Filmanalyse: ein Beitrag zum (sozialistischen) Feminismus?

English version below
Celina Brandstötter, Sarah Moayeri, Roberta.F.

Der derzeit laufende Barbie-Film knackt zahlreiche Rekorde an den Kinokassen und wird überall heiß diskutiert. Er spielte nach nur 17 Tagen 1 Milliarde Dollar ein und machte Greta Gerwig zur ersten weiblichen Solo-Regisseurin, die einen solchen Rekord aufgestellt hat. Vor allem viele Frauen und Queers finden sich in den im Film dargestellten Problematiken wieder. Konservative und Rechte, besonders in den USA, erklären den Film zu linker, „woker“ Propaganda. Innerhalb antikapitalistischer, linker Kreise wird der Film eher belächelt: „Wo ist denn hier bitte die Kapitalismuskritik?!“ heißt es.  Barbie-Hersteller Mattel ist es in der Tat geschickt gelungen, Rekordprofite mit dem Film und dem dazugehörigen Merch einzufahren. Ein großer Imagewechsel aus reinem Profitinteresse. Konzerne wie Mattel haben kein Interesse an einer echten Emanzipation von Frauen und queeren Personen. Sie versuchen aus allem Profit zu schlagen, auch aus der neuen feministischen Welle. Wir finden allerdings, dass der Film trotzdem zahlreiche positive Elemente enthält und die weitgreifende Begeisterung nicht einfach abgetan werden sollte.

„Diese Barbie erzählt dir vom Patriarchat“

Der Plot des Films behandelt die schockierende Konfrontation von Barbie mit der realen patriarchalen Welt außerhalb des „Barbielands“ inklusive Alltagssexismus, Sexualisierung und Objektifizierung sowie der Konfrontation mit unerreichbaren Schönheitsnormen. Wie es so schön im Film heißt: “Es ist unmöglich, eine Frau zu sein” - Also unmöglich, allen Erwartungen zu entsprechen. Zu Beginn ihrer Reise verbreitet Barbie sehr aufgeregt die weibliche Solidarität, an die sie in Barbieland gewöhnt ist. Sie sagt den Frauen, wie schön sie sind, und versucht, ihnen Selbstbewusstsein zu geben; doch sie merkt schnell, dass die ikonische Barbiepuppe bei der Umsetzung der Fantasie in das reale Leben versagt hat. Das große Versprechen des Feminismus der letzten Jahrzehnte scheint sich nicht durchgesetzt zu haben. Barbie ist sich nicht sicher, wie es dazu kommen konnte; schließlich können Frauen heute dank Barbie "alles sein" .... oder etwa nicht?

Im Gegensatz dazu beschließt der ewig zurückgewiesene Ken, der Barbie auf ihrer Reise begleitet, das Patriarchat im Barbieland einzuführen. Er ist als den Schönheitsidealen entsprechender, weißer, hetero Mann beeindruckt vom Patriarchat und etabliert es tatsächlich auch im Barbieland. Während Barbie versucht, die Dinge in der realen Welt in Ordnung zu bringen, überzeugt Ken alle Barbies im Barbieland davon, ihre Überflieger*innen-Karrieren über Bord zu werfen, ihre Mädelsabende aufzugeben und ihre Zeit bloß damit zu verbringen, den Kens das Leben zu verschönern und dem neu errichteten Patriarchat zu dienen. Mit Hilfe eines Mutter-Tochter-Duos aus der realen Welt gelingt es Barbie jedoch, die Ordnung umzukehren und zu verstehen, was die Kens zur Revolte veranlasst hat.  Die Kens lebten in einer Welt, in der sie nur in der Umlaufbahn von Barbie existierten. Sie werden am Ende erlöst, als sie durch Barbies Ermutigung, sich selbst zu finden, befreit werden. 

