Frauen und LGBT

Landesweiter Aufschrei gegen Femizid in Irland

Gewerkschaften werden aktiv!
Noah Koinig, Student und Aktivistin bei ROSA und der Sozialistischen LinksPartei (SLP)

Artikel aus der ROSA-Zeitung vom März 2022

Am 14. Jänner 2022 gingen Zehntausende Menschen in ganz Irland nach einem Aufruf der Lehrer*innengewerkschaft auf die Straße und auch irische Communities in London, New York und Australien starteten Aktionen.

Der Auslöser für diese Proteste war der erste Femizid im Jahr 2022 in Irland. Die 23-jährige Ashling Murphy ging am 12. Jänner in Tullamore joggen und wurde dabei am helllichten Tag von einem fremden Mann angegriffen und ermordet. Ihr Tod löste große Trauer, aber auch eine tiefe Wut und der Wunsch gegen männliche Gewalt zu handeln in der Bevölkerung aus.

Ashlings Tod war aber nur die Spitze des Eisberges, nachdem in den vergangenen Jahren mehrere Proteste dieser Art stattfanden. Der Hashtag #Shewasgoingforarun machte einerseits darauf Aufmerksam, dass Ashling alles „richtig“ gemacht hatte, um sich zu schützen und andererseits wurde damit an Sarah Everard gedacht, die am 3. März 2021 von einem Polizisten unter falschem Vorwand festgenommen, danach vergewaltigt und ermordet wurde. Weitere wichtige Kämpfe gegen sexuelle Gewalt und Opferbeschuldigung waren im Jahr 2018 mit den „I believe her“ und „this is not consent“ Protesten. 

Die Wichtigkeit dieser Aktionen zeigten die Proteste im Jahr 2012, die durch den Tod von Savita Halappanavar ausgelöst wurden. Savita erlitt in ihrer Schwangerschaft einen medizinischen Notfall, welcher nur durch einer Abtreibung geholfen werden konnte. Der achte Verfassungszusatz kriminalisierte jedoch jede Art von Schwangerschaftsabbrüchen, was zu einer Sepsis und schlussendlich zum Tod von Savita führte. Nach jahrelangen Kampf, ausgelöst durch ihren Tod, wurde 2018 dieser Verfassungszusatz aufgehoben. Dies war ein historisches Ereignis, da damit erstmals legale Schwangerschaftsabbrüche im stark religiösen Irland möglich wurden.

Im Fall von Ashling brachten die irischen Lehrer*innen Gewerkschaften einen großen Beitrag zu den Protesten. Sie riefen nach ihrem Tod zu Mahnwachen im ganzen Land auf, bei denen zehntausende Menschen teilnahmen um ihre Solidarität mit den Angehörigen von Ashling sowie mit allen Opfern von geschlechtsspezifischer Gewalt zu zeigen. Ebenso mobilisierten die Gewerkschaften für Solidaritätskundgebungen und riefen zu einer Schweigeminute an allen Schule in ganz Irland auf.

Ebenso mobilisiert ROSA in Irland für den Internationalen Frauentag. Sie schlossen sich mit einer Lehrer*innengewerkschaft zusammen, um eine Kampagne gegen geschlechtsspezifische Gewalt am 8. März zu starten und UNITE Gewerkschaft der Bauarbeiter*innen teilten ihre Unterstützung an Protesten mit. Weiters wurde Unterstützung bei Student*innen- und lokalen Gewerkschaften angesucht. Im Norden arbeiten Genoss*innen mit UNITE Gastronomie-Beschäftigten zusammen, um einen gemeinsamen Leitfaden zu entwickeln und suchen nun Unterstützung und Unterschriften bei diversen Arbeitsplätzen. Damit und mit einer gemeinsamen ROSA Kampagne soll unter anderem in der Gastgewerbebranche gegen Gewalt und Belästigungen gekämpft werden, aber auch weiters um Arbeiter*innen einen sicheren Heimweg von der Arbeit zu garantieren. 

Die nächsten Schritte sind nun ein Aufruf zu Protesten und Demonstrationen am 8. März. Denn das Ziel ist klar: Es muss jetzt gehandelt werden, um das "Nie wieder" Wirklichkeit werden zu lassen. Wie vor 10 Jahren zum Tod von Savita, ist heute die Bewegung „Never Again“ wichtiger als je zuvor. Doch damit sich solch eine Gewalt nicht nochmal wiederholt, müssen wir das System abschaffen, dass die Strukturen dafür schafft.

Die ganze ROSA-Zeitung findest du hier:

Frau, Leben, Freiheit: 25.11. - Protestiert mit ROSA am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen!

Rosa International

"Frau, Leben, Freiheit" - das ist der Slogan, den die Massen im Iran nach der Ermordung der 22 Jährigen Jina (Mahsa) Amini auf den Straßen rufen. Von Kurdistan bis Aserbaidschan, von Sistan & Baluchestan bis Khuzestan - diese Bewegung hat das ganze Land erschüttert und auch darüber hinaus. Die Proteste, die durch den staatlichen Femizid ausgelöst wurden, verwandelten sich sofort in einen mutigen revolutionären Aufstand gegen das gesamte Regime im Iran. Sie thematisieren Femizide und staatliche Gewalt sowie das gesamte Unterdrückungssystem, unter dem Frauen, Kurd*innen und andere Minderheiten, Jugendliche und Arbeiter*innen leiden.

Jina wurde von der sogenannten "Sittenpolizei" im Iran ermordet, einer Einheit, die ein Symbol ist für die tägliche Kontrolle über Frauenkörper, Verhaftungen, Schikanen und Gewalt, die die Massen nicht mehr hinnehmen. Die repressiven Bekleidungsvorschriften, die zunehmenden Angriffe auf Frauen und die LGBTQI+-Gemeinschaft im Iran, wie zum Beispiel das jüngste Todesurteil gegen zwei bekannte LGBTQI+-Aktivist*innen, waren für das Regime eine wichtige Stütze der Macht. Der gemeinsame Kampf, der sich seit September entwickelt hat und der in allen Bereichen der iranischen Gesellschaft - in Schulen, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, auf der Straße und in den Häusern - geführt wird, trifft das System direkt ins Herz. Diese Frauen haben breitere Schichten der Arbeiter*innen inspiriert, sich ebenfalls zu erheben - in einer Erklärung, die von Arbeiter*innen aus einer iranischen Zuckerfabrik veröffentlicht wurde, heißt es:

"Mädchen der Sonne und der Revolution; am Tag des Sieges wird die ganze Welt vor euch den Hut ziehen - ihr habt allen eine Lektion in Sachen Aufstehen und Widerstand erteilt".

Die revolutionäre Bewegung im Iran zeigt einmal mehr, wie tief Frauenfeindlichkeit, Gewalt und Sexismus mit staatlicher Gewalt, Repression und dem gesamten kapitalistischen System verwoben sind. Die Tatsache, dass diese Bewegung den Kampf gegen eine der unterdrückendsten und repressivsten Diktaturen der Welt aufnimmt, zeigt den ungebrochenen Mut einer ganzen Generation. Frauen und Mädchen in Afghanistan haben vom ersten Moment an gegen das Taliban-Regime protestiert - und sind kürzlich, inspiriert von der Bewegung im Iran, nach dem schrecklichen Bombenanschlag auf Schüler*innen aus der Volksgruppe der Hazara erneut auf die Straße gegangen.

Diese Bewegung ist ein äußerst inspirierendes Beispiel für die Solidarität unter den Unterdrückten. "Frau, Leben, Freiheit" spiegelt den weltweiten Kampf gegen Femizid und geschlechtsspezifische Gewalt wider, den wir in den letzten Jahren bereits in vielen Teilen der Welt erlebt haben. Er zeigt, wie sich Aufstände, ausgelöst durch einen Funken, ein extremes Beispiel für die tägliche Unterdrückung und Gewalt, der Frauen und LGBTQI+ ausgesetzt sind, schnell in eine radikale Bewegung verwandeln, die brutale Diktaturen und in gewissem Maße auch das System als Ganzes herausfordert. Die heldenhaften Frauen, Mädchen, Arbeiter*innen und Jugendlichen im Iran zeigen uns den Weg für unseren Kampf gegen Gewalt und Unterdrückung.

Die internationale Solidarität war in den letzten Jahren ein wesentliches Merkmal der feministischen und anderer Bewegungen: Sie spiegelt die Stimmung wider, dass eine Verletzung der einen eine Verletzung aller ist. Von metoo über Black Lives Matter (BLM) bis Ni una Menos: Die tägliche Gewalt wurde mit radikalen Aktionen und Solidarität beantwortet. So sahen wir im Juli auch einen grenzüberschreitenden Aktionstag im Nahen Osten und Nordafrika gegen Femizide. Wir müssen genau diese Art von Bewegungen gegen geschlechtsspezifische und staatliche Gewalt noch weiter ausbauen, um eine internationale, sozialistische, feministische Bewegung gegen jede Form von Unterdrückung und Ausbeutung aufzubauen. Wir müssen den diesjährigen Tag für die Beseitigung geschlechtsspezifischer Gewalt in einen Tag der Massenaktion gegen die Angriffe auf unsere Rechte, die Zunahme von Gewalt, Krieg und Imperialismus, die Krise der Lebenshaltungskosten und den kapitalistischen Horror, den wir durchleben, verwandeln.

Der Anstieg der genderspezifischen Gewalt und die Rolle des Staates

Hunderte von Protestierenden wurden seit Beginn des Aufstandes im Iran von den Sicherheitskräften getötet und verhaftet. Das Durchschnittsalter der Verhafteten liegt bei 15 Jahren. Junge Schüler*innen wurden von der Polizei in ihren Klassenzimmern angegriffen. Student*innen sind "verschwunden", und die staatlichen Kräfte haben brutale Gewalt und Vergewaltigungen eingesetzt, um die Bewegung und die Frauen zu brechen. Doch selbst diese massive Repression und die staatliche Gewalt konnten die Bewegung nicht aufhalten.

Wie schon bei den jüngsten revolutionären Aufständen - von Chile bis zum Sudan - ist sehr deutlich geworden, wie Gewalt und Vergewaltigung von der herrschenden Klasse und dem Staat bewusst eingesetzt werden. Staatliche Gewalt und Femizid nehmen zu, wenn die herrschende Klasse eine Revolution fürchten muss. Diktaturen wie das iranische Regime zeigen am deutlichsten die Verflechtung von kapitalistischem Staat und zwischenmenschlicher, geschlechtsspezifischer Gewalt. Aber wir können diese Verflechtung überall sehen: Der Staat ist mitschuldig an der Unterdrückung und Verletzung von Frauen und LGBTQI+ auf viele verschiedene Arten. Vielen Menschen ist klar geworden, dass wir in einem System, in dem der Staat ein solcher Täter ist, niemals volle Gleichberechtigung erreichen werden und geschlechtsspezifische Gewalt nicht beenden können.

Es geht um das tägliche Victim-Blaming und Slutshaming - von Polizist*innen bis hin zu den Gerichten. Es geht um die tiefen Verflechtungen des Staates mit religiösen Institutionen - sei es die katholische Kirche oder die Ayatollahs - und die bewusste Förderung von tief sitzender Frauenfeindlichkeit und Sexismus. Es geht darum, dass der gesamte Staatsapparat den Reichtum und das Eigentum einer kleinen superreichen Minderheit schützt und nicht das Leben und die Rechte von uns allen. Der kapitalistische Staat ist ein Instrument der herrschenden Klasse - er ist keine neutrale Institution. Er ist von Natur aus darauf ausgelegt, den Status quo zu verteidigen. Dies wurde während des BLM-Aufstandes klar, und durch einige der schockierendsten Frauenmorde, wie dem Mord an Sarah Everard durch einen Polizisten in Britanien 2021.

Während diese Fälle zu den extremsten Beispielen geschlechtsspezifischer Gewalt gehören, wissen wir, dass die meisten Fälle von Frauenmord und Gewalt in den eigenen vier Wänden stattfinden - was während der Pandemie und jetzt der Wirtschaftskrise noch zugenommen hat. Gewalt gegen Frauen ist nicht nur körperlich, oft sind die Frauen über einen langen Zeitraum hinweg einem kontrollierenden Verhalten ausgesetzt, das sich auch in psychischer Gewalt und beispielsweise dem Verlust der Kontrolle über ihre eigenen Finanzen äußert.

