Do 02.10.2025
Mit dem Herbst starten die Lohnrunden. Nach den Metaller:innen beginnt am 1.10. der private Sozial- und Pflegebereich zu verhandeln. Die Kollektivverträge (sie bestimmen die Bezahlung, Teile der Arbeitszeit und andere wichtige Arbeitsregelungen) von Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ), Caritas, Diakonie und Rotes Kreuz bestimmen maßgeblich die Situation im Sozialbereich und in der privaten Pflege, wobei der SWÖ-KV viele wichtige Regelungen (etwa die Gehaltserhöhung) de facto vorgibt.
Noch immer verdienen die Kolleg:innen im Sozialbereich und der privaten Pflege unter dem österreichischen Durchschnitt. Seit 2019 hat sich die Lage vieler Kolleg:innen sogar verschlechtert. Den Anfang machte der 3-Jahresabschluss 2020. Dieser bedeutete, dass 2022 für Vollzeitkolleg:innen zwar die Arbeitszeit von 38 auf 37 Wochenstunden reduziert wurde, es aber keine Lohn- und Gehaltserhöhung gab. Bei Teilzeitverträgen blieb die Stundenanzahl gleich – das Gehalt wurde um den fiktiven Wert einer Stunde (2,7%) angehoben. Gleichzeitig setzte aber mit 2022 die Teuerungswelle voll ein. Dies bedeutete große finanzielle Verluste für die Kolleg:innen, die auch durch die Abschlüsse 2023 und 2024 nicht wettgemacht wurden. 2024 wurde mit 4% wieder abgeschlossen, als hätte es nie eine Teuerung gegeben, dabei lag im Juni 2025 die Teuerung bei Lebensmitteln immer noch bei über 4,4%. Es braucht heuer eine massive Steigerung beim Gehalt und einen gemeinsamen Kampf gegen Kürzungen und Stellenabbau.
Gleich nach dem großen privaten Sektor verhandelt der öffentliche Dienst, darunter zehntausende Pfleger:innen und Beschäftigte von Krankenhäusern und öffentlicher Sozialeinrichtungen. Bei ihnen stellt die Bundesregierung sogar den kargen 2-Jahresabschluss vom letzten Jahr in Frage. Dieser bedeutete für letztes Jahr eine Gehaltserhöhung von 3,5% und sieht für dieses Jahr nur 0,3% über der Inflation vor. Teile der Bundesregierung wollen dies nun aufkündigen und runterdrücken. Sie drohen damit, übernächstes Jahr fix unter der offiziellen Inflationsrate abzuschließen – ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten.
Geprägt ist das Vorfeld der Verhandlungen von drohenden Kürzungen und Kündigungen. Wir brauchen eine Gewerkschaftspolitik, die dieser Angstmache konsequent die Interessen der Kolleg:innen entgegensetzt. Egal ob privater oder öffentlicher Bereich: es braucht +500€ und echte Arbeitszeitverkürzung, begleitet von gewerkschaftlichem Kampf gegen die laufenden Kürzungen. Eine solche Politik muss von unten erkämpft werden. „Sozial, aber nicht blöd“ sieht sich als kämpferische Basisinitiative, die versucht, Angebot und Motor für Kämpfe in so einer Entwicklung zu sein. „Sozial, aber nicht blöd“ fordert unter anderem:
- Eine Lohn- und Gehaltserhöhung von mindestens 500 Euro. Es ist wichtig, die besonders schlecht bezahlten Gruppen zu stärken – deswegen ein Sockelbetag.
- Konsequente Arbeitszeitverkürzung. Als ersten Schritt braucht es eine 35-Stundenwoche ab 1.1.2026, und zwar bei vollem Lohn und Personalausgleich. Eine Arbeitszeitverkürzung ohne gleichzeitige Lohnerhöhung würde bedeuten, dass wir die Arbeitszeitverkürzung selbst zahlen. Ohne Personalausgleich wiederum kann sie dazu führen, dass dieselbe Arbeit nun in noch weniger Zeit verrichtet werden muss. Viele Kolleg:innen fühlen sich wegen der extrem dichten Arbeit und mangelnden Dienstplansicherheit ohnehin schon ausgebrannt. Eine solche Arbeitszeitverkürzung, die real nur eine Arbeitsintensivierung bedeuten würde, würden sie zurecht als negativ empfinden.
- Mehr Personal. Nur so kann es eine echte Entlastung und ein Ende von Stress, Arbeit auf Abruf und anderen krankmachenden Arbeitsbedingungen geben.
- Demokratische Entscheidungen. Es ist unser Gehalt und unsere Verantwortung, wenn wir streiken. Daher muss ein KV-Abschluss einer Urabstimmung aller Gewerkschaftsmitglieder unterzogen werden.
In den letzten Jahren gab es im privaten Sozialbereich und in der Pflege viele Basisbewegungen. Viele Kolleg:innen sind wütend und wollen etwas tun. Darin besteht eine Chance, für echte Verbesserungen zu kämpfen. Wir von vorwärts werden versuchen, diese Bewegung bestmöglich zu unterstützen.

