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Corona-Virus: Der Kampf gegen die Pandemie ist eine Klassenfrage

COVID-19 steht kurz davor, zu einer globalen Pandemie zu werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weigert sich bisher, den Virus so einzustufen , aber viele Expert*innen meinen, dass dieser Punkt bereits erreicht ist.

Übersetzung von chinaworker.info

Der globale Kapitalismus starrt auf die massive Krise der Aktienmärkte. In den letzten fünf Tagen wurden Billionen US-Dollar an Aktienwerten ausradiert. An vielen Börsen wurden alle Kurssteigerungen des Jahres 2020 vernichtet. Die Situation für die Realwirtschaft ist potenziell schlimmer. Der Tourismus ist ein wichtiger Faktor des globalen BIP. Bereits jetzt rechnen die Fluggesellschaften der Welt mit Verlusten von 30 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was jetzt passiert. Wir erleben die erste große Pandemie im Zeitalter der Globalisierung. Diese wird den bereits bestehenden Trend zur De-Globalisierung verstärken.

Xi Jinping bezeichnet dies als schlimmste Krise für die öffentliche Gesundheit Chinas seit 1949. Sein Regime hat die ganze Angelegenheit völlig verpfuscht, wird aber immer noch von den Möchtegern-Autoritären der kapitalistischen Welt als „starke“ Führung gepriesen. Die KPCh wird sich von diesem Schlag gegen ihre Glaubwürdigkeit nicht erholen, aber der Prozess der revolutionären Krise in China kann sehr kompliziert und auf verschlungenen Wegen verlaufen.

3000 Krankenhausmitarbeiter*innen in China sind jetzt mit COVID-19 infiziert, und es herrscht weiterhin ein Mangel an Grundausrüstung. Dutzende Millionen sind seit mehr als einem Monat in ihren Wohnungen eingesperrt, ihnen droht die Festnahme, wenn sie ohne Genehmigung hinausgehen. Doch seit dieser Woche breitet sich die Epidemie außerhalb Chinas schneller aus als innerhalb des Landes (wenn die chinesischen Daten nicht geschönt wurden). Südkorea und Italien – zwei der größten Volkswirtschaften der Welt – und der Iran sind die neuen Hochrisikoländer.

Chinas wirtschaftliche Rolle
Die wirtschaftliche Rolle Chinas, mit dem größten Anteil am Wachstum des globalen BIP, einer bestimmenden Rolle bei der Preisentwicklung für Öl und Rohstoffe und als Drehscheibe der globalen Wertschöpfungsketten bedeutet, dass die wirtschaftliche Erschütterung des Weltkapitalismus – nach einer monatelangen, fast vollständigen Abschaltung der Industrie – viel schlimmer sein wird, als die chinesische Regierung sich bewusst ist oder öffentlich zugibt. Einige chinesische Wirtschaftsexpert*innen haben mutig erklärt, dass es in diesem Quartal und möglicherweise auch in der ersten Jahreshälfte 2020 ein Null- oder Negativwachstum geben könnte.

Die Organisationen der Arbeiter*innen müssen dazu gedrängt werden, aktiv Stellung zu beziehen, für eine demokratische Kontrolle und volle Transparenz der nationalen Notfallpläne für Epidemien (sofern diese überhaupt existieren). Der Kampf gegen die Pandemie ist eine Klassenfrage! Nötig ist ein Notfallplan zur Produktion von medizinischer Ausrüstung und Schutzkleidung sowie Schnelltest-Einheiten, menschenwürdigen Quarantäne-Einrichtungen und zur Beschleunigung der Forschung, um Impfstoffe in öffentlichem Besitz und unter demokratischer Kontrolle herzustellen.

Das öffentliche Gesundheitswesen ist in den meisten Ländern nicht ausreichend vorbereitet, um eine Pandemie in vollem Umfang zu bekämpfen. Die Unterwerfung der Gesundheitssysteme unter den Markt muss rückgängig gemacht werden. Die Gewerkschaften müssen für den Schutz der Arbeiter*innen kämpfen, das Recht auf Arbeit von zu Hause aus, gegen Entlassungen und gegen den Zwang zu unbezahltem Urlaub. Wir wenden uns dagegen, dass die Arbeiter*innen und die Armen die Last tragen, während die Kapitalist*innen und die parasitären Aktienbesitzer*innen geschützt werden.

 

Andere über uns: Radio Orange

Für die Initiative Workers for Future sprach SLP-Mitglied Nora Brandes über das türkis-grüne Klimaprogramm. Sie erklärte, warum es keine Antworten auf die Klimakrise, dafür eine Menge Geschenke für Banken und Konzerne beinhaltet. Wir brauchen keinen grün gefärbten Neoliberalismus, sondern einen Bruch mit diesem System und eine demokratisch geplante Wirtschaft!

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Gesunde Ernährung – eine soziale Frage

In welchem Maß man sich gesunde Ernährung „leisten“ kann, hat mit der sozialen Lebenssituation zu tun.
Nora

Die Sozialversicherung für Selbstständige (SVA), bei der auch Freiberufler*innen und sogenannte „neue Selbstständige“ versichert sind, möchte die Versicherten zum gesunden Leben „erziehen“. Diese werden zur regelmäßigen Evaluierung der Parameter Blutdruck, Gewicht, Bewegung sowie Tabak- und Alkoholkonsum angehalten. Bei „guter Führung“ winken niedrigere Selbstbehalte.