Missbrauch und Gewalt gegen Frauen sind Teil der Aufrechterhaltung des Machtungleichgewichts zwischen Männern und Frauen, ebenso wie die Kontrolle über den Körper der Frauen. Der Staat in der kapitalistischen Gesellschaft hat kein Interesse daran, dem entgegenzuwirken; im Gegenteil, die Trennung zwischen arbeitenden Frauen und Männern ist ein Eckpfeiler des Systems.

Gleichzeitig haben Kürzungen bei Dienstleistungen, Unterkünften, Gesundheitsfürsorge und Bildung die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frauen weiter verstärkt. Gefährlich isoliert zu Hause, verlieren Frauen, Mädchen und LGBTQI+ Personen (z.B. Jugendliche) zunehmend die Möglichkeit, einen gewalttätigen Partner / eine gewalttätige Familie usw. zu verlassen. Die vielfältigen Krisen, die das kapitalistische System verursacht - von den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan bis zur Energiekrise - treffen die am meisten Unterdrückten noch härter und verstärken jede Form von Gewalt.

Offensive der extremen Rechten und der herrschenden Klasse - Abtreibung und Queer-Rechte unter Beschuss

Eine weitere Form der staatlichen Gewalt sind die gefährlichen Angriffe auf die körperliche Autonomie und einige unserer grundlegendsten Rechte. Der Angriff auf Roe vs. Wade war ein Wendepunkt in diesem Jahr. Ein Bundesstaat nach dem anderen in den USA führt Abtreibungsverbote ein - und bedroht damit das Leben von Millionen von Frauen und Schwangeren.

Diese Offensive der Rechten hat die rechtsextremen und zynischen "Lebensschützer*innen" auf der ganzen Welt inspiriert, von Ungarn über Italien bis nach Deutschland und Österreich. Diese Angriffe gehen Hand in Hand mit Angriffen gegen die LGBTQI+-Gemeinschaft und insbesondere gegen Trans-Personen. Die herrschende Klasse ist sich bewusst, dass das wachsende Selbstbewusstsein und die Radikalisierung insbesondere junger Frauen und Queers eine Bedrohung für ihre starren Geschlechternormen und die Kernfamilie darstellt, die das System braucht, um nicht nur Frauen, sondern die gesamte Arbeiter*innenschaft zu unterdrücken und auszubeuten.

In diesem Sinne sind diese Angriffe auch eine ideologische Offensive gegen die aufstrebende feministische Bewegung auf der ganzen Welt. Die Heuchelei der Rechtsextremen, die von "pro life" sprechen und gleichzeitig gegen staatliche Interventionen zur Lösung der Krise bei Babynahrung in den USA stimmen oder für die Tötung von Geflüchteten an den europäischen Grenzen verantwortlich sind, ist für das kapitalistische System nützlich. Diese Ideologien führen zu extremer Gewalt und Mord - von der Gegenreaktion gegen metoo angesichts des Prozesses gegen Johnny Depp und Amber Heard bis hin zu den gefährlichen Auswirkungen von Figuren wie Andrew Tate. Am 12. Oktober überfiel ein 19-jähriger Mann eine LGBTQI+-Bar in Bratislava und tötete zwei Männer. Vor dem Angriff hatte der Täter ein rechtsextremes, queerfeindliches Manifest veröffentlicht. Diese Angriffe, die wir auch in Oslo, in Colorado und bei mehreren Pride-Veranstaltungen in diesem Jahr erlebt haben, sind eine Eskalation der Unterdrückung, unter der queere Menschen jeden Tag leiden.

Es geht darum, unser Leben und unsere Körper zu überwachen. Die Angriffe auf die Abtreibungsrechte in China sind ein klares Beispiel dafür, mit ihrer radikalen Abkehr von der Ein-Kind-Politik hin zu Abtreibungsbeschränkungen. Sie treiben diese Angriffe eindeutig im Kontext wachsender imperialistischer Kriege und Krisen voran - um zu kontrollieren, wann und ob wir Kinder zur Welt bringen. Abtreibungsverbote sind ein Beispiel für staatliche Gewalt, sie bedeuten lebensbedrohliche Situationen nicht nur für Frauen, die abtreiben wollen, sondern auch für alle, die schwanger werden können oder wollen. Diese Restriktionen sind letztlich eine Klassenfrage: arbeitende Frauen und Arme sind hauptsächlich betroffen, während die Reichen keine Probleme haben, die notwendige medizinische Versorgung zu erhalten, die sie brauchen.

Vom Iran bis zu den USA kämpfen wir für volle körperliche Autonomie als zentrales Thema in unserem Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Für den uneingeschränkten, freien Zugang zu jeder Art von Gesundheitsversorgung, die wir brauchen. Die unterschiedlichen, inspirierenden Kämpfe der Beschäftigten im Gesundheitswesen auf der ganzen Welt für menschenwürdige Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zeigen uns, wo unsere Macht liegt: Wir müssen diese Kämpfe mit dem Kampf für körperliche Autonomie verknüpfen und uns daran erinnern, wie wir echte Siege erringen konnten.

Denn diese Offensive der Konservativen und Rechtsextremen ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sind die wichtigen Siege, die von Irland bis Argentinien, von Mexiko bis Südkorea errungen wurden. ROSA und die Socialist Party in Irland spielten eine Schlüsselrolle bei der Durchsetzung des Abtreibungsrechts in Irland und ergriffen die Initiative, um mit einem Marsch zum diesjährigen 10. Jahrestag des tragischen Todes von Savita Halappanavar daran zu erinnern, wie dieser Sieg errungen wurde: Durch die Organisierung und Mobilisierung der Arbeiter*innenklasse von unten und den mutigen Vorstoß Abtreibungspillen im großen Stil zu verteilen, um den Staat unter enormen Druck zu setzen und die Realität der Abtreibungsbeschränkungen aufzudecken.

Krieg und Imperialismus: Gewalt in ihrer Reinform

UN Women hat am 20. Oktober einen Bericht veröffentlicht, in dem es heißt: "Die Militärausgaben haben mit 2,1 Billionen im Jahr 2021 ein Allzeithoch erreicht, was auf Kosten von Investitionen in die menschliche Sicherheit geht. Gleichzeitig sind die Mittel für Frauenorganisationen in konfliktbetroffenen Ländern auf 150 Millionen Dollar 2020 gesunken, verglichen mit 181 Millionen Dollar 2019, obwohl sie am dringendsten benötigt werden."

Der verbrecherische Einmarsch Russlands in der Ukraine erreichte im September 22 mit der "Teilmobilmachung" eine neue Eskalation. Seit Beginn dieses Krieges wurden Tausende Zivilist*innen getötet - viele weitere waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Ukrainische und russische Soldat*innen werden in einem Krieg getötet, der die ganze Welt in Schock und Angst versetzt hat.

Kriege sind die reinste Form der Gewalt im kapitalistischen System. Der Krieg in der Ukraine ist nur ein Beispiel für gefährlich wachsende imperialistische Spannungen und Militarisierung. Und es sind immer die Frauen, die am meisten Unterdrückten, die Arbeiter*innen und Armen, die einen hohen Preis für ihre Kriege zahlen müssen. Aber sie sind es auch, die sich wehren: In Russland stehen Frauen an vorderster Front der Proteste gegen den Krieg, trotz massiver Repressionen durch das Putin-Regime.

Krieg bedeutet brutale Gewalt, Hunger und Zerstörung - und auch eine Zunahme geschlechtsspezifischer Gewalt. Vergewaltigung wird in jedem Krieg als Waffe eingesetzt. Ukrainische Frauen und Mädchen sind wie alle Geflüchteten in großem Umfang Opfer von Menschenhandel geworden. Wenn Männer von den Kriegsfronten zurückkehren, steigen die Zahlen der häuslichen Gewalt und der Frauenmorde noch weiter an.

"Wer profitiert von diesem Krieg?" - Unser Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt lässt sich nicht von unseren Aktionen gegen Imperialismus und Krieg trennen. Vom ersten Moment dieses Krieges an haben wir uns mit ROSA und der ISA für den Aufbau einer Antikriegsbewegung mit einem sozialistisch-feministischen Ansatz eingesetzt - und auf die Macht der einfachen Menschen und aller Unterdrückten hingewiesen, diesen Krieg durch Kampf zu beenden.

Krise der Lebenshaltungskosten = Krise des Kapitalismus. Wir werden nicht mit unserem Leben, unserem Körper und unserer Gesundheit bezahlen!

„Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Suizid treiben, einen in den Krieg führen usw. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten" (Bertolt Brecht)

Der Krieg in der Ukraine wird von der herrschenden Klasse auch als Erklärung für die massive Krise der Lebenshaltungskosten, die Inflation, die Lebensmittelknappheit usw. herangezogen. In Wirklichkeit hatte die Wirtschaftskrise schon vor dem Krieg begonnen. Die Energiekrise ist mittlerweile eine massive Bedrohung für das Leben von Millionen Menschen auf der ganzen Welt.

Im Iran lag die Inflation im September bei 75 %. Die Bevölkerung in 44 Staaten erlebt derzeit ein "alarmierendes" Ausmaß an Hunger, 828 Millionen Menschen sind unterernährt - viele von ihnen sind Kinder. In diesem Winter wird die geschlechtsspezifische Gewalt wieder dramatisch zunehmen, denn wir wissen, wie Wirtschaftskrisen zu einem Anstieg der Gewalt führen - die eisigen Temperaturen in den Häusern werden zu gefährlichen Erkrankungen und Gesundheitsproblemen führen - ganz zu schweigen von der Tatsache, dass eine neue COVID-Welle die Situation noch verschlimmern wird. Neben Armut und Hunger wird die Krise der Lebenshaltungskosten auch zu einer Eskalation in den Haushalten und Familien führen, mit wachsenden Spannungen, Gewalt und damit steigenden Femizidraten. Die unbezahlte Sorgearbeit von Frauen, die das kapitalistische System braucht und von der es profitiert, wird sich weiter ausweiten und Frauen, die oft für die Zubereitung und den Kauf von Lebensmitteln für die Familie verantwortlich sind, einem mehrfachen Druck aussetzen.

Wir wissen, dass die Inflation kein Naturgesetz ist: Während wir uns abmühen, unsere Rechnungen zu bezahlen und Obdachlosigkeit und Hunger fürchten müssen, machen die Energiekonzerne gleichzeitig Rekordgewinne. Allein Exxon meldete für das 2. Quartal 2022 einen Gewinn von 17,9 Milliarden Dollar - Saudi-Arabiens Aramco im 3. Quartal sogar 48,4 Milliarden Dollar! Sie wollen, dass wir für ihre Krise bezahlen. Eine überwältigende Anzahl von Frauen arbeitet in lebenswichtigen Sektoren, so dass die Pandemie sie an die vorderste Front setzte. Jetzt zwingt die Inflation sie an die Armutsgrenze. Das alles sind Formen der Gewalt im kapitalistischen System.

Deshalb geht der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt Hand in Hand mit dem Kampf gegen dieses profitorientierte System, das all diese vielfältigen Krisen produziert, unter denen wir zu leiden haben. Das bedeutet, dass die internationale Arbeiter*innenbewegung, wie die Gewerkschaftsbewegung, wenn sie den Kampf gegen die Krise der Lebenshaltungskosten aufnimmt, Forderungen stellen muss, die den Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt, Sexismus und Unterdrückung in den Mittelpunkt stellen. Zum Beispiel Lohnverhandlungen und Mobilisierungen gegen die Lebenshaltungskostenkrise mit dem Kampf für körperliche Autonomie, Frauen- und Queer-Rechte verbinden.

Jetzt den sozialistisch-feministischen Kampf aufbauen

Die revolutionäre Bewegung im Iran zeigt, wie Frauen an der Spitze des Kampfes, die Arbeiter*innen, die Armen und die Unterdrückten die Macht haben, Diktaturen und möglicherweise sogar das profitorientierte System des Kapitalismus zu stürzen - was die einzige Möglichkeit ist, die Spirale von Krise zu Krise und die verschiedenen Formen der Gewalt, die damit verbunden sind, zu beenden.

