Betrieb und Gewerkschaft

Werbe-Kollektivvertrag: Ohne IST ist nicht!

Eine Mitarbeiterin im Medienbereich/Werbe-KV

Im Dezember beginnen die Verhandlungen für den Werbe-KV. Dieser gilt auch für Firmen, die nichts mit Werbung zu tun haben (diverse Medienbetriebe, Wiener Wohnservice etc). Grund: Es ist ein günstiger KV, der nicht einmal eine Erhöhung der IST-Löhne vorsieht. Die Gewerkschaftsführung argumentierte bei der Betriebsrätekonferenz am 5.11., sie wolle den KV bundesweit durchsetzen und das gehe leichter ohne IST. Außerdem gebe es auch Betriebsvereinbarungen wo die KV-Erhöhung auch als IST-Erhöhung gilt. Doch im KV sind auch Firmen ohne Betriebsvereinbarung. Manche KollegInnen haben jahrelang keine echte Lohnerhöhung erhalten! V.a. sie sind daher sauer und kampfbereit. Schon 2011 gab es Proteste, wo neben einer ordentlichen Lohnerhöhung auch die IST-Erhöhung im Vordergrund stand. In einigen Betrieben erhielten die KollegInnen danach sehr wohl die KV-Erhöhung weitergereicht (allerdings nur in Form einer freiwilligen Weitergabe). Das zeigt, dass Protest fruchten kann! Nötig wären wie 2011 öffentliche Protestaktionen bis hin zu Kampfmaßnahmen, um der Forderung Nachdruck zu verleihen! Mit einer kämpferischen Strategie lassen sich IST, eine Reallohnerhöhung und ein bundesweiter Geltungsbereich durchsetzen. 

 

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Frisch gekämpft: Streik in den Krupp Werken 1987/88

Lukas Kastner

173 Tage dauerte der Streik der MetallarbeiterInnen 1987/88 bei den Krupp Werken im deutschen Reihnhausen. Somit handelte es sich um einen der beeindruckendsten Streiks in der Geschichte der BRD. Als die Betriebsräte von der geplanten Schließung des Werkes und der Vernichtung von 6.300 Arbeitsplätzen erfuhren, ergriffen sie Kampfmaßnahmen. Am 27.11.87 und den folgenden Tagen wurde die Arbeit niedergelegt und Tausende gingen auf die Straße. Am 30.11. fand eine außerordentliche Betriebsversammlung mit 10.000 TeilnehmerInnen statt. In den kommenden Monaten wurden Demos und Straßenblockaden zur Normalität. Buffets von Aufsichtsräten wurden gestürmt. Nicht einmal die Krupp-Villa wurde von den Protesten verschont.

ArbeiterInnen kontrollierten die Produktion und forderten die Vergesellschaftung der Stahlindustrie. Unterstützt wurde der Streik durch Solidaritätsproteste von KollegInnen, aber auch von der lokalen Bevölkerung. Letztendlich verzögerte der Streik die Schließung um fünf Jahre und ein beachtlicher Sozialplan wurde ausgearbeitet. Weitere Erfolge wurden durch den Verrat der Gewerkschaftsspitzen verunmöglicht. Diese ignorierte den Streik weitgehend und war nicht gewillt ihn auszudehnen. Dennoch ist er ein wichtiges Beispiel dafür, wie die ArbeiterInnenklasse kämpfen kann. Um solche Kämpfe zu gewinnen braucht es jedoch gänzlich andere Gewerkschaften: welche mit echter (inter-)nationaler Vernetzung, mit demokratischen Strukturen und z.B. einer Führung, die jederzeit wähl- und abwählbar ist.