Ob der Vitamindrink oder das fettreduzierte Joghurt – wir sind umgeben von Produkten, die an unser Gesundheitsbewusstsein appellieren. Gleichzeitig sollen wir von ungesundem Verhalten abgehalten werden – so etwa durch abschreckende Aufdrucke auf Zigarettenschachteln. Wir sollen so zu gesünderen Mitgliedern der Gesellschaft werden. Gesund bedeutet weniger Krankenstände und besser gerüstet für die Zumutungen des Arbeitslebens, daher verwertbar für das Kapital. Gesund bedeutet aber auch – insbesondere für Frauen – eine Figur, die den gängigen Schönheitsidealen entspricht.

Linke Gesundheitspolitik muss sich gegen die neoliberale Propaganda der Selbstoptimierung und die autoritären Maßnahmen der SVA stellen. Für sie steht das tatsächliche Wohlbefinden der Menschen im Zentrum – nicht ihre Verwertbarkeit. Essen darf auch schlicht und einfach Genuss sein.

Zudem lenkt der Fokus auf die individuelle Verantwortung für die eigene Gesundheit von den eigentlichen Ursachen der Probleme ab. Welche Einkaufsmöglichkeiten in Wohnortnähe vorhanden sind, welche Ernährungsangebote es am Arbeitsplatz gibt oder wie viel Zeit neben dem Alltagsstress für die Zubereitung von Nahrung bleibt, wird damit nämlich nicht hinterfragt. Auch der Umstand, dass die Besorgung und Zubereitung von Nahrung – und somit auch die Zusatzverantwortung für gesunde Ernährung – zum Großteil an Frauen hängen bleibt, wird nicht angesprochen.

In welchem Maß man sich gesunde Ernährung „leisten“ kann, hat mit der sozialen Situation zu tun. Die Alleinerzieherin, die zwischen Kindergarten und Job hin und her hetzt und sich Sorgen um die nächste Mieterhöhung macht, hat wenige Freiräume, um sich mit gesunder Ernährung zu befassen. Im Gegenteil befördern Stress und Zeitmangel eher den Griff zu Fertigprodukten und zuckerhaltigen Limonaden, die rasch Energie liefern.

Ernsthafte gesundheitspolitische Maßnahmen sind eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Gehalt sowie die Einrichtung von Kantinen mit leistbaren gesunden Menüs in Schulen, Betrieben und Nachbarschaften. Ernsthafte Gesundheitspolitik bedeutet aber auch, Konzerne wie Nestlé oder McDonalds, die mit ungesunden Produkten viel Profit machen unter Kontrolle und Verwaltung von Gewerkschaften und Beschäftigten zu stellen, um die Produktlinie zu verändern. Dasselbe gilt für Agrarkonzerne, die aktuell u.a. von der EU mit unseren Steuergeldern subventioniert werden. Ebendiese sind nämlich durch den massenhaften Pestizid-Einsatz und ihre klimaschädliche Wirtschaftsweise eine Bedrohung für unsere Gesundheit.

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Alles ist politisch!

Fankongress

Überteuerte Eintrittspreise, Polizeischikanen, Kommerzialisierung – die Problemliste, mit der sich österreichische Fußballfans herumschlagen müssen ist lang. Der Unmut unter den Fans wächst. Die Österreichische Fußball Bundesliga und der Österreichische Fußballbund versuchten, dem in der Vergangenheit mit Alibiveranstaltungen entgegenzuwirken. Man traf sich einmal im Jahr zu Gesprächen mit den Fans, um anschließend doch wieder mit Großsponsoren und Polizei zu packeln.

Heuer läuft es anders. Am 11. Jänner boykottierten organisierte Fangruppen von 15 österreichischen Vereinen das Gespräch mit dem ÖFB und führten stattdessen ihren eigenen Fankongress durch. Es war das erste Mal, dass eine derartige Veranstaltung stattfand. Ein Schritt für den Aufbau einer kämpferischen Fanbewegung gegen Kommerz und Polizeigewalt ist damit gemacht.

 

Wirtschaft in Bildung

Die Regierung steht für die Anbindung von Bildung an die Interessen der Wirtschaft. Schon die Kleinen sollen „Wirtschaftsbildung und Financial Literacy“ bekommen. Es folgt „Entrepreneurship Education: Erarbeitung eines Konzepts, um unternehmerisches Denken im Bildungssystem zu verankern“ und natürlich sollen Firmen mehr mitreden, was gelehrt wird – inklusive steuerlicher Absetzbarkeit ihrer beeinflussenden Investments. Auf der anderen Seite versucht man, kritisches Denken raus zu halten: „Weltanschauungen, die in Widerspruch zu unseren demokratischen Werten und unserer liberalen Grundordnung stehen, dürfen in Schulen nicht verbreitet werden. Präventive Maßnahmen im Bildungsbereich, die das Abdriften von Kindern und Jugendlichen in radikale Milieus möglichst früh verhindern, sind auszubauen.“ Kann gegen sozialistische Ideen auch angewendet werden!

 

12. Februar

Am 12. Februar 1934 erhoben sich österreichische Arbeiter*innen gegen den Faschismus. Sie kämpften mit allem, was sie zur Verfügung hatten, ohne Unterstützung durch „ihre“ sozialdemokratische Parteiführung und gegen das Bundesheer. Die Lehren aus dem Februaraufstand sind auch heute wichtig in der Frage, wie wir gegen Rechts kämpfen können. Mehr dazu in der SLP-Broschüre zu Austrofaschismus, Austromarxismus und einer Analyse von Trotzki zur Sozialdemokratie: Zu bestellen unter www.slp.at

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Willkommen auf internationalsocialist.net

Neue Website der International Socialist Alternative [Internationale Sozialistische Alternative] (ISA – bisher: CWI)

Willkommen auf http://internationalsocialist.net, der neuen Website der International Socialist Alternative (früher: Komitee für eine Arbeiter*inneninternationale). Hier wirst Du regelmäßig umfangreiche sozialistische Analysen, Nachrichten und Perspektiven zu Weltereignissen nachlesen können. Außerdem wirst Du die Möglichkeit haben, die Organisationen der ISA auf der ganzen Welt in Aktion zu sehen.

Mit dieser neuen Website geben wir auch unseren neuen Namen "International Socialist Alternative (Internationale Sozialistische Alternative - ISA)" bekannt, der auf unserem 12. Weltkongress (27. Januar - 1. Februar 2020) beschlossen wurde.

International betrachtet war 2019 ein Jahr der Umbrüche und Proteste. Millionen Menschen nahmen an politischen Kämpfen teil, um die Welt zu verändern. Sie alle suchen nach einer Alternative zu den zunehmenden Katastrophen, die der globale Kapitalismus über sie gebracht hat. Wir sind uns sicher, dass die Alternative zu diesen Katastrophen nur der Sozialismus sein kann.
Millionen von jungen Menschen demonstrieren weltweit regelmäßig für Klimagerechtigkeit. In Frankreich gab es den längsten Transportarbeiter*innen-Streik seit dem Revolutionsjahr 1968, um Kürzungen der Renten zu verhindern. In ganz Lateinamerika zwangen Generalstreiks und Massenmobilisierungen die Regierungen zum Rückzug von geplanten Kürzungen und Sparmaßnahmen. Der mutige Kampf der Jugend und der Arbeiter*innen Hongkongs erschüttert die Diktatur von Xi Jinping in China. In Nordafrika und im Nahen Osten brachten Arbeiter*innen innerhalb weniger Monate Diktaturen zu Fall. Frauen kämpfen weiterhin gegen Geschlechterunterdrückung und Gewalt, spielen aber auch in breiteren Bewegungen eine wichtige Rolle.

Die Massenaufstände wurden in Bolivien, Iran, Hongkong, Chile und anderswo mit brutaler Repression beantwortet, weil die Diktaturen, die herrschenden Klassen und die Eliten alles tun, um den Status Quo zu bewahren und das kapitalistische System zu verteidigen. Die jüngsten Aufstände zeichnen sich aber durch eine Entschlossenheit und Beharrlichkeit aus, die auch im Angesicht dieser Brutalität nicht zu brechen scheint.
Im Jahr 2019 verließ eine Minderheit das Komitee für eine Arbeiter*inneninternationale inmitten einer intensiven Debatte. Politisch kann das als eine konservative Tendenz bezeichnet werden, die schon eine Zeit lang die "neuen" Massenkämpfe und die Bedeutung entscheidender Themen, wie den Kampf für Klima- und Umweltfragen, Frauen- und feministische Bewegungen sowie Antirassismus, ignoriert hatte. Während sie behaupteten, für eine Fokussierung auf die Kämpfe der Arbeiter*innen und Gewerkschaften zu stehen, verloren sie in Wirklichkeit zunehmend den Kontakt zu eben diesen Bewegungen, während die Mehrheit der Sektionen des CWI erfolgreich in die oben genannten Kämpfe intervenieren konnte – natürlich mit einem klar sozialistischen und internationalistischen Programm. Nur ein Beispiel: Bei den weltweiten Klimastreiks vom 20. bis 27. September erreichte unsere koordinierte Kampagne in 25 Ländern zehntausende von Jugendlichen und Arbeiter*innen.

Durch einen Beschluss auf dem internationalen Weltkongress haben wir, die Mehrheit des ehemaligen CWI, unseren Namen in International Socialist Alternative geändert.
Die ISA versteht sich als eine revolutionäre marxistische Internationale. Wir wollen gemeinsam mit Sektionen in über 30 Ländern die bevorstehenden politischen Kämpfe organisieren und uns mit einem sozialistischen Programm auf die kommenden Krisen, die der Kapitalismus bringen wird, vorbereiten. Bereits 2019 haben wir historische Erfolge erzielt.

Rückenwind für Sozialismus

In Seattle nahm die Socialist Alternative den Kampf mit Jeff Bazos, dem reichsten Mann der Welt, auf – und gewann! Unser Stadtratsmitglied, Kshama Sawant, spielte dabei eine entscheidende Rolle. Sie konnte einen Mindestlohn von 15 Dollar pro Stunde in der ersten großen Stadt Nordamerikas durchsetzen. Der Kampf um 15 Dollar hat sich nun über den ganzen Kontinent verbreitet. Bei den Stadtratswahlen im November 2019 gaben die Konzerne 4,5 Millionen Dollar aus, um Sawant zu besiegen – und doch waren sie es, die besiegt wurden. Eine umfangreiche Kampagne an der Basis, bei der mit den Menschen auf der Straße und an den Wohnungstüren gesprochen wurde, war ebenfalls erfolgreich. Die Wahl konnte durch Sawants engen Kontakt zu Arbeiter*innen und der Unterstützung von Mieter*innenbewegungen gewonnen werden.