Dieses System ist in jeder Hinsicht schuldig - um geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden und den Slogan "Ni una menos" ("Nicht eine weniger") Wirklichkeit werden zu lassen, müssen wir für eine völlig andere Gesellschaft kämpfen. Geschlechtsspezifische Gewalt ist Ausdruck eines zutiefst gewalttätigen Systems. Jetzt ist es an der Zeit, rund um den 25. November zu mobilisieren und zu organisieren und eine sozialistisch-feministische Bewegung an unseren Arbeitsplätzen, Schulen, Universitäten und Gemeinden aufzubauen:

  • um jede Form von geschlechtsspezifischer Gewalt zu beenden, Sexismus, Frauenfeindlichkeit, Rassismus, LGBTQI+-Phobie, Missbrauch, Belästigung und Unterdrückung überall zu bekämpfen

  • um die Rechte auf Abtreibung zu verteidigen und zu erweitern und für umfassende und kostenlose geschlechtsspezifische Gesundheitsversorgung -  um für  säkulare und vollständig finanzierte Sexualerziehung und freien und einfachen Zugang zu Verhütungsmitteln zu kämpfen

  • um für voll finanzierte Angebote gegen häusliche und sexuelle Gewalt, für Frauen- und LGBTQI+-Schutzräume und für psychosoziale Versorgung zu kämpfen

  • um existenzsichernde Löhne, erschwingliches Wohnen und menschenwürdige Arbeitsplätze zu erkämpfen, die massive Zunahme von Hunger und Armut zu bekämpfen und ein unabhängiges Leben zu ermöglichen

  • um für massive Investitionen in das Gesundheits- und Bildungswesen und den öffentlichen Wohnungsbau zu kämpfen und die gewinnorientierten Immobiliengesellschaften zu enteignen

  • um das Vermögen der Elite und der Superreichen zu beschlagnahmen, um diese nötigen Schritte zu finanzieren

  • um die Energieunternehmen, die Lebensmittelindustrie und andere Schlüsselindustrien auf der ganzen Welt zu enteignen und unter demokratische Kontrolle der Arbeiter*innen zu stellen, um das Frieren in den Häusern und die Energiekrise zu beenden sowie die Klimakrise zu bekämpfen

  • um für einen Staat zu kämpfen, der von der Arbeiter*in und den Armen von unten demokratisch regiert wird, um die Grundlagen der Unterdrückung und Diskriminierung im Staat und im Rechtssystem zu beseitigen

  • um für eine sozialistische Alternative zur kapitalistischen Barbarei zu kämpfen, um die Wirtschaft, Ressourcen und Gesellschaft demokratisch für die Bedürfnisse von Mensch und Natur zu kontrollieren und planen, nicht für Profit, um Unterdrückung, Gewalt und Ausbeutung ein für alle Mal zu beenden

Aufruf zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen & LGBTQI+

Internationale Solidarität vom Iran bis in die USA - Das ganze System ist schuldig!
Komm mit ROSA am 25. November auf die Straße!

Jin, Jiyan, Azadi! Frau, Leben, Freiheit! Ni una menos! Kein einzige weniger!

  • Für internationale Solidarität:

Die revolutionäre Bewegung im Iran gegen eines der brutalsten Regime der Welt wird todesmutig von jungen Frauen angeführt. Ihr Kampf um Freiheit ist eine weltweite Inspiration. Unsere Rechte werden von den USA bis nach Ungarn überall angegriffen. Unsere Antwort ist: Widerstand - Wir stehen Seite an Seite mit Frauen, LGBTQI+ und allen Unterdrückten ob im Iran, in Afghanistan, in den USA, in Lateinamerika oder Österreich - unser Feminismus ist international!

  • Gegen Gewalt, Sexismus & LGBTQI+ Feindlichkeit:

Jede fünfte Frau in Österreich ist ab ihrem 15. Lebensjahr sexueller und/oder körperlicher Gewalt ausgesetzt. 80% der Opfer von Menschenhandel sind Mädchen und Frauen. 214 Millionen Frauen wollen verhüten, dürfen aber nicht. In vielen Ländern der Welt ist die Vergewaltigung innerhalb der Ehe kein explizites Verbrechen. In Österreich vergießen die Regierenden Krokodilstränen, während Frauenmorde und Gewalt weiter zunehmen. Wir erleben täglich und überall Übergriffe, Sexismus und Belästigung. Wir kämpfen gegen jede Form dieser Gewalt!

  • Gegen Teuerung und Inflation:

Die Teuerungen treffen Frauen härter, da vor allem in den ohnehin schon schlecht bezahlten Jobs im Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich gespart wird und die Löhne in Handel, Gastro & Co. nicht steigen. Frauen sind überdurchschnittlich von Armut und Wohnungslosigkeit betroffen. Diese fehlenden finanziellen Ressourcen machen es unmöglich, dass sich Frauen/queere Personen aus gewalttätigen Haushalten lösen und zwingen sie sogar dazu, in solchen zu verweilen. Während die Reichen reicher werden, sollen wir für ihre Krisen zahlen - Nicht mit uns!

  • In Solidarität mit Kolleg*innen im Gesundheits- und Sozialbereich:

Frauen mussten während der Pandemie noch mehr unbezahlte Arbeit leisten. Frauen/queere Personen sollen wieder in klassische Rollenbilder zurückgedrängt werden. Aber Kolleg*innen im Gesundheits- und Sozialbereich, in der Pflege und Elementarpädagogik wehren sich - wir alle stehen an ihrer Seite. Ihr Kampf ist unser Kampf - es geht um unsere Gesundheitsversorgung, Bildung und Pflege. Solidarität mit den Streiks und dem Kampf um mehr Personal, Arbeitszeitverkürzung & höhere Löhne!

  • Organisieren wir uns, um das ganze System zu stürzen!

Gewalt gegen frauen und LGBTQI+ ist untrennbar mit dem kapitalistischen System verbunden, das eine Krise nach der anderen hevorbringt: Krieg, Klimazerstörung , Wirtschaftskrise, Pandemie. Wir kämpfen als ROSA um eine Welt, in der Wirtschaft und Gesellschaft nach unseren Bedürfnissen und nicht nach Profit organisiert sind. Wir sind aktiv an Schulen, Unis und Arbeitspltzen. Melde dich bei uns um mitzumachen, bereite mit uns Schulstreiks gegen Sexismus an 8. März 2023 vor, werde aktiv in der Iran-Solidaritätsbewegung, unterstütze mit uns den Kampf der Kolleg*innen im Sozialbereich. Jede*r kann sich uns anschließen - es ist höchste Zeit!

 

Demos am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und LGBTQI+

Wien: 17:00 / Handelskai

Linz: 16:00 / Martin-Luther-Platz

Graz: 18:00 / Lenplatz

 

Wofür steht ROSA in der Iran-Solidaritätsbewegung & darüber hinaus?

ROSA - kämpferisch.sozialistisch.feministisch

ROSA ist eine sozialistisch-feministische Kampagne der ISA (Internationale Sozialistische Alternative). Wir sind aktiv gegen jede Form von Sexismus, Rassismus, LGBTQIA+ Feindlichkeit, Unterdrückung und Ausbeutung. Wir haben in den letzten Jahren unter anderem Schulstreiks gegen Sexismus organisiert, Kämpfe der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich unterstützt, Kampagnen für Abtreibungsrechte organisiert, antikapitalistische Demo-Blöcke auf den Prides & Proteste gegen Femizide.

Sozialistischer Feminismus bedeutet - Ein Feminismus des Kampfes. Ein Feminismus der 99%, von unten, im Interesse der großen Mehrheit der Bevölkerung. Wir wissen, dass uns ein paar Frauen in den Chefetagen und Regierungssesseln keine echten Verbesserungen bringen werden. Gewalt, Sexismus, Unterdrückung - all das ist untrennbar mit dem kapitalistischen System verbunden, in dem alles nach Profit und nicht nach den Bedürfnissen von Mensch und Umwelt organisiert ist.

Sexismus und Rollenbilder basieren auf einem System, in dem Frauen immer noch viel weniger verdienen als Männer, (staatliche) Gewalt immer weiter zunimmt, Abtreibungsrechte, Rechte von Transpersonen immer wieder angegriffen werden und die Inflation uns auch in Österreich in Armut und Abhängigkeit treibt.

Wir kämpfen deshalb nicht nur für unmittelbare Verbesserungen im hier und jetzt, sondern für eine grundlegend andere Gesellschaft: In dem die großen Reichtümer und Ressourcen demokratisch von der Mehrheit der Bevölkerung kontrolliert und verwaltet werden und das kapitalistische System überwunden wird.

Deshalb war von uns die Bewegung im Iran, angeführt von jungen Frauen und Jugendlichen, von Anfang an eine tiefe Inspiration. Ihr Kampf um fundamentale körperliche Selbstbestimmung ist untrennbar mit dem Kampf gegen das gesamte Regime verbunden. In der Iran-Solidaritätsbewegung argumentieren wir deshalb unter anderem dafür, dass die Forderungen von Frauen, LGBTQIA+ Personen und allen nationalen, ethnischen und religiösen Minderheiten im Zentrum stehen.

Wir sind außerdem der Meinung, dass die Mehrheit der Bevölkerung im Iran, die Arbeiter*innen, Jugendlichen und Armen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen. Wir lehnen jede imperialistische Einmischung ab und sind dafür, dass durch eine Ausweitung der Streik- und Arbeiter*innenbewegung echte Demokratie erkämpft wird: Eine Übernahme der Wirtschaft, der Schlüsselindustrien und Gesellschaft durch die arbeitende Bevölkerung, um Repression und Ausbeutung durch das Mullah-Regime endgültig beenden zu können.

Deshalb lehnen wir auch alle rückschrittlichen Kräfte (wie Monarchist*innen oder Volksmudschahedin) ab, die ein undemokratisches System mit einem anderen undemokratischen System ersetzen wollen. Die Befreiung der iranischen Bevölkerung kann nur von unten, durch die Massen selbst kommen - Ihre erfolgreiche Revolution wird auch eine Inspiration für all die mutigen Frauen, Jugendlichen, Arbeiter*innen in der gesamten Region sein: Von Afghanistan bis Kurdistan, vom Libanon bis in den Irak. 

Unser Feminismus ist international: Wir stehen Seite an Seite mit unseren Mitkämpfer*innen in Lateinamerika, Polen, in den USA, im Nahen Osten, in Afrika und überall. Der globale, ausbeuterische Kapitalismus hat unsere Körper und Leben lange genug unterdrückt, ausgebeutet und kontrolliert.

Schließ dich unserem Kampf für eine sozialistische Alternative an!

 

 

 

 

 

Deutsch/English: Manifest der linken Solidaritätsbewegung in Österreich / Manifesto of the leftist solidarity movement in Austria

Frau, Leben, Freiheit / Woman, Life, Freedom - Es lebe die revolutionäre Bewegung im Iran! / Long live the revolutionary movement in Iran!
Verabschiedet am 23. Oktober auf einer Konferenz der Iran-Solidaritätsbewegung in Wien mit über 60 Teilnehmer*innen. / Adopted on October 23 at a conference of the Iran Solidarity Movement in Vienna with over 60 participants.

Deutsch:

Seit der brutalen Ermordung von Jina (Mahsa) Amini durch die sogenannte Sittenpolizei im Iran hat sich eine umfassende Bewegung im ganzen Land ausgebreitet, die eines der repressivsten Regime der Welt ins Wanken bringt. Es ist nicht übertrieben, von einer revolutionären Bewegung zu sprechen: Angeführt von Frauen, Studierenden, Jugendlichen. Szenen, wie Frauen und Männer gemeinsam den Hijab verbrennen, Schüler*innen, die todesmutig Repräsentanten des Regimes aus ihren Schulen werfen, Arbeiter*innen, die in Streik treten, Studierende, die täglich Versammlungen abhalten, haben uns alle zutiefst inspiriert.

Das Regime hat mit unerbittlicher Brutalität reagiert. Das Durchschnittsalter der Festgenommenen liegt bei 15 Jahren. Politische Gefangene waren beim Brand im berüchtigten Evin-Gefängnis in akuter Lebensgefahr. Studierende “verschwinden” täglich. Schüler*innen werden aus ihren Klassenräumen gezerrt und verhaftet. Von Kurdistan bis Baluchestan hat das Regime Massaker verübt, die hunderte Opfer forderten und weitere Jinas zu Symbolen der Bewegungen gemacht haben. Von all dem lassen sich die Massen nicht abschrecken und noch weniger aufhalten. Diese Bewegung hat das Potential, nicht nur das iranische Regime zu Fall zu bringen, sondern sich auch in der gesamten Region auszuweiten. Das sehen wir auf beeindruckende Art in Afghanistan, wo es seit Monaten immer wieder Proteste von Frauen und Mädchen gegen die Taliban gibt. Die Bewegungen werden sich immer mehr gegenseitig inspirieren und so auch andere ermutigen.