 

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Lahme Gewerkschaft – kämpferische Basis

Ein Schulterschluss zwischen Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbeschäftigten macht stärker
Moritz Erkl

Seit Jahren rumort es im Sozial- und Gesundheitsbereich: Demos in Oberösterreich, Plattform 25 in der Steiermark, Initiativen wie „Sozial aber nicht blöd“ und CaREvolution/CARE Revolution. KollegInnen sind auch bereit, zu streiken: bei den Kindergärten in Salzburg und Oberösterreich bzw. im Psychosozialen Dienst. Die Ergebnisse der jährlichen Verhandlungen entsprechen zwar dem sozialpartnerschaftlichen Einklang, aber weder der Stimmung der KollegInnen noch ihren Bedürfnissen. Löhne/Gehälter decken bestenfalls die Inflation ab und der Personalengpass wird nicht kleiner.

Der Bereich wird von vier Gewerkschaften abgedeckt, fast überall laufen bereits die Verhandlungen. Für die Arbeitgeber ist die Ausgangsposition für kommende Kürzungen günstig. Alle relevanten Wahlen sind geschlagen. „Reformen“ und Sparpakete sind auf dem Weg. Antworten auf Rekordarbeitslosigkeit, Flüchtlingswelle und die damit verbundene Mehrarbeit oder enorme Überarbeitung sucht man vergebens. Alleine am Wiener Hauptbahnhof entsprach die ehrenamtliche Arbeit der letzten Wochen 750 Vollzeitjobs. Diese und noch mehr Stellen müssen Bund und Länder endlich als ordentlich bezahlte neue Jobs aufstellen! Doch solche Forderungen fehlen. Beim Protest der ElementarpädagogInnen in Wien waren die TeilnehmerInnen radikaler als die Gewerkschaft und riefen „Streik, Streik, Streik“. Die Demonstrationen der Wiener PflegerInnen wurden von der Gewerkschaft ignoriert. Die Gewerkschaftsführung ist planlos bzw. hat Angst, dass sie aufkeimenden Protest nicht mehr kontrollieren kann.

Völlig zurecht erklärt Michael Gehmacher (Flüchtlingsbetreuer): "Die vielen Aktionen und Streiks machen klar, dass der Sozial - und Gesundheitsbereich kämpferisch ist und viele KollegInnen sich wehren wollen. Diese Kampfkraft muss für die KV-Verhandlungen 2015/16 genutzt werden."

Dazu müssen sich die unterschiedlichen Bereiche vernetzen, durch Betriebsgruppen und eine Konferenz von BetriebsrätInnen und AktivistInnen. Die Basis muss über Forderungen, weitere Schritte und Verhandlungsergebnisse diskutieren und abstimmen. 

 

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Zielpunktpleite: Superreicher Firmenbesitzer will Beschäftigte und KundInnen bluten lassen

Zielpunkteigentümer besitzt 770 Millionen Euro!
Sonja Grusch

Am 25. November wurden Belegschaft und Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen gestellt: Zielpunkt wird in die Insolvenz geschickt. Rund 2500 Jobs, v.a. von Frauen, sind gefährdet. Der Firmenbesitzer Georg Pfeiffer vergießt Krokodilstränen und putzt sich ab.

Die Zielpunkt-Kette gibt es seit 1967, damals Löwa, wurde aber nach fünf Jahren an die Tengelmann-Gruppe (Kik, Obi etc.) verkauft. Zielpunkt wurde vorübergehend Plus, dann wieder Zielpunkt und wurde 2010 an den Finanzinvestor BluO verkauft und 2012 in einem Management-Buy-Out vorübergehend an den Sanierer Jan Satek und eine Investorengruppe verkauft. Seit 2012 gehört Zielpunkt der Familie Pfeiffer. Während der gesamten Zeit tat die Firma, was Handelsunternehmen so tun: die Beschäftigten mies bezahlen.

Die Familie Pfeiffer (Nah&Frisch, Unimarkt) erklärt nun „Wir haben gekämpft bis zum Schluss und nichts unversucht gelassen“ um Zielpunkt zu retten. Doch der aktuelle Finanzbedarf von 60 Millionen sei nicht zu stemmen.

