Mit der EU sind richtigerweise viele unzufrieden. Der Fortschritt beim Impfen stockt, die Verteilung der Impfstoffe erfolgt ungleich je nach wirtschaftlicher Kraft der einzelnen Mitgliedstaaten. Beim Klimaschutz werden keine (ausreichenden) Maßnahmen getroffen, die Lüge vom “Friedensprojekt” hält längst nicht mehr. Lösungsstrategien werden vor allem entlang von “raus aus der EU” oder “EU demokratisieren” formuliert.
Vorwärts 296 - September/Oktober 2021
Artikel in dieser Ausgabe:
Entgegen der Propaganda vom „Friedensprojekt“ wurde in Wirklichkeit die EU aus wirtschaftlichen Motiven gegründet. Schon Lenin verfasste zu dieser Thematik 1915 einen Artikel im „Sozial-Demokrat“: „…Vom Standpunkt der ökonomischen Bedingungen des Imperialismus, d.h. des Kapitalexports und der Aufteilung der Welt durch die ’fortgeschrittenen’ und ’zivilisierten’ Kolonialmächte, sind die Vereinigten Staaten von Europa unter kapitalistischen Verhältnissen entweder unmöglich oder reaktionär...“
Im Mai dieses Jahres trafen sich die Spitzen der EU zum EU-Sozialgipfel im portugiesischen Porto. Während Treffen bezüglich der Wirtschaftspolitik in der EU häufig abgehalten werden, fand der letzte Sozialgipfel vor 4 Jahren statt. Damals, 2017, wollte man wohl angesichts diverser rechtsextrem-EU-kritischer Wahlerfolge ein Zeichen setzen, dass die EU soziale Probleme ernst nimmt. Damals wie auch 2021 kam wenig Konkretes dabei heraus: Man einigte sich auf 20 Prinzipien - ohne sich allerdings darum zu kümmern, dass bzw. wie diese erreicht werden können.
Die EU wurde vor über 70 Jahren mit mindestens so viel Gloria aus der Taufe gehoben, wie einst die Titanic, aber steuert zunehmend auf den Eisberg kapitalistischer Realität zu. Genauso wie das Schiff, das für diese Metapher herhalten muss, wohnen der EU Konstruktionsfehler und Widersprüche inne. Sie kann weder die Versprechen halten, noch stehen genug Rettungsboote zur Verfügung. Aber vor allem sind die Offiziere auf der Brücke so zerstritten, dass sie das Ruder immer wieder hin und her werfen. Opfer sind wie schon damals vor allem die Holzklassen.
In der 50. Folge des Video-Podcasts der ISA „World to win“ wurde SLP-Aktivist Sebastian Kugler eingeladen, über das Kommunistische Manifest und seine Bedeutung für soziale Bewegungen heute zu diskutieren. „World to win“ bringt jeden Sonntag sozialistische Analysen zu verschiedenen aktuellen und historischen Themen auf Youtube und Streaming-Plattformen. Jetzt abonnieren und keine Folge mehr verpassen!
Seit Jahren häufen sich die Berichte über katastrophale Arbeitsbedingungen von Erntehelfer*innen: 17-Stundenarbeitstage bei mörderischer Hitze und dafür Hungerlöhne von 3,50€/Stunde. Kollektivvertraglich stünden den Beschäftigten je nach Bundesland zwischen 6,21€ und 7,50€ zu – immer noch ein absoluter Skandal – doch die Landwirt*innen und ihre Lobby wissen das zu verhindern. Sie arbeiten mit „Vermittler*innen“ vor allem in Osteuropa zusammen, die ihnen die Billigstarbeitskräfte zum Ausbeuten zuschanzen – wenn es um die Profite geht, hat man offenbar kein Problem mit Schleppern!
UK: Sieg für Linke
Bei den Wahlen für den Vorsitz von Unite, der zweitgrößten Einzelgewerkschaft in Britannien, gewann die kämpferische linke Kandidatin Sharon Graham gegen den Bürokraten Gerard Croyne. Socialist Alternative (ISA England, Wales, Schottland) hatte für Graham kampagnisiert. Nun gibt es die Chance, die Gewerkschaft zu einem echten Kampfinstrument gegen die Tories und die rechte Labour-Führung zu machen.
socialistalternative.net
D: sozialistische Kandidatur
Der Kampf gegen sogenannte „Marktmieten“ in Schweden geht auf den Jänner 2019 zurück. Damals einigten sich liberale Oppositionsparteien mit den Grünen und der Sozialdemokratie auf ein Abkommen, sodass diese beiden Parteien eine aus der Opposition gestützte Regierungskoalition eingehen konnten. Fatalerweise stellte sich damals die Linkspartei Vänsterpartiet nicht gegen dieses Programm – mit dem Argument, es sei immer noch das kleinere Übel gegenüber einer neuen Rechtsregierung.
Nach dem ersten Erfolg der Corona-Bonus Proteste muss die Gewerkschaft ein paar Gänge hoch schalten!
Corona hat die Welle an Massenprotesten von 2019 nur kurz unterbrochen, sie sind nach einer kurzen Pause umso intensiver wieder gestartet: Von Black Lives Matter über die Massenaufstände in Belarus, Myanmar und Kolumbien bis zum erfolgreichen Widerstand gegen neoliberale Reformen in Schweden.