Frauen und LGBT

Jede ermordete Frau ist eine zu viel!

Oliver Giel

Am 15. Jänner waren Aktivist*innen von „Do It Yourself: Frauentag Linz“ und der Kampagne ROSA in Vöcklabruck. Sie protestierten gegen den ersten Femizid des Jahres in diesem Bezirk. Aktivistin Katharina meinte in ihrer Rede: „Wenn wir langfristig gegen Gewalt an Frauen kämpfen wollen, braucht es auch entsprechende Rahmenbedingungen, die diese verhindern oder zumindest reduzieren. Dazu zählt für uns in erster Linie die Befreiung aus Abhängigkeiten. Etwa durch ein Mindesteinkommen von 1700 € netto und leistbaren Wohnraum.“ Passant*innen wurden dazu aufgerufen, gemeinsam gegen die „Pandemie der Femizide“ aktiv zu werden. Das Bündnis, an dem ROSA beteiligt ist, organisiert am Internationalen Frauentag am 8. März eine Demo in Linz. Darüber hinaus ruft ROSA zu Walkouts und Streiks in Schulen auf.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Liebe ist…

…. wenn ich meine Unabhängigkeit für dich aufgebe.
Judith

Schon als Kinder lernen wir, Mädchen ganz besonders, dass, neben der Ausbildung, die “große Liebe”, die zur Ehe führt, eines der großen Ziele im Leben ist. Im Idealfall stimmen Faktoren wie Freundschaft, finanzielle Augenhöhe, gemeinsame Interessen, sexuelle Anziehung sowie gemeinsame Lebensziele zweier Personen überein. Der/die Seelenverwandte! Im Kapitalismus, der Frauenunterdrückung braucht, ist das letztlich kaum möglich, das sehen wir auch an Gewalt in der Partnerschaft und einer Scheidungsrate um die 40% (Q: Statistik Austria).

Seit der Existenz einer herrschenden Klasse war die Ehe von wirtschaftlichen Interessen geprägt und auf Nachkommen ausgelegt. Freundschaft war von Vorteil, aber auch nicht sonderlich wichtig. Von romantischer Liebe ist erst ab dem Mittelalter die Rede, als im Minnesang Lust außerhalb der Ehe besungen wird. Freundschaft und Anziehung rücken erst mit der Epoche der Romantik um 1800 ins Licht. Dennoch entschied letztlich das Vermögen, ob geheiratet wurde oder nicht. Menschen ohne Besitz hatten noch bessere Chancen auf eine romantischere Ehe, da es wenig bis gar nichts zu vererben gab.

Die Liebe (Freundschaft und körperliche Anziehung) als Faktor für die Ehe ist letztlich ein relativ neues Konstrukt.

Dieses romantische Bild wurde auch nötiger, weil das “klassische” Bild des übergeordneten Ehemanns und der untergeordneten Ehefrau (das das Bild der herrschenden und arbeiteten Klasse reproduzierte) nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte. Also musste die Ausbeutung der weiblichen Arbeitskraft in Haushalt, Pflege und Kindererziehung nun “aus Liebe” geschehen. Bis zur Selbstaufgabe. Auch der Stalinismus bediente sich dieser Idee. Auch wenn mehr Frauen berufstätig waren, so hatten sie doch die Rolle der liebenden Mutter zu erfüllen, um Kinder als Arbeiter*innen oder auch Soldat*innen zu “produzieren”. Noch heute müssen zuerst Kinder und Haushalt gut funktionieren, auch wenn frau arbeiten muss (was oft als “Selbstverwirklichung” lächerlich gemacht wird). Ansonsten ist mit der Moralkeule zu rechnen.

 Mit der „Ehe für Alle“ wurde das traditionelle Bild auf homosexuelle Paare erweitert. Auch hier kommen Unterdrückungsmechanismen zum Einsatz. Bei einem schwulen Paar wird gern mal (hinter vorgehaltener Hand) gefragt, „Wer denn nun die Rolle der Mutter übernimmt.“. Aber was, wenn die Familie aus mehr Partner*innen besteht? Oder Kinderbetreuung und Haushalt auf mehr Personen aufgeteilt werden. Klingt gut, doch statt zu versuchen, romantische Inseln im kapitalistischen Meer zu schaffen, geht‘s darum, die Notwendigkeit der Rollenbilder zu beseitigen und Hausarbeit möglichst auszulagern und zu professionalisieren.

Was ist nun also Liebe abseits der Kapitalismus? Da letztlich niemand wissen kann, wie Liebe in einer sozialistischen Welt aussehen würde, hier ein Versuch: Liebe ist…. wenn wir, trotz ökonomischer Unabhängigkeit und ohne Machtgefälle, zusammenbleiben.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

8. März: Schulstreik gegen Sexismus

Schüler*innen organisieren Demo am Internationalen Frauentag in Wien
ROSA - kämpferisch.sozialistisch.feministisch

Streik-Kundgebung:

Dienstag, 8. März 2022 - 09:00

Platz der Menschenrechte - Wien

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Warum streiken am 8. März?

Der 8.März, der internationale Frauentag, hat seinen Ursprung in Kämpfen von Arbeiter*innen. Jedes Jahr gibt es auch in Österreich Demos gegen Sexismus & Gewalt an Frauen. Demos sind wichtig, aber wir brauchen mehr. Streiken ist das stärkste Mittel das wir haben: Als Schüler*innen und Jugendliche, als Auszubildende, Lehrlinge und Beschäftigte. Die Regierung wird uns nichts schenken. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass ihr Profite für einige wenige wichtiger sind als unsere Gesundheit, Bildung und Sicherheit. Sexismus, LGBTQI+ Feindlichkeit, Rassismus und andere Formen von Diskriminierung sind für uns alle Alltag in diesem System. Es ist höchste Zeit, dass wir uns gemeinsam dagegen zur Wehr setzen. Um konkrete Verbesserungen zu erkämpfen braucht es eine massenhafte Bewegung und Streiks von Beschäftigten - denn wenn Kolleg*innen in den Betrieben streiken steht alles still und die Profite der Konzerne werden bedroht. Das wird heuer noch nicht möglich sein. Aber mit kleinen symbolischen Schulstreiks können wir einen Schritt in diese Richtung gehen. Wir können solche Aktionen am 8. März zum Ausgangspunkt für langfristige Organisierung und weiteren Widerstand nehmen: Zum Beispiel um uns in der Schule gegen Sexismus zu organisieren. Schulstreiks am 8. März können auch Druck auf die Gewerkschaften für Streiks in den Betrieben aufbauen!

Schule und Ausbildung 

  • Für echten Gesundheitsschutz u.a. durch kleinere Klassen regelmäßige PCR-Tests und Luftfilter
  • Kein Platz für Sexismus, LGBTQI+ Feindlichkeit oder Rassismus an der Schule: Für demokratische Komitees an jeder Schule, um gegen jede Form von Diskriminierung vorzugehen
  • Vollumfängliche Sexualaufklärung in Bildungseinrichtungen ab dem Kindergarten - Für die volle Trennung von Kirche und Staat
  • Für demokratische Mitbestimmung statt Maturastress und Leistungsdruck: Lehrpläne, Corona-Maßnahmen und Schulalltag müssen von Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern gestaltet werden  
  • Für bezahlte Praktika und Ausbildung in jeder Branche mit einem Lohn von dem man leben kann 
  • Eine Job- und Lehrstellenoffensive für eine echte Zukunft für alle
  • Milliarden für Bildung statt für die Rettung von Konzernen

Gewalt an Frauen hat System 

  • 228 Millionen sofort für Gewaltschutz
  • Für flächendeckende, selbstverwaltete Frauenhäuser
  • Leerstand beschlagnahmen, Immobilienkonzerne enteignen und Flächen zur Verfügung stellen für leitstbaren Wohnraum und Schutzeinrichtungen
  • Wir sind keine Objekte: Schluss mit der Vermarktung von Frauen und ihren Körpern!
  • Für umfassende Kampagnen gegen Gewalt durch Gewerkschaften in Nachbarschaften und Betrieben 

Solidarisch mit "systemrelevanten" Beschäftigten 

  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
  • Für drastische Lohnerhöhungen, Arbeitszeitverkürzung auf 30h beim vollem Lohn und mehr Personal 
  • Für Streiks im Gesundheits, Bildungs- und Sozialbereich 
  • Nicht auf dem Rücken von Frauen! Für eine öffentliche, kollektive Organisierung der Haus- und Pflegearbeit
  • Milliarden zum Ausbau des gesamten Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereichs: Gesundheit statt Profite! 

Streiken gegen Sexismus, Leistungsdruck und jede Form von Diskriminierung - aber wie? 

All die Ungleichheiten die wir erleben sind systematisch - im Kapitalismus werden immer Profite an erster Stelle stehen. Wir wollen eine Alternative dazu aufbauen.
Deshalb wollen wir in den 8.März zum Streiktag machen und dafür heuer ein erstes Beispiel setzen. Das funktioniert nur demokratisch und mit Strukturen an Schulen, Unis und am Arbeitsplatz. Bau mit uns Aktionskomitees auf, fangt damit an z.B. gemeinsam an eurer Schule für den 8.März zu mobilisieren, Versammlungen zu organisieren und Forderungen zu diskutieren.
Niemand kann euch verbieten an einem Schulstreik teilzunehmen und eine kritische Masse ist immer der beste Schutz vor Stress mit Lehrer*innen oder der Direktion.
Mach mit bei ROSA - nur wenn wir uns organisieren können wir eine Basis legen für breite Schulstreiks gegen Sexismus. Du willst an deiner Schule etwas organisieren? Melde dich bei uns! Wir können Streikworkshops und Aktionen/Treffen gegen Sexismus an deiner Schule organisieren! 

Mach mit!

ROSA ist eine sozialistisch-feministische Initiative der SLP (Sozialistische Linkspartei). Wir sind aktiv gegen Sexismus, Rassismus, LGBTQI+ Feindlichkeit und jede Form von Diskriminierung, Ungleichheit und Unterdrückung. Wir kämpfen gegen Gewalt an Frauen, Alltagssexismus und veraltete Rollenbilder. Für Milliarden für Gesundheit, Bildung und Soziales statt für Banken und Konzerne. Für höhere Löhne, Jobs, leistbaren Wohnraum und bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen für alle. Es gibt keinen Kapitalismus ohne Sexismus - wir kämpfen für eine sozialistische Welt, in der Wirtschaft und Gesellschaft demokratisch, von uns allen im Interesse von Mensch und Umwelt organisiert werden. Werde Teil von ROSA und mach mit, wenn du an deiner Schule/Uni oder an deinem Arbeitsplatz/in deiner Nachbarschaft gegen Sexismus und das System dahinter aktiv werden willst! Wenn du darüber reden willst wie du mitmachen kannst, schreib uns einfach eine Nachricht auf Instagram oder komm zu unseren Treffen und Aktionen!

Instagram: @rosa_oesterreich

Facebook: ROSA - kämpferisch.sozialistisch.feministisch

E-Mail: info@nichtmitmir.at

Die Welle der Trauer um Ashling Murphy markiert einen Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit männlicher Gewalt

Keishia Taylor, Socialist Party Irland & ROSA-Aktivistin

Socialist Party Irland

ROSA - Socialist Feminist Movement in Irland auf Facebook und Instagram

 

Eine beispiellose Welle von Kummer und Zorn hat das Land nach dem verheerenden Mord an der 23-jährigen Ashling Murphy in Tullamore ergriffen. Zehntausende haben in unzähligen Mahnwachen in jeder Stadt, jedem Ort und jedem Dorf, in Nord- und Süd-Irland, teilgenommen. Auch von irische Communities in London, New York und Australien gab es große Aktionen.

Am Mittwoch, dem 12. Januar, ging Ashling joggen und wurde am helllichten Tag von einem fremden Mann brutal ermordet - der erste Frauenmord des Jahres 2022 im irischen Staat. Als Grundschullehrerin und talentierte Musikerin und Sportlerin war Ashling in ihrer Gemeinde sehr beliebt. Unter dem Hashtag #Shewasgoingforarun wurde in den sozialen Medien darauf hingewiesen, dass sie, wie Sarah Everard, alles "richtig" gemacht hatte, um sich in Sicherheit zu bringen, aber das war nicht genug.

In dieser Stimmung steckt implizit eine Ablehnung der müder, heuchlerischer Opferbeschuldigung. Der Vorschlag von Fine Gael-Juniorministerin Josepha Madigan, dass Frauen Panikknöpfe und Sicherheits-Apps benutzen sollten, und die Forderung der reaktionären Lachnummer, des Parlamentsabgeordnete Michael Healy-Rae, das Tragen von Pfefferspray zu legalisieren, haben Spott und Empörung ausgelöst. Unter Frauen und Menschen aus der Arbeiterklasse ist weithin anerkannt, dass es keine Rolle spielt, was sie getan hat oder hätte tun können - keine Frau oder geschlechtsuntypische Person verdient es, unter männlicher Gewalt zu leiden.

Ein entscheidender Moment

Zehntausende von Frauen und jungen Menschen, aber auch Männer und ältere Menschen, strömten am Freitag auf die Straßen, um an Mahnwachen für Ashling teilzunehmen. Zu diesen Mahnwachen hatten Frauengruppen, Sportvereine, Bürgerinitiativen, feministische und antirassistische Kampagnen sowie alle nur denkbaren Gruppen im ganzen Land aufgerufen, um ihre Solidarität mit den Angehörigen und der Gemeinschaft von Ashling Murphy sowie mit allen Opfern von geschlechtsspezifischem Missbrauch und von Traumata, einschließlich der häufigsten Form, der Gewalt in der Partnerschaft, zum Ausdruck zu bringen. Rund 5.000 Menschen versammelten sich am Freitag vor dem Dáil, und mehrere Tausend füllten den Tullamore Town Park unter Tränen, in Umarmungen, mit Kerzen, Blumen und selbstgebastelten Schildern. Traditionelle Musiker*innen spielten Ashlings Lieblingsstücke, während die Menschenmenge in Stille verharrte. Unter dem Herzschmerz und der Trauer schwangen eine tiefe Wut und der Wunsch zu handeln, um der männlichen Gewalt ein Ende zu setzen, die seit 1996 244 Frauen in Irland das Leben geraubt und unermessliches Leid über unzählige weitere gebracht hat, mit.

Dieses beispiellose Zeichen der Solidarität stellt einen Wendepunkt dar. Sie erinnert an die Reaktion auf den Tod von Savita Halappanavar im Jahr 2012 als Folge des achten Verfassungszusatzes, der 2018 nach jahrelangem Kampf, der durch ihren Tod ausgelöst wurde, aufgehoben wurde. Die "I believe her"- und "this is not consent"-Proteste im Jahr 2018 waren wichtige Momente im Kampf gegen sexuelle Gewalt und Opferbeschuldigung in diesem Staat, aber der Mord an Ashling hat einen Damm gebrochen. Die Weigerung von Frauen und geschlechtsuntypischen Menschen zu akzeptieren, in Angst zu leben, unser Verhalten zu ändern, um Gewalt zu vermeiden, oder gezwungen zu sein, verzweifelt unterfinanzierte Dienste aufzusuchen, spiegelt sich nun in der gesamten Gesellschaft wider.

Jetzt, wie auch 2018, haben ROSA - Socialist Feminist Movement und Ruth Coppinger, ehemalige TD der Socialist Party und Lehrergewerkschafterin, schnell gehandelt und Kundgebungen unter social distancing in Dublin, Belfast, Cork und Limerick einberufen, um eine Arena zu schaffen, in der die von so vielen empfundene Angst zum Ausdruck gebracht und diese Wut in Aktionen umgesetzt werden kann. ROSA-Mitglieder, Gewerkschafter*innen, Frauen und nicht-binäre Aktivist*innen und andere sprachen über ihre Trauer, ihre Erfahrungen mit männlicher Gewalt und die Notwendigkeit eines umfassenden kulturellen und gesellschaftlichen Wandels in Bezug auf Frauenfeindlichkeit und geschlechtsspezifische Gewalt. Als die Redner*innen erklärten, dass wir gegen alle Formen von Sexismus, Rassismus und Transphobie solidarisch sind, ernteten sie einhelligen Beifall. Die Tausenden von Teilnehmer*innen waren sich einig, dass wir jetzt handeln müssen, um das "Nie wieder" Wirklichkeit werden zu lassen.

"Never again" zur Realität machen

Von Gewalt in Paarbeziehungen über Anmachen und Beschimpfungen beim Spazierengehen, Laufen oder Radfahren bis hin zu Online-Belästigung und bildbasiertem Missbrauch sowie sexueller Gewalt und Spiking (unter Drogen Setzen durch Spritzen oder Drinks) - wir müssen dieses Thema aus dem Schatten holen und auf die Straße gehen. Wir müssen ausdrücklich unsere Solidarität mit jedem Opfer von Femizid bekunden, um auszurufen, dass nicht noch ein Leben genommen werden darf - sowie mit allen Überlebenden von männlichem Missbrauch und Gewalt und allen Leidtragenden des Staates, um zu fordern, dass dies nie wieder geschieht.

Um die geschlechtsspezifische Gewalt wirklich zu bekämpfen, müssen wir die unglaubliche Dynamik, die wir in ganz Irland erleben, nutzen und in eine nachhaltige Bewegung kanalisieren, die in jeder Gemeinde, Schule, Hochschule und am Arbeitsplatz organisiert ist. Nur so kann ein grundlegender systemischer und kultureller Wandel herbeigeführt werden, der notwendig ist, um wirklich jede einzelne Form von Sexismus, Frauenfeindlichkeit und LGBTQ-Phobie zu bekämpfen.

Vor zehn Jahren, nach dem Tod von Savita, sagte eine große Bewegung "Nie wieder" und schwor, dass sich ein solcher Tod nie wiederholen würde. Wir wollen das Gleiche jetzt - das einzig angemessene Vermächtnis für Ashling.

Nächste Schritte nach dem Gelöbnis "Never again"

- Eine Woche nach Ashlings Ermordung finden am Mittwoch, dem 19. Januar, um 16 Uhr landesweit weitere Solidaritätskundgebungen statt.

- Der Internationale Frauentag muss zu einem Schwerpunkt werden - Proteste, Demonstrationen und ein kollektiver Streik von Schüler*innen, Student*innen und Arbeiter*innen sollten jetzt diskutiert und vorbereitet werden.

- ROSA Socialist Feminist Movement veranstaltet am Donnerstag, den 20. Januar um 19 Uhr eine Online-Versammlung, um eine Kampagne für eine große Konferenz von Gewerkschafter*innen, Gewerkschaften, Frauen- und LGBTQ-Organisationen, Traveller- und antirassistischen Organisationen, Gemeinschaftskampagnen und mehr zu starten, um eine massive soziale Bewegung zur Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt und insbesondere Aktionen zum Internationalen Frauentag zu starten.

Zu den Forderungen, die auf einer solchen Konferenz und Bewegung diskutiert werden sollten, gehören:

- Sofortige Maßnahmen gegen die Pandemie der geschlechtsspezifischen Gewalt - sofortige Verdreifachung der Mittel für Organisationen, die sich mit häuslicher und sexueller Gewalt befassen. Umfangreiche Investitionen in kostenlose, zugängliche, qualitativ hochwertige psychische Gesundheitsdienste.

- Eine öffentliche Untersuchung der Annullierung von Tausenden von 999-Anrufen durch die Polizei sowie von Sexismus, Rassismus und Vorurteilen gegen die Arbeiterklasse im gesamten Rechtssystem.

- Ein Ende der Opferbeschuldigung und der Vergewaltigungsmythen in den Gerichten. Bildungsangebote zur Bekämpfung von Sexismus und geschlechtsspezifischer Gewalt, sich mit sexueller Einwilligung befasst und LGBTQ+ Personen einschließt.

- Ein Ende der geschlechtsspezifischen Erziehung und der religiösen Kontrolle der Schulen, die dem im Wege stehen. Trennung von Kirche und Staat - Entfernung des kirchlichen Einflusses aus allen öffentlichen Einrichtungen und Institutionen, einschließlich aller Bildungs- und Gesundheitsdienste.

- Ein Sofortprogramm für den Bau von Zehntausenden von Sozialwohnungen auf öffentlichem Grund, um die Wohnungskrise zu beenden, die Frauen in von Missbrauch geprägten Beziehungen gefangen hält.

Die Socialist Party und die Mitglieder der Socialist Party in ROSA setzen sich für den Aufbau einer sozialistisch-feministischen Bewegung ein, die die Ausgebeuteten und Unterdrückten dieser Welt vereint. Durch die dadurch entstehenden Vision von der Macht, die ein vereinter Kampf der Arbeiter*innenklasse über Grenzen von Geschlecht und Herkunft hinweg mit sich bringen kann, um das System der Unterdrückung und Ausbeutung im Kern zu treffen, bietet dies das Potenzial für systematische Veränderungen für die Menschheit und den Planeten.

Notizen gegen Sexismus: Zensur oder Porno * Gender-Marketing

Zensur oder Porno

Weil die 30.000 Jahre alte Venus von Willendorf aufgrund von „zu viel Nacktheit“ von Facebook und Instagram verbannt wurde, richtete der Wiener Tourismusverband im Spätherbst einen Account auf onlyfans ein - eine Plattform mit hauptsächlich pornographischen Inhalten. Dort lädt er nun auch Bilder von Schiele, Modigliani etc. hoch, um Museen und Ausstellungen zu bewerben. Was in internationalen Schlagzeilen als kreative Werbekampagne gefeiert wurde, die übermoralistische Algorithmen ausbootet, ist tatsächlich nur die andere Seite der Medaille. Denn der Fall zeigt auf, dass es im Kapitalismus nur zwei Arten gibt, mit Nacktheit bzw. Sexualität umzugehen: verstockte Zensur und pornographische Vermarktung. Entweder dürfen sie gar nicht existieren, oder sie müssen im Dienste des Profits immer weitergetrieben werden.

Screenshot: The Guardian

 

Gender-Marketing

Blau für die Buben, Rosa für die Mädchen. Feuerwehrautos für die einen, Puppen für die anderen. Wer gedacht hat, dass diese verstaubten Klischees der Vergangenheit angehören, wird insbesondere im Weihnachtsgeschäft eines Besseren belehrt. Das Gegenteil ist nämlich der Fall: Wie die kalifornische Soziologin Elisabeth Sweet gezeigt hat, ist Spielzeug heute viel „geschlechtsspezifischer“ als noch vor ca. 50 Jahren. Der plumpe Grund: Profit. Vor dem Hintergrund zurückgehender Geburtsjahrgänge müssen Kinderprodukte umso aggressiver vermarktet werden – und so wurde das „Gender-Marketing“ geboren: Produkte wie Gummistiefel oder Fahrräder werden extra „für Buben“ oder „für Mädchen“ vermarktet – sodass für Geschwister z.B. alles doppelt gekauft werden soll. So werden im Interesse des Profits Rollenbilder verfestigt

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

ROSA aktiv am 25.11.

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: ROSA aktiv bei Protesten in Wien, Linz und Graz.

In Linz waren über 100 Teilnehmer*innen bei der Demonstration von "Do it Yourself Frauentag Linz". SLP & ROSA-Aktivist*innen haben betont, dass der Kampf gegen Sexismus und Gewalt untrennbar verbunden ist mit den Protesten, die wir in den vergangenen Monaten in Pflege, Elementarpädagogik und Bildung gesehen haben.

Deshalb hatte ROSA auch im Vorfeld die Online-Diskussion "Klassenkampf gegen Gewalt an Frauen" organisiert, wo es den Teilnehmer*innen auch stark um die Vernetzung und Organisierung von Kolleg*innen an der Basis ging.

In Wien hatte ROSA wochenlang für die Kundgebung am Handelskai in Wien 20 mobilisiert und damit an vergangene Aktionen nach dem Bierwirt-Mord in der Nähe angeknüpft. Die Reaktionen von Passant*innen waren sehr positiv, viele haben sich in unsere Kontaktlisten eingetragen. In den Reden gab es nicht nur Berichte über persönliche Erfahrungen mit Sexismus und Übergriffen. Auch der Versuch der Regierung, Sexismus rassistisch zu nutzen, wurde zurückgewiesen.

In Graz mobilisierten ROSA- und SLP-Aktivist*innen bei der Demonstration vom F*Streik Bündnis für die Menschenkette für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege am 17.12. und riefen auch in einer Rede zur Teilnahme auf. Und überall galt und gilt die Einladung: Werde mit uns gegen das ganze System aktiv und hilf mit bei der Mobilisierung für Streiks und Walk-outs am 8. März 2022

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Sexismus hat System - Für Streiks und Walkouts am 8. März!

