Vorwärts 286 - Juni 2020

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Artikel in dieser Ausgabe:

08.07.2020

Die meisten Künstler*innen verdienen aus ihrer künstlerischen Tätigkeit weniger als 10.000€ pro Jahr, während wenige „Stars“ ein vielfaches im Monat bekommen. Kleine Theater kämpfen ums Überleben. Subventionen wurden seit 10 Jahren nicht mehr an die Inflation angepasst, was bedeutet, dass weniger Stücke produziert werden können. Der Bund fühlt sich nicht zuständig, Theater zu erhalten, oft können diese nicht renoviert oder technisch überholt werden. Schon vor Corona hat sich in Wien der PAKT formiert, der aus 15 Klein,- und Mittelbühnen besteht.

08.07.2020

Die Corona-Krise zwang Christian Seifert, Chef der „Deutschen Fußball Liga“ (der Zusammenschlusses der deutschen Profivereine) zur Selbsterkenntnis. In einer Pressekonferenz meinte er: „Vielleicht kommen wir nun an einen Punkt, an dem wir uns eingestehen müssen, dass wir ein Produkt herstellen. Wenn es dieses Produkt nicht mehr gibt, gibt es uns nicht mehr.“ Konsequenterweise versuchte die Fußballindustrie im Frühling alles, um ihr Produkt wieder auf den Markt zu bekommen. Einnahmen aus Fernsehverträgen sind die Haupteinnahmequelle der meisten großen Clubs.

26.06.2020

Weil es keinerlei arbeitsrechtlichen Schutz, sondern lediglich die Corona-Guidelines und die Fürsorgepflicht gibt, werden immer mehr Beschäftigte zurück an ihre Arbeitsplätze gezwungen – oder mussten sowieso die letzten Wochen immer zur Arbeit gehen. Gerade jetzt ist es wichtig, gegen Angriffe und für Verbesserungen zu kämpfen (siehe https://www.slp.at/artikel/bosse-sind-keine-corona-hawara-10060) – doch wie, ohne Kolleg*innen zu gefährden?  Hier können internationale Beispiele (siehe unten) helfen.

26.06.2020

Österreichs Gewerkschaften haben ein massives Demokratiedefizit. Die Mitgliedschaft wird bei wichtigen Entscheidungen nicht um ihre Meinung gefragt. Stattdessen biedern sich die Funktionär*innen bei Regierung und Bossen an, üben den nationalen Schulterschluss. Das liegt in der DNA des ÖGB und seiner Einzelgewerkschaften. Seit Ende des zweiten Weltkriegs sieht man sich als Verhandlungs-, nicht als Kampforganisation.

09.06.2020
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Das Lob der  „Corona-Held*innen“ wurde bei der Regierung zur Begrüßungsformel bei Medienterminen. Bei vielen Beschäftigten kam das als blanke Verhöhnung an. Genau die, die da das Loblied gesungen haben, sind für die Einsparungen und extra Belastungen der letzten Jahre verantwortlich. Die Kürzungen bei der AUVA durch Schwarz-Blau, Spitalschließungen mit grüner Regierungsbeteiligung in den Ländern, Verschlechterungen bei der Arbeitszeit... Die Regierungsparteien sind der Feind der „Corona-Held*innen“ in den Spitälern, das lässt sich durch noch so viel Lob nicht ändert.

09.06.2020

Die Corona-Krise bestätigt, worum es der extremen Rechten mit ihrem Gerede von „Volk“ und „natürlichen Gesetzen“ eigentlich geht. Dabei haben es diese Ideolog*innen gerade mit den Naturwissenschaften nicht so. Darwin legte 1859 mit der Veröffentlichung von „Über die Entstehung der Arten“ den Grundstein der Evolutionsbiologie. Dem folgten über 160 Jahre Forschung bezüglich der Entwicklung von Leben und Lebensformen sowie der Wechselwirkungen von Evolutionsfaktoren und Umwelt. Nirgendwo geht es darum, dass ein Löwe ins Fitnessstudio geht, um stärker zu werden.

09.06.2020

„There is no alternative.“ - ein Satz der Galionsfigur des Neoliberalismus Margret Thatcher hat am letzten Bundeskongress der Grünen eine absurde Renaissance gefunden. 93 % stimmten für das türkis-grüne Koalitionsübereinkommen und bewiesen damit, wie sehr diese Partei als gesamtes bereit ist, den Kapitalismus mitzuverwalten und wie wenig Perspektiven für echte Veränderung sie hat. Die Grünen - eine Alternative zu Rassismus, Klimazerstörung und Sozialabbau? Fehlanzeige!

09.06.2020

Die EU hantelt sich von Krise zu Krise. Sie wird auch die aktuelle überstehen – und gleichzeitig auch nicht. Auf Dauer konnte das Projekt EU nicht funktionieren, weil es die Regierungen jedes Landes daran hindert, im Krisenfall das Optimum für den eigenen Wirtschaftsstandort zu tun (Stichwort: Abwertung, Subventionen, Steuergeschenke, Zerschlagung von Umwelt- und Arbeitsstandards). Diese Widersprüche waren immer da, konnten aber im Zaum gehalten werden, solange das “gemeinsame” Interesse größer war. Doch nun stehen wir am Beginn einer dramatischen Wirtschaftskrise.

09.06.2020

Während sich die Regierung im Blitzlicht ihrer Pressekonferenzen sonnt und sich für ihre Corona-Krisenpolitik selbst feiert, pfeift das Gesundheitssystem aus dem letzten Loch. Alleine um die aktuelle Qualität von Versorgung sicherzustellen, wären Milliarden-Investitionen nötig. Dass es (noch) nicht zu einem Kollaps wie in Italien oder den USA gekommen ist, liegt nur daran, dass das Kaputtsparen hier noch nicht so weit fortgeschritten ist. Doch die Richtung ist die gleiche.

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