Die Krise ist kein Unfall, sondern System

Dominik Unter

Im Kapitalismus kommt es immer wieder zu Krisen. Bürgerliche Medien nennen es „vorübergehender Tiefgang“, die Politik spricht von „Korrekturen“. Uns wollen sie weismachen, dass die Krisen auf Fehlentscheidungen und unvorhersehbaren Faktoren basieren. Als MarxistInnen wissen wir, dass kapitalistische Crashs keine „Unfälle“ sind, sondern ein unvermeidbarer Bestandteil des Systems. Die Ursache sind die Grundwidersprüche dieses Systems:  Arbeit wird gesellschaftlich verrichtet, jedoch eignet sich nur eine kleine Spitze, die im Produktionsprozess selbst keine Rolle spielt, die erwirtschafteten Werte an. EinE ArbeiterIn kann Waren herstellen, produzieren, verwalten; dazu bedarf es keiner Bosse. Der/ die KapitalistIn ist jedoch von den ArbeiterInnen abhängig, denn nur durch den Besitz an Konzernen werden keine Werte geschaffen. Das heißt im Klartext: Die KapitalistInnen sind auf die ArbeiterInnen angewiesen, müssen diese jedoch mit allen Mitteln ausbeuten und unterdrücken, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Logisch ist auch: ArbeiterInnen wollen möglichst wenig für viel Geld arbeiten, die KapitalistInnen sind darauf angewiesen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. „Wir sehen also, dass selbst, wenn wir innerhalb des Verhältnisses von Kapital und Lohnarbeit stehnbleiben, die Interessen des Kapitals und die Interessen der Lohnarbeit sich schnurstracks gegenüberstehn.“- Karl Marx (in „Lohnarbeit und Kapital“, 1849)
Dadurch, dass die ArbeiterInnen nur einen Teil der von ihnen geschaffenen Werte als Lohn bzw. Gehalt, aber auch als Sozialleistungen, ausbezahlt bekommen, können sie auch nicht alle von ihnen hergestellten Waren kaufen. Es ist also kein ausgeglichener Kreislauf von Produktion und Konsum, sondern es kommt zwangsweise zu Überproduktion. Durch technische Neuerungen werden immer mehr Arbeitsbereiche von Maschinen übernommen. Da jedoch nur menschliche Arbeit neue Werte schaffen kann, sinkt die Profitrate der Konzerne immer weiter. Weil das Kapital versucht, diesem Verfall entgegen zu wirken, nennt Marx das den „tendenziellen Fall der Profitrate“. Hinzu kommt noch, dass die Produktion zwar in den einzelnen Unternehmen, aber nicht gesamt geplant wird, hier also Chaos herrscht.
Wie man es dreht und wendet, der Kapitalismus bringt Krisen am laufenden Band. Ob die staatliche Regulierung zunimmt oder nicht, die Widersprüche lassen sich nicht wegreformieren. Es werden nur Symptome bekämpft, nicht aber die Ursache der Misere - der Kapitalismus selbst. Und selbst in der Krise werden die Reichen noch reicher!
Es zeigt sich immer deutlicher: Der Kapitalismus ist nicht IN DER Krise, der Kapitalismus IST DIE Krise. Lösungsvorschläge innerhalb der kapitalistischen Logik führen in Sackgassen, wie uns die Geschichte zeigt. Der wirtschaftliche Aufschwung der 1950er und 1960er war kein Normalzustand, sondern die Folge der Zerstörung im 2. Weltkrieg. Der Kapitalismus bringt uns nichts als Krisen und Kriege. Um eine wirkliche Alternative zu schaffen, benötigt es den Sturz des Systems und das Erkämpfen einer klassenlosen Gesellschaft. Es ist noch kein Sozialismus vom Himmel gefallen, daher braucht es aktiven Widerstand gegen den Kapitalismus, gegen Unterdrückung und Ausbeutung!

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