Bittere Erdbeeren / 5 Punkte für ein Achselzucken

Seit Jahren häufen sich die Berichte über katastrophale Arbeitsbedingungen von Erntehelfer*innen: 17-Stundenarbeitstage bei mörderischer Hitze und dafür Hungerlöhne von 3,50€/Stunde. Kollektivvertraglich stünden den Beschäftigten je nach Bundesland zwischen 6,21€ und 7,50€ zu – immer noch ein absoluter Skandal – doch die Landwirt*innen und ihre Lobby wissen das zu verhindern. Sie arbeiten mit „Vermittler*innen“ vor allem in Osteuropa zusammen, die ihnen die Billigstarbeitskräfte zum Ausbeuten zuschanzen – wenn es um die Profite geht, hat man offenbar kein Problem mit Schleppern! Ministerin Köstinger hatte im März noch einen Vorstoß zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Kontrolle ihrer Einhaltung auf EU-Ebene blockiert.

Es ist gut, wenn die Gewerkschaft PRO-GE nun schon seit Jahren im Rahmen ihrer Kampagne „Sezioneri“ auf die Felder geht und Beschäftigte über ihre Rechte aufklärt. Doch das ist viel zu wenig – das zeigt sich schon daran, dass Köstinger statt echter Verbesserungen „Informationskampagnen“ vorschlug. Es braucht mehr: Vor allem muss die Gewerkschaft den Arbeiter*innen die Möglichkeit geben, sich in ihren Reihen selbständig, kämpferisch und demokratisch zu organisieren, um echte Arbeitskämpfe auf die Beine zu stellen!

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Nichts vom „Sommerdialog“ des ÖGB mitbekommen? Liegt wohl daran, dass dazu nur ÖGB-Bonzen und „Expert*innen“ von AMS & Co eingeladen waren, aber keine Basismitglieder. Das Ergebnis ist die nächste lauwarme Wünsch-dir-was-Liste für einen „zukunftsorientierten Weg aus der Krise“. Wieder inszeniert sich die ÖGB-Führung als Ratgeber der Regierung – als ob dieser nur die richtigen Ideen fehlen würden! Einige der Vorschläge, wie höheres Arbeitslosengeld, wären tatsächlich Verbesserungen – doch diese werden wir nicht durch „talks“ und „papers“ erreichen, sondern nur durch die Organisation von gewerkschaftlichen Kämpfen. Und wenn es wirklich um einen „Weg aus der Krise“ geht, können wir dabei nicht stehen bleiben - denn die Krise betrifft das ganze kapitalistische System, mit dem sich die ÖGB-Führung jedoch schon lange arrangiert hat.

 

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