Sawants Sieg ist Teil der wachsenden Welle der Unterstützung für sozialistische Ideen in den USA. Laut Umfragen haben mittlerweile eine Vielzahl junger Menschen eine positivere Einstellung zum Sozialismus als zum Kapitalismus. In Großbritannien wurde mit überwältigender Mehrheit für Corbyn und seine Anti-Austeritätspolitik gestimmt. Die wachsende Unterstützung für Sanders mit seiner Aussage "Es sollte keine Milliardär*innen geben" ruft Angst in den Herzen der Reichen hervor.
Die Arbeiter*innenklasse hat immer wieder dafür gekämpft, die Welt zu verändern. Sie hat viele Reformen gewonnen, aber die Kapitalist*innenklasse beherrscht immer noch den Planeten. Es hat viele revolutionäre Kämpfe gegeben, aber alle bis auf einen - die Russische Revolution - wurden besiegt oder führten nur zu Teilsiegen. Was gefehlt hat war eine revolutionäre Partei, ähnlich wie die Bolschewiki in Russland, die in ihrem Ansatz, ihrer Politik und ihrer Organisationsform internationalistisch sein muss.

Die Russische Revolution von 1917 war ein Hoffnungsschimmer in der ganzen Welt und brachte gleiche Rechte für Frauen, LGBTQ+-Personen und unterdrückte Nationalitäten mit sich. Sie gewann volle demokratische Rechte, Arbeiter*innenkontrolle, eine kürzere Arbeitswoche, ein öffentliches Gesundheitswesen, menschenwürdiges Wohnen und Bildung für alle. Durch die Niederlagen der Revolutionen in Europa, die zur stalinistischen Diktatur führten, wurde die Revolution und damit die Sowjetunion aber auf tragische Weise isoliert.
Unser Ziel ist es, eine neue weltweite revolutionäre Kraft aufzubauen, um die Arbeiter*innenklasse dabei zu unterstützen, den Kapitalismus zu stürzen. Eine Revolution in der heutigen Welt, mit moderner Technologie und Kommunikation und einer gebildeten Arbeiter*innenklasse, kann Entwicklungen wie denen im Stalinismus verhindern und aus den Lehren der Vergangenheit lernen. Eine international geplante Wirtschaft unter voller demokratischer Arbeiter*innenkontrolle kann den Weg für volle Menschenrechte und Gleichheit ebnen, indem sie die Bedürfnisse aller erfüllt und gleichzeitig für den Planeten sorgt.

Neue Ära, neuer Name

Eine Minderheit ehemaliger Mitglieder, die vor kurzem unsere Reihen verlassen haben, beanspruchen unrechtmäßig den Namen ''Comitee for a Worker's International'' für sich allein.
Es muss betont werden, dass die Organisation, die früher als ''CWI'' bekannt war, ihren Namen auf dem Weltkongress, welcher gemäß der Statuten unserer Organisation organisiert worden ist, in ''International Socialist Alternative'' geändert hat.

Weltweit haben wir uns in vielen Kämpfen für höhere Löhne, gegen Rassismus, für die Verteidigung der demokratischen Rechte und für den Widerstand gegen Kürzungen engagiert. Wir sind stolz auf unsere historische Bilanz von Kämpfen - den Sieg über Thatcher in Großbritannien im Kampf gegen die Kopfsteuer, den 40.000 Menschen starken antirassistischen Marsch, organisiert von Jugend gegen Rassismus in Europa (JRE) in Belgien 1992, und unsere entscheidende Rolle beim Sieg für ein Recht auf Abtreibung in Irland 2018.
Wir sind sowohl eine neue, als auch eine durch diese Kämpfe und Debatten gereifte Organisation.

Wir setzen uns mit dem Vergangenen auseinander, ohne dabei zu vergessen, nach vorne zu schauen, um die Zukunft neu zu gestalten.
Unser neuer Name spiegelt unsere Entschlossenheit wider, unter jungen Menschen, Frauen und Arbeiter*innen eine mutige Kampagne für eine sozialistische Zukunft zu führen, die eine Welt garantieren kann, in der sich alle Menschen frei entfalten können.

Hier gehts zur neuen Website: http://internationalsocialist.net

Hier gehts zum Video: https://youtu.be/7N3A7WPqZug

In China essen sie Hunde …?

Eine Auseinandersetzung mit rassistischen Vorurteilen in Bezug auf das Coronavirus
Viktor, ISA-Deutschland

Seit Bekanntwerden des Ausbruchs des Coronavirus in Wuhan wird über die Ursache und die Gefährlichkeit des neuen Stamms spekuliert, was angesichts der chinesischen Informationspolitik nicht unverständlich ist. Aktuell erleben wir Versuche, die vorherrschende Angst zur teils rassistischen Stimmungsmache gegen Chines*innen oder China zu nutzen. Das hat Folgen. In einem Kölner Asia-Supermarkt legte ein Kundin ihrer Tochter ein Halstuch um das Gesicht, als sie an der Kasse standen und zog diese schnell vom Kassierer weg. Laut dem Kölner „Express“ fragte die Tochter daraufhin, ob alle Chines*innen krank seien.

