Frauen und LGBT

ROSA auf TikTok

 

 

ROSA, die sozialistisch-feministische Kampagne der ISA, goes TikTok! Ob Statements zu aktuellen politischen Themen, Aufrufe zu kommenden Protesten oder Berichte direkt von Aktionen – Der Account ist kaum einen Monat alt, bietet jedoch regelmäßigen neuesten Content und hat bereits tausende Views. Bleib auch du auf dem Laufenden und folge uns auf TikTok unter www.tiktok.com/@rosa_oesterreich!

 

Mobilisierung für Schulstreiks

Viele Schüler*innen haben das Bedürfnis, sich gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie und Co zu wehren
Sarah Moayeri

ROSA und die SLP haben in den letzten Wochen an einer ganzen Reihe von Schulen für Schulstreiks gegen Sexismus am 8. März mobilisiert. Auch bei den Maturastreiks haben wir die Idee aufgeworfen. Wir haben sie verbunden mit dem Zugang, Schüler*innenkomitees an allen Schulen aufzubauen, um den Kampf gegen die mündliche Matura fortzusetzen, aber auch um Aktionskomitees für den 8. März zu haben. Wir haben seitdem an einzelnen Schulen mit Treffen Schritte in diese Richtung gesetzt. Schüler*innen haben sich über diverse Formen von Sexismus und was wir konkret dagegen tun können ausgetauscht.

Bei einem zentralen Vorbereitungstreffen haben wir die Verbindung zur allgemeinen Situation von Frauen im Kapitalismus hergestellt und Forderungen für den Schulstreik diskutiert. Wir haben Kundgebungen in der Nähe von Schulen organisiert und mit ROSA ein Angebot zur Organisierung, besonders auch an der eigenen Schule, geschaffen. Das Potential für weitere Schulstreiks auch in den kommenden Jahren ist enorm. Eine Schülerin meinte bei einem der Treffen: “Wir sind alt genug und wissen, dass wir als Frauen weniger bezahlt kriegen, wenn wir aus der Schule raus sind.” - und machte damit deutlich, warum es einen gemeinsamen Kampf von Schüler*innen und Arbeiter*innen gegen Sexismus braucht - nicht nur am 8. März.

Mehr zum Thema: 
Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Polen: Liberale Führung verhindert weitergehenden Kampf

Anna Hiermann, Auszubildende in der Elementarpädagogik und Aktivistin bei ROSA und der Sozialistischen LinksPartei (SLP)

Artikel aus der aktuellen ROSA-Zeitung (März 2022)

Polen hat eines der restriktivsten Abtreibungsgesetze in Europa. Schwangerschaftsabbrüche sind nur im Falle einer Vergewaltigung, Inzest oder wenn Gefahr für die Schwangere besteht, erlaubt. Die Regierungspartei PiS wollte in einer Allianz der katholischen Kirche Abtreibungen komplett verbieten. Im Zuge dessen kam es zu zahlreichen Protesten und der ursprüngliche Entwurf wurde zurückgezogen. Nun versucht die Regierung einen „Kompromiss“ durchzubringen. Dieser sieht vor, dass Schwangerschaftsabbrüche im Falle einer Vergewaltigung oder bei Lebensgefahr für die Schwangere erlaubt sein sollen, nicht aber bei Missbildungen des Fötus. Frauen sollen somit gezwungen werden Kinder auszutragen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überlebensfähig wären. Außerdem soll die Pille danach verboten werden. 

Im Zuge dessen kam es am 3. Oktober 2016 zum sog. „Schwarzen Montag“. An diesem Tag kam es in zahlreichen Städten im gesamten Land zu Protesten und Streiks. In den folgenden Jahren kam es zu weiteren, teilweise sogar noch größeren Protesten, die noch breiter organisiert waren. Jedoch verliert die Bewegung in letzter Zeit an Größe. 