Die Opfer dieser Entwicklung sind die Beschäftigten (und in kleinerem Ausmaß auch die KundInnen). Pfeiffer versteckt sich hinter Schutzbehauptungen und hofft, dass „eine Vielzahl an Standorten an Mitbewerber geht". Doch für viele der 229 Filialen und 2.500 Beschäftigten bedeutet die Pleite das aus. Denn hier findet – auch vor dem Hintergrund einer Wirtschaftskrise und sinkender Reallöhne - eine Marktbereinigung statt, da im österreichischen Handel das Filialnetz überdurchschnittlich dicht ist.

Noch rechtzeitig vor Auszahlung der Novembergehälter meldete Pfeiffer Insolvenz an – und hängt die Kosten der Öffentlichkeit um (während er in der Vergangenheit die Gewinne privat kassiert hat). Die Gehälter werden nun – mit massiver Verzögerung – vom Insolvenzentgeltfonds IEF bezahlt werden. Dieser wird aus Beiträgen der Unternehmen (Lohnnebenkosten, also eigentlich von den Beschäftigten) und Arbeitsmarktmitteln (also Steuern) bezahlt. Der Unternehmensbeitrag zum IEF wurde auch auf Druck von Bundeswirtschaftskammer und Industrieellenvereinigung (Stichwort: Senkung der Lohnnebenkosten) mit Anfang 2015 um rund 22% reduziert, die Pleiten nehmen aber zu – d.h. die öffentliche Hand muss noch mehr für die Krise zahlen.

Für die ohnehin schlecht bezahlten Beschäftigten ist die verzögerte Auszahlung der Löhne ein massives Problem – Mieten, Kreditraten, Weihnachtsgeschenke oder auch nur schlicht Lebensmitteln – müssen gekauft werden. Mit den miesen Handelslöhnen hat sich da niemand große Rücklagen finanzieren können. Am Ende des Jahres, kurz vor Weihnachten, wo viele dringend auf das Weihnachtsgeld angewiesen sind, monatelang aufs Gehalt warten zu müssen kann für viele zu einer Katastrophe werden!

Die Besitzer leiden nicht!

Die Besitzer geben sich schockiert und bemüht, tatsächlich haben sie zwar jahrzehntelang Profite aus der Arbeit der Handelsbeschäftigten gezogen, haften aber nicht mit ihrem Privatvermögen, dass ja aus diesen Profiten entstanden ist. Die aktuelle Zielpunkt-Besitzerfamilie scheint im Ranking der 100 reichsten ÖsterreicherInnen auf – und zwar auf Platz 43. Die Familie verfügt über ein Vermögen von 770 Millionen Euro! Die aktuellen Schulden von Zielpunkt sind weniger als 10% dieses Vermögens – die Behauptung man könne das einfach nicht zahlen ist eine Lüge. Da Pfeiffer die Firma erst vor wenigen Jahren übernommen hat gehören auch die Vorbesitzer zu den Nutznießern der Arbeit der Beschäftigten. Die Tengelmann-Gruppe hat mehrere Jahrzehnte lang Gewinne aus dem Betrieb gemacht und ist Platz 29 der reichsten Deutschen – mit einem Vermögen von 3,4 Milliarden Euro. BluO (auch wenn die Firma nicht mehr existiert) gehörte dem deutschen Unternehmer Peter Löw, der ebenfalls im Ranking der 500 reichsten Deutschen vorkommt. Und auch Satek und die anderen Investoren werden sich gut abgesichert haben und sind weiterhin vermögend mit Top-bezahlten Jobs. Satek ist heute bei Accedo und streicht dort jede Menge Geld ein – die Zielpunktbeschäftigten aber werden zu einem großen Teil in der Arbeitslosigkeit landen. Mehrheitlich Frauen, viele über 40, haben kaum eine Chance auf einen neuen Job. Und wenn, dann zu noch mieseren Löhnen.

