Antifaschismus und Antirassismus

Geflüchtete aufnehmen! Sozialbereich ausfinanzieren! Fluchtprofiteure sollen zahlen!

Flyer zur Demo Transnationale Solidarität gegen Rassismus und Krieg

 

Zeitgleich mit dem Einsatz von Tränengas, Wasserwerfern und scharfer Munition gegen Geflüchtete an der EU-Außengrenze streiken in Österreich die Beschäftigten im privaten Gesundheits- und Sozialbereich, u.a. Flüchtlingsbetreuer*innen, für eine 35-Stundenwoche bei vollem Lohn und Personalausgleich. Es geht darum endlich mehr Geld in Soziales zu investieren: davon profitieren Geflüchtete, Menschen mit Beeinträchtigungen, Ältere, Kinder und Jugendliche … also wir alle und unabhängig von unserer Herkunft! 

"In Österreich werden aktuell Einrichtungen im Flüchtlingsbereich geschlossen und Menschen verlieren ihre Jobs, während Gefüchtete an der griechischen Grenze mit militärischen Mitteln bekämpft werden."

Verbinden wir die Auseinandersetzung im Sozialbereich mit dem Kampf gegen das EU-Grenzregime machen klar: Geflüchtete überfordern uns nicht, es gibt die Einrichtungen und die Fachkräfte; um Menschen zu betreuen! Das braucht ausreichend finanzielle Mittel um menschenwürdige Betreuung und gute Arbeitsbedingungen sicherzustellen. Geld ist genug da, österreichische Konzerne profitieren von Krieg und Ausbeutung, die Menschen zur Flucht zwingen - aus ihren Vermögen und Gewinnen kann menschenwürdige Unterbringung für Geflüchtete finanziert und die katastrophale Situation an der griechisch-türkischen Grenze zu überwunden werden. 

 

Die Regierungen, die Geflüchtete niederknüppeln; sind dieselben die Sozialsysteme aushungern um die Profite der Superreichen zu garantieren. Was wir brauchen ist ein gemeinsamer Kampf für ein gutes Leben für alle unabhängig von der Herkunft.

 

 

 

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Bleiberecht statt Profit!

Christine Franz

Zuletzt kam es zu Wellen der Solidarität, um Abschiebungen von Lehrlingen zu verhindern, wie bei Hossein K., der eine Lehre zum Betriebselektriker in Schladming machte. Es protestierten 600 Menschen, eine Petition wurde gestartet und ein Video seiner Pateneltern verbreitet.

Abschiebungen während der Lehre wurden dank der Proteste zwar erschwert – doch finden diese dann nach der Lehre statt. Schellhorn (Neos) wies darauf hin, dass es wirtschaftlich gesehen unklug wäre, Personen abzuschieben, die den „Fachkräftemangel“ ausgleichen können. Auch die ÖVP folgt dieser Logik: Asylwerber ⃰ innen dürfen bleiben, wenn sie für das Kapital profitabel und somit verwertbar sind. Wir stellen uns klar gegen diese Profitlogik! Lehrlinge gehören zur österreichischen Arbeiter*innenklasse, wie wohl die meisten Asylwerber*innen. Werden ihnen Rechte verwehrt, sind wir alle schwächer. Wir sind gegen jede Abschiebung, jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Würde und Sicherheit. Es gibt genug Reichtum, um allen Ankommenden finanzielle Sicherheit zu bieten, ohne von Österreicher*innen zu nehmen – Reichtum, der von Arbeiter*innen geschaffen wird. Höchste Zeit, dass die Gewerkschaft aufhört, der Standortlogik zu folgen, die nur den Bossen nützt und uns spaltet. Höchste Zeit auch, dass sie Geflüchtete im Kampf um ihre Rechte organisiert und aktiv gegen Abschiebungen kämpft!

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Der rechte Rand

Peter Hauer

Zitat von Göring, dass die "Waffen-SS anfangs nichts anderes war als die Kinderfreunde der SPÖ", “Frauen wollen Privilegien [...], aber wollen ihre Beine nicht spreizen”, Werbung machen mit dem Treuelied der SS (an der Linzer Kepler Uni): Das sind Aussagen der selbsternannten Elite von rechts-außen-Uni-Professoren. Dazu gehört Lothar Höbelt (erste beiden Beispiele), der an der Uni Wien unterrichtet und Jeff Hoeyberghs (3. Beispiel), ein Schönheitschirurg aus Belgien, welcher als Redner von einer dortigen Burschenschaft eingeladen war. Viele der Personen, die im Vorlesungssaal sitzen, sind keine 0815 Studenten, sondern überzeugte Rechtsextreme. Diese fühlen sich an den Unis wieder verstärkt wohl und es gibt viele weitere Beispiele: Werner Kuich, Alois Gruber (beides Aula-Autoren), Wilhelm Brauneder… Sie wollen zurück zu einer Universität der finanziellen Eliten. Sie wollen die Kinder v.a. aus der Arbeiter*innenklasse durch Studiengebühren fernhalten und sie wollen endlich die konservative Wende und die „68er“ loswerden. Die Verträge dieser rechten Recken werden aus den Unibudgets mit hunderttausenden Euro finanziert – damit Identitäre, RFJler, Burschenschafter und andere Rechtsaußen mittels Steuergelder ihre rassistischen, sexistischen und homophoben Ideologien verbreiten können. Kein Wunder, dass es dagegen Proteste gibt: An der Uni in Wien z.B. in den Vorlesungen von Höbelt. Oder in Belgien: Hier organisiert die sozialistisch-feministische Initiative ROSA Proteste gegen Hoeybergh.

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Andere über uns

Der linke Journalist Michael Bonvalot widmet sich in einer Reportage faschistischer Symbolik. Er deckt auf, wie die Kirche damit liebäugelt, der Staat wegsieht und Organisationen wie der Turnerbund (ÖTB) sie nutzen. Er erwähnt aber auch den Widerstand dagegen: „In Wels und Wien führte die trotzkistische Sozialistische Linkspartei (SLP) über mehrere Jahre eine Kampagne gegen den ÖTB und seine einschlägigen Symbole.“

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FPÖ weiter brandgefährlich!

Die Krise der FPÖ bedeutet weder ihr Ende noch eine Schwächung des Rechtsextremismus!

Die aktuelle Krise der FPÖ ist bestenfalls vorübergehend ein Grund zur Freude. Sie ist nicht durch Widerstand von außen zurückgeworfen worden, sondern in Folge ihrer inneren Widersprüche und der dreisten Gier in der Führungsriege. Doch der Parteiapparat baut weiter seinen Einfluss aus. Die Verbindungen zu den neofaschistischen Identitären sind besser verdeckt, doch diese ebenso wie die enge Verquickung ins Burschenschaftermilieu wird bei den diversen Bällen des rechtsextremen Lagers im Jänner und Februar wieder einmal deutlich werden. Hinzu kommen noch die diversen Sitze in Aufsichtsräten und Vorständen, die FPÖler*innen dank der schwarz-blauen Regierungen 1,2 und 3 inne haben. Eine gefährliche Mischung ist das – insbesondere in Kombination mit dem staatlichen Rassismus, der von der Kurz-ÖVP noch angeheizt wird. Durch das Aufdecken diverser Skandale kann das Problem FPÖ & Co. auf Dauer nicht gelöst werden. Dafür braucht es eine starke linke Alternative und Widerstand von unten gegen die Rechten und ihre Politik.