Mach mit bei der Kampagne von ROSA
Sarah Moayeri

Wir rufen als sozialistisch-feministische Initiative ROSA für den diesjährigen 8. März zu einer Kampagne für Streiks und Walkouts an Schulen, Universitäten, FHs auf. Wir fordern auch die Gewerkschaftsführungen dazu auf, wenn nötig auch durch Druck von unten, dasselbe in Betrieben zu organisieren. Denn wir müssen die Proteste gegen Gewalt an Frauen und Sexismus sowie gegen die katastrophalen Arbeitsbedingungen gerade in “Frauen”Branchen wie Gesundheit, Bildung, Soziales und Handel, auf eine nächste Ebene bringen. Nur so können wir eine Bewegung aufbauen, die reale Verbesserungen erkämpfen und das gesamte System, das Sexismus hervorbringt, herausfordern kann. Auch wenn wir solche Streiks in diesem Jahr noch nicht massenhaft organisieren werden können, wollen wir in diesem Artikel eine Perspektive aufzeigen, wie wir heuer erste Aktionen setzen können und wie das in den kommenden Jahren möglich werden kann. Mach mit und melde dich bei uns, wenn du schon für diesen 8. März etwas an deiner Schule/Ausbildungsstätte/Betrieb organisieren willst!

Pandemie hat alle Ungleichheiten verschärft

Zwei Jahre Pandemie haben auf allen Ebenen alle Ungleichheiten von denen wir betroffen sind verschärft. Sei es an den Schulen und im Bildungssystem mit der Chaos-Politik der Regierung, sei es Arbeitslosigkeit, Rassismus, Sexismus oder psychische Erkrankungen. Die Regierung hat mehr als einmal unter Beweis gestellt, dass ihr die Profite der Konzerne und der Skiliftbetreiber*innen wichtiger sind als unsere Leben und unsere Gesundheit. Kolleg*innen, besonders Frauen, im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich sind am Limit, genauso wie Schüler*innen, Lehrlinge und Auszubildende, die keine rosige Zukunft vor sich haben. Wir leben in einer Welt, in der wir nicht sicher sein können und in der unsere Leben durch zahlreiche Krisen bedroht werden: Durch zunehmende Gewalt gegen Frauen und Mädchen, durch LGBTQIA+ Feindlichkeit, befeuert durch die Kräfte, die auch wöchentlich bei den Corona-Demos mitlaufen, durch ein unterfinanziertes Gesundheitssystem, durch die drohende Klimakatastrophe, durch die zunehmende wirtschaftliche Krise und die Angst, in Armut und sozialer Not leben zu müssen, sich keine Wohnung leisten zu können etc. Es ist kein Wunder, dass in Österreich 62% der Mädchen und 38% der Burschen eine depressive Symptomatik aufweisen - dieses System macht uns krank. Es braucht dringend eine Intensivierung und Verbreiterung des Kampfes gegen Frauenunterdrückung - wir brauchen Streiks gegen Sexismus, Gewalt an Frauen und unhaltbare Arbeits- und Ausbildungsbedingungen als Notwehr gegen die Situation der großen Mehrheit von Frauen in Österreich.  

Gewalt an Frauen hat System

In den letzten zwei Jahren gab es viele Proteste gegen Frauenmorde und Gewalt an Frauen. Immer mehr Menschen, vor allem junge Frauen, wollen den Zustand nicht länger dulden, dass jede fünfte Frau in Österreich von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen ist. Die veralteten Rollenbilder, mit denen wir von kleinauf aufwachsen bedrohen unsere körperliche Unversehrtheit - und gleichzeitig verschärfen wirtschaftliche Krisen wie wir sie aktuell erleben die Situation gerade für Frauen und auch Kinder und Jugendliche: Denn ohne Job, mit einem miesen Gehalt oder der fehlenden Perspektive eines unabhängigen Lebens ist es kaum möglich, beispielsweise aus einer Gewaltbeziehung auszubrechen. Gewalt an Frauen war und ist eines der dominierenden Themen in der Öffentlichkeit - nicht etwa weil es der Regierung, den etablierten Parteien oder den Medien so am Herzen läge, sondern weil sich in der Bevölkerung eine Stimmung gegen diese Pandemie der Gewalt entwickelt, der sie durch warme Worte und Bedauern nachgeben müssen. Wir haben sehr viele leere Worte von der Regierung und besonders von Frauenministerin Susanne Raab und dem neuen Bundeskanzler Karl Nehammer gehört. Immer wieder hieß es, sie werden das Thema Gewalt an Frauen mit der Dringlichkeit behandeln, die es erfordert. Tatsächlich waren sie nicht einmal bereit, die von den Autonomen Frauenhäusern und anderen geforderten 228 Millionen mehr für Gewaltschutz auszugeben. Sie haben in erster Linie Symbolpolitik betrieben, indem sie sich zu zig Gewaltschutzgipfeln getroffen haben und immer wieder appelliert haben, Frauen sollten sich doch mehr und öfter an die Polizei wenden - wo sie so oft nicht ernst genommen oder sogar selbst für die Angriffe auf sich verantwortlich gemacht werden! Es ist also mehr als deutlich geworden, dass wir uns im Kampf gegen Gewalt an Frauen nicht auf die etablierte Politik verlassen können. Denn solange wir die Strukturen, die Gewalt hervorbringen und Frauen kein unabhängiges Leben ermöglichen nicht verändern, werden auch Kampagnen wie beispielsweise die von der Regierung und Supermarktketten, Rufnummern von Helplines auf Kassenzettel zu drucken (was gut und sinnvoll ist!) Gewalt nicht nachhaltig zurückdrängen können. Leider ist es im letzten Jahr noch nicht gelungen die gesamte Wut über die Pandemie an Femiziden auch tatsächlich zu mobilisieren und in eine politische Bewegung zu verwandeln, die echte Verbesserungen erkämpfen kann. Wir müssen uns dort gegen Gewalt und Sexismus organisieren wo wir arbeiten, lernen und leben. Um den Kampf gegen Gewalt an Frauen auf die nächste Stufe zu heben müssen wir uns an Schulen, Arbeitsplätzen und in Nachbarschaften organisieren.

Wir wissen alle, dass die physische Gewalt von der Frauen, Kinder und LGBTQIA+ Personen betroffen sind, “nur” ein Teil eines großen Gesamtproblems sind. Sexismus und Gewalt an Frauen hat System: in der kapitalistischen Gesellschaft werden uns nicht nur Rollenbilder aufgedrückt, wir wachsen auch in einer Welt auf, in der Gewalt allgegenwärtig ist, in der Frauen strukturell benachteiligt, auf ihre Körper und ihr Aussehen reduziert, schlechter bezahlt und ungleich behandelt werden. Wir merken als junge Frauen und Mädchen schon früh, dass die Art und Weise wie wir uns verhalten, wie wir aussehen, wie wir uns kleiden ständig bewertet wird, dass wir Sprüche über unsere Körper und Übergriffe und auch noch Witze darüber aushalten müssen. Und das überall: In den eigenen vier Wänden, auf der Straße, in der Schule, am Arbeitsplatz, in den Medien. Um damit Schluss zu machen müssen wir also an die systemischen Ursachen ran: Es sind nicht einzelne Männer, die aufgrund ihrer “biologischen” Männlichkeit das Problem sind (auch wenn wir uns oft gegen einzelne Sexisten und Gewalttäter direkt wehren müssen) - es ist das gesamte System, dass viel zu viele Männer zu Gewalttätern macht und Sexismus hervorbringt. Deswegen kämpfen wir unmittelbar für die dringenden Verbesserungen, um uns vor Übergriffen schützen zu können und gleichzeitig für eine grundlegende Umwälzung dieses Systems um Gewalt zu beseitigen:

  • 228 Millionen für Gewaltschutz sofort - für einen laufenden bedarfsgerechten Ausbau von Frauenhäusern und Schutzeinrichtungen - dafür braucht es mehr Geld, mehr Personal und mehr Räume

  • Sofortige Schaffung von leistbaren Wohnraum durch den Bau von öffentlichen Wohnungen, Beschlagnahmung von aus Spekulationsgründen leerstehendem Wohnraum, um sie u.a. Gewaltopfern zur Verfügung zu stellen und einen Mietpreis- sowie Delogierungsstopp

  • Für umfassende Aufklärung über Gewalt und Gewaltschutz in Bildungseinrichtungen und geschulte Vertrauenspersonen an jeder Schule / Bildungseinrichtung und in gewerkschaftlichen und betrieblichen Strukturen

  • Für eine demokratische Kontrolle von Polizei und Justiz durch Gewerkschaften und Frauenschutzorganisationen 

  • Für eine Kampagne der Gewerkschaften gemeinsam mit Betriebsrät*innen am Arbeitsplatz gegen Gewalt an Frauen und jede Form von Sexismus mit der Orientierung auf betriebliche Aktionen z.B. am 8. März​

Care-Revolution - Für bessere Arbeitsbedingungen in frauendominierten Branchen

2021 sind Elementarpädagog*innen, Beschäftigte aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich, Pfleger*innen und auch Metaller*innen auf die Straße gegangen, um bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne zu fordern. Viele, auch sehr junge Menschen, haben sich solidarisch gezeigt mit diesen Kolleg*innen - weil wir wissen, dass wir alle auf ein gutes Gesundheitssystem und Bildungssystem angewiesen sind, aber auch weil die meisten von uns Menschen kennen, die in diesen Branchen arbeiten oder weil wir selbst einmal dort arbeiten möchten oder schon in der Ausbildung stecken. Diese Proteste haben das Potential gezeigt, weiter zu gehen und noch mehr Kolleg*innen für einen Kampf um Verbesserungen zu mobilisieren. Denn gerade in der Pflege stehen viele Kolleg*innen vor der Frage: Entweder kündige ich, oder die Arbeitsbedingungen verbessern sich radikal. Viele zukünftige Beschäftigte steigen gar nicht erst in den Beruf ein oder kündigen nach wenigen Jahren. Es geht um viele grundsätzliche Fragen bei diesen Protesten in besonders frauendominierten Branchen. Es ist kein Zufall, dass es diese Kolleg*innen sind, die gerade in die Offensive gehen. Es sind einerseits genau diese Branchen, die besonders von der Pandemie betroffen waren, wo Kolleg*innen zwar als Held*innen gefeiert wurden aber nichts dafür erhalten haben. Es geht aber andererseits auch ganz grundlegend um die Arbeit von Frauen im Kapitalismus. Frauen aus der Arbeiter*innenklasse tragen nicht nur die meiste bezahlte Pflege-, und Sorgearbeit, sondern auch die unbezahlte. Dieses System spart sich Milliarden dadurch, dass Frauen unbezahlte Pflege von Angehörigen, Kinderbetreuung und Hausarbeit leisten. All das ist die Basis für Profite für die Mächtigen sowie für die ungleiche Stellung von Frauen in diesem System. Deshalb muss es bei dem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und um ein öffentliches Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystem auch darum gehen, diese Tätigkeiten, die in erster Linie von Frauen Zuhause getragen werden, zu gesellschaftlichen Aufgaben zu machen und sie aus dem Privaten herauszuholen, weil es um Unabhängigkeit und die vollständige soziale Gleichstellung aller Geschlechter geht!

