8. März Belgien: Nie gab es mehr Gründe, am Internationalen Frauen*tag auf die Straße zu gehen!

"Campagne Rosa" (die belgische Schwesterorganisation von ROSA)

Letztes Jahr marschierten 10.000 Menschen am 8. März in einer landesweiten Demonstration in Brüssel, die letzte große Demonstration bevor Belgien in den Lockdown ging. Es gibt nicht einen Aspekt der Frauenunterdrückung, der nicht durch die Pandemie und die Wirtschaftskrise verschärft wurde. Heute wird es nicht möglich sein, eine Massendemonstration zu veranstalten (erlaubt sind nur lokale Aktionen mit maximal 100 Personen), obwohl es nie mehr Gründe dafür gab: die hart erkämpften Rechte der Frauen aus der Vergangenheit sind in Gefahr!

Deshalb hat die Campagne Rosa einen ausgeklügelten Plan für Aktionen in 15 Städten gemacht, mit mehreren Aktionen gleichzeitig in größeren Städten, die Gründung neuer ROSA-Gruppen mit vielen Frauen, die uns kontaktiert haben und nach Möglichkeiten gesucht haben, aktiv zu werden.

ROSA-Lehrer*innen erarbeiten Unterrichtseinheiten zum Thema Frauenunterdrückung und versuchen, Kolleg*innen und Schüler*innen mit einzubeziehen; ROSA-Schüler*innen werden für kostenlose Menstruationsprodukte in der Schule kämpfen und für eine angemessene Sexualerziehung, die das Einverständnis betont und nicht heteronormativ ist. Beide werden die schreiende Notwendigkeit von massiven Investitionen in die Bildung vorbringen: zu große Klassen, bröckelnde Schulgebäude, ein eklatanter Mangel an Lehrer*innen... all das hat eine große Rolle dabei gespielt, Bildungseinrichtungen während dieser Pandemie zu einem riskanten Ort zu machen.

Wir wollen auch auf die wachsende Zahl von großteils Frauen aufmerksam machen, denen droht ihren Arbeitsplatz zu verlieren, und fordern eine Fortsetzung der staatlichen Unterstützung für die Arbeiter*innen im Gastgewerbe, im Tourismus, im Kultur- und Veranstaltungsbereich sowie eine kürzere Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich.

Außerdem werden wir Aktionen gegen Gewalt an Frauen und LGBTQI-Personen durchführen, die Aktionen der nicht registrierten Migrant*innen unterstützen, die durch die Besetzungen einer Kirche und einer Universität in Brüssel eine Legalisierung fordern, und unsere Solidarität mit den Frauen in Polen und ihrem Kampf gegen das Abtreibungsverbot zeigen. Auf dem zentralen Versammlungsplatz in Brüssel haben wir auch eine Rednerin des Arbeiter*innenkollektivs Santé en Lutte (Gesundheit im Kampf) eingeladen, um die Mobilisierung für die zweite große Demonstration der Arbeiter*innen des Gesundheitswesens im Mai zu starten, die eine massive öffentliche Refinanzierung des Sektors fordert.

Unser Ziel ist es, uns an diesem wichtigen symbolischen Tag Gehör zu verschaffen, die Forderungen der Frauen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und ROSA Gruppen in neuen Städten aufzubauen, um uns auf die Zeit vorzubereiten, wenn  Massendemonstrationen wieder möglich sind.

Wenn wir kämpfen, können wir gewinnen!

Neben den vielen Gründen zu kämpfen, hat die Kampagne ROSA an diesem 8. März auch zwei Siege zu feiern:

 - die Erkämpfung des Mindestlohns von 14 Euro für alle Beschäftigten an der Universität Gent, ein Kampf, an dem ROSA vom ersten Tag an beteiligt war, in enger Zusammenarbeit mit der sozialistischen Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes an der Universität;

- die Tatsache, dass Jef Hoeybergs - der ROSA wegen Verleumdung angezeigt hat, weil wir seine ekelhaften sexistischen Aussagen weltweit bekannt gemacht hatten - selbst wegen dieser Aussagen verklagt wird - nicht weniger als 1500 Menschen haben aufgrund von ROSAs Material auf Facebook eine Klage eingereicht!

Es zeigt, wie wichtig eine konsequente Mobilisierung ist - ohne ROSAs Aktionen gegen das Treffen, auf dem Jef seine widerliche Masche durchziehen wollte, wären seine Aussagen nicht skandalisiert worden. Nur indem wir unsere Wut konkret auf die Straße tragen, kann der Druck auf Justiz und Politiker*innen erhöht werden.

Es zeigt auch, wie wichtig es ist, Kämpfe um konkrete Forderungen herum aufzubauen, die wirkliche Veränderungen herbeiführen können und nicht in allgemeinen Prinzipien stecken bleiben. Ein 14 Euro-Mindestlohn würde für große Gruppen von Frauen einen großen Unterschied machen und der Kampf dafür verbindet den Kampf für Frauenrechte mit demjenigen der Arbeiter*innenbewegung. Es ist diese Einigkeit, die solche Forderungen durchsetzen kann.

Die Kampagne ROSA wird weiterhin an dieser Stelle Druck machen: Statt symbolischer Frauenstreiks fordern wir den Aufbau von Einheit und Solidarität am Arbeitsplatz im Kampf gegen alle Formen von Diskriminierung, für echte feministische Streiks, die die volle Kraft der Arbeiter*innenbewegung nutzen, um Siege zu erzielen. Dieses Jahr werden die Einschränkungen es schwierig machen, echte Streiks durchzuführen. Denn ein erfolgreicher Streik kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern muss konkret aufgebaut werden. In den kommenden Jahren werden wir gemeinsam mit kämpferischen Gewerkschafter*innen weiter für den 14-Euro-Mindestlohn kämpfen und jede Gelegenheit dazu aufgreifen.

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