Der Schlachtruf der kurdischen Befreiungsbewegung “Jin, Jiyan, Azadi” ist schon jetzt zu einem weit verbreiteten Schlachtruf geworden: von Irak bis Afghanistan, von Syrien bis zum Libanon. Die weltweite Solidaritätsbewegung ist größer denn je: Von den USA bis Großbritannien, Deutschland, Kanada, Frankreich, Österreich - Menschen sehen diese Bewegung als Hoffnungsschimmer angesichts der umfassenden Krisen, dieses kapitalistischen Systems: Kriege, Wirtschaftskrisen, die globale Klimakrise und Angriffe auf unsere Rechte als Frauen & LGBTQI+ Personen.

Wir, Aktivist*innen der Solidaritätsproteste in Wien, verfassen dieses Manifest als einen politischen Aufruf zum Aufbau einer internationalen, linken, feministischen, antikapitalistischen Solidaritätsbewegung. Innerhalb der Solidaritätsbewegung und im Iran gibt es viele unterschiedliche Ideen und Ansätze. Es ist daher notwendig, innerhalb und außerhalb des Iran zu diskutieren, welches Programm und welche Perspektiven die Bewegung braucht, um echte Freiheit und Demokratie zu erkämpfen und zu garantieren. Dabei geht es darum, welches Programm und Methoden der Bewegung im Iran helfen können, aber auch, welche konkreten Forderungen wir außerhalb des Landes stellen um so tatsächlich Druck aufbauen zu können. Wir rufen alle, die unseren Ideen zustimmen, auf, sich uns anzuschließen und sich unter diesem Aufruf zu vereinen und zu organisieren.

Eine feministische Revolte: Das Herz der Bewegung

Diese Bewegung trifft das Regime an zentralen Säulen: Die Unterdrückung von Frauen & LGBTQI+ - Personen sowie die Diskriminierung von allen ethnischen, religiösen und nationalen Minderheiten. Der Kampf um Frauenrechte, demokratische Rechte, das Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit steht im Zentrum einer Bewegung, die sich gegen das gesamte diktatorische, repressive Regime und System richtet. Die Hijab-Pflicht war eine der ersten Maßnahmen, die das Mullah-Regime eingeführt hat - Frauen haben von Anfang an dagegen protestiert. In Massen gingen sie am Internationalen Frauentag 1979 gegen die drohende Machtübernahme durch die Mullahs und die Beschneidung ihrer Rechte auf die Straßen.

Das Regime hat jahrzehntelang seine reaktionäre Ideologie benutzt, um Frauen und LGBTQI+-Personen und ihre Körper zu kontrollieren, sie in die Isolation der Familie zu drängen, sie brutal auszubeuten, die Bevölkerung zu spalten und seine Macht so zu stabilisieren. Diese Ideologie bröckelt seit langem, nun hat dieser Prozess eine neue Qualität erreicht. Eine ganze Generation wendet sich von den religiösen Institutionen radikal ab und duldet nicht länger den tief sitzenden Frauenhass, die Gewalt und die allgegenwärtige Unterdrückung.

Es geht um viel mehr als um die Abschaffung von frauenfeindlichen Kleidervorschriften: Es geht um gleiche Rechte, volle Selbstbestimmung über den eigenen Körper, Zugang zu Arbeitsmarkt und Gesundheitsversorgung und ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben. Es geht um die Abschaffung aller Repressionen und der gewaltvollen Vollstrecker derselben, des Sicherheitsapparats: Von der Sittenpolizei bis zu den Revolutionsgarden. Von den korrupten Mullahs bis zu den gewalttätigen Polizist*innen.

In kaum einem anderen Land wird so deutlich, wie sehr die Unterdrückung von Frauen und LGBTQI+ Personen mit dem gesamten, kapitalistischen System zusammenhängt: Es sind die selben Mullahs, die die frauenfeindliche Ideologie predigen und für diese systematische Unterdrückung und Diskriminierung verantwortlich sind, die gleichzeitig die Kontrolle über die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft haben, die arme und arbeitende Bevölkerung bis ins Unermessliche ausbeuten und davon profitieren.

Die Rolle der Arbeiter*innenklasse

Diese Bewegung ist nicht vom Himmel gefallen. In den vergangenen Jahren hat sich die Wirtschaftskrise im Land massiv verschärft. Wir haben eine historische Streikwelle während der Pandemie von Öl-Arbeiter*innen, Busfahrer*innen, Lehrer*innen und vielen anderen erlebt. Der Kampf dieser Arbeiter*innen für sichere Jobs, für die Auszahlung ihrer Gehälter, für die Freilassung ihrer inhaftierten Kolleg*innen und vieles mehr deutet schon lange auf die Entstehung einer neuen, kämpferischen Arbeiter*innenbewegung im ganzen Land hin.

Heute erkennen die Studierenden und jungen Generationen, was es braucht: Einen Schulterschluss der Jugend- und Arbeiter*innenbewegung. Sie skandieren auf ihren Versammlungen “Studierende & Arbeiter*innen: Vereinigt euch und streikt!”. Lehrer*innen haben früh begonnen, in Streik zu treten, Beschäftigte in der Öl- und petrochemischen Industrie sind gefolgt. Das ist der entscheidende Weg zur erfolgreichen Revolution: Es geht um die gesamte Macht - die politische wie die wirtschaftliche. Es ist die Arbeiter*innenklasse die die Kraft hat durch umfassende Generalstreiks, das System der Mullahs zum Stillstand zu bringen und ihnen Reichtum und Ressourcen zu entreißen. Diejenigen, die den Reichtum geschaffen haben, müssen ihn auch besitzen, um Hunger, Armut, Elend, Preisexplosionen, Korruption, Umweltverschmutzung und die Unterdrückung von Frauen, LGBTQI+ Personen und ethnischen Minderheiten endlich zu beenden.

Der Kampf um echte Demokratie

Wie können wir garantieren, dass demokratische Rechte, die Rechte von Frauen und LGBTQI+Personen, von nationalen Minderheiten, für gewerkschaftliche und politische Organisierung nachhaltig gesichert werden können? Was kommt nach den Mullahs? Das sind Fragen, die die revolutionäre Bewegung beantworten muss. Wir sehen schon jetzt, wie sich die Bewegung zunehmend koordiniert und organisiert. Das sind entscheidende Schritte.

Die Bewegung muss sich ausweiten, durch die Organisation von demokratischen Versammlungen an den Arbeitsplätzen, Schulen und Universitäten, um die konkreten Forderungen der Bewegung zu diskutieren und demokratische Vertreter*innen zu wählen, die die Proteste koordinieren. Dazu gehört auch die demokratische Organisierung einer multiethnischen Selbstverteidigung, um die Bewegung gegen die Angriffe des Staates zu schützen. Solche demokratischen Strukturen und Komitees in Betrieben, Bildungseinrichtungen und Nachbarschaften können auch genutzt werden, um die Verteilung von Lebensmitteln, Wasser und notwendigen Gütern zu garantieren und organisieren. Sie können damit beginnen, die Macht dort zu übernehmen, wo der Staat sich gezwungenermaßen zurückzieht, und die Grundlage für die demokratische Übernahme von Schlüsselindustrien und des Reichtums des Landes schaffen.

Nur so kann echte Demokratie sichergestellt werden. Beispiele aus dem arabischen Frühling und der Revolution 1979 zeigen, dass Demokratie langfristig nicht möglich ist, solange die Wirtschaft in den Händen einer kleinen Elite verbleibt - egal ob Mullahs, Schah-Anhänger oder westliche Kapitalist*innen. Die größte revolutionäre Einheit schaffen wir durch Klarheit darüber, wofür wir kämpfen. Es ist nicht egal, mit welchen Kräften wir zusammenarbeiten in diesem Kampf: Wir dürfen die Fehler von 1979, wo es die Idee gab, mit allen Kräften gemeinsam - auch den Mullahs - den Shah zu stürzen, nicht wiederholen. Das derzeitige Regime muss durch wirklich demokratische Strukturen ersetzt werden, die sich auf die in den Betrieben und Städten entstehenden Komitees stützen, die die demokratische und wirtschaftliche Macht übernehmen. Echte Demokratie auf jeder Ebene der Gesellschaft ist dringend notwendig: Eine Demokratie, die sich auf die Macht und die Stärke der einfachen Leute, der Arbeiter*innen, der Frauen, der Bäuer*innen und der Jugend stützt. Für den Aufbau eines solchen Systems braucht es die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung, die sich aus Arbeiter*innenräten in den Betrieben und allen demokratischen Kräften der Bewegung zusammensetzt, unter Ausschluss all derer, die in der Vergangenheit an Unterdrückung, Diskriminierung und Ausbeutung beteiligt waren.

Shah und Biden nicht vertrauen - Widerstand von unten bauen

Wir vertrauen in diesem Sinne und angesichts der reichen Traditionen der iranischen Arbeiter*innenbewegung, deren Revolution gegen die Monarchie 1979 von den Mullahs gestohlen wurde, auf die Kraft der Jugend und der Arbeiter*innenklasse im Iran, in der Region und weltweit, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Wir kennen die Rolle imperialistischer Mächte - ob USA, EU, China oder Russland - in der Region. Mit ihren Kriegen für Ressourcen und Einflusssphären haben sie die ganze Region in Chaos und Zerstörung gestürzt.

Sie haben islamistischen Kräften wie in Afghanistan zum Aufstieg verholfen, machen Geschäfte mit Diktaturen und reden trotzdem von Menschenrechten. Wir müssen jede imperialistische Einmischung speziell in dieser revolutionären Situation verhindern. Die enge Zusammenarbeit der alten Shah-Familie mit imperialistischen Mächten zeigt, dass sie durchaus versuchen, sich aufzustellen, um ein undemokratisches System mit einem anderen undemokratischen System zu ersetzen. Wir müssen die Brutalität des Shah-Regimes und seiner Folterstruktur SAVAK und die massive Ausbeutung der Bevölkerung im Iran immer wieder in Erinnerung rufen, wenn heute versucht wird, dieses als “modern” zu präsentieren.

Die von der EU beschlossenen Sanktionen sind im Endeffekt zahnlose Symbolpolitik. Erst nach wochenlangen Protesten wurde entschieden, sehr beschränkte Einreiseverbote zu erteilen und Vermögenswerte einzufrieren. Als Arbeiter*innenbewegung in Österreich müssen wir diese Vermögenswerte enteignen. Die bisher schon vorhandenen Sanktionen treffen in erster Linie die arme und arbeitende Bevölkerung. Wir stellen uns daher gegen alle Sanktionen gegen den Iran, die die iranischen Massen aushungern und vom Mullah Regime als Existenzberechtigung benutzt werden. Die Aufgabe, das Regime im Iran zu stürzen, können nur die Massen im Iran selbst lösen. Die Regierungen der imperialistischen Länder, besonders unsere „eigenen“, sind dabei unsere Feinde. Diese Mächte haben ihre eigenen politischen und ökonomischen Interessen, auch in Zusammenarbeit mit dem Regime, und wollen selbst die Arbeiter*innenklasse im Iran ausbeuten. Unsere Bündnispartner*innen sind nicht diese Damen und Herren, nicht diese Institutionen oder Regierungen. Es sind die Schüler*innen in Afghanistan, die Anti-Kriegs-Aktivist*innen in Russland, die Feminist*innen in Lateinamerika, die Arbeiter*innen in den USA und all jene, die sich gegen die Reichen und Mächtigen und ihr brutales Regime wehren.

Internationale Solidarität - Freiheit durch Sozialismus!