Warum schafft es die Bewegung nicht ihre Forderungen nach vorne zu bringen? Die Hauptursache liegt an der liberalen Führung, die nicht das System grundlegend in Frage stellt. Sie unterdrücken radikalere Stimmen und schwächen damit die Kampfkraft der Bewegung. In der Praxis bedeutet das, dass linken politischen Organisationen verboten wird Flugblätter auszuteilen und Demonstrant*innen mit radikaleren Slogans von Veranstaltungen verwiesen werden. Somit wird revolutionären Organisationen verwehrt ihre Ideen einzubringen und frischen Wind in die Bewegung zu bringen. ROSA Polen fordert u. a. kostenlosen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen, außerdem kostenlose und einfach zugängliche Verhütungsmittel. Liberale Parteien und Bewegungen sind beispielsweise gegen die Forderung nach einer „Abtreibung nach Bedarf“. Außerdem beschränken sie den Kampf nur gegen die restriktiven Abtreibungsgesetze und nicht gegen dessen Ursachen. So fehlen auch weitergehende Forderungen nach Ausbau der Kinderbetreuung, höhere Löhne für Frauen und soziale Absicherung. Sie fokussieren sich stattdessen immer mehr auf eine Zusammenarbeit mit Parlamentarier*innen und entfernten sich in Folge immer mehr von der Massenbasis der Bewegung.

ROSA in Polen hat durch eine Petition an die Gewerkschaft appelliert, echte Streiks zu organisieren. Dazu kam es aber nicht. Den fehlenden Mut, massenhafte Streiks zu organisieren, kennt man von den heimischen Gewerkschaften in Bezug auf den Unmut der Beschäftigten im Pflege- Sozial- und Bildungsbereich leider ebenfalls. Es kommt zwar immer wieder zu kleineren und größeren Protesten, jedoch nicht zu großen, branchenübergreifenden Streiks. 

Um die Regierung wirksam unter Druck setzen, braucht es jedoch solch einen Massenstreik. Die Grundlage des Kapitalismus ist nämlich die Vermehrung von Profit. Durch einen Streik wird dieser gefährdet. So können Regierungen im Besten Fall sogar gestürzt werden. Anstatt einer Zusammenarbeit mit bürgerlichen Politiker*innen braucht es eine demokratische Selbstorganisation eines solchen Streiks. Konkret bedeutet das Aufstellen von demokratischen Komitees in Schulen, Universitäten sowie Betrieben. Eine solch demokratische Massenbewegung hätte eine Schlagkraft, die jetzige herrschende Klasse ins Wanken zu bringen und auf diese Weise Frauen langfristig die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper gewinnen.

 

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Schweiz: Frauenstreik 2.0

Jan Millonig, Krankenpfleger, Aktivist bei ROSA und der Sozialistischen LinksPartei (SLP)

Artikel aus der aktuellen ROSA-Zeitung (März 2022)

Die Schweiz hat es nie eilig mit Frauenrechten gehabt: 1971 das Wahlrecht, Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen 2002 und das Recht auf Mutterschutz erst 2005. Umso beeindruckender wie 1991 eine halbe Million Frauen für gleiche Rechte streikten. Doch auch 28 Jahre nach dem ersten Frauenstreik hat sich an der grundsätzlichen Benachteiligung von Frauen nicht viel geändert. Immer noch verdienen Frauen im Durchschnitt 20 % weniger als Männer. Immer noch wird Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Pflege, Hausarbeit usw.) entweder schlecht oder gar nicht bezahlt.

Deshalb und inspiriert von den zunehmenden Frauenkämpfen weltweit wurde am 14. Juni 2019 zum zweiten landesweiten Frauenstreik aufgerufen. Nach 1,5 Jahren Vorbereitung fluteten abermals eine halbe Millionen Menschen in lila Farben die Straßen, hauptsächlich Frauen aber auch viele Männer. Den ganzen Tag fanden kreativen Aktionen, Picknicks (inkl. Kinderbetreuung) und Arbeitsniederlegungen in verschiedenen Bereichen statt. Der Verkehr in vielen Städten kam zum Erliegen. Der kleinste Protest fand mit 200 Leuten in einem 5.800-Seelen-Dorf statt. Die größte Demo in Zürich hatte 160.000 Teilnehmer*innen.