KundInnen leiden ebenfalls

Bis zum letzten Tag hat Zielpunkt noch Gutscheine verkauft. Viele KundInnen werden diese auch als Weihnachtsgeschenke gekauft haben – doch diese sind nun wertlos. Zielpunkt akzeptiert die Gutscheine nicht mehr, obwohl die Insolvenz noch gar nicht eingereicht wurde – ob das legal ist, ist fraglich. Theoretisch können sich die GutscheinbesitzerInnen am Insolvenzverfahren einbringen. Eine solche Forderung einzubringen kostet rund 20.-, die Quote, also wie viel die GläubigerInnen erhalten, liegt meist bei 5-10%. D.h. dass all jene, die Gutscheine über weniger als rund 200.- haben, leer ausgehen.

Doch auch künftig wird die „Marktbereinigung“ negative Folgen für die KundInnen haben. Die Filialdichte wird sich reduzieren, was für Menschen, die wenig mobil sind (ältere, gehbehinderte z.B.) das Einkaufen schwerer machen wird. Hinzu kommt noch, dass durch das Wegfallen eines Konkurrenten (der rund 3% Marktanteil hat) die Konzentration im Einzelhandel weiter ansteigt. Preisabsprachen waren schon bisher ein Problem (Zielpunkt selbst hatte von 2007-11 solche Absprachen gemacht und wurde dafür auch vom Kartellgericht bestraft) und werden nicht weniger werden. Der Chef der Bundeswettbewerbsbehörde befürchtet daher auch „dass die Preise steigen“ werden.

Wo ist die Gewerkschaft?

Die Beschäftigten sind verunsichert, wütend und frustriert. Sie haben ihre Arbeit gemacht (und machen sie auch weiterhin) und nun ist fraglich, wie ihre Zukunft aussehen wird. Während Pfeiffer & Familie sich ein luxuriöses Weihnachtsfest gönnen können, müssen die 2.500 Beschäftigten um die Zukunft bangen. Die Gewerkschaft ist „entsetzt“ das die Firma nicht versucht hat „eine sozialpartnerschaftliche Lösung zu finden“. Doch warum sollten sie das? Schon im Herbst wurde ein Betriebsrat, der zu laut dachte angesichts von Kündigungen, vor die Tür gesetzt. Es reicht nicht, wenn die Gewerkschaft sich bemüht, dass die Beschäftigten ihr Gehalt möglichst rasch aus dem Insolvenzentgeltfonds ausbezahlt bekommen. Die Gewerkschaft muss die Problematik umfassender aufgreifen: Millionen Werte liegen in den Lagern und den Geschäften. Hunderte Millionen besitzt die Eigentümerfamilie. Warum werden diese Vermögen nicht verwendet, um die Zukunft der Beschäftigten zu retten?

Überall werden Beschäftigte „abgebaut“ und verlieren ihre Jobs in Folge von Pleiten – Alpine, FMT, FEP, Ring aber auch Baumax, Bank Austria und jetzt Zielpunkt. Die GPA-djp darf sich nicht auf Bitten beschränken und sich nicht auf „das Privatvermögen von Pfeiffer & Co. hat damit nichts zu tun“ zurückziehen. Es ist nicht die Aufgabe der Gewerkschaft, Sanierungs- oder Insolvenzverfahren optimal mit abzuwickeln. Die Aufgabe der Gewerkschaft ist es, für die Löhne und Jobs der Beschäftigten zu kämpfen.

Es braucht eine kämpferische Kampagne unter aktiver Teilnahme der Beschäftigten und unter Einbindung von KundInnen um Geld für die Beschäftigten und ihre Familien zu bekommen und die Jobs zu erhalten. Vor einigen Jahren haben in Irland KollegInnen einer Einzelhandelskette, die pleite ging, ihre Filialen besetzt – und damit auch viel Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten. Ein erster Schritt einer kämpferischen Kampagne kann eine Demonstration vor dem Firmensitz in Traun von Beschäftigten, Gewerkschaft und Menschen die solidarisch sind, sein. Wichtig ist es auch, sich mit anderen Beschäftigten der Pfeiffer-Gruppe zusammen zu schließen, damit nicht die Zielpunkt-KollegInnen gegen die bei Nah&Frisch etc. ausgespielt werden können. Wenn Pfeiffersches Privatvermögen eingesetzt wird, profitieren davon ALLE Beschäftigten des Konzerns.