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Terror in Halle – Demos in Deutschland

Gemeinsam gegen rechten Terror, Antisemitismus und das System, das sie hervorbringt!
Ignaz Staudinger

Ein Mann erschießt in Halle zwei Menschen aus Frust darüber, dass er kein größeres Blutbad anrichten konnte. Tausende Menschen gehen daraufhin gegen Antisemitismus und rechten Terror auf die Straße. In Hamburg finden sie einen gemeinsamen Nenner mit den Demos gegen die imperialistischen Ambitionen Erdoğans in Nordsyrien. Statt der erwarteten 400 waren 4.000 auf der Straße, um gegen Rassismus und Neonazis, aber auch gegen den Einmarsch türkischer Truppen in Rojava zu demonstrieren.

Auch in vielen anderen Städten gingen Menschen als Reaktion auf den Anschlag in Halle auf die Straße. In Berlin waren 14.000 Menschen bei der „Unteilbar“ Demo. Aktivist*innen unserer deutschen Schwesterorganisation SAV waren Teil der Mobilisierungen. Sie machten darauf aufmerksam, dass die Probleme mit rechtem Terror struktureller Natur sind: Die wachsende soziale Ungleichheit schafft den Nährboden für rassistische und faschistische Ideologien. Staat und herrschende Politik sind Teil des Problems, denn auch sie müssen im Wettbewerb am Weltmarkt auf „nationale Einheit“ setzen. Hier schließt sich der Kreis zu Erdoğan, der mit ähnlichen Mitteln wie Rechte in Deutschland die türkische und die kurdische Bevölkerung gegeneinander ausspielt, um die imperialistischen Interessen des Kapitals in der Region durchzusetzen.

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Der rechte Rand!

Philipp Chmel

Hipper patriotischer Rap statt schmuddeligem Rechtsrock - das ist Teil der Strategie der Identitären, mit der sie versuchen, rechtsextreme Ideologien salonfähig zu machen.

Verstaubte völkische Ideologie wird sprachlich neu verpackt - „Kultur“ ersetzt „Rasse“. „Werte“ wie Nationalstolz, Loyalität und Heimatliebe werden betont. Diese Verschleierungstaktik verwendet auch der rechtsextreme Rapper Chris Ares. Er steht den Identitären und dem rechtsnationalen Flügel der AfD sehr nahe, und bezeichnet seine Musik, wie viele NS-Rapper auch, als „patriotischen Rap“.

Um ein breites Publikum mit rechtsextremen Parolen zu erreichen, kann Chris Ares auf die Unterstützung des Arcadi-Vereines zählen. Dieser versucht, über den Arcadi Verlag und Arcadi Musik “einen jungen, hippen, rechten Lifestyle salonfähig zu machen” wie Stefan Sommer in einem Beitrag für den Bayerischen Rundfunk schreibt.

Die sprachliche Verschleierung und strategisch geplante Strukturen (u.a. Arcadi-Verein) der Neuen Rechten ermöglichen Chris Ares breiteren Erfolg. Seine Single „Neuer Deutscher Standard“ hat es, und das ist keinem NS-Rapper gelungen, in die deutschen Charts geschafft, außerdem ist sie auf Spotify, Amazon und Itunes zu finden. Private Konzerne machen also Profite mit rechts-nationalem Gedankengut – MTV distanzierte sich zwar in einem Artikel von Chris Ares, „muss“ seine Musik jedoch im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit den Offiziellen Deutschen Charts veröffentlichen – die Hose des Profits ist halt doch näher als das übergezogene Hemd des Antirassismus.

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5 Gründe, warum ein Verbot der “Identitären” das Problem noch nicht löst.

Stefan Brandl

1. Im Falle eines Verbotes weinen wir den Identitären keine Tränen nach. Aber ein Verbot hält sie nicht ab, sich unter anderem Namen oder in leicht veränderter Form neu zu gründen. Selbst ohne offizielle Struktur werden ihre Aktivist*innen nicht aufhören, menschenfeindliche Hetze zu betreiben.