Es ist notwendig, die Proteste in der Pflege, der Elementarbildung usw. dieses Jahr weiterzuführen (und zusammenzuführen) und eine Strategie zu entwickeln, wie wir tatsächlich gewinnen können. Denn es ist klar, dass Proteste und Demos nicht ausreichen werden. Wir konnten durch die Proteste schon einen gewissen Druck auf die Regierung aufbauen - doch das angekündigte 750 Millionen Euro Spitalspaket stopft lediglich die pandemiebedingten Löcher im Gesundheitsbereich. Das wird nicht ausreichen. Stellen wir uns vor was möglich wäre, wenn wir eine Streikbewegung im Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich aufbauen würden, um den Druck für Forderungen nach mehr Personal und höheren Löhnen zu erhöhen. Dass Streiks möglich und nötig sind, haben die Kolleg*innen im privaten Gesundheits- und Sozialbereich in den Jahren vor der Pandemie schon unter Beweis gestellt, darauf müssen wir aufbauen. Leider blockiert Gewerkschaftsführung noch die Vorbereitung von Streiks obwohl die Kolleg*innen selbst längst “streikbereit” sind Als sozialistische Feminist*innen sind wir deshalb der Meinung, dass wir uns einerseits mit Kolleg*innen an der Basis durch Aktionen organisieren müssen, wie z.B. Betriebsversammlungen am 8. März und gleichzeitig den Druck auf die Gewerkschaftsführungen aufbauen, damit diese endlich ihre Verantwortung wahrnehmen. Wir haben schon letztes Jahr beim GPA Bundesforum einen Antrag eingebracht, der die Idee eines Streiktages am 8. März aufwirft und die Gewerkschaftsführungen auffordert, rund um konkrete Forderungen in den Betrieben zu mobilisieren. Deshalb planen wir als Teil der Beschäftigteninitiative “Sozial aber nicht blöd” dieses Jahr eine Kampagne “Wir sind streikbereit!” um Kolleg*innen und Betriebsrät*innen zu organisieren und so die Gewerkschaftsführungen dazu zu zwingen, die dringend nötigen weitergehenden Kampfmaßnahmen zu planen und zu organisieren. Nur durch Streiks können wir den höchstmöglichen Druck aufbauen; außerdem braucht es breite Solidaritätskampagnen durch die Bevölkerung, durch Patient*innen/Klient*innen, Eltern, durch zukünftige Beschäftigte usw., um den Druck auf die Regierungen aufzubauen und zu zeigen: Der Kampf dieser Kolleg*innen geht uns alle etwas an!

Ein wichtiger Ansatzpunkt dafür werden die nächsten Verhandlungen im SWÖ (privaten Sozial- und Gesundheitsbereich) 2023 sein. In den letzten Jahren wurden die Kollektivvertragsverhandlungen zunehmend von kämpferischen Betriebsversammlungen und Streiks begleitet, maßgeblich von Betriebsrät*innen getragen und organisiert. Der dreijährige Abschluss, den die Gewerkschaftsführung bei den letzten Verhandlungen akzeptiert hat und den viele Kolleg*innen zurecht als Verrat wahrgenommen haben hat die Bewegung zwar ausgebremst, aber spätestens 2023 gibt es die Chance, wieder in die Offensive zu kommen. Dafür müssen wir uns in diesem Jahr schon vorbereiten und dazu beitragen, Kolleg*innen an der Basis zu organisieren. Die Auseinandersetzungen im SWÖ haben aber auch gezeigt, dass das nicht ausreicht und dass wir als Kolleg*innen an der Basis dringend um eine Kursänderung der Gewerkschaften kämpfen müssen, um solche katastrophalen Abschlüsse in Zukunft zu verhindern. 

Gleichzeitig verbinden wir als sozialistische Feminst*innen diese Arbeitskämpfe mit der Situation von Frauen und der Arbeiter*innenklasse allgemein. Mehr Geld im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich bedeutet höhere Löhne, mehr Betreuungsangebote, mehr Gewaltschutz - und dementsprechend allgemeine Verbesserungen für Frauen:  

  • Für gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit und drastische Lohnerhöhungen in frauendominierten Branchen, egal ob Handel, Gesundheitsbereich oder Bildungsbereich

  • Für einen bedarfsorientierten Mindestpersonalschlüssel im Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich entwickelt von den Beschäftigten selbst

  • Für eine bezahlte Ausbildung im Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich mit einem Lohn, von dem man eigenständig leben kann 

  • Nein zu drohenden Privatisierungen - Wir brauchen ein öffentliches Gesundheitssystem und Bildungssystem, das demokratisch von den Beschäftigten, Schüler*innen, Eltern, Patient*innen usw. gestaltet und organisiert wird

  • Für Milliardeninvestitionen in ein öffentliches Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystem finanziert von den Profiten der Konzerne und Reichen, die in der Corona-Zeit auch noch profitiert haben und Steuergeschenke von der Regierung erhalten haben ​

Den 8. März zum Kampftag machen

Indem wir, nach dem Vorbild der Klimastreiks, zu Streiks und Walkouts am 8. März gegen Sexismus aufrufen und eine solche Kampagne organisieren, ziehen wir durch die Methoden der Arbeiter*innenbewegung (Streiks) eine Verbindung zwischen Schüler*innen, Jugendlichen, Auszubildenden und den Kolleg*innen in frauendominierten Branchen und der gesamten Arbeiter*innenklasse. Wir brauchen keine Blumen oder nette Worte zum 8. März, dem internationalen Frauentag. Der 8. März hat seinen Ursprung in der Arbeiter*innenbewegung und in der Forderung von Sozialist*innen, einen Tag dem Kampf der arbeitenden Frauen zu widmen. Zu so einem Kampftag müssen wir ihn auch wieder machen! Das bedeutet zum Beispiel für den 8. März 2022 in Österreich den Kampf der Beschäftigten im Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich ganz zentral bei den Protesten aufzugreifen. Indem wir Aktionen an Schulen und Ausbildungsstätten organisieren, wollen wir diese Kampfmethoden - die es auch am Arbeitsplatz braucht - ins Zentrum des 8. März bringen. In vielen Ländern gibt es seit einigen Jahren “feministische Streiks”, nicht nur am 8. März. Auch wenn es noch verwirrte Vorstellungen darüber gibt, wie solche Streiks genau aussehen müssen, ist das ein sehr wichtiger Schritt im Kampf gegen Sexismus und Gewalt an Frauen. Wir haben in den letzten Jahren Streiks und Walkouts gegen Sexismus am Arbeitsplatz und niedrige Löhne, beispielsweise bei McDonalds und Google in den USA gesehen. Das sind Kampfformen, die wir auch in Österreich brauchen. Aber solche Streiks werden nur möglich, wenn wir uns an der Basis organisieren. Wenn Schüler*innen und Studierende am 8. März streiken, gibt das Beschäftigen Selbstvertrauen und Rückendeckung mitzuziehen. Wenn einzelne Betriebsrät*innen Betriebsversammlungen am 8. März organisieren, zeigt es, dass Arbeitsniederlegungen möglich sind. Das alles können wir nutzen, um den Druck auf die Gewerkschaftsführung (durch Anträge, Petitionen, Proteste) zu erhöhen um endlich die Initiative für größere Streiks in den nächsten Jahren zu setzen. Als ROSA sind wir der Meinung, dass solche Streiks - egal ob an Schulen/Uni/FH oder in Betrieben - dann erfolgreich sein können, wenn sie eine größtmögliche Zahl an Kolleg*innen/Schüler*innen/Studierenden mobilisieren - deshalb reicht es nicht, wenn zum Beispiel nur Frauen streiken. Denn “der Feind” sind nicht “die Männer”, nicht unsere Kollegen oder Mitschüler. Ja, auch hier gibt es Täter, aber v.a. ist es die Regierung, es sind die Bosse und Superreichen, die ein Interesse daran haben uns zu spalten, Sexismus zu schüren und Frauen in dem Platz in der Gesellschaft zu halten, wo es diesem System am meisten nützt. Deshalb müssen wir auf kollektive Organisierung und Kämpfe setzen. Als ROSA werden wir in den nächsten Wochen und Monaten Proteste organisieren und eine Möglichkeit bieten, sich zu organisieren - für den 8. März, aber auch darüber hinaus. Denn nur wenn wir uns langfristig organisieren, können wir eine starke Bewegung gegen Sexismus und Gewalt an Frauen in den nächsten Jahren aufbauen und in den Schulen, Nachbarschaften und Betrieben verankern. Der Kapitalismus ist weder in der Lage, Frauen volle Emanzipation zu ermöglichen, noch der Arbeiter*innenklasse und Jugend eine lebenswerte Zukunft oder ein gewaltfreies Leben. Deshalb muss der 8. März auch zum Ausdruck bringen, dass wir ein grundlegend anderes System brauchen, indem es keine Profiteure von der unbezahlten Arbeit von Frauen, von niedrigen Löhnen und von der Ausbeutung der großen Mehrheit der Bevölkerung mehr gibt. Die Arbeiter*innenklasse ist für uns die Kraft, die nicht nur in der Lage ist, Sexismus, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung langfristig zurückzudrängen, sondern auch deren Wurzel, den Kapitalismus grundlegend zu bekämpfen. Organisieren wir uns jetzt und legen dadurch die Basis, um Streiks gegen Sexismus zu ermöglichen und den Kampf gegen Frauenunterdrückung auf die nächste Stufe zu heben. Es gibt keinen Kapitalismus ohne Sexismus, Gewalt an Frauen und Diskriminierung. Mach mit bei ROSA und unserer Kampagne zum 8. März wenn du das auch so siehst und zum Beispiel an deiner Schule/FH/Uni/Betrieb gegen Sexismus und für Verbesserungen aktiv werden willst!

  • Gegen jede Form von Sexismus, Gewalt, LGBTQIA+ Feindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung 

  • Für eine Bewegung von unten, in Schulen, Betrieben und Nachbarschaften gegen Gewalt an Frauen und Sexismus - kein Vertrauen in diese Regierung oder in die etablierten Parteien - wir müssen selbst aktiv werden und uns organisieren

  • Für eine sozialistische Alternative zum kapitalistischen Chaos, einem System, das in all seinen Poren Gewalt und Ungleichheit hervorbringt - für die Überführung der großen Konzerne und Banken in öffentliches Eigentum unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der Arbeiter*innenklasse, um eine solche Alternative aufzubauen und eine Wirtschaft und Gesellschaft zu erkämpfen, die nach unseren Bedürfnissen und nicht nach Profit funktioniert​

Komm zum nächsten Treffen von ROSA Wien, am 18.1. um 18 Uhr, wo wir Aktionen planen und über den Urpsrung des 8.März diskutieren werden:

https://fb.me/e/1up0DsKoY

 

Rosa Aktion: Solidarität mit Pen Shuai

Eine Protestaktion von ROSA und SLP fand am 8. Dezember gegenüber der Chinesischen Botschaft in Wien statt. Die Kritik richtet sich gegen das Verschwinden der Tennisspielerin Peng Shuai, nachdem sie Vorwürfe einer Vergewaltigung gegen ein hohes Regierungsmitglied erboben hat. Nach internationalen Protesten tauchte ein Video auf, in dem sie beteuert, frei zu sein. Allerdings wirkt dieses sehr gestellt, Aktivist*innen vermuten, dass es erzwungen wurde. Rosa und SLP-Redner*innen wiesen auf die zunehmende Repression in China hin - gegen Arbeiter*innen, gewerkschaftliche Aktivist*innen und in jüngster Zeit auch gegen Feminist*innen. Ein Grund dafür ist auch die sinkende Geburtenrate die das chinesische Regime auch vor dem Hintergrund des imperialistischen Konflikts mit den USA nach oben treiben möchte.

Die Protestaktion wäre vor dem Außenministerium wohl ebenso gut aufgehoben gewesen. Aber aufgrund der wirtschaftlichen Interessen westlicher Staaten in China werden diese offensichtlich höher eingestuft als demoratische Rechte, als Frauenrechte bzw. Menschenrechte. Klar ist daher: kein Vertrauen auf Aktivitäten des Staates Österreich, dessen Aufgabe es ja in erster Linie ist, Interessen der Wirtschaft zu vertreten.

AktivistInnen von ROSA und SLP zeigten vor der Botschaft Präsenz mit Tafeln, Fahne und politischen Reden, um die Online-Protestkampagne auch physisch zu unterstützen. Hier gehts zu den Videos: https://www.facebook.com/rosaoesterreich123/videos/580082423057640

Weitere Infos sind zu lesen auch hier:https://chinaworker.info/en/

ROSA am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

Ein Bericht über ROSA-Aktivitäten in Linz, Graz und Wien

Graz gedenkt der (bekannten) Opfer
von Femiziden in Österreich 2021

Laute Demo in Linz

ROSA-Aktivistin in Linz

SLP aktiv auf der Straße

ROSA-Aktion am Handelskai in Wien

ROSA-Aktivist*innen schreiben
Forderungen auf die Straße

Ein Grund mehr warum die Gewerkschaften
endlich aktiv werden müssen!

Am diesjährigen 25.11. fanden wieder international große Proteste gegen Gewalt an Frauen statt: So u.a. in Lateinamerika, Belgien, Frankreich, im spanischen Staat und in der Türkei, wo die Demonstrat*innen mit massiver Polizeigewalt konfrontiert waren. In Österreich war dieser Tag bis vor wenigen Jahren außerhalb der linken Szene noch kaum bekannt, mittlerweile ist das Thema in den Schlagzeilen von ORF & Co, Gewerkschaften wie die ProGe äußern sich. Das alles drückt die zunehmende Stimmung in der Bevölkerung und unter Jugendlichen aus, dass etwas gegen Gewalt und Femizide getan werden muss.

