Umweltschutz oder Arbeitsplätze?

Umweltschutz wird gegen die Interessen von ArbeiterInnen ausgespielt, dabei gehören sie zusammen!
Tilman M. Ruster

Als 1984 die Hainburger Au besetzt wurde um sie vor der Zerstörung durch ein Großkraftwerk zu schützen war es ausgerechnet die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), die am aggressivsten gegen die „Ökos“ auftrat. Mit dem Argument Jobs zu sichern wollte Landeschef Hesoun (SPÖ) sogar GBH-Mitglieder auf die BesetzerInnen hetzen. Die AktivistInnen verhinderten den Bau, aber sind sie schuld an steigender Arbeitslosigkeit? Auch bei den Protesten gegen Murkraftwerk und gegen 3. Piste am Flughafen Wien wird versucht die Interessen von ArbeiterInnen gegen Umweltschutz auszuspielen.

Das Murkraftwerk ist überdurchschnittlich teuer und der ökologische Schaden steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Das Geld könnte sinnvoller investiert und dabei mehr Jobs geschaffen werden. Konkret müssten z.B. die Öffis in Graz ausgebaut oder mehr Parkanlagen gegen die hohe Feinstaub-Belastung gebaut und unterhalten werden. Statt nur Kurzfrist-Jobs auf der Baustelle könnten so stabile Arbeitsplätze geschaffen werden.

Umweltschutz ist kein „Luxusthema“ für Wohlhabende, weil gerade ArbeiterInnen unter der Zerstörung der Umwelt besonders leiden – das Kleingeld zum Umziehen fehlt. Jobs werden durch den Kapitalismus und seine Krise vernichtet, nicht durch Umweltschutz. Solche Megaprojekte werden gebaut um Wenige reicher zu machen, nicht um Einigen Arbeitsplätze zu verschaffen oder Allen grüne Energie. Daran wird sich nichts ändern, solange Umweltschutz und die Bedürfnisse der Bevölkerung den Profitinteresse untergeordnet werden.

 „Bio-Kapitalismus“ kann sich die Umwelt nicht leisten

Wenn die ÖVP, wie in Graz, plötzlich ihre Ader für Umweltschutz entdeckt, sollten wir stutzig werden. Tatsächlich hat aber ein wesentlicher Teile der Herrschenden das Thema Umweltschutz längst als profitabel erkannt. Für sie sind Solaranlagen oder Bio-Produkte letztlich nur ein weiterer Markt, der sogar mit öffentlichen Förderungen versorgt wird und sich bestens zur Image Pflege eignet. Der Verbund zum Beispiel wirbt mit Bildern von Windenergie&Co, bezieht die Energie aber trotzdem aus Kohle- und Atomkraftwerken. Die Anbauflächen für „Biodiesel“ zerstören die Regenwälder... Wenn Bio ein Geschäft bleibt, hat die Umwelt wenig davon. Es braucht einen gesellschaftlichen Plan für die Wirtschaft wo es nicht um Profit-Interessen geht, wenn wir die massiven Umweltprobleme der Erde in den Griff bekommen wollen.

Gewerkschaften: Heute schon die Kämpfe von morgen führen!

Die Gewerkschaft Vida hält die 3. Piste am Flughafen Wien für einen „Jobmotor“. Gewerkschaft und Arbeiterkammer haben 2016 gemeinsam mit Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer die Erklärung "Ja zum Mur Strom Graz" unterschrieben, denn es würde "Arbeitsplätze schaffen". Dabei kann das Kraftwerk auch für ihre Mitglieder zum Problem werden: Bis 2050 soll es weitere 47 Millionen € Kosten verursachen, die nur zu gerne über Arbeitsplatz-Abbau und Verschlechterungen für Beschäftigte rein geholt werden. Das ist Konzern-Alltag im Kapitalismus. Mit der Gewerkschaft ließe sich das Kraftwerk verhindern und sinnvolleres erkämpfen. Auch wäre es viel schwerer, den Protest als weltfremde Spinnerei von Studis abzutun. Und wenn Bagger nicht blockiert sondern bestreikt werden ist die Gewalt der Polizei machtlos.

 

 

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