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„Kuhle Wampe“: linke BikerInnen

Alexander Svojtko

Der Wiener Biker Wolfgang Kramplhuber (44) musste erst nach Deutschland, um zu finden wonach er in Österreich vergeblich suchte: einen linken Motorradclub jenseits der SPÖ-nahen „Red Bikers“. „Die vertreten ein Spektrum, das für mich nicht links ist. Da bin ich auf den 'MC Kuhle Wampe' gestoßen, der in Deutschland seit 40 Jahren aktiv ist. Bei der Jahreshauptversammlung Ende Jänner wurde beschlossen, die Gründung eines derartigen Clubs in Wien ins Leben zu rufen“. Seither werkt der Diplomkrankenpfleger mit fünf Mitstreitern an der „Initiative Kuhle Wampe Österreich“ – was angesichts von Pegida einmal ein begrüßenswerter Import wäre.

„Wir wollen dem Treiben alter und neuer Nazis nicht einfach zusehen.“, betont der gebürtige Linzer Kramplhuber, und: „Wir wollen alle ansprechen, die sich politisch links interessieren. Das Alter, Geschlecht, die Religion, die sexuelle Ausrichtung sind dabei wurscht.“

„Der gesellschaftlichen Wirklichkeit kann niemand entfliehen. Wer meint, sich heraushalten zu können, stärkt nur diejenigen, die eine unmündige Masse brauchen, um ihre Geschäfte betreiben zu können.“ (Grundsatzerklärung). Wir freuen uns auf PS-starke Beteiligung bei kommenden Protesten!

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Alan Turing und die Sexualmoral

Der Film „The Imitation Game“ behandelt die Homosexualität von Alan Turing v.a. zum Aufpeppen.
Max

The Imitation Game“ handelt von der Geschichte des schwulen Mathematikers Alan Turing. Dieser setzte Meilensteine in der Entwicklung des Computers mit seiner „Turing Machine“. Durch die Dekodierung der Verschlüsselungsmaschine der Nazis, Enigma, verschaffte er dem britischen Imperialismus einen militärischen Vorteil. Durch den ganzen Film zieht sich das Ermittlungsverfahren gegen Turing, bei welchem zufällig aufkommt, dass er homosexuell ist. Zu der Zeit eine „sittenwidrige“ Straftat. Um dem Gefängnis zu entgehen, muss er sich einer Hormontherapie unterziehen, die einer chemischen Kastration gleich kommt. In der Folge vergiftete er sich am 7. Juni 1954 mit Zyankali.

Der Großteil der Handlung spielt sich auf dem MI-6 Grundstück Bletchley Park ab, wo Turing zusammen mit einem Team aus SpezialistInnen Enigma entschlüsselt. Um die Geschichte noch etwas aufzupeppen wird ein Sowietspion dazu erfunden, den Turing enttarnt. Er kann ihn aber zunächst nicht anzeigen, weil dieser ihn mit seiner Homosexualität erpresst. So macht der Film Turing sogar kurz zum Verräter, weil er schwul ist.

Kein Kuss zwischen Männern, keine Sexszene, kein lustvoller Augenblick kommen im Film vor. So abstrakt vermittelt, wirkt Turings Sexualität eher wie eine Nebenwirkung seiner „nerdigen“ Sonderbarkeit. Das passt eher zum Bild von Homosexuellen der 1940er Jahre als in einen modernen Film.

Zwar werden die harten Fakten über die Kriminalisierung Homosexueller im Abspann erwähnt, doch bleibt Turings Homosexualität mehr ein Stilmittel für die Story, als dass eine sensible Aufarbeitung erfolgt. Was auch etwas über den heutigen Umgang damit aussagt: Männliche Homosexualität wurde in Britannien erst 1967 entkriminalisiert. 1885-1967 wurden 49.000 Männer verurteilt. Erst 2009 kam eine Entschuldigung der Regierung, 2013 die „Royale Begnadigung“ durch die Queen. Wie heuchlerisch dieses Statement ist, zeigt sich daran, dass die restlichen 49.000 komplett übergangen wurden. Und heute? Wie viele Wissenschaftler gibt es, die zugeben können, Homosexuell zu sein?

