Mc Jobs - Nein Danke

Romana Felix

Wie lautet die Verbindung des Unternehmerslogans „Karriere mit Lehre“ und der sprichwörtlichen „Mc Jobs“? Systemgastronom! Mc Donald´s hat sich entschlossen, etwas gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu unternehmen. Der neue Lehrberuf des „Systemgastronomen“ hat eine 3-jährige Ausbildungsdauer. Die Ziele der Ausbildung sind: hochqualifizierte Fachkraft im Restaurant und die Möglichkeit, später eine Funktion im Restaurantmanagement zu erreichen. Außerdem wird die Chance geboten, am WIFI einen Fachlehrgang „Systemgastronomie“ zu besuchen, wodurch man die Möglichkeit hat, die Konzession für das Gastgewerbe zu erlangen und später Franchisepartner von Mc Donald´s zu werden.
Weitere wichtige Ausbildungspunkte: Umgang mit Gästen (wofür bei einer Fast-Food-Kette ja eine umfangreiche Ausbildung nötig ist), Wartung und Instandhaltung der Arbeitsgeräte (wie säubere ich einen Grill fachgerecht?) und Lagerhaltung und Bestellwesen (wie verhindere ich, daß das Trockenmilchpulver klumpt?)

„Bildungsfahrten” durch Wien

Weiters sind Lieferantentouren in der Ausbildung eingeplant, um „dem Lehrling die Zusammenhänge über das Restaurant hinaus, verständlich zu machen“. Im Lieferwagen durch Wien zu fahren, bildet ja auch ungemein. Besonders wenn man einer späteren Karriere als Taxifahrer/in nicht abgeneigt ist. Schließlich gibt es noch den Ausbildungspunkt Produktpräsentation. Mc Donald´s hat sogar bei der Erstellung des Berufsbildes mitgearbeitet. Die Bezahlung kann sich sehen lassen. Im 1. Lehrjahr öS 5.500,-, im zweiten S 6.200,- und im dritten S 7.500,-.
Das klingt auf den ersten Blick gar nicht so übel. Die Gewerkschaft (HGPD) ist jedenfalls voll des Lobes. Wir sehen es weniger positiv. Der Konzern zahlt die relativ hohe Lehrlingsentschädigung nicht, weil er ein so menschenfreundliches Unternehmen ist. Tatsache ist, daß Mc Donald´s mit diesem Konzept Arbeitskräfte einsetzen kann, die einen Bruchteil des Gehalts seiner sonstigen Angestellten kosten, aber genau die gleiche Arbeit verrichten. Die angepriesene Funktion im Restaurantmanagement kann man auch ohne „Lehre“ erreichen.

Schöne Aussichten nach Lehre?

Nach Beendigung der Ausbildung hat man nur zwei Möglichkeiten: 1.) Man bleibt lebenslänglich bei Mc Donald´s. 2.) Man wird Franchisepartner von Mc Donald´s. In sämtlichen anderen Bereichen der Gastronomie wird sich kaum die Möglichkeit bieten, unterzukommen. Denn eigentlich ist man trotz Lehrabschlußprüfung nicht viel mehr als eine „angelernte Arbeitskraft“. Während der Lehrling in der normalen Koch-Kellner-Ausbildung Fertigkeiten wie eben das Zubereiten von Speisen, die Bedienung der Gäste usw. lernt, fehlt dies bei Mc Job´s fast zur Gänze. Die Kundenbetreuung beschränkt sich auf ein Minimum und die Zubereitung von Hamburgern & Co. ist rasch erlernt. Anstatt die Vielzahl von Lehrberufen zu Flächenberufen zusammenzufassen, läßt sich die Gewerkschaft von den Unternehmern vor den Karren spannen und verwirklicht eine Uraltforderung der Wirtschaftskammer  nach einer weiteren Aufsplitterung der Lehrberufe.

Bürgerliche Lehrlingskonzepte

Mit diesem Lehrlingskonzept wird die Arbeitskraft der Jugendlichen  den Bedürfnissen der Unternehmer  optimal angepaßt. Die Ausbildung und die weiteren Berufsaussichten bleiben dabei auf der Strecke. Denn je „spezifischer“ die Lehrberufe sind, desto schwieriger wird es, den Arbeitsplatz zu wechseln und die Unternehmer halten so einen weiteren „Trumpf“ gegen die Beschäftigten in der Hand. Entgegen den Forderungen der eigenen Gewerkschaftsjugend, die die Zusammfassung der Lehrberufe zu Flächenberufen fordert, machen sich die Fachgewerkschaften unter dem Deckmantel der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zum willigen Vollstrecker der Unternehmerforderungen.

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