Wie schon 2019 setzte der Schweizerische Gewerkschaftsbund mitsamt einem Forderungskatalog von Lohngleichheit bis gratis Verhütungsmittel die Initiative. Doch wo 1991 noch bis zu 50 Streikkomitees gebildet wurden und es zu Arbeitsniederlegungen bei Krankenhäusern, Schulen, in den Medien, im Einzelhandel, bei Druckereien oder Chemie-Fabriken kam, war der jüngste Streik mehr von einer „Vielfalt der Aktionen“ geprägt. Die Berichte von tatsächlichen Streiks beschränken sich vor allem auf Lehrer*innen und Kindergärtner*innen. Auch wenn an diesem Aktionstag eine beispiellose Mobilisierung stattfand, war die Schwäche sicher, dass kein genereller Streik organisiert wurde. Beschäftigte im Einzelhandel wurde sogar mit Kündigung gedroht. Um ihre Teilnahme und der vieler anderer zu ermöglichen, hätte es eine gewerkschaftliche Strategie und Organisierung in den Betrieben gebraucht.

Nichtsdestotrotz schuf diese feministische Massenbewegung eine Politisierung und Erfahrung in der sonst (scheinbar) so ruhigen Schweiz.

 

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Mehr als 5 Millionen streiken 2018 in Spanien

„Wenn wir streiken, steht die Welt stil!”
Nici H., Studentin und Aktivistin bei ROSA und der Sozialistischen LinksPartei (SLP)

Artikel aus der aktuellen ROSA-Zeitung (März 2022)

Am 8. März 2018 stehen in Spanien 5,3 Millionen Menschen auf der Straße und setzten mit einem landesweiten Streik ein Zeichen gegen Sexismus, Ungleichbehandlung und Gewalt. Frauen wie Männer aus verschiedenen Berufs- und Gesellschaftssparten unterstützten die Proteste. Der öffentliche Verkehr stand still, die Müllabfuhr funktionierte nicht, Fernsehprogramme vielen aus.

Diese Bewegung von unten wurde auf Initiative von Hunderten von Frauenverbänden, sozialen Bewegungen und linken Organisationen aufgebaut, die monatelang an diesem Erfolg gearbeitet haben und vo. Der Streik war also allgemein organisiert, was ihn zu einem maßgeblichen Ereignis für die spanische, aber auch für die europäische Frauenbewegung macht. 

Schüler*innen- und Studierenden-Organisationen sowie die Arbeiter*innenbewegung spielten eine zentrale Rolle bei den Streiks. So trugen zum Beispiel “Sindicato de Estudiantes” (SchülerInnen und Studierenden Vereinigung) und “Libres y Combativas” (“Frei und Kämpferisch” - eine sozialistische feministische Plattform) wesentlich dazu bei, dass 90% der Oberstufenschüler*innen und 80% der Studierenden gemeinsam mit tausenden anderen Frauen auf die Straße gingen.

Die damaligen Machthaber*innen, die rechte konservative Partei Partido Popular und die nationalistische Oppositionspartei Ciudadanos, lehnen Streiks und Demonstrationen ab und stehen für eine sexistische, kapitalistische Klassengesellschaft. Durch den Generalstreik in Spanien wurde ein klares Zeichen gegen diese menschenverachtende Politik gesetzt.

Um von der Regierung gehört zu werden muss es also einen Streik geben, bei dem Menschen aus allen Lebensbereichen beteiligt sind. Dabei muss klar kommuniziert werden, dass es soziale Verbesserungen in der gesamten Gesellschaft – und hier vor allem im Bildungsbereich – braucht. In weiteren Schul- und Hochschul-Streiks in Spanien drückte sich die Wut über den Sexismus an Schulen und über den strukturellen Sexismus, der dort, so wie in vielen anderen Ländern, herrscht, aus.

Schüler*innen werden von der Regierung oft vergessen. Sie werden nicht als „voll“ genommen, von oben herab behandelt und stehen am Regierungsplan ganz unten auf der letzten Seite, denn Schüler*innen bringen keine Profite. Dies konnte man in den vergangenen Wochen und Monaten in vielen Ländern, wie auch in Österreich gut beobachten. Anstatt sich um die Schulen zu kümmern, schenkten die Entscheidungsträger*innen lieber den wirtschaftlichen Angelegenheiten ihre Aufmerksamkeit. So wird es auch ewig weitergehen, wenn Schüler*innen nicht zusammen mit der Arbeiter*innenklasse aufstehen und für ihre Rechte kämpfen. 