Der Film schafft es mit Witz und Ironie auf Alltagsprobleme vieler Frauen und Queers im Kapitalismus zu verweisen und sie gekonnt zu reflektieren. Angesichts einer sehr männlich dominierten Filmwelt, in der Frauen häufig nur als objektifizierte „Side-Character“ ,aus‘gestellt werden, ist das erfrischend. Und es ist nicht verwunderlich, dass viele Frauen sich davon angesprochen fühlen. Er schafft bewusst eine dystopische Welt, in der die Rollen vertauscht sind. Die Begeisterung um den Film drückt mitunter den verbreiteten Wunsch bei vielen Frauen und queeren Personen aus, dass ihre Lebensrealität tatsächlich auch im Kulturbetrieb wahrgenommen wird. Eben diese Form von Wahrnehmung und Repräsentation fand lange Zeit kaum im Mainstreamkino statt, nun greifen große Filmkonzerne diese Themen zunehmend auf.  Der Film richtet sich auch bewusst gegen Antifeminist*innen. Diejenigen, die ungeachtet der sehr realen gesellschaftlichen Missstände auf der Aufrechterhaltung des Status Quo bestehen. Und er tut das, indem er an Empathie appelliert und sagt: Wenn Männer es schaffen, die Gefühle, die Erfahrungen und die Unterdrückung von Frauen und queeren Personen zu verstehen und wirklich zu begreifen, werden sie sich auch solidarisch dem Kampf anschließen. 

Zudem bricht der Film das Stigma um vermeintlich schädliche oder “lächerliche” pinke „girly things“. Diese werden häufig entweder als negative, antifeministische Verkörperung von Genderstereotypen angesehen oder als typisches Mädchenspielzeug für „eitle“ Mädchen. Dahinter verbirgt sich ein sexistischer Kern, der Mädchen und queeren Personen abspricht, eigenständige Entscheidungen treffen zu können und sich auch mit vermeintlich typischen Mädchenkram zu befassen und trotzdem aus Genderstereotypen auszubrechen.  Die Wiederaneignung der Farbe Rosa und aller "mädchenhaften" Dinge ist im Film sehr gut gelungen und spricht vielen aus der Seele. Selbst der Teenager, der zu Beginn ganz in Schwarz gekleidet ist, trägt am Ende des Films Rosa. Diese Symbole sind keineswegs negativ konnotiert, sondern stehen im Film für die Stärkung von Frauen und Mädchen. Als Reaktion auf den Film haben wir im Internet eine Welle sexistischer Anti-Feminismus-Propaganda erlebt. Unter den vielen Artikeln, Tweets und Beiträgen auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen stachen uns jene besonders ins Auge, die nach dem Motto argumentierten: "Um Oppenheimer zu verstehen, braucht man Kenntnisse in Physik, Psychologie, Kriegsführung, Geschichte und Kultur. Um Barbie zu sehen, muss man einfach nur woke sein." Barbie hat sich als kontroverser Film erwiesen, der in der Lage war, die negativen Vorurteile gegenüber allem, was als "weiblich" wahrgenommen wird, zu entfachen und an die Oberfläche zu bringen. Wie tief Sexismus eigentlich verankert ist, zeigt sich genau hier.

Die Rezeption des Films und die Polarisierung verweisen aber auch auf veränderte Rollenbilder im Bewusstsein vieler Menschen, an die sich auch große Filmkonzerne wie Warner Bros. oder Barbie-Konzern Mattel anpassen. Firmen, die selbst bis vor wenigen Jahren noch Milliardengewinne mit der Verbreitung von toxischen Genderrollen verdient haben und nun „pink-washing“ betreiben. Sie versuchen, diesen Feminismus zu vermarkten. Das löst Unterschiedliches bei uns aus: Wir freuen uns, dass unsere Lebensrealität einen Platz auf der Leinwand findet. Aber wir sind auch wütend über dieses Pinkwashing. Schließlich sind es unsere Kämpfe, es sind Kämpfe von unten, die Veränderungen erwirkt haben. Die Tatsache, dass feministische Ideale nun in den Mainstream-Medien vertreten sind und große Unternehmen sie nutzen, hängt mit dem Effekt riesiger feministischer Protestwellen zusammen. Die letzten Jahre waren von zahlreichen feministischen Kämpfen geprägt, von Lateinamerika bis Polen, von Südkorea bis in den Iran: Kämpfe für Abtreibungsrechte, gegen Gewalt und Femizide, für LGBTQIA+ Rechte, gegen sexuelle Übergriffe und vieles mehr. Diese neue feministische Welle drückt einen Trend der Radikalisierung gegen patriarchale, ausbeuterische Zustände aus. Diese radikalen Veränderungen politisieren nicht nur Jugendliche, sondern breite Schichten weltweit. Deshalb ist die große Begeisterung für den Film, den viele als Ausdruck von ihren täglichen Erfahrungen mit Sexismus begreifen, nicht überraschend. Sie zeigt, dass sich zwar im Bewusstsein, also in der Einstellung von Menschen vieles getan hat, aber die realen gesellschaftlichen Zustände diesen radikalen Wandel eben nicht widerspiegeln.