Insbesondere in Onlineforen werden der in China verbreitete Verzehr von im westlichen Kulturkreis unüblichen Tierarten erwähnt und den Chines*innen Unverständnis bezüglich Hygiene zugeschrieben. Die rechtsgerichtete dänische Tageszeitung Jyllands-Posten zeigte eine „Karikatur“ der chinesischen Flagge, in der die Sterne durch Piktogramme eines Virus ersetzt wurden. Auch der „seriöse“ SPIEGELzeigte einen Mann im Seuchenschutzanzug und dem – gelben – Schriftzug „Made in China“.

Übertragungsmöglichkeiten

Bezüglich der für Europäer*innen ungewohnten Tierarten wird oft die Fledermaussuppe erwähnt. Tatsächlich kann die durch einen sehr verwandten Coronavirusstamm ausgelöste SARS-Epidemie nach heutigen Erkenntnissen auf Fledermäuse zurückverfolgt werden. Für das aktuelle Virus ist eine mögliche Theorie die Übertragung von Fledermäusen auf Schlangen als Zwischenwirt und später zum Menschen. Gegen einen Zusammenhang mit der Fledermaussuppe spricht jedoch, dass ihr Verzehr in China eher selten ist, im Unterschied zu Indonesien und Malaysia. Zum anderen erscheint die Infektion durch Verzehr von gekochtem Fleisch bei einem nicht besonders hitzestabilen Virus als eher unwahrscheinlich. Das dazu gern verbreitete Video entstand nach Recherchen von mimikama weder in China noch im zeitlichen Zusammenhang zur jetzigen Epidemie. Schlangenfleisch gehört in China dagegen schon eher zur Speisekarte, aber z.B. auch in den USA – und selbst in deutschen Feinkostläden ist Schlangenfleisch erhältlich. Auch in China wird es meistens nicht roh gegessen, da Schlangen häufig Salmonellen in sich tragen. Nur eine kleine Minderheit der Chines*innen isst überhaupt rohes Fleisch – was in Deutschland nebenbei gesagt in Form von Hackepeter durchaus beliebt ist.

Eine Möglichkeit der Übertragung ist der Verzehr von kontaminiertem Fleisch, eine andere Kontakt oder Nähe zu infizierten Tieren. Das funktioniert wie bei der Übertragung von Mensch zu Mensch über eine Tröpfchen-, Kontakt- oder Schmierinfektion – anders gesagt genauso, wie wir es von Erkältungskrankheiten kennen. Tatsächlich sind einige Stämme des Coronavirus häufige Erreger banaler Erkältungen. Die Ernährungsgewohnheiten in China weichen nicht entscheidend von denen anderer Länder ab. Es ist zudem nicht wahrscheinlich, dass die Übertragung auf den Menschen über die Ernährung läuft. Angesichts der Rückverfolgung der ersten bekannten Infektionen auf einen Fisch- und Meeresfrüchtemarkt erscheint eine Übertragung durch ein dort angebotenes Tier als die wahrscheinlichste Option. Eine eindeutige Rückverfolgung wird aber wahrscheinlich – wie auch bei SARS und MERS – nicht möglich sein.

Nutztiere und Infektionen

Die Doppelzüngigkeit der antichinesischen Kommentare wird deutlich, wenn wir uns die hierzulande vorherrschende Nutztierhaltung und ihr Verhältnis zu infektiösen Erkrankungen anschauen. Wir stoßen dabei allerdings nicht auf einen neuartigen Virenstamm, der in Bezug auf seine Gefährlichkeit medial aufgebauscht wird, sondern auf wohlbekannte multiresistente Bakterien. Diese sind im EU-Raum für zwischen 600.000 und 700.000 Infektionen jährlich verantwortlich und führen in rund 33.000 Fällen zum Tod. Ein Zusammenhang zur Nutztierhaltung ist hier in vielen tausend Fällen anzunehmen. Die Übertragung eines Erregers von Tieren auf den Menschen als chinesisches – oder afrikanisches – Phänomen darzustellen, wie es in einigen Kommentaren immer wieder durchscheint, ist faktisch falsch. Auch die Übertragung neuartiger Erkrankungen von Mensch auf Tier ist im europäischen Raum kein gänzlich fremdes Phänomen. Die Verfütterung von Kadavern in der Massentierhaltung führte 1992 zur BSE-Krise in Großbritannien mit über 36.000 infizierten und in den Folgejahren 230 Toten europaweit.

Das chinesische Neujahr

Die traditionellen Familienbesuche und damit verbundenen Reisen zum chinesischen Neujahr am 25. Januar wurden ebenfalls in Medien und Foren thematisiert. Rassistisch aufgeladen wurde dies durch Memes, in denen suggeriert wurde, Chines*innen würden sich durch Erkrankungssymptome im Gegensatz zu anderen Ethnien nicht von Reiseplänen abbringen lassen. Doch der neuartige Coronavirus beginnt bei den meisten in Form einer Erkältung. Es wird weltweit schwierig sein, Menschen zu finden, die nicht schon einmal trotz Erkältungssymptomen zur Arbeit, auf Reisen oder zum Einkaufen gegangen sind.

Festzuhalten ist, dass in China über 20 Städte mit insgesamt etwa 60 Millionen Einwohner*innen unter Quarantäne gestellt wurden. Die Straßen in diesen Städten sind den Fotos nach zur Urteilen weitestgehend leer. Es ist stellenweise schwierig, noch einen Mundschutz zu bekommen. Menschen sind teilweise gezwungen, ihren Mundschutz mehrfach zu verwenden. Dieses reale Bild hat wenig mit dem von rechten Propagist*innen gezeichneten zu tun.