So wie in Spanien müssen es auch andere Länder schaffen, einen Streik zu organisieren, bei dem alle zusammen auf die Straßen gehen. Es müssen vor allem jene Gruppen miteinbezogen werden die von der Politik am wenigsten gehört werden. Nimmt man Spanien als Beispiel sieht man, wie wichtig es ist, dass sich Schüler*innen organisieren, denn ohne ihre Teilnahme wäre der Streik in Spanien niemals so erfolgreich geworden. Durch einen Generalstreik kann Druck von unten auf die Politik ausgeübt werden, wodurch sie gezwungen werden Zugeständnisse zu machen.

Darum ist klar: wir müssen handeln! Wir, meint nicht nur uns Frauen, sondern wir meint uns als gesamte Arbeiter*innenklasse und Jugend, und zwar in allen Bereichen! Wir müssen aufstehen, wir müssen laut sein, wir müssen kämpfen, wir müssen streiken! 

 

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Hallo Gewerkschaft, wo bist du?

"Frauenthemen" sollten eigentlich ganz "normale" Gewerkschaftsthemen sein.
Sonja Grusch, Bundessprecherin der Sozialistischen LinksPartei (SLP) und Gründerin der Kampagne “Nicht mit mir” (jetzt: ROSA)

Artikel aus der aktuellen ROSA-Zeitung (März 2022)

“Frauenthemen” sollten eigentlich ganz “normale” Gewerkschaftsthemen sein. Denn es geht um ordentliche Bezahlung (Stichwort Gender Pay Gap), um Arbeit ohne Übergriffe (Stichwort sexuelle Belästigung), um Arbeitszeit (Stichwort fehlende Kinderbetreuung) und um den Sozialbereich (Stichwort Pflege zu Hause durch Angehörige). Aber es scheint eher so, als ob sich die Gewerkschaften zwar immer wieder dazu äußern (meist rund um den 8. März als wäre es eine Pflichtübung) aber ansonsten eher weniger aktiv sind. Die Gewerkschaften haben auch eigene Frauenabteilungen und sogar Frauenkonferenzen: doch auch hier hat es eher den Eindruck als ob das ganze mehr symbolisch wäre.

Dabei sind über 40 % aller Beschäftigten Frauen. Gerade in Bereichen die unter Corona als “systemrelevant” erkannt wurden stellen Frauen in der Regel sogar die Mehrheit: Gesundheit, Bildung, Handel. Also müssten die Gewerkschaften doch eigentlich alle Themen die Frauen betreffen als ihre Kernthemen verstehen. Sie haben doch die Aufgabe, Beschäftigte zu vertreten, ihnen gegen miese Bezahlung, gegen Stress im Job, gegen ungerechte Behandlung und unangenehme Arbeitssituationen zu helfen. Und von all dem sind Frauen ja besonders betroffen: sind es doch “Frauenjobs” die besonders niedrig bezahlt sind, sind Frauen mit übergriffigen Chefs konfrontiert und müssen, am besten noch mit einem netten Lächeln auf den Lippen, Job und Familie “nebenbei” und easy meistern. Das bei all diesen Themen wenig bis nichts von bürgerlichen Feminist*innen zu erwarten ist, ist klar: sie wollen einfach mehr der lukrativen Jobs in Politik und Wirtschaft für sich um dann andere - Frauen und Männer - besser ausbeuten zu können.

