Mehr Geld statt Applaus!

Till Ruster

Das Lob der  „Corona-Held*innen“ wurde bei der Regierung zur Begrüßungsformel bei Medienterminen. Bei vielen Beschäftigten kam das als blanke Verhöhnung an. Genau die, die da das Loblied gesungen haben, sind für die Einsparungen und extra Belastungen der letzten Jahre verantwortlich. Die Kürzungen bei der AUVA durch Schwarz-Blau, Spitalschließungen mit grüner Regierungsbeteiligung in den Ländern, Verschlechterungen bei der Arbeitszeit... Die Regierungsparteien sind der Feind der „Corona-Held*innen“ in den Spitälern, das lässt sich durch noch so viel Lob nicht ändert. Denn es mangelt am Nötigsten: Professionelle Schutzausrüstung ist bis heute nicht genug vorhanden. Beschäftigte in den Spitälern mussten zum Teil ihre Einweg-Masken zu Dienstschluss in den Spind geben, um sie die ganze Woche weiter zu tragen. Wegen solcher „Sparsamkeit“ liegt die Corona-Todesrate unter Gesundheitsbeschäftigen weltweit so hoch. Corona hat den Scheinwerfer auf die Probleme im Gesundheitssystem gerichtet, die es aber schon seit Jahrzehnten gibt.

Was es wirklich braucht, ist schlicht mehr Geld. Der Mangel bei den Pflegekräften hängt direkt mit der schlechten Bezahlung und den miesen Arbeitszeiten zusammen. In den letzten Jahren gab es viele Proteste gegen diese Missstände, z.B. rund um den Wiener KAV. Auch Ärzt*innen waren auf der Straße, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Dieser Kampf geht uns alle sehr direkt an: Lange Wartezeiten auf OPs, Rehaplätze oder Untersuchungen sind eine Folge der Sparpolitik der letzten Jahrzehnte. Die öffentliche Hand hat nicht genug investiert und gleichzeitig den gesetzlichen Rahmen geschaffen, um immer mehr Leistungen auszulagern und schleichend zu privatisieren. Längst ist es nicht mehr nur die Pharmaindustrie, die im Gesundheitssystem gigantische Profite macht. Mehr Geld vom Staat alleine wird das Problem also auch nicht lösen: Es braucht einen vernünftigen Plan, erarbeitet und umgesetzt von den wahren Expert*innen, den Beschäftigten im Gesundheitssystem und Patient*innenverbänden.

Mehr Personal im Spital!
Während Corona geht es viel um (Intensiv-) Bettenanzahl, und ob diese ausreicht. Ein Bett ohne Pflegepersonal ist aber natürlich wertlos. Daran mangelt es aber schon im „Normalmodus“. 20% mehr Personal in der Pflege fordert etwa die Gewerkschaft Younion, um die ärgsten Lücken zu stopfen. Die Arbeit ist extrem belastend. Lange Schichten und Einspringen sind an der Tagesordnung. Auch das macht den Gesundheitsbereich zu einer Burnout-Branche. Es braucht also deutlich mehr als diese 20%, denn eine Arbeitszeitverkürzung mit entsprechendem Personalausgleich ist überfällig! Mehr Lohn und bessere Arbeitszeiten: So wird auch der Beruf wieder attraktiver für Junge und er lässt sich tatsächlich bis zur Pension ausüben.

Keine Kosten für Patient*innen!
Tagespauschale im Spital, Rezeptgebühren... Gesundheit kostet viel, viel Geld. 16% der Bevölkerung leiden z.B. unter Heuschnupfen, alle Medikamente dagegen sind selber zu bezahlen. Die Versicherungsbeiträge zahlen nicht die Arbeitgeber*innen. Das sind Anteile unserer Löhne, die wir erarbeiten. Alle Gesundheitskosten müssen von der Kasse übernommen werden, ohne steigende Beiträge für Beschäftigte!

Keine Profite mit Krankheit!
16,5% der Bruttowertschöpfung in Österreich erfolgt in der Gesundheitsbranche. Milliardensummen fließen in Dividenden und private Taschen. Gesundheit ist so zentral wie die Wasserversorgung: Sie darf auf keinen Fall Profitzwängen unterworfen sein! Im Gegenteil: Die Kosten für eine wirklich gute Versorgung müssen wir über die Vermögen der Reichen finanzieren!

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