Die „Manosphere“: ein antifeministischer Backlash 

Der Film ist aber auch in einer Zeit der tiefen Polarisierung erschienen. Dass die konservative rechte „Manosphere“, insbesondere in den USA, ein „wokes“ Feindbild in „Barbie“ erkennt, ist nicht weiter verwunderlich. Dass ein fiktionaler Film schon so viel Empörung und Angst unter Konservativen und Rechten auslösen kann, zeigt wie wenig “woke” Kapitalismus eigentlich sein “darf”. Selbst der durchaus begrenzte Feminismus, der im Zentrum des Films steht - Frauen sollten mehr an der Spitze von Unternehmen und Regierungen stehen, sollen gleichberechtigt mit Männern leben und sich frei ausdrücken können - wird zunehmend angegriffen. Die rechte Propaganda gegen den Film ist mit der stetig wachsenden rechtskonservativen Bewegung zu erklären. Nicht nur in den USA gibt es einen Backlash gegen aufbrechende Geschlechterrollen, auch in Europa findet diese bewusste Rückkehr zu traditionellen Rollenbildern statt. Diese reaktionären Ideen werden auch abseits von Internetforen und Demonstrationen verbreitet, um binäre Geschlechterrollen und die “traditionelle” Familie aufrechtzuerhalten. Es findet eine aggressive und beängstigende Re-Etablierung von Sexismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit in der Mainstreampolitik weltweit statt. Damit verbundene verheerende Folgen sind unter anderem Angriffe auf Abtreibungsrechte, queere Rechte (insbesondere Transrechte) und Rechte von weiblichen und queeren Arbeiter*innen.  

Dieser antifeministische Backlash, ganz besonders gegen LGBTQIA+-Personen, hängt mit der Angst der Herrschenden um den patriarchalen Status-Quo zusammen. Die Härte des reaktionären, antifeministischen Backlash ist allerdings nicht einfach mit der Angst vor dem Verlust der patriarchalen Macht von Männern oder „gekränkten Männeregos“ erklärbar. Als sozialistische Feminist*innen sehen wir das patriarchale System als notwendiges Element des Kapitalismus, das dazu dient, diesen aufrechtzuerhalten. Dieses System drückt sich unter anderem in der “traditionellen” Familie oder unbezahlter bzw. unterbezahlter Care- und Reproduktionsarbeit aus. Die heftige Wiederkehr von ultra-konservativ-bürgerlichen Rollenbildern ist mit der allgemeinen Krise des Kapitalismus verbunden, in der feministische Errungenschaften angegriffen werden müssen. Diese Geschlechterbilder sind letztlich nicht nur ein „kulturelles Phänomen“, sondern haben darüber hinaus eine ökonomische Grundlage. Das globale kapitalistische System steckt zurzeit in einer tiefen Krise, die sich in zunehmender Ungleichheit und Armut, Klimawandel, Kriegen, ökonomischen Tiefflügen und anderen Katastrophen ausdrückt. Dieser Krisenzustand macht es notwendig, hart erkämpfte feministische Zugeständnisse zurückzunehmen und den Status Quo versuchen zu sichern, um damit die Gewinne der Kapitalist*innen zu sichern.

„Where is working class - Barbie?!“

Natürlich wird im Film keine Kritik am Kapitalismus geübt, geschweige denn das Patriarchat, von dem im Film sehr viel die Rede ist, mit ihm in Verbindung gebracht. Geld und Profit werden im gesamten Film mit keinem Wort erwähnt. Barbie macht alle Jobs, es gibt eine Barbie-Astronautin, eine Barbie-Präsidentin, einen Barbie-Bauarbeiter, aber wofür arbeiten sie? Bekommen sie ein Gehalt? Oder arbeiten sie einfach für das Wohl von Barbieland? Aber diese Frage wird im Film nicht beantwortet - es scheint eher so, als wären die Widersprüche des Kapitalismus, das auch in Barbieland zu herrschen scheint, auf zauberhafte Art verschwunden. 

Das Gleiche gilt für das Beispiel aus der realen Welt. Das Teenager-Mutter-Duo kann einfach, wer weiß für wie lange, abhauen, die Arbeit und die Schule schwänzen. Die Männer, die den Mattel Konzern führen, scheinen sich ausschließlich der Aufrechterhaltung des Patriarchats verschrieben zu haben, während man argumentieren könnte, dass der Grund dafür, dass sie den Status Quo aufrechterhalten wollen, der wirtschaftliche Gewinn und die Macht ist, die ihnen das sichert. Selbst der Mann, der als Assistent arbeitet und den mächtigen Bossen die Nachricht von Barbies Flucht überbringt, müsste eigentlich feststellen, dass er und viele andere für den Profit und das Wohlergehen sehr weniger Menschen, die von Barbie profitieren, ausgebeutet werden. Im Gegenteil, er schließt sich ihnen an, um Barbie zurück nach Barbieland zu bringen, und ist scheinbar blind für den Spott und die sarkastischen Urteile, die er von seinen Vorgesetzten zu hören bekommt.

Auch als Barbie im Film realisiert, dass Frauen in der realen Welt keineswegs frei sind, sondern einem patriarchalen System unterworfen werden, wird kein wirklicher ökonomischer Bezug aufgeworfen, geschweige denn das kapitalistische System kritisiert. Der Film stellt das patriarchale System auf einer ausschließlich soziokulturellen Ebene dar. Patriarchale Strukturen werden über Wertvorstellungen thematisiert. Dass feministische Fragen einen ganz zentralen ökonomischen Kern haben, bleibt weitgehend ausgeblendet. Wo ist die alleinerziehende Barbie, die mit drei Jobs über die Runden kommen muss? Wo ist die Krankenpflegerin-Barbie, die mit Niedriglöhnen, Personalmangel und Burnout zu kämpfen hat? Wo sind die PoC Barbies, die täglich mit Rassismus und Sexismus zu kämpfen haben? Das kapitalistische System zu ignorieren, in dem Sexismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit ihre Wurzel haben, kommt einem Film, der versucht, den Verkauf von Barbiepuppen anzukurbeln und einen neuen Kund*innenstamm zu erschließen, natürlich sehr gelegen. 

Die Kens können von heute auf morgen ein Patriarchat im „Barbieland“ einführen, es wird dadurch als etwas von Männern "Ausgedachtes" dargestellt. Diese Männer sind im Barbieland übrigens nur erträglich, weil sie Barbie unterworfen sind, in der realen Welt werden sie als dumm und unfähig dargestellt.  Wie können solche unterwürfigen oder dummen Kreaturen ein so kompliziertes, unterdrückerisches System geschaffen haben? Ein System, das sehr reale und schädliche Auswirkungen hat, wie in der Szene zu sehen ist, in der Barbie auf der Straße einen Klaps auf den Hintern bekommt, ein System, das jeden Tag überall Frauen tötet? Alles auf das verletzte männliche Ego und die Schwäche der Männlichkeit zu schieben, scheint die einzige Möglichkeit zu sein, wie der Film diese Fantasie erzeugen kann, ohne das unterdrückerische kapitalistische System zu erwähnen. Das Patriarchat ist eben nicht einfach eine "Idee" von Männern, sondern ein reales, historisch gewachsenes System. Dass das Patriarchat letztendlich Männern auch nur Dinge verspricht, die es nicht halten kann und nur eine Illusion von "Macht" gibt, wird doch gleichzeitig sehr gut im Film thematisiert, unter anderem in dem gehypten "I'm just Ken" Song. Ken ist überhaupt eine der spannendsten Figuren im Film. Ständig zerbricht er an seinen eigenen Ansprüchen, ist enorm verletzlich und auch einsam. Diese Auseinandersetzung mit Männlichkeit öffnet viel Raum und Sichtbarkeit für eine Diskussion darüber, warum die Überwindung von patriarchalen Rollenbildern und Strukturen auch im Interesse von Männern ist. Einige der stärksten Szenen des Films sind die, in denen wir Männer weinen sehen, sehen, wie sie auch schwach sein dürfen. Wenn man bedenkt, dass Barbie sich nicht über dieses Verhalten lustig macht, für wen sind dann die Männer "Machos"? Auch die Thematisierung von alternativen Männlichkeitsvorstellungen, wie das von Alan vertretene, die keinen Platz in der Gesellschaft finden, ist spannend. Das zeigt sich auch daran, dass die Figur des Alan, der von Männern und Frauen, Kens und Barbies, verspottet wird, versucht zu entkommen, aber am Ende unerlöst in Barbieland stecken bleibt.