Wenn die Gewerkschaft nur zahnlose Kampagnen macht, wird sie weiter an Boden verlieren und die Beschäftigten bleiben auf sich alleine gestellt. Die Zielpunktpleite wird auch in den anderen Handelsketten den Druck auf die Beschäftigten erhöhen. Ein Grund mehr, dass die GPA-djp hier eine offensive Kampagne gegen den steigenden Arbeitsdruck und für höhere Löhne macht. Das letztlich zahnlose Verhalten der Gewerkschaft bei Baumax, Bank Austria & Co. ist auch ein Ansporn für Unternehmen immer und immer wieder dasselbe Prinzip anzuwenden: Gewinne raus ziehen, dann in den Konkurs schicken mit einer Quote von 10% für Gläubiger.

Durch eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn könnten im Handel zehntausende neue Jobs geschaffen werden und somit auch die Arbeitslosigkeit von den Zielpunkt-KollegInnen abgewendet werden.

Letztlich braucht die Krise im Einzelhandel, die ja nur Ausdruck der Krise der kapitalistischen Wirtschaft ist, aber eine weitergehende Antwort. Nämlich das Handelsunternehmen nicht einfach geschlossen werden, sondern durch die öffentliche Hand übernommen werden und durch demokratische Kontrolle von Beschäftigten, KundInnen und Gewerkschaften geführt werden, also ein demokratisches öffentliches Handelsunternehmen, wo die Filialdichte, die Preise und die Arbeitsbedingungen dadurch bestimmt werden, was für die Menschen vor Ort und die Beschäftigten notwendig ist. Doch dafür braucht es ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, indem nicht die Profite im Zentrum stehen.

Die SLP fordert:

  • Kampf um jeden Arbeitsplatz!
  • Pfeiffer & Co. müssen zahlen, nicht die Beschäftigten!
  • Offenlegung der gesamten Finanzunterlagen der Firma und Prüfung durch VertreterInenn von Gewerkschaften und Belegschaft: wo sind die Gewinne der letzten Jahre hingeflossen?!
  • Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn um Jobs zu schaffen!
  • Offensive Strategie der GPA-djp und anderer Fachgewerkschaften bzw. des ÖGB gegen Arbeitslosigkeit und Firmenschließungen.
  • Volle Annahme aller Einzelgutscheine in den Filialen!

Gewerkschaften: Daumen rauf

Sonja Grusch

Die Gewerkschaft ist längst überholt, meinen manche. In einer modernen Gesellschaft mündiger BürgerInnen gar nicht nötig. Informationen kriegt man aus dem Internet, einen Mustervertrag auch. Aber den will man ohnehin nicht, weil wir ja alles individuell selbst ausverhandeln. Und mit den Chefs sind wir per Du und zum Geburtstag bringt die Chefin Kuchen für alle.