Der Aufbau einer Solidaritätsbewegung hängt für uns deshalb mit ganz konkreten Forderungen zusammen, überall dort wo wir uns befinden. Sei es der Kampf um Bleiberecht für alle, für gleiche Rechte und die Abschaffung aller bürokratischen und finanziellen Hürden für Menschen, die aus dem Iran fliehen oder geflohen sind. Sei es der Kampf gegen die Botschaften und das Spionagenetzwerk des iranischen Regimes auf der ganzen Welt. Sei es der Kampf um die Beschlagnahmung aller Vermögenswerte des Regimes im Ausland durch die Solidaritätsbewegung genauso wie die der Profite von Konzernen, die Geschäfte mit der Diktatur gemacht haben oder machen.

Internationale Solidarität ist unsere Pflicht - genauso wie die der gesamten Arbeiter*innen-, Gewerkschafts-, Schüler*innen und Studierendenbewegung weltweit. Die Bewegung im Iran ist für uns ein Vorbild, weil wir überall gegen Unterdrückung und Ausbeutung kämpfen. Weil wir davon überzeugt sind, dass eine Weltordnung und ein System, dass solche repressiven Regime hervorbringt, auf Sand gebaut ist. Und mit dieser Bewegung kommt der Tag näher, an dem wir als große Mehrheit der Bevölkerung ein sozialistisches System aufbauen werden, das weltweit nicht auf Profiten weniger, sondern auf den Bedürfnissen von Mensch und Natur basiert und echte Freiheit garantiert.

+++

English:

Since the brutal murder of Jina (Mahsa) Amini by the so-called morality police in Iran, a broad movement has spread across the country that has shaken up one of the most repressive regimes in the world. It is no exaggeration to speak of a revolutionary movement, led by women, students, youth. Scenes of women and men burning hijabs together, students fearlessly throwing representatives of the regime out of their schools, workers going on strike, students staging daily rallies, have all deeply inspired us.

The regime has responded with extreme brutality. The average age of those arrested is 15 years old. Political prisoners were in serious danger in the Evin Prison fire. Students have "disappeared”. School students are being arrested in their classrooms. From Kurdistan to Baluchesten, the regime has carried out massacres that have turned hundreds more Jinas into symbols of the movements. In spite of all this, the masses have not been stopped. This movement has the potential not only to bring down the Iranian regime, but also to spread throughout the region. We see this in an impressive way in Afghanistan, where there have been ongoing protests by women and girls against the Taliban for months. The movements will increasingly inspire each other and in turn encourage others.

The Kurdish liberation movement's rallying cry of "Jin, Jiyan, Azadi" has already become a rallying cry from Iraq to Afghanistan, from Syria to Lebanon. The global solidarity movement is bigger than ever: from the US to the UK, Germany, Canada, France, Austria - people see this movement as a glimmer of hope in the face of the all-encompassing crises of this capitalist system: war, economic crisis, attacks on our rights as women & LGBTQI+ people, the climate crisis.

We, activists of the solidarity protests in Vienna, write this manifesto as a political call to build a leftist, feminist, anti-capitalist solidarity movement. There are many different ideas and approaches within the solidarity movement and in Iran. It is necessary to discuss both inside and outside of Iran what program and perspectives the movement needs to fight for real freedom and democracy. This is about which program and methods can help the movement in Iran, but also  around which demands we can build real pressure outside of the country. We call on everyone who agrees with our ideas to join us and unite and organize around this political call.

A feminist revolt: the heart of the movement

This movement hits the regime at key pillars: The oppression of women & LGBTQI+ people, discrimination against all ethnic, religious and national minorities. The struggle for women's rights, democratic rights, the right to self-determination and bodily autonomy is at the heart of a movement that is directed against the entire dictatorial, repressive regime and system. Mandatory wearing of hijabs was one of the first measures introduced by the mullahs' regime - women have protested it from the beginning. They took to the streets in numbers on International Women's Day in 1979 against the threat of the mullahs taking power and curtailing their rights.

For decades, the regime has used its reactionary ideology to control women and LGBTQI+ people and their bodies, pushing them into family isolation, brutally exploiting them, dividing the population, and thus stabilizing the regime’s power. This ideology has been falling apart for a long time, and now this process has reached a new quality. An entire generation is radically turning away from religious institutions and are no longer tolerating the deep-seated hatred for women, the violence and the all-encompassing oppression.

It is about much more than the abolition of misogynistic dress codes: it is about equal rights, full autonomy over one's own body, access to jobs, health care and an independent life. It is about abolishing all repression and the security apparatus -  from the morality police to the Revolutionary Guards. From the corrupt mullahs to the violent police.

Iran is one of the clearest examples that shows  much the oppression of women and LGBTQI+ people is connected to the entire capitalist system -  It is the same mullahs who preach the misogynist ideology and are responsible for this systematic oppression and discrimination, who at the same time have control over the entire economy and society, exploit the poor and working population immensely, and profit from it all.

The role of the working class

This movement did not come out of nowhere. In the last few years, the economic crisis in the Iran has intensified. We have seen a historic wave of strikes during the pandemic by oil workers, bus drivers, teachers and many others. The struggle of these workers for secure jobs, for the payment of their salaries, for the release of their imprisoned colleagues and much more has long indicated the emergence of a new, militant workers' movement across the country.

Today, students and youth are recognizing what is needed: theunity of  youth and workers' movements. They chant at their rallies "Students & Workers: Unite and go on strike!". Teachers went on strike early on in the movement and workers in the oil and petrochemical industry followed. This is the crucial path to successful revolution - it is about all aspects of power – political, as well as economic. It is the working class that has the power, through widespread general strikes, to bring the mullahs' system to a halt and wrest wealth and resources from them. Those who created the wealth must own it in order to  end hunger, poverty, misery, price explosions, corruption, pollution, and the oppression of women, LGBTQI+ people, and ethnic minorities once and for all.

The struggle for real democracy

How can we guarantee that democratic rights, the rights of women and LGBTQI+ people, of national minorities, for union and political organizing can be sustained? What comes after the mullahs? These are questions that the revolutionary movement must answer. We are already seeing the movement becoming increasingly coordinated and organized. These are crucial steps.

The movement needs to expand by organizing democratic assemblies in workplaces, schools and universities to discuss the concrete demands of the movement and elect democratic representatives to coordinate the protests. This also includes the democratic organization of multi-ethnic self-defense structures to protect the movement against the attacks of the state. Such democratic structures and committees in workplaces, educational institutions and neighborhoods can also be used to organize the distribution of food, water and necessary goods. They can begin to take power where the state is forced to retreat and lay the groundwork for the democratic takeover of key industries and the wealth of the country.

This is the only way to ensure true democracy. Examples from the Arab Spring and the 1979 revolution show that democracy is not possible in the long term as long as the economy remains in the hands of a small elite - whether mullahs, Shah supporters or Western capitalists. We create the greatest revolutionary unity through a clear fighting program. It matters with which forces we work with in this struggle - we cannot repeat the mistakes of 1979, where there was the idea of working together with all forces - including the mullahs - to overthrow the Shah. The current regime must be replaced by truly democratic structures based on the committees emerging in the workplaces and cities, which will take democratic and economic power. True democracy at every level of society is urgently needed - A democracy based on the power and strength of ordinary people, workers*, women, peasants and youth. To build such a system it is necessary to convene a constituent assembly composed of workers' councils in workplaces and all the democratic forces of the movement. It must, exclude all those who have been involved in oppression, discrimination and exploitation in the past.

Don't trust Shah and Biden - build resistance from below.

In this sense, and given the rich traditions of the Iranian workers’ movement whose revolution against the monarchy was stolen by the mullahs in 1979, we trust in the power of the youth and the working class in Iran, in the region and worldwide to take their destiny into their own hands. We know the role of imperialist powers in the region - whether the US, EU, China or Russia. With their wars for resources and spheres of influence, they have plunged the entire region into chaos and destruction.

While always talking about human rights, they have helped Islamist forces such as those in Afghanistan to rise and do business with dictatorships. We must prevent any imperialist interference, especially in this revolutionary situation. The close cooperation of the old Shah family with imperialist powers shows that they are certainly trying to set themselves up to replace one undemocratic system with another undemocratic system. We must always remember the brutality of the Shah regime and its torture structure SAVAK and the massive exploitation of the population in Iran when attempts are made today to present it as "modern".

The sanctions decided by the EU are ultimately toothless symbolic politics. Only after weeks of protests did the EU decide to issue very limited entry bans and to freeze assets. As a labor movement in Austria, we must expropriate these assets. The sanctions already in place hit primarily the poor and working people. We therefore oppose all sanctions against Iran that are starving the Iranian masses and used by the mullah regime as a raison d'être. The task of overthrowing the regime in Iran can only be accomplished by the masses of Iran itself. The governments of the imperialist countries, especially our “own” ones, are our enemies. These powers have their own political and economic interests, also in cooperation with the regime, and want to exploit the working class in Iran themselves. Our allies are not these ladies and gentlemen, not these institutions or governments. It is the students in Afghanistan, the anti-war activists in Russia, the feminists in Latin America, the workers in the USA and all those who stand up against the rich and powerful and their brutal regime.

International solidarity - freedom through socialism!

For us, buildinga solidarity movement is therefore connected to very concrete demands, wherever we are. Be it the struggle for migrant rights, for equal rights and the abolition of all bureaucratic and financial hurdles for people who flee or have fled Iran. Be it the fight against the Iranian regime's embassies and spy network around the world. Be it the struggle for the seizure of all the regime's assets abroad by the solidarity movement, as well as the profits of corporations that have done or are doing business with the dictatorship.

International solidarity is our duty - as well as that of the entire workers', trade union, youth and students' movement worldwide. The movement in Iran is an example for us, because we fight against oppression and exploitation everywhere. Because we are certain that a world order and a system that produces such repressive regimes is built on sand. And with this movement, the day is approaching when we, as the vast majority of the population, will build an international socialist system - not based on the profits of a few, but on the needs of humanity and nature, and guaranteeing real freedom.

 

Bericht vom 1.10.: Aktiv gegen christliche Fundis

Weil Abtreibung kein sicheres Recht ist: Kampf gegen den Salzburger „Marsch fürs Leben“ und andere Abtreibungsgegner*innen.
Celina

Am 1. Oktober haben einige unser Aktivist*innen der feministisch-sozialistischen Initiative ROSA und der ISA aus drei verschiedenen Bundesländern eine Kundgebung gegen den jährlich in Salzburg stattfindenden „Marsch fürs Leben“ veranstaltet. Ziel war den konservativen Fundamentalist*innen die gegen das Recht auf Abtreibung wettern nicht unwidersprochen das Feld zu überlassen. Erst zwei Wochen zuvor hatten solche Fanatiker*innen in Berlin versammelt, um ebenfalls gegen die Selbstbestimmung von Schwangeren auf die Straße zu gehen und für „das Recht auf Leben“ zu protestieren (https://www.sozialismus.info/2022/09/marsch-fuer-das-leben-ist-ein-marsc...).

Unsere Kundgebung war trotz Regen erfolgreich und notwendig, denn hinter dem „Marsch fürs Leben“ stecken nicht einfach nur „harmlose“ religiöse Spinner*innen. Organisator dieser Demonstration, die jährlich in mehreren Städten in Österreich stattfindet ist die christlich-fundamentalistische Organisation „Jugend für das Leben“. Diese steht in enger Verbindung mit der - laut eigenen Angaben – größten international vernetzten Anti-Abtreibungsorganisation „Human Life International“ (HLI). Das selbsternannte Ziel von HLI geht aus folgendem Zitat hervor „Wir existieren nicht nur, um gegen das Böse der Abtreibung, Verhütung, Sexualaufklärung und Familienzerstörung zu kämpfen, sondern auch um den Nationen die Frohe Botschaft des Lebens zu bringen“. Bei HLI handelt es sich also um eine Gruppierung die nicht nur das Recht auf Abtreibung, sondern auch Verhütung, weiblich selbstbestimmte Sexualität und weibliche Emanzipation ablehnt.

