Rote Seitenblicke: Der Mythos vom Nikolaus

Jan Millonig

Alle Jahre wieder (seit 10 Jahren) beschwört die FPÖ den Mythos, es gäbe in den Wiener Kindergärten keinen Nikolo mehr (tatsächlich wird gefeiert und die Kinder erhalten Geschenke). Es gab sogar Unterschriftenaktionen und Initiativen, wie z.B. „SOS-Abendland“. Die FPÖ nutzt es für rassistische Hetzte: „Wie kommen unsere Kinder dazu, dass sie aus falsch verstandener Rücksicht auf muslimische Kinder auf die lieb gewordene Tradition des Nikolaus-Besuchs verzichten müssen? […] Christliches Brauchtum ist zu erhalten und nicht auf dem Altar der Multi-Kulti-Phantastereien zu opfern.“, meinte FPÖ-Abgeordneter Weinzinger. Insgesamt ist die Frage, was Glaubensinhalte in öffentlichen Bildungseinrichtungen überhaupt zu Suchen haben. Doch beschränken wir Nikolo&Krampus mal aufs Brauchtum. Ein fremder Mann schaut in sein allwissendes Buch (Big Brother!) ob ein Kind brav oder schlimm war. „Warst du brav [Was auch immer das heißt?], bekommst du Geschenke. Warst du ‚schlimm‘ [?], wirst du bestraft.“ Laut Tradition mit Schlägen vom Krampus/Teufel. Das ist eine mittelalterliche („schwarze“) Pädagogik, für die solche politischen Kräfte ja auch stehen. So war es Sebastian Kurz (ÖVP), der Geldstrafen gegen Schulschwänzen vorgeschlagen hat. Und grad von Freiheitlichen gibts Positives zur angeblich „gsunden Watschn“. So sollen die Schäfchen mit Zucht&Orndnung, Law&Order gedrillt werden. Denn letztlich geht es doch immer um Einschüchterung und Unterdrückung, ob jetzt von kleinen oder großen Rebellen.

 

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