Dass “Barbie” einen Arbeiter*innenbezug aufweist, ist selbstverständlich kaum zu erwarten. Dass jedoch beinahe jegliche Verbindungen abseits der kulturellen Ebene von Rollenbildern und Sexismus ausgeblendet werden, vermittelt den Eindruck, das Patriarchat sei nur eine Frage kultureller Einstellungen. Der Kampf um die Befreiung von toxischen Geschlechterrollen, Sexismus und anderen Ausprägungen zutiefst patriarchaler Gesellschaftsstrukturen und Kultur ist untrennbar und unvermeidlich mit dem Kampf gegen den Kapitalismus verbunden. Diese Kämpfe bedingen sich gegenseitig. Eine "feministische Entscheidung" kann nicht die Lösung sein, um umfassende Rechte für gefährdete und unterrepräsentierte Gruppen zu erreichen. 

Die „Lösung“ der Barbies im Film ist es, die „Kens” auszutricksen und sich ihrer eigenen unterdrückten Rolle bewusst zu werden. Dass sich beispielsweise Frauen in Teilzeitarbeit oder in Niedriglohnbranchen nicht einfach gegen ihre Unterdrückung entscheiden können, greift der Hollywoodfilm nicht auf. Strukturelle Probleme von weiblichen und queeren Arbeiter*innen können nicht allein durch mehr Aufklärung gelöst werden, auch wenn ein feministisches Bewusstsein extrem wichtig für diesen Kampf ist. Die Barbies führen einen “Aha”-Effekt herbei, indem sie über die strukturelle Unterdrückung, die sie im neu errichteten Patriarchat erleben, sprechen. Sie machen sie sichtbar und verbreiten die Botschaft, dass das kein lebenswertes Leben ist, keine freie Entscheidung. Sie öffnen den Barbies die Augen. Der Film schafft es sehr gut zu zeigen, wie viel Wert das eigentlich ist. Zu sehen und zu verstehen, was die eigene Unterdrückung bedeutet. Dass wir nicht alleine sind mit Catcalling, Männern, die uns die Welt erklären wollen, sexistischen Übergriffen und Gewalt. Dieser “Aha”-Effekt hat in der Realität schon bei sehr vielen Menschen eingesetzt und drückt sich eben deshalb zunehmend in Kämpfen aus: Allein die Erkenntnis reicht also nicht. 

Auch wenn der Film den Kapitalismus ignoriert, ist es gut und wichtig, dass eine solche Erzählung in die Mainstream-Popkultur Eingang gefunden hat. Sehr viele Frauen und Queers haben allein das Kino-Erlebnis gefeiert, das eine Umgebung geboten hat, in der es okay ist, Pink zu tragen und „girly“ zu sein, ohne dafür verurteilt zu werden. In der es akzeptiert, ja sogar gefeiert wird, Barbie irgendwie cool zu finden. Etwas, wofür viele von uns als kleine Kinder verspottet wurden. Viele haben es als kleinen Moment des Empowerments und der gegenseitigen Solidarität erlebt - ein Element, das auch immer wieder im Film vorkommt, wenn zum Beispiel Barbie einer älteren Frau in der realen Welt auf der Straße sagt, wie schön sie ist. Wir möchten für eine Welt kämpfen, in der dieses Gefühl allgegenwärtig ist, in der wir angstfrei leben und unser Leben in vollen Zügen genießen können - abseits von Geschlechter- und Schönheitsnormen, Ausbeutung und Unterdrückung. Auch Barbie entscheidet sich am Ende trotz der Widrigkeiten für die reale Welt, dafür, Mensch zu sein. Sie stellt fest, dass ihre Arbeit im Barbieland getan ist, während der Kampf in der realen Welt noch nicht vorbei ist und sie ein Teil davon sein muss. Wir kämpfen gegen reale, unerträgliche Bedingungen, gegen die tägliche Gewalt und die Bedrohung unseres Lebens durch Sexismus, Rassismus und Kapitalismus - weil wir keine andere Wahl haben.

