Diagnose: zu wenig Ressourcen

Der Pflegenotstand ist eine politische Entscheidung. Geld ist genug da, nur nicht im Gesundheitssystem.
Drei Pflegekräfte aus Oberösterreich

Die kapitalistische Spar- und Kostenlogik durchdringt alle Lebensbereiche und durch die Krise wird das auch im Gesundheitsbereich immer spürbarer. Der chronische Mangelzustand in der Altenpflege und in den Spitälern macht Pflege immer mehr zu einem „Abarbeiten“ nur des absolut Notwendigsten. Das Personal leidet unter den gesundheitlichen Folgeschäden der Arbeitsbelastung, wie umfangreiche Studien darstellen. Die Bedürfnisse der PatientInnen kommen oft zu kurz, wie wir in unserer Arbeit täglich erleben. Mit einem Zynismus, der seinesgleichen sucht, wirft die Politik den Beschäftigten vor, nur zu „sudern“ anstatt „es sich besser einzuteilen“. Es wird (bewusst) ein Zustand geschaffen, in der unter den KollegInnen selbst Streit und Druck entsteht. Mit Schlagworten wie „Sachzwänge“ oder „Finanzierbarkeit“ wird der Vormarsch des Neoliberalismus in der sozialen Versorgung gerechtfertigt. Die schwarz-grüne Spitalsreform in Oberösterreich soll (2009-20) 2,3 Milliarden Euro einsparen, das sind 778 Betten und fünf Abteilungen!

Die Ergebnisse sind, dass die erhaltenen Fähigkeiten der KlientInnen nicht ausreichend gefördert werden können, weil die Zeit fehlt. So werden Menschen unweigerlich „ins Bett gepflegt“. Wir haben eine Situation, wo sich die Würde von Kranken und Sterbenden mit der Unterbesetzung auf der Station schlägt. KollegInnen bleiben teilweise (illegal) mehrere Stunden länger im Dienst, damit das Arbeitspensum erfüllt werden kann. Durch das ständige „Reduzieren“ von Personal werden Dienste herumgeschoben. Die Nachbesetzung frei werdender Personalstellen lässt gerne auf sich warten. Stattdessen werden Auszubildende und Zivildiener als leicht verfügbare, aber unterqualifizierte Arbeitskräfte ausgenutzt.

Die beschriebenen Missstände sind nur einige Beispiele aus einer Liste, die AltenbetreuerInnen, PflegeschülerInnen, KollegInnen aus der Pflege für diesen Artikel zusammen gestellt haben. Die Situation ist untragbar, da sind wir uns einig. Es wird Zeit, dass wir beginnen, von unten Widerstand zu organisieren!

 

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