Aktivist*innen von ROSA und der SLP haben daher auch immer wieder das Thema Frauenrechte in die Gewerkschaften getragen. So z.B. mit einem Antrag an das “Bundesforum” (also die Konferenz) der größten Einzelgewerkschaft, der GPA. Ziel ist es, das Thema Frauenarbeit von der symbolische auf die kämpferische Ebene zu bringen. Dabei geht es natürlich auch darum, das Thema präsenter in den Gewerkschaften zu machen. Schließlich haben diese jede Menge eigener Medien wie Zeitungen und Social Media, die sie da nutzen können. Warum nicht regelmässig über das Thema Gewalt gegen Frauen und Proteste dagegen (wie jüngst ein Streik im Spanischen Staat bei Mercedes) berichten, anstatt Kochrezepte abzudrucken? Auch in den Schulungen für Betriebsrät*innen und Personalvertreter*innen muss Thema sein, welche Rechte und Möglichkeiten es gibt, um Kolleg*innen zu helfen. Streiks und Walkouts gegen Sexismus in Schottland und den USA z.B. zeigen, dass das möglich ist. Insgesamt geht es um eine Kampagne gegen Gewalt an Frauen und für gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die ein unabhängiges Leben ermöglichen. Die Antragsstellerinnen - Betriebsrätinnen aus dem Sozialbereich - erklären u.a.: “Der 8. März 2022 wird stark geprägt sein von den Erfahrungen mit Corona und der Wirtschaftskrise. Es ist Aufgabe der Gewerkschaftsbewegung, diesen Kampftag zu einem zentralen Termin für die gesamte Arbeiter*innenbewegung zu machen. Denn Frauenrechte sind von zentraler Bedeutung für die gesamte Gewerkschaftsbewegung!” Die Verbindung zu den KV-Verhandlungen, speziell in den “Frauenbranchen” wo es ohnehin gärt, ist nötig und offensichtlich. Der Antrag fordert daher auch: “Organisierung eines gewerkschaftlichen Protests am 8. März 2022 in Form von öffentlichen Betriebsversammlungen bzw. Streiks für Frauenrechte mit gemeinsamen Demonstrationen in allen Landeshauptstädten.” Tatsächlich sind ja die Beschäftigten gerade im Gesundheitswesen, in der Pflege, im Bildungsbereich, in der Kinderbetreuung, im Handel etc. nicht nur überarbeitet, sondern auch stinksauer. Im Gegensatz zu dem was die Gewerkschaftsführung oft behauptet, sind viele Kolleg*innen hier auch streikbereit und haben verstanden, dass noch mehr Bitten auch nicht mehr bringt. ROSA unterstützt daher die Kampagne “Streikbereit” der Basisintiative “Sozial, aber nicht blöd”. ROSA-Aktivist*innen mobilisieren für Streiks und Walkouts am 8. März an Schulen, aber auch in Betrieben. Wir verlangen, dass die Gewerkschaft endlich aktiv wird und nicht nur Pressetermine zum 8. März organisiert - solange die Gewerkschaftsspitze das nicht macht, müssen wir es an der Basis selbst machen!

 

Die ganze ROSA-Zeitung findest du hier:

Why do we CARE?

Streiken im Gesundheits- und Sozialbereich
Sonja, Studentin, Seniorenbegleiterin und ROSA-Aktivistin

Artikel aus der aktuellen ROSA-Zeitung (März 2022)

Es ist kein Geheimnis, dass die Arbeitsbedingungen im CARE-Sektor bereits vor der Pandemie hart waren. Personalmangel und Überarbeitung wurden durch die Coronakrise nur verschärft. Der Wert, der gerade in dieser Zeit immer wieder als systemrelevant betonten Arbeit, wird nicht durch entsprechende Entlohnung anerkannt. Es ist kein Wunder, dass die Beschäftigten in vielen Einrichtungen kaum mehr Energie haben, was u.a. in gehäuften Kündigungen und der Schwierigkeit Stellen nachzubesetzen deutlich wird. Gleichzeitig sind Wut und Unzufriedenheit groß und es kam in einigen Bereichen in den letzten Monaten vermehrt zu Protesten, zum Teil zu Streiks. Warum diese Arbeitskämpfe auch feministische Kämpfe sind und wie wir sie gewinnen können, darum soll es in diesem Artikel gehen.