ROSA organisierte Proteste

ROSA in Österreich hat in Wien, Linz und Graz Proteste organisiert und sich an Demonstrationen beteiligt. In den vergangenen Tagen haben sich Frauenmorde dramatisch gehäuft, zuletzt am Abend des 25.11. in Innsbruck. Wir haben als ROSA in den vergangenen Wochen für die Protestaktionen stark mobilisiert: An Schulen, in Nachbarschaften und mit Aktionen und Kundgebungen auf der Straße. Wir haben betont, dass es im Kampf gegen Gewalt an Frauen keinen Verlass auf die Regierung und auf die etablierten Parteien geben kann. Die vergießen gerne Krokodilstränen, sind aber nicht bereit, die notwendigen Gelder für Frauenhäuser, Gewaltschutz, Bildung, Gesundheit, Pflege und Soziales auszugeben. Deshalb ist es notwendig, dass wir uns selbst organisieren und eine sozialistisch-feministische Bewegung aufbauen, die jede Form von Gewalt an Frauen und die Ursachen dahinter zurückdrängen kann.

Laute Demo in Linz

In Linz hat das Bündnis "Do it Yourself Frauentag Linz" eine sehr kämpferische Demonstration mit über 100 Teilnehmer*innen organisiert, viele davon Jugendliche und Schüler*innen die zum ersten Mal auf einer Demonstration waren. Eine Teilnehmerin hat die Dringlichkeit einer Bewegung gegen Gewalt an Frauen formuliert mit: "Es ist als wären wir machtlos gegen diese Femizide, deshalb musste ich diesmal auf die Straße kommen". Im Aufruf der Demonstration standen konkrete Forderungen wie die nach 228 Millionen für Gewaltschutz sofort, kostenloser, flächendeckende Kinderbetreuung und höhere Löhne in frauendominierten Branchen im Zentrum. Für uns ist der Kampf gegen Sexismus und Gewalt untrennbar verbunden mit den Protesten die wir in den vergangenen Monaten in frauendominierten Branchen gesehen haben (Pflege, Elementarpädagog*innen, Bildungsbereich).

Klassenkampf gegen Gewalt an Frauen

Deshalb hat ROSA auch im Vorfeld des 25.11. eine Online Diskussionsveranstaltung unter dem Motto "Klassenkampf gegen Gewalt an Frauen" organisiert, wo rund 20 Teilnehmer*innen sich über diese Proteste und wie wir die Kämpfe zusammenführen können ausgetauscht haben. Es ging in der Diskussion auch stark darum, wie wir durch Vernetzung und Organisierung von Kolleg*innen an der Basis Druck auf die Gewerkschaftsführungen aufbauen können, damit sie weitergehendere Kampfmaßnahmen und Streiks organisieren. Streiks werden nicht nur notwendig sein, um z.B. mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen in den Spitälern zu erkämpfen, sondern auch im Kampf gegen Gewalt an Frauen. Ein beeindruckendes Beispiel sind die Walk Outs bei McDonalds gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und der Streik bei Mercedes im Baskenland von 3.500 Beschäftigten, nachdem eine Kollegin ermordet wurde. 

Gewerkschaften: Aktiv werden! Presseaussendungen reichen nicht!

ROSA setzt sich für eine gewerkschaftliche Offensive gegen Gewalt an Frauen ein. Unter anderem haben wir dementsprechende Anträge bei der Gewerkschaft der Privatangestellten GPA eingebracht mit dem Vorschlag, echte Streiks am 8. März für Frauenrechte zu organisieren. Denn aus unserer Sicht sind es nur Beschäftigte, Arbeiter*innen, Jugendliche und alle die von Unterdrückung betroffen sind, die unabhängig von ihrem Geschlecht ein Interesse daran haben Gewalt, Sexismus, Rollenbilder usw. wirklich zu bekämpfen.

In die Bezirke gehen

In Wien hat ROSA eine Kundgebung am Handelskai in Wien 20 organisiert und damit an vergangene Aktionen nach dem Bierwirt-Mord in einem Gemeindebau in der Nähe angeknüpft. Die positiven Reaktionen von Passant*innen waren sehr bezeichnend, viele haben sich in unsere Kontaktlisten eingetragen. In Reden haben wir den Versuch der Regierung, Gewalt an Frauen rassistisch zu instrumentalisieren angeprangert und Aktivist*innen haben von persönlichen Erfahrungen mit Sexismus und Übergriffen berichtet. Die Kundgebung wurde getragen und organisiert von Aktivist*innen die erst seit kurzer Zeit Teil von ROSA sind, darauf werden wir in den nächsten Monaten aufbauen.

Graz: Menschenkette für Pflege muss der nächste Schritt sein

In Graz haben ROSA- und SLP-Aktivist*innen sich an einer Demonstration vom F*Streik Bündnis beteiligt und in einer Rede für die Menschenkette für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege am 17. Dezember vor dem Landtag mobilisiert. Auch hier haben wir eine große Offenheit für sozialistische Ideen erlebt und das Bedürfnis, sich zu vernetzen und langfristig zu organisieren, um Frauenunterdrückung zu beenden.

Das System ist schuldig - werde Teil des Kampfes dagegen!

Insgesamt haben wir mit unserem Programm und unserem Material sehr stark betont, dass das ganze System schuldig ist: Gewalt ist kein individuelles Phänomen - es wird von der kapitalistischen Gesellschaft, die auf die besondere Ausbeutung von Frauen aus der Arbeiter*innenklasse angewiesen ist, überall reproduziert. Im Kapitalismus wird es kein Ende der Ausbeutung und kein Ende der Gewalt geben - deswegen kämpfen wir als ROSA für eine grundlegend andere, eine sozialistische Welt und sind dafür auch international organisiert. Wir rufen alle dazu auf, sich uns anzuschließen und Teil von ROSA zu werden: Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten unsere Kampagne rund um den 8. März 2022 vorbereiten.

Unsere nächsten Online Treffen sind

  • Montag, 29.November um 18:30 zur Rolle des Staates und der Polizei im Kampf gegen Gewalt an Frauen
  • ​Dienstag, 7. Dezember um 18:00 wo wir den 25. November bilanzieren und unsere Pläne für nächstes Jahr besprechen werden!

25. November: Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen 2021

Stellungnahme des Internationalen Frauenbüros der International Socialist Alternative (ISA) und ROSA International​

2021 war ein weiteres Jahr des Kampfes gegen Sexismus, LGBTQ-Phobie und Rassismus, einschließlich Massenprotesten und Streiks, die inspirierende Beispiele für die Solidarität zwischen Arbeiter*innen aller Geschlechter lieferten. Im Mercedes-Werk im Baskenland streikten 3500 Arbeiter*innen nach dem Mord an der Kollegin Erika Tavares und forderten ein Ende der geschlechtsspezifischen Gewalt. Als Reaktion auf die vom Supreme Court der USA bestätigten Anti-Abtreibungsgesetze und das schockierende Abtreibungsverbot in Texas demonstrierten am 2. Oktober Zehntausende von Frauen mit der Forderung #BansOffOurBodies, um das Recht auf Abtreibung landesweit zu schützen. Mehr als 100.000 Arbeiter*innen in den USA verhandeln über Arbeitsverträge und ergreifen Maßnahmen von der Filmindustrie bis hin zu Fabriken in dem, was als "Striketober" bezeichnet wurde. In Argentinien und Mexiko wurden Abtreibungsrechte erkämpft. Mehr als 5000 indigene Frauen marschierten durch Brasilien gegen den Versuch des Präsidenten Bolsonaro, indigenes Land an Bergbauunternehmen zu verteilen. Dies ist der Kontext, in dem wir den 25. November begehen - mit dem Ziel, ihn zu einem Tag des Kampfes zu machen, statt leerer Worte des Establishments.

"Schon in den ersten Monaten der Pandemie rief UN-Generalsekretär António Guterres zu einem weltweiten Gewaltstopp auf, um die Schattenpandemie der Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beenden, und appellierte an den häuslichen Frieden und ein Ende aller Gewalt überall." - aus der UN-Erklärung zum Internationalen Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.

Wenn man sich das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen weltweit vor Augen führt, ist ein Ende der Gewalt definitiv vonnöten. Die UNO schätzt, dass jede vierte Frau während der Schwangerschaft körperliche oder sexuelle Gewalt erfährt, dass 603 Millionen Frauen in Ländern leben, in denen häusliche Gewalt nicht als Verbrechen gilt, und dass 80 % der Opfer von Menschenhandel Frauen und Mädchen sind, 79 % davon zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Schwarze Frauen und Frauen mit Migrationshintergrund sind sogar noch stärker von Gewalt betroffen. Das US-amerikanische Institute for Women's Policy Research stellte 2017 fest, dass mehr als vier von zehn schwarzen Frauen im Laufe ihres Lebens körperliche Gewalt durch einen Intimpartner erfahren, und zitierte Studien, die zeigen, dass schwarze Frauen zweieinhalb Mal häufiger von Männern ermordet werden als ihre weißen Geschlechtsgenossinnen.

Um der Gewalt ein Ende zu setzen, braucht es jedoch mehr als Wunschdenken und einen Aufruf zum Frieden - vor allem, wenn er von einer internationalen kapitalistischen Institution kommt, die ein System verteidigt, das für frauenfeindliche Gewalt überhaupt erst verantwortlich ist.

Jenseits der leeren Worte von Institutionen wie der UNO oder einer "fortschrittlichen" Regierung sind Frauen selbst aktiv geworden und haben verstanden, dass sie es sind, die den Kampf organisieren, um Siege und Zugeständnisse zu erreichen. Auf diese Weise wurden dieses Jahr in Argentinien und Mexiko Abtreibungsrechte durchgesetzt, ein elementarer Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt durch den Staat.

Der Kapitalismus wird in der ganzen Welt zunehmend in Frage gestellt. Vom Wiederaufleben der Jugendstreiks für das Klima über die Streiks der Arbeiter*innen, die sich weigern, für die neue Wirtschaftskrise zu zahlen, bis hin zu den revolutionären Aufständen der letzten Monate in Kolumbien und Myanmar und dem Kampf der indigenen Völker gegen die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes. Bei all dem stehen die Frauen an vorderster Front, nicht zuletzt, weil der Kapitalismus sich mehr und mehr als unfähig erweist, uns ein sicheres Leben zu bieten.

Afghanistan - Imperialistisches Versagen führt zu großem Rückschlag für Frauen und LGBTQ+ Menschen

Das katastrophale Ende der imperialistischen Intervention in Afghanistan hat zur Rückkehr der Taliban und eines Regimes geführt, das auf systematischer geschlechtsspezifischer Gewalt basiert. Viele Menschen sind bereits aus dem Land geflohen und haben in ihrer Verzweiflung in anderen Ländern Asyl gesucht. Während bei Solidaritätsprotesten in mehreren Ländern die Unterstützung breiterer Schichten für Frauen und LGBTQ+-Menschen, die vor diesem reaktionären Regime fliehen, deutlich wurde, werden die meisten dieser Geflüchteten bestenfalls in Lagern Zuflucht finden, die alles andere als sicher für sie sind. Die meisten Länder halten ihre Grenzen geschlossen. Die Regierungen dieser Länder kümmern sich nicht um ihre Notlage, so wie sie sich auch nicht um sie kümmerten, als sie die korrupte Regierung Ghani stützten. Der Krieg in Afghanistan selbst hat Zehntausende von Toten verursacht - 43 % davon sind Frauen und Kinder -, und die Gewalt gegen Frauen war auch mit der Vertreibung der Taliban im Jahr 2001 nicht verschwunden.

Die Versprechen der Taliban, den Frauen einige Freiheiten zu gewähren, sind unglaubwürdig. Die Tatsache, dass die Taliban diese verbalen Zusagen machen müssen, zeigt zwar die Wirkung der weltweiten Frauenbewegung in den letzten Jahren, ihr Sieg muss aber als Rückschlag anerkannt werden. Die Scharia ist in Kraft getreten, was bedeutet, dass Frauen das Haus nicht ohne einen Mann verlassen dürfen, und es wurden Kleidervorschriften durchgesetzt. Für die Taliban sind Frauen das Eigentum der Männer. Dies ist ein extremes Beispiel für die Stellung der Frau in der Klassengesellschaft - seit Tausenden von Jahren wird sie in den Augen des Establishments, des Gesetzes und der Religion als Eigentum betrachtet. Auch LGBTQ-Personen sind mit einer noch nie dagewesenen physischen Bedrohung ihrer Existenz konfrontiert und werden in ein Leben in ständiger Angst und im Verborgenen gedrängt.