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Beats of Solidarity

Diskussion und Konzert

Eine Aktivistin der tunesischen Revolution und ein sozialistischer Rapper aus Israel kommen nach Wien - Grund genug für uns, einen Abend voller Debatten, Beats und Raps zu organisieren. Der Abend wird als Solidaritäts-Event für antikapitalistische politische Arbeit im Nahen Osten gestaltet. Alle Einnahmen aus Eintritt und Buffet gehen an die regionalen Sektionen des Comittee for a Workers International (CWI, www.socialistworld.net) in Tunesien, Israel/Palästina, Libanon, Türkei usw., dessen österreichische Sektion die Sozialistische LinksPartei (SLP) ist.

https://www.facebook.com/events/847957351917812

https://www.slp.at/termine/revolution-und-konterrevolution-im-nahen-osten

https://www.slp.at/termine/beats-of-solidarity

 

Andere über uns

Die SLP greift jede Möglichkeit zum Aufbau einer neuen ArbeiterInnenpartei auf. Vor dem Hintergrund der kommenden Wien-Wahlen nahmen wir am Forum Wienwahl am 14.12. teil, „Wir wollen es anders“ berichtete. Wir beteiligen uns solidarisch daran, machen aber gleichzeitig klar: Notwendig sind ein sozialistisches Programm gegen Sozialabbau und Rassismus und ein aktiver Wahlkampf, der Teil von Bewegungen ist.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

650 Jahre Universität Wien

Adnan Sehic

Während laut einer ÖH- und GPA-djp-Umfrage 84% aller Studierenden arbeiten müssen und sich 43% trotz Nebenjob nicht selbst erhalten können, werden Studiengebühren gefordert. Dabei rangiert Österreich laut Statistik Austria bei den Bildungsausgaben im EU-Vergleich im unteren Drittel. Von diesen Sorgen sind die OrganisatorInnen der Jubiläumsfeierlichkeiten weit entfernt; sie beschwören die „Relevanz von Forschung und Lehre für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft und die Bildung künftiger Generationen“ - in Verkennung der universitären Realität von überfüllten Hörsälen, prekären Arbeitsverhältnissen von LektorInnen und des finanziellen Aushungerns der Universitäten. Offenbar soll die Uni nach 650 Jahren seit ihrer Gründung das werden, was sie einmal war – eine Uni der reichen Männer.

 

 

Satire zwischen unten und oben

Die Herrschenden haben einen – ihren Bedürfnissen angepassten – Umgang mit der Pressefreiheit.
Sebastian Kugler

Islamische Fundamentalisten richteten im Jänner ein Blutbad in der Redaktion der französischen Satirezeitung Charlie Hebdo an. Die SatirikerInnen waren aber nicht jene, die für die Unterdrückung von Muslimen verantwortlich sind. Der Grund liegt in der systematischen Diskriminierung von Muslimen durch den französischen Staat und das Kapital. Wären Charlie Hebdos Mohammed-Karikaturen nicht erschienen, hätte sich die aufgestaute Wut über die Unterdrückung mangels einer linken Alternative anders, aber nicht weniger blutig, entladen. Dafür werden Muslime nun unter noch mehr Repression und Hetze leiden müssen.

Charlie Hebdo versteht sich als linke Zeitung. Der ermordete Chefredakteur „Charb“ illustrierte u.a. auch ein Buch des französischen Marxisten Daniel Bensaid. Die Zeitung wurde von den Herrschenden unzählige Male wegen ihrer Kritik der herrschenden Politik und der etablierten Religion angegriffen. Nun wird sie im Namen der „Meinungsfreiheit“ genau von jenen vereinnahmt, die sonst kein Problem mit Zensur haben. Am Beispiel des linken deutschen Satiremagazins Titanic: Seit 1979 wurden 35 Ausgaben der Monatszeitschrift verboten, zuletzt ließ der Papst 2012 eine Ausgabe verbieten!

