Arbeitskämpfe während Corona?

Angesichts von Corona ist es wichtig, zu kämpfen – aber wie, ohne Kolleg*innen in Gefahr zu bringen?
Moritz Bauer

Weil es keinerlei arbeitsrechtlichen Schutz, sondern lediglich die Corona-Guidelines und die Fürsorgepflicht gibt, werden immer mehr Beschäftigte zurück an ihre Arbeitsplätze gezwungen – oder mussten sowieso die letzten Wochen immer zur Arbeit gehen. Gerade jetzt ist es wichtig, gegen Angriffe und für Verbesserungen zu kämpfen (siehe https://www.slp.at/artikel/bosse-sind-keine-corona-hawara-10060) – doch wie, ohne Kolleg*innen zu gefährden?  Hier können internationale Beispiele (siehe unten) helfen. So sind Straßenproteste eine Möglichkeit, Menschen über den eigenen Kampf zu informieren und sie können in Kombination mit Sozialen Medien zu großer Solidarisierung führen – Kundgebungen & Demos gehen auch Corona-sicher – mit Sicherheitsabstand, Masken & Co. Über Gruppen in sozialen Medien lassen sich Aktionen planen, weitere Schritte diskutieren und Solidaritäts-Aktionen koordinieren. Auch Streiks können mit möglichst geringer Ansteckungsgefahr organisiert werden: Zu Beginn der Corona-Krise beteiligten sich Tausende an – teils wilden – Streiks gegen verantwortungslose Chef*innen, für Schutzausrüstung und ähnliches – und halfen damit sogar, die Ausbreitung einzudämmen. Nicht nur, da die Ansteckungsgefahr im Freien niedriger und Social-Distancing einfacher ist als in Fabriken oder Büros, sondern auch, weil oft erst so Schutzmaßnahmen erkämpft werden konnten.

 


Streiken rettet Leben!

5.000 Beschäftigte im baskischen Mercedes-Werk und Arbeiter*innen in verschiedenen Fabriken in Italien, in Logistikzentren und im Hafen von Genua, sowie Arbeiter*innen in einem belgischen Audi-Werk streikten Mitte März angesichts von Corona für ihr Recht auf Gesundheit. Dieses mussten sie gegen den Willen der Konzern-Bosse durchsetzen, denn die wollten die Produktion weiterlaufen lassen. In der Zeitung des italienischen Unternehmensverbands Confindustria meinte etwa eine Kommentatorin: „Die Produktionsunterbrechung wäre ein schlimmer Fehler, das würde unseren Tod bedeuten. [...]“, ganz nach dem kapitalistischen Mantra, wie es Marx formulierte: „akkumuliere oder stirb“. Auch in Österreich streikten am 18. März 200 Arbeiter*innen in einer Fabrik nahe Linz für zwei Stunden gegen das „unverantwortliche Verhalten der Firmenleitung“.

Kampf um Jobs

Irland: Mitte April kündigte die Kaufhauskette Debenhams während des Lockdown 1.200 Arbeiter*innen - kurz nachdem es geheißen hatte, alle Jobs seien sicher. Die Kolleg*innen organisierten daraufhin mit Unterstützung der Socialist Party (ISA Irland) Proteste, konnten so in den (Sozialen) Medien auf sich aufmerksam machen und eine Welle der Solidarität auslösen. Unsere zentrale Forderung: Debenhams vergesellschaften!

Die Virus-Gewerkschaft

In Russland gründeten Aktivist*innen der Sotsialisticheskaya Alternativa (ISA Russland) eine „Virus-Gewerkschaft“, nachdem immer mehr Arbeitgeber*innen trotz Corona keinerlei Schutzmaßnahmen umsetzten. Über ein Social-Media-Formular wurden sie binnen weniger Tage mit hunderten Anfragen überhäuft - von Arbeiter*innen, die ohne MNS-Maske, Handschuhe, etc. arbeiten mussten, deren Gehalt im Home-Office gekürzt wurde oder die illegal gekündigt wurden. Neben der Unterstützung bei rechtlichen Fragen, konnten sie über öffentlichen Druck bei mehreren Unternehmen die Bereitstellung von Schutzausrüstung erreichen. Die Virus-Gewerkschaft unterstützt aktiv Kolleg*innen bei Streiks und in Auseinandersetzungen. Ein weiterer Fokus liegt darauf, Kolleg*innen zu vernetzen, um gemeinsame Aktionen zu organisieren und damit Verbesserungen zu erkämpfen.

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