Wie Frauenrechte und Care-Sektor zusammenhängen

Drei von vier Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich sind weiblich. Das ist wohl kein Zufall. Von klein auf bekommen wir in dieser patriarchal strukturierten Gesellschaft vermittelt, dass Frauen diejenigen sind, die sich um andere kümmern. Natürlich wirkt sich diese Rollenzuschreibung auf die Realität aus. So leisten Frauen nicht nur in schlecht bezahlten Jobs Care-Arbeit, sondern es sind auch sie, die den Großteil der unbezahlten Arbeit (zu Hause) erledigen. Weltweit arbeiten Frauen und Mädchen laut Oxfam täglich mindestens 12 Milliarden Stunden unbezahlt. Würden sie für diese Arbeit den entsprechenden Mindestlohn bekommen, wären das 11 Billionen US-Dollar im Jahr. Das ist 24 mal mehr als der Umsatz von Apple, Google und Facebook im Jahr 2018 zusammen. Würde der CARE-Sektor insgesamt besser finanziert, würde sich dies nicht nur auf Frauen, die in diesem Bereich arbeiten, auswirken, sondern auch die unbezahlte Care-Arbeit entlasten. Denn durch eine Ausfinanzierung könnten zum Beispiel mehr und qualitativere Betreuungsmöglichkeiten für pflegebedürftige Menschen geschaffen werden, sodass die Betreuung nicht mehr, wie so häufig, von weiblichen Angehörigen übernommen werden muss. Dasselbe gilt für adäquate Kinderbetreuungsplätze. Das wäre eine große Entlastung für den Alltag vieler Frauen. Gleichzeitig ist es Frauen dadurch besser möglich selbst arbeiten zu gehen und so ökonomisch unabhängig zu sein. Dies spielt eine große Rolle, wenn frau sich aus gewaltvollen Beziehungen lösen will. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass Frauen von dieser Thematik besonders betroffen sind, auch wenn wir natürlich alle davon profitieren, wenn unsere Kinder gut betreut sind und wir wüssten, dass wir im Alter oder bei Krankheit professionell ohne Wartezeiten versorgt werden. Leider profitiert aber das kapitalistische System, wie die oben angeführten Zahlen deutlich machen, sehr stark von der durch sexistische Rollenbilder gestützten Ausbeutung. Profite stehen immer an erster Stelle. Deshalb dürfen wir, wie die Situation im Care-Sektor zeigt, nicht auf Verbesserungen durch die Regierung hoffen, die kein Interesse daran hat, dieses System grundlegend zu verändern. Wir müssen sie selbst erkämpfen und dafür gibt es bereits Ansätze. 

Aktuelle Proteste 

Immer wieder kommt es zu Pflegeprotesten. So stellten sich zum Beispiel Krankenhausbeschäftigte bei einer landesweiten Aktion während der Arbeitszeit fünf Minuten vor die Tür, um zu signalisieren, dass es in der Pflege bereits „5 nach 12“ bzw. mittlerweile „15 nach 12“ ist. Auch in der Elementarpädagogik tut sich einiges. Im Oktober gingen knapp 8.000 Elementarpädagog*innen in Wien an zwei Aktionstagen, einem der öffentlichen und einem der privaten Träger, auf die Straße. Sie forderten u.a. kleinere Gruppen und mehr Geld. Es kam zu den ersten Arbeitsniederlegungen von Beschäftigten seit dem Ausbruch der Pandemie. Am 29.03. ist der nächste große Aktionstag geplant. Auch in Deutschland finden bundesweite Proteste und Streiks der Erzieher*innen statt, für deren Höhepunkt der 8. März, der Internationale Frauentag, als Streiktag geplant ist. Sie fordern v.a., dass ihre Tätigkeiten höher bewertet und damit besser bezahlt werden. Davon wären 900.000 Beschäftigte betroffen. Um die Bewegung zu stärken, werden von Gewerkschaften und feministischen Gruppen in einigen Städten bereits Solidaritätsbündnisse in Nachbarschaften aufgebaut. ROSA unterstützte diese Kämpfe und wird auch weiterhin bei den Protesten dabei sein.

Was es für erfolgreiche Kämpfe braucht

Um die Proteste erfolgreich zu machen, ist es notwendig sie auszuweiten, miteinander zu verbinden und demokratisch von unten zu organisieren, damit sie eine relevante Größe bekommen und von der Basis getragen werden. Beschäftigte sollten sich inner- und überbetrieblich vernetzen, die verschiedenen Gewerkschaften, die die Beschäftigten organisieren, sich zusammentun, die Kämpfe in den verschiedenen Bereichen, sei es Kindergarten, Pflegeheim oder Krankenhaus, zusammengeführt und mit dem Kampf für Frauenrechte verbunden werden. Es braucht echte Streiks und die organisierte Arbeiter*innenklasse, um den nötigen Druck aufzubauen. Und ja, Streiks sind auch im Gesundheits- und Sozialbereich mit einer entsprechenden demokratischen Planung und Vorbereitung möglich, denn es ist nicht der Streik, der Menschen gefährdet, sondern der Normalzustand. Der 8. März sollte zum Streiktag im Care-Bereich werden, um an diesem feministischen Kampftag tatsächlich eine Verbesserung für Frauen zu erreichen.

 

Die ganze ROSA-Zeitung findest du hier:

Nicht mit uns!