HLI fordert unter anderem das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, wettert gegen Verhütungsmittel, die angeblich „Frühabtreibungen“ auslösen sollen (falsch!) und zählen zu ihren „Erfolgen“ die Schließungen von Abtreibungskliniken und die systematischen Einschüchterungen von Schwangeren die Abtreibungen vornehmen lassen wollen. Laut einem Gerichtsurteil des Oberlandesgerichts Wien in einem Prozess, der von HLI gegen eine unserer Aktivistinnen im Jahr 2004 geführt – und verloren - wurde, können die Methoden der Organisation zu Recht als Terror bezeichnet werden. Es konnte in dem Gerichtsprozess nachgewiesen werden, dass HLI Psychoterror gegen Pro-Choice-Aktivist*innen und betroffenen Schwangere betreibt, Lügen verbreitet, Schwangere aktiv am Betreten von Abtreibungskliniken hindern wollten und sogar Morddrohungen verbreitet hat. https://www.slp.at/artikel/klage-gegen-slp-frauensprecherin-erfolgreich-abgewiesen-461 Jugend für das Leben steht in Verbindung mit dieser Organisation.

Die Verkettung von fundamentalistischen Kräften hört hier allerdings nicht auf, es lassen sich von „Jugend für das Leben“ auch Verbindungen zur österreichischen Parteienlandschaft wie ÖVP und FPÖ der katholischen Kirche und zur rechtsextremen Szene finden. Ein ehemaliges führendes Mitglied von „Jugend für das Leben“ ist ÖVP-Mitglied und Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler, die sich nicht nur mit ihrer fundamentalistischen Haltung gegen Abtreibungsrechte hervortut, sondern auch gegen die Rechte von Homosexuelle stellt. Weitere Verbindungen lassen sich unter anderem zum ehemaligen Salzburger Weihbischof Andreas Lau (dessen Aussagen zu Homosexualität, Menschen anderer Kultur oder Religion, zu Frauen und Corona selbst der katholischen Kirche oft zu schlimm waren!) und Ex-ÖVP-Nationalrat Marcus Franz ziehen, auch sie sympathisieren mit Human Life International. Franz und Laun wurden 2018 zum rechts-rechten „Verteidiger Europas“ Kongress 2018 in Linz eingeladen and dem führend die neofaschistische Identitäre „Bewegung“ Österreichs teilnahm.

Auf der Kundgebung in Salzburg am 1. Oktober haben wir allerdings nicht nur die Gefahr der Abtreibungsgegner*innen aufgezeigt, sondern auch unsere Solidarität mit den feministischen Protesten gegen Frauenunterdrückung, die Unterdrückung von Arbeiter*innen und Femizide im Iran ausgedrückt und Verbindungen zu der drastischen Situation im Gesundheits- und Sozialbereich gezogen. Die Erkämpfung von Frauenrechten hängt (unter anderem) auch mit klaren Forderungen für Kinderbetreuungsangebote und höhere Löhnen in frauendominierten Arbeitsbereichen zusammen.

Die radikalen Abrteibungsgegner*innen von "Jugend für das Leben" und Co. sind keineswegs harmlose Spinner, sondern brandgefährliche christliche Fundamentalist*innen mit guten Verbindungen zur (österreichischen) Politik, katholische Kirche und rechtsextreme Szene

Abtreibungsgegner*innen veranstalten nicht (nur) Gebetskreise und Märsche, sie sind auch gut in der etablierten bürgerlichen Parteienlandschaft vernetzt. Erst kürzlich wurde in den USA das vor über 50 Jahren verankerte Recht auf Schwangerschaftsabbrüche gekippt und somit die rechtliche Garantie, dass jeder Bundesstaat der USA das Recht auf Abtreibung ermöglichen muss, zerschlagen. Das hat katastrophale Folgen für Frauen und gebärfähige Personen. Schwangere müssen im Extremfall nun sogar um ihr Leben bangen, wenn es zu Komplikationen kommt und sich Ärzt*innen trotzdem weigern einen Abbruch durchzuführen – was vor 10 Jahren in Irland Savita Halappanavar das Leben kostete und eine riesige Bewegung auslöste.

Aus diesen Beispielen lassen sich einige wichtige Punkte ziehen:

  • Abtreibungsrechte sind nicht in Stein gemeißelt und müssen immer wieder gegen Angriffe von religiösen Fundamentalist*innen und Rechtsextremen verteidigt werden. Das Beispiel der USA zeigt, wie schnell und für viele unerwartet das Recht auf Abtreibung fallen kann.

  • Das Supreme-Court-Urteil in den USA aber auch das Beispiel von „Jugend für das Leben“ und Gudrun Kugler zeigt die strukturelle Vernetzung konservativer Kräfte in bürgerlichen Strukturen: Abtreibungsgegner*innen werden immer lauter und selbstbewusster und sind willkommene Gäste für konservative und rechte Parteien.

  • Die Stimmen von Abtreibungsgegner*innen werden immer lauter und sie erlangen immer mehr Einfluss. Beispiele wie die klar rechtskonservative Nationalratsabgeordnete Kugler, ein führendes Ex-Mitglied der Organisator*innen „Jugend für das Leben“ sind nur eine von vielen.

  • Die Welle christlicher Fundamentalist*innen die auf dem Vormarsch ist steht in Verbindung mit der Krise des Kapitalismus. Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist auf die Objektifizierung und Ausbeutung von weiblichen, gebärfähigen Körpern angewiesen. In Krisenzeiten wird diese strukturelle Ausbeutung von Frauen und gebärfähigen Personen noch größer und das Interesse an einer größeren Geburtenrate steigt. Diese Interessen werden auch mit der Beschneidung von Selbstbestimmungsrechten durchgesetzt.

Aus diesem Grund sagen wir, dass sich breite Schichten von Arbeiter*innen wie Jugendliche aus der Arbeiter*innenklasse, Gesundheits- und Sozialpersonal aber auch aus anderen Branchen mit internationalen Kämpfen solidarisieren und eine Massenkampagne, Massendemonstrationen und im Zweifelsfall auch Streiks für das Recht auf Abtreibung starten sollen, um einen sicheren Zugang zu Abtreibungen erhalten und ausweitet zu können aber auch eine kostenlose und sichere Kinderbetreuung zu erkämpfen.

Einige unserer konkreten Forderungen umfassen den kostenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln und zu Schwangerschaftsabbrüchen, die Abschaffung des „psychologischen Vorgesprächs“ in Falle einer Behandlung (das zwar gesetzlich nicht vorgesehen ist aber von vielen, u.a. teilweise der Gemeinde Wien, verlangt wird), den Ausbau der Kinderbetreuung und einen umfangreicheren Aufklärungsunterricht in Schulen! Außerdem: Kirche raus aus Schule und Staat!

8.10., Wien: Bis zu 5.000 beim Iran-Solidaritätsprotest!

Seit über drei Wochen sind Frauen, Männer, LGBTQI+, Jugendliche und Arbeiter*innen im Iran auf der Straße um sich nach der Ermordung der 22-jährigen Jina (Mahsa) Amini durch die “Sittenpolizei” gegen das Regime zu stellen.
Severin Berger

Wie bereits letzte Woche am 27.09. (https://www.slp.at/artikel/solidarit%C3%A4t-mit-den-protesten-im-iran-widerstand-auch-hier-10988) hat auch diese Woche am Samstag den 8.10. in Wien eine Demonstration in Solidarität mit den andauernden Protesten im Iran stattgefunden. Diese Demonstration wurde wieder von ROSA und der ISA mitorganisiert und initiiert. 

Nicht nur wir haben dazu aufgerufen, sondern auch viele andere Organisationen und Einzelpersonen. Immer wieder kamen Menschen bei uns vorbei, um sich Flugblätter oder Plakate abzuholen, um auf eigene Faust in ihrem Umfeld und auf der Straße für die Demo zu mobilisieren. Auch große Influencer*innen teilten unsere Posts und der Aufruf wurde sogar am Freitag beim Auftritt eines iranischen Musikers mit mehreren Tausenden im Publikum auf der Bühne gezeigt!

Seit der letzten Woche sind die Proteste noch weiter eskaliert, es gab Angriffe auf die Sharif-Universität in Teheran von Seiten der Sicherheitskräfte, in den landesweiten Protesten wurden weitere Menschen von Polizei und Revolutionsgarde ermordet - darunter die 17-jährige Nika Shakarami. Gleichzeitig haben Lehrer*innen und Universitätspersonal Streiks ausgerufen, ein notwendiger Schritt auch in anderen Branchen, um den wirtschaftlichen Druck auf das Regime zu erhöhen. All dies führte auch hier in Österreich zu noch mehr “wütender Motivation", sich an der Bewegung zu beteiligen.

Der Auftakt fand um etwa 14 Uhr am Karlsplatz statt, wobei sich schon die Stunde davor viele Menschen dort sammelten. So war schon vor Beginn die Stimmung sehr motivierend und eindrucksvoll - nicht nur wegen des schönen Wetters. 

Skandalöserweise wurde der Ring als Route der Demo nicht genehmigt - stattdessen durften die “Corona-Maßnahmengegner*innen” diesen nutzen!

Stattdessen verlief die Demoroute dann, nach einigen Reden, ab etwa 15 Uhr vom Karlsplatz weg, vorbei an der iranischen Botschaft bis hin zum Schweizer Garten, wo ab etwa 16:30 die Abschlusskundgebung begann.

Mehr als nur Solidarität in Österreich

Wie der kämpferische Geist der Menschen im Iran reißt auch die Solidarität und Wut der Menschen in Österreich und weltweit nicht ab. Dies wird deutlich durch die weit über 4000 Teilnehmer*innen an der Demo welche sich wieder als klar linker, feministischer und internationalistischer Protest verstand mit Reden von iranischen, kurdischen, feministischen und LGBTQI+-Aktivist*innen.

Es kamen viele konkrete Forderungen auf, wie die Beschlagnahmung der Profite von österreichischen Unternehmen, die mit dem Regime Geschäfte machen und Verwendung dieser zur Unterstützung der revolutionären Bewegung.

Auch ein Ende der diplomatischen Privilegien und der Zusammenarbeit mit den Behörden des Regimes sowie Offenlegung der Bücher, um Spionageakte in die Bewegung hinein zu verhindern, wurde gefordert, um nur ein paar wenige zu nennen.

Einen vollständigen Überblick über Forderungen und ein Programm, das wir aufstellen, ist hier zu finden: https://www.slp.at/artikel/frau-leben-freiheit-ein-programm-zum-sieg-10997!

Maßnahmen wie diese, die es auch uns hier in Österreich möglich machen, nicht nur einfach Solidarität kundzutun, sondern wirklich aktive Unterstützung zu leisten, prägten viele Reden und Gespräche auf der Demo. Dieser Protest war damit nicht nur ein einfacher Ausdruck an Solidarität, sondern ein Zeichen an die Menschen im Iran, in Kurdistan, Afghanistan, aber auch die Regierungen in Österreich und Europa, dass die Wut auch hier groß genug ist, um für wirkliche Veränderung zu kämpfen.

Dieser politische Ansatz kam nicht nur gut bei den Demoteilnehmer*innen an sondern ist auch nach wie vor leider fast einzigartig in diesem Kampf in Österreich - seit mehr als 30 Jahren gab es keine Proteste wie diese mehr, die offen links und sicher für iranische wie auch kurdische Aktivist*innen waren. Insbesondere Anhänger*innen des Schahs, also der alten Monarchie Irans, sind stark nationalistisch und chauvinistisch geprägt und statt einer wahrne Befreiung der Menschen im Iran wollen sie eine Wiedereinsetzung des Schahs, nichts weiter als ein neuer anderer Diktator. Ihre Aktionen sind kein Anlaufpunkt für Frauen, die LGBTQI+ Community oder Kurd*innen und zeigen politisch keinen Weg nach vorne. 

Trotz der klaren politischen Linie gegen reaktionäre Kräfte wie die Alt-Monarchie kamen einige Schah-Anhänger*innen auf die Demo am 8.10. und versuchten diese zu stören beziehungsweise sie mit eigenen Sprüchen für sich zu beanspruchen. 

Viele der Aktivist*innen auf der Demo ließen dies jedoch nicht einfach zu und nachdem ihnen klar gemacht wurde, dass für ihre reaktionären Ideen hier kein Platz ist waren die Monarchist*innen dazu gezwungen, sich zurückzunehmen. Glücklicherweise hielt sich ihre Anzahl im Vergleich zur Demo relativ minimal.

Die Stimmung war wie bereits letzte Woche sehr kämpferisch - besonders bei der Zwischenkundgebung nahe der Iranischen Botschaft war die Wut und der Kampfgeist der Massen zu spüren: “Jin, Jiyan, Azadî” - “Frauen, Leben, Freiheit”! “Ni una menos” - “Keine einzige weniger”! Nach wie vor riskieren die Menschen im Iran ihr Leben, um für ihre Freiheit zu kämpfen, wir müssen ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind in diesem Kampf - Gemeinsam gegen jede Form der Unterdrückung, gegen jede reaktionäre Kraft und für eine volle körperliche Selbstbestimmung alle Menschen!