Versagen der Behörden

In den Medien findet sich eine reale Ursache für die (Größe der) Epidemie nicht wieder: Das zeitweilige Versagen der Behörden. Berichten unserer Genoss*innen von Socialist Action in Hongkong zur Folge gab es eine Nachrichtensperre seitens der Regierung. Die Situation vor Ort wurde verharmlost. Aufgrund der Erfahrungen mit SARS 2003 wären spätestens zum Zeitpunkt der Isolation und genetischen Analyse des neuartigen Coronavirus, die bereits am 7. Januar erfolgte, weitergehende Isolationsmassnahmen seitens der lokalen Verwaltungen angebracht gewesen.

Dies wäre laut dem Virologen Guang Yi von der Uni Hongkong auch die „goldene Periode“ gewesen, in der eine tausendfache Ausbreitung hätte verhindert werden können. Stattdessen setzten die lokalen Verwaltungen darauf, die Epidemie runterzuspielen und keine Maßnahmen zu ergreifen. Erst als das Ausmaß der Epidemie nicht mehr verborgen werden konnte, wurden Maßnahmen seitens der Zentralregierung ergriffen. Dies geschah erst Ende Januar – so die Quarantäne von Wuhan am 23. Januar und der Beginn einer Errichtung von Isolationskrankenhäusern im Schnellverfahren ungefähr zur selben Zeit. Dabei hängt die Untätigkeit und Informationspolitik mit der Instabilität des Regimes zusammen. Die andauernden Proteste in Hongkong führen zu einer Paralyse der lokalen Institutionen in China, da diese bei jedem Schritt Angst haben, vor Ort Proteste zu entfachen und/oder schlechte Nachrichten in Peking zu verkünden. In Hongkong selbst herrscht die paradoxe Situation, dass die Regierung trotz bestätigter Fälle nicht zu einem Mundschutz rät. Das Tragen eines Mundschutzes in der Öffentlichkeit wurde als Teil der Repressionen gegen die Protestbewegung verboten.

Fakten über das Wuhan Coronavirus

Das Wuhan Coronavirus wurde erstmals am 7. Januar als eigenständiger Stamm identifiziert, wobei die ersten Erkrankungsfälle mindestens einen Monat früher zurückliegen. Am Stichtag 29. Januar liegen nach offiziellen Angaben rund 7700 bestätigte Infektionen und 170 Todesfälle vor, wobei über 98% davon in China konzentriert sind. Die wahre Zahl der Infizierten dürfte nach epidemiologischen Berechnungen eher bei rund 24.000 bis 40.000 liegen. Die Differenz lässt sich zum einen darüber erklären, dass die Erkrankung in vielen Fällen ohne schwere Symptome verlaufen könnte und Menschen entsprechend keine medizinische Hilfe suchen, zum anderen ist aber natürlich auch ein Verschweigen durch durch chinesische Behörden denkbar.

Die Erstinfektion erfolgte nach gegenwärtigen Erkenntnissen wahrscheinlich auf einem südchinesischen Markt für Fisch und Meeresfrüchte. Als Zwischenwirt für die Übertragung sind aktuell Schlangen in der Diskussion. Eine genaue Abschätzung der Gefährlichkeit des neuen Coronavirus ist faktisch nicht möglich. Anhand der bisherigen offiziellen Statistik kann eine Sterblichkeit von 2-3% berechnet werden – zum einen können aber bereits in der Statistik erfasste Patient*innen im Verlauf der Erkrankung versterben, zum anderen können weitaus mehr Menschen erkrankt sein, die nicht erfasst sind und nur milde Symptome verspüren. Bei einer Epidemie des genetisch sehr ähnlichen SARS Erregers in den Jahren 2002/2003 betrug die Sterblichkeit rund 10% – gleichzeitig muss aber auch gesagt werden, dass andere Coronavirenstämme Erreger banaler Erkältungskrankheiten sind.

Exkurs: Bezifferung der Infektionen in Zusammenhang mit Nutztierhaltung

Nach einer im Lancet veröffentlichten Studie gab es alleine im Jahr 2015 in der EU rund 670.000 Infektionen mit multiresistenten Keimen, die in rund 33.000 Fällen zum Tod führten. Die Gründe für die Entstehung von Antibiotikaresistenzen sind vielfältig, und sicherlich steht die Entstehung und Verbreitung der meisten multiresistenten Keime nicht mit der Tiernutzung in Verbindung. Ursachen dürften überwiegend Fehler im Einnahme- und Verschreibungsverhalten sowie mangelhafte Hygiene in Krankenhäusern und Arztpraxen sein. Doch gleichzeitig lässt sich ein Zusammenhang mit der Tiernutzung nicht wegdiskutieren. Greenpeace berichtet unter Verweis auf das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit von über mehr als 700 Tonnen jährlich verschriebenen Antibiotika in der Tiermedizin. Die Zahl ist zwar in den letzten Jahren deutlich gesunken, bewegt sich aber immer noch gleichauf mit der in der Humanmedizin verschriebenen Menge.