Auch Satire ist Teil der Gesellschaft und ihrer Kämpfe. Wenn Charlie Hebdo, Titanic & Co Ideologien und Institutionen der Herrschenden angreifen, stellen sie sich damit auf die Seite jener, die unter diesem System leiden und dagegen ankämpfen. Wenn sie sich über ohnehin schon unterdrückte Schichten, wie Muslime, lustig machen, tragen sie damit zur Beibehaltung der Ungerechtigkeit bei oder verschärfen sie sogar. SozialistInnen haben die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen kritisiert – Nicht, weil sie prinzipiell der Meinung wären, Religion dürfe nicht kritisiert werden. Sondern weil diese Veröffentlichungen nicht im luftleeren Raum stattfinden, sondern in einem Klima der rassistischen Hetze. Schon der sozialistische Satiriker Kurt Tucholsky wusste: „Eine Satire, die zur Zeichnung einer Kriegsanleihe auffordert, ist keine.“

 

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Tödlicher Angriff auf die Zeitschrift Charlie Hebdo

Für das Recht auf Meinungsfreiheit! Wir lassen uns nicht spalten!
CWI-Frankreich

Die Attacke durch schwer bewaffnete Männer auf die französische Zeitschrift Charlie Hebdo und die Ermordung von 12 Personen in den Räumlichkeiten der Zeitschrift diesen Mittwoch den 7.1.2015 ist ein dramatisches Ereignis. Wir verurteilen entschieden diesen feigen und barbarischen Angriff.

So brillante Zeichner wie Wolinski, Charb’, Tignous oder Cabu haben auf vielfältige Art und Weise Intoleranz, Rassismus und Zensur bekämpft. Dass sie unter den Kugeln blindwütiger, rassistischer und intoleranter Verrückter sterben, entsetzt uns. Ebenso sind bei diesem Angriff aber auch viele „einfache“ und unbekanntere Angestellte der Zeitschrift gestorben.

Indem sie auf diese satirische, linke Zeitschrift zielten, haben diese islamistischen Reaktionäre (derzeitiger Informationsstand) behauptet, ein Zeichen gegen die Angriffe zu setzen, die MuslimInnen in Frankreich erleiden. Das ist falsch!

Wir teilen nicht Charlie’s Herangehensweise an gewisse Dinge. Charlie Hebdo hat die Entscheidung getroffen, Mohammed-Karikaturen zu veröffentlichen. Dies war nicht sonderlich wichtig, es schien uns weder notwendig noch besonders komisch. Doch die Rede- und Meinungsfreiheit ist ein Recht, welches wir um jeden Preis verteidigen. Wir wissen, dass dieses Recht sehr leicht von den herrschenden Klassen angegriffen wird.

In keiner Welt werdem sich MuslimInnen in Frankreich durch diesen abscheulichen Akt befreit oder erleichtert fühlen – ganz im Gegenteil. Es sind übrigens sie, die den Preis auf der Straße bezahlen werden, wie jedesmal, wenn ein reaktionärer und blinder Akt begangen wird. Diese Terroristen, die behaupten eine „Religion“ zu verteidigen, sind nicht besser als die reaktionären Islamophoben. Mehr noch: Sie gehen Hand in Hand, wenn es um die Fortführung von Intoleranz und Obskurantismus geht. Dieser abscheuliche und feige terroristische Akt stärkt die reaktionären Kräfte aller Arten, die die ArbeiterInnen und Jugendlichen anhand einer ethnischen oder religiösen Linie spalten wollen.

Dieser Angriff wird den herrschenden Klassen und den KapitalistInnen dienen. Gleichsam können Hollande, Sarkozy oder Le Pen die Rolle des/r Freiheitsverteidigers/in vereinnahmen, während sie es sind, die Arbeitskämpfe unterdrücken, MigrantInnen stigmatisieren und unsere Rechte mit Füßen treten.

Das Klima der Islamphobie wird stärker und stärker. All das führt zu einer Atmosphäre in der sich Muslime/a in Frankreich unter Beschuss fühlen. Wir verurteilen jede Form des Rassismus, der Islamophobie, des Antisemitismus und Sexismus. Und wir kämpfen für eine Welt der Solidarität, der Brüderlichkeit und Toleranz. Nichts Vergleichbares also mit diesen Erleuchteten, die die Lynchjustiz in die eigene Hand nehmen.

Diese Attacke wird Wasser auf die Mühlen der RassistInnen und Reaktionäre sein, die fordern, dass verstärkte Terrorismusschutzmaßnahmen aufgefahren werden und häufiger Kontrollen durchgeführt werden, besonders in den Teilen der nordafrikanischen Bevölkerung.

