Kann Geld alleine Fußballspielen?

Beim SK Rapid schreitet die Kommerzialisierung voran. Die Fans wehren sich gegen den Ausverkauf.
Alexander Svojtko

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: ausgerechnet im Rahmen der Europa League darf Rapids neues Stadion nach UEFA-Richtlinien nicht „Allianz-Stadion“ heißen. Der „Arbeiterverein“ aus Wien-Hütteldorf ist längst im „Big Business“ angekommen. So sind die obersten vier Ebenen des Stadions finanzstarken VIPs und Unternehmen vorbehalten. Besonders nobel: die 40 Business-Logen, die sich für je € 65.900 / Saison mieten lassen. „In dieser gemütlichen Atmosphäre lassen sich vor, während und nach einem Spiel Geschäftskontakte aufbauen, erweitern und pflegen“, verspricht die Rapid-Website.

Federführend dabei ist Geschäftsführer Christoph Peschek; als ehemaliger Landtagsabgeordneter und ÖGB-Funktionär verfügt er über beste Kontakte zur Rathaus-SPÖ, die er auch weidlich nutzt.

Den Fans freilich stößt all das zunehmend sauer auf. Unter dem Logo „Weststadion“ führen sie eine Kampagne gegen den Namen „Allianz-Stadion“, wie auch gegen Preissteigerungen und Elitenbildung: „Der Stadionbesuch bei Rapid muss für alle Gesellschaftsschichten leistbar sein“, heißt es auf der Homepage www.weststadion.at: „Wir wollen ein deutliches Zeichen gegen die Kommerzialisierung des Fußballs und die Abhängigkeit von großen Geldgebern setzen und damit der zunehmenden Verwirtschaftlichung des Volkssports Fußball entgegen wirken.“

Aktionen der Fans können diese Kommerzialisierung nicht verhindern, aber verlangsamen. Etwa beim 54-fachen schottischen Meister Glasgow Rangers: nach der Pleite der Betreibergesellschaft und der Strafversetzung in die 4. Spielklasse, sicherten sich die Fans über den „Ranger Supporters Trust“ möglichst viele Vereinsanteile und damit ein Mitspracherecht. Aktuell spielen die Rangers wieder in der 1. Liga und stehen auf Platz 5. Oder der englische FC Portsmouth: Nachdem vom Besitzer zweimal Konkurs angemeldet wurde, übernahmen die Fans den Klub zur Gänze. Seit September 2014 schuldenfrei, spielen die „Pompeys“ in der zweiten englischen Liga um den Aufstieg in die Premier League.

Vor diesem Hintergrund kann die Kampagne „Weststadion“ vielleicht der Anpfiff zu einem echten Match sein. Hoppauf!

 

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