Eine genaue Bezifferung der mit Tiernutzung in Zusammenhang stehenden Infektionen ist aufgrund der fehlenden Rückverfolgbarkeit jeder einzelnen Infektion faktisch nicht möglich, zur Abschätzung der Mindestzahl lässt sich aber ein bestimmter Stamm von MRSA nutzen (LA-MRSA CC398), der vor allem Menschen mit beruflichen Kontakt zu Tieren infiziert und sich für etwa 2-5% der MRSA Besiedlungen verantwortlich zeigt.

Alle MRSA-Stämme zeigen sich in der weiter oben angeführten, im Lancet veröffentlichten Studie – für rund 150.000 Infektionen im EU Raum verantwortlich. Das würde hochgerechnet rund 3.000 bis 7.500 Infektionen mit dem oben angeführten LA-MRSA CC398 Stamm bedeuten (methodisch wurde hier der Anteil an Infektionen als gleich dem Anteil an Besiedlungen angenommen). Dies ist, wie angeführt, eher eine Mindestzahl. Es gibt zum einen darüber hinaus sehr viele weitere Stämme, die aus der Nutztierhaltung auf den Menschen überspringen und zum anderen kann auch angenommen werden, dass in einigen Fällen eine unfreiwillige Antibiotikaeinnahme über belastetes Fleisch passiert, die wiederum eine Resistenzentwicklung direkt am Menschen fördert.

https://www.sozialismus.info/

5 Gründe warum wir eine antikapitalistische Klimabewegung brauchen

Christine Franz
  1. Im Kapitalismus wird z.B. der öffentliche Verkehr privatisiert und es werden weniger profitable Strecken eingespart. Tickets werden immer teurer. Die Autoindustrie, die ein treibender Motor im Kapitalismus ist, steckt in einer Krise, möchte aber mehr Autos auf die Straße bringen. Der öffentliche Verkehr muss gefördert, ausgebaut und gratis werden. 
  2.  „Ökofreundliche“ Unternehmen, die oft gar nicht so grün sind, sind zu einem Megageschäft geworden: Der europäische Energiekonzern RWE etwa wirbt mit Bildern von Windenergie. Sein Energiemix besteht jedoch zu 86% aus Kernenergie und Kohle. Außerdem können es sich viele Menschen nicht leisten, auf Bioprodukte umzusteigen. Wir fordern den Ausstieg aus fossiler Energie.
  3. Das Konkurrenzsystem ist ein Hindernis für die Entwicklung neuer Technologien: Geforscht wird dort, wo es profitversprechend ist. Forschungsergebnisse werden nicht ausgetauscht, sondern durch Patente blockiert. Dabei gibt es bereits technische Lösungen, um den Klimawandel aufzuhalten.
  4. Es wird nicht staatlich geplant und dem Bedarf des Menschen entsprechend produziert, sondern Bedürfnisse werden durch zum Beispiel Werbung künstlich erzeugt: Produkte werden absichtlich so produziert, dass sie nur für eine kurze Zeit funktionieren, damit die Konsument ⃰ innen Neues kaufen müssen. Waschmaschinen könnten 25 Jahre halten.
  5. Im Kapitalismus geht es nur um Profite: Darum agieren Großkonzernen auch gegen die Bedürfnisse von Mensch und Umwelt. Die etablierten Parteien sind eng mit den Großkonzernen verknüpft, auf sie ist also kein Verlass.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Internationaler Sozialismus ist unsere einzige Chance

Esther, 21, Studentin aus Wien

Vermutlich kennt jedeR von uns diese Mischung aus innerem Widerwillen und Machtlosigkeit, die einen beim Lesen aktueller Zeitungsmeldungen überkommt. Manchmal ist dieses Gefühl so unerträglich, dass man lieber die Augen verschließt, als weiter darüber nachzudenken. Diesen Sommer habe ich mich endlich selbst überwunden und meine Augen wieder geöffnet.

Schließlich habe ich in der SLP meine Möglichkeit gefunden, nicht nur gegen die momentanen Missstände aufzustehen, sondern sie zu analysieren, die Gründe und Ursachen zu verstehen, und herauszufinden was ich tun kann, um sie aktiv zu ändern. Insbesondere die Realisierung, dass die momentanen Krisen, die ausnahmslos durch den Kapitalismus angeheizt bzw. verursacht werden - egal ob Klimakrise oder Nahostkonflikt - nicht an Landesgrenzen halt machen, hat mich davon überzeugt, dass internationaler Sozialismus die einzige Chance ist, wenn wir eine lebenswerte Zukunft für alle wollen.

Der innere Widerwille beim Nachrichtenlesen ist seitdem nicht weg, aber er wird nicht mehr vom quälenden Gefühl der Machtlosigkeit begleitet.

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Erscheint in Zeitungsausgabe: 

Architektur und Gesellschaftsstrukturen

Margarete Schütte-Lihotzky, Architektin und Widerstandskämpferin starb vor 20 Jahren, am 18. Jänner 2000.
Helga Schröder

Sie schuf die Frankfurter Küche, die deshalb so heißt, weil Schütte-Lihotzky diese berühmt gewordene Küche im Zuge ihrer Arbeit für das Hochbauamt von Frankfurt/Main entwarf. Ihre architektonische Arbeit umfasst jedoch viel mehr: Entwürfe für Einfamilien-Reihenhäuser, Kleingarten- und Siedlungsanlagen, zahllose Vorträge und Aufsätze, Wohnungstypen für berufstätige alleinstehende Frauen, Entwürfe für Kindereinrichtungen usw. Nicht zu trennen davon ist ihr politisches Engagement: Sie ging 1930 in die Sowjetunion und arbeitete dort als Leiterin der Abteilung für Kinderanstalten. Später kam sie nach Istanbul, wo sie sich dem kommunistischen Widerstand anschloss und mithalf, die Auslandsgruppe der Kommunistischen Partei Österreichs in der Türkei aufzubauen, der sie 1939 beitrat. Zwecks Verbindung der Widerstandsgruppen kam sie 1940 nach Wien, wo sie von den Nazis verhaftet und bis Kriegsende inhaftiert wurde.