Wir werden an „republikanischen“ Events gemeinsam mit den Rechten und extrem Rechten nicht teilnehmen, um diese Attacke zu verurteilen. Islamophobe Intellektuelle, rechts-außen PolitikerInnen, Kriegspolitik in Afrika und dem Mittleren Osten und soziale Verschlechterungen zugunsten der Reichen und KapitalistInnen, all das führt zu diesem abscheulichen Klima und dieser Form mörderischen Wahnsinns als Reaktion. Es kann keine nationale Einheit geben mit jenen, die auf der rassistischen und xenophoben Welle reiten wollen. Im Gegenteil: Gerade jetzt muss man eine klare Stimme aus dem Lager der ArbeiterInnenklasse hören! Gewerkschaften, Organisationen der ArbeiterInnenbewegung, Genossenschaften müssen dazu aufrufen, sich zu versammeln und Charlie Hebdo auf ihren eigenen Grundlagen die Ehre zu erweisen: Für eine Einheit der ArbeiterInnen, der Jugendlichen und der großen Massen in der Bevölkerung, ungeachtet ihrer religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit. Für die Meinungsfreiheit und gegen religiöse und sonstige Reaktion, gegen Terrorismus, gegen rassistische und imperialistische Politik der französischen Regierung, die in sektiererischer Aufspaltung, Intoleranz und Obskurantismus mündet.

Gegen den Rassismus und gegen die Politik, die Millionen Menschen in die Armut treibt, braucht es eine einige und massive Mobilisierung! Es ist diese Grundlage, auf der wir uns an der Unterstützung der JournalistInnen und Angestellten von Charlie Hebdo beteiligen.

 

 

SLP - Programm genau erklärt:

Für die Verstaatlichung der Energiekonzerne unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung von KonsumentInnen, Beschäftigten und ArbeiterInnenbewegung.

Im Winter ist es draußen kalt. Bei manchen Menschen auch in der Wohnung. Jährlich erfrieren in Europa hunderte Menschen. Billigen Strom bekommen heute nur große Firmen. Sind Stromerzeuger in privater Hand, machen sie mit menschlichen Grundbedürfnissen Profit. Ökologische oder soziale Überlegungen sind zweitrangig.

Im Zuge der EU-weiten Strommarktliberalisierung wurden günstigere Tarife versprochen (Stichwort: Konkurrenz) – aber die Ausgaben für Energie steigen. Aktuell werden unter Beteiligung aller Parlamentsparteien Energieanbieter privatisiert. Aber die vielen privaten Energieanbieter, Netzbetreiber und Erzeuger wollen verdienen, das zahlen die VerbraucherInnen.

Energiekonzerne in öffentlicher Hand können effizienter, ökologischer und sozialer sein. Es geht dann nicht um Profite – dann wird nicht in umweltzerstörende Atomkraft investiert, dann muss niemand im Kalten sitzen, weil er/sie die Rechnung nicht bezahlen kann.

SkeptikerInnen könnten einwenden: Heute sind Teile des Energienetzes unter öffentlicher Verwaltung (von Ländern und Bund). Und es werden Profite gemacht, Menschen wird die Heizung abgedreht und Natur verbaut. Das stimmt. Weil die Öffentliche Hand heute wie ein privater Kapitalist agiert. Wir wollen keine Verstaatlichte wie in den 1970er Jahren oder im Stalinismus, sondern echte demokratische Verwaltung. Wenn KonsumentInnen und Beschäftigte VertreterInnen wählen und gemeinsam mit VertreterInnen der Gesellschaft die Energieunternehmen demokratisch verwalten, ist in einem sozialistischen Staat ein soziales und ökologisches Wirtschaften möglich.

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Rote Seitenblicke

Franz Neuhold

Die 2004 vom Satire-Magazin „Titanic“ gegründete PARTEI will nun auch in Österreich durchstarten. Endlich mal kein Milliardär mit Visionen oder die nächste rechte Söldnertruppe! In Deutschland gelang bei den EU-Wahlen die Sensation: ein Sitz im EU-Parlament. In Ostdeutschland erfolgreicher als die Superreichen-Partei FDP (mit NEOS vergleichbar), in der öffentlichen Wahrnehmung an den „Piraten“ vorbeigezogen. Respekt!

