Die Zukunft des Kosovo?

Aus einem Statement des Komitees für eine ArbeiterInneninternationale
Nicole Huy-Prech

Zusammenstöße und die steigende Zahl von Toten im Kosovo lassen einen neuerlichen Krieg am Balkan befürchten. Die albanische Bevölkerung war und ist einer brutalen Repression durch die serbische Regierung und Miliz ausgesetzt, gegen die sich zunehmend Widerstand organisierte. Die Ursachen für das blutige Auseinanderbrechen Jugoslawiens liegen aber auch in der sich in den 80er und 90er Jahren vertiefenden wirtschaftlichen und sozialen Krise, auf die die verschiedenen Teile der jugoslawischen Bürokratie mit wachsendem Nationalismus reagierten.
Im März 1989 verlor der Kosovo seine 1974 erlangte Autonomie, die serbische Verfassung von 1990 bestätigte diesen Zustand. Die serbische Siedlungspolitik, während der Kriege in Bosnien und Kroatien, erhöhte die Spannungen im Kosovo.
Aus Angst, daß bei einem Krieg auch Albanien, Griechenland, Bulgarien und die Türkei involviert werden könnten, versucht der Westen, die Region mit allen Mitteln zu befrieden. Er will nicht, daß sich die Instabilität auf die ganze Region ausdehnt. Tatsächlich hat der Imperialismus seine Unfähigkeit, eine stabile, friedliche Lösung auf kapitalistischer Grundlage herbeizuführen, in den letzten Jahren bewiesen.
Die internationale ArbeiterInnenbewegung trat bereits vor dem 1.Weltkrieg für die Schaffung einer demokratisch-sozialistischen Föderation am Balkan ein. Allerdings war die nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete „Jugoslawische Föderation", obwohl sie nicht kapitalistisch war,  trotzdem weder demokratisch, sozialistisch noch eine wirklich gleichberechtigte Föderation.
Als SozialistInnen unterstützen wir das Recht auf Selbstbestimmung und das Recht der Mehrheit im Kosovo auf ihren eigenen Staat. Ein solcher auf kapitalistischer Basis wäre aber wieder nicht unabhängig, sondern in der Hand einer oder mehrerer imperialistischer Mächte.
Aber es sind nicht „die SerbInnen" die Feinde „der AlbanerInnen" – ihre Unterdrücker sind die serbische Elite und reaktionäre Kräfte. Der Kampf gegen nationale Unterdrückung muß gegen die wirklichen Unterdrücker gerichtet sein. Wenn die UCK – die Kosovo Befreiungsarmee – wahllos irgendwelche SerbInnen angreift, vertieft das die Feindschaft zwischen den verschiedenen Nationalitäten nur. Nur eine Massenbewegung, die sich selbst verteidigen kann, kann der Repression tatsächlich ein Ende setzen. Das würde bedeuten, AlbanerInnen UND SerbInnen in demokratische Strukturen einzubinden, die sowohl gegen die Repression der serbischen Autoritäten als auch gegen ethnische Konflikte kämpfen.  Wenn die ArbeiterInnenbewegung die Führung übernimmt und in der Praxis zeigt, daß sie ein Kosovo der Arbeiter und Kleinbauern, mit allen Rechten für  Minderheiten, schaffen will, welche mit ArbeiterInnen, Jugendlichen und Kleinbauern/-bäuerinnen aller Balkanländer zusammen arbeiten will, um ethnische Konflikte, Armut und Ausbeutung zu beenden, kann ein neuer Krieg verhindert werden.

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