Wie dunkel die Dinge auch erscheinen mögen, es gibt immer ein Licht des Widerstands. Es hat bereits Demonstrationen gegeben, die sich gegen die Versuche gewehrt haben, Frauen zurück ins Haus und aus der Bildung zu drängen. Der Kampf gegen Gewalt gegen Frauen muss international sein und Solidarität mit denjenigen aufbauen, die sich in Afghanistan und in allen anderen Ländern gegen archaische Regime und Gesetze wehren, die Frauen als Bürgerinnen zweiter Klasse behandeln.

Abtreibungsrechte als Kampfgebiet

Auch das Recht auf Schwangerschaftsabbruch ist ein Kampfgebiet in der ganzen Welt. Dieses Grundrecht, über den eigenen Körper zu entscheiden, wird immer noch Millionen von Frauen und anderen Menschen, die schwanger werden können, durch repressive Gesetze oder das völlige Fehlen einer grundlegenden, für alle zugänglichen Gesundheitsversorgung verweigert. Während in einigen Ländern ein entschlossener Kampf zur Erlangung dieses Rechts geführt hat, sind in anderen Ländern die Angriffe auf bestehende Abtreibungsrechte in vollem Gange. In den letzten Jahren gab es in Polen Proteste und Streiks gegen die reaktionäre "Law and Order" Regierung, die die Abtreibungsrechte weiter eingeschränkt hat, und auch in Argentinien und Mexiko gab es Erfolge zu verzeichnen. Nach Jahren der feministischen Massenbewegung hat die Regierung in Argentinien Schwangerschaftsabbrüche legalisiert. In Mexiko erklärte der Oberste Gerichtshof der Nation in diesem Jahr die Kriminalisierung der Abtreibung in Coahuila für verfassungswidrig und schloss sich damit ähnlichen Urteilen in Oaxaca, Hidalgo, Veracruz und Mexiko-Stadt an. Das ist nicht das Ende des Kampfes - der Kampf um das Recht auf Abtreibung und das Gesundheitssystem, das sie ermöglicht, muss weitergehen. Aber es ist ein Hinweis darauf, was die feministische Bewegung durch ihren Kampf erreichen kann. Der Kampf um diese Rechte - und um sie vor neuen Angriffen zu schützen, die es in einem kapitalistischen System immer geben kann - ist viel stärker, wenn sich die Frauenbewegung mit anderen Bewegungen gegen Unterdrückung und mit Organisationen der Arbeiter*innenklasse zusammenschließt.

In den USA ist die Abtreibung trotz des Versprechens von Präsident Biden, Roe v. Wade [das Supreme Court-Urteil, mit dem 1973 Abtreibung in den USA legalisiert wurde, A.d.Ü.] zum "Gesetz des Landes" zu machen, in Texas de facto verboten und in anderen Bundesstaaten bedroht. Das neue Gesetz in Texas, Senate Bill 8, verbietet alle Abtreibungen, nachdem ein fetaler Herzschlag festgestellt werden kann, ohne Ausnahmen bei Vergewaltigung, wobei bis zu 95 % der Abtreibungen nach diesem Zeitpunkt vorgenommen werden. Noch dazu stützt sich die Durchsetzung dieses Verbots vollständig auf Einzelpersonen, die gegen jede Person klagen können, die in irgendeiner Weise "Beihilfe" zur Abtreibung leistet. Mit solchen Klagen und der Androhung des wirtschaftlichen Ruins sollen sichere Abtreibungen verhindert werden. Wenn das erfolgreich ist, werden sie ein Vorbild für die Offensive der Rechten gegen den Zugang zu Abtreibungen in den USA sein. Dies unterstreicht einen wichtigen Punkt für die Frauen- und Arbeiter*innenbewegung überall - wir können uns für unsere Rechte weder auf die Gerichte noch auf die so genannten fortschrittlichen etablierten Parteien verlassen, die eindeutig nicht bereit sind, in dieser Frage einen echten Kampf zu führen.Roe v Wade wurde 1973 unter dem Druck der Frauenbewegung der 60er in den USA durchgesetzt, einer mächtigen Massenbewegung, die zusammen mit anderen Kämpfen im Rahmen der revolutionären Welle, die die Politik nach links drängte, stattfand. Aber jahrzehntelange Angriffe des rechten Flügels haben den Zugang zu Abtreibungen in weiten Teilen des Landes stark eingeschränkt und die Politiker*innen der Demokraten haben nur symbolischen Widerstand dagegen geleistet. Jetzt greifen rechte Politiker*innen das Recht selbst an und zeigen, dass wir immer wachsam bleiben müssen, da alle im Kapitalismus errungenen Rechte wieder zurückgenommen werden können.

Im Kapitalismus werden die reproduktiven Rechte immer umkämpft sein, da die staatliche Kontrolle über den Körper für die Unterdrückung der Frauen von zentraler Bedeutung ist. Historisch gesehen war das Bedürfnis, die Abstammung der Kinder zu kennen und damit die Sexualität der Frauen zu kontrollieren, einer der Eckpfeiler in der Entwicklung des Sexismus und der Unterwerfung der Frauen. Die Erfahrung zeigt, dass ein Verbot von Abtreibungen die Abtreibungsrate nicht senkt, sondern den Zugang zu einer sicheren Abtreibung vor allem für Arme und die Arbeiter*innenklasse erheblich erschwert, was tödliche Folgen hat. Außerdem trifft es vor allem Arbeiter*innen und arme Frauen, die in den meisten Ländern aufgrund der hohen Kosten für die Kinderbetreuung, der hohen Lebenshaltungskosten bei gleichzeitig niedrigen Löhnen und der Sorge um die Zukunft, einschließlich der Auswirkungen des Klimawandels, keine wirkliche Wahl haben, wann und ob sie Kinder bekommen wollen. Frauen können auch dann unter Druck gesetzt werden, Kinder zu bekommen, wenn sie es einfach nicht wollen, weil ihnen die Vorstellung vermittelt wird, dass ihre Hauptaufgabe in der Fortpflanzung besteht. Die staatlich sanktionierte Kontrolle über den weiblichen Körper kommt Gewalt gleich, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr 7 Millionen Frauen wegen unsicherer Abtreibungen ins Krankenhaus eingeliefert werden und dass es noch unzählige mehr gibt, die vom Staat überwacht werden und denen das grundlegendste aller Rechte verweigert wird - die Kontrolle über den eigenen Körper.

Auch die reproduktiven Rechte der Frauen können je nach den Bedürfnissen des Kapitalismus aus- und wieder eingeschaltet werden. In den USA ist das Recht auf Abtreibung ein politischer Spielball, mit dem die Rechten ihren Rückhalt in der reaktionären christlichen Wählerschaft festigen wollen. In China hat das Regime nach jahrzehntelanger Ein-Kind-Politik, die zu illegalen geschlechtsselektiven Abtreibungen führte, weil die Geburt von Söhnen bevorzugt wurde, diese Politik abgeschafft und wirbt nun dafür, dass Frauen mehr Kinder bekommen. Das Regime fürchtet einen weiteren Rückgang der Erwerbsbevölkerung, die seit acht Jahren rückläufig ist. Unterstützt wird dies durch die Erschwerung von Scheidungen, eine repressive Zensurkampagne gegen feministische Gruppen und Propaganda über die Rolle "traditioneller" Familien und Geschlechterrollen. Dieser Antifeminismus steht im Zusammenhang mit der allgemeinen nationalistischen Hysterie des chinesischen Regimes, mit der es versucht, die Unterstützung für die Diktatur zu sichern. Auch im Kontext des eskalierenden Kampfes um die Weltherrschaft zwischen den beiden dominierenden imperialistischen Supermächten, den USA und China, werden die Rechte der Frauen auf einen politischen Fußball reduziert. Chinesische Staatsmedien haben versucht, die aufkeimende #MeToo-Bewegung zu diskreditieren, indem sie ihr eine von den USA angezettelte Verschwörung vorwarfen, die Geschlechterfrage zu nutzen, um in China Chaos zu stiften. Parallel dazu stellt die Biden-Regierung ihren Feminismus als Waffe in diesem neuen "Kalten Krieg" zur Schau, obwohl das Establishment der Demokratischen Partei seit langem kaum Widerstand gegen reaktionäre Angriffe auf Frauen vor der eigenen Haustür geleistet hat.

Staatliche Gewalt gegen Frauen

Im letzten Jahr haben wir uns mit den Betroffenen der systematischen sexualisierten Gewalt der Tatmadaw solidarisiert, mit der der Aufstand gegen den Militärputsch in Myanmar niedergeschlagen werden sollte. Jedes reaktionäre Regime setzt systematische geschlechtsspezifische Gewalt als Waffe ein, um die Mehrheit der Bevölkerung zu unterdrücken, aber die Realität zeigt, dass staatliche Gewalt gegen Frauen auch in der fortgeschrittenen kapitalistischen Welt existiert, wie sich in Großbritannien mit den Morden an Sarah Everard und Sabina Nessa akut gezeigt hat. Sarah wurde von einem diensthabenden Polizisten ermordet, der seinen Polizeiausweis benutzte, um sie auf dem Nachhauseweg unter dem Vorwand zu verhaften, sie habe gegen den Lockdown verstoßen. Sabina wurde zu der Zeit ermordet, als die abscheulichen Details des Mordes an Sarahvor Gericht verhandelt wurden. Die Tatsache, dass in den sechs Monaten zwischen den Morden an diesen beiden Frauen weitere 80 Frauen im Vereinigten Königreich von Männern getötet wurden, hat große Teile der Bevölkerung verärgert. Was die Menschen jedoch noch mehr verärgerte, war die Reaktion der Polizei, die anfangs die Schuld bei den Opfern suchte und sagte, dass Frauen nachts nicht allein ausgehen sollten, obwohl die meisten dieser Frauen in ihren eigenen vier Wänden von jemandem getötet wurden, den sie kannten. Die Polizei griff nicht nur gewaltsam eine friedliche Mahnwache für Sarah Everard an, sondern setzte die Opferbeschuldigung fort, als sie Menschen, die einem Polizisten, der sie anhielt, nicht trauten, riet, "einen Bus anzuhalten" oder sogar die Nummer 999 anzurufen, um zu überprüfen, dass der Polizist echt ist. Dies hätte nicht nur Sarah nicht gerettet - ihr Mörder war ein "echter" Polizist -, sondern ist auch ein Armutszeugnis für die Polizei angesichts der institutionalisierte frauenfeindliche Gewalt innerhalb der Polizei. Jüngste Zahlen zeigen, dass 666 Polizisten im Vereinigten Königreich in einem Zeitraum von drei Jahren wegen geschlechtsspezifischer Gewalt angeklagt wurden, aber nur 3,9 % wurden verurteilt. Sarah Everard war die 16. Frau, die seit 2009 von einem Polizisten getötet wurde.

Die Polizei in einer kapitalistischen Gesellschaft ist nicht dazu da, die einfachen Menschen zu verteidigen, sie ist in erster Linie für den Schutz von Privateigentum und des Staates da. Es gibt viele Beispiele dafür, dass die Polizei eingesetzt wird, um Proteste und Streikposten von Arbeiter*innen gewaltsam anzugreifen und linke politische Gruppen zu unterwandern, indem sie Beziehungen zu deren weiblichen Mitgliedern aufbaut, um sie auszuspionieren. Jegliche Ermittlungen, die das Verhalten der Polizei untersuchen, müssen von wirklich unabhängigen Ermittler*innen durchgeführt werden, zu denen auch Vertreter*innen der Familien der Opfer, der Gewerkschaften, von Frauenrechts- und antirassistischen Organisationen usw. gehören. Wir brauchen auch eine demokratische Kontrolle darüber, wo die Polizei eingesetzt wird, wie sie Ermittlungen durchführt, und über die Einstellung und Entlassung von Polizist*innen, um sexistische, rassistische, homophobe und transphobe Polizist*innen aus dem Verkehr ziehen zu können.

