Frisch gekämpft: Vom walisischen BerarbeiterInnenstreik 1898 zur Gründung der Labour Party

Jan Rybak

Obwohl Ende des 19. Jahrhunderts Großbritannien das fortgeschrittenste kapitalistische Land war, fehlte es an einer unabhängigen Partei der ArbeiterInnenklasse. Die Gewerkschaften organiserten fast ausschließlich Facharbeiter. Sie lehnten sich politisch an die Liberale Partei an, erhofften von ihr Brosamen vom Tisch des rapid aufsteigenden Kapitalismus. Ab den 1890er Jahren fiel die Wirtschaft in eine tiefe Krise und die ArbeiterInnenklasse versuchte in zahllosen Streiks ihre Lebensgrundlage zu verteidigen. Das setzte die Frage der politischen Form des Klassenkampfes und der Organisation auf die Tagesordnung.

Der Streik der walisischen Bergleute 1898 zeigte die organisatorischen und politischen Schwächen der ArbeiterInnenbewegung. Fünf Monate streikten die Bergleute für höhere und sicherere Löhne. Die Unternehmen reagierten mit Aussperrungen und Streikbrechern. Die Regierung setzte „Schlichter“ ein, die den Streikenden schlechte Bedingungen diktierten. Die Gesetze waren ausschließlich von bürgerlichen Parteien gemacht worden. Es fehlte an umfassender gewerkschaftlicher Organisierung, einer politischen Partei und einem politischen Programm. So musste die „Schlichtung“ letztlich akzeptiert werden. Die Folge war jedoch steigende Militanz und v.a. die Gründung der South Wales Miners‘ Federation, die wenig später auch eine wichtige Rolle bei der Schaffung einer politischen Organisation der ArbeiterInnenklasse, der Labour Party, spielte. 

 

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