Tatsächlich sind Gewerkschaften nötig wie eh und je im Kapitalismus. Weil nämlich die Unternehmen am längeren Ast sitzen wenn wir uns nicht zusammenschließen. Weil wir alleine nämlich nur über den Tisch gezogen werden. Weil wir gemeinsam einfach stärker sind. Simple Wahrheiten. Doch der Zusammenschlusses von Beschäftigten mit gemeinsamen Interessen reicht nicht. Wir müssen die Muskeln auch zeigen (also drohen) und notfalls auch einsetzen. Also mit der „geballten Faust des Proletariats zuschlagen“: Das bedeutet nicht notwendigerweise eine Massenprügelei zwischen ArbeiterInnen und Kapitalisten. Das bedeutet die Machtmittel zu nutzen, die wir als ArbeiterInnenklasse haben: nämlich kollektiv das zu verweigern, was die KapitalistInnen von uns brauchen: unsere Arbeitskraft. Also zu streiken. Und Solidarität zu organisieren für die anderen Opfer des kapitalistischen Wahnsinns. Die Gewerkschaftsführung verteidigt die Gewerkschaften. Doch v.a. um die eigenen Jobs (und auch Privilegien) zu verteidigen. Dabei machen sie die Gewerkschaften zu einer Serviceorganisation die faule Kompromisse zu Erfolgen hochstilisiert und sich im Beruhigen einer zu Recht aufgebrachten Basis perfektioniert. Ja, wir brauchen Gewerkschaften angesichts der immer aggressiveren und frecheren Begehrlichkeiten des Kapitals. Doch die müssen kämpferisch sein, demokratisch und entschlossen. Und das müssen wir von unten durchsetzen, auch gegen den Willen der Bürokratie. 

 

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Wer rettet uns vor den Banken?

Die europäischen Banken machen trotz Krise Milliardengewinne. Bezahlen müssen Beschäftigte und KundInnen.
Albert Kropf

Dass der Bankensektor in der Krise steckt, ist angesichts von Hypo, Volksbanken und Bankenrettung kein Geheimnis. In den letzten 20 Jahren wurde verkauft, fusioniert und spekuliert. Vor allem in Osteuropa, wo das österreichische Kapital als eines der ersten einen Fuß in der Tür hatte. Heute geht es auch darum, diesen Fuß wieder rauszubekommen, um die Profite zu sichern.

Ratingagenturen warnen schon lange vor den Leichen in den Kellern der heimischen Banken durch das „Ostgeschäft“. Moody’s z.B. weist auf die Risiken der Bank Austria durchs Ostgeschäft hin. Standard&Poor’s stuft den gesamten österreichischen Bankplatz als zunehmend instabil ein. Österreich sei zwar relativ „sicher“, aber wegen der niedrigen Zinsen, der „teuren“ Beschäftigten und weil die KundInnen zuwenig geschröpft werden, lässt sich zu wenig Gewinn erzielen. Das Dilemma lautet: entweder sicher und wenig Gewinne für die Eigentümer oder hohes Risiko und Gewinne. In einem aber sind sich beide Agenturen einig, zur Sicherheit soll fest eingespart werden.

Die Unicredit kündigt massive Einschnitte für die einst stolze Bank Austria an. Das Filial-Geschäft für die 1,6 Millionen KontokundInnen wird vielleicht nicht verkauft, aber Filialen und Beschäftigte stark reduziert werden. Laut Gerüchten wandert das Osteuropa-Geschäft zur deutschen Unicredit-Tochter. Konzentrieren will man sich auf das Geschäft mit den Reichen und „Privatiers“. Also das, was die ebenfalls zur Bank Austria gehörende Schoellerbank macht.

Mehrere tausend Jobs sind davon betroffen. Für sie heißt das nichts Gutes. Denn in noch einem Punkt waren sich die Agenturen einig, der österreichische Bankenmarkt muss „bereinigt“ werden. Konkret heißt das, Filialen zu schließen und Jobs zu streichen. Die Bankenkrise soll europaweit auf dem Rücken der Beschäftigten abgeladen werden. Da wird auch der beste Sozialplan nichts nutzen, sondern es braucht gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen. Und eine echte, demokratische Verstaatlichung der Banken, und zwar nicht nur der Bankrotten.