Sexistisches Gedankengut ist bei der Polizei selbst offensichtlich sehr verbreitet. Der Mörder von Sarah Everard war auch Teil einer WhatsApp-Gruppe mit anderen Polizisten, die sich gegenseitig frauenfeindliche, homophobe und rassistische Nachrichten schickten. Es wurde berichtet, dass er sich bereits seit 2015 mehrmals unsittlich entblößt hat, aber die Polizei hat das nie ernsthaft untersucht. Das Versenden von sexistischen Nachrichten, die Belästigung weiblicher Kolleginnen und anderes Verhalten werden oft als "unbedeutend" angesehen und daher nicht ernst genommen. Da sie jedoch an Arbeitsplätzen, in Gemeinden und Bildungseinrichtungen überall unangefochten bleiben, bilden sie zusammen eine Gemeinschaft, die problematische Einstellungen gegenüber Frauen, insbesondere in Bezug auf die weibliche Sexualität und die Vorstellung eines männlichen Anspruchs auf den weiblichen Körper, aufrechterhält und verstärkt. Im Extremfall kann dies zur Ermordung scheinbar zufälliger Frauen auf der Straße führen, wie im Fall von Sarah Everard und Sabina Nessa. Danyal Hussein, der Mörder von Nicole Smallman und Bibaa Henry, die im Juni 2020 in London ermordet wurden, nahm an einem "Deradikalisierungsprogramm" der Regierung teil. Er glaubte, dass er "Frauen opfern" müsse, um erfolgreich zu sein, und dass er auch Zaubersprüche anwenden könne, um sich für Frauen attraktiver zu machen. Jake Davidson, der im August in Plymouth fünf Menschen erschoss, gehörte der frauenfeindlichen "Incel"-Bewegung an, deren Mitglieder Frauen die Schuld an ihren eigenen wahrgenommenen Schwächen geben.

Diese brutalen Beispiele aus Großbritannien finden sich leider auf der ganzen Welt wieder. Das Vorherrschen von Gewalt gegen Frauen ist in den Bedingungen einer zutiefst ungleichen Gesellschaft verwurzelt, die ihren Ursprung an der Spitze, in den Institutionen des Staates, hat, aber die gesamte Gesellschaft durchdringt.

Marxist*innen verstehen, woher die Gewalt kommt

Wladimir Lenin, einer der Anführer der Russischen Revolution, beschrieb den Staat als aus "besonderen Formationen bewaffneter Menschen" bestehend und stützte sich dabei auf die Analyse des Staates durch Friedrich Engels, einen engen Weggefährten von Karl Marx. Marxist*innen gehen davon aus, dass der Kapitalismus eine Gesellschaft ist, in der eine winzige Minderheit von Menschen - die Kapitalist*innenklasse - die Macht über die große Mehrheit - die Arbeiter*innenklasse - ausübt, und dass dies nur auf der Grundlage von Gewalt und Unterdrückung möglich ist. Die zunehmenden sozialen Umwälzungen und die Instabilität, mit denen der Weltkapitalismus konfrontiert ist, haben dazu geführt, dass die rohe Gewalt des Staates als Instrument der herrschenden Klasse zur Aufrechterhaltung der Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse stärker in den Vordergrund gerückt ist. Der jüngste Militärputsch im Sudan, gegen den sich ein Massenwiderstand mit einer großen Streikwelle entwickelt hat, hat dies einmal mehr eindringlich gezeigt. Frauen standen bei diesem heldenhaften Widerstand in der ersten Reihe. In Indien sind Frauen und Minderheiten - insbesondere Angehörige der Dalits, niedrigen Kasten und Adivasi - am stärksten von der staatlich geförderten Gewalt betroffen, die unter der derzeitigen rechtsgerichteten, hindu-nationalistischen Regierung von Narendra Modi und der BJP dramatisch zugenommen hat. Aber die Ereignisse haben auch die arbeitenden, armen und unterdrückten indischen Frauen in die vorderste Reihe sehr wichtiger Kämpfe katapultiert, vor allem bei den seit einem Jahr andauernden Protesten der Bauern und Bäuerinnen, einer historischen Rebellion gegen die neoliberale Tagesordnung der BJP und ihre konzernfreundlichen Landwirtschaftsgesetze.

Weltweit sind Frauen, zusammen mit den am stärksten unterdrückten und benachteiligten Gemeinden, von dem Trend zu autoritäreren Formen kapitalistischer Herrschaft betroffen. In extremer Form wurden in Ländern wie Myanmar, Äthiopien oder dem besetzten Kaschmir weit verbreitet Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt als Waffe eingesetzt, um Frauen zu unterdrücken und den Widerstand gegen Besatzung und Militärherrschaft zu brechen. Das bedeutet nicht, dass der Staat immer die Form eines Polizeistaats oder einer Militärdiktatur annimmt. Der kapitalistische Staat - der "Überbau", wie Engels ihn beschrieb - besteht auch aus dem Bildungssystem, religiösen Institutionen, den Medien usw., die alle die kapitalistische Ideologie verstärken. Hauptsächlich geht es darum, die Vorstellung zu verstärken, dass die Arbeiter*innenklasse die Gesellschaft nicht verändern kann, und dass wir nur im Wettbewerb gegeneinander auf die Krümel vom Tisch der Reichen hoffen können.

Dazu gehört auch die Förderung von Spaltungen innerhalb der Arbeiter*innenklasse, z. B. auf der Grundlage von Geschlecht, Rasse, Religion, Sexualität usw. Um ihre Profitmaschine anzutreiben, benötigt die Kapitalist*innenklasse einen kontinuierlichen Strom disziplinierter und gehorsamer Arbeiter*innen, und zwar zu den geringstmöglichen Kosten für das System selbst. In diesem Sinne spielt die patriarchale Familie eine zentrale Rolle für den Kapitalismus, sowohl wirtschaftlich als auch ideologisch. Die Geschlechterrollen und die Familie dienen dazu, die Menschen "auf Linie zu halten", als nützliche Instrumente der sozialen Kontrolle. Die Förderung der Vorstellung von der Rolle der Frau in der Familie als Kindererzieherin und Betreuerin ist auch nützlich, um dem Staat enorme Summen zu sparen. Abgesehen von unbezahlter Arbeit im Wert von 10 Billionen Dollar (nach Schätzungen von Oxfam), die Frauen weltweit im Haushalt leisten, gibt es diese Vorstellungen auch auf dem Arbeitsmarkt als Rechtfertigung für eine geringere Entlohnung "traditioneller Frauenarbeit", etwa im Pflegesektor. Nicht nur in der Familie, sondern in der Gesellschaft insgesamt werden die Geschlechterrollen verstärkt. So wird beispielsweise die Kommerzialisierung der Körper von Frauen und LGBTQ+-Personen in der Werbung genutzt, um Produkte zu verkaufen, aber auch um die Vorstellung zu verstärken, dass Männer ein Anrecht auf den weiblichen Körper haben, und um Frauen als Sexobjekte für Männer darzustellen, anstatt als vollwertige Menschen.

Dies alles bedeutet, dass es nicht nur staatliche Gewalt gegen Frauen und die Arbeiter*innenklasse im Allgemeinen gibt, sondern dass Gewalt auf allen Ebenen der Gesellschaft ausgeübt wird. Sexismus hat zwar seinen Ursprung in Klassengesellschaften und ist im Staat verwurzelt, aber er existiert auch innerhalb der Arbeiter*innenklasse. Die Ursache für die Gewalt gegen Frauen liegt vor allem in der patriarchalen Familienstruktur, die von Anfang an eine wirtschaftliche und soziale Grundlage der Klassengesellschaft war. Die meisten Gewalttaten gehen von einer einzelnen Person aus, in der Regel von einem männlichen Intimpartner oder Familienmitglied. Bei dieser Gewalt geht es im Kern um die Kontrolle über die Sexualität und den Körper der Frauen. Die Basis für diese besondere geschlechtsspezifische Gewalt sind Beziehungen, die sehr intim sind, in der Regel allmählich entstehen und mit psychologischer Manipulation einhergehen, die für das Opfer oft sehr schädliche Wirkung entfaltet.

Der Kapitalismus verzerrt die zwischenmenschlichen Beziehungen - weit davon entfernt, sie frei gestalten zu können, können Menschen gezwungen sein, in unglücklichen Beziehungen oder bei einem gewalttätigen Partner zu bleiben, sei es aus finanziellen Gründen oder aus Angst vor dem Stigma der Scheidung, des Alleinerziehens usw. Der Zusammenbruch oder die Nichtexistenz des Wohlfahrtsstaates kann dazu beitragen und dazu führen, dass die Familienmitglieder materiell aufeinander angewiesen sind und nicht auf den Staat. Der Druck des täglichen Lebens kann Auslöser für Gewalt sein, da die Menschen mit Geldsorgen, psychischen Problemen und Problemen am Arbeitsplatz zu kämpfen haben, wie die Zunahme häuslicher Gewalt während der Lockdowns in den letzten beiden Jahren zeigt.

Die weltweite Wirtschaftskrise, die im vergangenen Jahr durch die Pandemie ausgelöst wurde, hatte verheerende Auswirkungen auf Millionen von Frauen, führte zu einem unverhältnismäßigen Anstieg von Arbeitsplatzverlusten und Armut bei Frauen und vergrößerte die Kluft zwischen den Geschlechtern. Frauen waren von den Arbeitsplatz- und Einkommensverlusten am stärksten betroffen, und dies gilt in noch stärkerem Maße für Schwarze Frauen, Frauen of Color und Frauen mit Migrationshintergrund, die nun auch weniger von der relativen Erholung profitieren. Die Erwerbsquote schwarzer Frauen in den USA ist um 9,7 % niedriger als im Februar 2020, bevor Covid-19 die USA traf, bei den hispanischen Frauen ist die Beschäftigung um 8,6 % zurückgegangen. Die Beschäftigung von weißen Männern, weißen Frauen und schwarzen Männern ist seit Februar 2020 um 5 %, 5,4 % bzw. 5,9 % zurückgegangen. Laut einer aktuellen Studie ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen, die während der Pandemie in Indien ihren Arbeitsplatz verloren haben nicht mehr in den Beruf zurückkehren 11-mal höher als bei Männern. Trotz des Geredes von einer "Erholung" hat die Krise die Situation von Frauen weltweit nachhaltig beeinflusst und sie einem größeren Risiko ausgesetzt, geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt zu sein, übergriffigen Partnern nicht entkommen zu können oder von sexueller Ausbeutung und Menschenhandel bedroht zu sein.

Sexistische Ideen und Verhaltensweisen fallen nicht vom Himmel oder entstehen nur in den Köpfen Einzelner, sondern spiegeln die Art der Gesellschaft wider, in der wir leben. Der Kapitalismus basiert auf ungleichen Machtverhältnissen, und die Spaltung der Arbeiter*innenklasse ist eine Folge davon, einschließlich des Sexismus, der den Tätern geschlechtsspezifischer Gewalt zuweilen die Illusion von Macht vermitteln kann. Das bedeutet, dass wir zwar sexistischem Verhalten in jedem einzelnen Fall entgegentreten sollten, dies aber nicht ausreichen wird, um die Stellung der Frauen in der Gesellschaft grundlegend zu verändern. Es bedarf einer grundlegenden Veränderung der Gesellschaft, um Sexismus und geschlechtsspezifische Gewalt vollständig zu beseitigen. Ein wichtiges Merkmal der Proteste und Bewegungen der letzten Jahre war, die Schuld für die Gewalt auf das System zu schieben. Einzelne Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt können eine Protestbewegung auslösen, aber die Forderungen entwickeln sich schnell über die Gerechtigkeit für das einzelne Opfer hinaus zur Forderung nach Gerechtigkeit für alle. Angefangen mit den Slutwalks im Jahr 2011 und dem Durchbruch durch #MeToo haben Bewegungen von Kolumbien und Chile bis Myanmar und Australien die Idee in den Vordergrund gestellt, dass angesichts von victim blaming und staatlicher Gewalt "das ganze System schuldig ist".