Ein voller Erfolg!

Auch für uns als ROSA und die ISA war es eine sehr wichtige und erfolgreiche Aktion. Über die letzten Wochen hinweg haben wir unermüdlich nicht nur an der Organisation dieser Demos unter Miteinbeziehung vieler neuer Kontakte, sondern auch an politischem Material für die Solidaritätsbewegung gearbeitet.

Wir haben eine eigene Broschüre über die politische Lage und die revolutionäre Geschichte Irans sowie einem politischen Programm für die Bewegungen im Iran und weltweit produziert und direkt fast 50, alle kurzfristig gedruckten, Exemplare verkaufen können. Das ist nicht nur aus finanziellen Gründen wichtig für uns, sondern zeigt auch, dass viele der Menschen auf diesen Demos offen für sozialistische Ideen sind und es wichtig finden, so eine Bewegung auch auf einem klaren politischen Programm aufzubauen.

Viele Menschen, die wir kennengelernt haben, sind auf uns zugekommen, weil sie mit uns aktiv werden und unsere Arbeit unterstützen wollen. Nicht nur ein bloßes Glänzen durch Anwesenheit auf Demos sondern aktives Einbringen in die Proteste in Österreich: Oftmals gingen die Gespräche auch über unsere Arbeit rund um den Iran hinweg zu Themen wie Kampf gegen Gewalt an Frauen in Österreich oder unseren Einsatz im Pflege- und Gesundheitsbereich. Das sollte nicht nur für uns, sondern auch für die Linke und das politische Establishments Österreichs Zeichen sein, dass besonders junge Menschen bereit sind, für eine bessere Zukunft zu kämpfen.

Danke an alle, die dabei waren, danke für die Unterstützung und die vielen positiven Rückmeldungen die wir von euch bekommen, danke, dass ihr uns immer wieder zeigt, wie wichtig unser gemeinsamer Einsatz ist!

Wir kämpfen weiter:

Auch in den nächsten Wochen werden wir wieder Treffen und Proteste organisieren also schaut vorbei:

Mittwoch, 12.10. Rosa Treffen in Wien, 18:00 Pappenheimgasse 2/1

Freitag, 14.10. Protestaktion in Solidarität mit der Bewegung im Iran, 16 Uhr Mariahilfer Straße Ecke Zieglergasse

Samstag, 15.10. Protest gegen radikale Abtreibungsgegner*innen

Samstag, 22.10. Konferenz der Iran-Solidaritätsbewegung in Wien

Freitag, 25.11. Demo am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

Mehr Infos folgen in den kommenden Tagen auf Social-Media:

@rosa_oesterreich

@isa_oesterreich

 

 

"Frau, Leben, Freiheit": Ein Programm zum Sieg

internationales Programm der ISA für die Bewegung im Iran
International Socialist Alternative (ISA)

- Gerechtigkeit für Jina (Mahsa) Amini, Nika Shakarami und alle anderen, die vom Regime ermordet wurden. Für eine umfassende Untersuchung und Behandlung dieser und ähnlicher Fälle durch demokratisch gewählte Vertreter*innen der revolutionären Bewegung. Kämpfen wir für ein Ende der Gewalt, insbesondere gegen Frauen und LGBTQI+ Personen.

- Schluss mit Repression und staatlicher Gewalt: Weg mit der "Sittenpolizei", den Revolutionsgarden und dem gesamten Repressionsapparat. Freilassung aller politischen Gefangenen, Gewerkschafter*innen, Studiernden und Schüler*innen.

- Schluss mit Überwachung und Kontrolle: Kampf gegen alle Zensur und Beschränkungen des Internets und anderer Kommunikationsmittel

- Raus mit der Polizei und anderen Repressionsorganen aus Schulen, Universitäten, Arbeitsplätzen und Nachbarschaften!

- Bauen wir die Bewegung auf, indem wir Versammlungen an Arbeitsplätzen, Schulen und Universitäten organisieren, um die konkreten Forderungen der Bewegung zu diskutieren und demokratisch Vertreter*innen zu wählen, um die Proteste und die Selbstverteidigung zu koordinieren.

- Weg mit allen diskriminierenden Gesetze und Vorschriften - Gleiche Rechte für Frauen, LGBTQI+ Personen und alle religiösen, nationalen und ethnischen Minderheiten. Schluss mit allen religiösen Gesetzen und Bekleidungsvorschriften: Für die volle Wahlfreiheit aller, zu tragen, was sie wollen, d.h. das Recht, den Hidschab abzulegen, aber auch zu tragen, wer das will.

- Volles Recht auf gewerkschaftliche und politische Organisierung. Viele Arbeiter*innen und Jugendliche haben in den letzten Jahrzehnten trotz Repression illegale gewerkschaftliche Strukturen organisiert - diese müssen ausgebaut und vernetzt werden, um die Grundlage für den Wiederaufbau der Arbeiter*innen- und der Gewerkschaftsbewegung im ganzen Land zu bilden.

- Die Arbeiter*innenbewegung muss eine aktive Rolle spielen. Die Gewerkschaften müssen die Streiks zur Unterstützung der Bewegung ausweiten und ihre wirtschaftlichen Forderungen mit denen zur Beendigung der Unterdrückung verknüpfen.

- Für volle körperliche Selbstbestimmung und Unabhängigkeit für Frauen und LGBTQI+ Personen: volles Scheidungsrecht, ein Ende der Zwangsehe sowie umfassende, queer-integrative Bildung, Gesundheitsversorgung und das volle Recht und Zugang zu Verhütung und Abtreibung.

- Vollständiger Zugang für Frauen und LGBTQI+ Personen zu Arbeitsplätzen, Wohnraum und sozialen Diensten unabhängig von religiösen Einflüssen. Der Kampf für diese Rechte ist international und zeigt, wer die wahren Schwestern (und Brüder) in diesem Kampf sind: nicht die Herrschenden, die vorgeben, "für Frauen" zu stehen, während sie in ihren eigenen Ländern die Rechte der Frauen angreifen, wie die USA gerade gezeigt haben. Unsere Verbündeten sind die Millionen auf den Straßen in Argentinien und Polen, in China und den USA, die für die Rechte von Frauen und LGBTQI+ Personen kämpfen.

- Die Unterdrückung aller ethnischen, religiösen und nationalen Minderheiten ist und war ein Mittel der Spaltung und Herrschaft der Eliten im Iran. Kampf für einen multi-ethnischen Staat, der Grundrechte wie die freie Verwendung von Sprache, Kultur usw. sowie die Selbstbestimmung der kurdischen Bevölkerung und anderer Minderheiten garantiert, bis hin zum Recht auf Trennung vom iranischen Staat

- Beendigung der Macht der Mullahs in wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht: In einem neuen Iran werden die demokratischen Strukturen der Revolution an die Stelle der repressiven Strukturen der Mullahs treten und Religion wird zur Privatsache

- Für den Schulterschluss von Studierenden und Schüler*innen mit der Arbeiter*innenbewegung: Für eine Ausweitung der Bewegung auf alle Regionen, Stadtteile und Arbeitsplätze und für den Aufbau demokratischer Strukturen zur Koordination

- Die Massendemonstrationen sind enorm und untergraben die politische Basis des Regimes - ein nächster Schritt muss sein, die wirtschaftlichen Grundlagen des Regimes zu untergraben. Vorbereitung eines Generalstreiks, um das Regime zu stürzen und die staatlichen Institutionen sowie die Firmen des Staates und seiner Unterstützer*innen zu besetzen

- Bilden wir multi-ethnische Selbstverteidigungskomitees, um die Bewegung in Schulen, Universitäten, in den Stadtteilen und an den Arbeitsplätzen gegen die Angriffe des Staates und der religiösen Institutionen zu schützen

- Appellieren wir an die unteren Ränge der Polizeikräfte und an die Wehrpflichtigen: sie müssen sich weigern, Befehle zur Unterdrückung der Bewegung auszuführen. Appellieren wir an die einfachen Beschäftigten in den verschiedenen Bereichen des Staatsapparates, in der Verwaltung, in den staatseigenen Betrieben usw.: sie müssen sich weigern, jegliche Repression zu verwalten. Für demokratische Strukturen wie Soldatenkomitees, um diese Rechte zu verteidigen.

- Solche demokratischen Strukturen können sich mit ähnlichen Komitees verbinden, die in Betrieben und an Arbeitsplätzen existieren und sich entwickeln. Sie können auch genutzt werden, um die Verteilung von Lebensmitteln, Wasser und notwendigen Gütern zu organisieren. Sie können beginnen, die Macht dort zu übernehmen, wo der Staat sich zurückzieht, und so die Grundlagen legen, um Schlüsselindustrien und den Reichtum des Landes zu übernehmen.

- Einige Reformen oder Änderungen in der Verfassung oder in der Gesetzgebung werden den Erfordernissen eines grundlegenden Wandels nicht gerecht. Bei den scheinbar "demokratischen" Wahlen für ein neues Madschles/Parlament werden diejenigen, die kandidieren können, von den Eliten gewählt und nicht von den einfachen Menschen, die jetzt den Kampf führen. Das derzeitige Regime muss durch wirklich demokratische Strukturen ersetzt werden, die sich auf die in den Betrieben und Nachbarschaften entstehenden Kampfverbände stützen. Aufbau einer völlig neuen Demokratie, die sich auf die Macht und die Stärke der einfachen Leute stützt, der Arbeiter*innen, die die Wirtschaft führen, der Frauen, der Bäuer*innen und der Jugend.

- Bildung von Räten/Komitees von Arbeiter*innen im ganzen Land für den vollständigen Sturz des Staatsapparates, der Revolutionsgarden und aller religiösen Institutionen sowie für die demokratische Kontrolle und Verwaltung der Wirtschaft, insbesondere der Schlüsselindustrien wie der Ölindustrie. Verstaatlichung aller privatisierten Unternehmen unter Arbeiter*innenkontrolle

- Offenlegung alle Unternehmensinformationen und der geheimen Informationen der zentralen staatlichen Struktur. Machen wir öffentlich, wohin der Reichtum, den Millionen von Arbeiter*innen im Iran geschaffen haben, geflossen ist, wer die Vertreter*innen des Regimes sind, die davon profitieren – Her mit allen ihren Bankinformationen und enteignen wir sie

- Verwenden wir den Reichtum für diejenigen, die ihn geschaffen haben. Für einen existenzsichernden Lohn ohne Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern. Zur Bekämpfung der Inflation müssen die Preise durch demokratisch organisierte Strukturen der Arbeiter*innenklasse kontrolliert werden. Die Löhne müssen an die Teuerung gekoppelt werden. Beendigung der Armut durch Enteignung der Elite und Verwendung des Geldes für die vollständige Finanzierung des Gesundheits- und Bildungssektors, für Pensionen und Bedürftige.

- Umstellung der Produktion auf die wirklich notwendigen Dinge und Verwendung der Ressourcen und des Reichtums zur Beendigung von Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit. Das ist auch die Grundlage, um die Ausbeutung der Natur zu beenden, die zu Dürren und Nahrungsmittelknappheit führt. Nur eine demokratisch organisierte und geplante Wirtschaft und Landwirtschaft kann die Kleinbäuer*innen vor der Ausbeutung durch Großgrundbesitz und multinationale Konzerne retten und den Erhalt von Arten, Wasser und Natur sichern.

- Von Teheran bis Kabul, von Zahedan bis Bagdad: für die Ausweitung der revolutionären Bewegung in der gesamten Region hin zu einer Föderation sozialistischer Länder

- Kein Vertrauen in imperialistische Mächte. Die USA und die europäischen Imperialist*innen haben das brutale Regime des Schahs stark unterstützt und würden den Iran auch heute nur als Quelle für billiges Öl und Gas sehen. China und Russland sind nicht Besser, sie beuten die Menschen in ihrem eigenen Land aus, unterdrücken sie und arbeiten Hand in Hand mit dem iranischen Regime. Für den Aufbau einer unabhängigen, revolutionären Organisation der Arbeiter*innenklasse und Jugend, um zu verhindern, dass nach dem Sturz des Regimes Vertreter*innen und Konzerne des Westens oder der alten Schah-Familie den Reichtum des Landes an sich reißen.