 

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Review: Is this Barbie (socialist) feminist?!

Celina Brandstötter, Sarah Moayeri, Roberta F.

The blockbuster Barbie film currently showing in theatres breaks numerous records at the box office and is hotly debated everywhere. It earned $1 billion after just 17 days, making Greta Gerwig the first woman solo director to reach such a record. Above all, many women and queer people find themselves reflected in the problematic experiences lived by the characters in the film. Conservatives and members of the right-wing, particularly in the US, declare the film to be leftist, "woke" propaganda. Whilst within anti-capitalist left-wing circles, the film is mostly ridiculed: "Where is the criticism of capitalism here?!" they say. Mattel has indeed cleverly succeeded in ranking in record profits with the film and the accompanying merchandise. A big image change out of pure profit interest. 

Corporations like Mattel have no interest in real emancipation of women and queer people. They try to profit from everything, including the new feminist wave. However, we find that the film contains numerous positive elements and that the widespread enthusiasm for it should not be simply dismissed.

"This Barbie tells you about the patriarchy"

The film sarcastically shows Barbie's shock when confronted with the real world outside of "Barbieland". To Barbie’s confusion, the real world is a patriarchal society dominated by rampant everyday sexual harassment, sexism, sexualization and objectification of human bodies. As it is so beautifully said in the film: "It is impossible to be a woman" - In other words, impossible to meet all expectations.

In the start of her journey, she very excitingly spreads the female solidarity she is used to in Barbieland. She tells women how beautiful they are and tries to empower them; yet, she quickly realises how the iconic Barbie doll has failed in bringing the fantasy to real life. The mentality switch has failed to represent itself in the institutions. The great promise of feminism in recent decades doesn't seem to have taken hold. Barbie is unsure of how this could have happened; after all, thanks to Barbie, women today "can be anything".... can they not? 

On the contrary, tagging along on Barbie’s mission, Ken, as a white good-looking cis man, is astounded by the Patriarchy and proceeds to learn about it. In the course of the film, the eternally rejected Ken decides to bring "the patriarchy" to "Barbieland" and, whilst Barbie is trying to fix things in the real world, Ken proceeds to convince all Barbies in Barbieland to ditch their high-flying careers, and their girls nights, and to instead focus on spending their time serving and supporting the creation and growth of the newly established Patriarchy in Barbieland. 

Nonetheless, with the help of a real-world mother-daughter duo, Barbie manages to revert the order and understand what led the Kens to revolt.  The Kens lived in a world where they only existed in the orbit of Barbie. They are redeemed at the end when they are freed through Barbie’s encouragement to go find themselves. Barbie apologises admitting that “less nights could have been only girls’ nights ”. 

With ironic humour, the film manages to refer to the everyday experiences of many women and queer people living under capitalism. In view of a very male-dominated film world, in which women are often only 'exhibited' as objects of the men-gaze, it is not surprising that many women feel attracted to this film that wittingly creates a dystopian world in which the roles are reversed. The enthusiasm around the film expresses a widespread desire among many women and queer people that the reality of their lives actually be perceived in the culture industry. For a long time, this very form of perception and representation hardly took place in mainstream cinema, but now major film companies are increasingly taking up these issues.  Feminism should be viewed as a political movement in dialogue with the thinking of its time. In broader mainstream culture the film is also addressed at anti-feminists. Those who, regardless of the very real failures of the patriarchy, insist on maintaining the status quo. And it does so by appealing to empathy, saying that if men manage to understand and truly comprehend the feelings, experiences, and oppression of women and queer people, they will be able to truly comprehend the damages that the patriarchy does to us all and hopefully join the struggle in solidarity. 

The reappropriation of the colour pink and “all things girly” is very well achieved in the film and speaks to many from the soul. Even the hostile teenager dressed in all black, by the end of the film is wearing pink. Far from having a negative connotation, these symbols come to represent empowerment for women and girls in the film. Therefore, countering the sexist argument that denies girls and non-binary people the freedom to make their own decisions. We have witnessed waves of sexism anti-feminism propaganda as a response to the film online. Among the many taglines and posts on the various social media platforms, one that popped out for us was "to understand Oppenheimer you need to have a knowledge of physics, psychology, warfare, history and culture... to see Barbie you need to be woke." Barbie has proven to be a controversial movie that has had the capacity to ignite and bring to the surface the negative bias towards everything that is perceived as "feminine". How deeply entrenched sexism actually is can be seen here.

