Fusion AOL & Time Warner

Schöne neue Medienwelt
Paul-Reza Klein

Time Warner war der größte Vertreter der „alten” Medienwelt. Er vereinte: Fernsehen (CNN, div. Kabelfernsehkanäle und –infrastruktur), Film (Warner Bros.), Printmedien (Time Magazine,...), Bücher (Time-Life Books) usw. Der derzeit interessanteste Bereich von Time Warner ist das Musikgeschäft. Warner Music fusioniert ihreszeichens mit der Britischen EMI-Gruppe und setzen sich mit 25% Marktanteil an die Spitze im Musikmarkt. Zusammen haben beide Konzerne 2500 Musiker unter Vertrag, die jährlich 8 Mrd. Dollar einspielen.

Internet goes classic

America Online hat es als erstes Internet-Unternehmen geschafft, einen Partner aus den traditionellen Bereichen zu übernehmen. Als Internetprovider groß geworden, übernahm AOL CompuServe und die Softwarefirma Netscape samt wertvoller Portalsite und machte sich zum größten Provider mit 22 Millionen Kunden. Einer der Hauptgründe für die Übernahme ist für AOL-Chef Chase die Angst vor einem Crash der extrem hoch bewerteten Aktien von Internetfirmen wie AOL.

All in one

Das neue Medienkonglomerat heißt einerseits eine weitere Monopolbildung in der Medienwelt und andererseits der stetige Weg des Internets zum alles beherrschenden mehr oder weniger interaktiven Massenmedium. Die in jeglicher Hinsicht kommerzielle Ausschlachtung wird ihren Schatten auch auf die so oft gepriesene Unabhängigkeit der bürgerlichen Medien werfen. Dazu ein kleiner Denkanstoß: Unter Time Warner sind die wichtigsten der amerikanischen Nachrichtendienste vereint, wie z.B. CNN, Time und People. In Zukunft wird es also verstärkt heißen „Objektivität ade”. Die jetzt schon zweifelhafte Art, Medieninhalte zu präsentieren wird auch im Internet dominieren. AOL hat dazu mit seinen Startseiten und exklusiven Bereichen bereits die besten Voraussetzungen.

Tolle Aussichten

Allein die Vorstellung einer Kriegsberichterstattung plus passendem Film, der uns zeigt, wie moralisch gerechtfertigt der Krieg ist, natürlich mit der entsprechenden kritischen Distanz, garniert mit Hintergrundskandalgeschichten in diversen Magazinen (alles aus einem Haus), schlägt auf den Magen. Natürlich sind diese Zusammenhänge nicht neu – Aber AOL Time Warner stellt eine neue Dimension dar. Letztlich zeigt das ganze, was für eine Perspektive auf uns bezüglich Medienvielfalt und „objektiver Berichterstattung” zukommt.

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