ROSA und ISA fördern, unterstützen und engagieren sich aktiv in diesen Bewegungen und helfen ihnen, sich zu entwickeln, wo immer wir können, aber wir sind der Meinung, dass wir noch weiter gehen müssen. Nicht nur erklären, was falsch ist, sondern eine Alternative zu diesem kranken System aufzeigen. Der sozialistische Feminismus bietet eine Vision für die veränderte Gesellschaft, die wir brauchen. Aber er kann uns auch dabei helfen, die Art Bewegung aufzubauen, die notwendig ist, um diese Gesellschaft zu erreichen. Wir weisen auf die Notwendigkeit eines vereinten Kampfes der Arbeiter*innenklasse hin, denn es ist die vielfältige Arbeiter*innenklasse, die die Macht hat, die Gesellschaft zu verändern. Die Position der Arbeiter*innen - als Schöpfer*innen des Reichtums - bedeutet, dass ein Streik die Macht hat, das ganze Land (oder die Welt) zum Stillstand zu bringen. Darüber hinaus ist die Arbeiter*innenklasse diejenige, die für das Funktionieren der Gesellschaft gebraucht wird und die eine entscheidende Rolle beim Aufbau einer neuen, sozialistischen Gesellschaft spielen muss. Die Arbeiter*innenklasse an die Macht zu bringen, ist die zentrale Idee des Sozialismus. Um dies zu erreichen, brauchen wir eine geeinte Bewegung. Durch den gemeinsamen Kampf können sich Einstellungen verändern, wenn sich herausstellt, dass wir mehr miteinander gemeinsam haben als mit Menschen desselben Geschlechts, derselben Rasse, Sexualität oder Nationalität in der herrschenden Klasse. Der gemeinsame Kampf zeigt auch, wie viel stärker wir sind, wenn wir uns zusammenschließen, als wenn wir allein kämpfen.

Das letzte Jahrzehnt hat gezeigt, dass es eine völlige Sackgasse ist, unsere Ziele darauf zu beschränken, mehr Frauen in die Politik oder die Wirtschaft zu bringen. Unsere Bewegung muss der dreifachen und vierfachen Unterdrückung besondere Aufmerksamkeit schenken, die zum Beispiel Frauen aus der Arbeiter*innenklasse erfahren, die auch Schwarz und/oder homosexuell und/oder trans sind. Wir müssen für eine Bewegung kämpfen, die für alle repräsentativ ist, die sich für die Rechte jeder unterdrückten Gruppe einsetzt und in der alle mitmachen können. Aber wir müssen uns auf das besinnen, was uns eint, und nicht auf das, was uns unterscheidet - unsere Position als Teil der Arbeiter*innenklasse. Eine solche Bewegung kann nur demokratisch aufgebaut werden, wenn sich alle Unterdrückten nicht nur an Aktionen, sondern auch an Diskussionen darüber beteiligen, wofür die Bewegung kämpft. Auf dieser Grundlage können wir sehen, wie wir nicht nur unsere unmittelbaren Forderungen durchsetzen können, sondern eine neue Art von Gesellschaft, die frei von Unterdrückung, Ungleichheit und Gewalt ist: eine sozialistische Gesellschaft.

Eine sozialistische Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der die Arbeiter*innenklasse auf demokratische Weise die Kontrolle über das Geschehen hat. Durch die Verstaatlichung des Großkapitals und der Banken wären wir in der Lage, den in der Gesellschaft vorhandenen Reichtum zum Nutzen der Mehrheit einzusetzen. Wir könnten die Löhne massiv erhöhen und die Arbeitszeiten verkürzen, so dass jede*r einen angemessenen Lebensstandard hätte. Die wirtschaftliche Befreiung der Frauen würde bedeuten, dass sie sich nicht mehr zwischen Kinderkriegen und Arbeiten entscheiden müssten und dass sie die Freiheit hätten, eine unglückliche oder gewalttätige Beziehung zu verlassen. Eine vollständige Finanzierung der öffentlichen Dienste würde bedeuten, dass Frauen Zugang zu der von ihnen benötigten Gesundheitsversorgung haben, einschließlich kostenloser Abtreibung und Empfängnisverhütung bei Bedarf, sowie zu anderen Leistungen, die ihre Sicherheit gewährleisten und die einen großen Teil der unbezahlten Reproduktionsarbeit, die die meisten Frauen zu Hause leisten, als kostenlose öffentliche Dienstleistungen übernehmen. Das ist nur eine Seite der Medaille. Durch eine Änderung des Wirtschaftssystems könnten wir auch die Einstellungen gegenüber Frauen, die ihre Wurzeln in der Klassengesellschaft haben, grundlegend ändern.

ROSA und ISA bauen eine sozialistisch-feministische Bewegung gegen geschlechtsspezifische Gewalt auf. Das bedeutet eine vereinte Bewegung, die die Forderungen zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen mit dem breiteren Kampf der Arbeiter*innenklasse verbindet. Angesichts der durch die Pandemie ausgelösten Krise zwingen die Regierungen die Arbeiter*innen und die Armen, den Preis dafür zu zahlen - mit ihren Arbeitsplätzen, ihrer Lebensgrundlage und sogar ihrem Leben. Wir setzen uns aktiv für Streiks, Proteste und andere Aktionen der Arbeiter*innen ein, um Lohnerhöhungen durchzusetzen, Arbeitsplätze zu retten, Dienstleistungen zu erhalten und Gewalt und Opferbeschuldigungen zu beenden. Schließ dich diesem Kampf an!

● Ni Una Menos - Not one Less - kein Leben darf mehr durch geschlechtsspezifische Gewalt verloren gehen, niemandes psychische oder physische Gesundheit mehr geschädigt werden. Wir kämpfen dafür, geschlechtsspezifische Gewalt, Missbrauch und Belästigung in all ihren Formen und überall dort zu beenden, wo sie stattfindet: am Arbeitsplatz, zu Hause, in Schulen und Universitäten, in staatlichen Einrichtungen, auf der Straße und im Internet.

● Politiker*innen retten Banken und Unternehmen, aber das Leben von Frauen wird geopfert. Diese Pandemie der Gewalt erfordert Sofortmaßnahmen. Wir brauchen eine sofortige Erhöhung der öffentlichen Ausgaben und die Entwicklung einer Regierungspolitik zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Dazu sollte der Aufbau von Schutzräumen und Netzwerken für Frauen und Kinder in Gewaltsituationen gehören sowie spezialisierte Dienste für häusliche und sexuelle Gewalt, die allen, die sie benötigen, vor Ort zur Verfügung stehen. Psychosoziale Dienste sollten vor Ort Zugang zu den von den Opfern benötigten Beratungs- und Therapieangeboten sowie zu spezialisierten psychologischen Untersuchungen und Behandlungen für die Täter bieten. Jede*r sollte einen existenzsichernden Lohn und eine Arbeitsplatzgarantie erhalten, um ein unabhängiges Leben zu ermöglichen.

● Das Coronavirus hat deutlich gemacht, dass das Wohlergehen aller Menschen an erster Stelle stehen muss. Wir müssen uns den Reichtum der kapitalistischen Elite aneignen, um eine massive Ausweitung der öffentlichen Dienstleistungen zu finanzieren; von der kostenlosen Gesundheitsversorgung (einschließlich Impfstoffen für alle, Aufhebung der Patente und Freigabe des technischen Wissens, Überführung der pharmazeutischen Industrie in öffentliche Hand, um in jedem Winkel der Welt Impfstoffe und Tests zu produzieren) bis zur kostenlosen Kinderbetreuung. Es gibt überhaupt keinen Grund für Massenarbeitslosigkeit, wo es doch so viel zu tun gibt: Mit verkürzten Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich, mit mehr Sozialleistungen und der Schaffung von grünen und gesellschaftlich nützlichen Arbeitsplätzen kann die Arbeitslosigkeit auf Null reduziert werden.

● Niemand sollte hungern müssen. Für einen Notfallplan zur Bekämpfung der Zunahme des Hungers - unter der Kontrolle lokaler Gesellschaften, Arbeiter*innenorganisationen, armer Kleinbauern und Bäuerinnen - als ersten Schritt zu einer Umgestaltung der Landwirtschaft. Schluss mit den schädlichen kapitalistischen Produktionsmethoden, die Krankheiten und Hunger verursachen, und Aufbau einer Landwirtschaft in Gemeineigentum im Einklang mit der Natur.

● Die Arbeiter*innen brauchen Arbeitsplätze, an denen sie sicher sind vor der Verbreitung von Infektionen, sexueller Belästigung und Stress. Das erfordert sichere Beschäftigungsverhältnisse, Arbeiter*innenkontrolle über Gesundheits- und Sicherheitsfragen und eine Aufstockung des Personals, um Arbeitsstress zu reduzieren.

● Echte Mietkontrollen und der Bau von Sozialwohnungen in großem Umfang - jede*r hat das Recht auf ein sicheres, erschwingliches und friedliches Zuhause. Enteignung und Überführung in öffentliches Eigentum von Wohnungen, die aufgrund von Spekulationen leer stehen.

● Für eine kostenlose, qualitativ hochwertige, öffentliche, säkulare Bildung mit fortschrittlicher, altersgerechter, LGBTQ-inklusiver Sexual- und Beziehungserziehung, bei der der Schwerpunkt auf dem Thema Einverständnis liegt.

● Kostenloser und einfacher Zugang zu Verhütung und Abtreibung.

● Die Gewerkschaften und Betriebsgruppen müssen für gewerkschaftliche Organisierung, für ein Ende der prekären Arbeit, für einen existenzsichernden Lohn für alle Arbeiter*innen und gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kämpfen - eine solche Bewegung könnte die Führung im Kampf gegen alle Formen von Sexismus, Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Homophobie und Transphobie übernehmen, um einen vereinten Kampf der Arbeiter*innenklasse aufzubauen.

● Schluss mit der Reproduktion von Sexismus, Diskriminierung und Opferbeschuldigung vor Gericht. Jeder Teil des Staates und der Sozialdienste, der mit Opfern und Tätern in Kontakt kommt, sollte über das Problem der geschlechtsspezifischen Gewalt aufgeklärt und geschult werden, um sicherzustellen, dass Kläger*innen und Opfer mit Respekt behandelt werden.

● Wir kämpfen für einen Staat, der demokratisch von der Arbeiter*innenklasse von unten regiert wird, um die derzeitige Voreingenommenheit zugunsten der herrschenden Klassen zu beseitigen und die Grundlage von Rassismus, Sexismus und Diskriminierung im Staat und in der Justiz ein für alle Mal zu beseitigen.

● Für eine sofortige und massenhafte Antwort der gesamten Arbeiter*innenklasse auf die Versuche von Staaten und Religionen, Frauen und LGBTQ-Personen das Recht auf ihren Körper zu nehmen, zum Beispiel mit den Angriffen auf Abtreibungsrechte in vielen Ländern.

● Kampf gegen die Objektifizierung der Körper von Frauen und für ein Ende der sexistischen Werbung - die Medien müssen unter demokratische Kontrolle gebracht werden.

● Stoppt den Kapitalismus, der die Umwelt zerstört und ganze Landstriche unbewohnbar werden lässt. Krieg beenden und für Klimagerechtigkeit kämpfen - rassistische Einwanderungspolitik beenden - für das demokratische Recht auf Asyl.

● Der Wohlstand, den wir alle produzieren, darf nicht von einer kleinen Minderheit beansprucht und kontrolliert werden. Der Reichtum und die Unternehmen müssen aus den Händen der Elite genommen und zum Nutzen der Mehrheit der Bevölkerung betrieben werden - das bedeutet mehr Personal und bessere Bezahlung in den gesellschaftlich nützlichen Berufen, die meist von Frauen ausgeübt werden, wie Kinderbetreuung, Bildung und Gesundheitswesen. In einer solchen Gesellschaft wäre die Betreuung der Jungen, Kranken und Alten eine kollektive Aufgabe und nicht eine individuelle Aufgabe der Frauen in der Familie, was Frauen von unbezahlter Reproduktionsarbeit befreien würde.

● Demokratisches öffentliches Eigentum und Kontrolle der Arbeiter*innenklasse über die wichtigsten Bereiche der Wirtschaft, die wichtigsten Reichtümer und Ressourcen, als Teil einer demokratisch-sozialistischen Planung der Wirtschaft, für die Bedürfnisse der Menschen und des Planeten, nicht für Profit.

● Wir kämpfen für Brot und wir kämpfen auch für Rosen - für eine sozialistische Gesellschaft, in der Sexismus und Gewalt gegen Frauen wirklich der Vergangenheit angehören - für eine sozialistische Welt frei von Klassengegensätzen, Unterdrückung, Krieg und Gewalt, in der jeder Mensch das Recht auf einen guten Lebensstandard hat und die Freiheit, das Leben zu genießen!

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