2. Beispiel Deutschland: Nach dem Verbot der "Heimattreuen Deutsche Jugend" haben sich deren Mitglieder in der NPD neu organisiert. Auch die Identitären, die Verbindungen zu FPÖ, BZÖ und sogar ÖVP haben, könnten in anderen Organisationen andocken.

3. Die Identitären haben eine Vielzahl an Verbindungen zu Polizei (über ein Dutzend Beamte in Wien sollen in Kontakt mit ihnen stehen) und Politik (dutzende "Einzelfälle" in der FPÖ). Sie würden wohl rechtzeitig gewarnt, um ein Verbot ohne großen Schaden zu übertauchen.

4. Ein "Extremistenverbot" wie es die Kurz-ÖVP plant, kann schnell dazu führen, dass linke Organisationen ins Visier genommen werden. Wenn ein „Anti-Mafia“ Gesetz gegen Tierschützer*innen verwendet wird, kann eines gegen „Extremisten“ rasch gegen kämpferische Linke oder Gewerkschafter*innen in den nächsten Streiks eingesetzt werden.

5. Die Grundlage für das Erstarken rechtsextremen und faschistischen Gedankenguts bleibt durch ein Verbot unangetastet. Solange es zu Sozialabbau, Hetze und Spalterei (auch durch etablierte Parteien) keine Antwort von links gibt, werden sich weitere rechte Gruppen formieren und eventuell Verbotene ersetzen. Sie können nur durch breiten Widerstand und die Abschaffung der Bedingungen, welche sie groß werden lassen, gestoppt werden.

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Deutschland: Nichts anderes als Nazi-Terror

Von einem “Einzeltäter” in Halle kann keine Rede sein
Sebastian Rave, CWI-Deutschland

Bis an die Zähne bewaffnet wollte ein Faschist am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, in die Synagoge von Halle, Deutschland, eindringen, um ein Massaker an Jüd*innen anzurichten. Als das mißlang, erschoss er eine Passantin und einen Kunden in einem Dönerimbiss.  Unsere Solidarität gilt den Opfern und ihren Familien. Der Kampf gegen Nazis und Rassismus ist dringender denn je. Der Mörder mag die konkrete Tat allein begangen haben, aber er war kein Einzeltäter. In einem “Manifest” für Gleichgesinnte kündigte er die Tat in Nazi-Foren an und streamte seine Taten über eine Helmkamera ins Netz.

Dabei wiederholte er die ideologischen Märchen der neuen und alten Rechten. Es habe den Holocaust nicht gegeben. Der Feminismus sei Schuld am Geburtenrückgang. Deshalb gebe es jetzt den “großen Austausch”, also den Bevölkerungsaustausch der weißen Mehrheitsgesellschaft durch muslimische Migrant*innen. Und hinter all dem stecke das Judentum. Das alles sind nicht die Ideen eines einsamen Psychopathen, es sind Grundpfeiler der aktuellen rechten Ideologie, geteilt nicht nur von militanten offenen Nazis, sondern auch von Abgeordneten mit Krawatte oder “identitären” Jungaktivist*innen.

Vernichtung – Kern rechter Ideologie

Letztere mögen den antisemitischen Teil ihres kruden Weltbildes zumindest in der Öffentlichkeit herunterspielen, weil die Erinnerungen an den Holocaust und die übrigen Verbrechen des Hitler-Faschismus in großen Teilen der Bevölkerung noch zu lebendig sind, um Judenhass massentauglich zu propagieren. Der Antisemitismus der Rechten ist und bleibt dennoch quicklebendig. Diese fehlende Anschlussfähigkeit ist es, die zu dem Paradox führt, dass der Mörder in seinem Livestream zunächst den Holocaust leugnet und behauptet, etwas Schlimmes wie den massenhaften Mord an Jüdinnen und Juden habe es nie gegeben, um sich dann daran zu machen, genau das in die Tat umzusetzen, was er vorher geleugnet hat.

