Demokratischer Aufbau des Bildungssystems statt Mangelverwaltung in der „Schulautonomie“

Die Betroffenen sollen selbst entscheiden
Tilman M. Ruster

„Schulautonomie“ klingt toll: weniger Bürokratie, dafür mehr Freiheit für die Schulen. „Die Schulen“ sind dabei aber eigentlich „das Rektorat“, ohne SchülerInnen und LehrerInnen. Die Rektorate müssen in der Praxis dann v.a. entscheiden, wie sie mit den schrumpfenden Budgets umgehen. Eine Erweiterung der Kompetenzen wird vermutlich auch bei der aktuellen Runde der „Schuldebatte“ mit (versteckten) Kürzungen einhergehen. Das Geld holen sich viele RektorInnen dann von außerhalb. Da sponsert Coca Cola dann einen Teil der Kopierkosten und stellt dafür Automaten auf. Nach der Bio-Stunde über gesunde Ernährung kann mensch sich dann dort mit Zuckersaft eindecken...

Immer mehr werden auch Eltern nicht nur für Schulausflüge, sondern auch für Bastelmaterial, Lernbehelfe etc. zur Kasse gebeten. Kinder aus ärmerem Hintergrund bleiben auf der Strecke. „Eigene Schwerpunktsetzung“, wie sie die Schulautonomie verspricht, kann das noch anheizen: Schulen in reicheren und in ärmeren Gegenden werden sich immer mehr unterscheiden und die soziale Selektion bei Bildung voran treiben.

Neben mehr Geld fürs Bildungswesen braucht es auch die Ganztags-Gesamtschule, die am besten in der Lage ist, SchülerInnen unabhängig von Extra-Förderung durch die Eltern zu bilden.

Die SLP fordert einen wirklich demokratischen Aufbau der Schulen. Es braucht Strukturen, in denen SchülerInnen und LehrerInnen zentral entscheiden können. Es sollen jene die Entscheidungen treffen, die auch die Konsequenzen tragen. Sonst bleibt die „Unabhängigkeit“ der Schulen nur ein Manöver der Regierung, die Verantwortung für die Kürzungen an die RektorInnen auszulagern.

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