Schulstreik gegen Sexismus
Kiara Werner, Schülerin und ROSA-Aktivistin

Artikel aus der aktuellen ROSA-Zeitung (März 2022)​

Wir Schülerinnen gehen in die Schule, strengen uns an, genauso wie unsere männlichen Schulkollegen. Trotzdem wissen wir jetzt schon, dass wir später nicht die gleichen Chancen im Leben haben werden. Wir kriegen noch immer Geschlechtsrollenbilder vorgesetzt und werden „nicht nur“ in der Öffentlichkeit, sonder zusätzlich ständig in der Schule, an der wir ohnedies mit Stress und Leistungsdruck kämpfen haben, sexualisiert.

„Zieh dir mal was an“, „So gehst du in die Schule“, „Da haben die Jungs aber was zu schauen“, „Ich brauch starke Jungs die mir tragen helfen“, „Jungs sind einfach besser in Mathe“, „Ja dann schau halt einfach lieb und lächle, dann kriegst du eine gute Note“, „Das glaub ich nicht das er das so meint, er ist doch dein Lehrer“, dass alles und noch mehr, sind Sprüche die sich Schülerinnen täglich anhören müssen.

Wir streiken am 8. März, weil wir das nicht mehr mit uns machen lassen. Wir sind stark, wir sind laut, und wollen ein Zeichen setzen. Für alle Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Menschen und alle Schüler*innen. Wir kämpfen kollektiv gegen Sexismus und patriarchale Systeme. Wir sind wütend und enttäuscht, und sind nicht mehr leise sondern machen uns kämpferisch und laut.

Der Kampf gegen Sexismus geht schon lange und wird auch noch lange gehen. Um Schritte in die richtige Richtung zu machen, brauchen wir einen Aktionsplan. Es ist wichtig, dass wir kollektiv in großen Gruppen streiken, uns laut machen, Aktionen starten, uns vernetzen, uns solidarisch mit anderen Gruppen (Pflege, Pädagogik usw.) zeigen und uns gegenseitig unterstützen, aufklären und so Druck auf die Gewerkschaften und Regierung machen.

 

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Internationaler Frauentag 2022

1917 begannen die Frauen der Arbeiter*innenklasse jene Revolution, die den Krieg beendete - lasst uns das wieder tun!
Sarah Moayeri, Aktivistin bei ROSA und der Sozialistische LinksPartei (SLP)

gekürzte Version des Statements von ROSA International in der aktuellen ROSA-Zeitung (März 2022)

Als ob wir nicht schon genug Gründe hätten, am 8.März gegen die Belastungen zu kämpfen, die uns auferlegt werden, kommt mit dem "Kalten Krieg" zwischen den USA und China um die Weltherrschaft, der sich aktuell mit der aggressiven Intervention und dem grausamen Krieg des russischen Regimes gegen die Ukraine in einen heißen militärischen Konflikt verwandelt, eine weitere existenzielle Bedrohung hinzu.

Der Ruf nach Frieden wird in der ganzen Region laut: Sofort haben Proteste gegen den Krieg begonnen, vor allem auch in Russland. In den letzten Wochen wurde deutlich, dass es keine Hoffnung auf Frieden gibt, wenn man sich auf die herrschenden Eliten der kapitalistischen Nationen oder internationale Organisationen wie die UNO und die Nato verlässt. Der Kampf für den Frieden kann nur von der Arbeiter*innenklasse selbst ausgehen. Es ist nicht das erste Mal, dass Sozialistinnen gegen einen imperialistischen Krieg kämpfen mussten. 1915 organisierten sie die erste internationale sozialistische Konferenz gegen den 1. Weltkrieg. Frauen begannen 1917 die Russische Revolution, die das Ende des 1. Weltkriegs einläutete. Entgegen der enormen Propaganda müssen wir heute damit beginnen, eine massive Bewegung gegen Krieg und Imperialismus aufzubauen, da wir wissen, dass das Fortbestehen von Kapitalismus und Imperialismus immer zu Krieg führen wird.