Schütte-Lihotzky beschäftigte sich intensiv mit der Rationalisierung der Hauswirtschaft. Die Frankfurter Küche, als Vorläuferin der Einbauküche, stellte eine große Veränderung für das Haushaltsleben dar: Sie war für wenig Platz geeignet und darauf ausgerichtet, die Arbeit zu erleichtern und die Wege zu verkürzen. Daraus resultiert aber eben auch die Kritik aus feministischer Sicht: Die kleine, nur einer Person Platz bietende Küche erleichtert zwar die Arbeit der Hausfrau, doch sie ändert nichts daran, dass diese sie alleine machen muss. Im Gegenteil, sie verfestigt eher die Rolle ebendieser Hausfrau und der ihr zugeschriebenen Arbeit. Das sozialdemokratische „rote Wien“ zeigte denselben Zugang in der Architektur: Die sozialdemokratischen Gemeindebauten bedeuteten zweifellos eine große Steigerung des Lebensstandards für Arbeiter*innenfamilien. Doch statt die Befreiung der Frau von der reproduktiven Arbeit zu befördern, verfestigte die Rationalisierung der einzelnen Küche die Rolle und Isolierung der Frau. Aus heutiger Sicht wäre aufgrund zunehmend prekärer Wohnverhältnisse und der damit zusammenhängenden Mobilität auch die Leistbarkeit in Zweifel zu ziehen: Eine Einbauküche lässt sich nur durch teure Fachkräfte einbauen und montieren, lässt sich kaum mitnehmen und passt nur sehr individuell in eine Wohnung.

Architektur ist wie alles von den herrschenden Gesellschaftsstrukturen geprägt und daher Klassenfrage: Wem gehört Grund und Boden, wem gehören die Produktionsmittel, wer kann also bauen - und für wen? Umgekehrt kann Architektur auch Gesellschaftsstrukturen beeinflussen. Sozialistische Architektur bedeutet, die Vergesellschaftung der Hausarbeit etwa durch Gemeinschaftsküchen und flächendeckende, hochwertige und günstige Kantinen zu fördern, was jedoch auch im roten Wien nicht durchgesetzt wurde. In der jungen Sowjetunion gab es solche Projekte, doch Bürger*innenkrieg und Stalinismus bereiteten ihnen ein frühes Ende. Der Kampf um die Vergesellschaftung der Hausarbeit ist auch heute noch ein zentraler Bestandteil des Kampfes für Frauenbefreiung.

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Alles ist politisch!

Fußballfibel WSC

Die Fußballfibeln sind eine Buchreihe des kleinen Berliner Culturcon-Verlags, in der Fußballfans über „ihre“ Vereine erzählen. Dabei handelt es sich um Geschichte von unten. Auch über den Wiener Sport-Club ist bereits im Mai ein Buch erschienen, geschrieben vom SLPler Christian Bunke. Es ist nicht nur für Fans des Dornbacher Bezirksvereins interessant.

Denn in diesem Buch geht es um Themen, die auf gewisse Weise fast jeden österreichischen Fußballverein betreffen: Es geht um die Machenschaften reicher Glücksritter, die mit ihrer Gier die Vereine in den Abgrund reißen. Und es geht darum, wie Fußballfans sich organisieren und versuchen, ihren Club zu retten und für sich zurückzuholen. Die Fußballfibel über den WSC zeigt, dass einfache, ganz normale Menschen Geschichte schreiben können und man sich nichts gefallen lassen muss.

 

Politischer Protest auf TikTok?

TikTok ist mittlerweile zu einer der wichtigsten Social Media Plattformen unter Jugendlichen geworden. Dominiert von kurzen Videos mit Schminktipps oder Lip-Sync-Videos bekannter Popsongs wirkt die App eigentlich nicht besonders für politische Inhalte geeignet. Doch im Zuge der massiven Politisierung von Jugendlichen auf der ganzen Welt wird auch TikTok entsprechend „umfunktioniert“. Vor allem junge Frauen beginnen damit, die Plattform auch politischen Aktivismus zu nutzen. In Videos wird unter anderem auf ungleiche Vermögensverteilung, verbale Gewalt an Frauen, Waffengewalt an Schulen oder die Klimakrise aufmerksam gemacht. Um vom chinesischen Eigentümer der App nicht gesperrt zu werden, tarnte eine Nutzerin ihre Kritik an der Repression gegenüber muslimischen Uiguren in China als Beauty-Video. Doch nicht nur brisante Informationen werden auf TikTok kreativ verbreitet, sondern auch Aufrufe zum Widerstand. Eine Nutzerin rief ihre Mitschüler*innen sogar zum Streik auf, um höhere Bezahlung für Lehrkräfte zu fordern. Mit Erfolg: Nachdem sich das Video verbreitete, verkündigte die Schule noch vor dem eigentlichen Streiktermin eine Gehaltserhöhung an.

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