Geld für Kunst statt für Konzerne!

Kunst ist die sprichwörtliche Butter am Brot und ist auch und gerade in Corona-Zeiten wichtig
Christine Franz

Die meisten Künstler*innen verdienen aus ihrer künstlerischen Tätigkeit weniger als 10.000€ pro Jahr, während wenige „Stars“ ein vielfaches im Monat bekommen. Kleine Theater kämpfen ums Überleben. Subventionen wurden seit 10 Jahren nicht mehr an die Inflation angepasst, was bedeutet, dass weniger Stücke produziert werden können. Der Bund fühlt sich nicht zuständig, Theater zu erhalten, oft können diese nicht renoviert oder technisch überholt werden. Schon vor Corona hat sich in Wien der PAKT formiert, der aus 15 Klein,- und Mittelbühnen besteht. Sie fordern mehr Geld für die „kleinen Kulturhäuser“ und ein Ende neoliberaler Denkmuster sowie gendergerechte Kultur.

Viele Künstler*innen arbeiten auf Honorarnotenbasis, ohne Anstellung und oft ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld. Viele haben nicht einmal Anspruch auf Karenz! Dazu kommen noch Knebelverträge: Das Burgtheater lässt sich ein Bühnenbild 350.000 Euro kosten, spart dann aber beim Chor. 300€ Abendgage klingt zwar nicht schlecht, sind jedoch bei 3 Vorstellungen im Monat, während die Choristen nirgendwo anders arbeiten dürfen, ein Hungerlohn.

Seit Corona ist die Realität vieler Künstler*innen noch schlimmer geworden: Die Kulturbranche hat nur im März 4,5 Millionen Euro verloren. Viele Künstler*innen verlieren ihre komplette Lebensgrundlage: Kein Kulturbetrieb – kein Geld.

Nun schnürt die Regierung Milliardenpakete für Großkonzerne, aber die Kulturszene bleibt auf der Strecke. Das wird sich auch unter der neuen Staatssekretärin nicht groß ändern, ist es doch Regierungslinie.

Und wo bleibt die Gewerkschaft? Natürlich ist es schwierig, sich hier zu organisieren, weil nur wenige Theater ein fixes Ensemble haben. Es braucht deswegen kämpferische gewerkschaftliche Strukturen, die unabhängig von der Kulturwerkstätte agieren können und der demokratischen Kontrolle aller Mitglieder unterstehen.

Der Handlungsbedarf ist groß: V.a. junge Künstler*innen müssen gefördert werden. Gerade hier gibt es Potential für Neues und Kritisches. Dafür jedoch bekommen sie kaum oder gar keine Förderung. Statt Luxusgagen für wenige braucht es ein lebenswertes Einkommen für alle. Doch gerade an großen Häusern sind die Einkommensunterschiede enorm.

Aber die Kulturszene wehrt sich: Am 1. Mai gingen 1.000 Künstler*innen auf die Straße. Ihre Forderungen zeigen von einer Bewusstseinsentwicklung:  Sie fordern u.a. eine schnelle, unbürokratische Hilfe für alle in Österreich lebenden und arbeitenden Menschen sowie die Senkung der Spitzengehälter der Manager*innen.

Als Teil der allgemeinen Politisierung findet diese auch in der Kulturszene statt: In den 70er Jahren gab es Protestbewegungen für die Entstehung von Klein- und Mittelbühnen, auch in der Frauenbewegung waren Künstler*innen aktiv. Nun regt sich erneut Widerstand, antikapitalistische Forderungen finden hohen Anklang. Wir laden bei den Protesten auch zur Vernetzung mit anderen Bereichen, wie dem Sozialbereich, ein.

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