However, the reception of the film and the polarization also point to changing gender roles in the consciousness of broad masses, to which even large film companies such as Warner Bros. or Barbie company Mattel are adapting. Companies that even until a few years ago earned billions in profits from the dissemination of toxic gender roles and now engage in "pink-washing." They are trying to market this feminism. This triggers different things in us: We are happy that the reality of our lives finds a place on the screen. Cultural representation is an important step to influence the necessary mindset change. But we are also angry about this pinkwashing. After all, these are our struggles, they are struggles from below. The fact that feminist ideas are now represented in mainstream media and big companies are using them is related to the effect of huge feminist protest waves. The last few years have been marked by numerous feminist struggles, from Latin America to Poland, from South Korea to Iran: struggles for abortion rights, against violence and femicide, for LGBTQIA+ rights, against sexual assault, and much more. This new feminist wave expresses a trend of radicalization against patriarchal conditions. These radical changes politicize not only young people, but broader layers worldwide. Therefore, the great enthusiasm for the film, which many see as an expression of their daily experiences with sexism, is not surprising. It shows that although much has changed in people's consciousness and attitudes, the real social conditions do not reflect this radical change.

The “Manosphere”: the anti-feminist backlash

But the film also appeared at a time of deep polarization. It is not surprising that the conservative right and the "Manosphere", especially in the US, see in this “woke” Barbie an enemy. That a fictional film can already trigger so much outrage and fear among conservatives and the right-wing shows how little "woke" capitalism is actually "allowed" to be. Even the quite limited feminism that is at the center of the film - women should be more at the top of companies and governments, should live on an equal basis with men and should be able to express themselves freely - is increasingly under attack.

The right-wing propaganda against the film can be linked to the steadily growing right-wing conservative movement. It is not only in the US that there is a pushback against expansion of the traditional gender binary but also in Europe where a conscious effort to maintain gender as a binary concept and the “traditional” family can be witnessed. On the internet, at demonstrations and beyond right-wing mainstream politics is trying to maintain the traditional gender binary. The devastating consequences can be seen in the attacks on abortion rights, queer rights, trans rights and rights of women and queer workers and the working class in general.

This anti-feminist backlash, especially against the LGBTQIA+ community, can be explained by the fear of the ruling class that these movements and sentiments might be strongly shaking the patriarchal status quo. However, it would be simplistic to excuse this anti-feminist reactions to the film simply to the “offended male egos”. As socialist feminists, we see the patriarchal system as a necessary element of capitalism that serves to sustain it. This system is expressed, among other things, in the structures of the family, in underpaid care work and the exploitation of reproductive work or work as women’s third burden. The violent resurgence of ultra-conservative, bourgeois gender ideas can be linked to the general crisis of capitalism, in which feminist achievements have to be withdrawn. Those bourgeois-conservative gender norms are ultimately not just a “cultural phenomenon” but have an economic basis that is expressed on a socio-cultural level. The global capitalist system is currently in a deep crisis. This crisis is expressed in large issues such as widening inequalities, climate change, war, but also in economic low flights and the opacity of supply chains in all necessary products such as food or textiles. This state of crisis makes it necessary to withdraw hard-won feminist concessions in order to secure the economic gains of the capitalist class.

“Where is working-class Barbie?!"

Of course, there is no criticism of capitalism in the film, let alone linking patriarchy, to it. There is no mention of money and profit in the entire film. Barbie does all the jobs, there is Barbie Astronaut, Barbie President, Barbie construction worker, but what are they working for? Are they receiving salaries? Or are they simply working for the good of Barbieland? But this question is not answered in the film - it seems rather as if the contradictions of capitalism, which also seems to exist in Barbieland, have magically disappeared. 

Same goes for the real-world example. The teen-mother duo can just take off for who knows how long, skipping work and school, with their very nice car. The men in the Barbie’s board of trustees seem to be purely dedicated to the cause of maintaining the patriarchy, whilst one might argue that the reason for them to want to maintain the status quo is the economic profit and power that it ensures them. Even the man who works in the cubicle who breaks the news of Barbie’s escape to the powerful bosses, should be bitter in realising that him, and many others, are being exploited for the profit and welfare of very few people. On the contrary, he joins them in the quest to bring Barbie back to Barbieland and is seemingly blind to the mockery and sarcastic judgement he receives throughout by his superiors.

