Toter Rekrut – Weil Sterben männlich ist?

Simon Salzmann

Jetzt ist schon wieder was passiert im Heer. Ein 19jähriger Rekrut ist während eines Marsches gestorben. Wohlgemerkt bei einer Temperatur von 34 Grad. Der junge Mann soll an Überhitzung gestorben sein. Zum Zeitpunkt des Todes lag die Körpertemperatur bei etwa 44 Grad.

Für diesen Vorfall wird keine unabhängige Untersuchungskomission eingerichtet. Das Bundesheer darf die Untersuchungen selbst leiten. Der Vater eines Kameraden des Verstorbenen spricht mit den Medien und greift das Heer frontal an. Vorwürfe, die schon seit Jahrzehnten bekannt sind, bekommen wieder ein wenig mehr Platz: Sinnlose Demütigungen, keine Rücksicht auf die RekrutInnen etc.

Einige Aspekte dieser überharten Herangehensweise resultieren aus einem verqueren Männlichkeitsbild. Es sei nicht männlich, krank zu sein. Es sei nicht männlich, Emotionen zuzulassen. Es sei nicht männlich, zu jammern. Lieber die Zähne zusammenbeißen und nichts sagen. Männlich ist es, Härte zu zeigen.

Anscheinend ist es ebenfalls männlich, nicht zu widersprechen. Die Rekruten werden auf das Arbeitsleben, auf den Umgang mit Hierarchien, mit ihren Chefs vorbereitet. Kein Widersprechen bei Überstunden oder unfairer Bezahlung. Das Motto des Arbeitslebens für Lohnabhängige im modernen Kapitalismus lautet: Hände falten, Goschn halten!

Die Sozialistische Linkspartei sieht in all diesen Auswüchsen die Systematik, die niederen Ränge unten zu halten und sie auf ein Leben voller Unterdrückung vorzubereiten. Wir fordern daher eine Demokratisierung des österreichischen Bundesheeres: Rekruten, ebenso wie alle anderen ArbeitnehmerInnen, brauchen Rechte! Diese sollen nicht nur auf Papier gebracht werden. Sie müssen einklagbar sein. Es braucht eine gewerkschaftliche Präsenz in den Kasernen. Der Sold der RekrutInnen muss auf 1.700 Euro im Monat angehoben werden. Alle höheren Ränge in der Heeresstruktur müssen gewählt werden. Das heißt allerdings auch, dass die PostenträgerInnen jederzeit abgewählt werden können.

Und für den konkreten Fall des verstorbenen Rekruten fordert die SLP eine unabhängige Untersuchung, getragen von AK, Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen.

 

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