Habsburg-Fan bespuckt Kritiker!

Bericht von der Kundgebung gegen den „Trauerzug“ für Otto Habsburg
Tilman M. Ruster

Am vergangenen Samstag den 16.7. fand im Wiener Stephansdom ein Requiem für Otto Habsburg statt, anschließend wurde er in einer 1,2km langen Prozession durch die Wiener Innenstadt zur Kapuzienergruft getragen, wo er (traditionell ohne Herz) beigesetzt wurde.

Neben dem europäischen Hochadel nahmen auch die wichtigsten VertreterInnen der Republik teil, um dieser „historischen Persönlichkeit“ (Faymann), diesem „getreuen Staatsbürger der Republik“ (Fischer), diesem „glühenden Europäer“ (Spindelegger), diesem „kompromisslosen Vertreter Österreichs“ (Strache) Ehre zu erweisen.

Schon seit Habsburgs Tod am 4.7. waren die Medien in Österreich voller Lob und Achtung für sein Lebenswerk. Ein „Antifaschist“ sei er gewesen, ein „Republikaner“ bis zuletzt. Er habe so viel für die „europäische Einigung“ getan und wäre immer ein Streiter für „Österreichs Sache“ gewesen.

Hier wurde eine Geschichtsklitterung im großen Stil zugunsten eines Reaktionärs reinsten Wassers betrieben (s. Artikel).

Was also am in der Wiener Innenstadt stattfand war kein Trauer- oder Begräbniszug sondern eine politische Manifestation von konservativen und reaktionären Kreisen. Es war ein Schaulaufen der reaktionärsten Personen und Gruppen Österreichs und Teilen Europas zu sehen; Eine Demonstration elitären Gedankenguts. Die scheinbar nette und harmlose Folklore a'la Sissy kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ganz bewusst auch versucht wurde, Unterstützung für die reaktionären Ideen von Otto Habsburg zu werben.

Durch die dort versammelte Polit-Prominenz und eine extra angetretene Ehrenkompanie des Bundesheeres wurde dieser Schauerlauf auch noch zum quasi-Staatsakt aufgewertet.

Angesichts dieser politischen Machtdemonstration rechter Kräfte war Protest notwend

Nur die SLP organisiert Protest

Viele hat das aufgeregt - einzig die SLP organisierte einen Protest. Ab 17h hielten wir eine Kundgebung vor der Oper in Sichtweite der „Trauerzugstrecke“ ab. Eine Kundgebung auf der Kärtnerstraße wurde mit dem Hinweis auf die Interessen der dortigen Geschäfte untersagt. Ein Protest in direkter Nähe der rechten Demonstration ebenfalls - und mit Strafen von bis zu 3 Monaten Haft gedroht.

RednerInnen der SLP machten klar, dass es sich nicht um ein privates Begräbnis sondern eine Machtdemonstration des rechten Lagers handelt. Sie informierten über das Leben Otto Habsburgs als das was es war: das Leben eines Freundes von Faschisten und Diktatoren, der bis zuletzt nie ernsthaft auf den Kaiserthron verzichtete. Sie machten darauf aufmerksam, welche Persönlichkeit die versammelten PolitikerInnen dort ehrten. Nicht zuletzt ging es auch um die enormen Kosten des „Begräbnisses“, die in weiten Teilen von Republik und Land Wien getragen wurden und nach letzten Schätzungen 100.000 Euro und mehr betragen. Angesichts von brutalen Kürzungen bei Sozialem, Gesundheit und Bildung und dem immer noch enormen Vermögen des Habsburg-Clans ist es besonders absurd für diese eigentlich private Veranstaltung auch noch auf öffentliche Mittel zurück zu greifen.

Spuckende Habsburg-Fans und viel Applaus

Viele Befürworter des „Trauerzugs“ diskutierten mit uns. Während die meisten nur glaubten uns über den wahren Charakter Habsburgs und der Monarchie belehren zu müssen griffen uns einige tätlich an. Trotz „konservativer Werte“ wurde gespuckt, geschubst und beleidigt. Die massiv anwesende Polizei griff nicht ein.

Die Kundgebung war ein voller Erfolg: Viele kamen auf unsere Mobilisierung oder die Berichterstattung im Vorhinein. Eine Reihe von Medien war vor Ort. Auch MedienvertreterInnen waren erbost über die Vereinnahmungsversuche durch die Familie Habsburg - hingen doch die für den Zutritt notwendigen Presse-Karten die jedeR JournalistIn um den Hals tragen musste an einem schwarz-gelben Band! Auch viele PassantInnen blieben stehen um zuzuhören oder mit unseren AktivistInnen zu diskutieren. Die meisten beglückwünschten uns zu der Aktion und zeigten sich solidarisch. Die Kommentare reichten von "Ich bin zwar kein Sozi, aber ich finde das gut, was ihr hier macht" bis "Super dass endlich wer die Wahrheit über den Habsburg sagt." Viele waren auch schlicht dankbar für unsere Informationen über Habsburg, die ihrem alten Bild über ihn widersprachen. Auch unsere Zeitungen wurden gerne genommen.