MAN: Kahlschlag abgewehrt, Kampf nötig

Flo Klabacher

Anders als Minister*innen wie Kocher oder Schramböck sah die MAN-Belegschaft in Steyr keine „positive Zukunft“ in den Übernahmeplänen von Wolfs WSA: 2/3 der Beschäftigten stimmten gegen die Übernahme, also gegen die Streichung fast der Hälfte der Jobs und massive Lohnverluste für den Rest. MAN will nach der Urabstimmung das Werk endgültig schließen.

SLP-Aktivist*innen organisieren Solidarität für die Belegschaft und fahren immer wieder nach Steyr, um mit Kolleg*innen zu reden und Flugblätter zu verteilen. Vom vorsichtigen Optimismus beim Warnstreik im Oktober, dass ein Kompromiss zwischen Betriebsrat und Konzern verhandelbar sei, ist wenig über. Unser Vorschlag, einen echten Streik zu organisieren und den Konzern so unter Druck zu setzen (die VW-Tochter MAN macht weiter Profite mit dem voll ausgelasteten Werk in Steyr), rennt bei Vielen offene Türen ein. „Wir Leiharbeiter wollen streiken, selbst wenn nicht das ganze Werk dabei ist. Wir reden heute mit dem Betriebsrat darüber. Wir haben nichts zu verlieren. Wir sollen in den nächsten Wochen gekündigt werden“. Streik ist auch für viele aus der Stammbelegschaft zunehmend alternativlos.

Viele diskutieren nach ihrer Schicht mit uns Möglichkeiten, um das Werk zu verteidigen. Klar ist, die LKW-Industrie bietet wenig Zukunftsperspektive. Um Werk und Jobs langfristig zu erhalten, braucht es eine Neuausrichtung der Produktion. Manche fragen sich: Fehlt nicht die Vorlaufzeit für Produktentwicklung? Gibt es Investor*innen, die die Standortkapazitäten ausschöpfen können? „Man muss nicht kapitalistisch wirtschaften, der Betrieb sollte verstaatlicht werden“, sagt ein anderer. Wir stimmen zu. Zig Milliarden wurden im letzten Jahr an Konzerne ausgeteilt, oft streichen sie trotzdem Jobs. Was spricht dagegen, das Werk mitsamt der hochqualifizierten Belegschaft und den Produktionsmitteln zu verstaatlichen und in eine Neuausrichtung zu investieren? Profite, die die Beschäftigten dem Konzern bereits erwirtschaftet haben wären als Abgeltung mehr als genug für den VW-Konzern. Aber egal, ob Verbleib bei VW, Übernahme durch Investor*innen oder Verstaatlichung: Je entschlossener die Belegschaft und je klarer ihre Kampfstrategie ist, umso besser sind ihre Karten in jeder Verhandlung.

 

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