Die scheinbar gemäßigteren Stichwortgeber des Täters, die Höckes und Sellners und Elsässers, distanzieren sich natürlich und sprechen von einem “einsamen Wolf” (Elsässer), einem “gestörten und verrückten ”, der dem “politischen Gegner dient” und verhindert, dass es eine “offene, demokratische, friedliche und breite Bewegung gegen den Bevölkerungsaustausch und die Ersetzungsmigration gibt” (so Identitären-Chef Sellner in einem Youtube-Video).

Ihre Befürchtung ist, dass der “Idiot” ihre Verschleierungsbemühungen mit und ihre Beteuerungen, “friedlich” und “demokratisch” zu sein, zunichte macht, und die rechte Ideologie als das enttarnt, was sie ist: Eine in letzter Konsequenz mörderische Ungleichmachung von Menschen nach Herkunft, Religion und imaginierter “Rasse”. Auch wenn diese modernisierten Ideologen der Rechten nicht mehr von “Ariern” und “Untermenschen” reden, der verschwörungstheoretische Unsinn vom “großen Austausch”, hinter dem finstere Mächte stecken müssen, ist die Vorlage für den faschistischen Mörder von Halle, der sich als “Internet-SS” betrachtete.

Organisierte Naziszene

Der Täter war zweifelsfrei ein durch und durch überzeugter Nazi. Es deutet aber einiges darauf hin, dass er nur online organisiert war. Seine nach Bauplänen aus dem Netz selbstgebastelten Waffen, die zum Glück häufig versagt haben, lassen vermuten, dass er im nicht in militante Nazi-Netzwerke vor Ort eingebunden war. Andernfalls hätte er wahrscheinlich ein noch größeres Blutbad anrichten können.

Wir wissen, dass militante Nazi-Gruppen über erhebliche Waffenarsenale verfügen. Bei Hausdurchsuchungen rund um die Nordkreuz-Gruppe, die Teil eines bundesweiten Nazi-Netzwerks ehemaliger SEK-Beamten (Spezialeinsatzkomando, Anm.) ist, wurden 10.000 Schuss Munition gefunden. Bei einer bundesweiten Razzia gegen die “National Socialist Knights of the Ku Klux Klan” wurden mehr als hundert Waffen beschlagnahmt. Auch in Rheinland-Pfalz wurden im März mehrere hundert Waffen, Waffenteile und Sprengkörper sichergestellt. Jeden Monat gibt es neue Waffenfunde bei Nazis. Und immer wieder gibt es auch Beweise für Nazistrukturen in Bundeswehr und Polizei. Diese deuten die Gefahr an, die von organisierten Nazis ausgeht, die einer mörderischen Ideologie anhängen, schwer bewaffnet sind und damit auch umgehen können.

Im Fall Halle haben wir es mit einer relativ neuen Form von Nazis zu tun. Von der “neuen” alten Rechten ideologisierte, über rechte Internetforen organisierte, und von sozialen Strukturen zutiefst entfremdete Männer, die, wie der Christchurch-Attentäter oder Anders Breivik, das in die Tat umsetzen, was AfD, FPÖ, Identitäre predigen: Die “Verteidigung” des (weißen, männlichen, christlichen) Abendlandes - zur Not mit der Waffe in der Hand.

Gegen jeden Rassismus

Das Attentat von Halle sollte ein Blutbad werden. Es ist Zufall, dass “nur” zwei Menschen das Leben verloren und nicht 70. Es ist ein deutliches Alarmsignal, das nicht mehr überhört werden darf. Die Polarisierung der Gesellschaft nimmt dramatisch zu. Faschistischer Terror tötet. Wir müssen uns dagegen wehren, mit allen notwendigen Mitteln. Die Rechte muss gesamtgesellschaftlich zurückgeschlagen werden. AfD, Identitäre und Co., aber auch Abschiebepolitiker*innen, bürgerliche Medien und ihre Berichterstattung sowie die viel zu häufig rassistische Praxis der Polizei liefern das Hintergrundrauschen für angebliche “Einzeltäter”. Rassist*innen müssen gesellschaftlich isoliert werden. Dafür muss man ihnen das Leben so schwer wie möglich machen. Kein Aufmarsch, kein Plakat, kein Auftritt kann unbeantwortet bleiben, muss blockiert und verhindert werden. Die jetzt stattfindenden Demonstrationen sollten sich gegen alle Varianten von Rassismus richten, gegen Antisemitismus, aber auch gegen die Hetze gegen Flüchtlinge, gegen rassistische Staatspraxis wie Abschiebungen, gegen Islamhass, gegen die offenen Nazis und die geistigen Brandstifter in der AfD. 

Vom Kapitalismus nicht schweigen

Uns wird täglich eingebläut, der obszöne Reichtum und die Macht einer winzigen Minderheit von Großaktionär*innen und Reichen wären alternativlos. Bei allen Fragen der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums könne es nur darum gehen, wie der klägliche Rest der Ressourcen unter der großen Masse der Menschen unter den Menschen verteilt werden kann, die kein Vermögen besitzen, sondern für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen. Wir werden gespalten – Deutsche gegen Migrant*innen, jung gegen alt, Männer gegen Frauen.

Wir müssen gegen diese Spaltung kämpfen, für unsere gemeinsamen Interessen. Wer vom Faschismus redet, darf vom Kapitalismus nicht schweigen. Linke und Arbeiter*innenbewegung können die Nazis nicht bekämpfen, indem sie den kapitalistischen Status Quo der Ungleichheit akzeptieren oder gar verteidigen. Die Unzufriedenheit breiter Schichten in der Bevölkerung über die sozialen Verhältnisse ist berechtigt – und sie wird zunehmen, wenn dieses Land in die nächste konjunkturelle Krise rutscht. Nur wenn es uns gelingt, zu zeigen, wie ein menschenwürdiges Leben für alle Menschen, unabhängig von ethnischer Herkunft, Religion und Geschlecht erkämpft werden kann, können wir die rechtsextremen Terroristen und ihre ideologischen Hintermänner zuverlässig isolieren.

Wir brauchen Selbstverteidigungsstrukturen, weil die Tat, aber auch die Verstrickung von Nazis und Verfassungsschutz, Bundeswehr und Polizei zeigen, dass wir uns auf den Staat nicht verlassen können. Antifaschistische Komitees müssen mit Gewerkschaften und anderen Teilen der Arbeiter*innenbewegung verbunden sein, um nicht als isolierte Antifa-Grüppchen zu enden. Wir dürfen nicht vergessen, dass jeder Rassismus das Ergebnis von einer Gesellschaft ist, die auf sozialer Ungleichheit basiert. 

https://www.sozialismus.info/

Den Löffel abgegeben: David Koch

David H. Koch, der jüngere der berüchtigten „Koch Brothers“, ist tot. Der US-Amerikaner und sein Bruder Charles verfügten über ein Privatvermögen von knapp 100 Milliarden Dollar. Sie machten ihren Reichtum durch die Öl- und Chemieindustrie, ihr Firmenimperium erstreckt sich jedoch über alle wirtschaftlichen Bereiche. Ihre Milliarden nutzten die Koch Brothers besonders, um rechte Politik zu finanzieren: Gegen Gewerkschaften, Klimaschutz, Frauen- und LGBTQIA-Rechte und vieles mehr. Ihre Lobby-Organisation „Americans for Prosperity“ („Amerikaner für Wohlstand“) steht hinter unzähligen Gesetzen, die die Reichen und Mächtigen begünstigen – Sowohl Republikaner als auch Demokraten setzten die Wünsche der Koch Brothers bereitwillig um. Die us-amerikanischen Arbeiter*innen werden Koch keine Träne nachweinen.

 

Bild von Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44431376

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