Wenn Arbeiter*innen, Jugendliche und Frauen in Russland ihre Proteste ausweiten und verbinden mit dem längst überfälligen Kampf für den Sturz des autoritären, korrupten und frauenfeindlichen Regimes von Putin und seiner Kumpan*innen, wäre das die stärkste Waffe, um alle russischen Truppen aus der Ukraine abzuziehen. Bevor ihr sagt "das ist unmöglich", erinnert euch an die Rolle von Frauen und der Arbeiter*innenklasse in den Kämpfen der letzten Jahre, auch in Belarus und Kasachstan. Der Krieg kommt zu all den Härten hinzu, die wir während der Pandemie erlebt haben. Aber die Pandemie hat auch gezeigt, dass Frauen für das Funktionieren der Gesellschaft absolut unverzichtbar sind. Nicht Banker*innen oder Politiker*innen, nicht die Waffenindustrie oder das Großkapital, sondern Frauen der Arbeiter*innenklasse nahmen diesen Kampf auf und riskierten dabei ihre eigene Gesundheit und ihr Leben. 

Wir glauben nicht, dass mehr Politikerinnen oder Managerinnen irgendetwas in unserem Leben ändern werden. Wir kämpfen dafür, die Art und Weise zu ändern, wie und in wessen Interesse die Gesellschaft und die Wirtschaft geführt werden. Nur eine geplante Wirtschaft, die auf öffentlichem Eigentum an den großen Monopolen basiert und die unter der demokratischen Kontrolle der Arbeiter*innenklasse und der unterdrückten Massen steht, kann die Menschheit vor Armut, Krieg und Krankheit bewahren und die Natur und alle ihre Bewohner*innen schützen. Heute leiden unzählige Frauen auf der ganzen Welt unter irgendeiner Form von Gewalt und Entbehrung. Der sozialistische Feminismus kämpft für die Befreiung aller. Wir müssen eine neue Gesellschaft aufbauen, in der die Arbeiter*innenklasse die Wirtschaft übernimmt und sie auf Grundlage von Bedürfnissen und nicht von Profit demokratisch führt.  Wir rufen nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer der Arbeiter*innenklasse auf, die Gewerkschaften, die sozialen Bewegungen, die linken Parteien: Protestiert und streikt mit uns am 8. März, aber haltet jeden Tag des Jahres die Fahne des sozialistischen Feminismus hoch! Viele Errungenschaften der letzten Jahre waren möglich, weil Frauen die besten Kampfmethoden der Arbeiter*innenklasse zum Einsatz gebracht haben. Das in den letzten Jahren immer häufiger zum internationalen Streik aufgerufen wurden, speziell von Frauen anlässlich des 8. März, ist ein praktisches Beispiele dafür. Wir sind solidarisch mit den Frauen - und Männern - der Arbeiter*innenklasse in all ihren Kämpfen für Frieden und Würde, gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Schließt euch unseren Reihen an und baut mit uns eine sozialistische feministische Bewegung auf, die die Dringlichkeit einer neuen Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ausbeutung betont!

 

Die ganze ROSA-Zeitung findest du hier:

Wer cancelt wen?

Während Konservative und Rechte jedes Mal „Cancel Culture!“ („Maulkorb“) brüllen, wenn rassistische oder sexistische Äußerungen oder Klischees kritisiert werden, treiben sie in den USA eine tatsächliche Cancel Culture voran: Die Zahl der Bücher, die aufgrund von Beschwerden aus Schulbibliotheken entfernt werden, wächst dramatisch. Ins Fadenkreuz geraten dabei Werke, die Geschichten aus Perspektiven erzählen, die nicht ins rechtskonservative Weltbild passen – Bücher über Rassismus und Sexualität verschwinden aus den Regalen, sogar Bücher über Rosa Parks und Martin Luther King. Für internationales Aufsehen sorgte das Verbot von Art Spiegelmans Comic „Maus“ in Tennessee. „Maus“ erzählt die Geschichte des Faschismus und des Holocaust. Spiegelman arbeitet darin seine eigene Familiengeschichte auf – seine Eltern überlebten Auschwitz, während der Großteil seiner Familie ermordet wurde. In Virginia wollen Vertreter der Schulbehörde ganz offen Bücher verbrennen. All dies ist nicht das Werk „besorgter“ Eltern, sondern ein gezielter ideologischer Vorstoß rechter Kreise rund um die Republikaner. Widerstand dagegen leisten vor allem die Beschäftigten der Bibliotheken und Büchereien selbst, welche verbotene Bücher weiter anbieten und dafür Strafen und sogar Morddrohungen riskieren.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

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