Zahlen & Fakten zum 1. Weltkrieg

Die Militarisierung der Gesellschaft beschleunigte sich: 1870 kam in den großen Industrieländern ein Soldat auf 75-100 ZivilistInnen. Im 1. Weltkrieg lag das Verhältnis bei 1:10 und darüber.

Die Aufrüstung begann viele Jahre zuvor. Beispiel Wettrüsten zur See: Im deutschen Kaiserreich galten die Flottengesetze von 1898 und 1900 als „großes nationales Werk“. Der Abstand zu Britannien wurde im Bereich der Marine trotzdem immer größer, obwohl die deutschen Marine-Rüstungsausgaben 1910/11 über 433 Mio. Mark kosteten. Die hineingepumpten Steuermittel waren derart hoch, dass sogar bedeutende Teile der herrschenden Klassen Deutschlands weiteren Plänen die Gefolgschaft versagten.

Während in manchen Branchen mehr als die Hälfte der Klein- und Kleinstbetriebe stillgelegt wurden, konzentrierte sich die Produktion. Der Monopol-Kapitalismus schlug zu. Z.B. Krupp: Auch nach Ende des Flotten-Programms (Krupp liefert Panzerplatten für Kriegsschiffe) brummte das Geschäft. Das Kriegsministerium gab Absatzgarantien, die Oberste Heeresleitung weitete die Kriegs-Subventionen aus. Aus Steuergeldern deutscher ArbeiterInnen wurden neue Produktionskapazitäten bei Krupp errichtet. 1914/15 lieferte der Stahlriese monatlich mindestens 150.000 Granaten und 280 Kanonen. 1916 verließen eine Mio. Geschosse monatlich die Werkshallen Richtung Front. Ein Bombengeschäft! Gustav Krupp hatte gute Gründe, „Patriot“ zu sein. Im Widerspruch dazu standen lediglich die lukrativen Waffendeals, die an die Entente-Mächte gingen.

Ende 1914 schlug ein Chemiker den Einsatz von Chlorgas vor. Es handelte sich bis dahin um ein Abfallprodukt der chemischen Industrie. Es ist potentiell tödlich und somit eine Massenvernichtungswaffe. Die „Badische Anilin- & Soda-Fabrik“ (BASF) konnte sofort täglich 40 Tonnen liefern und Millionen einstreichen. Es gab in der herrschenden Klasse keinen Aufschrei aus ethisch-moralischen Überlegungen. Zweifel kamen nur auf, da ja der Wind drehen könnte ...

Weit über 60 Mio. Soldaten waren im Einsatz. Die Mittelmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und Osmanisches Reich) mobilisierten zusammen ca. 22 Mio. gegenüber mehr als 42 Mio. der Entente- und alliierten Armeen (Frankreich+Kolonien, Britannien+Kolonien, Russland, Italien, USA u.a.). Jeder brauchte Kleidung, Helm, Stiefel und Nahrung. Der Zivilbevölkerung im Hinterland blieben Mangel & Ersatzstoffe. Alle Ressourcen gingen Richtung Zerstörung.

Die Gesamtproduktion an Granaten während des Weltkriegs wird auf eine Milliarde geschätzt. Allein bei Verdun 1916 sollen bis zu 50 Millionen Granaten verwendet worden sein. Die Masse des verwendeten Stahls lag bei 1,3 Mio. Tonnen. Zum Vergleich: Die Stahlkonstruktion des Eiffelturms: 7300 Tonnen.

Die pro totem Soldaten verschossene Munition wird nach heutigem Wert auf weit über 15.000 € geschätzt.

Nicht vergessen darf man die gesellschaftlichen Kosten der Kriegsgeschädigten (Amputationen, „Kriegszitterer“, Arbeitsunfähigkeit; z.B. hatten viele junge Soldaten keinen Beruf lernen können): ca. 20 Mio. Menschen.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: