Frisch gekämpft ist halb gewonnen: 150 Millionen streiken in Indien

Jan Millonig

Am 2. September beteiligten sich in Indien 150 Millionen Menschen beim vielleicht größten Streik der Geschichte. In manchen Regionen stand alles still, Millionen demonstrierten, um gegen die neuen Arbeitsgesetze der Regierung Modi zu kämpfen. Aus Angst vor Protesten hatte die Regierung schon angekündigt, den Mindestlohn zu erhöhen, doch dieser reicht immer noch nicht zum Leben. So ging es um einen anständigen Mindestlohn (für Männer wie auch Frauen), soziale Sicherung und den Stopp der Privatisierung staatlicher Infrastruktur (Eisenbahnen, Sozial- und Pensionsversicherungen). Vor allem der gemeinsame Kampf regulär Beschäftigter (z.B. öffentlicher Dienst) und informell Beschäftigter (Tagelöhner u.a.) erzeugte den Umfang des Streiks. Zentral waren deshalb die Forderungen nach dem Recht auf gewerkschaftliche Organisierung und die Durchsetzung des Arbeitsrechtes auch in diesen Bereichen. So waren nicht nur Industrien und der öffentliche Verkehr lahmgelegt, sondern auch viele kleine Geschäfte und Massen an Servicedienstleistern blieben geschlossen. Es war nicht der erste, aber der entschlossenste Generalstreik der letzten Jahre in Indien und auch die Gewerkschaftsführung war überrascht. Versuche von der Spitze der regierungsnahen Gewerkschaft, den Streik auszusetzen, wurden von der Basis einfach ignoriert. Einschüchterungs- und Verzögerungsversuche durch Regierung und Unternehmen blieben wirkungslos. Und es ist noch nicht vorbei... 

 

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