 

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Bankengewinne: Mehr als ein Körberlgeld

Die Filialen der Bank Austria sollen verkauft werden, weil mit dem „normalen“ Kontogeschäft in Österreich nichts zu verdienen sei. Ein Test der Arbeiterkammer ergab: bei der Bank Austria kostet ein Gehaltskonto mit einem weiteren Produkt (z.B. Kredit- oder Bankomatkarte) 175,- Euro an Gebühren pro Jahr. Noch nicht eingerechnet die Zinsen fürs Überziehen von 13,25%. Das ist aber offenbar zu wenig.

Die Bank Austria zeigt, dass Zugeständnisse der Gewerkschaft keine Jobs sichern. In den letzten Jahren wurden rund 1/3 der Filialen in Österreich geschlossen. Zur Sicherung des Standortes, hieß es. Jetzt wird der Rest verkauft. Im 1. Halbjahr 2015 lag übrigens der Nettogewinn bei 489 Millionen. Doch Uni Credit will den Gewinn bis 2018 auf 6,8 Mrd. Euro erhöhen.

Die Schließung von Bank Austria Filialen ist Teil eines größer angelegten Einsparungsprojektes. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg will die Unicredit-Gruppe in Italien, Deutschland und Österreich 12.000 Jobs streichen. Dabei schreibt der Konzern schwarze Zahlen und wirft Gewinne ab. Doch im europäischen Bankensektor findet ein „Bereinigungsprozess“ statt, dem KundInnen und Beschäftigte zum Opfer fallen.

Nicht gespart wird bei der Führungsebene. Bei den Gehältern der TopmanagerInnen ist Österreich im Spitzenfeld. Rund 10 Banker verdienen hierzulande mehr als eine Million Euro pro Jahr, manche sogar über drei Millionen. Bei der Bank Austria kommt noch ein achtköpfiger Vorstand hinzu, der mehrere Millionen kostet, sowie ein 17 köpfiger Aufsichtsrat, der ebenfalls einige Millionen verschlingt.

 

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Pflegeaufstand: Wie weiter?

Am 5. Oktober demonstrierten 500 Pflegekräfte und ÄrztInnen in Wien für + 30% Gehalt und + 30% Personal.
Christian Bunke

„Atemlos durch die Schicht? Nein, das wollen wir nicht!“ war einer der zentralen Slogans auf der Demo. Inzwischen haben auch die Gewerkschaften gemerkt, dass es an der Basis gärt. Derzeit finden in Wiens Spitälern Dienststellenversammlungen statt. Zum ersten Mal seit Jahren – ein Erfolg der Bewegung von unten.

Doch Powerpoint-Präsentationen der Gewerkschaftsspitze reichen nicht. Wenn die Forderungen erreicht werden sollen, dann müssen sie anfangen, den Widerstand zu organisieren. Damit es nicht wieder zu faulen Kompromissen kommt, müssen die Belegschaften über jede Aktion, jedes Verhandlungsergebnis in Abstimmungen entscheiden.

Dafür braucht es eine aktive Basis, die den Druck aufrecht halten kann – wie im Berliner Großkrankenhaus Charité. Dort konnte eine aktive Betriebsgruppe aufgebaut werden. In den Stationen gewählte „TarifberaterInnen“ diskutieren regelmäßig über Forderungen und den Stand der Verhandlungen mit den Arbeitgebern. Der Aufbau von demokratischen Betriebsgruppen an den Spitälern, ob mit oder ohne Unterstützung der Gewerkschaftsführung, ist auch hier der nächste Schritt.

In Berlin konnte so ein 11-tägiger Streik organisiert werden. Mit Unterstützung der PatientInnen, denn schließlich geht es auch um deren Gesundheit. Und der Streik war bitter nötig, wie Jana, Mitglied der Streikleitung bei der Charité, auf einer SLP-Veranstaltung am 6. Oktober sagte: „Ich halte den Stress einfach nicht länger aus. Ich muss bis 67 arbeiten. Aber ich weiß nicht, ob ich es bis 50 schaffe.“

Das wird vielen KollegInnen hierzulande bekannt vorkommen. Viele fühlen sich allein und machtlos. Jana dazu: „Ich fand die Demo super. Und man muss sich immer klarmachen, dass man nicht allein ist. ArbeiterInnen gibt‘s überall.“

Auch in Österreich gibt es für den Pflegeaufstand Möglichkeiten, Anschluss zu finden. Im Herbst starten Kollektivvertragsverhandlungen im Sozial- und privaten Pflegebereich. Hier kann man sich zusammentun und gegenseitig Unterstützung aufbauen: Mit kämpferischen Forderungen und Aktionen.

