Wohin treibt der Donaukanal?

Privatisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raums findet in allen größeren Städten statt.
Stefan Gredler

Der öffentliche Raum und dass man sich dort auch ohne etwas zu kaufen aufhalten kann steht immer mehr unter Druck – z.B. am Wiener Donaukanal. Parallel zur Ausbreitung von großen und teuren Lokalen am Donaukanal ist über die letzten Jahre etwas anderes aufgetaucht: die BierverkäuferInnen. Das Bier um 2€ ist nicht bewusst aus einer Gegenbewegung zu den überteuerten Getränken in den Lokalen entstanden. Viel mehr ist es ein Ausdruck davon, dass immer mehr Menschen zu wenig Geld haben. Reich wird dadurch wohl niemand - im Gegensatz zu den großen Gastro-Betrieben. Das billige Bier wurde erfreut vom öffentlichen Donaukanal angenommen. Für die Wirtschaft ist es ein Feindbild. Auf gastronews.wien wettert Peter Dobcak - er kandidierte im Oktober für die ÖVP und ist stellvertretender Obmann bei der Wirtschaftskammer – gegen die „Biermafia“ und die Menschen die den Donaukanal „verschmutzen“. Was sich dort abspielt bezeichnet er als ein „entwürdigendes Schauspiel“. Was die Besitzer der Gastronomie wünschen, setzt die rot-grüne Stadtregierung um. Seit Juni gibt es Razzien gegen die VerkäuferInnen, die Polizei ist viel präsenter. Bürgermeister Ludwigs neuer Slogan ist „Wien ist, was wir daraus machen.“ Stimmt – sie wollen den Donaukanal und Wien als Ganzes als profitablen Standort ausverkaufen. Davor wollen wir die Stadt verteidigen!

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