Dann kommt aber der Spielverderber in mir hoch: Braucht es DAS, wo uns doch eine richtige ArbeiterInnenpartei fehlt? Nun, die bürgerliche Parteienlandschaft hat sich DIE PARTEI redlich verdient. Ob bei Talkshows, in Interviews oder durch grandiose Wahlplakate („Inhalte überwunden!“): DIE PARTEI sticht alle etablierten Kräfte aus. Dass die Gefahr besteht, Satire von der Wirklichkeit kapitalistischer Pseudo-Demokratie nicht mehr unterscheiden zu können, ist der PARTEI egal. Dass sie keine Alternative zum Einheitsbrei aufbaut, sondern ihn nur lächerlich macht, ist der PARTEI auch Wurst. Tatsachen. Darüber ärgern bringt nichts. Es lustig finden – auf Dauer wahrscheinlich auch nicht. Das Dilemma der Satire an sich wird offenbar: Anstoß zum Umstoß oder Überdruck-Ventil. Da gibt's einen mehr als feinen Unterschied!

Nichtsdestotrotz: So mancher Vorschlag der PARTEI klingt vielversprechend. Chef Sonneborn glänzt im „Profil“: „In Deutschland haben wir versprochen, im Olympiastadion einen Schauprozess gegen Merkel zu führen.“ Cool, wir bringen Grasser und ex-Kanzler Schüssel mit.

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Wir sind keine Legomännchen!

Wenn wir in Hypotopia leben wollen, müssen wir uns organisieren.
Simon Stockhamer

In der Vergangenheit gab es immer wieder Kunstprojekte, um auf Probleme hinzuweisen. Eines der neuesten Objekte ist die Modellstadt „Hypotopia“, erbaut auf dem Wiener Karlsplatz von Studierenden der Technischen Uni. Dort konnten PassantInnen am Aufbau mitwirken. Der Aufhänger: zeigen, dass jene 19 Milliarden Euro für die Hypo in Form einer Stadt zum Wohle der Menschen statt der Banken viel besser aufgehoben sind. Das geht in die richtige Richtung. Jedoch muss die Welt auch verändert, nicht nur interpretiert werden. In diesem Fall wäre eine konsequente Kampagne gegen Sparpolitik nötig. Stattdessen gibt es erneut nur einen Denkanstoß.

Ein solches Projekt kommt aus einer intellektuellen Schicht, die vielleicht gute Ideen hat, für die aber Kämpfe der ArbeiterInnen kein Ansatz sind, um etwas zu verändern. Die daher denkt, die Regierung nur „wachrütteln“ zu müssen.

Es liegt am Fehlen einer politischen Alternative bzw. eines generellen Plans, wie soziale Probleme gelöst werden können.

Doch wer glaubt, „Hypotopia“ könne im Kapitalismus auf Dauer umgesetzt werden, irrt. Derartige Städte gibt es zwar, aber nur für Reiche (z.B.“Gated Communities“).

Die Flucht in Kunstprojekte mag auch an schlechten Erfahrungen in „linken“ Organisationen liegen  (mangelnde Demokratie etc.). Aber wenn das zur Folge hat, dass beim Hypotopia-Marsch zum Parlament linke Organisationen unerwünscht waren, ist das schlecht. Denn das ist ein Baustein, der die Entwicklung zu einer organisierten Bewegung verhindert, die wirklich etwas verändern könnte.

Gut: BefürworterInnen wollen Veränderung und „etwas tun“.

Besser: Das können sie am besten in konsequenten, politischen Kampagnen gegen die herrschenden Zustände.

Was es daher braucht, ist eine neue linke ArbeiterInnenpartei, verankert in Betrieben und Gewerkschaften, um Kürzungen zurückzuschlagen und für eine sozialistische Gesellschaft zu kämpfen. Erst dann wird es um die Bedürfnisse der Menschen gehen und „Hypotopia“ verwirklicht werden. Ansonsten wird die Modellstadt nur 100.000 Legomännchen Platz bieten können.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

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