 

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Frisch gekämpft ist halb gewonnen: Generalstreik in Indien

VS

Auch in Indien braucht es Einiges, um diejenigen, die von der Ausbeutung der ArbeiterInnen profitieren, zu beunruhigen. Vor allem braucht es eine Masse an ArbeiterInnen, die bereit ist, sich gegen diese Ausbeutung zu wehren. Am 2. September kam es in Indien zu einem Generalstreik, dem sich eine solche Masse an ArbeiterInnen anschloss. Im ganzen Land gingen über 150 Millionen Menschen auf die Straße, um gegen Arbeitsrechtsreformen zu protestieren. Reformen, die im Sinne der Wirtschaft beschlossen werden sollen und sich auf die arbeitende Bevölkerung negativ auswirken werden. Reformen, wie die „land acquisition bill“, welche für Konzerne eine enorme Erleichterung bei der Grundstücksaneignung schaffen soll. Doch die indische ArbeiterInnenklasse hat deutlich gezeigt, dass sie diese Reformen nicht akzeptiert. Sie ließ sich auch nicht durch am Vortag durchgeführte bewaffnete Polizeiaufmärsche einschüchtern. Zehn große Gewerkschaftsverbände riefen zu diesem Streik auf und erstellten einen 12-Punktekatalog mit Forderungen, wie den Stopp der Privatisierung staatlicher Unternehmen, oder die Erhöhung des Mindestlohns auf umgerechnet ca. 200 Euro. Die hohe Streikbeteiligung war ein deutliches Zeichen gegen die neoliberale Politik der Modi-Regierung und überraschte auch die Initiatoren des Streiks. Nun muss der Widerstand gegen die neoliberale Politik, egal ob durch die Modi-Regierung oder eine andere, gestärkt und ausgebaut werden.

 

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Unternehmer-Angriffe entschlossen zurückschlagen!

Albert Kropf

Seit 2007 befindet sich die Weltwirtschaft in einer der größten Krisen. Die einzige Antwort von Wirtschaft, Politik und EU: Sparen, und zwar bei uns.

Das nutzen die Unternehmen und verlangen immer größere „Opfer“ von den Beschäftigten. Nicht nur, dass der Lebensstandard schon abgesenkt wurde, waren auch die Lohnerhöhungen der letzten Jahre mager. Die reale Inflation wichtiger Dinge wie Wohnen und Essen wurde bei weitem nicht aufgefangen. Wie selbstbewusst die Unternehmer sind, zeigen die Verhandlungen der Metallwirtschaft. Sie hören sich die Forderungen der Gewerkschaft gar nicht mehr an, sondern stehen auf und gehen.

Dabei gibt es auch trotz Krise in Österreich noch einiges zu verteilen. Die Managergehälter sind 2003-13 um 137,5 % gestiegen. Wer verdient heute um mehr als das Doppelte von dem was er/sie vor der Krise verdient hat? Ich nicht. Es ist daher lächerlich, wenn die Unternehmen behaupten, sie könnten sich Lohnerhöhungen nicht leisten!

Die Gewerkschaft hat keine Gegenstrategie. Doch es ist höchste Zeit, das Heft des Handelns wieder in die Hand zu bekommen. Es braucht eine breite Mobilisierung in- und außerhalb der Betriebe. Und zwar nicht nur um mitverhandeln zu „dürfen“, sondern um wirkliche Verbesserungen zu erkämpfen.

 

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