 

Ein Programm für die internationale Solidaritätsbewegung

- Aufbau einer internationalen Solidaritätsbewegung von unten - in Betrieben, Schulen, Universitäten und Nachbarschaften mit der Frauen-, LGBTQI+-, Jugend-, Arbeiter*innen- und Gewerkschaftsbewegung an vorderster Front

- Den Gewerkschaften kommt dabei eine zentrale Rolle zu: nicht nur, weil viele Kolleg*innen selbst aus Diktaturen stammen, sondern auch, weil die Überwindung von Diktaturen und Ausbeutung die Bedingungen für Arbeiter*innen überall auf der Welt verbessert. Die Organisationen der Arbeiter*innenklasse müssen ihre Kanäle und Medien nutzen, um über die Proteste zu informieren und sich aktiv an ihnen zu beteiligen, sie zu unterstützen und vor allem die Beschäftigten in den Unternehmen, die mit dem Regime Geschäfte machen, zu unterstützen, damit dies ohne Einschränkungen für die Belegschaft, beendet wird.

- Schluss mit der Heuchelei: Gegen Waffenlieferungen der imperialistischen Staaten und imperialistische Kriege in der gesamten Region und weltweit. Das bedeutet die vollständige Öffnung aller Firmenunterlagen und deren Überprüfung durch Vertreter*innen der Arbeiter*innenbewegung in Unternehmen, die direkt oder indirekt mit dem Iran Geschäfte machen.

- Dem Spionagenetz des Regimes weltweit den Kampf ansagen: Weg mit allen diplomatischen Privilegien, keine Zusammenarbeit mit den Behörden des Regimes, die Botschaften und Netzwerke dieses Terrorregimes müssen weg! Öffnung aller Firmenunterlagen, Vereinbarungen und Verträge, um wirtschaftliche Beziehungen aufzudecken, aber auch um zu erfahren, welche Aktivist*innen bedroht sind.

- Volle Rechte für Menschen aus dem Iran, die in anderen Ländern leben oder dorthin fliehen müssen - ihr Aufenthaltsrecht darf nicht von den iranischen Behörden kontrolliert oder beeinflusst werden, also weg mit Visa und anderen Beschränkungen.

- Gewinne, die Unternehmen durch Kooperation oder Duldung des Regimes gemacht haben, müssen eingezogen und zur Unterstützung der Bewegung und eines demokratischen Wiederaufbaus verwendet werden. Die Beschäftigten dieser Unternehmen dürfen nicht dafür zahlen, sondern nur die Eigentümer*innen und Aktionär*innen.

- Übernahme der Botschaften, Reichtümer und Vermögenswerte des Regimes und seiner Unterstützer*innen im Ausland durch die Solidaritätsbewegung.

- Der Atomdeal der Herrschenden ist keine Lösung – Weg mit allen Sanktionen die die arbeitenden und armen Menschen treffen! Eine erfolgreiche Revolution ist die größte Garantie für Frieden, Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung in der gesamten Region.

- "Frau, Leben, Freiheit" überall: für eine weltweite Bewegung zum Sturz des globalen kapitalistischen Systems, das Frauen- und LGBTQI+-Unterdrückung, Diktaturen, Krieg, Elend und Ausbeutung überall produziert, und für den Aufbau einer weltweiten sozialistischen Demokratie.

 

Aufruf zur Demonstration in Solidarität mit der Bewegung im Iran & in Kurdistan

Zan, Zendegi, Azadi - Jin, Jyian, Azadi - Frau, Leben, Freiheit
“Unsere liebe Jina, du stirbst nicht, dein Name wird zu einem Symbol”

Demonstration: Samstag, 8.Oktober, 14 Uhr, Karlsplatz

Seit fast drei Wochen gehen Jugendliche, Frauen, Männer, LGBTQI+, Studierende, Arbeiter*innen im Iran auf die Straße und riskieren dabei ihr Leben. Nach der Ermordung der 22-jährigen Jina (Mahsa) Amini durch die sogenannte “Sittenpolizei” ist eine Bewegung gegen die Hijab-Pflicht entfacht, die das gesamte diktatorische Regime erschüttert. Die brutale Repression durch das Regime mit Drohnenangriffen auf kurdische Stützpunkte oder das Massakrieren von Studierenden an der Sharif Universität in Teheran und in Tabris kann sie nicht aufhalten. Allein in Zahedan wurden in den letzten Tagen Dutzende durch die Sicherheitskräfte ermordet. “Das ist die letzte Nachricht, unser Ziel ist das gesamte System” ist eine Parole der Bewegung mit Frauen, LGBTQI+, Jugendlichen und Studierenden an ihrer Spitze. Die Ermordung von Jina war ein Akt staatlicher Gewalt gegen Frauen. Etwas, das Frauen, Mädchen & LGBTQI+ auf täglicher Basis erfahren. Sie stehen jetzt auf, Schulter an Schulter mit Männern, gegen die massive Unterdrückung und Diskriminierung, gegen Zwangsheirat und Kleidervorschriften, gegen Vergewaltigungen, Folter und wirtschaftliche Not. Jina durfte ihren wahren Namen nicht tragen, weil Kurd*innen im Iran extreme Diskriminierung erfahren. So wie andere ethnische, nationale und religiöse Minderheiten unterdrückt das rassistische und chauvinistische Regime ihre Sprache, Kultur und Identität. Die Protestbewegung hat sich von den kurdischen Regionen ins ganze Land ausgeweitet. In Regionen, wo Kurd*innen ganz besonders diskriminiert werden, skandieren jetzt die Menschen “Frau, Leben, Freiheit” - eine Parole der kurdischen Befreiungsbewegung! Das zeigt, wie sehr diese Bewegung das Potential hat, Spaltungen entlang von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Religion usw. zu bekämpfen und zu überwinden. In Afghanistan riskieren Frauen ihr Leben unter dem brutalen Taliban Regime und nach den grausamen Angriffen in Kabul, um ihre Solidarität mit der Bewegung im Iran auszudrücken wie auch gegen die eigene Unterdrückung. Im Sudan, in der Türkei, im Irak und der gesamten Region sehen wir Solidaritätsproteste. Weltweit stehen Menschen auf und organisieren große Demonstrationen in Solidarität mit den Menschen im Iran und in Kurdistan. Denn wir wissen, dieser Kampf ist ein internationaler. 

Es ist ein Kampf gegen jede Form von Unterdrückung und Ausbeutung. Es ist ein Kampf gegen ein weltweites, kapitalistisches System, das so viele Menschenleben durch diktatorische Regime, Krieg, Klimazerstörung, Wirtschaftskrisen, Hunger, Sexismus, Rassismus und LGBTQI+-Feindlichkeit fordert.  Es ist ein Kampf, den wir nur durch unsere Kraft von unten führen können. Die vergleichsweise Zurückhaltung westlicher Mächte spricht Bände: Es geht ihnen nicht um Menschenrechte, sondern um ihre eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen. Während die Menschen auf der Straße ihr Leben riskierten, hat der iranische Präsident Raisi mit Politiker*innen der ganzen Welt, auch mit dem österreichischen Außenminister über wirtschaftliche Beziehungen und das Potential österreichischer Firmen im Iran geplaudert. Und selbst wenn die westlichen Länder Sanktionen verhängen, sind es Sanktionen, die in erster Linie die arbeitende und arme Bevölkerung im Iran treffen.  Die alte Schah-Familie versucht mit der Unterstützung des westlichen Imperialismus Einfluss auf die Bewegung auszuüben, um die alte Diktatur mit einem neuen (alten) undemokratischen Regime zu ersetzen. Wir sagen: Schah und Biden nicht vertrauen, Widerstand von unten bauen!

Die Streiks an den Universitäten und der Lehrer*innen zeigen vor, was notwendig ist: Die Arbeiter*innen und Armen im Iran, in Kurdistan und der gesamten Region haben die Kraft, durch Selbstorganisierung, Organisation in Betrieben und demokratische Strukturen das Regime zu Fall zu bringen, Wirtschaft und Gesellschaft in die eigenen Hände zu nehmen und demokratisch zu verwalten. Dafür brauchen sie internationale Solidarität durch die Studierenden-, Arbeiter*innen- und Gewerkschaftsbewegung. Denn auch die islamische Republik macht nicht Halt vor nationalen Grenzen: Sie betreiben Terror und Verfolgung durch Spionagenetzwerke weltweit. Der bis 2018 in Wien als Botschaftsrat akkreditierte Terrorist Assadolah Assadi wurde erst letztes Jahr wegen eines geplanten Bombenattentats auf tausende sich im Exil befindende Iraner*innen in Paris verurteilt. 

Um so eine Solidaritätsbewegung von unten, in allen Nachbarschaften, Schulen, Betrieben und Universitäten in Österreich aufzubauen, müssen wir uns organisieren: Mobilisier mit uns für die Demonstration am 8. Oktober um 14 Uhr am Karlsplatz in Wien. Hilf uns, Flugblätter und Plakate zu verteilen. Melde dich, wenn du gemeinsam mit deinen Arbeits- oder Schulkolleg*innen kommen möchtest und das Thema in deinen Betrieb oder deine Schule tragen willst. 

  • Die Diktatur muss weg: Entzug des Vereinsstatus für vom islamischen Regime finanzierten politischen, kulturellen und religiösen Vereinen. Die Aufkündigung der diplomatischen Beziehungen und die Schließung der Botschaft, die als Teil des Spionagenetzwerks Oppositionelle im Exil verfolgt!

  • Keine Profite auf Kosten der Menschen im Iran! Die Reichtümer der superreichen Mullahs und ihrer Unterdrückungsinstrumente wie Revolutionsgarden und Sittenpolizeit etc. gehören von der Solidaritätsbewegung beschlagnahmt! 

  • Keine Sanktionen auf Kosten der Arbeiter*innen und Armen, stattdessen müssen die Profiteuere des Regimes getroffen werden! 

  • Bleiberecht und gleiche Rechte für alle - Abschiebungen stoppen! Gemeinsam kämpfen - Solidaritätskomitees in Schulen, Betrieben, Nachbarschaften und Unis aufbauen!

Hoch die internationale Solidarität!

 

Unterstützer*innen:

ROSA - Sozialistische Feminist*innen

ISA (Internationale Sozialistische Alternative)

UKI. Unterstützungskomitee zur Integration von MigrantInnen

Verein zur Förderung der Demokratie und Menschenrechte im Iran

Avesta - Kurdische Frauen

Yeni Kadin - Neue Frau

FEYKOM - Rat der kurdischen Gesellschaft in Österreich

Rise Up for Rojava

KOMintern

SOS Balkanroute

LINKS

Der Funke

Frauenzentrum

feminists4jina

28.9. Internationaler Tag für sichere Abtreibung

Teilnehmer*innen in Wien zeigen wie international das Thema ist

In Wien fand am 28.9. eine Demonstration anlässlich des „Internationalen Tages für sichere Abtreibung“ statt. Aktivist*innen von ISA und Rosa waren vor Ort und waren der einzige politische Infotisch – der auf reges Interesse stieß. Die Aktion war mit etwas über 100 Teilnehmer*innen relativ klein. Bemerkenswert war die hohe Beteiligung von – v.a. Frauen – aus Italien, Polen, Ungarn und Lateinamerika. Hier hat sich widergespiegelt dass die Angriffe auf das Recht auf Abtreibung in Österreich noch nicht in vollem Umfang wahrgenommen werden. Klar ist, dass Abtreibung in Österreich schwer zu bekommen, nicht legal (sondern nur Straffrei ist) und teuer ist. Auch in Wien ist nach Jahrzehnten der SPÖ-Herrschaft die Situation nicht viel besser! Insofern geht es also nicht nur darum, kommende Angriffe von ÖVP, FPÖ, Katholischer Kirche & Co. Abzuwehren sondern auch hierzulande endlich einen kostenlosen Zugang zu Abtreibung in allen öffentlichen Spitälern zu erkämpfen. Einige Teilnehmer*innen haben sich in die Listen von Rosa eingetragen um selbst aktiv zu werden – und genau das ist die Grundlage um echte Verbesserungen zu erreichen!

Seiten