später einen Studienzugang und die jeweilige Qualifikation zu erhalten. Diese „Zweitprüfungen“ sind uns bekannt. Unsere Eltern mussten sie unter der Franco-Diktatur ertragen, als sie die Funktion eines Filters erfüllten. Dieser sollte Jugendliche aus der Arbeiterklasse daran hindern, die Universitäten zu erreichen.

Diesen Filter wollen sie jetzt wieder einrichten. Das könnte hunderttausende Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren vom Studieren abhalten und sie ohne akademische Qualifikation zurücklassen. Die Absicht der Regierung ist simpel: Wenn junge Menschen aus Arbeiterfamilien so oder so eine Zukunft voll prekärer Zustände und Ausbeutung erwarten, warum sollten sie dann Geld für ihre Bildung ausgeben? Für Familien mit mehr Ressourcen ist die Situation jedoch anders. Sie leiden nicht in der Art und Weise unter den Kürzungen, denn sie haben Zugang zu privater Nachhilfe, zu privaten Akademien und alles andere, was sie brauchen. Für sie wird das Bestehen der neuen Prüfungen kein Problem sein.

Wenn dieser Angriff durchkommt, sprechen wir von der Rückkehr in eine Zeit, in der Bildung nur etwas für eine privilegierte Minderheit war. Das Ziel ist die Zerstörung des öffentlichen Bildungssystems und seine Umwandlung in eine Marktdienstleistung, mit welcher die Bosse privater Bildungsunternehmen große Profite einfahren können. Allerdings: Das Recht auf Bildung für alle wurde nur durch großen Einsatz und große Kämpfe erstritten. Unsere Eltern und Großeltern haben hart dafür gekämpft und wir dürfen es uns nicht von denen wegnehmen lassen!

Aus diesem Grund ruft die SchülerInnen- und Studierendengewerkschaft alle jungen Menschen im spanischen Staat auf, sich am Generalstreik im Bildungssektor am 26. Oktober zu beteiligen. Leert die Klassenräume – füllt die Straßen! Es sind bereits mehr als siebzig Demonstrationen im ganzen spanischen Staat geplant. Der Streik hat jetzt schon die Untersützung der Konföderation der Elternverbände (CEAPA) und von zahlreichen Lehrergewerkschaften, mit welchen wir gemeinsame Demonstrationen am Nachmittag des 26. Oktober organisieren werden.

Wir rufen die Jugend der Welt auf, welche wie wir unter den Angriffen und Kürzungen im Bildungsbereich durch pro-kapitalistischen Regierungen leiden, uns an diesem Tag zu unterstützen – durch Proteste vor spanischen Botschaften, Nachrichten und Videos der Solidarität, Unterstützung in den sozialen Netzwerken und alles, was euch noch weiter einfällt.

Der Kampf der Jugend für ihre Rechte ist ein und derselbe in der ganzen Welt!

Nein zu den franquistischen „Zweitprüfungen“!

ArbeiterInnensöhne und -töchter an die Universitäten!

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