The fact that the question of feminism has a central economic core remains hidden in other aspects. Where is the single mother Barbie who has to make ends meet with three jobs? Where is Nurse Barbie struggling with low wages, staff shortages and burnout? Where are the PoC Barbies who struggle with racism and sexism on a daily basis? Ignoring the capitalist system that has given light to the patriarchy, seeing men as the only breadwinners, and using unpaid care work to sustain it, seems very convenient for a film that is trying to bring back its sales of Barbie dolls and tap into a new customer base.  

The Kens can introduce a patriarchy in Barbieland overnight, thereby presenting it as something "made up" by men who, by the way, in Barbieland are bearable only because they are subjugated to Barbie, and in the real world are depicted as stupid, incapable and offensive. How can such submitted or stupid creatures have created such a complicatedly oppressive system? A system that has very real and damaging effects, as seen in the scene where Barbie gets slapped on the ass in the street, a system that kills women everywhere every day? Blaming it all on the hurt male ego, and the weakness of masculinity, seems to be the only way that the film is able to create this fantasy without mentioning the way more oppressive capitalist system.

The fact that the patriarchy ultimately only promises men things that it cannot keep and only gives an illusion of "power" is nonetheless addressed in the film, including in the hyped "I'm just Ken" song. Ken is one of the most compelling characters in the movie. He is constantly broken by his own demands, is extremely vulnerable and also lonely.  This confrontation with masculinity opens up a lot of space and visibility for a discussion about why overcoming patriarchal role models and structures is also in the interests of men. Some of the strongest scenes in the film are where we see men cry, showing they can be weak. Considering that Barbie does not mock that behaviour, who are men being “machos” for? There is also no place for alternative ideas of masculinity, such as the one represented by Alan. This is also evident in the fact that the character of Alan, who is mocked by men and women, Kens and Barbies, tries to escape but ends up stuck in Barbieland, unredeemed.

That "Barbie" has a working-class connection is, of course, hardly to be expected. However, the fact that almost any connections beyond the cultural level of role models and sexism are left out gives the impression that patriarchy is only a question of cultural attitudes. The struggle for liberation from toxic gender roles, sexism, and other manifestations of deeply patriarchal social structures and culture is inextricably and inevitably linked to the struggle against capitalism. These struggles are mutually dependent. A "feminist choice" cannot be the solution to achieving comprehensive rights for vulnerable and oppressed groups.

The Barbies’ “solution” in the film is to psychoanalyse the “Kens” and let them free to discover who they are in this Barbieland. Yet, the Hollywood film does not address the fact that women in part-time work or in low-wage industries cannot simply decide against their oppression. Structural problems of female and queer working-class people cannot be solved by more education alone, even if a feminist consciousness is extremely important for this struggle, it should not be the individual’s struggle alone. The Barbies create an "aha" effect by talking about the structural oppression they experience in the newly established patriarchy. They make it visible and spread the message that this is not a life worth living, not a free choice. They open the Barbies' eyes. The film manages very well to show how much value that actually is. To see and understand what one's oppression means. That we are not alone with catcalling, men who want to explain the world to us, sexism and violence. This "aha" effect has already begun in reality for very many people and is increasingly expressed in struggles for this very reason: So just realizing it is not enough. 

Even though the film is capitalism-blind, it is an achievement for such a narrative to make into the mainstream pop culture. A great many women and queers have celebrated the cinema experience alone as an environment where it's okay to wear pink and not be judged for it. In which it's okay to think Barbie is cool and a reminder of childhood memories. Something many of us were mocked for as little kids. Many of us have seen this cinematic experience as a small moment of empowerment, mutual solidarity and sisterhood - an element that also appears again and again in the film, for example when Barbie tells an older woman in the real world on the street, wearing a sparkling pink hair band, how beautiful she is. We want to fight for a world in which this feeling is omnipresent, in which we can live without fear and live our lives to the full - away from gender and beauty norms, exploitation and oppression. In the end, despite the adversities of the real world, Barbie realises that her work is done in Barbie Land, whilst the fight in the real world isn’t over and she needs to be a part of it. She decides to be human. We fight against real, unbearable conditions, against daily violence and the threats to our lives posed by sexism, racism and capitalism - because we have no other choice.